Ich will zu der Diskussion nur noch mal erinnern, dass es das von der deutschen Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot gegründete "European Democracy Lab" in Berlin gibt, das sich genau dem Themenbereich widmet, der gerade diskutiert wird. Die grundlegende Vision ist, anstelle eines Zusammenschlusses von Nationen als EU zu betreiben, diese Nationen zunächst mal komplett abzuschaffen
und dann eine "Republik Europa" zu gründen. Auf der Homepage des EDL (
https://europeandemocracylab.org/en/) sieht man denn auch Europa als ein dichtes Netz von verbundenen
Regionen anstelle eines Nationenverbunds. Den Betreibern ist völlig klar, dass dies eine ziemlich weltfremde Utopie ist. Aber sie setzen - meiner Ansicht nach - ganz bewusst und völlig richtig eine schöne Utopie gegen eine ungeliebte Wirklichkeit.
Ein neu entworfenes Europa mit dem Weimarer Dreieck als anfänglichem Kern ist vielleicht so ein Mittelding zwischen realem Projekt und utopischer Vision. Benelux, Skandinavien, kleinere mittelosteuropäische Staaten wie Tschechien und Ungarn könnten folgen. Es wäre (zunächst) eine Mitteleuropa-EU. Eine rein französisch-deutsch dominierte EU lehne ich persönlich ebenso ab wie gar ein "Deutsches Europa". Dann immer noch lieber europäische Nationen in friedlicher Koexistenz und wenn auch mit Pässen und Schlagbäumen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)