Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

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Balsamico
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Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

Beitrag von Balsamico »

Ich interessiere mich für Politik kaum ein Jahr, deshalb bin ich politisch nicht sehr bewandert, soviel mal vorweg.


Was mir für ein Gedanke kam...


Gerhard Schröder hat seiner Zeit an Kanzler Politik gemacht, die mehr CDU- und FDP-konform war als das sie der eigentlichen Gesinnung der SPD gerecht gewesen wäre (z.B. Agena2010), das sehe ich nicht ganz falsch, oder?

Angela Merkel wird als sozialdemokratisiert beschrieben, zumindest was ihre Flüchtlingspolitik angeht und ich glaube auch darüber hinaus. Auch das wird doch allgemein so empfunden, oder nicht?

SPD-Anhänger fühlen sich von der SPD seit Schröder verraten und wählen sie unrichtigerweise nicht, habe ich oft gehört und gelesen und entspricht den Tatsachen, oder?

Nun hat das wahrscheinlich zur Folge, dass Kanzlerkandidaten so automatisch ein breiteres Wählerspektrum ansprechen. Viele die eher zur SPD tendieren, sind dadurch auch von der CDU/CSU+Merkel angetan und kommen zu prinzipiellen Anhängern der CDU/CSU hinzu. Würdet ihr dieses Phänomen so unterschreiben?
Würdet ihr sagen, dass es stimmt, dass man Wahlen gewinnt in dem man gegen die eigene Partei Politik macht?

Ist dieser Umstand (mit) dafür verantwortlich, dass sich CDU/CSU und SPD so ähneln?

Spielt das der AfD in die Hände?
-> Ist es so, dass durch diese Angleichung der beiden großen Parteien es an einer sozialen Alternative fehlt (bzw. es nur die Linke gibt und die vielen zu weit links ist und die SPD zu weit rechts) und sich politisch eher ungebildete einreden lassen, das Problem der immer ärmeren Unterschicht (z.B. Zeitarbeiter) die Zuwanderung und nicht die zunehmend ungerechte Verteilung des Wohlstandes ist? Und schadetm das auch dem Sozialstaat, da AfD-Wähler eigentlich eher SPD oder Linke wählen müssten?

Schadet das unserer Demokratie?

Gibt es mögliche Lösungen, z.B. richtig ordentlich harte Parteidisziplinstrafen für Parteispitzen?



Danke, bin mal gespannt...


/edit

Dazu kommt ja, dass Kanzlerkandidaten, die der Partei Stimmen bringen dafür Zustimmung in den eigenen Reihen bekommen und dadurch an die Spitze gewählt werden auch wenn sie eigentlich weniger kompatibel mit der eigentlichen Gesinnung der Partei sind als ein anderer Kandidat. Der eigentlich ja so gedachte und sehr wichtige Mechanismus, dass so jemand nicht an die Spitze kommt, ist durch den Erfolg der so jemand für die Partei bringt ausgehebelt. Ist das wirklich so?




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Der Neandertaler
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Re: Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo Balsamico.
Balsamico hat geschrieben:Gerhard Schröder hat seiner Zeit an Kanzler Politik gemacht, die mehr CDU- und FDP-konform war als das sie der eigentlichen Gesinnung der SPD gerecht gewesen wäre (z.B. Agena2010), das sehe ich nicht ganz falsch, oder?
Nicht ganz falsch, aber auch nicht unbedingt richtig!
Was man Gerhard Schröder (z.B. Agena2010) zumindest zugute halten muß, daß er erkannt hat, daß ein "weiter so" letztlich in einem Dilemma enden würde ... in einem Kollaps der Sozialsysteme.
  • Nebenbei:
    • darauf hat Kurt Biedenkopf schon früh hingewiesen (etwa Anfang der 80er Jahre) - Kohl dachte erst Anfang der 90 Jahre in diese Richtung!
Also hat Schroeder nur das getan, was Kohl lange Zeit versäumt hat.
So gesehen ist dies zwar, oberflächlich betrachtet, Politik, "die mehr CDU- und FDP-konform war als das sie der eigentlichen Gesinnung der SPD gerecht gewesen wäre", aber diese Sichtweise ist doch etwas zu oberflächlich.
Balsamico hat geschrieben:Angela Merkel wird als sozialdemokratisiert beschrieben, zumindest was ihre Flüchtlingspolitik angeht und ich glaube auch darüber hinaus. Auch das wird doch allgemein so empfunden, oder nicht?
Nein! ... gefühlt - JA!
Angela Merkel ist immer vorgeworfen worden, sie sei zu emotionslos ... zu berechnend in und mit ihrer Politik. Nun zeigt sie mal Emotion (übrigens: ein sehr menschlicher Zug), nun ist es auch wieder nicht recht.
Was allerdings stimmt, daß sie es sehr gut versteht, Strömungen aufzunehmen ... den "Willen" der Mehrheit zu erkennen und diesen (rechtzeitig) umzusetzen. So hat sie etwa mit dem Atomausstieg eher GRÜNEN-Politik betrieben als die der CDU - was auch wieder sehr wankelmütig erschien. Das hat aber weniger mit diverser Politikveränderungen ... mit Politikübernahme von anderen Parteien zu tun, sondern eher mit realer und reeller Politik.

Der SPD, bzw.: Otto Schily ist seinerzeit auch immer wieder vorgeworfen, er wolle mit dieser oder jener Politik-Maßnahme die CDU noch rechts überholen.
Balsamico hat geschrieben:SPD-Anhänger fühlen sich von der SPD seit Schröder verraten und wählen sie unrichtigerweise nicht, habe ich oft gehört und gelesen und entspricht den Tatsachen, oder?
JA! deshalb gibt es ja eine starke LINKspartei.
Balsamico hat geschrieben:... ein breiteres Wählerspektrum ... die eher zur SPD tendieren, sind ... von der CDU/CSU+Merkel angetan ... dieses Phänomen so unterschreiben?
Nein! Niemals! Auch würde ein traditioneller SPD-Wähler wohl nie CDU wählen (wohl auch deshalb nicht, weil er dann auch die CSU mitwählen würde - was wohl einem Norddeutschen sehr sauer aufsteigen würde.) - er würde eher die GRÜNEN oder die LINKEN wählen ... oder gleich gar nicht wählen.
Balsamico hat geschrieben:Würdet ihr sagen, dass es stimmt, dass man Wahlen gewinnt in dem man gegen die eigene Partei Politik macht?
Zumindest langfristig wird dies nicht gelingen. Helmut Schmidt hat seinerzeit den NATO-Doppelbeschluß durchgesetzt - gegen den Willen der SPD. Es hat ihn seinen Job gekostet. Es wäre wohl Helmut Kohl ebenso ergangen, hätte er auf Biedenkopf gehört, dessen Gedanken aufgegriffen und Schroeders (notwendige) Agenda 2010 schon damals umgesetzt. Schroeder wäre es wohl auch so ergangen, wäre nicht etwa das Oderhochwasser dazwischen gekommen.
Politik gegen die eigene Partei (Tradition) wird wohl nur dann funktionieren, wenn derjenige recht fest im Sattel sitzt, oder er recht weitreichende und feste, ausgiebige Netzwerke innerhalb der Partei besitzt, so daß darüber Einfluß auf Entscheidungen genommen werden kann.
Balsamico hat geschrieben:Ist dieser Umstand (mit) dafür verantwortlich, dass sich CDU/CSU und SPD so ähneln?
Auch das würde ich nur bedingt unterschreiben. Daß "sich CDU/CSU und SPD so ähneln" ist wohl eher dem geschuldet, daß alle beide Volksparteien ihr Heil in der Mitte suchen - was ja zwangsläufig die Ränder freigibt. Dadurch werden RECHTE wie LINKE immer stärker ... oder neue Parteien entstehen.
Balsamico hat geschrieben:Spielt das der AfD in die Hände?
KLar! ... aber wie gesagt: nicht nur ihnen - die Linksspartei profitiert ebenso davon.
Balsamico hat geschrieben:Schadet das unserer Demokratie?
Eindeutig: NEIN! ... nicht zwangsläufig ... ich würde sagen,: es stärkt sie sogar.
Der Anteil der Nichtwähler ist vergangenheitlich immer größer geworden, weil sich viele nicht mehr ausreichend vertreten, bzw.: verstanden fühlten. Wenn nun etwa die AfD (sei sie nun demokratisch oder nicht) einen Teil dieser Nichtwähler zurück an die Wahlurne holen kann, kann das der Demokratie helfen.
Demokratie funktioniert nur mit Vielfalt ... nur dann, wenn soviele wie möglich daran teilnehmen und sie genug Alternativen haben.
"Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern können." (Voltaire)
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Re: Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

Beitrag von Maikel »

Balsamico hat geschrieben:(08 Sep 2017, 13:19)
Gerhard Schröder hat seiner Zeit an Kanzler Politik gemacht, die mehr CDU- und FDP-konform war als das sie der eigentlichen Gesinnung der SPD gerecht gewesen wäre (z.B. Agena2010), das sehe ich nicht ganz falsch, oder?

