Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

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Pushup77

Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Pushup77 »

Am Bundesparteitag der Christlich Demokratischen Union hat die Parteibasis festgelegt, dass man sich für eine Wiedereinführung der Optionspflicht einsetzen möchte. Dies ist ein klarer Schritt gegen die doppelte Staatsbürgerschaft in Deutschland. Sind die Bemühungen jetzt aber ein Klammern an vergangene Zeiten oder eine Notwendigkeit für Integration und damit Voraussetzung für Fortschritt?

An sich ist die doppelte Staatsbürgerschaft auch heute nicht erwünscht. Zwei Staatsbürgerschaften bekommt nur der, der z.B. in Deutschland geboren ist und dessen Elternteil einen fremden Pass besitzt.
Wo ist jetzt das Problem an der Regelung? Die CDU meint, dass die doppelte Staatsbürgerschaft einerseits bei der Integration hinderlich ist und zum anderen die Loyalität zum deutschen Staate in Frage stellt. Die Partei fordert ein klares Bekenntnis zu Deutschland von all jenen, die zwei Staatsbürgerschaften besitzen.

Ich sehe das ähnlich bin aber auch der Meinung, dass eine Abschaffung der jetzigen Regelung hinderlich ist im Bezug auf die voranschreitende Globalisierung. Deswegen finde ich, sollte die doppelte Staatsbürgerschaft für alle eine Option bleiben, die den deutschen Pass und einen Pass aus einem Mitgliedsstaat der EU haben. Für alle Menschen mit deutschem Pass und einem Pass aus einem Land, das kein Mitgliedsstaat ist, sollte man die Regelung abschaffen.

Ein gutes Beispiel, das für die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft bei Menschen mit deutschem Pass und einem Pass aus einem nicht-EU-Staat spricht, ist die Türkei. Denn es kann nicht sein, dass ein türkischer Staatschef zu einer Demonstration in Deutschland aufruft und dem über 10.000 Menschen Folge leisten. Bei den Menschen, die dem Ruf gefolgt sind und neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft haben, kann man Einfordern, dass diese sich klar zu Deutschland bekennen oder eben ihren deutschen Pass abgeben und sich für ein Leben ohne die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden. Die, die sich damit zu Deutschland bekennen, wird es auch leichter fallen sich in unsere Gesellschaft zu integrieren.
An dieser Stelle sei nochmal darauf hingewiesen, dass es nach meinem Verständnis einen Unterschied zwischen Assimilation und Integration gibt. Integration bedeutet also nicht seine Kultur und sein Wertebild aufzugeben, sondern jeweils einen Schritt auf den anderen zuzugehen.

Sollte man die Optionspflicht unter den von mir beschriebenen Voraussetzungen wieder einführen, so wäre dies für definitiv Fortschritt - kein Rückschritt. Konservativismus und Modernität schließen sich eben nicht aus.

_________________________

[...]
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Kibuka
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Kibuka »

Rückschritt!

In den USA haben auch zahlreiche Bürger mehr als eine Staatsbürgerschaft.

Die CDU führt hier sinnlose Diskussionen. Sie sollte sich besser um die illegale Zuwanderung kümmern. Oder um die verkorkste Energiewende. Oder um die Eurokrise. Oder um die seit Jahren versprochene Steuerreform.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von pikant »

Pushup77 hat geschrieben:(11 Dec 2016, 16:14)
Deswegen finde ich, sollte die doppelte Staatsbürgerschaft für alle eine Option bleiben, die den deutschen Pass und einen Pass aus einem Mitgliedsstaat der EU haben. Für alle Menschen mit deutschem Pass und einem Pass aus einem Land, das kein Mitgliedsstaat ist, sollte man die Regelung abschaffen.

]
da wuerde mich mal Ihre Begruendung interessieren, warum zB. Buerger aus den USA oder Schweiz ihren Pass abgeben muessen bei der deutschen Staatsbuergerschaft und Buerger aus Bulgarien oder Rumaenien nicht.
und wie ist Ihre Meinung bei GB, wenn die aus der EU austreten, - sollte man dann diese Buerger auch vor diese Wahl stellen oder sind Sie da fuer eine Altfallregelung?

das ist ja aktuell geltendes Recht, sieht man von diesem Optionsrecht bezueglich Tuerkei mal ab.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von immernoch_ratlos »

Welchen Sinn macht eine multiple Staatsangehörigkeit überhaupt ? Völlig unabhängig davon, das diese in D per Gesetz möglich ist.

Wie kann überhaupt jemand sinnvoll (dabei nicht nur für in selbst) die Pflichten mehrerer Staaten mit völlig unterschiedlicher Grundlage (Verfassung) nachkommen. Was, wenn sich wie im Fall der Türkei dort "womöglich" völlig konträr zu unserem GG Veränderungen ergeben ? Oder Russland seine Staatsangehörigen in Loyalitätskonflikte bringt ?

Vereinfacht stelle ich mir das wie eine Bigamie vor. Mehr als 1 Ehefrau zugleich ist in D gesetzwidrig (von der sonstigen Sinnhaftigkeit mal abgesehen ;) ) im Land X oder der Türkei der Zukunft ist nach islamischem Recht mehr als eine Ehefrau durchaus rechtens. Russland könnte seine Staatsbürger "mobilisieren" - "unser Mädchen" als Waffe ...

Das man sozusagen "vorübergehend" eine fremde Staatsangehörigkeit duldet, weil dieser Staat seinen Staatsangehörigen nicht erlaubt, diese abzulegen, kann und konnte ich verstehen. Deren Zwangsangehörige verspüren keine Loyalität zu ihren Herkunftsländern. Das andere Staaten wie die USA z.B. mehrfach Staatsangehörigkeit erlauben, aber gleichzeitig ihre eigene als dominant ansehen, ist noch ein Beispiel. Mit einer Staatsangehörigkeit sind deren Rechte, aber auch deren Pflichten unlösbar verbunden. Eine Loyalität per se. Wie kann jemand - geschichtliche Veränderungen einkalkuliert - multiplen Loyalitäten überhaupt dauerhaft nachkommen ?

Warum kann ich mich - vorausgesetzt, der Staat meiner Wahl stimmt dem zu - als deutscher Staatsangehöriger (der ich hoffentlich bin - musste ich noch nie meine dt. Staatsangehörigkeit nachweisen) - nicht einfach eine weitere dazu erwerben, um politisch einen Hebel zu erlangen ? Warum kann ich nicht (um z.B. den nachweisbaren Einfluss türkischer Politik zu konterkarieren) ebenfalls "türkischer Staatsangehöriger" werden ? Weil es der türkischen Auffassung widerspricht. Das wird deutlich, wenn sichtbar wird, dass selbst in D die erworbene dt. Staatsangehörigkeit eines "türkischstämmigen" als der türkischen Loyalität untergeordnet betrachtet wird. Dagegen ist den derzeitigen Machthabern so ein "Fuß in der dt. Tür" durchaus opportun.

