Wie kann man sich nur so verrennen
"Experten" die Postkutsche und Pferd als Spitze der Mobilität ansahen, befürchteten, Menschen würden stante pede dem Irrsinn verfallen, wenn sie nur "diese modernen Eisenbahnzüge" an sich "vorbeirasen" sähen, nicht zu reden davon was das Schicksal für die Insassen solcher Gefährte wohl bereithalten würde.
Genauso kommt mir der ganze Quatsch den PD täglich hier absondert vor. Ein Typus, der keine Entwicklung kühl und distanziert zu betrachten vermag. Ja es gibt Probleme bei praktisch allem was Mensch je erfunden hat und erfinden wird. Völlig normal - ganz besonders am Anfang - wenn noch keine Routine, keine Selbstverständlichkeit eingezogen ist.
Was tatsächlich problematisch ist, diese Technologie ist disruptiv und wird die scheinbar eingefahrene bisherige Form der Mobilität in jeder Hinsicht aufmischen. Doch die Gründe dafür liegen im bisherigen Verständnis, wie Mobilität "auszusehen hat". Bislang und in erstaunlich kurzer Zeit hat sich die Anzahl der von Individuen besessenen und betrieben "Autos" vervielfacht. 1950 also gerade mal vor 68 Jahren betrug der KFZ Bestand 2,7 Millionen - davon waren ganze 700.000 PKW. Inzwischen liegt der Bestand von PKW bei rund 46,5 Millionen (das 6.643fache) davon sind "andere KFZ" mit ca. 17,2 Millionen vertreten (das 860fache) Die komplette KFZ-Flotte (63,7 Millionen) hat sich insgesamt seit 1950 um das 2.359fache vergrößert.
Jedem der bereit ist zu denken, wird die große Differenz in der Entwicklung sofort auffallen. Die Zunahme der PKW (um das 6.643fache) ist mit "normaler Entwicklung" längst nicht mehr vergleichbar. Addiert man zu diesen von privat getragenen Investitionen noch all das hinzu, was notwendig war um diese Mengen zu parken, gelegentlich auch fahren zu lassen, wird der Irrsinn dieser Entwicklung geradezu greifbar.
In nur einem bei heutigen Standards kurzen "Lebensspanne" von 68 Jahren kann diese Entwicklung kaum mit "notwendigem Bedarf" erklärt werden. Hier wurde mit reichlich "Nebenwirkungen" (Umwelt und Gesundheit lassen herzlich grüßen) ein völlig unsinnige Ressourcenvernichtung betrieben. Der Anteil an durchschnittlich und absolut gefahrenen km dieser "Stehzeugflotte" hätte jedes Beförderungsunternehmen längst ruiniert. Während alle anderen Mobilitätssysteme (in der Mehrheit öffentlich getragen und finanziert) in völlig unsinniger Konkurrenz stehen, werden Jahr für Jahr Milliarden in eine Scheinmobilität investiert, die allenfalls auf "dem flachen Land" überhaupt als sinnvoll bewertbar eingestuft werden kann.
Es gibt nun wahrlich kein wie immer geartetes "Naturgesetz", welches festlegt, jeder Mensch benötigt sein eigenes Gefährt und alles was dies an "Nebenkosten" für die Gesellschaft hervorruft. Es ist recht cleveren Verkaufsstrategen gelungen die ganze menschliche Dummheit zu mobilisieren um damit weltweit eine Ressourcenvernichtungsindustrie aufzubauen, welche es in dieser Größenordnung noch niemals gab.
Es sollte eigentlich allen, die dafür genügend Verstand besitzen klar sein, diese Verschwendung steht in immer größerer Konkurrenz zu all den Produkten die Menschen tatsächlich zu Überleben benötigen.
Wenn man bereit ist darüber nachzudenken und den Zeitpunkt für eine Zäsur als angemessen erkennt, wird man gewiss nicht über nochmal 46,5 Millionen - diesmal elektrisch befeuerte PKW nachdenken. Es ist geradezu ein Glücksfall, dass sich die dazu notwendigen Ressourcen nicht ebenso leichtfertig beschaffen lassen, wie die bislang geradezu mühelos beschaffbaren fossilen Treibstoffe.
Ein Glücksfall auch, die zahlenmäßig geringen Reichweiten die mit den derzeitig verfügbaren Reichweiten der Batterien erzielt werden können. Ganz nebenbei zeigen diese Vorstellungen wie weit man zwischen jedem Tanken (theoretisch) fahren kann, den ganzen Irrsinn in voller Schönheit. Obschon der Durchschnitt aller 46,5 Millionen PKW bei < 40km pro Tag liegt, müssen es mindestens 600 und mehr km sein, die man am Stück fahren können muss. Das nimmt deutlich pathologische Züge an, was da als "normale" Erwartung kommuniziert wird. Viele - 17% aller Stehzeugbesitzer fahren unter 5.000 km/a was kalendertäglich rund 14km ergibt (kaum jemand in dieser Gruppe fährt überhaupt täglich).
Infografik "Autofahrer in Deutschland nach selbst gefahrenen Kilometern pro Jahr von 2013 bis 2017 (Personen in Millionen)" PDF :
Quelle : ADAC "Mobilität in Deutschland" Die Jährlich Fahrleistung der PKW-Flotte (Durchschnitt 14.259 km/a) liegt bei rund 663 Milliarden km. Nur "Gott" weiß, wie viele sinnlose Parallelfahrten darin enthalten sein müssen...
Nun tauschen alle 46,5 Millionen PKW-Eigner - nach Vorstellung von z.B. User PD - sozusagen "über Nacht" ihren "Fossilen" gegen ein e-Mobil aus. Triumphierend wird dann behauptet, dass es dafür nicht genügend Ladepunkte gäbe und falls doch, das e-Netz sofort zusammenbrechen würde.
Soviel geniale Logik wäre es auch, wenn man morgen entdecken würde, der Mond besteht aus Schweizer Käse und das ruiniert folgerichtig sofort sämtliche Käsehersteller auf diesem Planeten.
Mit dem Aufkommen von e-Mobilen, ist nicht der sinnlose Ersatz aller fossilen PKW gekommen, sondern der Zwang, über Ressourcen und real notwendige Mobilität nachzudenken, gekommen. Selbst, wenn man tatsächlich alle PKW rein elektrisch betreiben wollte, würde ein großer Teil der Produzenten die bislang für fossile PKW produzieren, zum Teil komplett verschwinden und andere mit einem Bruchteil der Beschäftigten auskommen. Addiert man noch die gleichzeitigen Veränderungen wie "Industrie 2.x" - Digitalisierung - Zunahme von höchst effektiven Robotern alle Klassen hinzu, zeigt das erst das "ganze Bild" einer höchst disruptiven Entwicklung.
Was wirklich dringend erforderlich ist, wäre die Umstellung einer praktisch längst gescheiterten "fossilen Welt" auf ein nachhaltige ressourcenschonenden Recyclingwelt die im vollen Umfang auf die notwendige Energie mit größtmöglicher Geschwindigkeit aus EE aller möglichen Formen bezieht.
Wie lange wird man sich da noch jährlich allein in D beinahe 700 Milliarden "individuell" gefahrene Mobilität leisten können ? Gleichgültig ob nun fossil oder mit EE....
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)