In den USA wird jetzt wieder eine Weltkarte herausgekramt - von einem Deutschen - der die geografischen Verhältnisse an die realen Umstände angepasst darstellen soll. Die asiatische Landmasse ist nicht mehr zerschnitten und die Flächen der Kontinente und somit Staaten ist der Realität entsprechender. Erstaunend in der Relation, wie groß Afrika wirklich ist. Und China und Indien. Insgesamt "wird" die sogenannte 2. und 3. Welt größer und Nordamerika, Europa und Russland deutlich kleiner. Ist das in der Korrelation in der Bedeutung in der Gegenwart Asiens zum "Westen"? (z.B. „Die Rückkehr Asiens. Das Ende der westlichen Dominanz“ von Kishore Mahbubani)
Man mag meinen, ist doch eh egal, aber solch eine Darstellung ist mutig. Und die Verschiebung der Darstellung. Wie wichtig das ist sieht man wie gesagt daran, daß die USA sich gerne in der Mitte der Weltkarte sehen. Solche Fragen können existentieller und streitsüchtiger sein, als man denkt. Und die Sicht auf die Dinge verändern, siehe die Schüler.
Maßstabsgetreue Kontinente
US-Schüler lernen mit neuer Weltkarte
Europa und die USA schrumpfen, Indien und Australien wachsen: Die Bostoner Schulbehörde will Kindern zeigen, wie die Welt wirklich aussieht - und verabschiedet sich von der Standardweltkarte.
So erscheint Grönland etwa gleich groß wie Afrika, obwohl der afrikanische Kontinent in Wahrheit gut 14-mal größer ist. Schweden wirkt dreimal so groß wie Indien, dabei weist es nur ein Siebtel von dessen Landfläche auf.
In öffentlichen Schulen in Boston wird deshalb neuerdings eine andere, maßstabsgetreuere Weltkarte verwendet: Im Vergleich zur Mercator-Karte sind die USA und Europa darauf geschrumpft, Afrika und Lateinamerika schmaler, aber länger. Und Deutschland liegt nicht mehr in der Mitte der Karte, sondern im Norden.
"Die Mercator-Projektion zeigt Europa als Zentrum der Welt", sagt Colin Rose, der bei der Bostoner Schulbehörde für das Pilotprojekt zuständig ist. Mit den neuen Weltkarten wolle man "den Lehrplan entkolonialisieren" und nicht mehr nur die "weiße Sicht der Geschichte" zeigen.
Die Weltkarte, die nun in Boston zum Einsatz kommt, geht auf den Bremer Historiker und Hobby-Kartograf Arno Peters zurück. Er versuchte in den Siebzigerjahren, Mercators Verzerrung mit seiner "Peters-Projektion" auszugleichen. Anders als Mercator ließ er die Abstände zwischen den Breitengraden zum Äquator hin anwachsen.
Als er seine Karte 1973 der Öffentlichkeit präsentierte, urteilte die Deutsche Gesellschaft für Kartografie, sie zeige "groteske Deformierungen der einzelnen Erdteile" und die Kontinente sähen aus, "als wären sie aus zerlaufenem Soft-Eis". Trotzdem konnte Peters Kirchen und Uno-Organisationen für seine Karte begeistern und auch ein Atlas wurde gedruckt.
In Boston bekommen die Schüler im Unterricht nun die Kartenversionen von Mercator und Peters vorgelegt. Die ersten Reaktionen seien erstaunlich gewesen, sagt eine Lehrerin. "Es war spannend zu sehen, wie die Schüler plötzlich infrage gestellt haben, was sie bisher zu wissen glaubten."
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/sc ... 39537.html