Der türkische Angriffskrieg in Syrien!

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Tom Bombadil
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Tom Bombadil »

Es wird immer oft und gern behauptet, dass die USA sich wegen der Rohstoffe in solche Konflikte begeben, aber was dann am Ende herauskommt, ist dann wieder ganz was anderes, auch in Afghanistan und im Irak.
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DarkLightbringer
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Die USA verteidigte Verbündete in der Provinz Deir al-Sor (mittleres Euphrattal) gegen Assads Regime-Truppen. Bei dem Luftschlag sollen 100 bewaffnete Kräfte des Blutregimes umgekommen sein.

Damaskus ist außer sich, Moskau hat Fragen.

Aus Washington hieß es, ein Kriegseintritt bedeute dies nicht.
Die Anti-IS-Koalition teilte mit, sie habe mit ihrem russischen Gegenüber vor, während und nach dem abgewehrten Pro-Regime-Angriff in regulärem Kontakt gestanden.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 92568.html

Die Internationale Allianz behauptet damit ihre Präsenz im Raum. Auch Ankara wird dies zur Kenntnis nehmen müssen.
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Beitrag von King Kong 2006 »

doppelt
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Kardux
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Kardux »

DarkLightbringer hat geschrieben:Sie und Ihre türkischen Nationalisten... lesen die denn Karl May? Ich sprach natürlich von der spezifisch deutschen Karl-May-Brille, wie Sie weiter unten ja auch selbst erkennen. Die Brille einer türkischen Sozialisation ist mir nicht bekannt.
Gelesen habe ich, Erdogans Frau würde sich Tee für 1.800 Euro pro Kilo importieren lassen, was ihrer PR der Bescheidenheit widerspräche. Das ist für die turkozentrische Perspektive vielleicht von Bedeutung.
Ja, ich habe Karl May gelesen und diese sogenannte "Karl-May-Brille" existiert einfach nicht - sofern man seinen Roman auch wirklich gelesen hat. Die Kurden werden darin nicht durchgehend als die "Guten" hingestellt - was auch vollkommen legitim ist.

Dass sich Erdogans Frau teuren Tee importieren lässt hat mit einer turkozentrischen Perspektive auch herzlich wenig zu tun. Herrscher im Nahen Osten, sind nunmal zutiefst korrupt und hierzu zählt die Türkei auch. Oder soll man den Nepotismus in der Türkei nicht erwähnen, nur damit es nicht wieder heißt: turkozentrische Perspektive?
DarkLightbringer hat geschrieben:Gemeint ist Terrorismus jedweder Form, namentlich von der Hisbollah über IS Daesh bis hin zum Staatsterrorismus diverser Schurkenregime. Das ist auch keine sonderlich exotische Ansicht, Frankreich oder USA sehen das ziemlich gleich.
Zur Terrorismusbekämpfung ist die Internationale Allianz angetreten und präsent, wie schon gesagt, Deutschland ist mit der Operation >>Counter Daesh<< beteiligt, für die Amerikaner ist es die >>Operation Inherent Resolve<<. Weitere Alliierte: Kanada, Frankreich, Italien, Australien, Jordanien, Tunesien, Saudi-Arabien, Litauen usw.


Terror jedweder Form kann alles bedeuten...speziell nachdem Sie auch den Staatsterror von Staaten (Ihre Umschreibung, Schurkenregime, ist gewiss passender) erwähnt haben. Also wenn ich Sie richtig verstehe, ist alles von Hizbollah bis IS, sprich alle Milizenverbände in diesem Konflikt, terroristisch. Wobei von "Hizbollah bis IS" keine klare Definition ist. Weiters erwähnen Sie "diverse Schurkenregime". Damit sind nach meinem Verständnis die Staaten in der Region gemeint - allen voran natürlich das Schurkenregime von Assad aber auch die Klerikalfaschisten aus Teheran. Ob Sie hierzu auch die Türkei zählen, bleibt offen. Saudi Arabien zumindest, ein großer Finanzier des weltweiten Jihadismus, zählt, laut Ihrer bescheidenen Meinung, nicht zu diesen Schurkenstaaten. Und genau hier liegt das Problem. Sie vertreten eine alawitisch-schiitisch-zentrische Perspektive.

Abgesehen davon haben Sie auf meine Antwort nicht wirklich realitätsbezogen geantwortet. Denn um "Terror jedweder Form" zu bekämpfen, benötigt man boots on the ground, und diese haben Sie hier völlig ausgelassen bzw. in den "Terror-Topf" geschmissen. Obwohl. Von der TFSA bzw. dem syrischen Ableger von al-Qaida haben Sie nicht gesprochen. Sind das, aus Ihrer Sicht, die Heilsbringer?
DarkLightbringer hat geschrieben:Hauptsachen gehen eben vor Nebensachen. Das Mullah-Regime ist das größte Problem in der gesamten Region, vom Libanon über Syrien bis zum Jemen hin. Eine turkozentrische Sichtweise - oder eine Karl-May-Romantik, wenn man so will - versperrt hier den Blick fürs Wesentliche.


Und inwiefern schwächt der Angriffskrieg der Türkei in Efrîn das Assad-Regime bzw. den Iran? Können Sie mir das einmal verraten?

Ich persönlich konnte drei entscheidende Sachen beobachten:
1. Assad konnte in vielen sunnitischen Gebieten territoriale Gewinne erzielen (siehe Idlib)
2. Assad + schiitische Milizen versuchen seit zwei Tagen Der az-Zor anzugreifen
3. Der IS ist in Syrien wieder erstarkt

Denn eines steht fest - die Russen haben den syrischen Luftraum den Türken nicht einfach so zum "Austoben" überlassen. Nun verraten Sie mir einmal, inwieweit die Olivenzweig Operation den Iran geschwächt hat!? Russland und der Iran haben die Türkei nun festgenagelt. Hinzu kommt das man zwei Nato-Partner an den Rand eines Krieges bringt. Geschickt, wie ich finde.

Sie wollen über den Blick fürs Wesentliche (Zerschlagung des schiitischen Halbmonds) diskutieren? Dann nur zu. Ich möchte Sie aber daran erinnern, dass dieses Unterfangen neben den sunnitischen Arabern auch die sunnitischen Kurden beinhalten muss. Die Einnahme Kerkûks von Shia-Jihadisten und der Versuch schiitischer Milizen die erdölreichen Gebiete in Ostsyrien von der SDF zurück zu erobern ist zumindest kein Schritt vorwärts. Oder sehen Sie das anders? Sie dürfen auch kurz die "Karl-May-Brille" aufsetzen, wenn das hilft...
DarkLightbringer hat geschrieben:Das schwarze Lager der Mullahs steht dem des westlich-arabischen Lagers gegenüber und Partner der Internationalen Allianz sind die Verlässlichen im Kampf gegen Terrorismus jedweder Form - oder sollten es sein.
Wo sind die schlagfertigen boots on the ground, dieser westlich-arabischen Allianz? Ich sehe in Syrien nur schiitische Milizen die für Assads Erhalt bekämpfen, eine säkulare arabisch-kurdisch-amerikanische Allianz und diverse Sunnitengruppen. Bei Letzteren scheuen Sie sich jedoch eine genaue Aussage zu treffen - "oder sollten es sein" - ist dann Ihre Rhetorik. Damit kann ich zumindest, nichts anfangen. Also wer von diesen sunnitischen Halsabschneidervereinen (die boots on the ground haben), ist verlässlich - oder sollte es sein?!
DarkLightbringer hat geschrieben:Sie ertappen mich völlig zurecht regelmässig dabei, Terrorismus jedweder Form abzulehnen und dabei, Terrorbanden nicht als mögliche Partner anzusehen.
Die USA hat damit aber keine Probleme. Erst gestern betonten die USA, dass sie ihre Partner, sprich die SDF (der syrische Ableger der PKK), und ihre eigenen Truppen vor Angriffen jedweder Form verteidigen werden (Efrîn war damit nicht gemeint, weil US-Truppen dort nicht präsent sind). Hatten Sie aber nicht erwähnt, dass nur eine westlich-arabische Allianz diesen Konflikt lösen kann? Zählen die USA seit neuestem nicht mehr zum Westen?
DarkLightbringer hat geschrieben:Die "Selbstbestimmung" der PKK ist nicht die Selbstbestimmung der Kurden, so wenig wie die Hisbollah die "Selbstbestimmung" des Libanon sein kann. Das mögen Sie ja irgendwie anders sehen, aus meiner Sicht ist Terrorismus jedoch nicht verhandelbar.
Im Nahen Osten kann man derzeit mit friedlichen Mitteln weder seine Existenz sichern, geschweigedenn Rechte oder gar Selbstbestimmung erlangen. Das sollte immer in Betracht gezogen werden, wenn man eine politische Diskussion über den Nahen Osten führt. Und dann können wir beide vielleicht auch strukturierter über die Kurden oder die Hizbollah diskutieren. Denn der Vergleich zur Hizbollah hinkt ganz gewaltig. Die PKK verfügt nunmal nicht über einen solch mächtigen Paten wie die Hizbollah. Die PKK möchte seinen Feind, die Türkei, auch nicht als Ganzes auslöschen. Die PKK möchte auch nicht die gesamte Türkei regieren, so wie es die Hizbollah derzeit im Libanon macht. Und anders als die Schiiten im Libanon, wird die alleinige Existenz der Kurden in der Türkei nicht einmal in der Verfassung erwähnt. Demokratisch gewählte Bürgermeister und Abgeordnete des Parlaments werden in der Türkei festgenommen. Wie bitteschön sollen die Kurden Ihrer Meinung nach agieren? Oder ist die Selbstbestimmung bzw. die Gewährung von politischen Rechten der Kurden auch nicht verhandelbar für Sie? Vielleicht wäre es hilfreich wenn Sie die Terrorismuskeule ein wenig beiseite lassen.
DarkLightbringer hat geschrieben:Weder mit noch ohne Karl May unterm Arm.
Haben Sie eigentlich gewusst, dass zur fast gleichen Zeit (ein Jahr Unterschied), als "Durchs Wilde Kurdistan" herausgegeben wurde, die Kurden ihren ersten großen nationalen Widerstand unter ihrem damaligen Führer, Sheikh Ubeydullah, gegen die Osmanen geführt haben? Und haben Sie gewusst, dass die Osmanen zu dieser Zeit weder Karl May noch den Begriff Terror kannten? Haben Sie auch gewusst, dass die PKK erst knapp 100 Jahre nach diesem Aufstand entstehen sollte?
DarkLightbringer hat geschrieben: Eine Demokratisierung der Türkei und der Kurdengebiete wäre aber natürlich wünschenswert.


Von diesen Wünschen, kann man sich herzlich wenig kaufen...---viel türken begrüßen derzeit die Tötung von kurdischen Zivilisten in Efrîn--- genauso wie sie die Zerstörungen kurdischer Städte in den letzten drei Jahren feierten. Und das im Jahr 2018. Nicht anders werden die Osmanen gefeiert haben als sie im späten 19. Jahrhundert Aufstände der Kurden niedergeschlagen haben bzw. etwas später die orientalischen Christen in Anatolien vernichtet haben. Wir sind es einfach nur leid auf eine Demokratisierung derer zu warten, die sich heute nach dem Osmanischen Reich sehnen und ihre Weltmachtsansprüche nicht niederlegen möchten...

weder alle deutschen haben schuld an WK II. noch alle türken sind verantwortlich für verbrechen durchs türkische heer (+ bundesgenossen) angerichtet.

umgeschrieben. NN, mod
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Jekyll »

Tom Bombadil hat geschrieben:(30 Jan 2018, 01:52)

Fein, Dritter Weltkrieg wegen Erdogan :dead:
Jepp. Wahrscheinlich hat er auch die ersten beiden Weltkriege zu verantworten. Irgendwie. Dem ist alles zuzutrauen.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Jekyll »

JJazzGold hat geschrieben:(30 Jan 2018, 08:45)

Wer oder was sollte die USA daran hindern, der YPG Äquivalente zu BUK M1 zu “leihen“?
Moralisch-ethische Bedenken?

Immerhin ist die YPG identsich mit der PKK.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Jekyll »

Auch Israel mischt in diesem Krieg kräftig mit:
Israel greift Ziel nahe Damaskus an

Israel soll erneut ein Waffendepot des syrischen Regimes angegriffen haben. Nach Angaben des Assad-Regimes schlugen die Geschosse unweit der Hauptstadt Damaskus ein.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 92152.html

Russland, die USA, die Türkei, Iran, Israel...was mögen die da alle nur wollen?
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Jekyll »

Tom Bombadil hat geschrieben:(07 Feb 2018, 23:20)

Es wird immer oft und gern behauptet, dass die USA sich wegen der Rohstoffe in solche Konflikte begeben, aber was dann am Ende herauskommt, ist dann wieder ganz was anderes, auch in Afghanistan und im Irak.
Nun, irgendein Interesse muss es ja gegeben haben, sonst würde sich die USA sicher nicht immer wieder in solche kostspieligen Abenteuer hineinstürzen. Ich meine, so dumm können die doch nicht sein. Oder?
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von JJazzGold »

Jekyll hat geschrieben:(10 Feb 2018, 03:38)

Moralisch-ethische Bedenken?

Immerhin ist die YPG identsich mit der PKK.
In Syrien pflegt jeder Konfliktbeteiligte seine eigene Ethik und Moral.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Kardux hat geschrieben:(09 Feb 2018, 10:06)

Ja, ich habe Karl May gelesen und diese sogenannte "Karl-May-Brille" existiert einfach nicht - sofern man seinen Roman auch wirklich gelesen hat. Die Kurden werden darin nicht durchgehend als die "Guten" hingestellt - was auch vollkommen legitim ist.
Dass sich Erdogans Frau teuren Tee importieren lässt hat mit einer turkozentrischen Perspektive auch herzlich wenig zu tun. Herrscher im Nahen Osten, sind nunmal zutiefst korrupt und hierzu zählt die Türkei auch. Oder soll man den Nepotismus in der Türkei nicht erwähnen, nur damit es nicht wieder heißt: turkozentrische Perspektive?

Karl May hat Fiktionales geschrieben, auf Basis von Bibliotheksmaterial, und entsprechend seiner Zeit in der Perspektive des Kolonial-Schriftstellers. Diese Werke mögen zur Teestunde ja passen, für bare Münze genommen liefern sie dann aber ein romantisch verklärtes Bild. Nehmen Sie doch Todenhöfer, der ist moderner, aber nicht minder verklärend.
Terror jedweder Form kann alles bedeuten...speziell nachdem Sie auch den Staatsterror von Staaten (Ihre Umschreibung, Schurkenregime, ist gewiss passender) erwähnt haben. Also wenn ich Sie richtig verstehe, ist alles von Hizbollah bis IS, sprich alle Milizenverbände in diesem Konflikt, terroristisch. Wobei von "Hizbollah bis IS" keine klare Definition ist. Weiters erwähnen Sie "diverse Schurkenregime". Damit sind nach meinem Verständnis die Staaten in der Region gemeint - allen voran natürlich das Schurkenregime von Assad aber auch die Klerikalfaschisten aus Teheran. Ob Sie hierzu auch die Türkei zählen, bleibt offen. Saudi Arabien zumindest, ein großer Finanzier des weltweiten Jihadismus, zählt, laut Ihrer bescheidenen Meinung, nicht zu diesen Schurkenstaaten. Und genau hier liegt das Problem. Sie vertreten eine alawitisch-schiitisch-zentrische Perspektive.
Ankara ist ein unzuverlässiger Partner - und damit jenen ganz ähnlich, die sich zeitweise als Kollaborateure betätigen.

US-Generalleutnant Paul Funk stellt übrigens klar:
„Wenn ihr uns angreift, werden wir aggressiv zurückschlagen“, sagte der Kommandant der US-geführten Koalition zur Bekämpfung des Islamischen Staates (IS). „Wir werden uns verteidigen.“
http://www.general-anzeiger-bonn.de/new ... 72786.html

Demnach werden also USA und Allianz nicht weichen, um irgendwelchen Partikularinteressen Platz zu machen. Punkt.
Abgesehen davon haben Sie auf meine Antwort nicht wirklich realitätsbezogen geantwortet. Denn um "Terror jedweder Form" zu bekämpfen, benötigt man boots on the ground, und diese haben Sie hier völlig ausgelassen bzw. in den "Terror-Topf" geschmissen. Obwohl. Von der TFSA bzw. dem syrischen Ableger von al-Qaida haben Sie nicht gesprochen. Sind das, aus Ihrer Sicht, die Heilsbringer?
"Terror jedweder Form" kann nicht "alles" bedeuten, es meint exakt das, was die Franzosen als "Äquidistanz" beschrieben haben. Man hält Abstand zu Assad und zum IS oder Hisbollah. Vom Terrorismus geht eine Gefahr aus, die die Region, Europa und den Weltfrieden bedroht. Und das wiederum hat auch etwas mit zerfallenen Staaten zu tun. Deshalb sind klare Primärziele zu setzen, die im Detail dann komplex sind. Aber es führt nichts daran vorbei, Tyrannei und Terror Einhalt zu gebieten.
Und inwiefern schwächt der Angriffskrieg der Türkei in Efrîn das Assad-Regime bzw. den Iran? Können Sie mir das einmal verraten?

