Sorry - aber das ist Quatsch!schokoschendrezki hat geschrieben:(14 Feb 2017, 00:17)
Ich ignoriere das keineswegs. Gerade die zitierte Passage ist höchst aufschlussreich und interessant. Man braucht natürlichweise nur eine gewisse Zeit und Konzentration dafür, wenn man nicht einfach reflexhaft und nach eingeübten Reizmustern darauf reagieren will. Der formulierte Widerspruch zeigt sich für mich vor allem in der unendlich abgeleierten und phrasenhaften "Selbstverwirklichungs"-Literatur der 70er, 80er Jahre. Zum einen würde ich kurz und knapp sagen: Wenn ich mein "Selbst" nicht als so unabweisbar und "wirklich" empfinde, dass es einer "Verwirklichung" harrt, ist ohnehin Hopfen und Malz verloren. Zum anderen: Die beträchtliche Masse der Standard-SelbstverwirklicherInnen bilde(ten)n ihrerseits bereits eine identitäre Gruppe, zu der man gehörte oder eben nicht. Einen Fanclub. Daumen nach unten!
Selbstverständlich empfindet sich jedes Individuum als sich selbst und wirklich, anderfalls wäre es zu keiner Identitätsentwicklung fähig. Die setzt nämlich Selbstbewusstsein voraus.
Selbstverwirklichung ist nochmals eine ganz anderer "Spielplatz" ==> Abraham Maslowas hierarchisch strukturierte Bedürfnispyramide. Vor dem Bedürfnis nach Selbstverwirklichung - als höchste Form der Bedürfnisbefriedigung kommt noch das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung und das wiederum ist eine Dimension der Identitätsbildung/-entwicklung - das was Keupp "das Außen" nennt. Ohne sich bewusst zu sein, worin die Identität eines Individuums besteht, worüber das Individuum seine Identität definiert, ist Selbstverwirklichung gar nicht möglich, weil Selbstverwirklichung für jedes Individuum etwas ganz anderes beinhaltet. Es kann sich also gat nicht um eine "identitäre Gruppe" handeln. Ganz im Gegenteil, Selbstverwirklichung ist genau das, was Keupp unter "Selbstschöpfung von Lebenssinn" versteht.