Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

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SirToby
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von SirToby »

Katib Hezbollah ist mir ein Begriff. Aber die haben nur soweit ich weiss nur den Namensteil gemeinsam, die Partei Gottes halt.

Na ja, scheint wohl die schiitische Volksfront vs. Volksfront der Schiia zu sein.
Daniel Patrick Moynihan: "Sie haben ein Recht auf ihre eigene Meinung! Sie haben kein Recht auf ihre eigenen Fakten!"
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

SirToby hat geschrieben:(20 Oct 2016, 22:25)

Katib Hezbollah ist mir ein Begriff. Aber die haben nur soweit ich weiss nur den Namensteil gemeinsam, die Partei Gottes halt.

Na ja, scheint wohl die schiitische Volksfront vs. Volksfront der Schiia zu sein.
Also "versus" trifft da weniger zu. Das sind Allierte.
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SirToby
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von SirToby »

Das war eine abgewandelte Metapher aus "Life of Brian".
Daniel Patrick Moynihan: "Sie haben ein Recht auf ihre eigene Meinung! Sie haben kein Recht auf ihre eigenen Fakten!"
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

SirToby hat geschrieben:(21 Oct 2016, 07:53)

Das war eine abgewandelte Metapher aus "Life of Brian".
Ja, ich weiß. ;)
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Bagdad bedankt sich für die angebotene Hilfe aus der Türkei, weist diese aber zurück.
Mossul-Offensive: Iraks Regierungschef weist Türkei ab

"Wir bedanken uns dafür, aber das ist etwas, das die Iraker alleine schaffen." Die Offensive auf Mossul komme gut voran, betonte der irakische Regierungschef nach einem überraschenden Besuch von US-Verteidigungsminister Ashton Carter im Irak. Am Montag hatte die irakische Armee zusammen mit lokalen Milizen und kurdischen Peschmerga-Kämpfern eine Großoffensive gegen den IS in Mossul gestartet. Die Stadt im Norden des Landes ist die letzte Bastion der Extremisten im Irak.
Könnte Zeit für Plan B und Plan C werden, von dem Erdogan sprach.
Derweil weißt Moskau daraufhin, daß Zivilisten bei den US-geführten Luftangriffen gestorben sind.

Angriffe auf Zivilisten Nach Beschuldigungen Russlands wegen angeblicher Kriegsverbrechen hat die Führung in Moskau der US-Koalition Angriffe auf Zivilisten im Irak vorgeworfen. Die russische Aufklärung habe einen Angriff auf die Ortschaft Dakuq 30 Kilometer südlich der irakischen Stadt Kirkuk festgestellt, sagte Igor Konaschenkow vom Verteidigungsministerium am Samstag. Dabei seien Zivilisten getötet worden, darunter Frauen und Kinder, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Eine unabhängige Bestätigung gab es zunächst nicht. Russland steht wegen seiner Bombardements der syrischen Großstadt Aleppo in der Kritik, mit denen es die Regierung in Damaskus stützt.

derstandard.at/2000046341622/Mossul-Offensive-Iraks-Regierungschef-weist-Tuerkei-ab
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Ankara übt Kritik an der Politik Obamas.
Türkische Kritik an US-Außenpolitik

"Obama ist in Syrien gescheitert"

Ankara ist empört, dass die USA in Syrien mit den Kurden kooperieren: Terrorismus lasse sich nicht mit Terroristen bekämpfen, wettert AKP-Außenpolitiker Torun - und rechtfertigt zudem die Verhaftungswelle in der Türkei.
SPIEGEL ONLINE: Die USA betrachten die YPG als einen wichtigen Verbündeten in Syrien.

Torun: Die USA wechseln ihre Strategie in Syrien jährlich, ja beinahe monatlich. Präsident Obama ist mit seiner Politik in Syrien gescheitert. Er will den IS mit Terroristen und schiitischen Milizen bekämpfen. Das kann nicht funktionieren.

SPIEGEL ONLINE: Sucht die Türkei deshalb ihr Heil bei Russlands Präsident Wladimir Putin?

Torun: Es ist nie falsch, miteinander zu reden. Aber wir stehen in Syrien auf einer anderen Seite als Russland. Putin will Baschar al-Assad stützen. Wir wollen, dass Assad geht. Unserer Kooperation mit Russland sind derzeit Grenzen gesetzt.
Torun: Nein. Wenn die FSA in Aleppo gegen das Assad-Regime kämpfen will, dann ist das ihr Problem. Wir werden keine militärische Konfrontation mit Russland riskieren.

SPIEGEL ONLINE: Ihre Regierung scheint hingegen ganz versessen darauf, sich an der Operation gegen den IS in Mossul zu beteiligen - gegen den Willen des irakischen Premiers Haider al-Abadi.

Torun: In Mossul geht es auch um die Sicherheit der Türkei. Wir wollen nicht, dass ein sektiererischer Krieg dort neue Probleme schafft. Wir wollen verhindern, dass Mossul zu einem zweiten Falludscha wird und abermals Hunderttausende Menschen gezwungen sind zu fliehen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 17669.html
Der Unterschied zwischen Aleppo und Mosul ist wohl nicht nur, daß einmal ein Ansprechpartner Russland bzw. die USA ist, sondern, daß Ankara in der FSA zumindest jemand in der Nähe hat, während in der Frage von Mosul mehr Druck gemacht werden muß, weil dies in dem Maße nicht vorhanden ist.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Audi »

Türkei hat einfach nicht genügend Macht um sich durchzusetzen. Wenn Obama sitz sagt, sitzt erdogan
Bei einem Konflikt mit Russland wird die NATO sich raushalten, hat man ja schon gesagt
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Tritt jetzt erstmal Plan B in Kraft?
Gegen den Willen des Irak

Türkei greift mit Artillerie in Mossul-Offensive ein

Die irakische Regierung hat der türkischen Armee untersagt, sich an der Befreiung von Mossul zu beteiligen. Dennoch verkündet Ankara nun, Dschihadisten-Stellungen im Nordirak angegriffen zu haben.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/m ... 17934.html
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Die PMF hat sich lt. Washington als hilfreich erwiesen, es gäbe jedoch keine Kooperation zwischen den USA und dem Iran beim Kampf um Mosul. Eine gerne gestellte Frage. Denn wer im Irak über Operationen spricht, hier Mosul, der kommt an Washington und Teheran nicht vorbei. Und läuft etwas zwischen den Beiden?
Report: Iranian Commander Overseeing US-Backed Mosul Offensive

The United States is giving direct support to the Iraqi army in the battle for the liberation of Mosul, an operation that reportedly is being overseen by the commander of the Quds Force of the Iranian Revolutionary Guard Corps.
He also stressed that the U.S. military was working only with the central Iraqi government in Baghdad and supported its plan for the seizure of Mosul.

“We are not coordinating with the Iranians in any way, we are not working with them in any way. … The government of Iraq comes up with the plan, we are supporting [its] plan for the seizure of Mosul,” Garver told reporters.

The offensive in Mosul, however, is not an operation of the Iraqi government. The whole effort is overseen by the Iranian Revolutionary Guard Corps and Soleimani.
State Department spokesman John Kirby went as far as praising the Iranian proxy force in Iraq, saying in early October that the Hashd al-Shaabi “have been useful in helping expel [ISIS] from areas of Iraq, and they will continue to be useful.”
The administration also supported the Iranian-Iraqi military cooperation when it said “Iraq has the right to reach out to its neighbors for support.”

In July 2014, Kirby said the administration had no problem with the fact that the IRGC had “some Quds Force operatives in Iraq.”

http://www.westernjournalism.com/report ... offensive/
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Offiziell sind es natürlich die irakischen Truppen und Bagdad, die sich wirkmächtig um Mosul bemühen. Aber hat Bagdad noch wirklich die Karten in der Hand? Lt. Debka ist das Rennen um Mosul eröffnet. Ankara, Erbil und Teheran sind am Start und das Rennen kann beginnen?
Tehran will fight Turkey’s role in Mosul operation

The involvement of Turkish special operations, armored and artillery forces in support of the Kurdish Peshmerga battle to drive ISIS out of Bashiqa, 12 south of Mosul, marks a pivotal moment in the US-led coalition’s anti-ISIS offensive to free Iraq’s second city. The entire Mosul operation hangs in the balance since Turkey stepped into the fighting in Iraq, at the initiative of the US. Instead of fighting ISIS, the coalition’s partners are squaring off to fight each other.

DEBKAfile’s military sources report that Turkey was allowed to gatecrash the fighting around Mosul after US Defense Secretary Ashton Carter visited the KRG capital of Irbil Sunday, Oct. 23. He urged Kurdish leaders to bow to President Tayyip Erdogan’s demands for a role in the battle.
In an effort to prevent the long-awaited Mosul operation degenerating into an all-out conflagration among US allies, with the Islamist State no doubt cheering on, the Obama administration Monday turned to Tehran, Baghdad, Ankara and Irbil and asked them back off lest they wreck their primary mission of evicting ISIS from Mosul.

Tehran may decide to give ground on this but the price it exacts will be steep: an overhaul of the Iraqi Shiite militias’ rear position and permission for their direct intervention in the battle for Mosul, including their entry into the city. This permission the US commanders have hitherto withheld.

This would be a big prize. Mosul has been coveted by Iranian strategists as a major transit point on the land bridge they have designed to link the Islamic Republic to Syria and the Mediterranean. This prize would go by the board if the Turks and Kurds were first in the liberated city first and assumed control.

http://www.debka.com/article/25735/Tehr ... -operation
Offiziell gibt es wieder keine Beteiligung der Türkei.
Türkische Beteiligung umstritten

Die Türkei bestritt unterdessen eine Beteiligung ihrer Soldaten an der Offensive zur Rückeroberung der IS-Hochburg Mosul. Ein Sprecher des irakischen Einsatzführungskommandos dementierte am Montag eine "türkische Beteiligung jeder Art an dem Einsatz zur Befreiung von Ninive". Mosul ist die Hauptstadt der Provinz Ninive.

derstandard.at/2000046407709/Gouverneur-Irakische-Streitkraefte-beendeten-IS-Angriff-auf-Kirkuk
Will Turkish ambitions complicate fight for Mosul?

This is a row not so much about the battle for Mosul but about its aftermath. Who will control the region once IS is expelled? Can a highly sectarian Iraqi government really act in the interests of all? How far is Turkey willing to go to back one set of Kurds to exclude another?

And might President Erdogan's neo-Ottoman rhetoric encourage him to play a more active part in Iraq just as he has sought to do in northern Syria ?

http://www.bbc.com/news/world-middle-east-37751579
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:DEBKAfile’s military sources report that Turkey was allowed to gatecrash the fighting around Mosul after US Defense Secretary Ashton Carter visited the KRG capital of Irbil Sunday, Oct. 23. He urged Kurdish leaders to bow to President Tayyip Erdogan’s demands for a role in the battle.
Erbil spielt mit dem Feuer. Und wieder erkennt man die tragende Rolle der USA in diesem Chaos. Wenn man schon denkt es könnte nicht komplizierter werden, belehren uns die USA ein ums andere mal eines Besseren. Die Beteiligung der Türkei wird noch einen Flächenbrand erzeugen.
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King Kong 2006
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(25 Oct 2016, 00:50)

Erbil spielt mit dem Feuer. Und wieder erkennt man die tragende Rolle der USA in diesem Chaos. Wenn man schon denkt es könnte nicht komplizierter werden, belehren uns die USA ein ums andere mal eines Besseren. Die Beteiligung der Türkei wird noch einen Flächenbrand erzeugen.
Staaten und nicht-staatliche Beteiligte haben oft ihre ganz eigene Logik und Interessen.
UNO scheiterte mit Evakuierungsplan für Verletzte in Aleppo

Politische und militärische Logik haben über Menschlichkeit gesiegt, sagte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe

Es sei "zutiefst bedauerlich", dass in tagelangen Verhandlungen über ein sicheres Geleit für den Krankentransport kein Ergebnis erzielt werden konnte, kritisierte der UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe, Stephen O'Brien, am Montag in New York. "Wieder einmal haben die politische und militärische Logik in Syrien über die elementare Menschlichkeit gesiegt."

Widerstand von Rebellen und Regierung

derstandard.at/2000046448831/UNO-scheiterte-mit-Evakuierungsplan-fuer-Verletzte-in-Aleppo
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Audi »

In wie weit Assads Truppen Schuld sein sollen ist zweifelhaft, da ja die Regierung die Waffenruhe ausgerufen hat. Es wurden Mörser auf die Fluchtrouten geschossen und ich zweifle sehr stark an Assads Truppen
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Es gibt weiterhin Uneinigkeit über die Rolle der Türkei.
Streit um Türkei bei Anti-IS-Treffen: Truppen kurz vor Mosul

Irak und Türkei nicht beim Treffen dabei

Die Verteidigungsminister des Irak und der Türkei fehlten beim Pariser Treffen. Bagdad lehnt eine Beteiligung Ankaras an der Offensive auf Mosul ab, doch ist die türkische Armee trotzdem aktiv. So berichtete der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Montag, dass 17 IS-Kämpfer durch Schüsse aus der türkischen Militärbasis Bashika östlich von Mosul getötet worden seien. Die türkischen Soldaten sind dort stationiert, um Peshmerga-Kämpfer auszubilden. Cavusoglu schloss am Dienstag auch eine türkische Bodenoffensive nicht aus, nannte aber die kurdische Rebellengruppe PKK als Ziel. "Sollte sich eine Bedrohung für die Türkei ergeben, werden wir alle unsere Möglichkeiten einschließlich einer Bodenoffensive nutzen", sagte der Außenminister.
Die schiitischen Milizen würden vermutlich, wie bereits angedeutet, voll nach Mosul reingehen, wenn die Türkei sich für eine Bodenintervention entscheidet. Tatsächlich, wie bereits hier verlinkt, scheint zunächst deren Aufgabe zu sein, den Rückzug von Mosul nach Syrien zu blockieren.
Schiitische Einheiten waren unterdessen im Einsatz, um die Verbindungsstraßen zwischen Mosul und den IS-Gebieten in Syrien einzunehmen. "Unsere Mission ist es, die Flucht (des IS) in Richtung Syrien zu verhindern und Mosul völlig von Syrien abzuschneiden", sagte Jawad al-Tulaibawi, ein Sprecher der schiitischen Miliz Asaib Ahl al-Haq. "Wir erwarten einen gewaltsamen und schwierigen Kampf."

derstandard.at/2000046452008/IS-erzielt-Erfolge-in-irakischer-Grenzstadt
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Offenbar soll bald der Angriff auf Rakka erfolgen.
Let's attack Raqqa and Mosul at same time, says US defence chief

http://www.telegraph.co.uk/news/2016/10 ... e-isils-d/
Anti-IS-Allianz bereitet Sturm auf Rakka vor

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 18250.html
Wohin werden/können die Eliten des IS flüchten?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Es sickert durch, daß auch bei der US-geführten Intervention nicht unerhebliche Verluste unter der Zivilbevölkerung, sprich Kollateralschäden, entstanden sind.
Amnesty-Kritik

Anti-IS-Koalition soll Hunderte Zivilisten getötet haben

Amnesty International wirft der US-geführten Anti-IS-Koalition vor, bei Angriffen in Syrien zu wenig auf den Schutz von Zivilisten zu achten. Viele Unschuldige seien getötet worden.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 18270.html
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:(25 Oct 2016, 22:14)

Offenbar soll bald der Angriff auf Rakka erfolgen.





Wohin werden/können die Eliten des IS flüchten?
Jordanien oder Türkei...
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Audi »

King Kong 2006 hat geschrieben:(26 Oct 2016, 08:17)

Es sickert durch, daß auch bei der US-geführten Intervention nicht unerhebliche Verluste unter der Zivilbevölkerung, sprich Kollateralschäden, entstanden sind.
mir war schon immer klar, dass US Bomben keine Bögen um Zivilisten machen

Die Frage dürfte sein wie hoch die Opfer sind
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Ankara kündigt Offensive gegen Rakka an. Da Teamkollegen fehlen - alleine.
Türkei

Erdogan kündigt Offensive auf Rakka an

Die USA setzen beim Kampf gegen den IS in Syrien weiter auf kurdische Kräfte. In der Türkei kommt das nicht gut an. Jetzt will Ankara die Islamisten-Hochburg Rakka im Alleingang angreifen.

Grundsätzlich, hieß es bislang stets in Ankara, sei man zu einem Angriff auf die Islamisten-Hochburg Rakka im Norden Syriens bereit. Allerdings wartete die Türkei auf ein Angebot der Amerikaner. Man wolle sich an einer US-geführten Offensive beteiligen - allerdings nur, wenn die kurdischen Einheiten ausgeschlossen sind.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 18542.html
Ist das der Plan B und C, wenn die Türkei keinen ihr angemessen empfundenen Platz bei der Offensive auf Mosul erhält?

