Jeder - nun ja sehr viele - möchten das ihr Nachwuchs was "Besseres" wird. Da steht ganz vorn der Akademiker, der als Sinnbild und Ziel für ein "erfülltes Leben" gilt. Das hat sehr lange gut funktioniert, bis eben durch ein Überangebot an brotlosen Künsten auch dort nicht jeder mehr den vermeintlichen "Marschhalsstab" im "Tornister" finden konnte
Doch die Mär zu einem "erfüllten Leben" gehöre quasi naturgesetzlich der Aufstieg über einen gymnasialen Schulweg, ein Studium (meist dessen was gerade "ou vogue" scheint). Dieses Modell der Lebensgestaltung macht alle, die warum auch immer "Handwerker" werden sollen, zu etwas eher anrüchigem. Was zählt es denn gesellschaftlich, wenn einer verschämt gestehen muss, ich bin Metzger, Bäcker oder Installateur der "Gaswasserscheiße- Branche", Verkäufer, Maurer, Zimmermann usw. usf. ?
Da ist "man" / "frau" doch lieber alles andere, was offensichtlich auch gesellschaftlichen Mehrwert an Ansehen bringt. Wohin führt eine Lehre in den genannten Handwerken später - in der Vergangenheit sehr häufig und meist total berufsfremd in die besser zahlende Industrie, um dort irgendwelche stupiden "Bandtätigkeiten" zu verrichten. Einige (vergleichsweise) wenige haben ihren Handwerksmeister gemacht und nochmals Wenige wurden "selbständig" oder führten den elterlichen Betrieb fort.
Nun für mich hat sich das Handwerk durchaus und in jeder Hinsicht "ausgezahlt". Kein Wunder, der Elektroinstallateur, bietet auch ohne vorausgegangenes Studium, auch später noch zahlreiche attraktive "Abzweigungen" - nun ja ein Meisterbrief ist sicher kein Hindernis dabei. Ob nun in der Industrie oder weiter im Handwerk, wer gut ist, sollte eigentlich kein Problem haben sich günstig weiterzuentwickeln.
Leider gibt es auch dort ein "Imageproblem" - überhaupt, wer so "primitiv" gestrickt ist mit "seinen Händen arbeitend" seinen Lebensunterhalt verdienen zu müssen, kommt überall schlechter an, als alle, welche vorgeblich "Kopfarbeit" leisten und da ist eben die Krönung der Akademiker - wenn auch - egal aus welchen Gründen eventuell "brotlos".
Wie also, soll man den lieben Kleinen, denen diese keineswegs verborgen geblieben ist, später eine Lehre schmackhaft machen
Was das "Selbermachen" angeht, wer die Wahl hat, kann problemlos auf "Gas" verzichten, wer eine echte Handwerkslehre hatte, musste sich als Elektriker, einige Kenntnisse anderer Gewerke "auf dem Bau" aneignen - das ist durchaus "ausbaufähig". Ein eigenes Haus zu bauen oder eines zu Renovieren und später zu erhalten, ist vergleichsweise "lukrativ", wenn man handwerkliche Grundlagen mit der notwendigen theoretischen Ausbildung kombinieren kann.
Nur, wie sag ich´s meinem Kinde ? Oder wie kann das jeweils betroffene Handwerk, dass Jugendlichen vermitteln, denen bislang alles andere, als ein Handwerk, als das Lebensziel angedient worden ist ? Wer erst 4 ... 5 Jahre später, als meine Generation überhaupt und erstmals mit dem Berufsleben Bekanntschaft macht, andere noch deutlich später nach einem Studium. Ich selbst, habe mir am Ende der "Volksschule" selbst eine Lehrstelle gesucht und dort mit ~14 als "Elektriker" begonnen und das niemals bereut.
Kann mich doch noch gut an den allgemeinen Aufschrei erinnern, als konservative Politiker (nicht nur ) in BW versuchten, ein Leben "jenseits einer akademischen Laufbahn" schmackhaft zu machen. Welchen Sturm der Entrüstung das auslöste. So als wolle man den lieben Kleinen etwas vorenthalten. Das alles hat auch weiterhin zur Unattraktivität dieser "sog. unteren Lebensentwürfe" beigetragen. Allenfalls Berufen, die mit modernen Attributen ausgestattet punkten konnten, hatten und haben noch Zulauf. Da ist der Automechaniker, der in Wahrheit hauptsächlich Teile - und das dann auch nur einer bestimmten Marke zusammenschraubt - jetzt schon wegen der "Blackbox KFZ" - auch schon eher Mechatroniker genannt wird, ein Beispiel für gelungenes "Marketing".
Andere "ehemalige" Handwerke wie z.B. der Bäcker, haben äußerst unangenehme Arbeitszeiten und inzwischen backt doch sowieso jede Verkäuferin das, immer noch "Brot" genannte, industriell vorgefertigte Zeug, gleich selbst zusammen. Metzger, denen ob ihres durchaus blutigen Handwerks, nun auch der irre Veganismus zusätzlich Imageprobleme bereitet, wer möchte das noch freiwillig werden
Oder alle Gewerke, welche meist ihr Berufsleben auf irgendwelchen Baustellen zubringen - unangenehme, witterungsabhängige, schmutzige Arbeitsstätten mit einem Ruch des "Verlierers" (zu was anderem hat es wohl nicht gereicht
). Da ist es völlig nebensächlich, welche tatsächlichen Chancen das Handwerk immer noch bietet. Einen dauerhaften und weitgehenden krisenfesten Arbeitsplatz, der sich nur sehr, sehr schlecht nach China oder sonstwohin "outsourcen" lässt. Bis das allerdings in den Köpfen angekommen ist (wenn überhaupt), ist es deutlich zu spät für eine Lehre. Klar, von meinem Standpunkt aus empfehle ich jedem
einen der hier 2003 neu sortierten Elektroberufe (PDF) Eine dieser Ausbildungen - ein, zwei Jahre praktischer Erfahrung und weiter bis in ein berufsbegleitendes Studium ist da alles drin.... Die Übergänge Handwerk / Industrie sind später sowieso gleitend.
Wer etwas "unternehmen" möchte, hat bei Eignung jede Menge Möglichkeiten. Auch nicht uninteressant, das "Ausland" hat ebenfalls Verwendung für wirklich gute Handwerker. Der Vorteil einer "dualen Ausbildung" ist unschlagbar.
Ach ja, wer wirklich als Handwerker tätig ist, hat gewöhnlich auch "Kontakte" - da ist eine Abnahme - Voraussetzung, man ist kein "begnadeter Pfuscher" - keine wirkliche Hürde - auch nicht im Bereich "Gas" oder "Elektro". Wenn ich das wollte, als "Schwarzarbeiter" könnte ich durchaus den "goldenen Boden" pflegen. Mir reicht es schon, alle meine eigenen Belange noch immer "selbstständig" erledigen zu können.
Nicht zuletzt, weil etwas, was man selbst herstellt, durchaus befriedigend sein kann...
Schade, dass diese Tugend - einen guten und starken Stamm an Handwerkern zu haben - so sehr von all den anderen, meist auch sehr gefährdeten Berufen überlagert wurde und wird.
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)