Ägypten erschien als idealer Partner unter den Muslimbrüdern und Mursi. Dann wurde er gestürzt. Das Verhältnis zum Nachbarn Iran ist ambivalent. Auf der einen Seite mit der vermutlich ältesten Grenze weltweit, was auf Stabilität hinweist, auf der anderen Seite teilweise unverhohlenen Differenzen und einem stagnierenden Verhältnis dadurch bedingt. Was für beide Seite Schade ist. Da wäre viel Potential. Russland ist ein Thema und dann wären da noch die arabischen Staaten am Persischen Golf.
Führt die Entwicklung, der Disput, mit der EU die Türkei näher an die arabischen Golfstaaten?
Erdogans Nahost-Politik
Der Sultan hat es sich verscherzt
Der türkische Präsident vergrätzt Europa. Umso wichtiger wären Erdogans Beziehungen zu den Ländern des Nahen Ostens. Doch auch dort liegen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander.
Der Vorteil der arabischen Monarchien ist, daß sie keine blöden Fragen stellen. Die Europäer kommen immer mit dem Zeigestock. Das müsse besser werden, dies müsse geändert werden usw. Und dann ist "klar", daß ein Beitritt sowieso praktisch utopisch ist. Das werden die Könige, Sultane und Scheichs vom Persischen Golf kaum so machen. Andererseits sind diese Länder als Partner, egal zu welchem Thema nicht wirklich ein gleichwertiger Partner zur EU. Das muß man klar sagen. Und die wollen für Kohle und Kredite auch Gegenleistungen.Als Bittsteller bei den Golfmonarchen
In Ermangelung anderer Partner in der Region wendet sich die türkische Regierung verstärkt den Golfstaaten zu. Im Februar besuchte Erdogan Saudi-Arabien, Katar und Bahrain. Dort trat er jedoch weniger wie der Präsident einer Regionalmacht auf, sondern eher wie ein Bittsteller. Die Zahl der Auslandsinvestitionen in der Türkei ist 2016 um 42 Prozent gefallen, europäische Unternehmen beobachten den Kurs des Landes mit großem Argwohn. Erdogan setzt darauf, dass die wohlhabenden Golfstaaten diese Lücke füllen.
In knapp fünf Wochen stimmen die Türken in einem Referendum darüber ab, ob sie Staatschef Erdogan mit noch größeren Befugnissen ausstatten wollen. Das Gezerre um Wahlkampfauftritte türkischer Regierungsvertreter in Europa hat das Verhältnis zwischen Türkei und EU schon jetzt massiv beschädigt. Ein autoritär regierender Erdogan dürfte die Beziehungen nach dem 16. April noch weiter verschlechtern - mit negativen Folgen für die türkische Wirtschaft. Der starke Mann aus Ankara wird zukünftig wohl noch mehr auf Partner am Golf angewiesen sein.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... 38738.html
Ist es wahrscheinlich, daß sich die Türkei von der EU weiter entfernt und gleichzeitig näher an Staaten des vorderen Orients heranrückt? Wenn ja, in welcher Form und Qualität? Der Weg zur Regionalmacht ist hart. Und wird niemanden geschenkt. Erdogan hat von einer superben Politik am Anfang seiner Regierungszeit es geschafft die Türkei in unsichere Gewässer zu führen. Aber, die Frage lautet auch, ist das nicht normal? Wenn man sich verändert? Wenn man umzieht? Sind das nicht Geburtswehen, die normal sind? Ist es nicht immer schlauchend, wenn man sich aus einer alten Haut windet oder aus einer Verpuppung? Das bleibt abzuwarten.
Quo vadis Türkei?