Im Grunde genommen wird jetzt das Bärenfell zerlegt. Neo-Osmanen, Persian Empire/Schiitischer Halbmond, Kurdistan, russische Einflußsphäre in Nahost und die USA mit ihrer plattgetretenen Carter-Doctrine. Das versprechen spannende Zeiten zu werden...

Könnte sein, daß jetzt die "Schonzeit" des IS vorbei ist. Jetzt will jeder erster sein. In Mosul, in Rakka usw. Es geht um Raum und Zeit. Geopolitik. Oder wie es früher hieß, Imperialismus.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Moskau vermeldet sich militärisch nicht weiter in der Region einzumischen.
Naher Osten

Laut Putin keine weiteren russischen Kriegspläne

Wegen seiner Luftangriffe im syrischen Bürgerkrieg steht Russland in der Kritik. Präsident Wladimir Putin betonte nun, Moskau wolle sich in anderen Ländern im Nahen Osten militärisch nicht einmischen.
"Nein, das planen wir nirgendwo", antwortete er bei einer Diskussionsrunde im Schwarzmeerort Sotschi auf die Frage, ob Russland Einsätze in Libyen oder Irak vorhabe.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... 18613.html
Mit der Antwort vergibt sich Putin auch nichts. Vermutlich würden weitere Operationsgebiete Russland überstrapazieren. Im Irak ist ohnehin wenig Platz. Das würde automatisch zur Kollision mit den USA führen. Libyen, naja, da hält sich sogar der Westen zurück. Syrien ist für Russland am erfolgversprechendsten und reicht als bargaining chip, wie am Anfang des Threads erwähnt, eigentlich aus.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:(27 Oct 2016, 17:09)

Ankara kündigt Offensive gegen Rakka an. Da Teamkollegen fehlen - alleine.



Ist das der Plan B und C, wenn die Türkei keinen ihr angemessen empfundenen Platz bei der Offensive auf Mosul erhält?

Im Grunde genommen wird jetzt das Bärenfell zerlegt. Neo-Osmanen, Persian Empire/Schiitischer Halbmond, Kurdistan, russische Einflußsphäre in Nahost und die USA mit ihrer plattgetretenen Carter-Doctrine. Das versprechen spannende Zeiten zu werden...

Könnte sein, daß jetzt die "Schonzeit" des IS vorbei ist. Jetzt will jeder erster sein. In Mosul, in Rakka usw. Es geht um Raum und Zeit. Geopolitik. Oder wie es früher hieß, Imperialismus.
Was ist Ihre persönliche Meinung zum türkischen Vorhaben im Nordirak bzw. in Nordsyrien? In den türkischen Medien schwirren immer wieder Karten von einer neuen Türkei herum.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(28 Oct 2016, 01:19)

Was ist Ihre persönliche Meinung zum türkischen Vorhaben im Nordirak bzw. in Nordsyrien? In den türkischen Medien schwirren immer wieder Karten von einer neuen Türkei herum.
Meine persönliche Meinung ist, daß diese Karten vielleicht eher Stimmung, Motivation und Sensibilisierung bei der türk. Bevölkerung erzeugen soll. Für mögliche politische, wirtschaftliche Anstrengungen, die eine verstärkte Intervention in Syrien und Irak mit sich bringt. Es geht ja um ein höheres Ziel. Also hier die machtvolle Vergangenheit. Natürlich wird das Engagement auch nüchtern versucht zu erklären. Prävention wegen den Terroristen, wegen Separatisten usw. Also politisch korrekte Ansagen. Aber mit dem Gefühl kriegt man die Leute immer eher. Erstrecht, wenn man die Gesellschaft will. Einzelpersonen kann man mit Argumenten eher beschwatzen. Die Menge mit Stimmungen.

Annexion von Gebieten im Nordirak oder Nordsyrien kann ich mir schwer vorstellen. Das wird kaum durchsetzbar sein. Weder vor der UN noch vor den USA, Russland, Iran oder Syrien und Irak. Es geht wohl vielmehr darum, daß man sich positioniert. In Stellung bringt für die folgenden Verhandlungen und Entwicklungen. Es geht wie gesagt um geografische Bedeutungen. Um Pipelinenetze, Transport- und Wirtschaftsnetzwerke und deren Kernräume, wie Aleppo und Mosul. Um die kurdische Sache natürlich auch. Wer da persönlich mit Truppen oder mit seinen Proxies ist, kann mitgestalten. Wer nicht, hat wenig zu melden. Die schiitischen Milizen haben offiziell den Auftrag den Rückzug von IS-Truppen von Mosul nach Syrien zu verhindern. Klingt logisch und pragmatisch. Gleichzeitig stossen sie natürlich in Räume vor, in denen sie vorher noch nicht waren... Jeder bringt sich in Position.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:
Meine persönliche Meinung ist, daß diese Karten vielleicht eher Stimmung, Motivation und Sensibilisierung bei der türk. Bevölkerung erzeugen soll. Für mögliche politische, wirtschaftliche Anstrengungen, die eine verstärkte Intervention in Syrien und Irak mit sich bringt. Es geht ja um ein höheres Ziel. Also hier die machtvolle Vergangenheit. Natürlich wird das Engagement auch nüchtern versucht zu erklären. Prävention wegen den Terroristen, wegen Separatisten usw. Also politisch korrekte Ansagen. Aber mit dem Gefühl kriegt man die Leute immer eher. Erstrecht, wenn man die Gesellschaft will. Einzelpersonen kann man mit Argumenten eher beschwatzen. Die Menge mit Stimmungen.

Annexion von Gebieten im Nordirak oder Nordsyrien kann ich mir schwer vorstellen. Das wird kaum durchsetzbar sein. Weder vor der UN noch vor den USA, Russland, Iran oder Syrien und Irak. Es geht wohl vielmehr darum, daß man sich positioniert. In Stellung bringt für die folgenden Verhandlungen und Entwicklungen. Es geht wie gesagt um geografische Bedeutungen. Um Pipelinenetze, Transport- und Wirtschaftsnetzwerke und deren Kernräume, wie Aleppo und Mosul. Um die kurdische Sache natürlich auch. Wer da persönlich mit Truppen oder mit seinen Proxies ist, kann mitgestalten. Wer nicht, hat wenig zu melden. Die schiitischen Milizen haben offiziell den Auftrag den Rückzug von IS-Truppen von Mosul nach Syrien zu verhindern. Klingt logisch und pragmatisch. Gleichzeitig stossen sie natürlich in Räume vor, in denen sie vorher noch nicht waren... Jeder bringt sich in Position.
Danke erstmal für die Ausführung.

Ja, die Stimmungsmache ist schon ein sehr gutes Argument, aber ich finde die Situation derzeit sehr verwoben. Nehmen wir zum Beispiel die Situation in Nordsyrien. Die USA behaupten felsenfest das sie mithilfe der SDF Raqqa vom IS befreien wollen, gleichzeitig aber verschließt man die Augen bei den türkischen Luftangriffen gegen den sogenannten Partner SDF. Laut türkischen Medienberichten wurden in den letzten Wochen hunderte SDF-Kämpfer umgebracht. Wie richtig diese Meldungen wirklich sind sei dahin gestellt, aber die Türkei stößt derzeit auch in Räume in denen man seit fast 100 Jahren nicht mehr war. Ob das alles nur Stimmungsmache ist? Was ich auch interessant finde ist die Zurückhaltung der UN und speziell der westlichen Staaten. All die Aufrufe Abadis nach dem Völkerrecht und der territorialen Integrität seines international anerkannten Iraks sind vergeblich. Welcher Staat hat denn das Vorgehen der Türkei nachhaltig getadelt? Wo bleibt die UN?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(28 Oct 2016, 22:27)Was ich auch interessant finde ist die Zurückhaltung der UN und speziell der westlichen Staaten. All die Aufrufe Abadis nach dem Völkerrecht und der territorialen Integrität seines international anerkannten Iraks sind vergeblich. Welcher Staat hat denn das Vorgehen der Türkei nachhaltig getadelt? Wo bleibt die UN?
Also, ich finde, man sollte bei der UN immer im Auge behalten was, genauer gesagt, wer das ist.

Nehmen wir die Frage: "Wo bleibt die UN?". Gemeint ist sicherlich im Kontext der Geschehnisse in Syrien und Irak. Mit den beteiligten Staaten Türkei, Iran, Saudi-Arabien, USA und Russland.

Man könnte die Frage auch pointiert so formulieren: "Wo bleiben die USA, Russland, Türkei, Iran und Saudi-Arabien?" Bei der Be- und Verurteilung der Interventionen der USA, Russlands, der Türkei, des Irans und Saudi-Arabiens? Das verwundert dann weniger. Die Sprachlosigkeit. Wer verurteilt denn sich oder Verbündete denn selbst?