Angela Merkel wird als sozialdemokratisiert beschrieben, zumindest was ihre Flüchtlingspolitik angeht und ich glaube auch darüber hinaus. Auch das wird doch allgemein so empfunden, oder nicht?
Es ist eher so, zumindest in D, daß beide großen Parteien, wenn sie an die Macht kommen, gemäßigte "Politik für alle" machen.
In der Opposition und in den Parteiprogrammen werden oft Maximal- oder Ideal-Forderungen beschrieben.
Vielleicht vergleichbar mit den Ritualen vor Gehaltsverhandlungen, wo die Arbeitgeber anbieten, das Gehalt nicht zu senken, und die Gewerkschaften genauso unrealistische 6% mehr fordern.

Interssanterweise hätten CDU und FDP so etwas wie die Agenda 2010 kaum alleine durchsetzen können; da wäre der Proteststurm noch viel größer geworden.
Dadurch, daß Rot-Grün diese Maßnahmen durchgesetzt hat, haben die Gewerkschaften eher stillgehalten.
Vielleicht nach dem Motto "Wenn schon die SPD so etwas macht, dann ist es wohl wirklich nötig."

Andererseits hat es z.B. wesentliche Verkürzungen der regulären Wochenarbeitszeit, zuletzt von 40 auf 35 Stunden, nur zu Zeiten von CDU-FDP-Regierungen gegeben.
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
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Re: Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

Beitrag von imp »

Wer sich wichtig machen will, sagt was, das in seiner Partei nicht alle sagen oder wechselt gleich den Verein. Eine Partei funktioniert aber nicht, wenn jeder Parteirebell spielen will. Es ist also immer eine Form illoyaler Profilierung.
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Balsamico
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Re: Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

Beitrag von Balsamico »

@Der Neandertaler
Danke für deine ausführliche Antwort, so manches hast du mir erklärt damit,...
Der Neandertaler hat geschrieben:Eindeutig: NEIN! ... nicht zwangsläufig ... ich würde sagen,: es stärkt sie sogar.
Der Anteil der Nichtwähler ist vergangenheitlich immer größer geworden, weil sich viele nicht mehr ausreichend vertreten, bzw.: verstanden fühlten. Wenn nun etwa die AfD (sei sie nun demokratisch oder nicht) einen Teil dieser Nichtwähler zurück an die Wahlurne holen kann, kann das der Demokratie helfen.
Demokratie funktioniert nur mit Vielfalt ... nur dann, wenn soviele wie möglich daran teilnehmen und sie genug Alternativen haben.
...aber AfD und "der Demokratie helfen"?? Naja, höchstes wird sie vielleicht die CDU weiter nach rechts ziehen, so weit, dass sich die SPD wieder klarer abgrenzen MUSS und wieder weiter nach links rückt wo sie hin gehört. Nichtsdestotrotz ist es und bleibt es ein Desaster dieser rechtsradikale Neuzugang im Bundestag! Provokationen um den eigentlichen Frust über ungerechte Verteilung zu Wut auf Zuwanderer zu konvertieren und damit Wählerstimmen zu ziehen, das ist eine Katastrophe und entzieht sozialen Politikern den Einfluss. Die AfD ist eine Pseudoalternative! Wenn die Wutbürger verstehen würden, dass wir Zuwanderung aus demographischen Gründen brauchen und die ungerechte Verteilung das eigentliche Problem ist, dann würden sie die Linke wählen. Und eine entsprechend nochmal 1,5 mal oder soppelt so starke Linke, DAS wäre eine Hilfe für die Demokratie finde ich, weil die Linke auch Politik im Sinne ihrer Wähler macht und nicht wie die AfD nur vorgibt, eine Partei des kleinen Mannes zu sein. Denn so wie es jetzt ist, zieht es die CDU/CSU und anscheinend sogar die SPD weiter nach rechts, obwohl der Frust der Menschen die nicht zu den Gewinnern des Wirtschaftsbooms gehören (Zeitarbeiter....) eigentlich einen Trend nach links auslösen müsste... <= DAS ist was ich glaube was das Schlimmste an der AfD ist und die eben vielleicht eine Folge dessen ist, dass man Wahlen durch "illoyale Profilierung" (wie sole.survivor schreibt) gewinnt. (Nochmal, glaubt ihr, dass das so ist?)

