Krokodon hat geschrieben:(11 Sep 2016, 00:43)
Merkwürdig, dass andere erfolgreiche Spezies diese Abneigung nicht empfinden.
Es ist eher ungewöhnlich, dass Tiere sich inzestuös Fortpflanzen. Das tun sie nur in Notzeiten, wenn die eigenen Artgenossen dermaßen dezimiert sind, dass sie auf nähere Verwandte zurückgreifen müssen. In dem Fall macht das sogar Sinn, weil die Gewissheit, für Nachwuchs zu sorgen (Arterhaltung), das Risiko überwiegt, durch inzestuöse Fortpflanzung eine temporär ungünstige Genmischung generiert zu haben. Schlechte Gene sind immer noch besser als überhaupt keine Gene.
Klar, unsere ist die erfolgreichste und das mag auch damit zu tun haben, aber deine Sicherheit ist unangemessen, da sich "instinktive Abneigungen" sehr leicht anerziehen lassen und dahinter oft nicht mehr steckt als absurde weltanschauliche Dogmen.
In Anbetracht der Tatsache, dass Inzest zu allen Zeiten und über alle Kulturen hinweg als abstoßend empfunden wurde, ist ein sehr guter Grund, hierfür weitaus tiefere, nachhaltigere Faktoren als Ursache in Betracht zu ziehen als irgendwelche andere an der Peripherie. Man kann nicht zu allen Zeiten nicht überall nicht jedes einzelne Individuum nicht stets auf dieselbe Art pädagogisch gleichschalten. Völlig ausgeschlossen. Da bin ich mir absolut sicher.
Rein theoretisch dürfte inzestuöse Fortpflanzung kein Problem darstellen, da die Ergebnisse, so es sich bei ihr um eine schädliche Angewohnheit handelt, ohnehin keine Chance hätten, sich durchzusetzen.
Das ist genau der Punkt. Rein individuell wäre Inzest kein Problem, aber trotzdem gibt es eine Abneigung dagegen. Selbst bei uns Menschen (die Krone der Schöpfung). Wir alle tanzen nach der Pfeife einer evolutionären Programmierung (allerdings hat der exzentrische Mensch mit seiner Großhirnrinde das Potential, sich davon zu lösen. Perversionen sind folglich eine rein menschliche Eigenart).
Wäre die Realität unberechenbar, nützte Exzentrik nicht viel, und der Mensch ist eine viel banalere und schlichtere Kreatur, als er glaubt. Es gehört nicht viel dazu, im engen Rahmen des Herdenhorizonts exzentrisch zu sein. Die kleinste echte Abweichung jedoch, und der Mensch dreht durch. Bestenfalls regrediert er zum Affen, schlimmstenfalls läuft er Amok. Um halbwegs vernünftig zu bleiben, braucht er die Welt genau so, wie sie ist.
Ich habe nichts davon geschrieben, dass die "Realität unberechenbar" sei. Wäre sie das, gäbe es keine Naturgesetze. Keine Physik, keine Chemie, keine Biologie...nur Chaos. Vielleicht nicht einmal das. Richtig ist, dass in der Welt
auch das (scheinbar) Unberechenbare gibt. Auf jeden Fall gibt es zu rasche Änderungen in der Welt, an die Lebewesen, die sich ausschließlich über ihre (sehr langsamen) Gene definieren und entwickeln, sich nicht oder nicht gut genug anpassen können und irgendwann aussterben (die armen Dinosaurier). Der Mensch, der mehr auf Technologie setzt als auf Gene, hat das Potential, auch diese Herausforderung zu meistern (wir könnten den nächsten Global-Killer abfangen). Damit hat er einen weitaus größeren Grad an Anpassung an die Realität erreicht als der Rest der Bande.
Ökosysteme sind quasi faule Hippies, die zaubern können, und entscheiden selbst, was sie wollen? Und sie wollen Zustände erhalten? Theoretisch auch disharmonische Zustände? Wie erhält man disharmonische Zustände? Indem man verhindert, dass sich Harmonie einstellt. Und das ist schwieriger, als Harmonie aufrecht zu erhalten? Alle Wetter!
Entropie hat nichts mit faulen Hippies oder Zauberei zu tun. Das ist Wissenschaft, pure Wissenschaft, my dear Watson.