Hyde hat geschrieben:(08 Dec 2017, 03:32)
Ich bin skeptisch, wie ein europäischer Nationalstaat funktionieren sollte. Das Ganze ist sowieso erstmal nicht realistisch, solange es diese gewaltigen wirtschaftlichen Unterschiede in den Einzelstaaten gibt. In manchen Ländern verdient man das Zehnfache wie in anderen Ländern, wie soll das funktionieren?
Aber selbst wenn irgendwann eine wirtschaftliche Angleichung erfolgt ist, besteht immer noch das Problem der unterschiedlichen Sprachen. Damit die Demokratie in einem europäischen Föderalstaat funktionieren kann, müsste es eine übergeordnete europäische Öffentlichkeit geben (Medien). Eine solche wird aber ohne gemeinsame Sprache nie wirklich entstehen können.
Richtig: In Europa bestehen große Unterschiede im Wohlstand der Regionen und Länder. Ich meine auch, daß wir gemeinsam daran arbeiten müssen, daß die verbleibenden Unterschiede erträglich sind. Aber ohne eine verfasste Gegenseitigkeit auf nahezu allen Gebieten sehe ich nicht meine Verpflichtung, dafür Opfer zu bringen... auch nicht dadurch, daß unsere Steuermittel dann wohlgemut verteilt werden. Im Gegenteil stehe ich auf dem Standpunkt, daß im derzeitigen Zustand der EU diese Ausgleichszahlungen schleunigst eingestellt werden sollten. Erkennbar führen sie n nicht zu dem Ziel einer verfassten Gemeinschaft. Ein Nebeneinander muß auch ohne Ausgleichszahlungen funktionieren. Ohne Vorteile kann man sich auch davon abwenden.
Mit anderen Worten: Ich erwarte eine Europäische Föderation als Ziel und Zielvorgabe... und nix Unverbindliches, bei dem man mittun kann oder auch nicht, ohne spürbar schmerzhafte Folgen für den Quertreiber.
Richtig: Europa kann niemals eine Art Nation werden. Wie soll das gehen im allgemeinen Verhältnis eines Finnen zu einem Portugiesen? Da fehlt doch das vertraute Gespräch in der Muttersprache. Die Europäische Föderation wird also sehr bewußt auf unübersehbar lange Zeit ein künstliches Gebilde und eine einander wohlgesonnene (hoffentlich!) Interessengemeinschaft bleiben. Aber ist das denn etwa ein schlimmer Zustand? Wir haben doch schon einen Zustand, in dem die jungen Leute sich bei ihren Streifzügen durch Europa auf Englisch unterhalten, weil diese Weltsprache nun buchstäblich weltweit als erste Fremdsprache im Schulunterricht erteilt wird. Wir sind sicher keine geborenen Muttersprachler vor dem Herrn... aber mit zunehmender Gewöhnung wird das schon. Wir müssen doch nur dahin kommen, daß neben der Nationalsprache eines Landes der englische Text zu finden ist. In gut geführten Institutionen ist das schon heute so. Jeder Widerstand ist also zwecklos
Eine Europäische Föderation auf dieser Grundlage, nämlich verfasstem Wohlwollen aller Teilnehmerstaaten miteinander, und einer gemeinsamen Verständigung in der Weltsprache hat auch dann Sinn, wenn die Briten sich durch BREXIT aus dem Staube gemacht haben. Allerdings erwarte ich nicht unbedingt hohe Dichtung nach dem Muster angelsächsischer Muttersprachler. Wir nutzen die Sprache zur platten Verständigung! Das soll uns nicht hindern, nach persönlicher Neigung und Begabung die eine oder andere Sprache unserer Nachbarn als Bestandteil seiner Kultur "perfekt" zu beherrschen.
Ich meine, in der Ablehnung der Europäischen Föderation steckt ein gerütteltes Maß überzogener Selbstbehauptung, weil der Ablehnende nicht vom gegenseitigen Wohlwollen ausgehen mag. Selbstverständlich muß Hetze gegen Nachbarn geächtet werden!