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:Wer sich wichtig machen will, sagt was, das in seiner Partei nicht alle sagen oder wechselt gleich den Verein. Eine Partei funktioniert aber nicht, wenn jeder Parteirebell spielen will. Es ist also immer eine Form illoyaler Profilierung.
So sehe ich das auch. Und da sich diese illoyale Profilierung zu lohnen scheint, funktionieren die Parteien schlechter und lassen die sogenannte Alternative attraktiv erscheinen


Ich hätte sehr gerne noch weitere Meinungen zu dem Thema gehört... danke


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imp
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Re: Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

Beitrag von imp »

Ich denke ganz klar, dass es besser ist, nicht zu wählen als Müll zu wählen - sowohl wenn man überzeugter Demokrat ist als auch, wenn man Demokratie verzichtbar findet.
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Re: Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

Beitrag von Balsamico »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(09 Sep 2017, 18:54)

Ich denke ganz klar, dass es besser ist, nicht zu wählen als Müll zu wählen - sowohl wenn man überzeugter Demokrat ist als auch, wenn man Demokratie verzichtbar findet.

Du weißt aber schon, dass du dadurch die CDU unterstützt. Wenn du nicht wählst, unterstützt du den Gewinner der Wahl, weil du gegen ihn stimmen hättest können. Man kann nicht nicht wählen wenn man ein Wahlrecht hat...

Stell dir vor, nur ein einziger würde wählen gehen. Die gewählte Partei hätte gewonnen und sie würde sich bei allen anderen bedanken, die nicht an der Wahl teilgenommen haben.

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Mal abgesehen davon, was hat das in dem Thread verloren? Ob du wählen gehst ist nicht das Thema....


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Re: Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo Balsamico.
Balsamico hat geschrieben:...aber AfD und "der Demokratie helfen"??
Ich bin erstmal vom Grundsätzlichen ausgegangen: die AfD holt mehr Nichtwähler an die Wahlurnen zurück. Wie sich dies (ihre Forderungen) dann auswirkt, ist eine andere Frage und bleibt spannend. Aber ein neue Partei ... eine erweiterte Basis der Demokratie/Pateienlandschaft ist ja nicht per se schlecht. Als Schroeder die Agenda 2010 auf die Beine gestellt hat (welche ja auch mit Stimmen der CDU/CSU und Teilen der FDP verabschiedet wurde - die Prügel bekommt alleine die SPD) ... damals traten sehr viele aus der SPD aus und verweigerten ihre (Wahl-) Stimme. Sie wären also zum Lager der Nichtwähler übergewechselt (sie hätten wohl kaum CDU/CSU gewählt), ... wäre dort nicht eine LINKS-Partei gewesen, die diese aufgefangen hat.

Oder nimm die GRÜNE und ihre (Umwelt-) Themen. Heute spricht jede Partei über Umweltthemen - was wohl kaum (oder eventuell später) geschehen wäre, hätten nicht die GRÜNEN dies (vorzeitig) zur Sprache gebracht.

Balsamico:
  • es gab ein Zeit (so fangen alle Märchen an), da gab es in Deutschland nur drei Parteien, bzw.: Fraktionen: SPD, CDU/CSU, FDP. Dann gab es die Erste Große Koalition (1966-1969) - somit (fast) keine Opposition ... zumindest hatte diese kaum Gewicht. Dies übernahm die APO - die so genannte "Außerparlamentarische Opposition". Dies war wohl eher dazu angetan, eine Gefahr für die Demokratie zu sein. Aber auch dies haben wir überstanden.
Balsamico hat geschrieben:Nichtsdestotrotz ist es und bleibt es ein Desaster dieser rechtsradikale Neuzugang im Bundestag!
kann man so sehen - muß man aber nicht. Der Einzug der NPD in den Dresdener Landtag (2004) wurde auch als Desaster angesehen, allerdings hat diese Partei sich selber dezimiert und ist nun seit 2014 nicht mehr im Landtag vertreten - noch 2009 ist ihr nur knapp der Wiedereinzug gelungen.
Betrachtet man nun das Gehabe der AfD der letzten Zeit - innerhalb dieser "Partei" (Umgang mit Bernd Lucke (und dessen Rauswurf) oder der Umschwenk unter Frauke Petry (sowie deren Umgang mit der Anklage der Staatsanwaltschaft wegen Meineides), etc.), ... dies läßt mich zumindest hoffen, daß sich die AfD mittel- oder langfristig auch selber erledigt.
Balsamico hat geschrieben:... weil die Linke auch Politik im Sinne ihrer Wähler macht und nicht wie die AfD nur vorgibt, eine Partei des kleinen Mannes zu sein.
wobei auch die LINKEN eher froh sein können, daß diese Partei wohl (vorerst) nicht in den Genuß kommt, ihre Forderungen oder Großzügigkeiten auch in einer Regierung umsetzen zu müssen ... oder zu dürfen. Denn dort, wo sie schon in Länderregierungsverantwortung geseßen haben (Berlin, Mecklenburg-Vorpommern), dort ging es etwas gemächlicher zu - als es die LINKEN insgesamt lauthals gefordert haben. Protest, etwa gegen die HARTZ-Gesetze, kam seinerzeit eher aus dem Westen, weniger aber etwa aus Berlin - dort hielt sie sich verdächtig ruhig.
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Re: Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo Balsamico - hab ich erst gesehen, als ich meinen Beitrag schno fertig hatte.

