Man darf sich da keinen verallgemeinernden Gedanken hingeben: Viele Zeitarbeiter sind hochqualifiziert und sehr anwendungsbezogen und berufserfahren. Die wünschen ganz ausdrücklich keine Festanstellung sondern ein hohes Gehalt für ihre Ich AG. Ein Projekt in der Sturm- und Drangzeit und mit Bitte-Bitte eine Nachbetreuung nach Abnahme des Gewerks, dann schon zu Abend und Nachtzeiten, weil sie an einem andern Klotz schnitzen.franktoast hat geschrieben:(12 Sep 2017, 16:59)
Zum Thema Bezahlung: Siemens oder BMW bezahlen für so eine Kraft genauso viel oder gar mehr als für neuangefangene normale Arbeiter. Allerdings will die Leiharbeitsfirma auch von etwas leben. Deshalb ist der Lohn, der beim Leiharbeiter auf dem Konto landet, in der Regel deutlich weniger.
Soll Siemens nun mehr oder weniger für einen Leiharbeiter bezahlen als für eine Stammkraft. Es gibt ja zwei Dimensionen: Zum einen ist es für Siemens praktisch, kuzr- oder mittelfristige Nachfragen auszugleichen und dann bei Bedarf die Arbeitskräfte nicht mehr zu beschäftigen. Andererseits ist es so wie bei jedem anderen neuen Mitarbeiter: Anfangs bringt das nicht viel. Je nach Tätigkeit muss man länger einarbeiten, aber jemand mit 10 Jahren Erfahrungen sticht jemand mit 2 Jahren Erfahrung trotzdem in der Regel aus - es sei denn, es geht um eher einfache Tätigkeiten.
Ich wüsste auch nicht genau, warum der Staat da eingreifen sollte. Aktuell bezahlt BMW oder VW ne Stange Geld für Mitarbeiter. Nehmen wir mal an, ab Morgen gibt es keinen Mindestlohn, keinen Kündigungsschutz, keine Gewerkschaften etc. mehr. Meinst du, BMW streicht dann bei der Stellenausschreibung ne 0 beim Gehalt weg? Welche Firmen werden sich freuen, wenn BMW so wenig bezahlt?(Tipp, BMW ist nicht dabei)
Sehen Sie einmal: Einen absoluten Berufsanfänger müßte man wirklich einarbeiten. Bei Mitarbeit in einer sehr verzwickten Sache dauert so etwas 1 bis 2 Jahre. Das leistet sich kein Betrieb, der doch auf schnelle Hilfe baut.
Vielleicht noch vorstellbar, diesen Anfänger an eine sehr überschaubare Aufgabe heran zu lassen, die man in Nachtarbeit vielleicht auch selbst zusätzlich noch schaffen könnte. Aber das erfordert schon etlichen Spezifikationsaufwand und Betreuungsaufwand. Dort liegt aus meiner Sicht das größte Problem, wenn man Aufgaben auslagern möchte. Da müssen ordentliche Unterlagen vorab bereit gestellt werden... sonst wird's teuer.
Welchen Typ Mitarbeiter SIEMENS nun in Zeitarbeit beschäftigt hat, das ahne ich noch nicht einmal. Vielleicht im Fertigungsbereich nach überschaubarer Anlernzeit? Oder als Hilfskräfte, weil in bestimmten Bereichen ein Mitarbeiter nicht allein werkeln sollte? In solchen Bereichen habe ich wenig Erfahrung.
Wenn Ihre Firma BMW qualifizierte Mitarbeiter braucht, dann muß sie einen Anreiz bieten... ansonsten schnappt der Wettbewerber um die besten Kräfte ihr die Menschen weg, die die Firma braucht, um Erfolg zu haben. Da gibt es einen Markt selbst in durchwachsenen Zeiten. Manchmal muß man auch einmal das Unternehmen wechseln, wenn man sich gehaltlich und auch in der persönlichen Entwicklung auf einem Abstellgleis fühlt, mit vorsichtigen Hinweisen kein Gehör findet. Solche Prozesse laufen ganz abseits von Gewerkschaft, Mindestlohn, Kündigungsschutz und anderen sozialen Maßnahmen ab, sind natürlich mit ihnen irgendwie auch verbunden.
Das Arbeitsleben ist doch ziemlich aufregend, wenn man sich in einem nachgefragten Beruf tummelt und natürlich auch Leistung zeigt, im Team und auch in der eigenen Verantwortung. Dennoch stehe ich natürlich zu sozialen Schutzmaßnahmen für Menschen, die damit nicht Schritt halten können. So lange der Gehaltsabstand "stimmt"...