Die UN ist keine unbeteiligte außerirdische Gerechtigkeitsmacht. Sondern sie besteht aus genau z.B. den hier in dem Fall beteiligten Staaten, den USA, Russland, Türkei, Iran, Saudi-Arabien, China uvm. Egal, in welchen Gremien. Die Aussagen der UN sind je nach Einflußgewalt der beteiligten Staaten und deren Interessen. Man braucht sich doch nur mal die UN-Resolutionen zu bestimmten Themen anzusehen und wie sie entstanden sind. Durch welche Staaten, die welche Stimmgewalt, durch ihr Gewicht und Lobbyarbeit auf andere Staaten aufwenden können.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Die UN ist keine unbeteiligte außerirdische Gerechtigkeitsmacht. Sondern sie besteht aus genau z.B. den hier in dem Fall beteiligten Staaten, den USA, Russland, Türkei, Iran, Saudi-Arabien, China uvm.
Dementsprechend wurde der Einmarsch der türkischen Truppen und auch ihr Verbleib mit eben jenen Staaten abgesprochen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(29 Oct 2016, 11:17)

Dementsprechend wurde der Einmarsch der türkischen Truppen und auch ihr Verbleib mit eben jenen Staaten abgesprochen.
Berichte darüber gibt es jedenfalls. DEBKA meint ja, daß die USA sogar Druck auf Erbil ausgeübt hätten türkische Truppen als "Unterstützung" zuzulassen.
DEBKAfile’s military sources report that Turkey was allowed to gatecrash the fighting around Mosul after US Defense Secretary Ashton Carter visited the KRG capital of Irbil Sunday, Oct. 23. He urged Kurdish leaders to bow to President Tayyip Erdogan’s demands for a role in the battle.

The Kurdish leaders succumbed to the pressure with the proviso that Turkey cease its air and artillery assaults on Syrian Kurdish militias in northern Syria.

http://www.debka.com/article/25735/Tehr ... -operation
Vielleicht hat Ankara auch Russland ein Angebot gemacht. Bei Aleppo, um keine Störmanöver diplomatischer Art beim Nordirak von Russland zu bekommen? Von der Leyen hat die Türkei kritisiert. Aber seien wir mal ehrlich. Die sagen offiziell dies und machen inoffiziell das. Das wäre nicht neu. Also wer lügt da, pardon verhält sich nicht diplomatisch?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Vielleicht hat Ankara auch Russland ein Angebot gemacht. Bei Aleppo, um keine Störmanöver diplomatischer Art beim Nordirak von Russland zu bekommen? Von der Leyen hat die Türkei kritisiert. Aber seien wir mal ehrlich. Die sagen offiziell dies und machen inoffiziell das. Das wäre nicht neu. Also wer lügt da, pardon verhält sich nicht diplomatisch?
Ich bin mir auch sicher das Erdogan Zugeständnisse gegenüber Putin gemacht hat. Genau das macht die Situation im Nahen Osten so kompliziert. Die Regionalmächte Iran und Türkei tasten immer wieder gerne ihre Grenzen ab, wie weit sie gehen können. Wenn man dann einmal in der Klemme steckt kann man sich immer noch an den Tisch setzen und Rückzieher/Zugeständnisse machen und somit die Karten neu mischen. Das hat die Türkei zumindest getan. Ganz nüchtern betrachtet muss ich sagen das die Außenpolitik der Türkei seit 2011 stümpferhaft ist. Man könnte es auch als riskant bezeichnen, aber ich bevorzuge stümperhaft.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(29 Oct 2016, 14:12)

Ich bin mir auch sicher das Erdogan Zugeständnisse gegenüber Putin gemacht hat. Genau das macht die Situation im Nahen Osten so kompliziert. Die Regionalmächte Iran und Türkei tasten immer wieder gerne ihre Grenzen ab, wie weit sie gehen können. Wenn man dann einmal in der Klemme steckt kann man sich immer noch an den Tisch setzen und Rückzieher/Zugeständnisse machen und somit die Karten neu mischen. Das hat die Türkei zumindest getan. Ganz nüchtern betrachtet muss ich sagen das die Außenpolitik der Türkei seit 2011 stümpferhaft ist. Man könnte es auch als riskant bezeichnen, aber ich bevorzuge stümperhaft.
Ich sehe die Außenpolitik, somit inklusive interventionistische Aspekte der Türkei im Ausland als eine komplizierte Angelegenheit an. Ich meine deshalb, weil die Türkei sich nicht sicher ist, nicht sicher sein kann, wo sie genau ihren Platz hat. Wie sie sich genau definiert. Sozusagen auf der Sinnsuche. Da kann es schon zu ziemlichen Irritationen und Gerempel kommen.

Die Türkei war bis zum Ende des klassischen OST-WEST Konflikts relativ klar im Westen verankert. Auch wollte man (wohl irgendwie immer noch) in die EU. Die Türkei hat seit ein paar Jahrzehnten neue Handlungsspielräume erhalten. Auch durchaus ungewollt. Aus Sicht einer im Westen verankerten Türkei, wie in der Vergangenheit, ist es sehr irritierend, was Ankara jetzt macht. Es wirkt wenig angepasst an Befindlichkeiten der EU und Washington. Aus der Sicht einer Türkei, die eher eine "Liberoposition" wie z.B. Indien einnimmt, sieht es weniger irritierend aus. Aus einer Sicht einer Türkei, die mehr oder weniger komplett ihr Ding macht und kein Problem hat mit z.B. Russland zu kooperieren, würde es weniger irritierend aussehen. Wie im Falle des Irans.

Weil die Türkei sich aufgrund der veränderten Geopolitik langsam zwischen den Welten auf einem Grenzbereich bewegt, ihre ursprüngliche Position verlässt, wirkt es sicherlich stümperhaft. Und holperig. Als Erdogan die Null-Probleme Außenpolitik betrieb, lief es recht gut. Jetzt, wo sich die Türkei neu positioniert gibts Funken. Es gibt ja noch andere Platzhirsche dort.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Es gibt Unstimmigkeiten zwischen Ankara und Teheran bei Kampf um Mosul. Schiitische Milizen, die offiziell den irakischen Streitkräften unterstellt sind, sind weiträumig westlich um Mosul herumgeschwenkt und sollen die Vebindungswege des IS von Mosul nach Syrien blockieren. Jetzt sind sie zum Angriff auf Tal Afar angetreten, welches westlich von Mosul liegt.

Natürlich geht es bei den Interventionen der USA, Russlands, dem Westen oder der Türkei und Irans immer um die Menschenrechte oder der Verhinderung von Atomkriegen. Aber böse Zungen behaupten, es geht den Beteiligten um weitaus profaneres, aber "existentiell" wichtiges. Bei Tal Afar geht es nicht unbedingt darum, wer die Menschen dort schneller mit Fladenbrot versorgen kann. Die türkischen oder die iranischen Bäcker, sondern um Einfluß in der Region. Deshalb war es u.a. für Erdogan so wichtig einen Platz auf dem Schlachtfeld zu bekommen. Bei Nichtgelingen auch mit Plan B und C.
Tal Afar, West of Mosul, Becomes Center of Battle for Influence in Iraq

http://www.nytimes.com/2016/10/30/world ... -isis.html
Iran backed Shiite militia launches operation in Tal Afar to cut supply lines from Syria to Mosul

http://www.dailysabah.com/mideast/2016/ ... a-to-mosul
Erdoğan warns of Shia militia entering Iraq's Tal Afar

http://www.yenisafak.com/en/news/erdoga ... ar-2555825
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Die EU-Außenpolitikbeauftragte Mogherini ist in Teheran, danach geht es weiter nach Riad.
EU’s Mogherini arrives in Tehran for Syria talks

http://www.timesofisrael.com/eus-mogher ... ria-talks/
Da muß Mogherini aber sehr flexibel sein. Saudi-Arabien und Iran sind in Syrien nicht gerade auf derselben Seite.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Der irakischen Armee sind jetzt beim Marsch auf Mosul die schiitischen Milizen, die unter den PMF organisiert sind, beigestellt. Sicher ist sicher.
Iran-trained militias join U.S-backed campaign on Mosul, flying Shi'ite flags

The convoys were the first clear sign of a new player on the battlefield in the U.S.-backed offensive to retake Mosul from Islamic State: Hashid Shaabi or Popular Mobilization Forces (PMF), a coalition of Shi'ite militias.

They have close ties with General Qassem Soleimani, the commander of Iran's Quds Brigade, the extra-territorial arm of Iran's Revolutionary Guards. He was seen touring the frontlines around Mosul last week.

Among the banners that could be seen flying from artillery cannons, communication towers and buildings recently retaken from Islamic State were those of Kataib Hezbollah and Asaib Ahl al-Haq, two of the main Iranian-backed groups, alongside the Badr Organization, considered the largest.

http://www.reuters.com/article/us-midea ... SKBN12U0UI
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Libanon hat nach zwei Jahren wieder einen Präsidenten. Die Wahl fiel auf Michel Aoun. Der Christ ist nicht unumstritten. Einst floh er vor den Syrern nach Paris. Nach dem Abzug dieser kam er wieder. Saudi-Arabien hätte lieber den schwerreichen Sunniten Saad al-Hariri in der Rolle gesehen.
Iran ally Michel Aoun elected as president of Lebanon

Parliament’s appointment of former general and Tehran ally edges regional balance of power away from Saudi Arabia
Aoun’s political bloc, which accounts for roughly half of Lebanon’s Christian population, aligned its strategic interests with Hezbollah, and united against the political weight of Hariri’s Sunni-dominated Future bloc.
He served briefly as prime minister of one of the two rival governments established near the war’s end. Besieged by Syrian troops, he sought refuge in the French embassy and fled to Paris, where he remained in exile for close to 15 years until Syrian troops were forced to flee Lebanon after the assassination of their former leader Rafiq Hariri.

Aoun remained a staunch critic of the Syrian regime. However, his position shifted after he returned to Lebanon, where he became a powerful political presence. He soon won the patronage of Iran, setting his sights on the country’s highest office and tailoring his message to suit Tehran.

https://www.theguardian.com/world/2016/ ... udi-arabia
Da die Sunniten in der Region die Mehrheit stellen ist man von nicht-sunnitischer Seite gewohnt sich in Allianzen zusammenzuschliessen. So in den syrischen NDF oder den irakischen PMF, die neben Schiiten, Alawiten, Sunniten, Drusen auch Christen usw. einschliessen. Auch im Libanon ist der Christ Aoun für die Hisbollah erste Wahl. Ohnehin muß der Präsident ein Christ sein. Der Premier ein Sunnit und der Parlamentspräsident ein Schiit. Erdogan sieht sich als eine Führungsfigur der Sunniten. Ebenso die Saudis und der IS. Der Iran sammelt Schiiten + weitere Minderheiten. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Summers »

Damit orientiert sich der Libanon in Richtung Iran und Syrien, schreibt die Tagesschau:

http://www.tagesschau.de/ausland/libano ... t-105.html
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Bagdad würde die türkischen Truppen als Feinde deklarieren, falls Ankara sich tiefer im Irak involvieren würde.
Irak warnt Ankara vor Einmischung

Die Türkei verlegt Panzer ins Grenzgebiet zum Irak. Eine Unterstützung Ankaras im Kampf gegen den IS lehnt der irakische Premier ab - sollten sich türkische Truppen einmischen, würden sie "als Feinde" behandelt.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 19275.html
Man darf gespannt sein wie Erdogan darauf reagiert. Immerhin kanzelte er seinen irakischen Kollegen als jemanden ab, der nicht seiner Kragenweite wäre. So eine Ansage kann Erdogan eigentlich nicht stehen lassen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Schon einige Jahre im Vorfeld war zu erkennen, daß die USA (jetzt auch Russland wieder vor Ort) nicht mehr Willens oder in der Lage sind vor Ort auf dem Boden eine wie auch immer geartete Ordnung herzustellen. Sie können ihr diplomatisches Gewicht einsetzen. In der UN, bei anderen Staaten. Sie können mit Luftfahrzeugen und Satelliten "helfen". Oder mit einem gewissen Rat oder Tat punktuell. Dann hört es auch auf. Auf dem Boden sind sie nur mit einigen hundert oder tausend Mann/Frau Personal oder gar mit Söldner und Zeitarbeitsleuten vertreten. Auch Russland. Damit gewinnt man keinen Blumentopf. Das war noch nie in der Kriegsgeschichte so.

"Boots on the ground" waren, sind und werden die entscheidenden Momente sein. Das kann auch nicht der Iran leisten. Wenn auch aus unterschiedlichen Quellen zu lesen wäre, daß von den dreien das größte Kontingent auf dem Boden vom Iran gestellt wird. Mittlerweile nicht nur von den IRGC, sondern jetzt auch schon von der regulären iranischen Armee. Aber das wird vermutlich kaum über 10 000 Mann hinaus gehen. Auf einer Fläche vom Libanon bis zum Iran und der Türkei bis nach Saudi-Arabien verteilt. Damit gewinnt man auch keinen Blumentopf. Das Mittel der Wahl sind neben den "hocheffizienten" regulären irakischen und syrischen Streitkräften die Milizen. Im Syrien sollen je nach Quellenlage 25 000 - 60 000 Mann unter iranischem Kommando stehen, im Irak sind die PMF als Dachverband mit fast 100 000 zu nennen. Wobei die iranischen Seite dort "beratend" zur Seite steht. Diese Milizen agieren Grenzüberschreitend zwischen Syrien und dem Irak. Dazu als stabilisierende Zaunpfeiler (wie einst die brit. Truppen unter Wellington mit holländisch/dt. Truppen verzahnt bei Waterloo waren) die Hisbollah, wenns immer haarig wird.
"The Americans and the Russians agree on ending the Sunni rebellion [in Iraq and Syria ]," said Hashimi. "Russia and the US don't want to fight these groups [ISIL and others], so they rely on the Shia factions to do just that.''

http://www.aljazeera.com/news/2016/10/b ... 21060.html
Analysis Russian Strategy in Aleppo: Delay Diplomacy, Let Shi'ite Militias Finish the Job

Assad won't win the city by Russian airpower alone, but he stands a chance with Iranian-backed militias fresh from the battle for Mosul.

read more: http://www.haaretz.com/middle-east-news ... m-1.750998
Ohne Frage: Russland und dessen syrischer Verbündeter Assad sind verantwortlich für Kriegsverbrechen wie die Bombardierung der Stadt Aleppo und des Hilfskonvois der Vereinten Nationen am 19. September. Zu Recht denkt auch die Bundesregierung darüber nach, ob weitere Sanktionen gegen Russland angebracht sind. Aber das träfe nur einen Teil der Achse, die sich in Syrien gebildet hat und mit militärischen Mitteln Tatsachen schafft.

Was allerdings bei diesen Überlegungen noch zu wenig Beachtung findet, ist, dass Russland und mehr noch Assad die Unterstützung durch die iranischen Bodentruppen benötigen, wenn sie auch nur ein paar Meter Rebellengebiet zurückerobern wollen.

http://www.zeit.de/2016/45/syrien-krieg ... ettansicht
Wobei letztere Artikel andere Schlußfolgerungen zieht. Aus israelischer Sicht. Und deshalb gezwungenermassen nur auf die bösen Russen als argumentativer Unterbau verwiesen werden kann. Syrien eben. Dasselbe läuft aber auch im Irak mit den USA. Dieselbe iranische Doktrin, dieselben Stäbe, dieselbe Strategie, teilweise dieselben Milizen usw... Aber eben schlecht für Israel. Da Syrien näher an Israel ist, als der Irak.

Das ist der modus vivendi. Die USA ziehen sich aus der Region zurück. Aus der Luft oder Weltraum oder in der UN sind die wirkmächtigen Möglichkeiten aber begrenzt. Man muß vor Ort sein um mitgestalten zu können. Auf dem Boden. Im Dreck und Blut. Da wo man steht, da spielt die Musik. Und nicht im All, auf einem russischen oder us-amerikanischen Luftwaffenstützpunkt, Schiff oder in einem holzvertäfelten Büro in New York. Der Iran kann das direkt mit Truppen auch nicht leisten. Aber er hat genug soft power in der Region, daß er Instrumente einsetzen kann, nämlich die Milizen in großer Zahl, daß er ein Kooperationsparter darstellt. Ob man sich mag oder nicht, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Oder wie eng die Kooperation temporär mit den USA und Russland ist.
Soft Power is Key to Iran’s Success

While much is made of Iran’s hard power, the recent nuclear deal hints at the prospect of the country’s untapped soft power being far more central to its long-term success in the 21st century. As the 13th-century Persian poet, Jalal ad- Din Muhammad Rumi, wrote:

“Raise your words, not voice. It is rain that grows flowers, not thunder.”

http://www.huffingtonpost.com/sam-sasan ... 65208.html
Das Spiel Irans in der Region ist langatmiger als das der USA. Die USA haben viel mehr Power, wie ein thunder, aber es hat wohl eine geringere Halbwertszeit. Wie eine österreichische Politikwissenschaftlerin schrieb "Halbjahres Schubladenpläne".
"Während die USA Poker in der Region gespielt haben, hat der Iran Schach gespielt." / 'While the US has been playing poker in the region, Iran has been playing chess.'

Das Londoner Institut Chatham House veröffentlicht eine interessante Studie: Iran, its Neighbours and the Regional Crises

http://www.ag-friedensforschung.de/regi ... atham.html
Die Aufhebung der Sanktionen sehe ich durchaus im Zusammenhang mit der gezwungenermassenen Kooperation der USA/Westen mit dem Iran in der Region. So, wie die EU auch mit Erdogan Deals machen mußte, wegen den Flüchtlingen. Meinetwegen ist die "atomare Gefahr" Irans gebannt und in Teheran will man jetzt plötzlich keinen Atomkrieg mehr o.ä. und deswegen die neue Wirtschaftspolitik mit dem Iran. Meinem dafürhalten ist dieser propagandistischer nuklearer Nebel eher nur dafür da gewesen den Iran in der Region zu fesseln. Umstände ändern sich. Weil der Iran in der Region Fähigkeiten besitzt, hat das auch Auswirkungen auf das Verhältnis zum Westen/USA, auch im Kontext globalerer Gründe (Russland/Energie usw.), da stören/blockieren die Sanktionen nur noch. Dazu sind sie ja auch da.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Die arabisch-kurdische SDF wird mit US-Unterstützung den Angriff auf Rakka unternehmen. Die Türkei soll nicht beteiligt werden.
Miliz: Offensive auf syrische IS-Hochburg Raqqa begonnen

Kurdisch-arabische Miliz wird von den USA unterstützt – Die Türkei soll nicht beteiligt werden

Damaskus/Raqqa – Nach dem Vormarsch auf die nordirakische Großstadt Mossul hat nun auch eine Offensive zur Rückeroberung der syrischen IS-Hochburg Raqqa begonnen. "Die große Schlacht zur Befreiung von Raqqa und seiner Umgebung hat begonnen", verkündete am Sonntag eine Sprecherin der Demokratischen Syrischen Kräfte (SDF), einer von den USA unterstützten kurdisch-arabischen Rebellenallianz. Die Türkei soll nicht an der Offensive beteiligt werden.
Damit würden die Kurden relativ tief vordringen. Ankara muß alarmiert sein. Damaskus eigentlich auch.
Großteil Kurden

Die SDF-Miliz ist ein Bündnis kurdischer und arabischer Rebellen. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) stellen einen Großteil der Kämpfer. Sie haben den IS bereits aus mehreren Orten in Nordsyrien vertrieben, darunter die strategisch wichtige Stadt Manbij.
Türkei will Kurdenstaat verhindern

Mossul und Raqqa sind die beiden letzten Hochburgen des IS in der Region. Die SDF-Miliz und die maßgeblich beteiligte Kurdenmiliz YPG kontrollieren bereits große Gebiete im Norden Syriens. Die Türkei will jedoch verhindern, dass die Kurden ein zusammenhängendes Autonomiegebiet in der Grenzregion schaffen. Ankara betrachtet die YGP zudem genauso wie die in der Türkei verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Terrororganisation.

"Keine Rolle" für türkische Armee Die SDF-Miliz vereinbarte nach eigenen Angaben aber nun mit den USA, die Türkei von der Raqqa-Offensive auszuschließen. Die türkische Armee und auch mit ihr verbündete Rebellen würden "keine Rolle" bei den Einsatz spielen, sagte SDF-Sprecher Sello.

http://derstandard.at/2000047036591/Mil ... a-begonnen
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Konflikt zwischen den syrischen Kurden und der Türkei könnte sich bei den Operationen gegen Rakka zuspitzen.
Rakka ist die Hochburg des "Islamischen Staats" - nun rufen die "Syrischen Demokratische Kräfte" zum Sturm. Doch der Konflikt zwischen der Türkei und den Kurden gefährdet den Vormarsch.

Die Türkei will keine Kurden in Rakka sehen

Doch mehr als ein Jahr nach der Gründung des Bündnisses sind in seinen Reihen noch immer kurdische Kämpfer in der Überzahl. Die Volksverteidigungseinheiten (YPG) bilden das Rückgrat der SDF. Zwar bemühen sich die USA seit Monaten, arabische Stammeskämpfer und andere IS-Gegner für das Militärbündnis zu gewinnen - allerdings spielen diese innerhalb der SDF allenfalls eine Nebenrolle.
Für die USA und ihren Kampf gegen den IS ist das aus zwei Gründen ein Problem: Zum einen ist Rakka eine durch und durch arabische Stadt. Selbst wenn es gelingen sollte, den Ort am Euphrat einzunehmen und den IS zu vertreiben: Die meisten der 200.000 Einwohner von Rakka würden die kurdischen Eroberer wohl als Fremdherrscher betrachten, die keine gewachsene Verbindung zu den Menschen in der Stadt haben.

Zum anderen ist die Türkei über die führende Rolle der Kurden bei der Eroberung der IS-Hauptstadt erzürnt. Ankara betrachtet die YPG als Terrororganisation. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat mehrfach deutlich gemacht, dass seine Regierung nicht hinnehmen werde, dass die kurdischen Milizen Rakka erobern.

Die Zerschlagung des IS ist für Erdogan zweitrangig
Das könnte wahrlich eine Zerreissprobe für die in Syrien beteiligten anti-IS Kräfte werden. Iran und Russland ausgenommen. Aber für die USA, Türkei und die kurdischen Kräfte. Und Assad wird auch nicht begeistert sein. Kurdische Kämpfer in einer arabischen Stadt? Für viele Araber und Ankara worst scenario. Aber die USA scheinen einen Plan zu haben. Nämlich, daß irgendwann, wenn es wirklich ernst um Rakka wird, sich genügend arabische Kämpfer schon finden lassen, um den Job dort zu machen. In dem Falle, wären die Kurden (dort) überflüssig? Vielleicht klappt es diesmal besser. Zuletzt fanden sich 5-6 (!) syrische Kämpfer zum kämpfen, nach einer millionenschweren, monatelangen US-Anwerbung und Schulung. Man könnte darüber lachen, wenn das nicht alles so dramatisch wäre.
Die USA handeln nach dem Prinzip Hoffnung

Die seit drei Wochen laufende Schlacht um Mossul zeigt, wie erbittert der IS Widerstand leistet. Und dort rücken gut ausgebildete Peschmerga, von Iran trainierte und finanzierte schiitische Milizen und die irakische Armee auf die Stadt vor. Gegen dieses Heer von mehr als 50.000 Mann nehmen sich die SDF aus wie eine bunt zusammengewürfelte Truppe, die in einer Art Crashkurs für die Schlacht um Rakka trainiert wurde.

Die USA sind deshalb bemüht, die von den SDF geschürte Euphorie zu bremsen. Zunächst gehe es darum, einen Belagerungsring um die Stadt zu ziehen. "Allein diese Phase wird Monate dauern", sagte Joseph Dunford, Chef des US-Generalstabs.

Wenn dann der Sieg über den IS in greifbare Nähe rückt, werden sich auch genügend arabische Kämpfer den SDF anschließen, die dann in Rakka einrücken und die Stadt nach der Befreiung kontrollieren, so das Kalkül des US-Militärs. Das klingt wie eine vage Hoffnung - mehr nicht.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 20154.html
Es ist richtig und bezeichnend, daß bei Mosul die irakische Armee als letztes genannt wird. Die wird zwar aus propagandistischen Gründen vom Iran und den USA hochgehalten, aber sie sind tatsächlich wohl die letzten, die dort etwas bewegen können. Es macht aber kein gutes Bild, wenn man hinter allem in der Region die USA und den Iran verortet. Washington, Teheran und Israel haben da einschlägige Erfahrungen bei diesen Vorwürfen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Aber die USA scheinen einen Plan zu haben. Nämlich, daß irgendwann, wenn es wirklich ernst um Rakka wird, sich genügend arabische Kämpfer schon finden lassen, um den Job dort zu machen. In dem Falle, wären die Kurden (dort) überflüssig? Vielleicht klappt es diesmal besser. Zuletzt fanden sich 5-6 (!) syrische Kämpfer zum kämpfen, nach einer millionenschweren, monatelangen US-Anwerbung und Schulung. Man könnte darüber lachen, wenn das nicht alles so dramatisch wäre.
Ja, die Kurden sollen also die Drecksarbeit leisten und die Lorbeeren kassieren dann irgendwelche angeworbene arabischen Kämpfer. Die Kurden sind sich im klaren das Raqqa und mit Abstrichen auch Mosul nichts weiter Verlustschlachten sind. Aber so ist nunmal das Spiel. Die Kurden agieren sowohl im Irak als auch in Syrien als Söldner und dafür gibt es irgendwelche politischen "Vergütungen" seitens der USA, wie auch immer diese aussehen mögen.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die meisten der 200.000 Einwohner von Rakka würden die kurdischen Eroberer wohl als Fremdherrscher betrachten, die keine gewachsene Verbindung zu den Menschen in der Stadt haben.
Wenn ich solche Zeilen lese frage ich mich immer weshalb dann Kurden türkische, arabische und persische Eroberer hinnehmen müssen. Weshalb ist das kein Unrecht?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(07 Nov 2016, 22:57)

Ja, die Kurden sollen also die Drecksarbeit leisten und die Lorbeeren kassieren dann irgendwelche angeworbene arabischen Kämpfer.
So hört sich das an.
Wenn ich solche Zeilen lese frage ich mich immer weshalb dann Kurden türkische, arabische und persische Eroberer hinnehmen müssen. Weshalb ist das kein Unrecht?
Vermutlich das Recht des Stärkeren... Da wird wohl jede Volksgruppe und Staat in der Geschichte ein Lied singen können. Letztendlich hat sich bereits eine kurdische Autonomie im Irak und faktisch auch in Syrien herausgebildet.
Immer schreibt der Sieger die Geschichte der Besiegten.
Dem Erschlagenen entstellt der Schläger die Züge.
Aus der Welt geht der Schwächere und zurück bleibt die Lüge.

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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Die USA werden sich wohl weiter zurückziehen. Mehrarbeit für den Iran. So wars abzusehen. Der modus vivendi.
Assad atmet auf, der IS jubelt

Donald Trump hat einen Kurswechsel in der Syrien-Politik angekündigt. Das Thema "Regime Change" fliegt vom Tisch, einziger Gegner ist der IS.

http://m.spiegel.de/politik/ausland/a-1120668.html
America first bedeutet nicht nur mehr Arbeit für Europa. Gut oder schlecht für die Region? Auf der einen Seite mehr Handlungsspielraum für Regioalmaechte, aber auch mehr Verantwortung.
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King Kong 2006
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Wird die USA unter Trump sein "Wahlversprechen" einlösen?
Trump: Assad, Iran And Russia Are The Only Partners I See In Syria

WASHINGTON ― GOP nominee Donald Trump suggested Sunday night that Syrian dictator Bashar Assad and his patrons, Russia and Iran, are the only potential partners for the U.S. in Syria when it comes to fighting the self-styled Islamic State.

“I don’t like Assad at all, but Assad is killing ISIS, Russia is killing ISIS and Iran is killing ISIS,” Trump said.

http://www.huffingtonpost.com/entry/tru ... 55eab57d13
Sein einziges klar definiertes Ziel ist der Krieg gegen den IS – in enger Zusammenarbeit mit Russland, Syrien und dem Iran – Erzfeinde der sunnitischen Verbündeten der USA. Die werden deswegen in naher Zukunft wohl auf größere Distanz zur Supermacht gehen.

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... -wird.html
Natürlich könnte es sich wie andere Wahlversprechen als "gesagt, getrumped" herausstellen. Also, nur ausgesprochen, dann in den Mülleimer. Ansonsten wäre das eine massive Kehrtwende. Sicherlich weniger signifikant für Russland und den Iran, so eng wirds mit denen nicht werden. Aber es könnte sich verheerend für die Interessen der Anderen auswirken. Das sehe ich als wesentlich bedeutender. Wenn er seinen Ankündigen mal treu bleibt.
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Nosony
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Nosony »

Ich glaube den Kurden wird man eine weitgehende Autonomie nicht mehr nehmen können, nach ihrem Einsatz gegen den IS. Vielleicht wäre es sogar Zeit für ein offizielles Kurdistan, es ist ein Volk von ca. 50 Millionen menschen über die Grenzregion /Türkei/Syrien/Irak verteilt. In Syrien und dem Irak haben sie Autonomie, in der Türkei werden sie unterdrückt (wer nicht?).
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Bischof von Aleppo hofft auf Trump. Was er nicht sagt, was dies aber impliziert ist, daß er hofft, daß im Gegensatz zu Obama oder Hillary, der Donald pragmatischer an die Sache geht. D.h. wohl in logischer Konsequenz mit Damaskus, Moskau und Teheran zu reden. Die Alternative kann er wohl nicht meinen, nämlich sich mit denen richtig anzulegen. Das würde ja auch dem "America first" widersprechen. Dann muß er sich richtig reinknien. Und von Syrien bleibt dann nichts mehr über. Das will der Bischof gerade verhindern.
Erzbischof von Aleppo kritisiert westliche Syrien-Politik

Melkitischer Erzbischof Jeanbart setzt auf Donald Trump Clinton "hätte Politik der Zerstörung Syriens fortgesetzt"

Aleppo – "Wenn Ihr uns wirklich helfen wollt, dann beendet endlich diesen Krieg und lasst uns Christen weiter in unserer Heimat Syrien leben": Mit scharfen Worten hat der griechisch-katholische melkitische Erzbischof von Aleppo, Jean-Clement Jeanbart, im "Kathpress"-Interview die westliche Syrien-Politik kritisiert.

Die Menschen in Syrien, vor allem auch in Aleppo, würden seit fünf Jahren unvorstellbar leiden. In Aleppo lebten einst 3,5 Millionen Menschen. Jetzt sind es laut Erzbischof Jeanbart noch 1,5 Millionen. Von den 160.000 Christen sind nur mehr 60.000 in der Stadt. Die Stadt ist geteilt in einen westlichen Teil, der von der Regierung und ihren Verbündeten gehalten wird, und den östlichen Teil, in dem die "Rebellen" ihre Stellungen halten. Christliches Leben gibt es nur mehr im Westteil.

Die Christen fürchteten sich vor der Zukunft. Dass ihre Kinder unter der Herrschaft eines fundamentalistischen islamistischen Systems leben müssten, sei eine Horrorvorstellung für die Menschen.

derstandard.at/2000047605101/Erzbischof-von-Aleppo-kritisiert-westliche-Syrien-Politik
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Reguläre Truppen sollen verstärkt ran.
Moskau ebnet Weg für Einsatz von Bodentruppen in Syrien

Gesetz soll Antiterroreinsätze russischer Wehrpflichtiger im Ausland ermöglichen

Luftunterstützung nicht genug

Moskau hat das Eingreifen in Syrien zur Unterstützung von Bashar al-Assad als Antiterroreinsatz deklariert. Dementsprechend würde das neue Gesetz es ermöglichen, Wehrpflichtige in die Region zu entsenden, wenn sie einen entsprechenden Vertrag unterzeichnen. Die Leiterin des Komitees der Soldatenmütter, Valentina Melnikowa, gehört zu jenen, die in der Vergangenheit Bedenken äußerten, dass mit diesem Gesetz die Nötigung zu solchen Vertragsschlüssen zunehmen werde.

Kreml-Chef Wladimir Putin hatte zu Beginn der Operation vor gut einem Jahr noch Kampfeinsätze russischer Soldaten am Boden ausgeschlossen. Allerdings wurde inzwischen bekannt, dass in Syrien auch eine Söldnerfirma namens Wagner aktiv ist, deren Stärke auf 400 Mann – vorwiegend außer Dienst gestellte russische Offiziere – geschätzt wird.

Moskau geht von einer baldigen Einnahme Aleppos durch syrische Truppen aus. Zugleich wächst die Einsicht, dass allein russische Luftunterstützung Assad zur Wiedererlangung der Kontrolle nicht reicht.

http://derstandard.at/2000047742606/Mos ... -in-Syrien
Seit Anfang 2016 tauchen auch neben Einheiten der iranischen Quds (Auslandseinheit der iranischen Revolutionsgarden - Sepah) auch Einheiten der regulären iranischen Armee auf. Namentlich der 65. Luftlandebrigade. Sie hat eine neben der postrevolutionären IRGC/Quds ältere Tradition innerhalb der regulären iranischen Armee (Artesh) in Auslandseinsätzen. Angehörige und Kommandos war bei der Niederschlagung der Rebellion im Oman beteiligt und auch im Vietnamkrieg. Ihr Wintercamp ist bei einem Ski-Gebiet im Norden Irans. Ausbildungsplätze sind auch bei Qom für die Wüste. Sie sind speziell für Geiselbefreiung, Antiterror und asymmetrischer Kriegsführung als schnelle Eingreiftruppe konzipiert. Im Besonderen sind aber für Syrien (und seinerzeit Vietnam) die Scharfschützen als Kommandos. Partner waren auch die brit. SAS.
Who sent Iranian Green Berets to Syria?

http://www.al-monitor.com/pulse/sites/a ... yment.html
Trump hat sich mit "America first" physisch von der Ecke verabschiedet. Wenn er denn dieses Wahlversprechen einhält. Im Irak sind sie noch stärker vertreten. Bleibt es so? Interessant ist, daß Trump es besser als Obama versteht Rückzug mit Stolz und Stärke zu kaschieren. Obama zeigt Schwäche, wenn er Truppen abzieht. Demokrat und mutmaßlicher Muslim eben. Oder einer dieser Intellektuellen und Liberalen. Trump, der ehrliche Makler und ganzer Mann mit gelben Haar macht daraus "America first!" und wer auch was will, muß eben zahlen. Dasselbe in anderen Gewändern.
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Nosony
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Nosony »

Es kämpfen ja schon internationale Special-Forces in Syrien/Irak, russische, französische, englische, us-amerikanische, bei denen eingebettet sind die jeweiligen Geheimdienste, die in den ehemaligen IS-Gebieten Infos sammeln.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Nosony hat geschrieben:(19 Nov 2016, 10:26)

Es kämpfen ja schon internationale Special-Forces in Syrien/Irak, russische, französische, englische, us-amerikanische, bei denen eingebettet sind die jeweiligen Geheimdienste, die in den ehemaligen IS-Gebieten Infos sammeln.
Ja. Allerdings halten alle Beteiligten Interventionisten sich mit solchen Berichten etwas zurück. Das Besondere im Falle Irans und Russlands ist, daß neben Zeitarbeitsnehmern, Söldnern und eigenen Spezialkräften nun eben auch Personal aus den regulären Streitkräften auftauchen. Sicher auch keine einfachen Wehrpflichtigen, aber scheint sich einen Tür für Einheiten zu öffnen, die nicht mehr im Besonderen Spezialkommandos sind.
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Cobra9
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Cobra9 »

Ich bin mal gespannt ob Trump in Sachen Iran echt Ernst macht.
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Cobra9 hat geschrieben:(20 Nov 2016, 11:56)

Ich bin mal gespannt ob Trump in Sachen Iran echt Ernst macht.
Schwer zu sagen, wie Trump im Kontext der Geopolitik/Interventionen agiert. Wenn man seinen vorherigen Ankündigungen glauben schenken mag, Zweifel an diesen sind berechtigt, dann sieht er den IS als Hauptgegner. Namentlich nicht Russland, Iran und Assad.

Wenn er eine konfrontative Haltung gegenüber dem Iran einlegt, wird sich das natürlich auf die Region, auch auf den Irak, worin sich primär auch US-Personal befindet auswirken. Die Frage wird wie immer sein, was sind Kosten, was ist der Nutzen? Für Trump. Was ist der Nutzen einer Konfrontation in Syrien/Irak (und natürlich darüberhinaus) für Trump? Wenn der Nutzen klar zu benennen und erreichbar, wahrscheinlich erscheint und die Kosten überragen, dann kann er in die Vollen gehen. Wobei dann eine Kausalitätskette aktiviert wird, die diametral zu dem steht, was Trump grundsätzlich will oder wollte, nämlich die USA raushalten. Aus Ärger und Kostengründen, also nicht nur monitär, sondern auch aus wirtschaftlichen und innen-, wie außenpolitischen Schäden.

Konfrontation mit dem Iran heißt in der Region engagement, theoretisch bis boots on the ground, wie ein CENTCOM General zu Zeiten von Bush es sagte. Man muß im Notfall die Sache bis zu Ende denken. Sonst steht man dumm da. Man muß notfalls auch voll reingehen. Ob es im Interesse der USA ist in einen größeren Konflikt mit dem Iran zu fahren? Etwas was Bush nicht mehr wollte und Obama fortgeführt hat. Der Nutzen war für die USA nicht mehr erkennbar. Für sie galt es raus aus der Eskalation in der Region. Das wäre auch für die Region sicher nicht mehr verkraftbar. Der Iran ist deutlich größer als Syrien und Irak zusammen und könnte für die Region desaströs sein, wenn dort etwas ins Wanken kommt. Man muß wissen, daß Konfrontation bis zur Eskalation führen kann.

Wenn es allerdings "nur" um die Frage geht, ob Trump meint, der Atomdeal wäre ungünstig, oder keine Boeings für Teheran, ist es der falsche Thread.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Netanjahu, Assad und der König von Jordanien sollen sich hinter den Kulissen darum bemühen ihre gemeinsame Grenze wieder zu stabilisieren.
Secret Israel-Jordanian-Syrian border talks begin

Israel, Jordan and Syria have embarked on secret discussions for the stabilization of their borders in southern Syria by restoring the status quo ante that reigned on the Golan prior to the outbreak of the Syrian civil war in 2011.

http://www.debka.com/article/25789/Secr ... alks-begin
Es ist kein Geheimnis, daß Israel Assad stets favorisiert hat.
'Syrians view Israel as the defender of the Assad regime'

http://www.jpost.com/Middle-East/Syrian ... ays-456811
Israel ist das Assad-Regime in Syrien immer noch lieber als ein von anti-israelischen Islamisten beherrschtes Nachbarland. "Lieber einen bekannten Teufel (Assad), als unbekannte Dämonen, wenn Syrien im Chaos versinkt und sich dort Extremisten aus der ganzen arabischen Welt breitmachen", zitierte die britische Tageszeitung "The Times" einen ungenannten israelischen Geheimdienstoffizier.

http://www.t-online.de/nachrichten/ausl ... yrien.html
Oder sind es eher die USA?
Israel’s Not Protecting Assad—Obama Is

http://www.weeklystandard.com/israels-n ... cle/561004
Lieber einen angezählten Assad, der berechenbar ist, als den IS?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Aleppo und Mosul die größten Bastionen des Widerstandes. Intervention pfui, Intervention hui?

Mosul ist wie Aleppo eingekesselt. Vermutlich wird wie im Falle Aleppos nun der Durchhaltebefehl erteilt.
IS-Kämpfer von Nachschub abgeschnitten

Demnach haben schiitische Milizen die Stadt und das Umland von der Außenwelt abgeschnitten.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/m ... 22773.html
Aleppo und Mosul sind sich in einigen Dingen ähnlich, sie sind nach den Hauptstädten die wohl größten Städte ihrer Länder, Basra vermutlich ausgenommen. Sie sind multiethnisch. Und sie befanden sich irgendwie, obwohl pulsierend stets in einem abseitigen Dornröschenschlaf. Die Alawitenenführung in Damaskus und die mehrheitlich schiitische Bevölkerung südlich ab Bagdad sprachen in der einen oder anderen Form eine andere Sprache, als diese Städte. Nun sind diese Städte im Rahmen des Bürgerkrieges vielleicht auch gerade deshalb in das Auge des Orkans geraten.

Was ist gleich? Die syrische Armee kämpft um die Rückeroberung Aleppos. Die irakische Armee kämpft um die Rückeroberung Mosuls. Beide kämpfen um die Rückkehr zur staatlichen Ordnung dieser beiden Städte. In beiden Fällen sind kurdische Fraktionen in der einen oder anderen Form beteiligt. Das iranische Oberkommando ist für beide Schlachtfelder dasselbe. Soweit so gut, oder schlecht. Was ist anders? In Syrien ist Moskau als überregionaler Akteur ebenso vertreten. Im Irak Washington. Und Assad wird als unrechtmäßiger Diktator wahrgenommen. Während Bagdad eine offenbar demokratische Legemitation und Rechtsstaatlichkeit vorweisen kann.

Worin basiert in westlichen Medien der Unterschied? Russland vs USA (Geopolitik)? Diktator Assad vs Demokraten in Bagdad? Schlimme Dschihadisten in Aleppo gegen ganz, ganz schlimme Dschihadisten in Mosul? Die iranischen Militärs sind im wesentlichen "gleich". Wobei der Iran in Syrien weniger gern gesehen wird, als im Irak. Die Milizen, die switchen ja sogar zwischen den Staaten hin und her, wobei sie von den jeweiligen Militärs unterstützt werden, die für sich alleine eine Katastrophe sind.

Oder ist es wirklich nur die Kriegsführung?
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