Unité 1 hat geschrieben:(08 Mar 2018, 15:47)
Du hättest der Klarheit halber darauf verzichten können, Popper mit den "liberalen" Ansichten Friedmans zu vermengen. So bleibt mir hier die Frage, was du nun mit offener Gesellschaft meinst. Nach gültigem Sprachverständnis ist eine offene Gesellschaft von Liberalität geprägt und nach deinen bisherigen Äußerungen habe ich dich nicht als Gegner liberaler Werte eingeordnet.
Sorry - ich dachte, der Bezug auf Popper wäre eindeutig.
Für Popper ist die/eine offene Gesellschaft eine Gesellschaft mit größtmöglicher inividueller Freiheit, in der staatliche Eingriffe auf ein Minimum reduziert werden ==> Staat als notwendiges Übel.
In Anlehnung an seinen Kritischen Rationalismus vertritt Popper die Meinung, dass Politik jederzeit kritisch hinterfragt wird/werden kann und Regierungen auf demokratischen Weg ausgetauscht bzw abgewählt werden können.
Und genau an diesem Punkt - Reduzierung staatlichen Eingreifens auf ein Minimum - vereinbaren sich Poppers und Friedmans Ansichten zur offenen Gesellschaft.
Aber auch genau an diesem Punkt setzt die Kritik an Poppers Vorstellungen an.
Unité 1 hat geschrieben:(08 Mar 2018, 15:47)]
Wird auch durch Wiederholung nicht wahrer. Von Plausibilität brauchen wir erst gar nicht anfangen, da du leider mit Argumenten geizt, warum eine offene Gesellschaft (im popperschen Sinne) nicht mit einem Sozialstaat bestehen kann.
Tut mir ja leid, aber eine Gesellschaft, in der staatliches Eingreifen auf ein Minimum reduziert wird, in der vom Staat lediglich eine Grundversorgung zur Verfügung gestellt wird, kann nicht gleichzeitig ein Sozialstaat sein.
Unité 1 hat geschrieben:(08 Mar 2018, 15:47)]Ohne sozialstaatliche Komponente wäre ein liberaler Rechtsstaat nicht mehr als eine Ansammlung bloßer Bekenntnisse bzw. exklusiv für materiell Abgesicherte, was sich alleine aus dem Fakt der Entlohnung eines Anwalts ergibt. Ohne Anwalt können Rechtsverstöße nicht beendet werden. Folglich ist Sozialstaatlichkeit eine Bedingung liberaler Rechtsstaaten und keine Einschränkung. Freiheitsrechte sind nichts wert, wenn man überlegen muss, wie das Brot bezahlt werden soll, um es mal deutlich auszudrücken.
Und genau da liegt dein Denkfehler. Ein liberaler Rechtsstaat muss nicht zwingend ein Sozialstaat sein und der fragt auch nicht nach dem Wert von Freiheitsrechten für seine Bürger, er garantiert diese nur und zwar unabhängig davon ob der Einzlene überlegen muss ob er sich Brot kaufen kann oder einen Anwalt bezahlen.
Nicht der Sozialstaat ist Bedingung für einen Rechtsstaat, sondern umgekehrt der Rechtsstaat ist Voraussetzung für den Sozialstaat. Ohne Rechtssystem kann kein Sozialsystem aufgebaut und durchgesetzt werden.
Unité 1 hat geschrieben:(08 Mar 2018, 15:47)]Nochmal: Die Frage ist, wie du von dem Zitat auf gesellschaftliche Liberalität kommst. Darum geht es dort nämlich nicht, sondern um die Begrenztheit sozialer Sicherungssysteme, wonach freie Migration in diese zum Zusammenbruch führten. Ein wahrhaft tiefschürfender Gedanke: Das Funktionieren von Sozialsystemen ist an den Ländern orientiert, in denen sie entstanden sind. Das hat mit Popper übrigens nichts zu tun.
Und - Sozialsysteme funktionieren im luftleeren Raum, ganz ohne Gesellschaft bzw gesellschaftliches Umfeld?
Ist jetzt nicht dein Ernst!
Nebenbei - es ist nicht nur freie Migration, die soziale Systeme zum Zusammenbruch führen, sondern auch Verwerfungen innerhalb einer Gesellschaft, wie Veränderung der Altersstruktur, des Arbeitsmarktes etc.
Funktionieren von Sozialsystemen sind immer abhängig von der Gesellschaft in der sie existieren/aufgebaut werden.
Unité 1 hat geschrieben:(08 Mar 2018, 15:47)]Seine Aussage war belanglos und die Zusammenarbeit mit Pinochet offenbart, dass Friedmans Verständnis von Liberalität kein ethisches war.
Muss es ja auch nicht sein
Unité 1 hat geschrieben:(08 Mar 2018, 15:47)Wattwater freuten sich an diesem tiefen Gedanken. Was sich gleich nennt, ist nicht zwingend gleich. Frag mal Kommunisten.
Tatsächlich besteht im Gegenteil ein Spannungsverhältnis zwischen dem liberalen Verständnis der Organisation von Wirtschaft und dem liberalen Verständnis der Organisation von Gesellschaft. Die Produktion massiver Ungleichheit dank des Liberalismus gefährdet die Errungenschaften des Liberalismus. Verwirrend, nicht wahr?
Nein! Jede Medaille hat zwei Seiten!
Unité 1 hat geschrieben:(08 Mar 2018, 15:47)Na was denn nun? Erst du meinst, ein Zusammenhang wäre zwingend, dann verneinst du einen, um abschließend wieder die Richtigkeit der Aussage aufrechtzuerhalten. Vermutlich willst du nun von Popper nichts mehr wissen und versuchst,
die offene Gesellschaft auf offene Grenzen einzuengen - kann das sein?
Nein, kann nicht sein.
Deshalb sprach ich anfangs davon, dass der Sozialstaat so lange funktioniert, wie das Verhältnis von Leistungsträger und Leistungsnehmer inetwa ausgeglichen ist. Für Verwerfungen innerhalb dieses Systems, die zum Zusammenbruch führen (können) gibt es die verschiedensten Gründe.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen