Der besorgte Katholik Jens Spahn aus Ahaus-Ottenstein (Landkreis Borken) von der Verbotspartei CDU sieht das aber anders und spricht im Wahlkampf die wichtigen Themen unseres Landes an, die ihn zugleich in seinem Alltag sehr beunruhigen und für ihn unerträglich sind. Schließlich geht's doch auch irgendwie um Sicherheit. Und Sicherheit ist immer sehr, sehr gut. Vor allem in Restaurants, Kneipen, Hotels und sonstigen Etablissements des täglichen Wirtschaftslebens einer Großstadt. Endlich sagt's mal einer! Oder?
https://www.welt.de/politik/deutschland ... nervt.htmlCDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn ist genervt davon, dass er in der immer internationaler werdenden Hauptstadt Berlin mit der deutschen Sprache bisweilen nicht mehr weiterkommt. „Mir geht es zunehmend auf den Zwirn, dass in manchen Berliner Restaurants die Bedienung nur Englisch spricht“, sagte der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. [...]
Er vertrete Werte, die er für zeitlos gültig halte. Dazu gehöre auch die kulturelle Sicherheit. „Kulturelle Sicherheit ist das Bedürfnis, eine Heimat zu haben, sich zu Hause zu fühlen. Menschen wollen im Alltag wissen können, was sie erwartet und dass sich nicht ständig alles verändert“, so Spahn.
Mal ein privates Erlebnis zum Thema von mir (Zitatform zur Vermeidung von Vollzitaten):
Und hattet Ihr (rückblickend) ähnlich traumatische Erlebnisse mit englischsprachigem Personal in Lokalen? In Deutschland wohl gemerkt. Man weiß ja, dass manch deutscher Pauschaltourist ebenfalls wie Spahn sehr wütend wird und roten Kopf bekommt, wenn auf Malle nicht jedes Zimmermädchen oder Rezeptionist fließend Deutsch spricht. Das Szenario ist aber nicht gemeint.Ich habe einige Jahre in Berlin gelebt und bin ziemlich vielen Lokalen herumgekommen. Dass eine Bedienung kaum/kein Deutsch konnte, erlebte ich nur einmal in einer Eckkneipe in... *Trommelwirbel*... Neukölln! Wo auch sonst?
Da waren hinterm Tresen zwei junge Studentinnen, eine aus Deutschland (Berliner Kodderschnauze war nicht zu überhören) und eine aus Griechenland. Mit letzterer unterhielt ich mich kurz, da ich neugierig wurde. Sie sei für ein Jahr in Deutschland (Erasmus-Austauschprogramm), besuchte einen englischsprachigen (¡Dios mío! ) Studiengang und wollte sich mit dem Job, den sie als Unionsbürgerin ja ohne Aufwand ausüben durfte, ein paar Euro dazuverdienen, da ihre Eltern sie kaum unterstützen können und die Erasmus-Förderung nicht zum Leben reicht. Nebenbei machte sie einen Deutschkurs, aber traute sich noch nicht so recht, auf Deutsch zu antworten. Sie wollte jedoch, dass man selbst mit ihr Deutsch redet, damit sie besser wird.
Wenn sie etwas nicht verstand, hat der Kunde es eben auf Englisch gesagt oder ihre deutsche Kollegin (und zugleich Kommilitonin) nebenan sprang ihr zur Seite. Letzteres beobachtete ich von meinem Platz aus aber auch nur ein einziges Mal am Abend, da es kaum alte Menschen (also ab Spahn aufwärts) in dem Lokal gab.
Mir war bis heute nicht klar, dass die kulturelle Sicherheit nicht mehr gewährleistet wurde und ich bin zugleich irritiert, da sich die Gäste meiner Einschätzung nach nicht massiv bedroht fühlten, sondern einen schönen Abend hatten und sich genau wie meine Freunde und ich amüsierten. Jetzt weiß ich aber dank Spahn, dass wir es aufgrund der Übeltäterin mit einer hohen Gefahrenlage und viel Unsicherheit zu tun hatten. Schmeckt da einem das Bier überhaupt noch?
Und mal in die Runde gefragt: wie stark, mächtig und überlegen ist eigentlich eine Kultur, deren Existenz in allen Winkeln Deutschlands bereits von ein paar englischsprechenden Barkeepern und Kellnerinnen in Berlin bedroht wird?
Und was schlagt Ihr vor? Berufsverbot für Menschen ohne gute Deutschkenntnisse, selbst wenn sie auf dem Markt einen Arbeitgeber finden, der sie einstellen würde? Alle betroffenen Leute einsperren oder abschieben? Und was machen wir mit Geschäftsleuten und Touristen, die kein Deutsch können? Einreiseverbot? Oder zumindest eine Obergrenze, damit es -- um im Sprachgebrauch vom CDU-Mann zu bleiben -- noch "erträglich" bleibt?
(@Mods: könnt es auch gerne in "8. Gesellschaft", "9. Offenes Forum" oder bei Bedarf "21. Innere Sicherheit" verschieben; ich hab einfach "Wirtschaft" gewürfelt, weil's ja vor allem einen bestimmten Wirtschaftszweig betrifft. Wäre aber auch nachvollziehbar, wenn manch einer "Integration" oder so für besser hält)