JJazzGold hat geschrieben:(23 Nov 2017, 14:39)
Weshalb hätte die FDP nicht sondieren sollen? Es ist in Politik, wie Wirtschaft, wie auch vor privaten Verträgen ein gängiges Prozedere erst zu auditieren/sondieren, dann die Fakten zu betrachten und erst danach zu entscheiden, ob ein Vertrag geschlossen wird, oder nicht.
Würde sich jede Partei bei Zweifel am Erfolg gleich in die Oppositionsecke zurückziehen müssen, hätten wir des öfteren Neuwahlen ansetzen müssen. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass die Grünen sich als zuverlässig erwiesen hätten.
Sie sagten, es haperte am Vertrauen in die Vertragstreue. Entweder ist eine Vertrauensbasis von vornherein nicht vorhanden. Dann hilft auch keine Auditierung, da Vertrauen in diesem Fall nicht durch etwaige Änderungen von Prozessabläufen plötzlich erwächst. Da bliebe die Frage, warum man sich mit einer Partei an den Verhandlungstisch setzen sollte, wenn man ihr nur so weit vertraute, wie Altmaier einen Pudding werfen kann.
Oder es kamen während der Sondierungen plötzlich Zweifel, dass die Grünen sich an einen zu vereinbarenden Koalitionsvertrag halten. Aber warum sollte das so sein? Grundlegend berühren Inhalte nicht das Vertrauen. Man einigt sich oder nicht. Kommt eine Einigung zustande, dann liegen bewertbare Ergebnisse auf dem Tisch. Davon auszugehen, dass eine Vertragspartei Punkte der Einigung von vornherein und vorsätzlich zu brechen gedenkt, führt wieder zum ersten Punkt und zur Frage, warum, wenn Lindner keinen Bock hatte, sich denn überhaupt getroffen und verhandelt wurde. (Weil eine Verweigerungshaltung schlecht aussähe, das ist mir schon klar.) Zweitens legen Sondierungen nur den eigentlichen Verhandlungsrahmen fest - ohne bestehenden Koalitionsvertrag zu erwarten, dass eine Vertragspartei sich nicht daran halte, wirkt entrückt.