schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 13:21)
@D.A. Ich habe niemals die Ästhetik, den Genuss, den persönlichen Bezug zum nackten Körper an sich kritisiert oder irgendwie missfällig gedeutet. Immer nur dann, wenn diese Idealisierung Teil irgendeiner Bewegung, Ideologie, irgendeiner Kulturalisierung, Überhöhung ist. Und wenn versehentlich doch, dann bedaure ich das und nehme es hiermit zurück.
Nein - du kritisierst nicht, du fabrizierst Zirkelschlüsse.
Wie ich bereits schrieb:
Du stellst willkürlich eine Verbindung zwischen einer "Sache" (Lebensreformbewegung + Idealisierung des nackten durchtrainierten menschlichen Körpers) und einer Ideologie her, WEIL einige Vertreter dieser "Sache" einer bestimmten Ideologie (Nationalsozialismus) nahestehen und begründest diese Verbindung - von "Sache" mit Ideologie - damit, DASS einige Vertreter der "Sache" der bestimmten Ideologie nahe standen. Und das IST ein Zirkelschluss!
Was du tust ist, die Vereinnahmung und Istrumentalisierung der "Sache" DURCH eine Ideologie, der "Sache" selbst anzulasten und damit diffamierst du (die "Sache")!
Es gibt nicht ausschließlich einen "persönlichen Bezug zum nackten Körper", es gibt
immer auch einen gesellschaftlichen Bezug zum nackten Körper/ein ästhetisches Empfinden den nackten menschlichen Körper gegenüber.
Nennt sich "Schönheitsideal" und dieses hat immer einen Bezug zum gesamtgesellschaftlichen Kontext, unsterliegt intersubjektivem Konsens. Dass das, was als jeweiliges "Schönheitsideal" einer Gesellschaft betrachtet wird, auch steuerbar und/oder manipulierbar ist, hat nur am Rande etwas mit Ideologie zu tun.
Und schon der Begriff "Ideal"
beinhaltet eine Überhöhung, Perfektion - eben eine Idealvorstellung, die a) nicht erreichbar ist oder b) im real Live höchst selten vorkommt.
Die Künstler der "ollen Griechen", die die wunderbaren Statuen geschaffen haben, hatten sehr wohl sehr reale Vorbilder/Models.
Anders hätten sie Körperhaltung, Körperdefinition, Anatomie und Bewegungsabläufe gar nicht nachbilden können.
schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 13:21)
Es gibt die Anekdote, dass in der Nachkriegs-DDR der frührere expressionistische Dichter und dann damalige Kulturminister Becher bei einem Ostsee-Urlaub eine nackte Frau liegen sah, nur das Gesicht mit einer ND-Seite bedeckt. Er beschimpfte sie - unter anderem - als "alte Sau". Es stellte sich aber dann heraus, dass es sich um die Schriftstellerin Anna Seghers handelte. Kurze Zeit später musste er ihr dann den Nationalpreis überreichen und begann mit den Worten "Liebe Genossin" (oder "Liebe Kollegin"). Die prompte Antwort der Seghers lautete: "Für Sie immer noch 'Alte Sau'" ... Haha. Das gefällt mir. Da bin ich voll auf der Seite der Autorin. Unabhängig jetzt mal von der Frage, ob sich das tatsächlich genau so zugetragen hat ...
jaja sehr witzig und voll daneben!
schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 13:21)Und es gab Anfang der 90er in Berlin eine Ausstellung zur bildenden Kunst in Stalinismus und Hitlerismus. Niemals werde ich die Verachtung für diese - das war die überdeutliche Gemeinsamkeit - Körper-ohne-Kulturfixiertheit zurücknehmen. Das junge deutsche Fliegerass, die hart durchgreifende Komsomolzin. Und auch nicht die Skepsis gegenüber den historisch bedingten Affinitäten zwischen Teilen der Lebensreform und Faschismus. Ich empfehle nochmal (neben Riefenstahl natürlich): Hans Surén: "Mensch und Sonne – Arisch-olympischer Geist". Das waren die Bestseller. Auch wenn es ganz anders geartete Nebengleise gab, die man natürlich nicht einfach mitdenunzieren sollte. Aber das war der gelebte, der ästhetische Mainstream des deutschen Nationalsozialismus. Ich habs schon geschrieben: Mein Widerwille dagegen ist einfach eine ganz subjektive persönliche Macke. Wir brauchen das nicht weiter objektiviert politisch diskutieren.
Auch wenn du deinen Zirkelschluss noch ein paarmal wiederholst, es bleibt ein Zirkelschluss, der absolut gaar nichts belegt, am allerwenigsten eine "Affinität zwischen Lebensreformbewegung und Faschismus". Die gibt es nur in deinem Kopf.
Einzelne Vertreter der Lebensreformbewegung, die dem Nationalsozialismus nahe standen, sind immer noch einzelne Vertreter, die dem Nationalsozialismus nahe standen und keine "Bewegung".
Wenn diese Vertreter der Lebensreformbewegung den Nationalsozialisten halfen Teile bzw Inhalte der Lebensreformbewegung im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie zu vereinnahmen und zu instrumentslisieren, handelt es sich immer noch um die Vereinnahmung, Instrumentalisierung DURCH die Ideologie bzw im Sinne der Ideologie und NICHT um "Affinitäten einer Bewegung".
Sorry, aber ich muss mir keine ideologischen Machwerke irgendwelcher Vertreter einer Ideologie antun, um zu erkennen was Vereinnahmung DURCH eine Ideologie bedeutet bzw um zu wissen, WIE Menschen in ihrem Weltbild/ihrer Weltsicht mittels Ideologie manipuliert werden. Das ist schließlich der Sinn jeder Ideologie - Manipulation und Indoktrination.
Achja: Was ist eigentlich eine "Körper-ohne-Kulturfixiertheit"?
Und was wäre das Gegenteil eine "Körper-mit-Kulturfixiertheit"?
Eine Antwort auf diese beiden Fragen würde mich brennend interessieren!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen