franktoast hat geschrieben:(06 Jun 2018, 16:10)
Man stelle sich das sozialistische oder kommunistische Utopia vor, in dem es keine Preise gibt. Demzufolge hat man auch keine Chance herauszufinden, was aufwändiger herzustellen ist und somit "teurer". Man tappt völlig im Dunkeln. Ich vermute, dass man sich das gar nicht vorstellen kann.
PS: Und nein, im sozialistischem Paradies gibt es keinen kapitalistischen Nachbarn, an dessen Marktpreisen man sich orietieren kann, wie es im Realsozialismus war.
du versuchst hier die Idee einer klassenlosen Gesellschaft, nennen wir es "Kommunismus" als "Utopie" zu verunglimpfen, indem du ihn mit den Ansprüchen, Mitteln und Zielen kapitalistischer Produktion zu vergleichen versuchst. Zu alledem wirfst du dabei Begriffe wie Kommunismus und Sozialismus zusammen in einen Topf. Es steckt also viel Unwissen, Unverständnis und Polemik in deinem Versuch.
Ich will dir zu deinen "Informationen in Preisen" und zu deiner Kommunismus-Häme folgendes sagen:
Der Preis ist, wie du richtig erkennst, nur ein Maß für den Aufwand, der in einem Produkt steckt. Im Kommunismus könnte es einfach durch das Maß an Arbeitszeit ersetzt werden, so wie die Menschen schon vor 10.000 Jahren die Effektivität ihrer Arbeiten verglichen haben, um herauszufinden, auf welche Weise sie ihr Leben erleichtern können, also wie sie weniger arbeiten oder mit gleicher Arbeit mehr Nutzen erreichen können. Es soll im Kommunismus auch nicht wie im Kapitalismus darum gehen, dass gleiche Arbeitszeiten unterschiedlich bemessen werden, weil z.b. jemand klüger, begabter oder stärker ist. Denn dies würde wieder nur zu einer "Verwertung" dieser Unterschiede führen z.b., dass jemand weniger als andere arbeiten müsste oder sich mehr als andere aneignen könnte. Man muss sich also von diesen kapitalistischen Vorstellungen der Verwertung von Arbeitszeit lösen, wenn man das Konzept verstehen will. Wenn man also wissen möchte, welche Produktion "teurer" ist, vergleicht man im Kommunismus die darin enthaltene Arbeitszeit. Was für das Konzept der "gleichwertigen" Arbeit für verschiedene Arbeiten spricht ist folgende Überlegung: Der Wert von Arbeitszeit wird durch den viel höheren Wert, der in dieser Zeit verlorenen Lebenszeit überlagert. Lebenszeit kann man nicht mit Geld aufwiegen, denn Lebenszeit ist begrenzt. Auch nach der neoklassischen Grenznutzentheorie müsste Arbeitszeit als unwiderruflich verausgabte Lebenszeit mit jeder verstreichenden Sekunde immer wertvoller werden und kann auch nicht durch die in dieser Zeit erschaffenen Werte bemessen bzw. aufgewogen werden
Die Arbeitszeit kann bei dieser Sichtweise "wertmäßig" also nur eine untergeordnete Rolle spielen und verlorene Lebenszeit kann auch nicht unterschiedlich bemessen werden, nur weil jemand "privilegierter" für bestimmte Produktionshandlungen ist. Es sollte soweit einleuchten, dass es in einer kommunistischen Ökonomie darum geht, Wohlstand zu vermehren, das Leben zu erleichtern und das kostbarste Gut des Menschen - die Lebenszeit - schonend und nach den Bedürfnissen der Menschen einzusetzen.
Kommen wir zur Produktion:
Innerhalb von kapitalistischen Unternehmen findet ein reger Wissenstransfer statt, der als Ursprung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts angesehen werden kann. Dieser muss sogar stattfinden, wenn das Unternehmen konkurrenzfähige Produkte herstellen will. Für diesen Prozess braucht es jedoch keinen Preis, denn nicht im konkurrierenden Wettkampf auf Märkten liegt das menschliche Schöpfertum, das ständig neue Dinge erfindet und neue Werte erschafft, sondern es liegt im Wissenstransfer und in den kooperativen Handlungen innerhalb der einzelnen Unternehmen. Die Konkurrenz auf dem Markt ist lediglich ein äußerer Zwang, der ständige Verbesserungen im Produktionsprozess einfordert und der dem Kapitalismus seine ungeheure Dynamik verleiht. Und diese hat leider nicht nur positive, sondern auch negative Folgen für Gesellschaft und Umwelt.
Im Kommunismus gibt es stark abweichende Zielsetzungen, um nützliche Dinge zu produzieren. Hier steht nicht der Eigennutz im Vordergrund, der als Nebeneffekt oder aufgezwungenes Mittel des Konkurrenzkampfes zu wissenschaftlich-technischen Fortschritt führt, sondern es sind die gesellschaftlichen Bedürfnisse in Abwägung mit individuellen Bedürfnissen, die diesen Prozess steuern. Die äußeren Zwänge im Kapitalismus als "Motor des Fortschritts" sind im Kommunismus die gesellschaftliche Zielsetzungen, zu denen maßgeblich - aber nicht vordergründig - die individuelle Bedürfnisbefriedigung zählt. Was jedoch vollkommen gleich zum Kapitalismus ist und dies ist der entscheidende Faktor für den sich ständig weiterentwickelnden Wohlstand: innerhalb der Unternehmen werden durch Kooperation und Wissenstransfer neue Wege gesucht, um das Leben der Menschen auf dieser Welt zu vereinfachen und die Menschen mit nützlichen Dingen zu versorgen. Denn das sind typisch menschliche Motivationen und ökonomische Handlungen seit Beginn der Urgesellschaft und keine Erfindungen des Kapitalismus. In der bürgerlichen Ökonomie werden die Menschen von den gesellschaftlichen Beziehungen in der ökonomischen Sphäre "entfremdet" und auf eigennützige Verwertungshandlungen reduziert, die sich irgendwie durch eine "unsichtbare Hand" zum Gemeinwohl formen sollen. Der Kommunismus hingegen stellt die vorhandenen gesellschaftlichen Beziehungen in der Ökonomie in den Vordergrund des Handelns.
Dass die Dynamik der Güterproduktion (zumindest in der Theorie) nicht so groß wie im Kapitalismus ist, wird dadurch aufgewogen, dass die Unternehmen nicht in Konkurrenz zueinander stehen und deshalb ein uneingeschränkter gesellschaftlicher Wissenstransfer stattfinden kann. Hierdurch entstehen ganz neue ökonomische Dynamiken und Effekte. Weiterhin wird nach ermittelten tatsächlichen Bedarf und deshalb Umwelt- und Ressourcen-schonender produziert. Die Menschen haben mehr Zeit für wichtigere Dinge im Leben als den größten Teil des Tages materielle Güter zu produzieren. Nicht unerwähnt bleiben soll natürlich, dass die Bedürfnisse aller Menschen befriedigt werden können, unabhängig von ihrem Geldvermögen. usw.
Ich denke, das sollte einige Fragen beantworten, auch wenn die Antworten dir bei dem Verständnis einer auf kapitalverwertenden Ökonomie nicht weiterhelfen werden
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. (Gandhi)