Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

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Hyde
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Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Hyde »

Das Jahr 2016 wurde geprägt von 2 politischen Großereignissen, dem Brexit und der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten. In beiden Fällen konnte das populistische Lager Bevölkerungsmehrheiten erringen, die beiden Ereignisse reihen sich dabei ein in eine schon seit einigen Jahren zu beobachtende Entwicklung von Aufkommen populistischer Parteien und Politiker überall in der westlichen Welt. Länder wie Österreich und Frankreich werden möglicherweise die nächsten in der Kette sein. Auffällig ist dabei, dass sich vor allem bildungsferne, männliche sowie ältere Bevölkerungsschichten offenbar von diesem populistischen Zeitgeist angezogen fühlen.


Leben wir in einem neuen Zeitalter des Populismus?

Und was sind die politischen und gesellschaftlichen Ursachen dieses aufstrebenden modernen Populismus? Identitätsverlust aufgrund immer schnellerer Globalisierung? Spätfolgen der weltweiten Finanzkrise? Terrorismus-Ängste? Soziale Abstiegsängste (aber gab es die nicht schon immer)? Eine Folge der vernetzten Welt und des daraus folgenden 24/7 Krisenjournalismus? Propagandaaffinität von sozialen Medien? Verachtung der politischen Elite und "des Systems" (aber warum genau)? Demokratie-Müdigkeit? EU-Skepsis? Folgen von denographischen Entwicklungen ("Diktatur der Alten") oder von Bildungsversäumnissen?

Und warum haben wir es hier mit einem überregionalen Phänomen zu tun? D.h. ein Phänomen, das nicht nur in einigen wenigen Staaten zu beobachten ist, sondern aktuell Aufwind in mehr oder minder jedem Land des liberalen Westens erfährt?
watisdatdenn?
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von watisdatdenn? »

Wenn man auf die Leute hören würde, gäbe es diese populistischen Strömungen nicht.

Beispiele: "vorläufiges" CETA \ dublin abkommen wird ignoriert \ deutsches militär in Syrien \ NSA \ drohnenangriffe aus Rammstein \ alleiniges gesetzesinitiativrech eu-kommission \ kein ausweisen abgelehnter flüchtlinge \ falsches messen der autoabgase...
Ich könnte hier noch länger weitermachen..

Es ist einfach:
Wenn die Politik weniger scheiß baut, gibt es weniger Populismus.
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Dampflok94
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Dampflok94 »

watisdatdenn? hat geschrieben:(14 Nov 2016, 14:59)

Wenn man auf die Leute hören würde, gäbe es diese populistischen Strömungen nicht.
Wer sind denn bitte DIE Leute? Muß man sich irgendwo anmelden, damit man dazu gehört? Oder muß man eine bestimmte Meinung vertreten und gehört sonst nicht dazu?
Leute kauft mehr Dampflokomotiven!!!
watisdatdenn?
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von watisdatdenn? »

Nun ich meine natürlich die Mehrheit der Leute.
Wenn die Mehrheit gegen massenhafte asylmigration ist, sollte man das berücksichtigen.
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Ein Terraner
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Ein Terraner »

Hyde hat geschrieben:(14 Nov 2016, 00:31)

In beiden Fällen konnte das populistische Lager Bevölkerungsmehrheiten erringen,
Das waren keine Bevölkerungsmehrheiten!
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Progressiver
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Progressiver »

Die Fehler liegen ganz klar bei den herrschenden Politikern bzw. Eliten. Nach dem Zusammenbruch des real existierenden Kommunismus hatte Francis Fukuyama 1992 schon das "Ende der Geschichte" postuliert, da die liberale Demokratie und der Kapitalismus die Sieger der Geschichte wären. Anstatt auf eine stetige Verbesserung oder auf sozialen Ausgleich aufgrund der Globalisierung zu achten, beschworen die regierenden Politiker vor allem die Macht der Märkte als universales Allheilmittel.

Was Fukuyama betrifft, so irrte er sich schon mit der Vorgehensweise, wie er auf seine These kam. So wie Marx auf eine hegelsche Dialektik in der Geschichtswissenschaft setzte, tat dies auch dieser Politikwissenschaftler. Bei ihm waren aber das Endprodukt nicht die kommunistische Gesellschaft, sondern die liberale Demokratie. Wie man sieht, irrte er. Und dies tat Fukuyama auch, weil es keine Gesetze in der Geschichte gibt. Im Übrigen hätte ein Blick in die entferntere Geschichte genügt, um zu sehen, dass auch frühere Demokratien wie die beispielsweise die Römische Republik nicht immer welche blieben.

Diese Denke halte ich für symptomatisch für das Denken der westlichen Eliten und Politiker. Anstatt die sozialen und demokratischen Systeme zu verbessern, sonnte man sich im Glanze des Sieges über das Sowjetsystem. Man begab sich folglich aufs Glatteis, indem man die Märkte deregulierte wie seit der Großen Depression nicht mehr. Und man glaubte nur allzu gerne den Irrlehren neoliberaler Ideologen, die munter ihre "Trickle-Down-Theorie" verkündeten, nach der man angeblich nur die Steuern für die Reichen und Superreichen drastisch senken müsse, damit auch die Ärmsten etwas abbekommen würden.

Sie haben sich allerdings geirrt. Heutzutage ist die Schere zwischen den Reichen und Superreichen einerseits und dem Rest andererseits größer, als es erträglich wäre. Durch staatliche Deckelungen der Löhne für Arbeitrnehmer sank das Reallohneinkommen vieler Menschen. Einige wenige profitierten von diesem Prozess. Aber während man in den Sozialwissenschaften früher von der nivellierten Mittelstandsgesellschaft sprach, bildeten sich wieder richtig sichtbar verschiedene Schichten.

In dieser "schönen" neuen Welt haben wir es also mit einer neuen globalen Oberschicht zu tun, die in Saus und Braus leben kann. Ganz unten existiert ein Lumpenproletariat, dem das Wasser bis zum Hals steht. Diese Wutbürger sind dann der Stoff, aus dem die Trump-Wähler, AfD-Fans etc. besteht. Sie wollen vor allem zurück in Zeiten, in denen es ihnen vermeintlich besser ging. Die Mittelschichten dagegen haben Abstiegsängste und kriechen in ihrer Furcht lieber den Eliten in den Allerwertesten, passen sich der neoliberalen Herrschaftsideologie bis zur Selbstverleugnung an, weil sie glauben, ansonsten genau so wie das Lumpenproletariat zu enden. Und, last but not least, gibt es die Immigranten.

In früheren Dekaden, als die westlichen Eliten noch Angst vor dem Kommunismus hatten, mussten diese Geld abgeben, um selbst diese in die Gesellschaft zu integrieren. Jetzt, wo die kommunistische Bedrohung verschwunden ist, wollen sie das nicht mehr. Die Konsequenz ist eine totale Schleifung des Sozialstaates bei dem gerade die Unterschichten kaputt gehen. Während aber die jeweiligen einheimischen Verlierer unter den Bevölkerungen zusehends den Rechtspopulismus anhimmeln, besinnen sich die islamischen Verlierer lieber auf ihre eigenen kulturellen Wurzeln. Reaktionär sind aber sowohl die Rechtspopulisten als auch die Islamisten.

Die Lösung könnte also in einer mutigen und progressiven Politik bestehen, die die Gewinner der letzten neoliberalen Dekaden schröpft, um das Geld für soziale Projekte sowohl für Rechtspopulisten als auch für potentielle Islamisten auszugeben, damit diese besser in die Gesellschaft eingegliedert werden können. Aber dazu müsste sich zunächst einmal das Bewusstsein der Masse der Bevölkerung ändern. Stattdessen bekämpfen sich die Mittelschicht, die rechtspopulistische und islamistische Unterschicht bis aufs Blut. Das mag zwar für alle dieser drei Gruppen letztendlich schädlich sein. Die Superreichen dagegen spielen mit den ihnen untergebenen Schichten ganz klar "Teile und herrsche"). Denn solange sich diese lieber gegenseitig bekämpfen als die wahren Ursachen ihrer Misere zu erkennen, werden die kapitalistischen Gewinner immer reicher werden, während der Rest der Bevölkerung in die Röhre glotzen darf.
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Bielefeld09
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Bielefeld09 »

Progressiver hat geschrieben:(19 Nov 2016, 01:09)

Die Fehler liegen ganz klar bei den herrschenden Politikern bzw. Eliten. Nach dem Zusammenbruch des real existierenden Kommunismus hatte Francis Fukuyama 1992 schon das "Ende der Geschichte" postuliert, da die liberale Demokratie und der Kapitalismus die Sieger der Geschichte wären. Anstatt auf eine stetige Verbesserung oder auf sozialen Ausgleich aufgrund der Globalisierung zu achten, beschworen die regierenden Politiker vor allem die Macht der Märkte als universales Allheilmittel.

Was Fukuyama betrifft, so irrte er sich schon mit der Vorgehensweise, wie er auf seine These kam. So wie Marx auf eine hegelsche Dialektik in der Geschichtswissenschaft setzte, tat dies auch dieser Politikwissenschaftler. Bei ihm waren aber das Endprodukt nicht die kommunistische Gesellschaft, sondern die liberale Demokratie. Wie man sieht, irrte er. Und dies tat Fukuyama auch, weil es keine Gesetze in der Geschichte gibt. Im Übrigen hätte ein Blick in die entferntere Geschichte genügt, um zu sehen, dass auch frühere Demokratien wie die beispielsweise die Römische Republik nicht immer welche blieben.

Diese Denke halte ich für symptomatisch für das Denken der westlichen Eliten und Politiker. Anstatt die sozialen und demokratischen Systeme zu verbessern, sonnte man sich im Glanze des Sieges über das Sowjetsystem. Man begab sich folglich aufs Glatteis, indem man die Märkte deregulierte wie seit der Großen Depression nicht mehr. Und man glaubte nur allzu gerne den Irrlehren neoliberaler Ideologen, die munter ihre "Trickle-Down-Theorie" verkündeten, nach der man angeblich nur die Steuern für die Reichen und Superreichen drastisch senken müsse, damit auch die Ärmsten etwas abbekommen würden.

Sie haben sich allerdings geirrt. Heutzutage ist die Schere zwischen den Reichen und Superreichen einerseits und dem Rest andererseits größer, als es erträglich wäre. Durch staatliche Deckelungen der Löhne für Arbeitrnehmer sank das Reallohneinkommen vieler Menschen. Einige wenige profitierten von diesem Prozess. Aber während man in den Sozialwissenschaften früher von der nivellierten Mittelstandsgesellschaft sprach, bildeten sich wieder richtig sichtbar verschiedene Schichten.

In dieser "schönen" neuen Welt haben wir es also mit einer neuen globalen Oberschicht zu tun, die in Saus und Braus leben kann. Ganz unten existiert ein Lumpenproletariat, dem das Wasser bis zum Hals steht. Diese Wutbürger sind dann der Stoff, aus dem die Trump-Wähler, AfD-Fans etc. besteht. Sie wollen vor allem zurück in Zeiten, in denen es ihnen vermeintlich besser ging. Die Mittelschichten dagegen haben Abstiegsängste und kriechen in ihrer Furcht lieber den Eliten in den Allerwertesten, passen sich der neoliberalen Herrschaftsideologie bis zur Selbstverleugnung an, weil sie glauben, ansonsten genau so wie das Lumpenproletariat zu enden. Und, last but not least, gibt es die Immigranten.

In früheren Dekaden, als die westlichen Eliten noch Angst vor dem Kommunismus hatten, mussten diese Geld abgeben, um selbst diese in die Gesellschaft zu integrieren. Jetzt, wo die kommunistische Bedrohung verschwunden ist, wollen sie das nicht mehr. Die Konsequenz ist eine totale Schleifung des Sozialstaates bei dem gerade die Unterschichten kaputt gehen. Während aber die jeweiligen einheimischen Verlierer unter den Bevölkerungen zusehends den Rechtspopulismus anhimmeln, besinnen sich die islamischen Verlierer lieber auf ihre eigenen kulturellen Wurzeln. Reaktionär sind aber sowohl die Rechtspopulisten als auch die Islamisten.

Die Lösung könnte also in einer mutigen und progressiven Politik bestehen, die die Gewinner der letzten neoliberalen Dekaden schröpft, um das Geld für soziale Projekte sowohl für Rechtspopulisten als auch für potentielle Islamisten auszugeben, damit diese besser in die Gesellschaft eingegliedert werden können. Aber dazu müsste sich zunächst einmal das Bewusstsein der Masse der Bevölkerung ändern. Stattdessen bekämpfen sich die Mittelschicht, die rechtspopulistische und islamistische Unterschicht bis aufs Blut. Das mag zwar für alle dieser drei Gruppen letztendlich schädlich sein. Die Superreichen dagegen spielen mit den ihnen untergebenen Schichten ganz klar "Teile und herrsche"). Denn solange sich diese lieber gegenseitig bekämpfen als die wahren Ursachen ihrer Misere zu erkennen, werden die kapitalistischen Gewinner immer reicher werden, während der Rest der Bevölkerung in die Röhre glotzen darf.
Und weiter?
Analyse ist die eine Seite,
und dann?
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Christian12

Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Christian12 »

Hyde hat geschrieben:(14 Nov 2016, 00:31)

Das Jahr 2016 wurde geprägt von 2 politischen Großereignissen, dem Brexit und der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten. In beiden Fällen konnte das populistische Lager Bevölkerungsmehrheiten erringen, die beiden Ereignisse reihen sich dabei ein in eine schon seit einigen Jahren zu beobachtende Entwicklung von Aufkommen populistischer Parteien und Politiker überall in der westlichen Welt. Länder wie Österreich und Frankreich werden möglicherweise die nächsten in der Kette sein. Auffällig ist dabei, dass sich vor allem bildungsferne, männliche sowie ältere Bevölkerungsschichten offenbar von diesem populistischen Zeitgeist angezogen fühlen.


Leben wir in einem neuen Zeitalter des Populismus?

Und was sind die politischen und gesellschaftlichen Ursachen dieses aufstrebenden modernen Populismus? Identitätsverlust aufgrund immer schnellerer Globalisierung? Spätfolgen der weltweiten Finanzkrise? Terrorismus-Ängste? Soziale Abstiegsängste (aber gab es die nicht schon immer)? Eine Folge der vernetzten Welt und des daraus folgenden 24/7 Krisenjournalismus? Propagandaaffinität von sozialen Medien? Verachtung der politischen Elite und "des Systems" (aber warum genau)? Demokratie-Müdigkeit? EU-Skepsis? Folgen von denographischen Entwicklungen ("Diktatur der Alten") oder von Bildungsversäumnissen?

Und warum haben wir es hier mit einem überregionalen Phänomen zu tun? D.h. ein Phänomen, das nicht nur in einigen wenigen Staaten zu beobachten ist, sondern aktuell Aufwind in mehr oder minder jedem Land des liberalen Westens erfährt?
Vielleicht ist der Westen gar nicht mehr so liberal als er sich vormacht?
Diese extremen Auswüchse dessen, was Du Populismus nennst,
die in fast der gesamten westlichen Welt zurzeit sichtbar werden,
sind meines Erachtens nur Warnschüsse an ein sich auflösendes System der Scheinheiligkeit
und der Dekadenz, das extrem reformbedürftig ist.
Adam Smith
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Adam Smith »

Bielefeld09 hat geschrieben:(19 Nov 2016, 01:21)

Und weiter?
Analyse ist die eine Seite,
und dann?
Das würde mich auch interessieren. Die Staatsverschuldung ist sowohl in den USA als auch in Grossbritannien seit dem Jahr 2008 stark angestiegen. Der Brexit und die Wahl von Trump dürfte für eine noch höhere Staatsverschuldung in diesen Ländern sorgen. Was wird denn nun vorgeschlagen?
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Ein Terraner
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Ein Terraner »

Bielefeld09 hat geschrieben:(19 Nov 2016, 01:21)

und dann?
Kommt die Utopie. :D
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harry52
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von harry52 »

Die Fehler liegen ganz klar bei den herrschenden Politikern bzw. Eliten.
Ist das so?
Wenn die Waschmaschine aus Deutschland dreimal so viel kostet, wie die aus China und nicht einmal viel besser ist, dann haben nur die Eliten Schuld? Liegt es nicht auch daran, dass die Kosten bei uns viel höher sind? Bitte weiter lesen.

Anderes Beispiel:
Ich kenne noch die 70er Jahre. Damals kamen die Schuhe von Salamander in Kornwestheim. Dort wurden millionen Schuhe jedes Jahr produziert und die Firma war sehr bekannt, sponserte auch einen bekannten Sportverein. Aber so ein paar Schuhe für die Kinder für den Winter kosteten ein kleines Vermögen.