Ich persönlich konnte drei entscheidende Sachen beobachten:
1. Assad konnte in vielen sunnitischen Gebieten territoriale Gewinne erzielen (siehe Idlib)
2. Assad + schiitische Milizen versuchen seit zwei Tagen Der az-Zor anzugreifen
3. Der IS ist in Syrien wieder erstarkt

Denn eines steht fest - die Russen haben den syrischen Luftraum den Türken nicht einfach so zum "Austoben" überlassen. Nun verraten Sie mir einmal, inwieweit die Olivenzweig Operation den Iran geschwächt hat!? Russland und der Iran haben die Türkei nun festgenagelt. Hinzu kommt das man zwei Nato-Partner an den Rand eines Krieges bringt. Geschickt, wie ich finde.
Saudi-Arabien ist mit dem neuen Kronprinzen seit Sommer 2017 um Reformen bemüht, wozu auch die Beschneidung des Klerus gehört. Israel schlug mehr oder weniger eine Kooperation vor. In der Tat ist der Teheraner Sichelschnitt das größte Problem, weshalb man m. E. strategische Partner im Raum benötigen wird, die idealerweise auch zuverlässig sind.
Wir wollen die Primärziele nicht vergessen: Eindämmung des Einflußes von Schurkenstaaten, Sieg über Terroristen, politische Konfliktlösung im Genfer Prozess, Rückkehrmöglichkeit für Flüchtlinge und die Beseitigung von Massenvernichtungswaffen. Die us-geführte Allianz muss dabei die tragende Rolle spielen.
Sie wollen über den Blick fürs Wesentliche (Zerschlagung des schiitischen Halbmonds) diskutieren? Dann nur zu. Ich möchte Sie aber daran erinnern, dass dieses Unterfangen neben den sunnitischen Arabern auch die sunnitischen Kurden beinhalten muss. Die Einnahme Kerkûks von Shia-Jihadisten und der Versuch schiitischer Milizen die erdölreichen Gebiete in Ostsyrien von der SDF zurück zu erobern ist zumindest kein Schritt vorwärts. Oder sehen Sie das anders? Sie dürfen auch kurz die "Karl-May-Brille" aufsetzen, wenn das hilft...
28 % des Landes werden vom SDF kontrolliert. Die turkmenischen Brigaden - von Ihnen als "TFSA" bezeichnet - fühlten sich früher mal der FSA verbunden, im Moment haben sie sich mit den Partikularinteressen Ankaras verbunden. Die YPG ist zwar im SDF integriert, verfolgt jedoch ebenfalls Partikularinteressen. Meines Erachtens sollte man unabhängige FSA-Brigaden hinzugewinnen und eine einheitliche Führung unterstützen.
Denken wir an die Résistance in Frankreich während des WK II. Diese war über Jahre sehr uneinheitlich, eben bis ein Unterhändler De Gaulles die Vereinigung des "inneren und äußeren Widerstandes", wie das damals hieß, zustande brachte. Interessantes Detail dabei am Rande: Nach dem Krieg verabschiedete sich de Gaulle von den Kommunisten wieder, obwohl sie in der Résistance durchaus Partner waren. So ähnlich könnte man das auch mit der YPG machen.
Wo sind die schlagfertigen boots on the ground, dieser westlich-arabischen Allianz? Ich sehe in Syrien nur schiitische Milizen die für Assads Erhalt bekämpfen, eine säkulare arabisch-kurdisch-amerikanische Allianz und diverse Sunnitengruppen. Bei Letzteren scheuen Sie sich jedoch eine genaue Aussage zu treffen - "oder sollten es sein" - ist dann Ihre Rhetorik. Damit kann ich zumindest, nichts anfangen. Also wer von diesen sunnitischen Halsabschneidervereinen (die boots on the ground haben), ist verlässlich - oder sollte es sein?!
Da müssen Sie die Regime in Damaskus und Teheran fragen, warum sie etwas gegen Geländegewinne im Grenzgebiet haben. Meiner Ansicht nach sind die jeweiligen Partikularinteressen viel zu kurzgreifend. Notwendig ist eine übergreifende Konzeption im Sinne der beschriebenen Primärziele.
Die USA hat damit aber keine Probleme. Erst gestern betonten die USA, dass sie ihre Partner, sprich die SDF (der syrische Ableger der PKK), und ihre eigenen Truppen vor Angriffen jedweder Form verteidigen werden (Efrîn war damit nicht gemeint, weil US-Truppen dort nicht präsent sind). Hatten Sie aber nicht erwähnt, dass nur eine westlich-arabische Allianz diesen Konflikt lösen kann? Zählen die USA seit neuestem nicht mehr zum Westen?
Die Russen haben bombardiert, iranische Milizen marschieren hie und da, der Angriff auf Verbündete der Allianz in Deir al-Sor ist durch US-Luftschläge zurück gedrängt worden.
Im Nahen Osten kann man derzeit mit friedlichen Mitteln weder seine Existenz sichern, geschweigedenn Rechte oder gar Selbstbestimmung erlangen. Das sollte immer in Betracht gezogen werden, wenn man eine politische Diskussion über den Nahen Osten führt. Und dann können wir beide vielleicht auch strukturierter über die Kurden oder die Hizbollah diskutieren. Denn der Vergleich zur Hizbollah hinkt ganz gewaltig. Die PKK verfügt nunmal nicht über einen solch mächtigen Paten wie die Hizbollah. Die PKK möchte seinen Feind, die Türkei, auch nicht als Ganzes auslöschen. Die PKK möchte auch nicht die gesamte Türkei regieren, so wie es die Hizbollah derzeit im Libanon macht. Und anders als die Schiiten im Libanon, wird die alleinige Existenz der Kurden in der Türkei nicht einmal in der Verfassung erwähnt. Demokratisch gewählte Bürgermeister und Abgeordnete des Parlaments werden in der Türkei festgenommen. Wie bitteschön sollen die Kurden Ihrer Meinung nach agieren? Oder ist die Selbstbestimmung bzw. die Gewährung von politischen Rechten der Kurden auch nicht verhandelbar für Sie? Vielleicht wäre es hilfreich wenn Sie die Terrorismuskeule ein wenig beiseite lassen.
Das ist bereits beschrieben. Die Umsetzung von Partikularinteressen bringt wenig, unzuverlässige Partner bringen auch wenig. Die Allianz muss sich umfassender aufstellen und syrische Bundesgenossen hinzugewinnen.
Haben Sie eigentlich gewusst, dass zur fast gleichen Zeit (ein Jahr Unterschied), als "Durchs Wilde Kurdistan" herausgegeben wurde, die Kurden ihren ersten großen nationalen Widerstand unter ihrem damaligen Führer, Sheikh Ubeydullah, gegen die Osmanen geführt haben? Und haben Sie gewusst, dass die Osmanen zu dieser Zeit weder Karl May noch den Begriff Terror kannten? Haben Sie auch gewusst, dass die PKK erst knapp 100 Jahre nach diesem Aufstand entstehen sollte?
Siehe oben.
Von diesen Wünschen, kann man sich herzlich wenig kaufen...---viel türken begrüßen derzeit die Tötung von kurdischen Zivilisten in Efrîn--- genauso wie sie die Zerstörungen kurdischer Städte in den letzten drei Jahren feierten. Und das im Jahr 2018. Nicht anders werden die Osmanen gefeiert haben als sie im späten 19. Jahrhundert Aufstände der Kurden niedergeschlagen haben bzw. etwas später die orientalischen Christen in Anatolien vernichtet haben. Wir sind es einfach nur leid auf eine Demokratisierung derer zu warten, die sich heute nach dem Osmanischen Reich sehnen und ihre Weltmachtsansprüche nicht niederlegen möchten...

weder alle deutschen haben schuld an WK II. noch alle türken sind verantwortlich für verbrechen durchs türkische heer (+ bundesgenossen) angerichtet.

umgeschrieben. NN, mod
Siehe oben.

Die SDF besteht aus verschiedenen Gruppen, aber in der Tat, die YPG wird dabei wohl als strategischer Partner angesehen. Und das ist das, was aus meiner Sicht nicht ausreichend ist.

Die Kurden in der Türkei oder in Syrien sollten einen demokratischen Weg wählen und den Terrorismus der PKK verneinen.

Das zeigt, dass es auch anders geht, nämlich ohne PKK-Terrorismus. Das Osmanische Reich existiert nicht mehr und das hat auch etwas mit westlichen Einflüßen zu tun.

Und wer will denn eine Neuosmanisches Reich? Die westlich-arabische Allianz bestimmt nicht. Es gilt, das Banner der Freiheit zu tragen, nicht das von Tyrannei und Terror.

Anmerkung: Aufgrund eines Unfalles sind die Antworten etwas durcheinander geraten.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

4 Grundthesen:

Das Kernproblem ist der iranische Sichelschnitt vom Libanon bis zum Jemen.

Das Partikularinteresse von Anrainerstaaten Syriens, das jeweilige Grenzgebiet von unmittelbaren Bedrohungslagen sauber zu halten bzw. das Einsickern von Terroristen zu unterbinden, ist grundsätzlich verständlich. Auch Ägypten oder Israel haben damit ein Problem.

Übergreifendes Ziel muss jedoch die Stabilisierung der Region und Syriens sein, das heißt konkret: Eindämmung des iranischen Sichelschnittes, Zerschlagung von Terroristen, politische Konfliktlösung im Genfer Prozess, Rückkehrmöglichkeit für Flüchtlinge in sichere Zonen sowie die Beseitigung von Massenvernichtungswaffen.
Oder, mit einem Wort - Liberation.

Träger eines solchen Primärzieles - der Liberation - kann nur die westlich-arabische Koalition (USA: Operation Inherent Resolve, Deutschland: Operation Counter Daesh, usw.) sein. Und diese Allianz muss das Engagement verstärken und gemessen am Primärziel zwischen zuverlässigen und unzuverlässigen Partnern unterscheiden, gleichzeitig aber auch strategische Partner mit ins Boot holen und lokale Bundesgenossen hinzugewinnen.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Jekyll »

DarkLightbringer hat geschrieben:(10 Feb 2018, 09:32)

4 Grundthesen:

Das Kernproblem ist der iranische Sichelschnitt vom Libanon bis zum Jemen.

Das Partikularinteresse von Anrainerstaaten Syriens, das jeweilige Grenzgebiet von unmittelbaren Bedrohungslagen sauber zu halten bzw. das Einsickern von Terroristen zu unterbinden, ist grundsätzlich verständlich. Auch Ägypten oder Israel haben damit ein Problem.

Übergreifendes Ziel muss jedoch die Stabilisierung der Region und Syriens sein, das heißt konkret: Eindämmung des iranischen Sichelschnittes, Zerschlagung von Terroristen, politische Konfliktlösung im Genfer Prozess, Rückkehrmöglichkeit für Flüchtlinge in sichere Zonen sowie die Beseitigung von Massenvernichtungswaffen.
Oder, mit einem Wort - Liberation.

Träger eines solchen Primärzieles - der Liberation - kann nur die westlich-arabische Koalition (USA: Operation Inherent Resolve, Deutschland: Operation Counter Daesh, usw.) sein. Und diese Allianz muss das Engagement verstärken und gemessen am Primärziel zwischen zuverlässigen und unzuverlässigen Partnern unterscheiden, gleichzeitig aber auch strategische Partner mit ins Boot holen und lokale Bundesgenossen hinzugewinnen.
Ich fürchte, so ganz verschont bist du von einer Karl-May-Romantik auch nicht.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Jekyll »

Eine Gegenthese: Es gibt nur Partikularinteressen.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Jekyll »

JJazzGold hat geschrieben:(10 Feb 2018, 07:30)

In Syrien pflegt jeder Konfliktbeteiligte seine eigene Ethik und Moral.
Das ist sicher so, aber gilt das auch für Sie oder mich im sicheren Deutscheland?
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Kardux »

DarkLightbringer hat geschrieben:Karl May hat Fiktionales geschrieben, auf Basis von Bibliotheksmaterial, und entsprechend seiner Zeit in der Perspektive des Kolonial-Schriftstellers. Diese Werke mögen zur Teestunde ja passen, für bare Münze genommen liefern sie dann aber ein romantisch verklärtes Bild.
Es sind aber stets kurdophobe User (zu denen ich Sie zähle), die den Vergleich dieses Romans zur derzeitigen Haltung gegenüber den Kurden heranziehen. In der Tat hat dies Stammtischniveau (oder für Sie "Teestunde"). Da dürfen Sie sich aber an die eigene Nase greifen.
DarkLightbringer hat geschrieben:Ankara ist ein unzuverlässiger Partner - und damit jenen ganz ähnlich, die sich zeitweise als Kollaborateure betätigen.
Ihre Begriffswahl sagt sehr viel über Sie aus. Ich ordne Sie nicht umsonst als kurdophoben User ein. Denn wenn Ankara im Interesse der Russen (und daher auch Assads Interesse) agiert, werden sie lediglich als "unzuverlässig" bezeichnet. Aber wenn Kurden mit dem Assad-Regime arbeiten erhalten sie prompt den Kollaborateure-Stempel aufgedrückt. Interessant, oder?

Und ich kann nur noch einmal wiederholen, weil Sie darauf NIE eingehen: aus Sicht der Kurden war die temporäre Zusammenarbeit in jeder Hinsicht legitim. Hier ging es nicht um irgendwelche Partikularinteressen. Den Kurden ging es darum, ihre physische Existenz zu wahren. Die sogenannten Partikularinteressen der Türkei hingegen sind kolonialistischer Natur. Und genau so agieren sie auch. Auf der einen Hand bewaffnet man ausländische Jihadisten die sich nicht nur gegen Assad richten, sondern gegen alle Minderheiten (auch gegen säkulare Sunniten) und dann stärkt man Assad den Rücken. Die einzig konstante Linie welche die Türkei fährt, ist ihre blutige Kurdenpolitik - und genau die ist primärer Bestandteil der kolonialen Ambitionen der Türkei.
DarkLightbringer hat geschrieben:Demnach werden also USA und Allianz nicht weichen, um irgendwelchen Partikularinteressen Platz zu machen. Punkt.
Ihren "Punkt" können Sie sich getrost sparen - denn Sie sind mit keinem Wort darauf eingegangen was ich schrieb!

Also noch einmal:

1. Zählt die Türkei auch zu den Schurkenregimen welche Sie erwähnt haben?
2. Was genau bedeutet von "Hizbollah bis IS"? Oder vielleicht sollte ich die Frage anders stellen. Welche Miliz in Syrien ist nicht terroristisch?
3. Wieso ist Saudi Arabien kein Schurkenstaat, Syrien und der Iran aber schon?
4. Wieso werfen Sie Leuten eine turkozentrische Perspektive vor, wenn Sie ganz offensichtlich dasselbe in Schwarz tun?
DarkLightbringer hat geschrieben:"Terror jedweder Form" kann nicht "alles" bedeuten, es meint exakt das, was die Franzosen als "Äquidistanz" beschrieben haben. Man hält Abstand zu Assad und zum IS oder Hisbollah. Vom Terrorismus geht eine Gefahr aus, die die Region, Europa und den Weltfrieden bedroht. Und das wiederum hat auch etwas mit zerfallenen Staaten zu tun. Deshalb sind klare Primärziele zu setzen, die im Detail dann komplex sind. Aber es führt nichts daran vorbei, Tyrannei und Terror Einhalt zu gebieten.
Doch "Terror jedweder Form" kann sehr wohl alles bedeuten - wenn man ihn, wie in Ihrem Fall nicht näher definiert bzw. die Akteure nicht genau nennt. Was wir jetzt wissen ist, dass für Sie Assad, die Hizbollah und der IS ein Teil des Terrorismus sind. Über die SDF oder aber al-Qaida schweigen Sie. Überhaupt finde ich Ihre gesamte Moral sehr amüsant. Das Primärziel ist für Sie angeblich, dass man der Tyrannei und dem Terror Einhalt gebietet. Wieso beschränken Sie sich aber in Ihrer gesamten Argumentation nur auf Syrien und das Assad-Regime? Wo ist der Unterschied zwischen der Türkei, als diese in den letzten Jahren kurdische Städte niederbombte, und dem Assad-Regime? Wieso habe ich noch nie von Ihnen Kritik gegenüber sunnitischen Jihadisten lesen dürfen, die sich an Minderheiten in Syrien vergreifen (ja, das hat nicht nur der IS getan!)? Ihnen geht es nicht um das Wohl der Menschen in Syrien - weder den Minderheiten noch den sunnitischen Arabern. Also erklären Sie mal was die genauen Primärziele aus Ihrer Sicht sind.
DarkLightbringer hat geschrieben:Saudi-Arabien ist mit dem neuen Kronprinzen seit Sommer 2017 um Reformen bemüht, wozu auch die Beschneidung des Klerus gehört. Israel schlug mehr oder weniger eine Kooperation vor. In der Tat ist der Teheraner Sichelschnitt das größte Problem, weshalb man m. E. strategische Partner im Raum benötigen wird, die idealerweise auch zuverlässig sind.
Wir wollen die Primärziele nicht vergessen: Eindämmung des Einflußes von Schurkenstaaten, Sieg über Terroristen, politische Konfliktlösung im Genfer Prozess, Rückkehrmöglichkeit für Flüchtlinge und die Beseitigung von Massenvernichtungswaffen. Die us-geführte Allianz muss dabei die tragende Rolle spielen.
Das war wieder keine Antwort auf meine Frage(n). Also noch einmal:

1. Inwiefern schadet die Operation Olivenzweig dem Assad-Regime?
2. Inwiefern schadet die Operation dem IS - der eigentlich von allen Seiten als das Hauptproblem bezeichnet wird (zumindest offiziell)?

Und nochmals zu Ihren "Primärzielen":
Sie müssen sich erst einmal konkret dazu äußern wer diese Schurkenstaaten und Terroristen sind, bevor man von der Eindämmung und dem Sieg gegen sie schreibt.

Im Gegensatz zu Ihnen, argumentiere ich viel transparenter (auch wenn es nicht allen gefallen muss). Aus meiner Sicht, ist das Primärziel eine konsequente Absicherung der Lage in Syrien aber auch anderen Pulverfässern im Nahen Osten. Dies kann nur mithilfe einer (territorialen) Neuordnung realisiert werden. Eine Rückkehrmöglichkeit für Flüchtlinge unter denselben politischen Rahmenbedingungen ist sowieso nur eine temporäre Lösung. Ein Sieg Assads und die damit einhergehende Kontrolle über ganz Syrien wird früher oder später in einen neuen Bürgerkrieg enden. Wenn die Sunniten gewonnen hätten und Assad gestürtzt hätten, wäre die Zukunft für die Minderheiten in Syrien nicht rosig gewesen. Es hätte wieder Flüchtlingsströme gegeben. Also hören Sie mir doch auf mit Ihren nichtssagenden Primärzielen...

