Dieses gedachte (visionäre) Gesellschaftssystem muss weder klassenlos noch unfrei noch undemokratisch sein. Die Diskussion ist mir bis jetzt zu rückwärtsgewandt in Richtung gescheiterter Sozialismus. Die Gesellschaft, die ich meine, würde auf dem Weg von Transformation
allmählich entstehen über verschiedene Stufen, die aber immer allesamt demokratisch legitimiert wären. Ich halte auch nichts von dieser Familien-Kuschel-Kommunismus-Theorie. Einziger Ansatz für mehr Gerechtigkeit (immer global gesehen) ist, das Primat der Politik herzustellen, also Mehrheiten zu organisieren, die dafür sorgen, dass sich das Wirtschaften immer den Interessen der Menschen unterordnet und nicht umgekehrt. Das wäre dann aber keine - so gefürchtete - Planwirtschaft, sondern das wären unter anderem kleine, große und sehr große genossenschaftliche Unternehmen und Strukturen, an deren Erfolg (oder Misserfolg) die Anteilseigner immer beteiligt sind, wie es ja im Kleinen bereits gut funktioniert. In den einzelnen Transformationsstufen wird es auch alle anderen Eigentumsformen weiterhin geben.
Der Finanzsektor müsste radikal umgebaut werden, so dass es eine gravierende und wirksame Umverteilung gibt. Auch immer mit Blickrichtung Mensch, also mal vereinfacht gedacht (Finanzer unter uns könnten das präzisieren): Bei
dem Gesamtfinanzkapital, dass auf der Welt existiert, dürfte eigentlich locker dafür gesorgt werden können, dass nirgendwo großflächig noch Hunger und Wassernot existieren, wie es ja jetzt noch der Fall ist. Man könnte überall "fare trade" einführen. Der gesamte Welthandel würde praktisch nur noch fair ablaufen, die Gesellschaften könnten von ihrer eigenen Hände Arbeit locker leben. Sie wären stark miteinander vernetzt global, so ähnlich wie heute, nur immer mit dem Ziel "Mensch und Gerechtigkeit".
Ich kann an so einer Idee (die erst mal nur visionär und völlig unvollkommen formuliert ist) nichts Schlechtes finden. Gesellschaftswissenschaftler aller Art würden dafür den theoretischen Grundstock liefern (woran einige übrigens bereits arbeiten). Natürlich muss es für so einen Umbau der Gesellschaften überall solche politische Mehrheiten geben, die diesen Umbau auch mit aller Konsequenz wollen. Wenn nicht, dann nicht
Das Wort "Kommunismus" beschreibt das nur sehr ungenau, worum es geht. Im Gegenteil, der "Kommunismus", von dem hier einige reden und von dem ich meine, dass es den gar nicht gab oder gibt bislang, der ist diskreditiert durch den gescheiterten Sozialismus.
Trotzdem muss ich noch hinzufügen: Ich bin jetzt auch nicht die große Kapitalismus-Hasserin, solche Hassgefühle kenne ich sowieso nicht. Ich arrangiere mich halt
mit dem und
im System, wie es die Wessis schon immer tun (sie kennen ja nichts anderes) und wie wir Ossis das auch allmählich lernen. Einige schneller, andere langsamer. Es gibt aber halt auch in diesem bestehenden System unheimlich viele Möglichkeiten, das Ganze einfach etwas gerechter weltweit zu gestalten. Da bin ich eigentlich zuversichtlich.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz