apartofme hat geschrieben:(21 Feb 2017, 15:23)
Die nehmen doch nicht aus technologischen Gründen ab. Die nehmen ab, weil wir schon lange keinen symmetrischen Krieg mehr hatten. Würde im 21. Jahrhundert ein symmetrischer Krieg stattfinden - selbst ohne den Einsatz von Atomwaffen - dann sähe das ganz anders aus.
Dafür spricht auch die deutliche Umkehrung des Opferverhältnisses zivil-militärisch. Schätzungen reichen da von der Umkehrung des Verhältnisses von 1 (zivil) : 20 (Soldaten) zu 20:1 bzw. 1:8 zu 8:1 vom 1.WK im Vergleich zu heute. Bei aufeinander treffenden Armeen in Linienformation wäre das nicht möglich.
Das widerspricht aber deinem ersten Link (oder ich kann die Grafik nicht richtig lesen), was zur Frage nach Definitionen von Konflikt&Krieg, zivil&miltärisch bzw. zur Schwierigkeit der Erstellungen solcher Statistiken führt.
Man muss sich jetzt die Frage stellen, ob die Rückkehr in eine multipolare Welt, wie sie uns bevorzustehen droht, unter Umständen wieder dazu führen könnte, dass zwischen diesen Großmächten Kriege ausbrechen. Ich persönlich denke, dass dieses Szenario nicht so unwahrscheinlich ist. Konsequenterweise denke ich, die USA sollten ihre Stellung als hegemoniale Weltmacht wenigstens so lange behalten, bis es Aussicht auf eine effektive Reform der Vereinten Nationen gibt.
Nun, wenn deine Perspektive sich auf eine effektive Reform der Vereinten Nationen richtet, dann ist der Wunsch nach einer weiter währenden Hegemonie der USA gar nich mal so konsequent.
Insbesondere unter der Bush-Administration wurden die Vereinten Nationen massiv unter Beschuss genommen, internationale Abkommen sabotiert, die UNO als obsolet und irrelevant abgetan (mit einer tatsächlichen Bedeutungslosigkeit in der Folge) und Reformbemühungen unterbunden. Wobei ich vermute, dass das mehr mit dem Denken nach dem Ende des Kalten Kriegs - das Ende der Geschichte mal auf die Weise wörtlich genommen - zu tun hat als mit Bush und dessen Ansichten. Auch unter dessen Nachfolger wurden keine Anstrengungen unternommen, eine andere Strategie zu verfolgen (oder aber das ist unter meinem Radar erfolgt), weshalb ich von einem Paradigmenwechsel ausgehe.
Mit anderen Worten: Unter einer hegemonialen USA wird es keine effektive Reform der Vereinten Nationen geben. Ich tippe noch nicht mal auf ein Reförmchen, also ohne Reform des Sicherheitsrates und der Vetoausstattung ihrer ständigen Mitglieder. Wobei die anderen vier auch kein Interesse an einer solchen Reform haben werden. Eine effektive Reform der UNO wird nur möglich sein, falls eine hegemoniale USA soviele Zugeständnisse an die ständigen Sicherheitsratsmitglieder macht, dass nach Abschluss einer effektiven Reform eine multipolare Welt entsteht bzw. gefestigt wird.
Gibt es Aussicht auf eine effektive Reform der Vereinten Nationen, dass haben die USA ihre Stellung als hegemoniale Weltmacht bereits verloren.
Wollte ich erst schreiben, bis mir auffiel, dass wohl das Gegenteil der Fall ist, da ich dann nichts sehe, was als Verhandlungsmasse für das Veto gelten könnte. Bisher können sich die P5 mit Sicherheitsinteressen rausreden, in einer multipolaren Welt ist das Veto hingegen eine Offensivoption.