Die Primärziele der Weltmächte sind klar und offensichtlich. Bis die sich nicht einigen, wird es auch keine Ruhe geben. Und wenn sie sich einigen sollten und keine Neuordnung errichten, wird dies nur kurzfristig Frieden erzeugen. Die Gräben zwischen den Volksgruppen sind viel zu tief. Das Demokratieverständnis der Menschen vorort ist nicht vorhanden. Der Sieger wird wieder "aufräumen", so wie wir es im Irak derzeit sehen...
DarkLightbringer hat geschrieben:Die turkmenischen Brigaden - von Ihnen als "TFSA" bezeichnet - fühlten sich früher mal der FSA verbunden, im Moment haben sie sich mit den Partikularinteressen Ankaras verbunden.
Die turkmenischen Brigaden haben von Anfang an, die Interessen Ankaras vertreten. Welchen Grund hätten sie sonst gehabt die Kurden anzugreifen? Abgesehen davon sollten sie die Größe der Turkmenen in Syrien nicht überschätzen. Wenn ich von TFSA schreibe, dann meine ich noch immer eine Halsabschneidermiliz die mehrheitlich aus sunnitischen Arabern besteht. Die sunnitischen Araber waren nicht von Anfang an gegen die Kurden bzw. ein Instrument Ankaras. Dazu wurden sie aber gedrängt. Denn die Türkei war und ist für alle sunnitische Gruppen in Syrien von Anfang an eine wichtige Quelle des Nachschubs. Ein Knackpunkt in diesem ganzen Konflikt war die Auflösung der bis dahin noch halbwegs moderaten FSA. Denn die Türkei wusste, dass man für eines ihrer Primärziele (die Vernichtung der Kurden), aus PR-Gründen keine Freie Syrische Armee vorschicken darf. Die langsame Radikalisierung der sunnitischen Araber in Syrien (welche von den Türken und Golfarabern forciert wurde) war der Anfang vom Ende des Traums - Assad zu stürzen.
DarkLightbringer hat geschrieben:Meines Erachtens sollte man unabhängige FSA-Brigaden hinzugewinnen und eine einheitliche Führung unterstützen.
Denken wir an die Résistance in Frankreich während des WK II. Diese war über Jahre sehr uneinheitlich, eben bis ein Unterhändler De Gaulles die Vereinigung des "inneren und äußeren Widerstandes", wie das damals hieß, zustande brachte. Interessantes Detail dabei am Rande: Nach dem Krieg verabschiedete sich de Gaulle von den Kommunisten wieder, obwohl sie in der Résistance durchaus Partner waren. So ähnlich könnte man das auch mit der YPG machen.
Es existieren keine unabhängigen FSA-Brigaden. Die salafistischen Gruppen innerhalb der FSA haben sich noch mehr radikalisiert (weil sie zum IS, al-Qaida und anderen Jihadisten übergelaufen sind) und die säkularen Teile der ehemaligen FSA sind nun Teil der SDF.

Ihr Vergleich zu Frankreich ist ebenfalls sehr bizarr. Die YPG mögen zwar ideologisch gesehen links sein, aber wenn man von dieser Gruppe schreibt, dann auch immer von der kurdischen Volksgruppe in Syrien. Wenn die USA oder Russland die YPG fallen lassen, ist die kurdische Bevölkerung in Syrien ausgeliefert. Genauso wie jetzt in Efrîn. Das Sie das nicht weiter stört, ist mir klar. Das Erdogan die gesamte Region Efrîn entkurdisieren möchte ist nicht weiter schlimm. Auch wenn Sie als Primärziel, die Bekämpfung der Tyrannei erwähnen oder die Rückführung von Flüchtlingen...

Ja, Ihre Begrifflichkeiten von Tyrannei, Terror, Rückführung von Flüchtlingen sind sehr fluid...
DarkLightbringer hat geschrieben:Da müssen Sie die Regime in Damaskus und Teheran fragen, warum sie etwas gegen Geländegewinne im Grenzgebiet haben. Meiner Ansicht nach sind die jeweiligen Partikularinteressen viel zu kurzgreifend. Notwendig ist eine übergreifende Konzeption im Sinne der beschriebenen Primärziele.
Nettes Ablenkungsmanöver. Ich stelle meine Frage trotzdem noch einmal:

Welche dieser sunnitischen Halsabschneidervereine ist aus Ihrer Sicht ein zuverlässiger Partner bzw. sollte es sein? Al-Qaida?
DarkLightbringer hat geschrieben:Die Russen haben bombardiert, iranische Milizen marschieren hie und da, der Angriff auf Verbündete der Allianz in Deir al-Sor ist durch US-Luftschläge zurück gedrängt worden.
Und wieder weichen Sie aus. Also nochmal:

Wieso ist die PKK Teil der von Ihnen erwähnten westlichen Allianz?
DarkLightbringer hat geschrieben:Die SDF besteht aus verschiedenen Gruppen, aber in der Tat, die YPG wird dabei wohl als strategischer Partner angesehen. Und das ist das, was aus meiner Sicht nicht ausreichend ist.
Wen soll man dann als strategischen und verlässlichen Partner nehmen? Salafistengruppen?

Einen besseren Partner als die Kurden haben die USA in Syrien UND im Irak nunmal nicht. Die Partikularinteressen der Kurden kollidieren nunmal nicht so sehr mit den US-Interessen wie die Weltmachtsansprüchen der Türken, dem schiitischen Halbmond der Iraner oder der Radikalität vieler sunnitischer Araber. Die politischen Köpfe der Kurden sind nunmal säkular. Die Mehrheit der kurdischen Gesellschaft ist nicht anti-amerikanisch. Suchen Sie einmal einen besseren Partner für die USA. Viel Glück...
DarkLightbringer hat geschrieben:Die Kurden in der Türkei oder in Syrien sollten einen demokratischen Weg wählen und den Terrorismus der PKK verneinen.

Das zeigt, dass es auch anders geht, nämlich ohne PKK-Terrorismus. Das Osmanische Reich existiert nicht mehr und das hat auch etwas mit westlichen Einflüßen zu tun.
Wie geht es anders? Die Vorsitzende der größten kurdischen Oppositionspartei sitzen beide im Gefängnis. Die nachfolgenden Parteivorsitzenden sollen ebenfalls bald ins Gefängnis. Demokratischen Weg? In der Türkei? Im Nahen Osten? Vielleicht sollten Sie in Karl Mays Füße stapfen? An Vorstellungskraft und Fiktionalität mangelt es Ihnen gewiss nicht...
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Jekyll »

Kardux hat geschrieben:(10 Feb 2018, 11:27)
Wen soll man dann als strategischen und verlässlichen Partner nehmen? Salafistengruppen?
Ganz sicher nicht. Auch nicht die nichtreligiösen Schurkengruppierungen wie die stalinistische PKK und ihre Schwesterorganisationen wie die YPG. Denn Verlässlichkeit sollte nicht das einzige Kriterium sein bei der Wahl von Bündnispartnern. Gewisse moralisch-ethische Grundwerte zählen ebenso dazu.
Wie geht es anders? Die Vorsitzende der größten kurdischen Oppositionspartei sitzen beide im Gefängnis. Die nachfolgenden Parteivorsitzenden sollen ebenfalls bald ins Gefängnis. Demokratischen Weg? In der Türkei? Im Nahen Osten? Vielleicht sollten Sie in Karl Mays Füße stapfen? An Vorstellungskraft und Fiktionalität mangelt es Ihnen gewiss nicht...
Daran ist nur der Konfikt mit den Terrororganisationen PKK und der IS schuld.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Jekyll »

Schauen Sie doch, was die Amerikaner mit ihren Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit und im Allgemeinen auch mit ihrem Demokratieverständnis gemacht haben, als sie mit brutalem Terror konfrontiert wurden. Ist Ihnen Guantanamo ein Begriff? Und sonstige...Foltergefängnisse, die es weltweit geben soll? Ich finde, die kurdischen Führer inkl. Öcalan werden da weitaus humaner behandelt als die Gefängnisinsassen von Guantanamo. Man muss immer im Kontext denken, will man Zusammenhänge objektiv bewerten.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Jekyll »

Die Türkei führt übrigens ein Verteidigungskrieg, keinen Angriffskrieg.

Deutschland darf seine Freiheit am Hindukusch "verteidigen", und die Amerikaner sogar überall in der Welt...und die Türkei soll nicht mal vor der eigenen Haustüre ihre Interessen wahren dürfen?!

Wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Jekyll hat geschrieben:(10 Feb 2018, 11:24)

Eine Gegenthese: Es gibt nur Partikularinteressen.
Interessanter Einwurf. Man müsste also ein Gesamtinteresse definieren, das könnte die Stabilisierung Syriens oder der Region meinen oder den Weltfrieden.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von JJazzGold »

Jekyll hat geschrieben:(10 Feb 2018, 11:26)

Das ist sicher so, aber gilt das auch für Sie oder mich im sicheren Deutscheland?
Generell nicht, wobei gesellschaftlich durchaus unterschiedliche Strömungen vorherrschen, die ab und zu, allerdings bisher im marginalen Bereich, in Konflikt geraten.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Teeernte »

Jekyll hat geschrieben:(10 Feb 2018, 11:55)

Deutschland darf seine Freiheit am Hindukusch "verteidigen", und die Amerikaner sogar überall in der Welt...und die Türkei soll nicht mal vor der eigenen Haustüre ihre Interessen wahren dürfen?!

Wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre.
:thumbup:

Bei "Uns" ist die Haustür eben etwas grösser.

Aber ja - Du hast Recht

- was wär hier los - wenn kurz hinter Sylt die Welt untergehen würde...
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Polibu »

Jekyll hat geschrieben:(10 Feb 2018, 11:55)

Die Türkei führt übrigens ein Verteidigungskrieg, keinen Angriffskrieg.

Deutschland darf seine Freiheit am Hindukusch "verteidigen", und die Amerikaner sogar überall in der Welt...und die Türkei soll nicht mal vor der eigenen Haustüre ihre Interessen wahren dürfen?!

Wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre.
Deutschland darf einen Dreck. Deutschland macht es einfach und das ist zu verurteilen.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Teeernte »

Polibu hat geschrieben:(10 Feb 2018, 13:28)

Deutschland darf einen Dreck. Deutschland macht es einfach und das ist zu verurteilen.
Solange es kein "Krieg" ist .... wir haben NUUUUUR ein PAAAR "Sanitäter" nach Afghanistan geschickt....

Andere schicken ihre Soldaten ins Zielgebiet mit ner Urlaubskarte...

....und Manche brauchen eben keinen VERLOGENEN Grund.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Kardux hat geschrieben:(10 Feb 2018, 11:27)

