Europa2050 hat geschrieben:(25 May 2018, 10:11)
In aller Kürze und aus dem Kopf:
- die Möglichkeit, dass Minderheiten benachteiligt werden „wenn 140 Mio. Araber und 6 Mio. Juden demokratisch über die Zukunft Arabiens abstimmen, haben 6 Mio. ein Problem“ -> Lösung: Abgrenzung, Nationalismus
- die Frage nach der Schwarmintelligenz. Treffen Millionen Amateure eine „bessere“ Entscheidung als ein Planungsbüro von Profis -> Kommunismus
- und für die Zukunft: ist der individuelle Mensch noch das Maß aller Dinge, wenn Daten, Algorithmen und Maschinen für die Zukunft der Menschheit viel wichtiger sind als Menschen(massen)
Alles aber eher gesellschaftspolitisch, ökonomische Aspekte spielen nur am Rande eine Rolle.
Ich hoffe, das hilft dir weiter ...
Ja, danke.
Nun ist auch immer die Frage, was man unter einem Begriff versteht. Ich verstehe Liberalismus klassisch. Gerade wenn man aus einer menschheitsgeschichtlichen Perspektive schaut, ist das ja durchaus angebracht, also auf die "roots" und das Wesentliche zu schauen. Und klassisch stand das Eigentum im Zentrum des Liberalismus, das Private. Und das steht nun dem Gedanken, dass eine Mehrheit übergriffig werden darf, nur weil sie eben die Mehrheit ist, völlig entgegen. Liberalismus ist letztlich der Schritt aus dem gewaltsamen "might makes right". Die Idee, die sich auch in die deutsche Verfassung gerettet hat, dass es keine entschädigungslose Enteignung geben darf, ist klassisch liberal, dass das Individuum vor dem Kollektiv/Staat zu schützen ist, ist klassisch liberal, dass eine Verfassung im Wesentlichen den Staat begrenzen soll und ein grundsätzliches Abwehrrecht gegen den Staat konstituiert, ist klassisch liberal.
Das ist ein Kernliberalismus, der auch nicht immer wieder neuverhandelt wird, über den nicht "abgestimmt" wird. Er ist somit praktisch apolitisch und zeitlos.
Beim ersten Punkt würde ich dann auch von "Demokratismus" sprechen, oder schlicht von der Diktatur der Mehrheit.
Der Liberalismus ist hingegen "demokratisch" in Gestalt des Marktes, also durch den Austausch zwischen den Akteuren. Die Stimme, der "Wahlzettel" ist dann der eigene Beitrag, der Dollar oder Euro, den man jemand anderem freiwillig gibt und dafür etwas als Gegenleistung erhält.
Wenn man in einem Supermarkt politisch oder demokratistisch werden würde, dann müsste man allen Menschen, die sich dort gerade zufällig aufhalten, darüber abstimmen lassen, wie so ein durchschnittlicher Einkaufswagen zu bestücken sei.
Man würde dazu alle Geldbörsen einsammeln und in einen großen Topf leeren. Das ist dann das kollektive Budget. Das muss dann "Anzahl aller Einkaufswagen * Wageninhalt" decken. Und dann betreibt man "Wahlkampf" über die Zusammensetzung des Warenkorbs, mit dem dann jeder nach Hause gehen darf ... irgendwann, wenn alles geklärt ist.
Der eine will Milch, der andere ist laktoseintolerant. Der nächste will sich betrinken, ein anderer ist strikter Antialkoholiker. Der eine will das besonders weiche fünflage Toilettenpapier für seinen empfindlichen Hintern, ein anderer will unbedingt die Umwelt retten und greift nur zu Recyclingpapier, das extragrobe.... Viel Geschrei entsteht, Diskussionsrunden, Für und Wider. Komissionen bilden sich. Ausschüsse. Gremien. Räte... Beschlüsse werden gefasst. Am Ende kommt irgendein Korb heraus, mit dem niemand völlig glücklich sein kann.
Bei einer liberalen Demokratie bestückt hingegen jeder seinen Wagen seinen Präferenzen entsprechend, einzig begrenzt durch das eigene Budget. Da ist dann der eine Korb vielleicht mal weniger üppig bestückt, der andere dafür reichhaltiger. Aber jeder hat am Ende das, was er will oder zumindest was er verdient. Selbst eigentümlichste Bestückungen werden möglich. Jeder Kunde ist seine eigene Minderheit.
Und der "Algorithmus" ist dann dazu da, aus dieser Vielfalt etwas zu extrahieren, etwas zutage zu fördern, Muster zu erkennen, eine spontan entstandene Struktur zu begreifen, etwas für die Zukunft zu extrapolieren, eine Vorhersage machen zu können.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;