Genau das stört mich an Ihrem Standpunkt. Zum einen sagt die Reihenfolge Ihrer Liste schon viel über Sie aus, zum anderen fehlen in dieser Liste Akteure wie Al-Qaida, Ahrar al Sham und diverse andere Jihadistengruppen die mit Ihrer Utopie (einem demokratischen und pluralistischen Syrien) nicht kompatibel sind. Ihre Argumentation ist schon tendenziös wenn Sie die Zerschlagung des IS nicht als oberste Priorität setzen. Ist Assad ein Massenmörder? Gewiss, das ist er. Ist der Iran der derzeit größte Destabilisator des Nahen Ostens? Gewiss, das ist er. Und trotzdem ist der IS einzigartig. Kein Akteur in diesem Bürgerkrieg hat aufgrund der Ethnie oder Konfession so konsequent Menschen abgeschlachtet aber auch versklavt wie es der IS tat und weiterhin tut.DarkLightbringer hat geschrieben:Es muss drei Prioritäten in der Region geben - die Absetzung Assads, das Zurückdrängen des real existierenden IS Iran und die Zerschlagung des IS in seiner Gestalt als operationsfähige Terror-Organisation.
Danach kommt gewiss der Massenmörder Assad, die diversen anderen sunnitischen Jihadistengruppen aber auch die schiitischen Milizen, welche den gemäßgten Halsabschneidern um nichts nachstehen. Diese schiitischen Milizen werden vom Iran gestützt.
DarkLightbringer hat geschrieben:Die Opposition, das syrische Volk und die zivilisierten Nationen.
Terrorismus ist keine Option und das ist völlig unabhängig von der konfessionellen Frage. Wenn man so will, haben Assads Anhänger eine eigene Religion - es sollen schon Leute gefoltert worden sein, bis sie sagen "Es gibt keinen Gott außer Assad". Ähnliche Vorfälle weisen genau in diese Richtung.
Wenn Sie unter "Grenzen und Mauern" vorläufige Schutzzonen verstehen wollen, wären wir uns da fast einig.
Wer ist die Opposition? Es existiert keine demokratische Opposition in Syrien. Alle Rebellengruppen die boots on the ground haben sind radikal eingestellt und fordern die Einführung der Sharia. Und wie diese Gruppen zu Minderheiten stehen erleben wir doch tagtäglich in Syrien. Abgesehen davon gibt es das syrische Volk nicht - hat es auch nie gegeben.
Unter Grenzen und Mauern verstehe ich eine Neuordnung. Schutzzonen sind nur eine temporäre Lösung bis man neue Grenzen abgesteckt hat.
Al-Qaida oder Ahrar al Sham begnügt sich aber nicht mit Falschparken. Das mag Ihnen vielleicht entgangen sein, ich erinnere Sie trotzdem daran. Wie gesagt, diese Opposition wird in Syrien von Jihadistengruppen repräsentiert, diese haben bereits schwerste Verbrechen begangen. Die Nusra-Front hat beispielsweise Kurden in Syrien mit chemischen Waffen angegriffen.DarkLightbringer hat geschrieben:Selbst wenn jemand von der Opposition mal eine Ordnungswidrigkeit begangen hätte, zum Beispiel falsch geparkt, so wäre er immer noch weit gemäßigter als Assad.
Stimmt, das Sykes-Picot-Abkommen war wirklich ein Ausdruck der Selbstbestimmung der Völker vorort...DarkLightbringer hat geschrieben:Die Destabilisierung in der Region ist ein Problem, in der Tat. Deshalb sollte etwas unternommen werden. Wenn Sie die Grenzen in der Region ändern wollen, müssen Sie das mit den betroffenen Ländern oder in der UNO beraten. Mein Standpunkt ist der, dass jede gewaltsame Veränderung von Staatsgrenzen der Selbstbestimmung widerspricht.
Das Auspielen von Minderheiten? Die syrische Opposition ist ein Wolf im Schafspelz. Die strikte Ablehnung allen Minderheiten Rechte zu gewähren und den Föderalismus konsequent abzulehnen ist der ultimative Beweis, das es mit so einer Opposition keine Lösung geben wird. Verständlich das die Minderheiten mit solchen Heuchlern nicht weiter verhandeln möchten.DarkLightbringer hat geschrieben:Wenn man die Gespräche in Genf abbrechen würde, gäbe es dennoch Telefone. Das Regime setzt auf Krieg statt auf Politik. Das Ausspielen von Minderheiten gegen Mehrheiten lehnt die Opposition aus guten Gründen ab und das Thema Föderalismus ist ohne Waffenstillstand eher nachrangig.
Wichtig ist natürlich ein Waffenstillstand, das ist die oberste Priorität, aber auch so gibt es keine nachhaltige Lösung. Denn im Grunde ist der Föderalismus gar nicht einmal verhandelbar. Er könnte lediglich die letzte Chance sein Syrien formal als Ganzes zu halten. Ansonsten geht es - wenn man konsequent sein möchte - darum Syrien nach den ethno-konfessionellen Grenzen aufzuteilen. Wer aber schon den Föderalismus ablehnt zeigt klar und deutlich das er nach der ganzen Macht greift.
Europa kam erst zur Ruhe nachdem viele neue Staaten gegründet wurden - natürlich im Sinne von ethnozentrischen Überlegungen. Europa besteht größtenteils aus ethnisch homogenen Staaten. Und dort wo dies nicht der Fall ist kam es weiterhin zu Unruhen (siehe Baskenland, Nordirland, mit Abstrichen in Belgien). In Europa ist genügend Blut geflossen bis es zur Gleichheit, Freiheit, und Humanität kam. Und trotz dieses demokratischen Prozess und dem Zusammenschluss in einer Wertegemeinschaft namens EU pocht die Mehrheit der EU-Bürger auf ihre nationale Identität. Der Nationalismus nimmt auch wieder in Europa zu.DarkLightbringer hat geschrieben:Die Stabilität Europas beruht auf dem Wert der Demokratie - Gleichheit, Freiheit, Humanität - und der atlantischen Sicherheitsarchitektur. In Europa wird schon lange nicht mehr nach katholischen oder protestantischen Regierungen unterschieden.
Die Konzentration auf Ethnien, Konfessionen, Clans oder Verwandtschaftsverhältnisse führt an der Sache vorbei.