Es sind aber stets kurdophobe User (zu denen ich Sie zähle), die den Vergleich dieses Romans zur derzeitigen Haltung gegenüber den Kurden heranziehen. In der Tat hat dies Stammtischniveau (oder für Sie "Teestunde"). Da dürfen Sie sich aber an die eigene Nase greifen.
Es meint, dass die PKK nicht kurdophil ist. Kritik am Terrorismus oder an der Unterdrückung demokratischer, kurdischer Politiker als "kurdophob" zu betrachten, ist an sich schon widersinnig. Viele Diskutanten, nicht nur Sie, sprechen von "den Kurden", wenn sie die PKK meinen, da wird gar kein Unterschied gemacht. Das ist ebenso naiv, als wenn man sagte, Kadyrwos Leute sind "die Tschetschenen" oder "die Deutschen" wären AfD. Gleichwohl wird das oft so gemacht, teils zu Propaganda-Zwecken. Putinisten sehen nur Putinisten als "Russen" an, andere Russen sind dann propagandistisch gesehen überhaupt keine Russen - was natürlich völlig grotesk ist.
Natürlich verstehe ich, dass die stalinistische PKK eine solche Werbe-Linie fährt, aber sie ist halt falsch.
Ihre Begriffswahl sagt sehr viel über Sie aus. Ich ordne Sie nicht umsonst als kurdophoben User ein. Denn wenn Ankara im Interesse der Russen (und daher auch Assads Interesse) agiert, werden sie lediglich als "unzuverlässig" bezeichnet. Aber wenn Kurden mit dem Assad-Regime arbeiten erhalten sie prompt den Kollaborateure-Stempel aufgedrückt. Interessant, oder?
Ihre Ordnungskategorien wären allerdings selbst in einem Roman nicht sonderlich schlüssig, das würde Ihnen jeder Lektor anstreichen. ;)
"Unzuverlässigkeit" meint ja, dass eine zeitweilige Kollaboration mit Gegen-Akteuren stattfindet. Wenn Erdogan also mit den Russen zusammen arbeitet, ist das Kollaboration. Wenn es sich um eine Schaukelstuhl-Politik handelt, ähnlich wie bei der PYD, dann ist es Unzuverlässigkeit aus Sicht der Bundesgenossen.
Und ich kann nur noch einmal wiederholen, weil Sie darauf NIE eingehen: aus Sicht der Kurden war die temporäre Zusammenarbeit in jeder Hinsicht legitim. Hier ging es nicht um irgendwelche Partikularinteressen. Den Kurden ging es darum, ihre physische Existenz zu wahren. Die sogenannten Partikularinteressen der Türkei hingegen sind kolonialistischer Natur. Und genau so agieren sie auch. Auf der einen Hand bewaffnet man ausländische Jihadisten die sich nicht nur gegen Assad richten, sondern gegen alle Minderheiten (auch gegen säkulare Sunniten) und dann stärkt man Assad den Rücken. Die einzig konstante Linie welche die Türkei fährt, ist ihre blutige Kurdenpolitik - und genau die ist primärer Bestandteil der kolonialen Ambitionen der Türkei.
Der Türkei wird es auch um ihr Überleben gehen, es gab ja auch schon viele Tote im Inland und im Grenzgebiet wird man kein Aufmarschgebiet für Terroristen haben wollen. Vergleichen Sie das doch einfach mal mit der Sichtweise Israels - die sind auch nicht gerade scharf auf die Hisbollah vor der Haustür.
Ungeachtet dessen ist es einfach so, dass Assad-Kollaborateure nicht sonderlich hilfreich sind, wenn man das nämliche Blutregime zum Frieden zwingen will. Ob da nun die YPG oder Erdogan kollaboriert, macht prinzipiell keinen Unterschied.
Ihren "Punkt" können Sie sich getrost sparen - denn Sie sind mit keinem Wort darauf eingegangen was ich schrieb!
Also noch einmal:
1. Zählt die Türkei auch zu den Schurkenregimen welche Sie erwähnt haben?
2. Was genau bedeutet von "Hizbollah bis IS"? Oder vielleicht sollte ich die Frage anders stellen. Welche Miliz in Syrien ist nicht terroristisch?
3. Wieso ist Saudi Arabien kein Schurkenstaat, Syrien und der Iran aber schon?
4. Wieso werfen Sie Leuten eine turkozentrische Perspektive vor, wenn Sie ganz offensichtlich dasselbe in Schwarz tun?
1. Das Erdogan-Regime ist aus meiner Sicht unzuverlässig.
2. Nicht-terroristisch ist eine Miliz dann, wenn sie nicht gegen Zivilisten vorgeht. Dafür kommen etwa FSA-Verbände in Frage.
3. Syrien ist recht unübersichtlich, dort agieren hauptsächlich Iraner, Russen, sektiererischen Terroristen, gelenkte Terroristen, Freischärler und Verbündete der westlich-arabischen Koalition. Syrien ist praktisch kein Staat mehr, das Assad-Regime ist aber fraglos ein Schurken-Regime, wenn man es so nennen will. Saudi-Arabien ist ein strategischer Partner, der reale IS Iran nicht. Sie stellen schon ein bißchen seltsame Fragen - was glauben Sie denn, warum der Iran kein enger Freund Israels ist ?
4. Weil es in Syrien nicht allein um türkische Innenpolitik geht. Eine turkozentrische Perspektive greift hier zu kurz.
Doch "Terror jedweder Form" kann sehr wohl alles bedeuten - wenn man ihn, wie in Ihrem Fall nicht näher definiert bzw. die Akteure nicht genau nennt. Was wir jetzt wissen ist, dass für Sie Assad, die Hizbollah und der IS ein Teil des Terrorismus sind. Über die SDF oder aber al-Qaida schweigen Sie. Überhaupt finde ich Ihre gesamte Moral sehr amüsant. Das Primärziel ist für Sie angeblich, dass man der Tyrannei und dem Terror Einhalt gebietet. Wieso beschränken Sie sich aber in Ihrer gesamten Argumentation nur auf Syrien und das Assad-Regime? Wo ist der Unterschied zwischen der Türkei, als diese in den letzten Jahren kurdische Städte niederbombte, und dem Assad-Regime? Wieso habe ich noch nie von Ihnen Kritik gegenüber sunnitischen Jihadisten lesen dürfen, die sich an Minderheiten in Syrien vergreifen (ja, das hat nicht nur der IS getan!)? Ihnen geht es nicht um das Wohl der Menschen in Syrien - weder den Minderheiten noch den sunnitischen Arabern. Also erklären Sie mal was die genauen Primärziele aus Ihrer Sicht sind.
Terrorismus greift Zivilisten an, die Al Kaida gehört natürlich in diese Kategorie. Häufig sind Terrorgruppen ja auch definiert, etwa innerhalb der EU. Das ist alles andere als eine Frage von Beliebigkeit. Den Fall Amri kennen Sie vielleicht - das war so ein Terrorist.
Wenn Sie mit "sunnitischen Jihadisten" Terroristen sunnitischen Glaubens meinen, dann sind diese ja in der grundlegenden Kritik schon eingeschlossen. Nicht die Konfession ist entscheidend, sondern das Handeln und das Ziel. Nicht das Wer, sondern das Was. Die internationale Anti-Terror-Allianz betrachtet "Terror jedweder Form" sehr kritisch.
Wenn andernorts wie jetzt in Syrien gegen Zivilbevölkerung vorgegangen wird, ist das selbstverständlich kritikwürdig. In der hier erörterten Region ist jedoch der iranische Sichelschnitt das Kernproblem. Soll heißen, in der Ukraine und sonstwo ist es nicht unbedingt hübscher, nur etwas anderes.
Die hier erneut nachgefragten Primärziele sind schon genannt worden, nämlich: Eindämmung des Einflußes von Schurkenstaaten, Sieg über Terroristen, politische Konfliktlösung im Genfer Prozess, Rückkehrmöglichkeit für Flüchtlinge und die Beseitigung von Massenvernichtungswaffen.
Das war wieder keine Antwort auf meine Frage(n). Also noch einmal:
1. Inwiefern schadet die Operation Olivenzweig dem Assad-Regime?
2. Inwiefern schadet die Operation dem IS - der eigentlich von allen Seiten als das Hauptproblem bezeichnet wird (zumindest offiziell)?
1. Das würde ich auch gerne wissen, mehr noch: soll die Operation Olivenzweig überhaupt dem Assad-Regime schaden oder gibt es da womöglich Absprachen? Ich habe diese Operation nicht entwickelt, ich kann Ihnen nicht sagen, was der Generalstab denkt oder plant.
2. Dem Anschein nach dient die Operation dazu, unmittelbare Bedrohungen vor der Haustür zu mindern. Dem IS schadet es wohl eher nicht. Nützt es ihm denn was?
Und nochmals zu Ihren "Primärzielen":
Sie müssen sich erst einmal konkret dazu äußern wer diese Schurkenstaaten und Terroristen sind, bevor man von der Eindämmung und dem Sieg gegen sie schreibt.
Der iranische Sichelschnitt vom Libanon bis zum Jemen ist das Kernproblem - dafür wäre natürlich der Iran als "Schurkenstaat" verantwortlich zu machen. Und die komplette Aufzählung aller Terrororganisationen entnehmen Sie bitte den offiziellen Listen der EU und USA. Wenn ich ein paar der Bekanntesten in der Region aufzähle, dann fokussieren Sie wieder darauf, irgendeine Gruppe vergessen zu haben. ;) Aber egal, IS und Al Kaida werden beispielsweise von den USA namentlich genannt, als Problem.
Im Gegensatz zu Ihnen, argumentiere ich viel transparenter (auch wenn es nicht allen gefallen muss). Aus meiner Sicht, ist das Primärziel eine konsequente Absicherung der Lage in Syrien aber auch anderen Pulverfässern im Nahen Osten. Dies kann nur mithilfe einer (territorialen) Neuordnung realisiert werden. Eine Rückkehrmöglichkeit für Flüchtlinge unter denselben politischen Rahmenbedingungen ist sowieso nur eine temporäre Lösung. Ein Sieg Assads und die damit einhergehende Kontrolle über ganz Syrien wird früher oder später in einen neuen Bürgerkrieg enden. Wenn die Sunniten gewonnen hätten und Assad gestürtzt hätten, wäre die Zukunft für die Minderheiten in Syrien nicht rosig gewesen. Es hätte wieder Flüchtlingsströme gegeben. Also hören Sie mir doch auf mit Ihren nichtssagenden Primärzielen...
Ihr Plan erscheint hier aber ganz und gar nicht transparent. Soll nun demnach Assad erhalten bleiben oder ersetzt werden?
Eine "territoriale Neuordnung" setzt eine Anerkennung voraus und diese wiederum eine Befriedung. Eine Neuordnung ist kein Primärziel, sondern ein Partikularinteresse von solchen, die sich aus Grenzveränderungen einen Vorteil versprechen. Aber faktisch sind ohnehin verschiedene Landstriche unter unterschiedlicher Kontrolle. Erst eine Friedensordnung könnte überhaupt ein tragfähiges Zukunftsprojekt ermöglichen.
Die Primärziele der Weltmächte sind klar und offensichtlich. Bis die sich nicht einigen, wird es auch keine Ruhe geben. Und wenn sie sich einigen sollten und keine Neuordnung errichten, wird dies nur kurzfristig Frieden erzeugen. Die Gräben zwischen den Volksgruppen sind viel zu tief. Das Demokratieverständnis der Menschen vorort ist nicht vorhanden. Der Sieger wird wieder "aufräumen", so wie wir es im Irak derzeit sehen...
Niemand sagt, dass es einfach ist. Im Irak sind jedoch Fortschritte erzielt worden, weil die dortige Regierung kooperiert. Für Syrien lässt sich das nicht sagen. Alle Volksgruppen, Konfessionen und Bürger wollen in Freiheit und in Sicherheit leben. Entscheidend ist wiederum nicht das Wer, sondern das Was und das Wie. Terror jedweder Form ist hier das Problem und daher auch nicht Teil der Lösung. Das Demokratieverständnis von Terroristen und Tyrannen ist naturgemäß gering, die Bürger selbst haben nichts gegen ihr Existenzrecht einzuwenden.
Die turkmenischen Brigaden haben von Anfang an, die Interessen Ankaras vertreten. Welchen Grund hätten sie sonst gehabt die Kurden anzugreifen? Abgesehen davon sollten sie die Größe der Turkmenen in Syrien nicht überschätzen. Wenn ich von TFSA schreibe, dann meine ich noch immer eine Halsabschneidermiliz die mehrheitlich aus sunnitischen Arabern besteht. Die sunnitischen Araber waren nicht von Anfang an gegen die Kurden bzw. ein Instrument Ankaras. Dazu wurden sie aber gedrängt. Denn die Türkei war und ist für alle sunnitische Gruppen in Syrien von Anfang an eine wichtige Quelle des Nachschubs. Ein Knackpunkt in diesem ganzen Konflikt war die Auflösung der bis dahin noch halbwegs moderaten FSA. Denn die Türkei wusste, dass man für eines ihrer Primärziele (die Vernichtung der Kurden), aus PR-Gründen keine Freie Syrische Armee vorschicken darf. Die langsame Radikalisierung der sunnitischen Araber in Syrien (welche von den Türken und Golfarabern forciert wurde) war der Anfang vom Ende des Traums - Assad zu stürzen.
Die turkmenischen Brigaden treten im aktuellen Konflikt als Verbündete Ankaras auf, das ist klar.
Es existieren keine unabhängigen FSA-Brigaden. Die salafistischen Gruppen innerhalb der FSA haben sich noch mehr radikalisiert (weil sie zum IS, al-Qaida und anderen Jihadisten übergelaufen sind) und die säkularen Teile der ehemaligen FSA sind nun Teil der SDF.
Die FSA ist kein einheitlicher Begriff mehr. Einzelne Freischärler-Gruppen können sich der FSA zuordnen bzw. sich so nennen, im Süden des Landes ist die SDF gar nicht präsent.
Ihr Vergleich zu Frankreich ist ebenfalls sehr bizarr. Die YPG mögen zwar ideologisch gesehen links sein, aber wenn man von dieser Gruppe schreibt, dann auch immer von der kurdischen Volksgruppe in Syrien. Wenn die USA oder Russland die YPG fallen lassen, ist die kurdische Bevölkerung in Syrien ausgeliefert. Genauso wie jetzt in Efrîn. Das Sie das nicht weiter stört, ist mir klar. Das Erdogan die gesamte Region Efrîn entkurdisieren möchte ist nicht weiter schlimm. Auch wenn Sie als Primärziel, die Bekämpfung der Tyrannei erwähnen oder die Rückführung von Flüchtlingen...
Das ist eine sehr spezielle Sichtweise, eine Partei ethnozentrisch zu definieren. Was ist mit Kurden, die keine stalinistische Diktatur wollen und nicht Mitglied der PYD sind - sind das dann keine Kurden aus Ihrer Sicht?
Ein General der Allianz hat ja bereits erklärt, man werde nicht weichen, sondern die Stellungen nötigenfalls verteidigen. Wenn die türkische Armee US-Truppen angreifen sollte, was ich mal nicht glauben will, dann hätte sie ein ganz anderes Problem als PKK und YPG.
Russland ist iranischer Verbündeter, also auch Verbündeter des Assad-Regimes. Sie glauben doch nicht im ernst, dass es dieser Seite um das Wohlergehen der Kurden gehen würde. Nein, glauben Sie natürlich nicht - sie erhoffen sich vermutlich, die Kurden (was Sie darunter verstehen) könnten geschickt die Großmächte gegeneinander ausspielen, um letztlich ein großkurdisches Reich zu bekommen. Falls ja, so ist das eine riskante Hoffnung. Eben so gut könnte es doch sein, dass weder Russland noch die USA die YPG als verlässlich betrachten und beide im Momentum einer Friedensordnung fallen lassen. Man liebt zwar den Verrat, nicht aber den Verräter, wie der Volksmund schon sagt.
Ja, Ihre Begrifflichkeiten von Tyrannei, Terror, Rückführung von Flüchtlingen sind sehr fluid...
Diese "Fluidität" reicht nicht mal zu einer Drehtür-Politik aus. Da gibt es andere, die schneller durch die Drehtür sind als man "flüchtig" sagen kann.
Ich würde die Primärziele eigentlich in einem einzigen Wort zusammenfassen wollen - Liberation. Und ja, strategische Partner sind denkbar, vielleicht auch Unzuverlässige, wenn es denn nicht anders geht, aber nur den verlässlich Verbündeten sollte die Zukunft gehören.
Nettes Ablenkungsmanöver. Ich stelle meine Frage trotzdem noch einmal:
Welche dieser sunnitischen Halsabschneidervereine ist aus Ihrer Sicht ein zuverlässiger Partner bzw. sollte es sein? Al-Qaida?
Al Kaida ist ein terroristischer Gegen-Akteur, schlicht gesagt, ein Feind. Ich weiß jetzt zwar nicht genau, von welchen "Vereinen" Sie sprechen, aber wie schon angedeutet, zuverlässige, syrische Verbände müssen hinzugewonnen werden, also solche, die das Ziel der Liberation teilen, ein pluralistisches, demokratisches Syrien wollen und keine Zivilpersonen massakrieren oder vertreiben. Man kann das dann FSA oder sonstwie nennen. In früheren Jahren hat man einiges vernachlässigt, das muss man leider so sagen. Vielleicht hat man geglaubt, man könne sich mit den Russen verständigen, wie auch immer, es wird bewaffnete Kämpfer am Boden brauchen - entweder lokale Verbände oder solche, die die Allianz selbst stellt.
Und wieder weichen Sie aus. Also nochmal:
Wieso ist die PKK Teil der von Ihnen erwähnten westlichen Allianz?
Ich weiche nirgendwo aus, Sie nehmen das Gesagte nur nicht zur Kenntnis oder stellen Fragen neu. Die PKK ist nicht Teil der erwähnten Allianz, sondern die YPG. Die ist zwar unzuverlässig, aber wahrscheinlich hat man im Moment keinen besseren Ersatz. Dazu hätte ich auch Fragen an den Generalstab der internationalen us-geführten Allianz.
Wen soll man dann als strategischen und verlässlichen Partner nehmen? Salafistengruppen?
Wie gesagt, Verbände, die das Ziel der Liberation teilen, natürlich nicht feindliche oder terroristische Gruppen. Es ist ja eben ein erklärtes Primärziel, die terroristische Bedrohungslage zu neutralisieren.
Einen besseren Partner als die Kurden haben die USA in Syrien UND im Irak nunmal nicht. Die Partikularinteressen der Kurden kollidieren nunmal nicht so sehr mit den US-Interessen wie die Weltmachtsansprüchen der Türken, dem schiitischen Halbmond der Iraner oder der Radikalität vieler sunnitischer Araber. Die politischen Köpfe der Kurden sind nunmal säkular. Die Mehrheit der kurdischen Gesellschaft ist nicht anti-amerikanisch. Suchen Sie einmal einen besseren Partner für die USA. Viel Glück..
Man wird sehen, was sich noch ergibt. Womöglich wäre Ankara im selben Maße zuverlässig wie die YPG, wenn man sie gleichermaßen unterstützen würde.
Wie geht es anders? Die Vorsitzende der größten kurdischen Oppositionspartei sitzen beide im Gefängnis. Die nachfolgenden Parteivorsitzenden sollen ebenfalls bald ins Gefängnis. Demokratischen Weg? In der Türkei? Im Nahen Osten? Vielleicht sollten Sie in Karl Mays Füße stapfen? An Vorstellungskraft und Fiktionalität mangelt es Ihnen gewiss nicht...
Demokratie kommt von innen. Wer die Freiheit nicht will, wird sie auch nicht von außen geschenkt bekommen. Die Kurden sollten ihre politischen Anführer selbst bestimmen und die PKK durch Freiheitskämpfer ersetzen. Verstehen Sie denn nicht ? Die Westmächte werden niemals eine Terrororganisation akzeptieren. Und in der Syrischen Nationalkoalition saßen doch auch Kurdenvertreter.

Ägypten startet aktuell eine Großoffensive auf der Sinai-Halbinsel.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Polibu hat geschrieben:(10 Feb 2018, 13:28)

Deutschland darf einen Dreck. Deutschland macht es einfach und das ist zu verurteilen.
Natürlich darf das Deutschland im Rahmen der kollektiven Selbstverteidigung und es ist zu begrüßen. Von Afghanistan geht kaum noch eine terroristische Bedrohung für Europa aus. Das ist auch dem deutschen Beitrag zu danken.

Wenn es nach den beiden Putin-Parteien ginge, dürften wir überhaupt nichts - außer den Tyrannen dieser Welt ein paar Glückwunsch-Karten zu schreiben.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Kardux »

DarkLightbringer hat geschrieben:Es meint, dass die PKK nicht kurdophil ist.
Nun sind Sie rhetorisch da angekommen, wo ich Sie die ganze Zeit sehe. Die Entzweiung der PKK mit dem kurdischen Volk ist nämlich das Hauptargument aller türkischer Nationalisten, wenn es darum geht ihren Kolonialismus zu verteidigen. Ich würde die PKK zwar nicht als kurdisch-nationale Bewegung einordnen, aber ihr Terrorismus/Widerstand richtete sich stets gegen die türkische Staatsgewalt. Ihr Kampf war und ist eine Reaktion auf den Staatsterror Ankaras.
DarkLightbringer hat geschrieben:Kritik am Terrorismus oder an der Unterdrückung demokratischer, kurdischer Politiker als "kurdophob" zu betrachten, ist an sich schon widersinnig.
Verstehen Sie selber wovon Sie schreiben? Ich zumindest, verstehe es hier nicht.
DarkLightbringer hat geschrieben:Viele Diskutanten, nicht nur Sie, sprechen von "den Kurden", wenn sie die PKK meinen, da wird gar kein Unterschied gemacht. Das ist ebenso naiv, als wenn man sagte, Kadyrwos Leute sind "die Tschetschenen" oder "die Deutschen" wären AfD. Gleichwohl wird das oft so gemacht, teils zu Propaganda-Zwecken. Putinisten sehen nur Putinisten als "Russen" an, andere Russen sind dann propagandistisch gesehen überhaupt keine Russen - was natürlich völlig grotesk ist.
Natürlich verstehe ich, dass die stalinistische PKK eine solche Werbe-Linie fährt, aber sie ist halt falsch.
Die PKK ist der einzige Vertreter kurdischer Interessen in der Türkei und in Syrien, der es, wie für den Nahen Osten nunmal üblich, militärisch gegen den Staatsterror vorgeht. Das die "PKK" und "Kurden" keine identen Synonyme sind, dürfte klar sein. Es ist trotzdem lächerlich, wenn man behauptet, dass die PKK nichts mit den Kurden zu tun hätte. Abgesehen davon habe ich niemals geschrieben, dass Nicht-PKKler keine Kurden wären. Das ist absurd. Ich bin ebenfalls kein Mitglied oder Anhänger der PKK und trotzdem Kurde.
DarkLightbringer hat geschrieben:Ihre Ordnungskategorien wären allerdings selbst in einem Roman nicht sonderlich schlüssig, das würde Ihnen jeder Lektor anstreichen. ;)
"Unzuverlässigkeit" meint ja, dass eine zeitweilige Kollaboration mit Gegen-Akteuren stattfindet. Wenn Erdogan also mit den Russen zusammen arbeitet, ist das Kollaboration. Wenn es sich um eine Schaukelstuhl-Politik handelt, ähnlich wie bei der PYD, dann ist es Unzuverlässigkeit aus Sicht der Bundesgenossen.
Deutsch ist zwar nicht meine Muttersprache, aber es reicht trotzdem um den semantischen Unterschied zwischen Kollaborateur und unzuverlässiger Partner zu erkennen! Ein unzuverlässiger Partner zu sein, ist klar und deutlich eine abgeschwächte Form bzw. relativierende Umschreibung für Kollaborateur. Abgesehen davon fährt die PYD keine "Schaukelstuhl-Politik". Wenn sich diverse Gruppen die Ausrottung einer Volksgruppe (in diesem Fall die Kurden) zum Ziel setzen, dann ist es legitim, Hilfe von egal wem zu erhalten. Und wenn die Kurden gegenüber den USA wirklich so unzuverlässig gewesen wären, dann hätte man den Russen den erdölreichen Osten überlassen können - dann hätte es jetzt auch keine Operation Olivenzweig gegeben.

Unzuverlässig sind bekanntlich stets die Weltmächte - das gilt sowohl für Russland als auch die USA. Das hat zwar auch seine Gründe, aber seis drum...
DarkLightbringer hat geschrieben:Der Türkei wird es auch um ihr Überleben gehen, es gab ja auch schon viele Tote im Inland und im Grenzgebiet wird man kein Aufmarschgebiet für Terroristen haben wollen. Vergleichen Sie das doch einfach mal mit der Sichtweise Israels - die sind auch nicht gerade scharf auf die Hisbollah vor der Haustür.
Die Kurden haben niemals die Existenz der Türkei und ihrer Siedlungsgebiet gefährdet - NIEMALS. Weder die PKK noch sonst eine radikale Gruppe (nicht einmal die ultra-radikalen TAK) haben sich die Auslöschung des türkischen Staats zum Ziel gesetzt. Selbiges kann man nicht von der Hizbollah behaupten. Die "Sichtweise" Israels ist eine komplett andere. Umgeben von Nachbarn, "die Juden ins Meer werfen möchten" kämpfen die Zionisten um das nackte Überleben Israels und seiner Bewohner. Die Türken kämpfen nicht um ihr Überleben, sondern für den Erhalt ihres Kolonialismus. Bis heute haben sie schon genug Teile Nordkurdistans türkisiert. Damit haben wir uns schon abgefunden, aber irgendwann reicht es.
DarkLightbringer hat geschrieben:Ungeachtet dessen ist es einfach so, dass Assad-Kollaborateure nicht sonderlich hilfreich sind, wenn man das nämliche Blutregime zum Frieden zwingen will. Ob da nun die YPG oder Erdogan kollaboriert, macht prinzipiell keinen Unterschied.


Die Kurden in Syrien sind eine kleine Minderheit. Es ist nicht ihre Aufgabe Assad zu stürzen - erst recht nicht, wenn die Mehrheit der sunnitischen Arabern ihnen im Nacken sitzen. Die sunnitischen Araber haben sich von der Türkei instrumentalisieren lassen und einen potentiellen Assad-Gegner (die Kurden haben bereits 2004 gegen Assad revoltiert) gegen sich aufgebracht. Der Verrat an der Sache (Assad zu stürzen) wurde von den sunnitischen Arabern begangen. Wenn man Kurden enthauptet, sie für vogelfrei erklärt und den Jihad gegen sie ausruft braucht man sich nicht wundern das es Widerstand gibt.
DarkLightbringer hat geschrieben:1. Das Erdogan-Regime ist aus meiner Sicht unzuverlässig.


Also wir halten fest: Syrien und der Iran sind Schurkenstaaten, die Türkei ist aber nur unzuverlässig.
DarkLightbringer hat geschrieben:2. Nicht-terroristisch ist eine Miliz dann, wenn sie nicht gegen Zivilisten vorgeht. Dafür kommen etwa FSA-Verbände in Frage.
Unsinn! Die FSA hat etliche Kriegsverbrechen gegenüber Alawiten, Christen und Kurden begangen - Zivilisten versteht sich. In diesem Konflikt gibt es gewiss keine einzige Kriegspartei mit einer weißen Weste, und schon gar nicht die FSA. Von den vielen Splitterbewegungen der FSA möchte ich erst gar nicht anfangen.
DarkLightbringer hat geschrieben:3. Syrien ist recht unübersichtlich, dort agieren hauptsächlich Iraner, Russen, sektiererischen Terroristen, gelenkte Terroristen, Freischärler und Verbündete der westlich-arabischen Koalition. Syrien ist praktisch kein Staat mehr, das Assad-Regime ist aber fraglos ein Schurken-Regime, wenn man es so nennen will. Saudi-Arabien ist ein strategischer Partner, der reale IS Iran nicht. Sie stellen schon ein bißchen seltsame Fragen - was glauben Sie denn, warum der Iran kein enger Freund Israels ist ?
Ich stelle gar keine seltsamen Fragen. Natürlich ist der Iran aus israelischer Sicht (auch aus kurdischer) ein Schurkenstaat. Das ändert nichts daran, dass Saudi Arabien die Region ebenfalls negativ beeinflusst, den sunnitischen Jihadismus sponsort und ergo auch - wenn man objektiv bleiben möchte - ein Schurkenstaat ist. Abgesehen davon ist Saudi Arabien kein strategischer Partner Israels. Mag sein, dass die Schalthebel der Saudis ähnliche Interessen verfolgen, die Bevölkerung ist aber zutiefst antijudaistisch.
DarkLightbringer hat geschrieben:4. Weil es in Syrien nicht allein um türkische Innenpolitik geht. Eine turkozentrische Perspektive greift hier zu kurz.


Die Türkei transport seine Innenpolitik nach Syrien, dass scheinen Sie wohl vergessen zu haben! Oder welche Gefahr soll von der Enklave Efrîn ausgegangen sein?
DarkLightbringer hat geschrieben:Wenn Sie mit "sunnitischen Jihadisten" Terroristen sunnitischen Glaubens meinen, dann sind diese ja in der grundlegenden Kritik schon eingeschlossen. Nicht die Konfession ist entscheidend, sondern das Handeln und das Ziel. Nicht das Wer, sondern das Was. Die internationale Anti-Terror-Allianz betrachtet "Terror jedweder Form" sehr kritisch.
Sunnitische Jihadisten, Terroristen sunnitischen Glaubens, moderate Rebellengruppen, sunnitische Rebellen, Widerstandskämpfer...ja solche Begriffe wurden im Westen schon sehr oft miteinander vermischt. Und das obwohl es immer dieselben Gruppen waren und sind. Auch wenn sich die Gruppen zeitweise umbenennen.
DarkLightbringer hat geschrieben:Die hier erneut nachgefragten Primärziele sind schon genannt worden, nämlich: Eindämmung des Einflußes von Schurkenstaaten, Sieg über Terroristen, politische Konfliktlösung im Genfer Prozess, Rückkehrmöglichkeit für Flüchtlinge und die Beseitigung von Massenvernichtungswaffen.
Nein, die Primärziele sind weiterhin nicht klar. Sie zählen die Türkei nicht als Schurkenstaat, und behaupten hier dreist, dass die FSA nicht weniger terroristisch als eine Hizbollah agiert hätte. Sie sind ein parteiischer Propagandist der ganz klare Partikularinteressen vertritt und diese als universale "Primärziele" verkaufen möchte.
DarkLightbringer hat geschrieben:1. Das würde ich auch gerne wissen, mehr noch: soll die Operation Olivenzweig überhaupt dem Assad-Regime schaden oder gibt es da womöglich Absprachen? Ich habe diese Operation nicht entwickelt, ich kann Ihnen nicht sagen, was der Generalstab denkt oder plant.


Natürlich haben Sie die Operation nicht entwickelt, aber Sie lesen gewiss auch Nachrichten und bekommen mit, dass diese Operation ohne dem grünen Licht der Russen nicht realisiert worden wäre. Und Ihnen wird wohl auch nicht entgangen sein, dass Assad in Idlib Geländegewinne erzielen konnte, während TFSA-Jihadisten aus dieser Region gen Efrîn marschierten (flohen). Das Vorrücken Assads auf die USA und die SDF dürfte Ihnen auch nicht entgangen sein - also spielen Sie nicht den Unwissenden.
DarkLightbringer hat geschrieben:2. Dem Anschein nach dient die Operation dazu, unmittelbare Bedrohungen vor der Haustür zu mindern. Dem IS schadet es wohl eher nicht. Nützt es ihm denn was?
Ertappt. Obwohl Sie, die Schwächung/Sturz von Assad als Primärziel bezeichnen suchen Sie nach plausiblen Gründen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türken zu legitimieren, der nachweislich Assad stärkt. Und natürlich nützt dieser Angriffskrieg der Türken auch dem IS. Immerhin ist die Türkei der Pate des IS und entlastet ihn. Die Türkei bindet YPG-Kämpfer in Efrîn und hat den gesamten nochmal unübersichtlicher gemacht mit seinem Einmarsch. Der IS hat sich in der letzten Woche auch wieder zurück gemeldet...
DarkLightbringer hat geschrieben:Der iranische Sichelschnitt vom Libanon bis zum Jemen ist das Kernproblem - dafür wäre natürlich der Iran als "Schurkenstaat" verantwortlich zu machen. Und die komplette Aufzählung aller Terrororganisationen entnehmen Sie bitte den offiziellen Listen der EU und USA. Wenn ich ein paar der Bekanntesten in der Region aufzähle, dann fokussieren Sie wieder darauf, irgendeine Gruppe vergessen zu haben. ;) Aber egal, IS und Al Kaida werden beispielsweise von den USA namentlich genannt, als Problem.
Sie schreiben von einer imaginären FSA, welche angeblich keine terroristische Miliz wäre. Das ist der Punkt. Ein weiterer Punkt sind Ihre Relativierungen gegenüber der Türkei.
DarkLightbringer hat geschrieben:Ihr Plan erscheint hier aber ganz und gar nicht transparent. Soll nun demnach Assad erhalten bleiben oder ersetzt werden?
Eine "territoriale Neuordnung" setzt eine Anerkennung voraus und diese wiederum eine Befriedung. Eine Neuordnung ist kein Primärziel, sondern ein Partikularinteresse von solchen, die sich aus Grenzveränderungen einen Vorteil versprechen. Aber faktisch sind ohnehin verschiedene Landstriche unter unterschiedlicher Kontrolle. Erst eine Friedensordnung könnte überhaupt ein tragfähiges Zukunftsprojekt ermöglichen.
Ob Assad bleibt oder nicht, sollte man den Alawiten/Schiiten in Syrien überlassen. Aus meiner Sicht ist er ein Kriegsverbrecher, und gehört wie Saddam Hussein abgestraft. Es ändert aber nichts an meiner Haltung, dass man die Alawiten/Schiiten nicht der Güte der sunnitischen Syrern überlassen sollte. Das geht fatal aus. Eine Neuordnung ist kein Partikularinteresse, sondern die einzig reale Möglichkeit um niemanden der Willkür der Sieger auszusetzen. Ist das so schwer zu verstehen?
DarkLightbringer hat geschrieben:Niemand sagt, dass es einfach ist. Im Irak sind jedoch Fortschritte erzielt worden, weil die dortige Regierung kooperiert.
Welche Fortschritte? Die Sunniten werden derzeit von schiitischen Milizen terrorisiert. Übrigens: der Irak ist Teil des schiitischen Halbmonds.
DarkLightbringer hat geschrieben:Die turkmenischen Brigaden treten im aktuellen Konflikt als Verbündete Ankaras auf, das ist klar.
Turkmenische Brigaden waren immer Verbündete Ankaras, genauso auch sunnitische Turkmenen im Irak, die sich an der yezidischen Kurden vergriffen haben.
DarkLightbringer hat geschrieben:Die FSA ist kein einheitlicher Begriff mehr. Einzelne Freischärler-Gruppen können sich der FSA zuordnen bzw. sich so nennen, im Süden des Landes ist die SDF gar nicht präsent.
Aha, jeder kann sich FSA nennen. Geschickt. Wenn man Waffen, Unterstützung und politische Anerkennung benötigt bezeichnet man sich FSA, wenn man seine Kriegsverbrechen begeht wiederum anders.
DarkLightbringer hat geschrieben:Das ist eine sehr spezielle Sichtweise, eine Partei ethnozentrisch zu definieren. Was ist mit Kurden, die keine stalinistische Diktatur wollen und nicht Mitglied der PYD sind - sind das dann keine Kurden aus Ihrer Sicht?
Natürlich sind das auch Kurden, wo soll ich das verneint haben? Und was ändert das daran, dass "stalinistische PKKler" auch Kurden sind?
DarkLightbringer hat geschrieben:sie erhoffen sich vermutlich, die Kurden (was Sie darunter verstehen) könnten geschickt die Großmächte gegeneinander ausspielen, um letztlich ein großkurdisches Reich zu bekommen. Falls ja, so ist das eine riskante Hoffnung. Eben so gut könnte es doch sein, dass weder Russland noch die USA die YPG als verlässlich betrachten und beide im Momentum einer Friedensordnung fallen lassen. Man liebt zwar den Verrat, nicht aber den Verräter, wie der Volksmund schon sagt.
In erster Linie möchten die Kurden ihre Existenz wahren - ob kurdophobe Menschen dies als Verrat betrachten ist nicht weiter wichtig. Abgesehen davon existiert kein "großkurdisches Reich". Die Siedlungsgebiete der Kurden sind auf vier Staaten verteilt. Die Fläche dieser zusammenhängenden Gebiete beträgt ca. die Größe Frankreichs. Von Großreichen träumen wohl eher Perser, Türken und Araber - u.a. auf unsere Kosten.
DarkLightbringer hat geschrieben:Ich weiß jetzt zwar nicht genau, von welchen "Vereinen" Sie sprechen, aber wie schon angedeutet, zuverlässige, syrische Verbände müssen hinzugewonnen werden
Ich meine die Vereine die sich zu gegebenden Anlass FSA bezeichnen, obwohl keine FSA mehr existiert. Von den unzähligen jihadistischen Splittergruppen der ehemaligen FSA schreibe ich! Meine Bezeichnung war auch nicht Vereine, sondern Halsabschneidervereine - das ist ein wichtiges Detail.
DarkLightbringer hat geschrieben:Demokratie kommt von innen. Wer die Freiheit nicht will, wird sie auch nicht von außen geschenkt bekommen. Die Kurden sollten ihre politischen Anführer selbst bestimmen und die PKK durch Freiheitskämpfer ersetzen. Verstehen Sie denn nicht ? Die Westmächte werden niemals eine Terrororganisation akzeptieren. Und in der Syrischen Nationalkoalition saßen doch auch Kurdenvertreter.
Nein, ich verstehe nicht.

1. Die Westmächte haben schon Terrororganisationen akzeptiert --> siehe PLO.
2. In Syrien gibt es für die Kurden eine Alternative zur PYD, die ENKS. Aber selbst diese wurden von Erdogan nicht erwähnt. Er möchte sie nicht miteinbinden. Er möchte das Gebiet schlichtweg entkurdisieren. Und das versuchen hier als angeblich neutraler User zu legitimieren.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Kardux hat geschrieben:(11 Feb 2018, 02:06)

Nun sind Sie rhetorisch da angekommen, wo ich Sie die ganze Zeit sehe. Die Entzweiung der PKK mit dem kurdischen Volk ist nämlich das Hauptargument aller türkischer Nationalisten, wenn es darum geht ihren Kolonialismus zu verteidigen. Ich würde die PKK zwar nicht als kurdisch-nationale Bewegung einordnen, aber ihr Terrorismus/Widerstand richtete sich stets gegen die türkische Staatsgewalt. Ihr Kampf war und ist eine Reaktion auf den Staatsterror Ankaras.

Die PKK ist auch immer wieder gegen eigene Leute vorgegangen, gegen oppositionelle Kurden und gegen Zivilisten.
Sie ist nicht nur aus Albernheit als Terrororganisation eingestuft, sondern aus naheliegenden und zwingenden Gründen.

Verstehen Sie selber wovon Sie schreiben? Ich zumindest, verstehe es hier nicht.
Die Haltung der Westmächte zum Thema Terrorismus ist eindeutig. Es wird an Terroristen keinerlei Zugeständnisse geben. Das fußt auf einer grundsätzlichen Überlegung und hat nichts mit der Bewertung eines Volkes oder einer Nation zu tun.
Die PKK ist der einzige Vertreter kurdischer Interessen in der Türkei und in Syrien, der es, wie für den Nahen Osten nunmal üblich, militärisch gegen den Staatsterror vorgeht. Das die "PKK" und "Kurden" keine identen Synonyme sind, dürfte klar sein. Es ist trotzdem lächerlich, wenn man behauptet, dass die PKK nichts mit den Kurden zu tun hätte. Abgesehen davon habe ich niemals geschrieben, dass Nicht-PKKler keine Kurden wären. Das ist absurd. Ich bin ebenfalls kein Mitglied oder Anhänger der PKK und trotzdem Kurde.
Die PKK vertritt ein Meinungsmonopol, weil sie Pluralismus gewaltsam verhindert und den Kurden abweichende Haltungen verbietet.
Deutsch ist zwar nicht meine Muttersprache, aber es reicht trotzdem um den semantischen Unterschied zwischen Kollaborateur und unzuverlässiger Partner zu erkennen! Ein unzuverlässiger Partner zu sein, ist klar und deutlich eine abgeschwächte Form bzw. relativierende Umschreibung für Kollaborateur. Abgesehen davon fährt die PYD keine "Schaukelstuhl-Politik". Wenn sich diverse Gruppen die Ausrottung einer Volksgruppe (in diesem Fall die Kurden) zum Ziel setzen, dann ist es legitim, Hilfe von egal wem zu erhalten. Und wenn die Kurden gegenüber den USA wirklich so unzuverlässig gewesen wären, dann hätte man den Russen den erdölreichen Osten überlassen können - dann hätte es jetzt auch keine Operation Olivenzweig gegeben.
Wer zeitweilig oder überhaupt zur Kollaboration mit dem Gegner neigt, ist ein äußerst unzuverlässiger Bundesgenosse. Da kommt es weniger auf die Semantik an, als vielmehr auf die Tatsache. Sowohl Ankara wie auch die PYD ist unzuverlässig. Über die genaue Semantik mögen sich die Diplomaten den Kopf zerbrechen.
Unzuverlässig sind bekanntlich stets die Weltmächte - das gilt sowohl für Russland als auch die USA. Das hat zwar auch seine Gründe, aber seis drum...
„Unzuverlässig“ in der Perspektive der PKK, das mag in der Tat so sein. Wie schon gesagt, man liebt den Verrat, aber nicht den Verräter. Weder die PKK noch die PYD werden jemals etwas von den Großmächten geschenkt bekommen.
Die Kurden haben niemals die Existenz der Türkei und ihrer Siedlungsgebiet gefährdet - NIEMALS. Weder die PKK noch sonst eine radikale Gruppe (nicht einmal die ultra-radikalen TAK) haben sich die Auslöschung des türkischen Staats zum Ziel gesetzt. Selbiges kann man nicht von der Hizbollah behaupten. Die "Sichtweise" Israels ist eine komplett andere. Umgeben von Nachbarn, "die Juden ins Meer werfen möchten" kämpfen die Zionisten um das nackte Überleben Israels und seiner Bewohner. Die Türken kämpfen nicht um ihr Überleben, sondern für den Erhalt ihres Kolonialismus. Bis heute haben sie schon genug Teile Nordkurdistans türkisiert. Damit haben wir uns schon abgefunden, aber irgendwann reicht es.
Die Israelis wollen keine Hisbollah vor der Haustür und die Türkei keine PKK-Nester. Es ist davon auszugehen, dass dies die internationale Gemeinschaft so grundsätzlich akzeptiert. Allerdings auch nicht mehr, so weit es die Türkei und die us-geführte Allianz betrifft. Generalleutnant Funk hat sich da wohl mehr als deutlich ausgedrückt. Einen Abzug von US-Truppen aus Manbidsch wird es nicht geben.
Die Kurden in Syrien sind eine kleine Minderheit. Es ist nicht ihre Aufgabe Assad zu stürzen - erst recht nicht, wenn die Mehrheit der sunnitischen Arabern ihnen im Nacken sitzen. Die sunnitischen Araber haben sich von der Türkei instrumentalisieren lassen und einen potentiellen Assad-Gegner (die Kurden haben bereits 2004 gegen Assad revoltiert) gegen sich aufgebracht. Der Verrat an der Sache (Assad zu stürzen) wurde von den sunnitischen Arabern begangen. Wenn man Kurden enthauptet, sie für vogelfrei erklärt und den Jihad gegen sie ausruft braucht man sich nicht wundern das es Widerstand gibt.
Ziel muss ein stabiles, geeintes und unabhängiges Syrien sein und dafür braucht es Bundesgenossen, verlässliche und strategische Partner.
Also wir halten fest: Syrien und der Iran sind Schurkenstaaten, die Türkei ist aber nur unzuverlässig.
So ungefähr. Der real existierende IS Iran exportiert Terrorismus und der von ihm bestallte Nördliche Bogen bedroht unmittelbar die die Stabilität der gesamte Nahostregion sowie den Weltfrieden.
Über die Definition des Begriffes „Schurkenstaat“ kann man sich unterhalten. Wenn ich mich recht erinnere, hat die USA mal eine Kategorisierung vorgenommen.
Unsinn! Die FSA hat etliche Kriegsverbrechen gegenüber Alawiten, Christen und Kurden begangen - Zivilisten versteht sich. In diesem Konflikt gibt es gewiss keine einzige Kriegspartei mit einer weißen Weste, und schon gar nicht die FSA. Von den vielen Splitterbewegungen der FSA möchte ich erst gar nicht anfangen.
Die FSA hatte mal ein einheitliches Kommando und da gab es auch eine Handreichung, wie genau die Genfer Konvention einzuhalten ist. Die Situation ist heute anders, es gibt sozusagen keine Lizenz mehr, wer oder was die FSA ist. Die Syrische Nationalkoalition definiert jedoch ein freies und pluralistisches Syrien als Ziel.
Zu Zeiten von General Idriss hat man es versäumt, die einheitlich geführte FSA ausreichend zu versorgen.
Ich stelle gar keine seltsamen Fragen. Natürlich ist der Iran aus israelischer Sicht (auch aus kurdischer) ein Schurkenstaat. Das ändert nichts daran, dass Saudi Arabien die Region ebenfalls negativ beeinflusst, den sunnitischen Jihadismus sponsort und ergo auch - wenn man objektiv bleiben möchte - ein Schurkenstaat ist. Abgesehen davon ist Saudi Arabien kein strategischer Partner Israels. Mag sein, dass die Schalthebel der Saudis ähnliche Interessen verfolgen, die Bevölkerung ist aber zutiefst antijudaistisch.
Saudi-Arabien ist ein strategischer Partner der westlich-arabischen Koalition, die Ausgleichsmacht zum Iran und mit dem neuen Kronprinzen auch innenpolitisch auf Reformkurs. Israel ist zur strategischen Zusammenarbeit bereit.
Die Türkei transport seine Innenpolitik nach Syrien, dass scheinen Sie wohl vergessen zu haben! Oder welche Gefahr soll von der Enklave Efrîn ausgegangen sein?
Möglicherweise sieht man PKK-nahe Gruppen so unmittelbar vor der Haustür als Bedrohung an. Was sagt denn die türkische Opposition zur Lage?
Sunnitische Jihadisten, Terroristen sunnitischen Glaubens, moderate Rebellengruppen, sunnitische Rebellen, Widerstandskämpfer...ja solche Begriffe wurden im Westen schon sehr oft miteinander vermischt. Und das obwohl es immer dieselben Gruppen waren und sind. Auch wenn sich die Gruppen zeitweise umbenennen.
Die Syrer leiden seit fast 50 Jahren unter der Niedertracht der Diktatur. 2011 gab es friedliche Proteste, die sich im ganzen Land ausbreiteten. Es gibt hauptsächlich Zivilisten, die gar nicht bewaffnet sind, darunter Kinder. Es ist völlig falsch, ein ganzes Volk, 40 Millionen, quasi als Barbaren zu betrachten oder darzustellen.
Nein, die Primärziele sind weiterhin nicht klar. Sie zählen die Türkei nicht als Schurkenstaat, und behaupten hier dreist, dass die FSA nicht weniger terroristisch als eine Hizbollah agiert hätte. Sie sind ein parteiischer Propagandist der ganz klare Partikularinteressen vertritt und diese als universale "Primärziele" verkaufen möchte.
Dann verdeutlichen wir diese Primärziele eben nochmal: Eindämmung des iranischen Einflußes, Sieg über Terroristen, politische Konfliktlösung im Genfer Prozess, Rückkehrmöglichkeit für Flüchtlinge und die Beseitigung von Massenvernichtungswaffen.
Die Liberation, wie ich es nennen würde, sieht ein freies, unabhängiges und geeintes Syrien vor. Frei heißt dabei – pluralistisch, demokratisch und die Menschenrechte achtend.
Das ist eine parteiische Sichtweise, natürlich, sie betrachtet Tyrannei und Terror nicht neutral. Und ja, Freiheit ist ein universalistischer Wert, das kann man schon so sehen. Die UNO hat universalistische Ansätze in der Charta fixiert.
Natürlich haben Sie die Operation nicht entwickelt, aber Sie lesen gewiss auch Nachrichten und bekommen mit, dass diese Operation ohne dem grünen Licht der Russen nicht realisiert worden wäre. Und Ihnen wird wohl auch nicht entgangen sein, dass Assad in Idlib Geländegewinne erzielen konnte, während TFSA-Jihadisten aus dieser Region gen Efrîn marschierten (flohen). Das Vorrücken Assads auf die USA und die SDF dürfte Ihnen auch nicht entgangen sein - also spielen Sie nicht den Unwissenden.
Das denke ich auch, dass die Russen grünes Licht gegeben haben und turkmenische Brigaden kooperieren. Das ist sicherlich auch Anlass zur Sorge, dennoch weiß ich nicht genau, was der türkische Generalstab im weiteren vorhat.
Ertappt. Obwohl Sie, die Schwächung/Sturz von Assad als Primärziel bezeichnen suchen Sie nach plausiblen Gründen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türken zu legitimieren, der nachweislich Assad stärkt. Und natürlich nützt dieser Angriffskrieg der Türken auch dem IS. Immerhin ist die Türkei der Pate des IS und entlastet ihn. Die Türkei bindet YPG-Kämpfer in Efrîn und hat den gesamten nochmal unübersichtlicher gemacht mit seinem Einmarsch. Der IS hat sich in der letzten Woche auch wieder zurück gemeldet...
Das Erdogan-Regime wird andere Ziele haben als die westlich-arabische Koalition, eben den Partikularinteressenn entsprechend.
Fakt ist, wie alle Mächte in Syrien – ausgenommen vielleicht IS und Al Kaida – beruft man sich offiziell auf Selbstverteidigung gem. Artikel 51 UN-Charta. Das ist sozusagen eine diplomatische Vorgabe, weil das Völkerrecht einen Angriffskrieg nicht erlaubt.
Man kann das auch anders bewerten, aber dann sollte man völkerrechtlich relevante Argumente vorbringen.
Sie schreiben von einer imaginären FSA, welche angeblich keine terroristische Miliz wäre. Das ist der Punkt. Ein weiterer Punkt sind Ihre Relativierungen gegenüber der Türkei.

Die turkozentrische Sichtweise ist nicht die meinige. Mein Punkt ist die Ansicht, wonach eine Liberation Syriens unumgänglich ist, also die Eindämmung des iranischen Bogens, die Neutralisierung terroristischer Bedrohungen, die politische Konfliktlösung im Genfer Prozess, die Rückkehrmöglichkeit für Flüchtlinge und die Beseitigung von Massenvernichtungswaffen.

Ob Assad bleibt oder nicht, sollte man den Alawiten/Schiiten in Syrien überlassen. Aus meiner Sicht ist er ein Kriegsverbrecher, und gehört wie Saddam Hussein abgestraft. Es ändert aber nichts an meiner Haltung, dass man die Alawiten/Schiiten nicht der Güte der sunnitischen Syrern überlassen sollte. Das geht fatal aus. Eine Neuordnung ist kein Partikularinteresse, sondern die einzig reale Möglichkeit um niemanden der Willkür der Sieger auszusetzen. Ist das so schwer zu verstehen?
Eine konfessionalistische Betrachtung ist rückständig, das sieht selbst der neue saudische Kronprinz so. Nicht die Konfession ist entscheidend, sondern die Idee. Will man Partikularismus oder die Einheit, will man Freiheit oder Tyrannei, will man Pluralismus oder Terror – darauf kommt es an.
Eine „Neuordnung“ im Krieg ist genau das, was man jetzt hat. Eine Neuordnung im Frieden wäre etwas völlig anderes, denken Sie nur mal an den Kosovo. Eine Unabhängigkeit wäre im Zuge ewiger Guerilla-Geplänkel gar nicht denkbar gewesen.
Will heißen, es braucht eine Friedensordnung, dann ließe sich ja – gewaltfrei – über die Autonomie spezifischer Gebiete reden. Im Krieg aber ist der Austausch von Ansichten und Forderungen ußerst relativ.
Welche Fortschritte? Die Sunniten werden derzeit von schiitischen Milizen terrorisiert. Übrigens: der Irak ist Teil des schiitischen Halbmonds.
Der IS ist zurück gedrängt worden. Der nördliche Bogen unter Einfluß des real existierenden IS Iran ist indes nach wie vor ein Problem.
Turkmenische Brigaden waren immer Verbündete Ankaras, genauso auch sunnitische Turkmenen im Irak, die sich an der yezidischen Kurden vergriffen haben.
Wenn ich mich recht an das Gelesene erinnere, so waren die turkmenischen Brigaden im Norden Syriens mal mit der FSA enger verbunden.
Aha, jeder kann sich FSA nennen. Geschickt. Wenn man Waffen, Unterstützung und politische Anerkennung benötigt bezeichnet man sich FSA, wenn man seine Kriegsverbrechen begeht wiederum anders.
Es gibt niemanden, der eine Lizenzierung des Titels durchsetzen könnte. Aber ich glaube kaum, dass die westlich geführte Allianz in „wilder“ Form Waffen und Ausrüstung verteilen wird.
Natürlich sind das auch Kurden, wo soll ich das verneint haben? Und was ändert das daran, dass "stalinistische PKKler" auch Kurden sind?
„Auch“ Kurden, nicht „die Kurden“. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, welcher der PKK-Linie allerdings eher nicht in den Kram passt. Traditionell schalten die Stalinisten innere Opposition ziemlich ruppig aus, beispielsweise durch Exekution.
In erster Linie möchten die Kurden ihre Existenz wahren - ob kurdophobe Menschen dies als Verrat betrachten ist nicht weiter wichtig. Abgesehen davon existiert kein "großkurdisches Reich". Die Siedlungsgebiete der Kurden sind auf vier Staaten verteilt. Die Fläche dieser zusammenhängenden Gebiete beträgt ca. die Größe Frankreichs. Von Großreichen träumen wohl eher Perser, Türken und Araber - u.a. auf unsere Kosten.
Die Existenz der Kurden stellt ja niemand in Frage, die der PKK oder YPG könnte indes hinderlich sein, wenn es eines Tages um die Frage von Autonomie geht oder ähnliches.
Ich meine die Vereine die sich zu gegebenden Anlass FSA bezeichnen, obwohl keine FSA mehr existiert. Von den unzähligen jihadistischen Splittergruppen der ehemaligen FSA schreibe ich! Meine Bezeichnung war auch nicht Vereine, sondern Halsabschneidervereine - das ist ein wichtiges Detail.
Nun, wenn Sie also „Halsabschneidervereine“ meinen, dann wären das natürlich keine geeigneten Partner im Ringen um den Frieden, die Einheit, Unabhängigkeit und Freiheit Syriens. No Terrorists, no Tyrants. Oder, wie die Franzosen so poetisch sagen: Äquidistanz.
Abgesehen davon gehe ich jedoch davon aus, dass die Allianz lokale Verbände für die Sache der Liberation hinzugewinnen müssen wird, wenn sie keine eigenen Bodentruppen einsetzen will. Aber wie gesagt, no Terrorists, no Tyrants. Nicht Gegner müssen gewonnen werden, sondern Verbündete. Das ist ein Unterschied.
Nein, ich verstehe nicht.
1. Die Westmächte haben schon Terrororganisationen akzeptiert --> siehe PLO.
2. In Syrien gibt es für die Kurden eine Alternative zur PYD, die ENKS. Aber selbst diese wurden von Erdogan nicht erwähnt. Er möchte sie nicht miteinbinden. Er möchte das Gebiet schlichtweg entkurdisieren. Und das versuchen hier als angeblich neutraler User zu legitimieren.
Denken Sie an den Kosovo oder den Südsudan. Unabhängigkeit ist nicht grundsätzlich ausgeschlossen, aber das wird nie mit Terroristen ausgehandelt.
Der EU-Ministerrat hat die der Fatah nahestehende al-Aqsa-Märtyrerbrigade sowie die PFLP und deren GC-Variante als Terrororganisationen gelistet. Der Dachverband PLO unter Führung von Abbas betätigt sich nicht terroristisch.
Eine Relativierung von Terrorismus ist kritisch zu sehen.
Die Operationen in Nordsyrien haben mit der PLO nichts zu tun, die Legitimität ergibt sich in türkischer Sichtweise aus dem Selbstverteidigungsrecht. Dazu habe ich weiter oben bereits etwas gesagt, im Sinne einer Feststellung, nicht mehr, nicht weniger.
Ich bin überzeugt davon, dass es innerhalb der Kurden auch demokratisch gewählte Repräsentanten geben könnte, also legitimierte Vertreter. Es gibt wohl auch welche, die der Idee eines freien Syriens gar nicht abgeneigt sind.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von King Kong 2006 »

Einsatz gegen Kurden: Türkischer Hubschrauber in Syrien abgeschossen

derstandard.at/2000074008136/Einsatz-gegen-Kurden-Tuerkischer-Hubschrauber-in-Syrien-abgeschossen
Die YPG/PKK/PJAK soll ja von den USA MANPADS erhalten haben. Erdogan droht die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Tom Bombadil »

King Kong 2006 hat geschrieben:(11 Feb 2018, 09:58)

Erdogan droht die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Das will ich sehen, wie das Großmaul aus Ankara das Pentagon oder die CIA zur Verantwortung zieht :D
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Die YPG/PKK/PJAK soll ja von den USA MANPADS erhalten haben. Erdogan droht die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Confirmation.

Angeblich haben sich nun auch schiitische Kämpfer aus Nubl und Zahra nach Efrîn begeben, um Widerstand gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei zu leisten. Das sind keine guten Nachrichten für Ankara. Laut der SOHR hat die Türkei bis jetzt 15 Dörfer (keine einzige Stadt) im Kanton Efrîn erobern können - nach drei Wochen + Lufthoheit.
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Kardux
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Kardux »

Jekyll hat geschrieben:Ganz sicher nicht. Auch nicht die nichtreligiösen Schurkengruppierungen wie die stalinistische PKK und ihre Schwesterorganisationen wie die YPG. Denn Verlässlichkeit sollte nicht das einzige Kriterium sein bei der Wahl von Bündnispartnern. Gewisse moralisch-ethische Grundwerte zählen ebenso dazu.
Und welche moralisch-ethischen Grundwerte zählen in der Türkei? Der beliebteste Twitter Hashtag in der Türkei ist derzeit: #YansınSuriyeYıkılsınAfrin --> frei übersetzt: Syrien soll brennen, Efrîn soll zerstört werden
Ihre moralisch-ethischen Grundwerte haben wir in Efrîn schon zu Genüge erleben dürfen. Das man Kriegsgefangene hinrichtet, ist ja die eine Sache, aber dass man Leichen schändet ist wieder eine andere. Aber anders kennen wir es nicht von der türkischen Armee.
Jekyll hat geschrieben:Daran ist nur der Konfikt mit den Terrororganisationen PKK und der IS schuld.
Es ist also die Schuld der PKK, dass die Türkei die Kurden konstitutionell leugnet und den Kurden keine freie politische Betätigung zusagt. Verstehe.
Jekyll hat geschrieben:Die Türkei führt übrigens ein Verteidigungskrieg, keinen Angriffskrieg.

Deutschland darf seine Freiheit am Hindukusch "verteidigen", und die Amerikaner sogar überall in der Welt...und die Türkei soll nicht mal vor der eigenen Haustüre ihre Interessen wahren dürfen?!

Wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre.
Da ich gerade keine Lust habe, Ihnen triviale Sachen zu erklären, zitiere ich gemütlich aus Wikipedia:
Die deutsche Rechtswissenschaftlerin Anne Peters, Direktorin des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, sieht in der türkischen Militäroffensive einen Bruch des Völkerrechts, da die Türkei ohne eine Zustimmung der syrischen Regierung bzw. Ermächtigung durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen handle. Die Türkei könne sich auch nicht auf ihr Recht zur Selbstverteidigung nach Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen berufen, da kein bewaffneter Angriff im Sinne dieser Vorschrift vorgelegen habe.[48] Auch für Völkerrechtler Stefan Talmon der Universität Bonn sieht im Angriff der Türkei gegen die Syrian Democratic Forces eine Verletzung des Völkerrechts.[49]
https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrk ... _auf_Afrin
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von King Kong 2006 »

Nach Phase I, also primär die Auseinandersetzungen zwischen Milizen, die sich konfessionell und ethnisch besetzen kommen zunehmend in Phase II die anderen staatlichen Akteure dazu. Das war vor ein paar Jahren sicher einfacher. Weil es nur wenige waren. Jetzt wo - in diesem Falle - die Türkei dabei ist, haben wir eine Reihe von staatlichen Akteuren, die wiederum unterschiedliche Beziehungsgeflechte zu anderen beteiligten Staaten haben und in verschiedenen Organisationen (z.B. NATO) sind. Da muß man sehr flexibel sein...
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Wie steht eigentlich die türkische Opposition zur Operation in Nordsyrien?

Laut einer Quelle soll die CHP vor 8 Monaten die PYD dazu aufgefordert haben, sich von der PKK zu distanzieren, damit die Türkei Beziehungen zur PYD aufnehmen könne.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Kardux »

DarkLightbringer hat geschrieben:(11 Feb 2018, 10:53)

Wie steht eigentlich die türkische Opposition zur Operation in Nordsyrien?

Laut einer Quelle soll die CHP vor 8 Monaten die PYD dazu aufgefordert haben, sich von der PKK zu distanzieren, damit die Türkei Beziehungen zur PYD aufnehmen könne.
Alle türkischen Parteien stehen geschlossen hinter diesem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg - die Mehrheit der türkischen Zivilbevölkerung ebenso.

