Zunder hat geschrieben:(06 May 2017, 16:36)
Glaubst du im Ernst, daß die Rechte der Frau unbekannt sind?
Die Annahme, in repressiven Milieus könnten so ohne weiteres rechtsstaatliche Initiativen ergriffen werden, wenn man einfach mal die Gesetzeslage erklärt, ist eher zynisch als naiv.
Ich hätte präzisieren sollen, durchsetzungsfähige Rechte. Und der Rechtsstaat wird üblicherweise nur dann durchgesetzt, wenn man ihn ruft. Gesetzesverstöße werden bei Unwissen nicht geahndet. Wie bereits gefragt, wie möchtest die Chauvimilieus aufbrechen? Ich sehe nur den Weg über Empowerment. Dass es hier mit einer einfachen Rechtsbelehrung getan wäre, wäre in der Tat eine zynische Sichtweise. Aber es trägt dazu bei. Und das eben mehr als eine Leitkulturdeklaration.
Richtig.
Deswegen wird es ohne Zwang auch nicht gehen. Allein mit wohlmeinendem Geschwätz lassen sich repressive Verhältnisse nicht aufbrechen.
Ist halt fraglich, wie gut sich das von außen erreichen lässt. Rechtsstaalicher Zwang bzw. dessen glaubhafte Drohung spielt eine Rolle, ja. Als Unterstützung. Repressive Verhältnisse sind nicht immer offen und sichtbar für jedermann - steckt im Wort Unterdrückung bereits drin. Für Zwangshandlungen müssen die erstmal sichtbar werden sowie eine vernehmbare Stimme sich erheben, die den Zwang einfordert.
Rassisten spielen für die Alltagskultur als "Leitkultur" die gleiche Rolle wie Islamisten: keine, solange sie marginalisiert bleiben.
Beide stehen für Partikularismus und Separation, beide gehörten ihres öffentliches Einflusses beraubt (und Rassismus/Islamismus auf dem Scheiterhaufen der Geschichte verbrannt) - stimmt. Das geht aber am Thema vorbei. Islamismus spielt in dem Zusammenhang nur eine unwesentliche Rolle, "traditionelle" paternalistische Weltbilder und Rassismus/Chauvinismus nicht. Beiden lässt sich mit einer "kodifizierten" Leitkultur nicht begegnen. Eine "gelebte" Leitkultur ist sicher auch nicht das scharfe Schwert, was die Borniertheit auftrennen kann. Aber sie wirkt durch ihre Selbstverständlichkeit. Wobei das hauptsächlich nur die diejenigen betrifft, die ein Interesse daran haben, anzukommen.
Die Mehrheitsgesellschaft muß sich nicht integrieren. Wer in bestehende Verhältnisse einwandert, hat diese Verhältnisse zu akzeptieren. In den meisten Fällen klappt das auch zumindest in Ansätzen, die eine Integration ermöglichen.
Die Mehrheitsgesellschaft muss Integration zulassen - dass Integrationsbereitschaft das bedeutet, ist doch offensichtlich.
Wo diese Ansätze fehlen, muß selbstverständlich Zwang angewandt werden. Alles andere ist naiv.
Was meinst du hier mit Zwang, wie lässt sich eine Akzeptanz grundlegender Werte erzwingen?
Übrigens ging es darum:
Das Grundgesetz hat nur Bestand, wenn es von der Gesellschaft akzeptiert wird, weil es sich nicht aus sich selbst heraus legitimieren kann. Die gesellschaftliche Anerkennung der freiheitlich-demokratisch-säkularen Grundordnung verhilft der Verfassung erst zur Geltung. Wenn diese Anerkennung fehlt, braucht man sich auch nicht mehr aufs Grundgesetz zu berufen.
Klartext: Die Weimarer Verfassung wurde von den Nazis nie formal außer Kraft gesetzt. Sie war trotzdem nur noch Papier.
Richtig. Und für wie schwach müssen Leitkulturverfechter also jene Anerkennung halten, wenn sie die explizieren wollen. Und wie auf diese Weise eine Anerkennung produziert werden soll, wird auch deren Geheimnis bleiben. Gehorsam erzeugt keine Liebe.