OK! Deine letzte Frage (wählen oder nicht wählen: "was hat das in dem Thread verloren") ist berechtigt! Da ich aber selten etwas, was meinem Verständnis widerspricht, so stehen lassen kann (entspricht nicht meinem Verständnis), deshalb muß ich dies etwas korrigieren!
Balsamico hat geschrieben: Wenn du nicht wählst, unterstützt du den Gewinner der Wahl, weil du gegen ihn stimmen hättest können. Man kann nicht nicht wählen wenn man ein Wahlrecht hat...
diese Aussage ist RICHTIG! Aber die Ünterstützung geht wohl eher an radikale Parteien - seien diese rechts oder links angesiedelt. Wenn Bürger nicht wählen gehen - meist aus Frust gegenüber etablierter Politik, ... radikale Parteien schaffen es eher, ihr potentiellsd Wähler-Klientel zur Wahl zu animieren. Würde also nur ein Einziger diese Partei(en) wählen, hätte diese Partei die Wahl gewonnen.
Aber wer will das?
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Re: Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

Beitrag von imp »

Balsamico hat geschrieben:(09 Sep 2017, 19:13)

Du weißt aber schon, dass du dadurch die CDU unterstützt. Wenn du nicht wählst, unterstützt du den Gewinner der Wahl, weil du gegen ihn stimmen hättest können. Man kann nicht nicht wählen wenn man ein Wahlrecht hat...

Stell dir vor, nur ein einziger würde wählen gehen. Die gewählte Partei hätte gewonnen und sie würde sich bei allen anderen bedanken, die nicht an der Wahl teilgenommen haben.

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Mal abgesehen davon, was hat das in dem Thread verloren? Ob du wählen gehst ist nicht das Thema.
Um mich gehts gar nicht.
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Re: Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

Beitrag von Katenberg »

Bestimmte Projekte können auch nur bestimmte Parteien durchsetzen. Meint im Folgenden:

Sozialreformen wie die Agenda 2010 kann nur die SPD in dieser Art durchsetzen, da sie von Seiten der FDP und der CDU nicht bedroht ist und dort abgrast. Der Widerstand von links wird dabei eben dadurch gebremst, dass der Hauptakteur nicht auf der Gegenseite ist. Deswegen ist Merkel erfolgreich damit gefahren, die linken Kampagnen abzugrasen. Für die SPD hat sich das dadurch gerächt, dass die Linken erstarkt sind, abgestürzt ist die SPD aber erst, als sie sich von der eigenen Politik abwand. Bei der Union ist es jetzt das Aufkommen der AfD, die aber eben erst zur Gefahr wird, wenn sie realistische Chancen auf Regierungsteilnahme bekommen kann und sich damit schlussendlich etabliert.
There was blood upon t risers
there were brains upon t chute
Intestines were a-dangling from his paratroopers suit
He was a mess, they picked him up
and poured him from his boots
And he ain't gonna jump no more
Mahmoud

Re: Gewinnt man Wahlen durch Politik GEGEN eigene Partei und schadet uns das (Rechtsruck, AfD, soziale Ungerechtigkeit)?

Beitrag von Mahmoud »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(09 Sep 2017, 18:54)

Ich denke ganz klar, dass es besser ist, nicht zu wählen als Müll zu wählen - sowohl wenn man überzeugter Demokrat ist als auch, wenn man Demokratie verzichtbar findet.
Ich mag Angela Merkel nicht. Aber sie als Müll zu bezeichnen...naja. Das ist dann doch starker Tobak.....
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