Die kurdische Opposition in Rojava (ENKS), die eigentlich keine schlechten Beziehungen zur Türkei hat, ist gegen den Angriffskrieg. Logisch.
Wenn die Türkei wirklich nur die YPG aus Efrîn vertreiben möchte und sich dieser Krieg nicht gegen das kurdische Volk richtet, wie sie es behauptet, weshalb wurde dann die ENKS (nein, das sind keine Terroristen) nicht miteingebunden? Die Türkei sprach zu Beginn ihres Angriffskriegs davon, dass man Efrîn den rechtmäßigen Besitzern zurück gibt - gemeint waren pro-türkische Araber und Turkmenen. Obwohl diese NIEMALS mehr als eine kleine Minderheit in dieser Region stellten.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Kardux »

Meinungen zum völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei und den "moralisch-ethischen Grundwerten" der türkischen Armee:
'Kurdish pigs', How the attacks on Afrin are rooted in sexism and anti-Kurdish racism

The men stand atop two mutilated Kurdish bodies, one of them holds up his telephone inviting his audience to look at the "pigs" he has dominated.

His rugged beard: out of shape, his eyes: hate-filled.

He slowly raises his leg, pauses for milliseconds to gather his rancorous rage, and kicks the semi-detached head of a Kurdish fighter on the hill. "Allahu Akbar", his fellow mercenary says, "this is how you are treated by the Mujahideen," he continues.

This video footage was released today on Syrian social media. It is not unique, it is ubiquitous.

Since the start of the Afrin attacks, which have already claimed the lives of hundreds of civilians, multiple videos of the same nature have been released to the public. The perpetrators are almost always Turkish backed Free Syrian Army affiliates, and sometimes members of the Turkish military. Racism and Islamist supremacy are always overt, whereas sexism is made even more evidently clear when they are mutilating the corpse of a woman fighter.

"Among hardline Islamists, to call a person a pig is to describe them as a dirty apostate", Ahmed Shawa, an Arab who works with the left-wing Syrian National Democratic Alliance that is based in Afrin told The Region. "It is the kind of language that the Islamic State used to use."

The scandalous videos have caused such a headache to Turkish backed opposition, that the so-called "Ministry of Defence" of the Syrian Interim Government released a statement with concerns about what it called "the humanist and ethical military campaign to liberate Afrin from the militias of the PKK/PYD." "We demand a ban on telephone devices, and a ban on carrying personal camera equipment over the course of the military campaign" the statement they produced reads.

To understand the ways in which war crimes are imbued with racism and sexism, we must return to the eye-opening and vomit-inducing revelations of torture in Abu-Ghraib prison by U.S military personnel stationed in Iraq. The images, released in 2003, showed bodies of men stacked upon each other. They were accompanied by vivid descriptions detailing the sexual abuse of Iraqi men made to feel effeminate. In one scenario, a middle-aged man was forced to wear woman's underwear, and as his abuser asked him if he was a "faggot", the man responded that he was only being forced to wear the garments imposed by his very captor.

In another scenario, women prison guards -- collaborators in the misogynistic, nationalist, and racist spectacle of American empire that was Abu-Ghraib -- would use red dye to make the men feel like their bodies were covered in menstrual blood. The goal, as Professor Johanna Bond has noted, was to "feminize the "Arab" enemy".

Today, when the scales have been tipped, many of the Arab men enlisted in the Turkish backed Free Syrian army seek to do the same to the Kurds of Afrin.

And just like the women of Abu-Ghraib, so too do the Kurds have their own collaborators, including village guards and soldiers helping to invade Afrin. In one video recorded in social media, a man who is possibly of Kurdish origin punches and kicks an old shepherd, demanding he reveals the whereabouts of a secret armoury owned by the YPG. In a gesture that can be regarded as nothing but hyper-masculinist, he smokes a cigarette seemingly unfazed by an old, grey-haired Kurdish man pleading for his life. The soldier of the Turkish armed forces, who communicates to the man in Kurmanji, eventually sends the man to the clutches of Turkish backed FSA.

Undignified, without honour, unclean, these and various other epithets have been hurled at the pale, immobile, dead bodies of Kurdish fighters. In one video, a fighter who has been reportedly identified as Ahmad M. Hanan, according to Journalist Mutlu Civiroglu, is surrounded by a mob of Jihadists, chanting "Allahu Akbar". The voice of a man, or possibly boy, taking the video is pubescent. "You pig, you dog" people scream as they take turns to kick his head, "Your sisters Vagina" they scream. To underscore the point "Your sister's vagina, and your honour" they shriek to a body unable to receive their racist rage.

In a way, its strange, the violent expressions of these jihadists regularly alternate between manifestations of religious piety and racist rage. "You pig, you dog", they say, before screaming "Allahu Akbar". "Your sister's vagina ... by the grace of god" they chant with no self-awareness whatsoever to the religious precepts banning such behaviour.

To the Turkish backed FSA fighter, the Kurd is a pig, the Kurd is a dog, the Kurd needs to be conquered. "We will conquer the Kurds a manifest conquering," says a battalion, referencing a Quran verse on their way to what will most likely be a bloodbath. The civilian is the enemy: "those who flee are in danger because they are PKK. When 15 tried to escape from us, we suspected they were PKK" said an older figure in another video. Then there was the "liberation of Qasal village", at least according to the mercenaries celebrating their occupation of a majority Kurdish village, "These are the shops of the pigs .. these are the shops of the Kako and Kako [racist term to refer to Kurds]".

What has disturbed most is how this very racist rage is projected onto the body of the dead Kurdish woman. In a video that has drawn the outrage of the world, a dead female Kurdish fighter in the YPJ (women's protection units), is viciously attacked by a litany of brutal kicks on her mutilated body. Parts of her torso were dismembered from the rest of her body. One fighter approaches the body to pose for the camera, another two men debate on her beauty.

"She is beautiful man.." announces one man to his fellow soldier.

The mutilated Kurdish woman is also not just a pig, according to the so-called FSA fighters, but a "female pig", a woman who deserves to have her breasts stomped on.

"This is our spoil of war from the female pigs of the P.K.K" one of the men howls.

Misogyny, Islamist supremacy, and racism -- these are the drivers of the Turkish military and its FSA forces in the drive to ethnically cleanse Afrin. Operation olive branch at its very root is an assault on the Kurdish woman, because it is the Kurdish woman who represents everything they hate most.
http://theregion.org/article/12790-039- ... ish-racism
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Hier mal etwas Differenzierteres, schon allein wegen der unterschiedlichen Standpunkte der Gäste:

[youtube][/youtube]

Der kurdische Vertreter sagt hier, die Kurden könnten keine Hilfe erwarten, so lange PKK und YPG als Interessenvertreter wahrgenommen werden.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Kardux »

DarkLightbringer hat geschrieben:Die PKK ist auch immer wieder gegen eigene Leute vorgegangen, gegen oppositionelle Kurden und gegen Zivilisten.
Sie ist nicht nur aus Albernheit als Terrororganisation eingestuft, sondern aus naheliegenden und zwingenden Gründen.
Das habe ich auch nie abgestritten. Und trotzdem kämpft die PKK für kurdische Rechte. Wollen Sie das etwa verneinen?
DarkLightbringer hat geschrieben:Die Haltung der Westmächte zum Thema Terrorismus ist eindeutig. Es wird an Terroristen keinerlei Zugeständnisse geben. Das fußt auf einer grundsätzlichen Überlegung und hat nichts mit der Bewertung eines Volkes oder einer Nation zu tun.
Das stimmt einfach nicht. Terrorismus ist ein biegsamer Begriff. Für Russland ist die PKK z.B. keine Terrororganisation - auch nicht für die UNO. Der kleine Nachbar von Deutschland, die Schweiz, führt die PKK auch nicht als Terrororganisation auf. Nennen Sie mir bitte dafür die Gründe. Ja, und der Kopf der Westmächte, also die USA unterstützt bereits seit vielen Jahren die Ableger der PKK im Iran und in Syrien. Komisch. Also wirklich eindeutig sieht diese Haltung nicht aus.
DarkLightbringer hat geschrieben:Die PKK vertritt ein Meinungsmonopol, weil sie Pluralismus gewaltsam verhindert und den Kurden abweichende Haltungen verbietet.
Ja, da stimme ich zu. Und trotzdem ändert es nichts an meiner Aussage, dass die PKK militärisch für kurdische Interesse eintritt. Sehen Sie das anders?
DarkLightbringer hat geschrieben:Die Israelis wollen keine Hisbollah vor der Haustür und die Türkei keine PKK-Nester. Es ist davon auszugehen, dass dies die internationale Gemeinschaft so grundsätzlich akzeptiert. Allerdings auch nicht mehr, so weit es die Türkei und die us-geführte Allianz betrifft. Generalleutnant Funk hat sich da wohl mehr als deutlich ausgedrückt. Einen Abzug von US-Truppen aus Manbidsch wird es nicht geben.
Fangen Sie an, auf meine Aussagen einzugehen. Ansonsten führt die Diskussione ja zu nichts. Ich habe Ihnen bereits erklärt, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen den Zielen der PKK und der Hizbollah gibt. Und das sind nicht die einzige Unterschiede. Stattdessen führen Sie Ihre Borniertheit fort und behaupten weiterhin, dass die Türkei dasselbe Recht wie Israel besitzt bzw. das die Ausgangslage beider Staaten dieselbe wäre.
DarkLightbringer hat geschrieben:Ziel muss ein stabiles, geeintes und unabhängiges Syrien sein und dafür braucht es Bundesgenossen, verlässliche und strategische Partner.
Wieder gehen Sie nicht auf meine Aussagen ein. Vielleicht auch deshalb, weil es Ihnen vollkommen egal ist, ob Völker für ihre Existenz einstehen oder nicht - und dafür mit wem auch immer kooperieren.

Ich wiederhole mich zum gefühlt 20sten mal - die Kurden hatten keine andere Wahl, als mit Assad zu kooperieren. Entweder die Hilfe von Assad, oder Enthauptungen von sunnitischen Jihadisten. Eine leichte Wahl - oder? Sie hätte ich mal gerne in solch einer Situation erlebt - ob Sie dann auch von "Bundesgenossen" (was auch immer das sein soll), einem geeinten Syrien oder verlässlichen Partnern gesprochen hätten. Ich wage es zu bezweifeln. An erster Stelle möchte jeder Mensch seinen eigenen Kopf retten - im Falle der Kurden in Syrien sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
DarkLightbringer hat geschrieben:So ungefähr. Der real existierende IS Iran exportiert Terrorismus und der von ihm bestallte Nördliche Bogen bedroht unmittelbar die die Stabilität der gesamte Nahostregion sowie den Weltfrieden.
Über die Definition des Begriffes „Schurkenstaat“ kann man sich unterhalten. Wenn ich mich recht erinnere, hat die USA mal eine Kategorisierung vorgenommen.
Die Türkei hat auch Terrorismus "exportiert". Die Türkei unterstützt den IS und al-Qaida. Und trotzdem gilt die Türkei - aus ihrer Sicht - nicht als Schurkenstaat. Sie disqualifizieren sich einfach für jede rationale Diskussion. Meinungen und Standpunkte vertreten wir alle, das gewiss, aber auf Argumente konsequent nicht eingehen und mit zweierlei Maß zu messen ist kontraproduktiv für jede Debatte.
DarkLightbringer hat geschrieben:Die FSA hatte mal ein einheitliches Kommando und da gab es auch eine Handreichung, wie genau die Genfer Konvention einzuhalten ist. Die Situation ist heute anders, es gibt sozusagen keine Lizenz mehr, wer oder was die FSA ist. Die Syrische Nationalkoalition definiert jedoch ein freies und pluralistisches Syrien als Ziel.
Zu Zeiten von General Idriss hat man es versäumt, die einheitlich geführte FSA ausreichend zu versorgen.
Lange Rede, kurzer Sinn: die FSA ist nicht minder terroristisch wie eine gewöhnliche schiitische Miliz (Hizbollah z.B.) aufgetreten. Abgesehen davon existiert die FSA gar nicht mehr.
DarkLightbringer hat geschrieben:Die Syrer leiden seit fast 50 Jahren unter der Niedertracht der Diktatur. 2011 gab es friedliche Proteste, die sich im ganzen Land ausbreiteten. Es gibt hauptsächlich Zivilisten, die gar nicht bewaffnet sind, darunter Kinder. Es ist völlig falsch, ein ganzes Volk, 40 Millionen, quasi als Barbaren zu betrachten oder darzustellen.
Ich habe die Sunniten in Syrien nicht als Barbaren dargestellt. Die Splittergruppen der FSA treten aber größtenteils wie Barbaren auf. Wie soll man solche Halsabschneider sonst bezeichnen? Freiheitskämpfer? Für wen oder was kämpft denn derzeit die TFSA derzeit in Efrîn? Gegen Assad, oder für die Ausrottung der Kurden in Efrîn? Ja, tut mir leid. Diese Menschen sind Barbaren. Und Zivilisten, die diesen versuchten Massenmord gutheißen sind ebenso Barbaren.
DarkLightbringer hat geschrieben:Fakt ist, wie alle Mächte in Syrien – ausgenommen vielleicht IS und Al Kaida – beruft man sich offiziell auf Selbstverteidigung gem. Artikel 51 UN-Charta. Das ist sozusagen eine diplomatische Vorgabe, weil das Völkerrecht einen Angriffskrieg nicht erlaubt.
Man kann das auch anders bewerten, aber dann sollte man völkerrechtlich relevante Argumente vorbringen.
Von der Enklave Efrîn aus bestand keinerlei Gefahr für die Türkei. Dafür gibt es auch keine Beweise. Erdogan hat von Anfang an, ethnische Säuberungen angekündigt. Darum geht es. Nicht mehr, nicht weniger.
DarkLightbringer hat geschrieben:„Auch“ Kurden, nicht „die Kurden“. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, welcher der PKK-Linie allerdings eher nicht in den Kram passt. Traditionell schalten die Stalinisten innere Opposition ziemlich ruppig aus, beispielsweise durch Exekution.
Ich habe geschrieben:
Natürlich sind das auch Kurden, wo soll ich das verneint haben? Und was ändert das daran, dass "stalinistische PKKler" auch Kurden sind?
Ich habe beide male "auch" verwendet. In Zukunft sollten Sie gründlicher lesen, bevor Sie tippen. Ich habe nirgendwo behauptet, dass die PKK als Synonym für DIE Kurden gilt. Sie hingegen wollen bis jetzt nicht auf die Frage antworten, ob Sie PKKler als Kurden betrachten oder nicht. Mit Ihnen zu diskutieren ist wirklich nicht leicht.
DarkLightbringer hat geschrieben:Die Existenz der Kurden stellt ja niemand in Frage, die der PKK oder YPG könnte indes hinderlich sein
Doch, die Türkei und seine Halsabschneidervereine (TFSA) stellen die Existenz der Kurden sehr wohl infrage. Sie kämpfen zumindest dagegen an! Die PKK wahrt nunmal diese Existenz - ob Sie das jetzt verstehen wollen, oder auch nicht.
DarkLightbringer hat geschrieben:Ich bin überzeugt davon, dass es innerhalb der Kurden auch demokratisch gewählte Repräsentanten geben könnte, also legitimierte Vertreter. Es gibt wohl auch welche, die der Idee eines freien Syriens gar nicht abgeneigt sind.
Ja, die demokratisch gewählten Repräsentanten der Kurden gibt es. Die sitzen aber in türkischen Gefängnissen.

Und in Syrien gibt es ja auch eine kurdische Bewegung die in Opposition zur PYD steht und von Letzteren behindert wird. Ist die Türkei auf diese kurdische Opposition zugegangen? Ist sie das? Nein.

Der völkerrechtswidrige Angriff der Türkei ist nichts weiter als ein versuchter Massenmord. Genauso wie man ihn in Shingal durchgeführt hat bzw. in Kobanê durchführen wollte - damals natürlich nur mittels seinem Proxy - dem IS. Heute tragen diese Jihadisten das Wappen der imaginären FSA und haben sich die Bärte gestutzt. Die Slogans und die Kriegsverbrechen sind aber dieselben.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Tom Bombadil »

Erdogan fügte hinzu: "Es ist ganz klar, dass diejenigen, die sagen 'Wir reagieren hart, wenn sie uns angreifen', in ihrem Leben noch keine osmanische Ohrfeige verpasst bekommen haben."
http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... 93266.html

Dieses Großmaul, erinnert an Saddam Hussein. Die US-Streitkräfte werden mit der türkischen Armee den Boden aufwischen, sollte es zu einer Konfrontation kommen. Das verhält sich dann wie die "osmanische Ohrfeige" zum "KO durch Mike Tyson".
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Tom Bombadil »

Sehr interessante Analyse des türkischen Angriffskrieges in Syrien aus kurdischer Sicht: https://www.tichyseinblick.de/gastbeitr ... en-europa/
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Kardux hat geschrieben:(12 Feb 2018, 22:08)
Das habe ich auch nie abgestritten. Und trotzdem kämpft die PKK für kurdische Rechte. Wollen Sie das etwa verneinen?
Selbstverständlich ist das zu verneinen. Terrorismus kämpft immer für das Unrecht.
Das stimmt einfach nicht. Terrorismus ist ein biegsamer Begriff. Für Russland ist die PKK z.B. keine Terrororganisation - auch nicht für die UNO. Der kleine Nachbar von Deutschland, die Schweiz, führt die PKK auch nicht als Terrororganisation auf. Nennen Sie mir bitte dafür die Gründe. Ja, und der Kopf der Westmächte, also die USA unterstützt bereits seit vielen Jahren die Ableger der PKK im Iran und in Syrien. Komisch. Also wirklich eindeutig sieht diese Haltung nicht aus.
Sagen wir so, manche sind da biegsamer, manche weniger. In Syrien hat die USA m. E. aufs falsche Pferd gesetzt. Die FSA hat man fallen lassen und ausgerechnet die YPG soll die türkisch-syrische Grenze sichern – seltsamer Plan.
Ja, da stimme ich zu. Und trotzdem ändert es nichts an meiner Aussage, dass die PKK militärisch für kurdische Interesse eintritt. Sehen Sie das anders?
Es ist das „kurdische Interesse“, unterdrückt zu werden?
Fangen Sie an, auf meine Aussagen einzugehen. Ansonsten führt die Diskussione ja zu nichts. Ich habe Ihnen bereits erklärt, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen den Zielen der PKK und der Hizbollah gibt. Und das sind nicht die einzige Unterschiede. Stattdessen führen Sie Ihre Borniertheit fort und behaupten weiterhin, dass die Türkei dasselbe Recht wie Israel besitzt bzw. das die Ausgangslage beider Staaten dieselbe wäre.
Es gibt Unterschiede und Gleichheiten. Eine terroristische Bedrohungslage wird kein Staat dieser Welt mit Genugtuung hinnehmen. Ich darf mal zitieren:
Aber das heißt nicht, dass es diese Bedrohung nicht wirklich gibt. Das ist das große Manko der bequemen deutschen Sicht auf den Konflikt: Sie blendet völlig aus, wie real die Terrorgefahr in der Türkei ist und wie real auch die politische Sorge vor einem westlich geförderten Rückzugsgebiet für PKK-Kämpfer direkt an der türkischen Grenze ist.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2018 ... ettansicht

Das heißt nicht, dass das Erdogan-Regime mit Sympathie zu betrachten wäre, es heißt einfach nur, dass Terrorismus ein Problem ist.
Wieder gehen Sie nicht auf meine Aussagen ein. Vielleicht auch deshalb, weil es Ihnen vollkommen egal ist, ob Völker für ihre Existenz einstehen oder nicht - und dafür mit wem auch immer kooperieren.
Ich wiederhole mich zum gefühlt 20sten mal - die Kurden hatten keine andere Wahl, als mit Assad zu kooperieren. Entweder die Hilfe von Assad, oder Enthauptungen von sunnitischen Jihadisten. Eine leichte Wahl - oder? Sie hätte ich mal gerne in solch einer Situation erlebt - ob Sie dann auch von "Bundesgenossen" (was auch immer das sein soll), einem geeinten Syrien oder verlässlichen Partnern gesprochen hätten. Ich wage es zu bezweifeln. An erster Stelle möchte jeder Mensch seinen eigenen Kopf retten - im Falle der Kurden in Syrien sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Kurdische Nationalrat war doch schon immer der Auffassung, man solle sich der einheitlichen Freiheitsbewegung anschließen und keine Partikularinteressen verfolgen. Vielleicht haben Sie sich die verlinkte „Quadriga“-Sendung angesehen, da wird ein differenziertes Bild vermittelt.
Die Türkei hat auch Terrorismus "exportiert". Die Türkei unterstützt den IS und al-Qaida. Und trotzdem gilt die Türkei - aus ihrer Sicht - nicht als Schurkenstaat. Sie disqualifizieren sich einfach für jede rationale Diskussion. Meinungen und Standpunkte vertreten wir alle, das gewiss, aber auf Argumente konsequent nicht eingehen und mit zweierlei Maß zu messen ist kontraproduktiv für jede Debatte.
So weit mir bekannt, stuft lediglich die USA bestimmte Länder formell als Schurkenstaaten ein, wobei Iran und Syrien dazu gehören. Als Privatperson braucht man keine formelle Einstufung vorzunehmen, das interessiert doch niemanden. Ohne Frage ist die Demokratie in der Türkei defekt, ebenso wenig ist die Frage, ob Terrorismus schädlich ist, er ist es.
Lange Rede, kurzer Sinn: die FSA ist nicht minder terroristisch wie eine gewöhnliche schiitische Miliz (Hizbollah z.B.) aufgetreten. Abgesehen davon existiert die FSA gar nicht mehr.
Wenn Sie die FSA mit anderen Gruppen verwechseln, mag das so sein. Die Syrische Nationalkoalition vermeldet am 13. Februar 2018 unter Berufung auf die FSA, im ländlichen Raum von Idlib hätten sich IS-Milizionäre der FSA und anderen Rebellengruppen ergeben. Weiter heißt es, die FSA könne die Kollaboration zwischen IS-Elementen und Assad-Regime bestätigen.
Die FSA betont, sie würden Gefangene gut behandeln (gerecht, rechtlich und sicher).
Ich habe die Sunniten in Syrien nicht als Barbaren dargestellt. Die Splittergruppen der FSA treten aber größtenteils wie Barbaren auf. Wie soll man solche Halsabschneider sonst bezeichnen? Freiheitskämpfer? Für wen oder was kämpft denn derzeit die TFSA derzeit in Efrîn? Gegen Assad, oder für die Ausrottung der Kurden in Efrîn? Ja, tut mir leid. Diese Menschen sind Barbaren. Und Zivilisten, die diesen versuchten Massenmord gutheißen sind ebenso Barbaren.
Über die Aktivitäten der turkmenischen Brigaden in Afrin liegen mir keine Kenntnisse vor.
Von der Enklave Efrîn aus bestand keinerlei Gefahr für die Türkei. Dafür gibt es auch keine Beweise. Erdogan hat von Anfang an, ethnische Säuberungen angekündigt. Darum geht es. Nicht mehr, nicht weniger.
Auch dazu liegen derzeit keine Kenntnisse vor. Wenn es zuträfe, wäre es natürlich ein Verbrechen. Dabei sollte man nicht verschweigen, dass die YPG auch schon Vertreibungen durchgeführt hat.
Ich habe geschrieben:
Ich habe beide male "auch" verwendet. In Zukunft sollten Sie gründlicher lesen, bevor Sie tippen. Ich habe nirgendwo behauptet, dass die PKK als Synonym für DIE Kurden gilt. Sie hingegen wollen bis jetzt nicht auf die Frage antworten, ob Sie PKKler als Kurden betrachten oder nicht. Mit Ihnen zu diskutieren ist wirklich nicht leicht.
Auch Terroristen sind Menschen, klar, und gehören irgendeiner Landsmannschaft an.
Ihre Fragestellungen sind mir auch nicht immer leicht nachvollziehbar.
Doch, die Türkei und seine Halsabschneidervereine (TFSA) stellen die Existenz der Kurden sehr wohl infrage. Sie kämpfen zumindest dagegen an! Die PKK wahrt nunmal diese Existenz - ob Sie das jetzt verstehen wollen, oder auch nicht.
Das beste wäre, eine Pufferzone unter internationale Kontrolle zu stellen, bis zu einer endgültigen Friedenslösung.
Ja, die demokratisch gewählten Repräsentanten der Kurden gibt es. Die sitzen aber in türkischen Gefängnissen.
Die PYD geht mit politischen Widersachern nicht besser um, wie Sie ja freimütig einräumen.
Und in Syrien gibt es ja auch eine kurdische Bewegung die in Opposition zur PYD steht und von Letzteren behindert wird. Ist die Türkei auf diese kurdische Opposition zugegangen? Ist sie das? Nein.
Warum geht denn die PYD auf die kurdische Bewegung in Syrien nicht zu?
Der völkerrechtswidrige Angriff der Türkei ist nichts weiter als ein versuchter Massenmord. Genauso wie man ihn in Shingal durchgeführt hat bzw. in Kobanê durchführen wollte - damals natürlich nur mittels seinem Proxy - dem IS. Heute tragen diese Jihadisten das Wappen der imaginären FSA und haben sich die Bärte gestutzt. Die Slogans und die Kriegsverbrechen sind aber dieselben.
Der IS hat offenbar für den nördlichen Bogen der Iraner eine nützliche Funktion. Oder hatte.
Es wäre an der Zeit, eine übergreifende Strategie umzusetzen, die die schädlichen Einflüsse von Tyrannei und Terrorismus in Syrien und in der Region verbannt oder erheblich eindämmt.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Auf Basis mangelnder Sympathie-Werte für Erdogan wird beim Terrorismus-Problem gern weg gesehen, wie ein kritischer Artikel nahe legt.
Bei Anschlägen in Istanbul, Ankara und anderen türkischen Städten sind zwischen 2016 und 2017 Hunderte Menschen ums Leben gekommen. Die Attentate wurden durch den IS, aber auch durch die PKK und ihre Splittergruppen verübt. Soldaten, Polizisten, Zivilisten und auch einige Touristen – sie sind tot. In Erinnerung bleiben Aufnahmen und Fotos der regierungstreuen Presse. Zu sehen sind kleine Mädchen und Jungs, sie weinen und streicheln Särge, in denen ihre Familienangehörigen weggetragen werden.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2018 ... ettansicht

Natürlich macht es die Sache nicht besser, wenn nun andernorts die Särge weggetragen werden. Aber 40.000 Tote im Rahmen des "traditionellen" Konfliktes sind keine Kleinigkeit, Generationen wachsen schon mit dem Problem auf. Der Kommentator meint, die türkische Opposition unterstütze die Operation nicht nur deshalb, weil sie sich keinen Widerspruch trauen würde.
Sicher, Erdogan-Irrsinn ist das eine, Terror-Wahnsinn das andere.

Wir Deutschen sind hier nicht mit Bomben und Terror aufgewachsen, sondern mit Karl May. Daher wissen wir immer, wer Winnetou und wer der Schut ist. So einfach ist das.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Europa2050 »

DarkLightbringer hat geschrieben:(14 Feb 2018, 05:03)

Auf Basis mangelnder Sympathie-Werte für Erdogan wird beim Terrorismus-Problem gern weg gesehen, wie ein kritischer Artikel nahe legt.
Naja, wenn man Journalisten und Oppositionspolitiker einsperrt, den IS und andere Mörderbanden unterstützt, ungefragt mit Panzern ins Nachbarland fährt, und nun auch noch mit der Marine in fremden Gewässern rumrandaliert, ist es halt schwierig mit den Sympathie-Werten.

Solche Typen sind schon in der Schule gefürchtet worden, haben sich vielleicht auch den ein- oder anderen Vorteil erstritten. Bei Gemeinschaftsaktionen waren die aber nie eingeladen.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Europa2050 hat geschrieben:(14 Feb 2018, 06:53)

Naja, wenn man Journalisten und Oppositionspolitiker einsperrt, den IS und andere Mörderbanden unterstützt, ungefragt mit Panzern ins Nachbarland fährt, und nun auch noch mit der Marine in fremden Gewässern rumrandaliert, ist es halt schwierig mit den Sympathie-Werten.

Solche Typen sind schon in der Schule gefürchtet worden, haben sich vielleicht auch den ein- oder anderen Vorteil erstritten. Bei Gemeinschaftsaktionen waren die aber nie eingeladen.
Assad ist auch nicht sehr viel sympathischer, dennoch konnte der IS keine 13 Millionen Euro Spenden in Deutschland einsammeln.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Europa2050 »

DarkLightbringer hat geschrieben:(14 Feb 2018, 07:09)

Assad ist auch nicht sehr viel sympathischer, dennoch konnte der IS keine 13 Millionen Euro Spenden in Deutschland einsammeln.
Natürlich ist Assad der gleiche Halsabschneider. Und Putin nur ein bisschen geschickter (meine Meinung zu diesem Ultranationalisten solltest du noch aus dem Ukraine-Tread kennen).

Aber deswegen muss man doch den anderen faschistoiden Spinner nicht goutieren.

Und den YPG-Leuten trotz ihrer zweifelhaften Verwandschaft und der stalinistischen Ideologie, die da noch Tradition ist, zugutehalten, dass:
- die von Ihnen gehaltenen Gebiete zu den friedlichsten in dem geschundenen Land gehören,
- das sie versuchen, ein säkulares System aufzuziehen, was dem Liberalen Europäer von den dortigen Alternativen wohl am nächsten liegt,
- dass dort (außer Daesh-Sympatisanten, da scheint es wirklich Massaker und Vertreibungen gegeben zu haben) die Menschenrechte mehr wert zu sein scheinen, als anderswo in Syrien.

Leider hat es Assad zu Beginn des Bürgerkrieges geschafft, die zweifelsohne vorhandene demokratische Opposition zu Gunsten sunnitischer Fundamentalisten zu marginalisieren, seither spielen dort alle falsch. Und die demokratisch angehauchten Syrer sindgeflüchtet.

Deswegen ist bei aller Sauereien der PKK die YPG in kleinster Weise mit einer Daesh, Al Nusra oder Hisbollah zu vergleichen.

Syrien (und der ganze nahe Osten) ist einfach zukompliziert für einfaches „Wir gegen die“ Denken. Und ob dieTürkei noch „wir“ ist, bezweifle ich so wie so ernsthaft.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Europa2050 hat geschrieben:(14 Feb 2018, 07:51)

Natürlich ist Assad der gleiche Halsabschneider. Und Putin nur ein bisschen geschickter (meine Meinung zu diesem Ultranationalisten solltest du noch aus dem Ukraine-Tread kennen).

Aber deswegen muss man doch den anderen faschistoiden Spinner nicht goutieren.

Und den YPG-Leuten trotz ihrer zweifelhaften Verwandschaft und der stalinistischen Ideologie, die da noch Tradition ist, zugutehalten, dass:
- die von Ihnen gehaltenen Gebiete zu den friedlichsten in dem geschundenen Land gehören,
- das sie versuchen, ein säkulares System aufzuziehen, was dem Liberalen Europäer von den dortigen Alternativen wohl am nächsten liegt,
- dass dort (außer Daesh-Sympatisanten, da scheint es wirklich Massaker und Vertreibungen gegeben zu haben) die Menschenrechte mehr wert zu sein scheinen, als anderswo in Syrien.

Leider hat es Assad zu Beginn des Bürgerkrieges geschafft, die zweifelsohne vorhandene demokratische Opposition zu Gunsten sunnitischer Fundamentalisten zu marginalisieren, seither spielen dort alle falsch. Und die demokratisch angehauchten Syrer sindgeflüchtet.

Deswegen ist bei aller Sauereien der PKK die YPG in kleinster Weise mit einer Daesh, Al Nusra oder Hisbollah zu vergleichen.

Syrien (und der ganze nahe Osten) ist einfach zukompliziert für einfaches „Wir gegen die“ Denken. Und ob dieTürkei noch „wir“ ist, bezweifle ich so wie so ernsthaft.
Im Fall der Vertreibungen legt Amnesty eine ethnische Säuberung nahe:
Die syrische Kurdenmiliz YPG hat nach Darstellung von Amnesty International Tausende Zivilisten im Norden des Landes vertrieben und ihre Häuser zerstört. Die Taten verstießen gegen das humanitäre Völkerrecht und liefen auf Kriegsverbrechen hinaus, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 57463.html

Natürlich ist Erdo ein Spinner, aber die PKK-Werbung ist a. mit Vorsicht zu genießen und b. haben die Kurden da nicht wirklich mitzureden bei dem, was PKK/PYD usw. will. Es gibt auch Dissenzen mit dem Kurdischen Nationalrat.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Europa2050 »

DarkLightbringer hat geschrieben:(14 Feb 2018, 08:12)

Natürlich ist Erdo ein Spinner, aber die PKK-Werbung ist a. mit Vorsicht zu genießen und b. haben die Kurden da nicht wirklich mitzureden bei dem, was PKK/PYD usw. will. Es gibt auch Dissenzen mit dem Kurdischen Nationalrat.
So kann ich mit der Aussage mitgehen - das legitimiert aber eben keinen Angriffskrieg.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Europa2050 hat geschrieben:(14 Feb 2018, 08:42)

So kann ich mit der Aussage mitgehen - das legitimiert aber eben keinen Angriffskrieg.
Natürlich nicht, ein solchiger ist auch nicht angemeldet.
Die Amerikaner haben ein gewisses Verständnis für Sicherheitsinteressen im türkisch-syrischen Grenzgebiet.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Frankreich - welches keinen Einsatz von Chemiewaffen dulden möchte - formuliert eine "Berücksichtigung der Sicherheitsanforderungen der Türkei". Natürlich unter Betonung humanitärer Aspekte und des Primärzieles.

Kein Medienbericht, etwas Offizielles:
Der Staatspräsident sprach in einem Telefonat mit dem Präsidenten der Türkischen Republik Recep Tayyip Erdogan über Syrien.
Dabei unterstrich er die Besorgnis der französischen Regierung über die gravierende Verschlechterung der humanitären Lage, insbesondere in den Provinzen Idlib und Ost-Ghuta. Die Eröffnung von humanitären Zugangswegen zur Zivilbevölkerung muss weiterhin absoluten Vorrang haben.
Unter Berücksichtigung der Sicherheitsanforderungen der Türkei, äußerte der Staatspräsident seinem türkischen Amtskollegen gegenüber seine Besorgnis angesichts des Militäreinsatzes von Samstag in der Region Afrin.
Staatspräsident Emmanuel Macron erinnerte an die Notwendigkeit, vorrangig Daesch und alle vorhandenen dschihadistischen Kräfte zu bekämpfen, gleichzeitig der Zivilbevölkerung unverzichtbare humanitäre Bedingungen zu gewährleisten und vor Ort die Voraussetzungen für eine nachhaltige politische Lösung zu fördern.
https://de.ambafrance.org/Turkei-Syrien ... ng-fordern
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von Tom Bombadil »

DarkLightbringer hat geschrieben:(14 Feb 2018, 08:12)

Im Fall der Vertreibungen legt Amnesty eine ethnische Säuberung nahe
Und gibt es Beweise für die Spekulationen von AI aus dem Jahre 2015?

Aber selbst wenn es so wäre, macht das Erdogans Angriffskrieg auf die Kurden im Jahre 2018 auch nicht besser.
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Re: Führt die Türkei einen Angriffskrieg in Syrien?

Beitrag von DarkLightbringer »

Tom Bombadil hat geschrieben:(14 Feb 2018, 10:40)

Und gibt es Beweise für die Spekulationen von AI aus dem Jahre 2015?
Du kennst doch Amnesty, oder nicht? Natürlich recherchieren die und treten nicht einfach so an die Öffentlichkeit. Nicht gerade selten auch dann, wenn es gerade nicht so gut passt.
Diverse Medien griffen das Thema auf.
Afrin (nex) – Willkürliche Festnahmen, menschenunwürdige Haftbedingungen, unfaire Gerichtsverfahren, Kindersoldaten – die Menschenrechtsorganisation fällt ein vernichtendes Urteil über das “demokratische Experiment” Rojava.
https://www.nachrichtenxpress.com/2015/ ... henrechte/
Aber selbst wenn es so wäre, macht das Erdogans Angriffskrieg auf die Kurden im Jahre 2018 auch nicht besser.
Ich glaube auch nicht, dass Ankara ein bessere Hüter der Menschenrechte wäre. Das beste wäre eine internationale Kontrolle von Pufferzonen.
Unabhängig davon ist aber schon die Frage erlaubt, ob das "Experiment Rojava" so glückselig ist.
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