JJazzGold hat geschrieben:(21 Feb 2017, 09:21)
Schade, bis zum markierten Satz las sich Ihr Post wie eine sachliche Trump-Öffentlichkeit-Wahrnehmung Diskussionsgrundlage. Was, wie ab der markierten Stelle erkenntlich, an dem zitierten FAZ Artikel gelegen hat.
Da stieß wohl jemanden, anhand des avatars auch nachvollziehbar, der Hinweis auf einen gerichts- und aktenkundig vorübergehend für unzurechnungsfähig erklärten CSU_Minister sauer auf. *Da ich selbst - als Eingeborener Bayer schon immer in diesem Bundesland lebe, in dem sie mutmaßlich auch leben,
einem Land, in dem man durchaus des öfteren nach dem gesundheitlichen Zustand von amts- regierungsverantwortlichen Würdenträgern fragen könnte, erlaubte ich mir den Hinweis auf den meineidigen Innenminister der CSU. Die Parallelen im Kontext zu der derzeitigen Diskussion
um Trumps tatsächliche geistige Gesundheit unterscheiden sich nur insofern, als "Old Schwurhand's" damaliger Fall nicht dieses mediale öffentliche Interesse weckte oder politisch so folgenschwer war.
Wie auch immer. Schade an ihrem Post fand ich, dass Sie an keiner Stelle auf ihre vorverurteilende Ferndiagnose eingingen, die zwar im Brustton der kompetenten Überzeug wiederholt
zur Diskussion gestellt wurde, ohne jedoch die damit verbundene Gefahr einer Stigmatisierung psychisch Kranker Menschen damit auch nur ansatzweise als Diskriminierungsgefahr wahrzunehmen.
Und es stellt sich hier durchaus die Frage, ob die Diskussion und Beurteilung der politische Person des Präsidenten Trump sich nicht besser auf politische Fakten und Handlungen beschränken sollte.
In diesem Zusammenhang müsste man nämlich meines Erachtens und für den Fall, dass Trump psychisch erkrankt sei und damit unfähig bzw. ungeeignet sei, auch erwähnen bzw. fragen, wieso das
all jene seiner Regierungsmannschaft nicht erkennen (wollen) oder können? - Weil sie auch "einen an der Lampe" haben, wie Trump? Ihre Wahrnehmung und der damit einhergehende Realitäts- und Verdrängungszustand
nicht sehen kann, wie geistig krank ihr Präsident ist? - Ist die ganze Amerikanische Regierung unter Trump gar psychisch erkrankt? - Oder ähnlich dem Co-Alkoholismus entsprechend unfähig,
die Realität zu erkennen und entsprechend zu handeln.
Für mich ist das, wie auch das Beispiel von Friedrich Zimmermann (CSU) belegen sollte, eine gefährliche Diskussion. Als Minister hat er - abseits der üblichen CSU-eigenen Welt - durchaus keinen
größeren Schaden angerichtet oder - aufgrund seiner Krankenakte - ein besonderes, politisches Zurechnungsrisiko dargestellt. Bei all den großen und kleinen Macken, die nicht nur Menschen wie Trump oder Zimmermann
mit sich herumtragen (müssen), sondern die wohl auch Ottonormalbürger/-in zuweilen zu schultern hat, sollten wir vorsichtig mit solchen Ferndiagnosen sein.
Es ist ja nicht so, dass diametral entgegengesetzte politische Positionen und Meinungen automatisch dazu taugen, die jeweils andere Seite deshalb für "gaga" und "plemmplemm" zu erklären. Hier der Marktliberale,
erzkonservative Anhänger des Kapitalismus und da der eingefleischte und unverbesserliche Kommunist. Natürlich kann man der jeweils anderen Seite bei der Unterschiedlichkeit der politischen Vorstellung
attestieren, sie sei "krank" und man könne das Festhalten an solchen Vorstellungen nur mit "geistiger Erkrankung oder auch gewisser geistiger Umnachtung" rational erklären.
Aber wohin soll das führen? Dieses Stigmatisieren per psychiatrischer Ferndiagnosen?
Im Falle des Präsidenten Trump und seiner Regierung ist es wahrscheinlich so, dass sich für den Rest der Welt bisher Amerika und seine wesentlichen Positionen, besonders seinen Verbündeten und Wertefreunden
gegenüber, nie so radikal umschwenkend darstellte. Man sich damit gar nicht befasste und befassen wollte. Niemand kam auf den Gedanken, dass die USA nie die Nato, nie den Welthandel in der derzeitigen Form auch mal höchst US-egoistisch hinterfragen könnten.
Mit Trumps Präsidentschaft änderte sich das schlagartig, wenn in der dargebrachten Form sehr merkwürdig, verstörend und fast schon einer Schocktherapie gleichend. Die USA unter Trump und seiner Regierung
diese Fragen unverblümt, offen und knallhart stellen. Fragen, von denen man den Eindruck hat, zumindest in Europa, dass die USA das gar nicht dürfen….Fast scheint es so, dass speziell Europa aus dem bequemen Dornröschenschlaf erwacht und nun Heulen und Zähneklappern angesagt ist.
Plötzlich sieht man sich einer politischen! Position gegenüber, innerhalb der man nicht mehr einfach zum großen, starken Bruder USA laufen kann, wenn man angepöbelt wird. Nix mehr mit "Lass mich in Ruhe, sonst sage ich es
Donald Duck und der verhaut dich dann!" - Peter Scholl-Latour wurde im übrigen stets verlacht, wenn er darauf hinwies, dass sich in der Zukunft die sogenannte - vor allem militärische Solidarität -
der USA auch einmal drastisch wandeln könnte oder werde. Deshalb Europa, auch Deutschland, seine eigene, glaubwürdige militärische Abschreckung selbst gestalten müsse. Statt sich immer auf's neue nur
auf das große Amerika zu verlassen. Er sah es einfach realpolitisch als gefährlich an, weil alleine schon Interessenverschiebungen der USA schlicht zu weniger Notwendigkeit führen könnte, sich
auf Europa zu konzentrieren. Obamas Regierungszeit war ja schon dadurch gekennzeichnet, übrigens von Anfang an, wenn auch nicht gerne oder gar nicht wahrgenommen, dass der Hauptfocus
bzw. das deutlich vorrangigere Interessensgebiet der USA in den asiatisch-pazifischen Raum wechselte. Und das aus USA-Sicht auch nötig und geboten sei.
Der zunehmende Rückzug aus klassischen aussenpolitischen Gebieten wie dem israelisch-palästinensischen Konflikt, der Ukraine-/Krimkrise, auch im Syrienkonflikt, bis hin zum Rückzug aus Afghanistan
und zunehmend weniger Engagement als Schutzmacht Europas war durchaus erkennbar bereits bei Obama Programm. Und ich bin sicher, unter Hillary Clinton hätte es da keine wesentliche Änderung gegeben. Im Gegenteil.
Man kann feststellen, und das wird wohl nicht nur durch Trump selbst transportiert, dass speziell in der republikanischen Partei, aber auch durchaus bei den Democrats, ein Umdenken begonnen hat, das man
in der Frage, die man sich in den USA wohl schon länger stellt, etwa so verdichten könnte: "Wieso sollen wir gigantische Lasten und Ausgaben schultern, sind am Ende des Tages "bad boy Amerika" für die ganze Welt,
mit dem unangenehmen Effekt, dass wir uns um unser eigenes Land und Vieles, das da verbesserungswürdig ist, zu wenig kümmern (können), während der restliche Westen, unsere Freunde
das wirtschaftlich und finanziell ausnutzen. China und Japan natürlich auch.
In diesem Zusammenhang verweise ich darauf, dass der schwelende Fernostkonflikt speziell zwischen Japan und China und auch die Rolle der USA im asiatisch-pazifischen Raum um die
nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärische Vormachtstellung, schon länger da ist, und auch schon Präsident Obama sehr wichtig war. Bei Trump ist es ebenso.
Vielleicht ist es auch so, dass unter Trump all die angesprochenen Bereiche nun offen und unverblümt auf das politische Tablet kommen, und auch, was Europa, speziell auch Deutschland
angeht, die Dinge nicht einfach mehr in politische Wattebäuschen verpackt, still und leise vom Tisch gekehrt werden können, während man einfach so weiter macht, als wäre nichts
gewesen. Als würde sich die Welt und auch die politischen Macht- und Wirtschaftspole gar nicht verschieben und die Interessenslagen sich gerade zu statisch-starr kaum bewegen.
Trumps Präsidentschaft stellt viele Dinge auf den Prüfstand. Die Person selbst ist äusserst schwer verdaulich. Das geht mir genauso. Aber in deshalb gleich als psychisch krank
fern zu diagnostizieren, halte ich für gefährlich...