Solange es bestimmte Rechte nur über die dazu passende Staatsangehörigkeit gibt, lehne ich die gegenwärtige Regelung schon deswegen ab, weil ich mich in meinen Rechten, als allein D verpflichtet, de fakto einer Minderheit gegenüber geringere Rechte habe. Sobald z.B. es eine europäische Supranationalität gibt, wird D zu einem Bestandteil diese "Bundesstaates" dann verliert die einzelne Nationalität ihre derzeitige Bedeutung - aber eben erst dann !
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Josef.Ring »

Ich hab auch keine drei Pässe! Warum sollen Türken und Syrer besser gestellt sein als ich?
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von pikant »

Josef.Ring hat geschrieben:(15 Dec 2016, 11:11)

Ich hab auch keine drei Pässe! Warum sollen Türken und Syrer besser gestellt sein als ich?
das geht auch nicht - nur 2 Paesse und dafuer gibt es gesetzliche Regeln.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von MoOderSo »

Diese Doppelpass-Diskussion ist genauso schwachsinnig wie die Ausländermaut.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Nele28 »

Einen Pass sollte es nur von dem Land geben, wo man seinen Lebensmittelpunkt hat. Dazu gehören u.a. Wohnung, Arbeit ff.
Ich sehe überhaupt keinen Sinn, einen zweiten Pass zu haben. Zu was soll das gut sein?
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Provokateur »

Nele28 hat geschrieben:(15 Dec 2016, 12:48)

Einen Pass sollte es nur von dem Land geben, wo man seinen Lebensmittelpunkt hat. Dazu gehören u.a. Wohnung, Arbeit ff.
Ich sehe überhaupt keinen Sinn, einen zweiten Pass zu haben. Zu was soll das gut sein?
Zum Beispiel zum Reisen. Meine Freundin hat die deutsche und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Sie kommt ohne großes und wildes Verfahren in die USA, das ist schon viel wert.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von pikant »

Nele28 hat geschrieben:(15 Dec 2016, 12:48)

Einen Pass sollte es nur von dem Land geben, wo man seinen Lebensmittelpunkt hat. Dazu gehören u.a. Wohnung, Arbeit ff.
Ich sehe überhaupt keinen Sinn, einen zweiten Pass zu haben. Zu was soll das gut sein?
Integration und Teilnahme an Wahlen!
warum sollte ich meinen deutschen Pass abgeben muessen, wenn ich einen anderen Pass bekomme, weil ich dort leben und integriert bin?

Sie wollen also allen Deutschen den Pass entziehen, die nicht den Lebensmittelpunkt in Deutschland haben und einen zweiten Pass besitzen? - ist das Ihr Ernst oder Karneval?
Nele28

Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Nele28 »

pikant hat geschrieben:(15 Dec 2016, 13:02)

Integration und Teilnahme an Wahlen!
warum sollte ich meinen deutschen Pass abgeben muessen, wenn ich einen anderen Pass bekomme, weil ich dort leben und integriert bin?

Sie wollen also allen Deutschen den Pass entziehen, die nicht den Lebensmittelpunkt in Deutschland haben und einen zweiten Pass besitzen? - ist das Ihr Ernst oder Karneval?
Karneval ist, wenn jemand gleich 2 Pässe besitzt. Der Humbug wird bald beendet sein. Die Unionsparteien haben es so beschlossen. Au die Merkel ist eh kein Verlass. Die ist ja schon öfter wortbrüchig geworden, wenn sie merkt, dass der Wind ihr ins Gesicht bläst.
Nele28

Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Nele28 »

Provokateur hat geschrieben:(15 Dec 2016, 12:50)

Zum Beispiel zum Reisen. Meine Freundin hat die deutsche und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Sie kommt ohne großes und wildes Verfahren in die USA, das ist schon viel wert.
Dann ist die Mehrzahl der Menschen, die keinen Doppelpass besitzen, nur Menschen zweiter Klasse. Eine solche Bevorzugung gemäß Gutsherrenart ist nicht zu akzeptieren.
Die Union hat richtig entschieden. Merkel ist ja schon öfter wortbrüchig geworden, wenn ihr der wind ins Gesicht bläst.
Also weg mit der Doppelpassregelung.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Amtsschimmel »

Es wird ja auch oft vorgebracht, die Beurteilung "Man kann nicht zwei Herren dienen" sei rückständig, weil die Bürger heutzutage dem Staat nicht mehr ausgeliefert sind - ich sehe das anders. Ich halte den Doppelpass für unsinnig, weil er mir ein doppeltes Wahlrecht einräumt, ich mir im Ausland die Botschaft aussuchen kann, zu der ich hingehe... Sprich, ich kann Rosinenpickerei betreiben. Hole ich mir eine Staatsangehörigkeit irgendwelcher Länder, kann ich mich einfach dorthin auch absetzen und mich so ggf. der deutschen Strafverfolgung oder den deutschen Steuerbehörden entziehen. Das kann nicht richtig sein.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von pikant »

Nele28 hat geschrieben:(15 Dec 2016, 14:56)

Karneval ist, wenn jemand gleich 2 Pässe besitzt. Der Humbug wird bald beendet sein. Die Unionsparteien haben es so beschlossen. Au die Merkel ist eh kein Verlass. Die ist ja schon öfter wortbrüchig geworden, wenn sie merkt, dass der Wind ihr ins Gesicht bläst.
Infos sammeln und dann posten -die Union hat fuer die Abschaffung des Opitonsrechtes beim Doppelpass gestimmt - das betrifft Buerger, die hier geboren werden und auch eine andere Staatsbuergerschaft haben und die sollen sich jetzt glaube ich bis zum 23.Lebensjahr entscheiden zwischen ihren beiden Paessen - zum Doppelpass EU, Deutsch kein Wort, kein Beschluss.

Zudem hat die SPD schon angekuendigt dies nicht mitzutragen und Merkel hat angekuendigt, dass dies mit ihr als Bundeskanzlerin nicht zu machen ist.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Amtsschimmel »

pikant hat geschrieben:(15 Dec 2016, 15:30)

Infos sammeln und dann posten -die Union hat fuer die Abschaffung des Opitonsrechtes beim Doppelpass gestimmt - das betrifft Buerger, die hier geboren werden und auch eine andere Staatsbuergerschaft haben und die sollen sich jetzt glaube ich bis zum 23.Lebensjahr entscheiden zwischen ihren beiden Paessen - zum Doppelpass EU, Deutsch kein Wort, kein Beschluss.

Zudem hat die SPD schon angekuendigt dies nicht mitzutragen und Merkel hat angekuendigt, dass dies mit ihr als Bundeskanzlerin nicht zu machen ist.
Der Doppelpass-EU hat seine Gründe allerdings deshalb, weil die EU zumindest ein annähernd gleiches Niveau an Rechtsstaatlichkeit bietet, was bei Ländern von außerhalb nicht immer der Fall ist.
Ganz davon abgesehen entfällt der Doppelpass eh nicht komplett. Der Iran z. B. entlässt seine Bürger nicht aus ihrer Staatsangehörigkeit, deshalb bleiben diese z. B. Doppelstaatler, genauso wie so gut wie alle südamerikanischen Staaten keine Entlassungsmöglichkeit aus ihrer Staatsangehörigkeit vorsehen und diese Personen zwangsläufig Doppelstaatler werden.
Das Problem dürfte die fehlende absolute Mehrheit im Parlament sein. Merkels Meinung schert den Flügel, der sich um Schäuble gesammelt hat, eh nicht, die drücken das auch ohne sie durch. Denen ist ihre Politik eh ein Dorn im Auge. Zusammen mit den Stimmen der AfD könnte die CDU/CSU das aber bequem durchdrücken, denn R2G plus FDP kommen zusammen auf deutlich weniger Sitze. Fraglich ist da bloß, ob die CDU das macht. Kann mir aber vorstellen, dass bei dem weiteren Erstarken des konservativen CDU-Flügels, was wir momentan beobachten können, Merkels Amtszeit nicht die vier Jahre durchhält.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von pikant »

Amtsschimmel hat geschrieben:(15 Dec 2016, 15:40)

Der Doppelpass-EU hat seine Gründe allerdings deshalb, weil die EU zumindest ein annähernd gleiches Niveau an Rechtsstaatlichkeit bietet, was bei Ländern von außerhalb nicht immer der Fall ist.
Ganz davon abgesehen entfällt der Doppelpass eh nicht komplett. Der Iran z. B. entlässt seine Bürger nicht aus ihrer Staatsangehörigkeit, deshalb bleiben diese z. B. Doppelstaatler, genauso wie so gut wie alle südamerikanischen Staaten keine Entlassungsmöglichkeit aus ihrer Staatsangehörigkeit vorsehen und diese Personen zwangsläufig Doppelstaatler werden.
.
sind noch andere Laender, die nicht entlassen und von daher wird Doppelpass immer bestehen bleiben.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Amtsschimmel »

pikant hat geschrieben:(15 Dec 2016, 15:45)

sind noch andere Laender, die nicht entlassen und von daher wird Doppelpass immer bestehen bleiben.
Das waren auch nur Beispiele, ich weiß, dass es da noch einige weitere gibt. Die Frage ist allerdings, ob man die Zahl der doppelten Staatsbürgerschaften nicht zumindest so weit wie möglich reduziert belassen sollte. Die Optionspflicht steht auch meiner Ansicht nach einer Integration nicht entgegen. Entweder will ich zu Deutschland mit allen Rechten und Pflichten gehören oder eben nicht. Für mich ist diese Frage vollkommen einfach. Wüsste nämlich nicht, dass die Hugenotten oder die Polen im Rurhgebiet irgendwelche großen Schmerzen bei der Integration dadurch hatten, dass sie ihre jeweiligen Staatsangehörigkeiten verloren.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von pikant »

Amtsschimmel hat geschrieben:(15 Dec 2016, 15:49)

Das waren auch nur Beispiele, ich weiß, dass es da noch einige weitere gibt. Die Frage ist allerdings, ob man die Zahl der doppelten Staatsbürgerschaften nicht zumindest so weit wie möglich reduziert belassen sollte. Die Optionspflicht steht auch meiner Ansicht nach einer Integration nicht entgegen. Entweder will ich zu Deutschland mit allen Rechten und Pflichten gehören oder eben nicht. Für mich ist diese Frage vollkommen einfach. Wüsste nämlich nicht, dass die Hugenotten oder die Polen im Rurhgebiet irgendwelche großen Schmerzen bei der Integration dadurch hatten, dass sie ihre jeweiligen Staatsangehörigkeiten verloren.
ich sehe nur Vorteile mit 2 Paessen und keine Nachteile - Pass gibt mehr Rechte, aber auch mehr Verantwortung und man fuehlt sich zumindest mehr integriert in dem Land.
Amtsschimmel
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Amtsschimmel »

pikant hat geschrieben:(15 Dec 2016, 15:52)

ich sehe nur Vorteile mit 2 Paessen und keine Nachteile - Pass gibt mehr Rechte, aber auch mehr Verantwortung und man fuehlt sich zumindest mehr integriert in dem Land.
Fraglich ist doch: Warum sollte ich ein Recht auf mehr Rechte haben? Unser GG garantiert Schutz der deutschen Staatsbürger überall auf der Welt, es bietet enorme Rechte, woran soll also noch ein Interesse an mehr Rechten (welchen?) bestehen? Ein Wahlrecht in einem Land, in dem ich ggf. nicht ein einziges Mal im Leben gewesen bin? Der Verantwortung für die eine Gesellschaft kann man sich ja auch jederzeit dadurch entziehen, dass man sich in ein anderes Land begibt. Damit entzieht man sich dem Zugriff der Gesellschaft, deren Rechte man aber gern in Anspruch nehmen will. Das ist doch Rosinenpickerei.

Zu Zeiten der Optionspflicht haben sich jedenfalls nach meinen Informationen (bitte ggf. korrigieren) 90 % für die deutsche Staatsangehörigkeit entschieden. Faktisch bestand somit für die meisten eh nie ein Gewissensproblem, woraus ich schließe, dass das Ganze auch der Integration nie entgegenstand, und sich somit auch die Fördereffekte auf Null belaufen.
Nele28

Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Nele28 »

pikant hat geschrieben:(15 Dec 2016, 15:30)

Infos sammeln und dann posten -die Union hat fuer die Abschaffung des Opitonsrechtes beim Doppelpass gestimmt - das betrifft Buerger, die hier geboren werden und auch eine andere Staatsbuergerschaft haben und die sollen sich jetzt glaube ich bis zum 23.Lebensjahr entscheiden zwischen ihren beiden Paessen - zum Doppelpass EU, Deutsch kein Wort, kein Beschluss.

Zudem hat die SPD schon angekuendigt dies nicht mitzutragen und Merkel hat angekuendigt, dass dies mit ihr als Bundeskanzlerin nicht zu machen ist.
Wäre ja nicht das erste Mal, wo die Kanzlerin wortbrüchig wird.
Der Doppelpass ist nur beim Fußball sinnvoll und erfolgreich. Bei diesem Thema absoluter nonsens.
pikant
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von pikant »

Nele28 hat geschrieben:(16 Dec 2016, 12:14)


Der Doppelpass ist nur beim Fußball sinnvoll und erfolgreich..
ja bei Profifussballer hat man sehr oft 2 Paesse - hat den Vorteil in vielen EU-Laendern, dass man noch einen Nicht EU-Auslaender mehr verpflichten kann.
im Fussball bringt der doppelte Pass nur Vorteile - da haben Sie schon Recht.
in den Spitzenvereinen tummeln sich die Unterhaltungsstars mit einer doppelten Staatsbuergerschaft und da wird richtig um den Spieler gebuhlt, fuer welches Land er denn auflaufen soll.
Nele28

Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Nele28 »

Na und! Dann meldet er sich eben hier ab und dort, wo er spielen will, neu an.
Wo ist das Problem. Dürfte für einen millionenschweren Kicker kein unlösbares Problem sein, um das er sich nicht mal selbst kümmern muss.
pikant
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von pikant »

Nele28 hat geschrieben:(16 Dec 2016, 12:23)

Na und! Dann meldet er sich eben hier ab und dort, wo er spielen will, neu an.
Wo ist das Problem. Dürfte für einen millionenschweren Kicker kein unlösbares Problem sein, um das er sich nicht mal selbst kümmern muss.
An-und Abmeldung von Wohnorten hat nichts mit einer doppelten Staatsbuergerschaft zu tun!
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relativ
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von relativ »

Eine doppelte Staatsbürgerschaft, hat immer Vor bzw. Nachteile.
Bei einem der keine hat kommt es auf die Betrachtungsweise und wie man hier teilweise sieht, auf den Neid an. Sieht man bei der doppelten Staatsbürgerschaft nur das was die Menschen damit negativ anrichten können, hat man natürlich Arguemnte dagegen, aber für etliche Dinge wie z.B. Erbrecht, Verwandtenbesuch ect.pp. ist dies für diese Leute eine gute Erleichterung und es tut keinen anderen der keine doppelte Staatsbürgerschaft hat weh, es sei denn er ist einfach nur neidisch.

Ich bin generell auch nur für eine Staatsbürgerschaft, aber bin auch dafür, daß jedem in Deutschland geborenen Kind, automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft gegeben wird.
Sollte jemand ein Migrationshintergrund haben, darf dieser sich mit 18 auch die Staatsbürgerschaft der Eltern annehmen und die Deutsche ablegen.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Nele28

Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Nele28 »

pikant hat geschrieben:(16 Dec 2016, 12:31)

An-und Abmeldung von Wohnorten hat nichts mit einer doppelten Staatsbuergerschaft zu tun!
Wie bist du denn drauf? Das erledigt sich alles wie von selbst?
immernoch_ratlos
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von immernoch_ratlos »

Nur mal so was "Sache ist" .... :p
Quelle hat geschrieben: Das Geburtsortsprinzip – Der Ort der Geburt entscheidet

Ist ein Kind ausländischer Eltern, das in Deutschland geboren wird, automatisch Deutsche/r? Nach dem Geburtsortsprinzip gilt: Ja. Auch wenn die Eltern nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, ist ein Kind, das in Deutschland geboren wird, seit dem Jahr 2000 automatisch deutscher Staatsbürger.
Seit dem 1. Januar 2000 gilt in Deutschland das Geburtsortsprinzip. Dieses besagt, dass alle Kinder, die ab diesem Zeitpunkt in Deutschland geboren werden, automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen – unabhängig von der Abstammung und Staatsangehörigkeit ihrer Eltern. So kann ein Kind, dessen Eltern nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, unter Erfüllung einiger Voraussetzungen deutscher Staatsangehöriger sein, weil es in Deutschland geboren wurde.

Voraussetzungen für das Geburtsortsprinzip

Damit das Geburtsortsprinzip greift, muss bei der Geburt des Kindes mindestens ein Elternteil:

seit mind. acht Jahren gewöhnlich und rechtmäßig in Deutschland wohnen und

eine Aufenthaltsberechtigung aufgrund des Freizügigkeitsabkommens zwischen der Europäischen Union und der Schweiz haben oder

ein unbefristetes Aufenthaltsrecht besitzen
Geändert wurde inzwischen :
WIKI hat geschrieben:Neuregelung der Optionspflicht ab 20. Dezember 2014

Der jahrelange Streit um die Ermöglichung der doppelten Staatsangehörigkeit bei Ius soli-Deutschen hat mit der Bildung der Großen Koalition im Dezember 2013 und dem geschlossenen Koalitionsvertrag zu einer Kompromisslösung geführt. Durch das Zweite Gesetz zur Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes wurde § 29 StAG dahingehend geändert, dass eine Optionspflicht für Personen, die im Inland aufgewachsen sind, nicht mehr besteht.

Gemäß § 29 Abs. 1 a StAG fallen darunter diejenigen Personen, die sich bis zu ihrem 21. Lebensjahr acht Jahre gewöhnlich im Inland aufgehalten haben, sechs Jahre im Inland eine Schule besucht haben oder über einen im Inland erworbenen Schulabschluss oder eine im Inland abgeschlossene Berufsausbildung verfügen. Als im Inland aufgewachsen gilt auch, wer im Einzelfall einen vergleichbar engen Bezug zu Deutschland hat und für den die Optionspflicht nach den Umständen des Falles eine besondere Härte bedeuten würde.
Das unterscheidet sich vom klassischen Einwanderungsland USA - dort ist Jedes Kind, das in den USA auf die Welt kommt, ist automatisch amerikanischer Staatsbürger. Ungebremster Geburtentourismus ist weltweit in Richtung Amerika unterwegs – derzeit auch aus China.
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von DK2008 »

Nele28 hat geschrieben:(15 Dec 2016, 12:48)

Einen Pass sollte es nur von dem Land geben, wo man seinen Lebensmittelpunkt hat. Dazu gehören u.a. Wohnung, Arbeit ff.
Ich sehe überhaupt keinen Sinn, einen zweiten Pass zu haben. Zu was soll das gut sein?
Es ist schlicht praktisch, z.B. wenn man sein Herkunftsland regelmäßig bereist, dort noch Verwandte, Grundbesitz Bankkonten, u.s.w. hat, ... Vieles ist einfacher, wenn man die Staatsbürgerschaft des Landes besitzt, in dem man zumindest noch teilweise seine Zeit verbringt.

Ohnehin müsste man die umgekehrte Frage stellen: Was spricht eigentlich dagegen, dass Jemand zwei Staatsbürgerschaften besitzt? Wird dadurch Irgendjemandem geschadet? Hat es damit in der Vergangenheit irgendwann, irgendwo schonmal Probleme gegeben?
immernoch_ratlos
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von immernoch_ratlos »

Hierzu
DK2008 hat geschrieben:Wird dadurch Irgendjemandem geschadet? Hat es damit in der Vergangenheit irgendwann, irgendwo schonmal Probleme gegeben?
muss seit der Entwicklung in und um die Türkei keiner mehr nur über "geteilte Loyalitäten" spekulieren. Inzwischen gibt es das durchaus. Wenn die Tatsache, das ein Land mit der "zweiten Staatsangehörigkeit" (der falsche Ausdruck "Staatsbürgerschaft" verwässert gekonnt die "..angehörigkeit") eine zunehmend feindseligere Haltung zum Land mit meiner Staatsangehörigkeit entsteht, massive Versuche (hier über die Pflichten die sich aus jeder Staatsangehörigkeit ergeben) erfolgen, dann zeigt sich ein Loyalitätskonflikt nicht nur mehr theoretisch. :mad:

Das gilt im übrigen in beiden Staatsangehörigkeiten. Dies kann man nur dadurch verhindern, eine eindeutige Wahl - Entscheidung zu fordern. Sollte es einmal das wunderbare "Tba Tuka Land - Erde" geben, werden solche Erwägungen unnötig sein. Bis dahin, fordere ich für jeden der eine multiple Staatsangehörigkeit dauerhaft beansprucht, eine gleich große Zahl von "Ersatzstaatsangehörigkeiten" für den betroffenen in Frage stehenden Staat, zum Ausgleich für dt. "Aborigines" die dann das notwendige "Gegengewicht" darstellen.

Ist das (wie zu vermuten ist) unmöglich, weil sich andere Staaten sehr ungern in ihre inneren Angelegenheiten hineinregieren lassen, gibt es eben nur EINE Staatsangehörigkeit der Wahl, mit allen Konsequenzen die das nun einmal hat.

Wie schon zu Zeiten des "Kalten Krieges" muss man fragen, wenn jemand sehr große Sympathien für den Staat X oder Y empfindet, steht es ihm oder ihr frei sich dort anzusiedeln. Das ist sicher kein "Totschlagargument", sondern ein Hinweis jeder hat die Wahl, nur sollte die auch eindeutig sein.

Da weiß ich selbst die Bibel auf meiner Seite : "Bergpredigt" (Matthäus 5,37)
Eure Rede aber sei: Ja! Ja! Nein! Nein! Was darüber ist, das ist vom Übel.
:thumbup:
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Nele28

Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Nele28 »

Endlich mal eine klare Antwort. Und die ist auch richtig. Man kann sich nicht immer die Rosinen rauspicken.
Ich erinnere mich an einen Franzosen, der in Deutschland lebt, der in Frankreich geboren wurde und automatisch französischer Staatsbürger war. Der hüttete sich nach Frankreich zu reisen, um nicht Gefahr zu laufen, dort kaserniert zu werden, um seinen Militärdienst abzuleisten.
Ich bin generell für die Wehrpflicht. Wer dann den Doppelpass hat, läuft Gefahr, zweimal kaserniert zu werden. Dann hört der Spaß mit dem Wildwuchs der doppelten Staatsbürgerschaft auf. Wer A sagt, muss auch B sagen.
Das wäre doch was, wenn alle die bei uns wohnenden jungen Türken zum Militär eingezogen würden. Das wäre doch ein Beitrag zur Integration.
Nele28

Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Nele28 »

pikant hat geschrieben:
An-und Abmeldung von Wohnorten hat nichts mit einer doppelten Staatsbuergerschaft zu tun!
Donnerwetter! Bist du aber schlau. Normalerweise nicht. Es geht um Wohnortwechsel unterschiedlicher Nationalitäten.
Ein Franzose mit französischer Staatsbürgerschaft wechselt den Wohnort von Straßburg nach Freiburg, weil er dort seinen Lebensmittelpunkt einrichten will. Dann wird er deutscher Staatsbürger. Fertig! Dann kann er nicht auch noch französischer Staatsangehöriger sein.
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ThorsHamar
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von ThorsHamar »

DK2008 hat geschrieben:(18 Dec 2016, 13:30)

... Ohnehin müsste man die umgekehrte Frage stellen: Was spricht eigentlich dagegen, dass Jemand zwei Staatsbürgerschaften besitzt? Wird dadurch Irgendjemandem geschadet? Hat es damit in der Vergangenheit irgendwann, irgendwo schonmal Probleme gegeben?
Hmm .... warum gibt es eigentlich überhaupt Staatsbürgerschaft? :cool:
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von pikant »

Nele28 hat geschrieben:(19 Dec 2016, 00:03)

Donnerwetter! Bist du aber schlau. Normalerweise nicht. Es geht um Wohnortwechsel unterschiedlicher Nationalitäten.
Ein Franzose mit französischer Staatsbürgerschaft wechselt den Wohnort von Straßburg nach Freiburg, weil er dort seinen Lebensmittelpunkt einrichten will. Dann wird er deutscher Staatsbürger. Fertig! Dann kann er nicht auch noch französischer Staatsangehöriger sein.
sieht unser Gesetzeslage nicht vor - der kann erst Deutscher nach glaube ich 8 Jahren werden mit ausrechenden Deutschkenntnisse und bei EU gibt es keinen Entzug der Staatsbuergerschaft.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von pikant »

Nele28 hat geschrieben:(18 Dec 2016, 23:57)

Endlich mal eine klare Antwort. Und die ist auch richtig. Man kann sich nicht immer die Rosinen rauspicken.
Ich erinnere mich an einen Franzosen, der in Deutschland lebt, der in Frankreich geboren wurde und automatisch französischer Staatsbürger war. Der hüttete sich nach Frankreich zu reisen, um nicht Gefahr zu laufen, dort kaserniert zu werden, um seinen Militärdienst abzuleisten.
Ich bin generell für die Wehrpflicht. Wer dann den Doppelpass hat, läuft Gefahr, zweimal kaserniert zu werden. Dann hört der Spaß mit dem Wildwuchs der doppelten Staatsbürgerschaft auf. Wer A sagt, muss auch B sagen.
Das wäre doch was, wenn alle die bei uns wohnenden jungen Türken zum Militär eingezogen würden. Das wäre doch ein Beitrag zur Integration.
in Frankreich gibt es seit 2001 keine Wehrpflicht mehr, in Deutschland ist sie augesetzt!
Doppelpass in diesen beiden Laendern beruehrt Wehrplicht null!
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von H2O »

pikant hat geschrieben:(19 Dec 2016, 11:51)

in Frankreich gibt es seit 2001 keine Wehrpflicht mehr, in Deutschland ist sie augesetzt!
Doppelpass in diesen beiden Laendern beruehrt Wehrplicht null!
Das ist schon ganz richtig angemerkt! Aufregend wird die Sache dann, wenn die ausgesetzte Wehrpflicht im Krisen- und Spannungsfall wieder aktiviert wird. Was dann... schnell in die andere Staatsangehörigkeit ausweichen?

Ich könnte mir vorstellen, daß es auch andere Lebensbereiche gibt, in denen es durch doppelte Staatsangehörigkeit tatsächlich zu eingeschränkten Treueempfindungen kommt. Von daher sollte mit Ausnahme der EU-Bürgerschaft keine zweite Staatsbürgerschaft zugelassen werden. Entweder man ist Ausländer oder Inländer.

Mit Blick auf Familienbande könnte es zu innerfamiliären Streitereien kommen. Dann sollte aber spätestens nach einer Generation dieses Zwitterdasein abbrechen. Als Massengewohnheit empfinde ich solche Regelungen als Beitrag zur Bildung von Parallelgesellschaften im fremden Ausland. Eine richtig gute Lösung gibt es dazu wohl nicht.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von lobozen »

Warum sollte jemand, der die Vorteile der deutschen Staatsbuergerschaft geniessen will, sich nicht im Gegenzug ausschliesslich zu diesem Staat bekennen? Ich bin der Meinung, die doppelte Staatsbuergerschaft schadet der Integration.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Wasteland »

lobozen hat geschrieben:(24 Dec 2016, 01:39)

Warum sollte jemand, der die Vorteile der deutschen Staatsbuergerschaft geniessen will, sich nicht im Gegenzug ausschliesslich zu diesem Staat bekennen? Ich bin der Meinung, die doppelte Staatsbuergerschaft schadet der Integration.
Die meisten der klassischen Einwanderungsländer haben die doppelte Staatsbürgerschaft. Wie genau schadet das denen?
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von lobozen »

Wasteland hat geschrieben:(24 Dec 2016, 02:00)

Die meisten der klassischen Einwanderungsländer haben die doppelte Staatsbürgerschaft. Wie genau schadet das denen?
Deutschland kein klassisches Einwanderungsland, aber das ist ja nicht wesentlich. Entscheidender ist, dass die doppelte Staatsbuergerschaft imho zu Loyalitaetskonflikten fuehren kann, wie man am Beispiel der Demonstrationen nach dem Putsch in der Tuerkei sieht. Ausserdem denke, ich, dass Typen wie Erdogan weniger Einfluss auf tuerkisch-staemmige in Deutschland ausueben koennten, wenn sie sie nicht als eigene Staatsbuerger ansprechen koennen. Das Argument der erschwerten Integration habe ich oben schon genannt.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Wasteland »

lobozen hat geschrieben:(24 Dec 2016, 02:19)

Deutschland kein klassisches Einwanderungsland, aber das ist ja nicht wesentlich. Entscheidender ist, dass die doppelte Staatsbuergerschaft imho zu Loyalitaetskonflikten fuehren kann, wie man am Beispiel der Demonstrationen nach dem Putsch in der Tuerkei sieht. Ausserdem denke, ich, dass Typen wie Erdogan weniger Einfluss auf tuerkisch-staemmige in Deutschland ausueben koennten, wenn sie sie nicht als eigene Staatsbuerger ansprechen koennen. Das Argument der erschwerten Integration habe ich oben schon genannt.
Deutschland ist kein klassisches Einwanderungsland, das stimmt. Aber trotzdem hast du meine Frage elegant vermieden.
Ich war drauf und dran noch etwas mehr zu schreiben. Nämlich das besonders Länder mit einem sehr völkischen Selbstbild wie z.B. Japan, China, Türkei oder Deutschland Probleme mit dem Doppelpass haben.
Es fällt schon auf, dass die Länder die mit Einwanderung besser umgehen können und diese erfolgreich gestalten auch keine Probleme mit doppelter Staatsbürgerschaft haben.
Ich habe aus persönlichen Gründen sehr engen Kontakt zur türkischen Community und habe zahllose Diskussionen und Beispiele zu dem Thema mitbekommen.
Ein Bekannter von mir hat zum Beispiel neulich erst die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, weil sie ihm Vorteile verschafft. Er ist ansonsten passionierter Deutschlandhasser und Erdogan-Fan (sein deutsch ist allerdings besser als sein türkisch). An seiner Loyalität ändert der Pass gar nichts.
Dann gibt es da andere Fälle, die so eingedeutscht sind das mancher Türke sie als Deutschen bezeichnet, die aber den türkischen Pass nicht abgeben möchten weil das rechtliche Konsequenzen z.B. in Bezug auf Erbschaften hat. Die sind lieber hier und hätten lieber einen deutschen Pass, aber weil Deutschland und die Türkei sehr dumm und starr sind was das angeht, geht es nicht.
Viele Türken würden zudem auch die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen und sich mehr verbunden fühlen, wenn es nicht diese entweder-oder Schicksalsfrage gäbe.
Man kann eben auch zwei Identitäten und Heimaten haben.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von lobozen »

Ich glaube nicht, dass es an der Doppelstaatsbuergerschaft liegt, wenn die klassischen Einwanderungslaender mit Zuwanderung besser umgehen koennen. Der Grund wird eher sein, dass sie im Gegensatz zu Deutschland die Zuwanderung an klar definierten Eigeninteressen ausrichten (von Aufnahmen aus humaitaeren Gruenden mal abgesehen). Ich habe das im Fall Neuseeland und Australien unlaengst selbst erlebt.

Klar kann man zwei Heimaten haben, das bedeutet aber nicht zwingend, dass man auch zwei Staatsbuergerschaften besitzen muss. Was spricht dagegen, in einem Land zu leben, ohne dessen Staatsbuerger zu sein? Wenn es individuelle Nachteile bringt, die urspruengliche Zugehoerigkeit aufgeben zu muessen, dann ist das eben so.

Mein Sohn hat die deutsche und thailaendische Staatsbuergerschaft und demnaechst auch noch die australische. Mit 18 wird er sich entscheiden muessen, ob der die thailaendische behalten und dafuer die beiden anderen aufgeben will. Tut er das nicht, entstehen ihm erhebliche Nachteile. Etwa, dass der Grundbesitz, den ich auf seinen Namen erworben habe, abgeben muss. Ich finde das ok.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Wasteland »

lobozen hat geschrieben:(24 Dec 2016, 03:05)

Ich glaube nicht, dass es an der Doppelstaatsbuergerschaft liegt, wenn die klassischen Einwanderungslaender mit Zuwanderung besser umgehen koennen.
Tut es auch nicht. Sie können das, weil sie mit ihrem nationalen Selbstverständnis entspannter sind. Daher klappt bei denen die Einwanderung auch besser als bei uns. Geben und nehmen.
lobozen hat geschrieben:(24 Dec 2016, 03:05)
Der Grund wird eher sein, dass sie im Gegensatz zu Deutschland die Zuwanderung an klar definierten Eigeninteressen ausrichten (von Aufnahmen aus humaitaeren Gruenden mal abgesehen). Ich habe das im Fall Neuseeland und Australien unlaengst selbst erlebt.


Ja. Sie nehmen mehr, aber sie geben auch mehr. Australien würde ich da ausnehmen, aber zum Beispiel die USA und Kanada gewähren Freiheiten die beim durchschnittlichen deutschen Islam- oder Flüchtlingskritiker Allergien hervorrufen würden. Sie fordern auch. Aber sie geben auch. Und da mangelts bei uns erheblich. Wir wollen nur fordern ohne zu geben. Die Parallelgesellschaften, die in Deutschland als scheitern der Einwanderung bezeichnet werden, habe ich in den USA selbst erlebt. Die gehen noch viel weiter als alles was bei uns als gescheitert betrachtet wird.
lobozen hat geschrieben:(24 Dec 2016, 03:05)
Klar kann man zwei Heimaten haben, das bedeutet aber nicht zwingend, dass man auch zwei Staatsbuergerschaften besitzen muss. Was spricht dagegen, in einem Land zu leben, ohne dessen Staatsbuerger zu sein? Wenn es individuelle Nachteile bringt, die urspruengliche Zugehoerigkeit aufgeben zu muessen, dann ist das eben so.

Mein Sohn hat die deutsche und thailaendische Staatsbuergerschaft und demnaechst auch noch die australische. Mit 18 wird er sich entscheiden muessen, ob der die thailaendische behalten und dafuer die beiden anderen aufgeben will. Tut er das nicht, entstehen ihm erhebliche Nachteile. Etwa, dass der Grundbesitz, den ich auf seinen Namen erworben habe, abgeben muss. Ich finde das ok.
Nur bei vielen wird das eben dazu führen das sie sich gegen den Staat entscheiden in dem sie leben, bzw. das sie sich für ihre persönlichen Vorteile entscheiden. Das ist normal, menschlich. Staatszugehörigkeit ist eben keine Schicksalsgemeinschaftt, sondern etwas emotionales und auch bürokratisches.
Ich kenne auch Menschen mit drei Pässen.Die haben kein Problem damit das zu vereinen. Wen das stört sind oft die, die sie darum beneiden.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von lobozen »

Wasteland hat geschrieben:(24 Dec 2016, 03:14)

Tut es auch nicht. Sie können das, weil sie mit ihrem nationalen Selbstverständnis entspannter sind. Daher klappt bei denen die Einwanderung auch besser als bei uns. Geben und nehmen.
Dass es am entspannteren Selbstverstaendnis liegt bezweifle ich. Imho hat es mehr damit zu tun, dass es - wieder von Ausnahmen aus humanitaeren Gruenden - klare Vorgaben gibt, wer kommen darf und wer nicht. Diese Laender betrachten Zuwanderung zurecht als Gewinn.
Ja. Sie nehmen mehr, aber sie geben auch mehr. Australien würde ich da ausnehmen, aber zum Beispiel die USA und Kanada gewähren Freiheiten die beim durchschnittlichen deutschen Islam- oder Flüchtlingskritiker Allergien hervorrufen würden. Sie fordern auch. Aber sie geben auch. Und da mangelts bei uns erheblich. Wir wollen nur fordern ohne zu geben.
Was geben sie mehr als Deutschland? Wenn du damit meinst, sie geben Einwanderern viel staerker das Gefuehl, "dazu zu gehoeren", dann hast du zweifellos recht. Der Chinese, der sich in den USA an die Regeln haelt und seinen Job macht, der ist mit oder ohne Pass Amerikaner. Der Tuerke in Deutschland bleibt immer Tuerke, auch mit deutschem Pass.

Auch wenns nichts zur Sache tut wuerde mich interessieren, warum du Australien ausnimmst. Meine persoenlichen Erfahrungen sind da gegenteilig.
Die Parallelgesellschaften, die in Deutschland als scheitern der Einwanderung bezeichnet werden, habe ich in den USA selbst erlebt. Die gehen noch viel weiter als alles was bei uns als gescheitert betrachtet wird.
Das entspricht nicht dem, was ich in den USA immer wieder erlebt habe. Klar gibt es Parallelgesellschaften, aber frag dort mal Vietnamesen, Kubaner, Somalier. Fast jeder wird dir ganz selbstverstaendlich sagen "ich bin Amerikaner!" Einem Tuerken, der in Deutschland in vielen Faellen nicht das Gefuehl haben wird, willkommen zu sein, wird das verstaendlicherweise schwer fallen.
Ich kenne auch Menschen mit drei Pässen.Die haben kein Problem damit das zu vereinen. Wen das stört sind oft die, die sie darum beneiden.
Nun, ich zumindest beneide niemanden um seine zwei oder mehr Paesse. Ich kann auch ohne dort leben, wo ich will.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Wasteland »

lobozen hat geschrieben:(24 Dec 2016, 07:22)

Dass es am entspannteren Selbstverstaendnis liegt bezweifle ich. Imho hat es mehr damit zu tun, dass es - wieder von Ausnahmen aus humanitaeren Gruenden - klare Vorgaben gibt, wer kommen darf und wer nicht. Diese Laender betrachten Zuwanderung zurecht als Gewinn.

Was geben sie mehr als Deutschland? Wenn du damit meinst, sie geben Einwanderern viel staerker das Gefuehl, "dazu zu gehoeren", dann hast du zweifellos recht. Der Chinese, der sich in den USA an die Regeln haelt und seinen Job macht, der ist mit oder ohne Pass Amerikaner. Der Tuerke in Deutschland bleibt immer Tuerke, auch mit deutschem Pass.
Genau und das ist eben der Unterschied. Das deutsche Selbstverständnis ist ethnokulturell geprägt und damit ein Block bei Integration fremder Menschen. Das verstärkt Probleme bei der Integration stark.
Deutscher kann man nicht werden, man ist es oder eben nicht. Amerikaner kann jeder werden.
lobozen hat geschrieben:(24 Dec 2016, 07:22)
Auch wenns nichts zur Sache tut wuerde mich interessieren, warum du Australien ausnimmst. Meine persoenlichen Erfahrungen sind da gegenteilig.
Weil Australien generell sehr restriktiv ist was Einwanderung und Minderheiten angeht. Das ist für mich kein klassisches Beispiel des Erfolgs eines Einwanderungslandes.
lobozen hat geschrieben:(24 Dec 2016, 07:22)
Das entspricht nicht dem, was ich in den USA immer wieder erlebt habe. Klar gibt es Parallelgesellschaften, aber frag dort mal Vietnamesen, Kubaner, Somalier. Fast jeder wird dir ganz selbstverstaendlich sagen "ich bin Amerikaner!" Einem Tuerken, der in Deutschland in vielen Faellen nicht das Gefuehl haben wird, willkommen zu sein, wird das verstaendlicherweise schwer fallen.
Es findet dort allerdings keinerlei Assimilation statt, dass was hier in Deutschland unter Integration verstanden wird. Du kannst deine Sprachen sprechen wie du willst, die Religion oder Kultur haben die du willst.
Wenn das hier jemand tut, wird er als unintegriert betrachtet. Und das ist eben der Unterschied. Das ist einer der Hauptgründe warum es hier Probleme gibt (wenn auch sicher nicht der alleinige).
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von lobozen »

Wasteland hat geschrieben:(24 Dec 2016, 10:40)
Weil Australien generell sehr restriktiv ist was Einwanderung und Minderheiten angeht. Das ist für mich kein klassisches Beispiel des Erfolgs eines Einwanderungslandes.
Australien ist restriktiv, was illegale Migranten betrifft. Sonst nicht. Wer die Kriterien erfuellt ist willkommen. Von der Ethnie ist das unabhaengig. Diese Politik ist sogar extrem erfolgreich.

Den Rest deine Beitrags kann ich so unterschreiben, auch wenn wir uns in der Frage der Doppelstaatsbuergerscgaft nicht einigen werden.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Julian »

Wasteland hat geschrieben:(24 Dec 2016, 10:40)

Genau und das ist eben der Unterschied. Das deutsche Selbstverständnis ist ethnokulturell geprägt und damit ein Block bei Integration fremder Menschen. Das verstärkt Probleme bei der Integration stark.
Deutscher kann man nicht werden, man ist es oder eben nicht. Amerikaner kann jeder werden.
Wie erklärt man denn dann die massiven Probleme Frankreichs oder Großbritanniens bei der Integration? Gerade Frankreich hat den Einwanderern doch die Staatsbürgerschaft nachgeworfen und ist seit jeher stolz auf sein staatsbürgerschaftliches Verständnis von Nationalität. Es hat ja auch hervorragend geklappt, außer mit den Muslimen - wie in jedem anderen Land auch.

Im übrigen begehen Muslime ja auch Anschläge in den USA und Australien, obwohl es dort sehr viel weniger Muslime gibt. Es ist keine große Kunst, fleißige Chinesen oder hervorragend qualifizierte Deutsche zu integrieren.

Ich sehe Deutschland gefangen zwischen den Extremen. Einerseits Gutmenschen, die jeden hereinlassen wollen und dies auch letztes Jahr gemacht haben, und andererseits völkisch Orientierte, die ein Verständnis von Nationalität haben, das auf Abstammung beruht. Möglicherweise wird das Pendel nun wieder ins andere Extrem umschlagen. Mir ist es schleierhaft, warum man nicht einerseits den Zugang zu Deutschland an Bedingungen knüpft, und andererseits diejenigen, die dann kommen dürfen, bei entsprechender Bewährung als Deutsche willkommen heißt.

Diese Aspekte werden hier im Forum ja auch ständig vermischt. Denjenigen, die sich für Grenzkontrollen und kontrollierte, an den Interessen Deutschlands ausgerichtete Einwanderung aussprechen, werden als Rassisten bezeichnet. Dabei ist mir und vielen anderen doch völlig egal, welche Hautfarbe jemand hat. Wir wollen aber eben keine Nichtsnutze, keine Kriminellen, und keine Terroristen importieren. Ist das so schwer zu verstehen?
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Wasteland »

Julian hat geschrieben:(24 Dec 2016, 11:18)

Wie erklärt man denn dann die massiven Probleme Frankreichs oder Großbritanniens bei der Integration? Gerade Frankreich hat den Einwanderern doch die Staatsbürgerschaft nachgeworfen und ist seit jeher stolz auf sein staatsbürgerschaftliches Verständnis von Nationalität. Es hat ja auch hervorragend geklappt, außer mit den Muslimen - wie in jedem anderen Land auch.

Im übrigen begehen Muslime ja auch Anschläge in den USA und Australien, obwohl es dort sehr viel weniger Muslime gibt. Es ist keine große Kunst, fleißige Chinesen oder hervorragend qualifizierte Deutsche zu integrieren.
Ich weiss nicht warum ich immer wieder auf dasselbe eingehe, aber Muslime sind sowohl was Bildung, als auch was Durchschnittseinkommen angeht, die erfolgreichste Einwanderergruppe in den USA. Und nein, nicht die Iraner, sondern Araber und Südostasiaten (Inder und Pakistanis).
Und nein, weder Deutsche noch Chinesen integrieren sich automatisch gut. Deutsche galten in den USA früher als problematisch, Chinesen sind dafür bekannt sich abzuschotten, etc.pp.
Es ist alles eine Frage des wie und nicht des wer (in Bezug auf den kulturellen Hintergrund). Nach Frankreich, GB und Deutschland wurden vor allem billige Arbeiter und Unterschicht angeworben.
Und wenn das nun alles Chinesen oder Mexikaner gewesen wären, dann sähe es heute nicht anders aus. Das sieht man daran das dort Hindus oder christliche Menschen aus der Karibik oder Afrika auch nicht besser oder schlechter integriert sind.

Dazu ein interessanter Artikel den ich neulich las:
Über all das gibt es wirklich vorzügliche Studien aus den USA, einer Nation mit langer und großer Erfahrung in solchen Sachen. Viele dieser Untersuchungen befassen sich übrigens mit durch deutsche Flüchtlinge verursachten Problemen. Die überwiegend alleinstehenden, unbegleiteten jungen Männer, die da als Wirtschaftsflüchtlinge auf abenteuerlichen, oft illegalen Wegen aus Berlin, Hamburg, Dresden oder München ins Land ihrer Träume strömten, wollten einfach nicht einsehen, dass sie ihre rückständige deutsche Kultur gefälligst am Hafen von New York City abzugeben hätten.
http://www.zeit.de/gesellschaft/2016-12 ... ettansicht

Arme, unausgebildete Menschen sind immer schwerer zu integrieren, egal welchen kulturellen Hintergrunds.
Julian hat geschrieben:(24 Dec 2016, 11:18)
Ich sehe Deutschland gefangen zwischen den Extremen. Einerseits Gutmenschen, die jeden hereinlassen wollen und dies auch letztes Jahr gemacht haben, und andererseits völkisch Orientierte, die ein Verständnis von Nationalität haben, das auf Abstammung beruht. Möglicherweise wird das Pendel nun wieder ins andere Extrem umschlagen. Mir ist es schleierhaft, warum man nicht einerseits den Zugang zu Deutschland an Bedingungen knüpft, und andererseits diejenigen, die dann kommen dürfen, bei entsprechender Bewährung als Deutsche willkommen heißt.

Diese Aspekte werden hier im Forum ja auch ständig vermischt. Denjenigen, die sich für Grenzkontrollen und kontrollierte, an den Interessen Deutschlands ausgerichtete Einwanderung aussprechen, werden als Rassisten bezeichnet. Dabei ist mir und vielen anderen doch völlig egal, welche Hautfarbe jemand hat. Wir wollen aber eben keine Nichtsnutze, keine Kriminellen, und keine Terroristen importieren. Ist das so schwer zu verstehen?
Das allerdings an der religiösen Zughörigkeit festzumachen konterkariert alle Lippenbekenntnisse dessen, dass dir das doch so egal sei.
Ich persönlich habe nicht das geringste Problem damit das Einwanderung reguliert und gesteuert werden muss, das ist für mich eine Tatsache. Mir ist es allerdings wirklich vollkommen egal wer kommt, solange derjenige sich an die Gesetze hält und die Sprache einigermaßen lernt. Assimilation braucht es nicht.
Adam Smith
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Adam Smith »

Wasteland hat geschrieben:(24 Dec 2016, 11:59)

Ich weiss nicht warum ich immer wieder auf dasselbe eingehe, aber Muslime sind sowohl was Bildung, als auch was Durchschnittseinkommen angeht, die erfolgreichste Einwanderergruppe in den USA. Und nein, nicht die Iraner, sondern Araber und Südostasiaten (Inder und Pakistanis)
Gibt es dafür einen Beleg? Bei den Ostasiaten gibt es diese Belege. Das hat natürlich seine Gründe.
Aber die Mehrheit der Asian Americans wohnt in den Vororten und in Mittelklassebezirken wie Richmond und Sunset, von 800.000 Einwohnern San Franciscos sind heute 300 000 Asian Americans.
http://www.deutschlandfunk.de/asiaten-i ... _id=328527
Das ist Kapitalismus:

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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Adam Smith »

Und das ist der Grund:
Der Erfolg ist verblüffend: Bei Bildungsvergleichen wie der Pisa-Studie landen Schüler aus Korea, Singapur und Hongkong stets ganz vorn. Und auch als Einwanderer zeigen sie bessere Leistungen in der Schule. Vor allem in den USA sorgt das immer wieder für Diskussionen: Was steckt hinter dem akademischen Erfolg?
Und auch als Einwanderer zeigen sie bessere Leistungen in der Schule.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 67794.html
Asiatische Studenten machen mehr aus ihren Möglichkeiten

Einwanderer aus dem asiatischen Kulturraum stecken in einem Paradoxon: Sie sind höchst erfolgreiche Highschool- und College-Absolventen, 49 Prozent besitzen einen Bachelor-Abschluss, im Vergleich zu 28 Prozent in der Gesamtbevölkerung. Sie stellen gerade mal fünf Prozent der US-Bevölkerung, aber zum Beispiel ein Drittel der Teilnehmer bei nationalen Mathe- und Physikwettbewerben. Aber all diese akademischen Erfolge ebnen ihnen nicht den Weg in die Ivy League, an die besten Unis.
aber zum Beispiel ein Drittel der Teilnehmer bei nationalen Mathe- und Physikwettbewerben.
http://www.sueddeutsche.de/bildung/disk ... -1.2777321

Und damit sind nicht Pakistaner gemeint.
Zuletzt geändert von Adam Smith am Sa 24. Dez 2016, 12:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Teeernte »

Wasteland hat geschrieben:(24 Dec 2016, 02:00)

Die meisten der klassischen Einwanderungsländer haben die doppelte Staatsbürgerschaft. Wie genau schadet das denen?
Heeeeee..... die meisten Bürger beschaffen sich einen Doppelpass - weil sie damit persönliche VORTEILE generieren wollen.

Wegen der "Verbundenheit" brauch man kein "PAPIER"....... um zB der Familie // Sippe anzugehören.

persönliche Vorteile ergeben sich unter anderem:

- unterschiedliches Steuersystem,
- unterschiedliches Gewerbesystem (Zulassungen)
- unterschiedliche Haftungen,
- unterschiedliches Rechts und Verfolgungssystem..

Doppelstaatsbürgerschaften/Multi-Staatsbürgerschaften werden in Zukunft inflationär gehandelt - auch mit mehreren Identitäten.

....man MUSS es ja nirgends angeben....

Ein Pass Russland gefällig für niedere Steuern ? Mit Schulden in D .....und der Staatsanwaltschaft im Nacken >> Türkei - da kann man gut die hinterzogene Mehrwertsteuer ausgeben// die aus Betrug stammenden CO2 Gelder verprassen. Baufirma ? >> Türkischer Zweitpass ! Für Haftung aus Ingenieursdienstleistungen ....und Telefondienste >> Nigeria !

So kann man gleichzeitig Firma, Arbeitslos , Rentner und Diplomat sein....je nach Ersatzidentität.

Ist eine Verbrannnt - kauft man sich die NÄCHSTE ! (Kreditkarte inklusive)
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Adam Smith »

Und hier noch mal der Grund:
Tiger Moms" stürmen US-Unis

Knapp 400 000 Studenten und Schüler aus China waren vergangenes Jahr an amerikanischen Schulen und Hochschulen eingeschrieben.
http://www.sueddeutsche.de/bildung/stud ... -1.3100016
Das ist Kapitalismus:

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Re: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft - Rückschritt oder Fortschritt?

Beitrag von Adam Smith »

Und hier mal die Pakistaner:
Das jährliche Durchschnittseinkommen eines Haushalts in der Stadt betrug 26.616 USD, das Durchschnittseinkommen einer Familie 30.496 USD. Männer hatten ein Durchschnittseinkommen von 29.368 USD gegenüber 22.346 USD bei Frauen. Das Pro-Kopf-Einkommen der Stadt lag bei 12.691 USD. Über 24,1 % der Familien und 27,0 % der Bevölkerung lebten unterhalb der Armutsgrenze, davon 36,9 % derer unter 18 Jahren und 18,1 % der Altersgruppe 65 Jahre oder älter.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hamtramck
Das durchschnittliche Netto-Einkommen einer amerikanischen Familie beträgt pro Jahr $37.005 (Quelle: Erhebung des US Census, auch Quelle aller weiteren Zahlen).
In den einzelnen Staaten weichen die Durchschnittseinkommen hiervon um z.T. mehr als 20 % ab. Einem durchschnittlichen Einkommen von $47.903 in New Jersey steht der Durchschnitt von West Virginia mit $27.423 entgegen.
http://www.us-infos.de/fakten-income.html

Sie sind auch in den USA deutlich ärmer als die übrige Bevölkerung.
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