Wegen der Eliten? Nein.
Es ist unpopulär, aber ich sage es trotzdem, weil linke und rechte Populisten bei dem Thema immer lügen. Es ist doch so: Wenn man etwas mehr verdienen will, als der Rest der Welt, oder man einen besseren Umweltschutz haben möchte, oder Arbeitsschutz, bessere Schulen, bessere Krankenhäuser, bessere Feuerwehr, bessere Klärwerke ... dann kostet das auch etwas mehr.

Wenn man da schnell fortschreitet wie bei rot/rot/grünen Weltverbesserern,
dann kostet das logischerweise auch schnell viel mehr. Da freuen sich viele anfangs, aber die millionen Kunden in Deutschland und der Welt, die die Schuhe kaufen sollen, zwingt man dazu, woanders die Schuhe zu kaufen. Und dann ist die Freude schnell vorbei, weil man arbeitslos wird.

Das ist Mathe und quasi ein Naturgesetz
und die Politik und die Eliten können gegen Mathe auch nicht anregieren. Und linke und rechte Populisten denken über so etwas nicht nach, bzw. sagen das nie. Sie belügen euch. Wenn sie dann doch mal regieren, sieht man auch, dass sie es meist nicht besser machen als die CDU/CSU/FDP, sondern meist noch schlechter.

Also mein Tip, wählt die Vernunft
und wählt auch vernünftige und kompromissbereite Gewerkschafter und dann steigt der Wohlstand auch und es kommt aber nicht zu Massenarbeitslosigkeit und Massenabwanderung der Industrie.
"Gut gemeint" ist nicht das Gleiche wie "gut gemacht".
pikant
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von pikant »

Hyde hat geschrieben:(14 Nov 2016, 00:31)

Das Jahr 2016 wurde geprägt von 2 politischen Großereignissen, dem Brexit und der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten. In beiden Fällen konnte das populistische Lager Bevölkerungsmehrheiten erringen, die beiden Ereignisse reihen sich dabei ein in eine schon seit einigen Jahren zu beobachtende Entwicklung von Aufkommen populistischer Parteien und Politiker überall in der westlichen Welt. Länder wie Österreich und Frankreich werden möglicherweise die nächsten in der Kette sein. Auffällig ist dabei, dass sich vor allem bildungsferne, männliche sowie ältere Bevölkerungsschichten offenbar von diesem populistischen Zeitgeist angezogen fühlen.


Leben wir in einem neuen Zeitalter des Populismus?

Und was sind die politischen und gesellschaftlichen Ursachen dieses aufstrebenden modernen Populismus? Identitätsverlust aufgrund immer schnellerer Globalisierung? Spätfolgen der weltweiten Finanzkrise? Terrorismus-Ängste? Soziale Abstiegsängste (aber gab es die nicht schon immer)? Eine Folge der vernetzten Welt und des daraus folgenden 24/7 Krisenjournalismus? Propagandaaffinität von sozialen Medien? Verachtung der politischen Elite und "des Systems" (aber warum genau)? Demokratie-Müdigkeit? EU-Skepsis? Folgen von denographischen Entwicklungen ("Diktatur der Alten") oder von Bildungsversäumnissen?

Und warum haben wir es hier mit einem überregionalen Phänomen zu tun? D.h. ein Phänomen, das nicht nur in einigen wenigen Staaten zu beobachten ist, sondern aktuell Aufwind in mehr oder minder jedem Land des liberalen Westens erfährt?
Du hast es doch schon sehr gut beschrieben - ich sehe folgende Punkte als wichtig an, die Populisten erstarken lassen

1. Identitaetsverlust aufgrund der Globalisierung

2. realer Aengste vor Terrorismus und dahingehend die Angst dass unter den Fluechtlingen Moerder, Terroristen und Co. sich befinden

3. damit einhergehend soziale Abstiegsaengste durch Globalisierung, Rationalisierung und Angst vor Fluechtlingen, die einem diesen Arbeitsplatz dann auch noch wegnehmen

4. man glaubt den Medien nicht mehr - angeblich Luegenpresse

5. Aufstand gegen das Etablissement und Aufstand gegen die Politiker da oben, die uns nicht mehr verstehen und ernst nehmen


dann kommt noch die reale eigene Situation hinzu, wo man EU, der Regierung, dem scheiss Arbeitsmarkt, den raffgierigen Unternehmen die Schuld geibt, aber nie bei sich selbst mal Versauemnisse sucht.
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schokoschendrezki
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von schokoschendrezki »

Hyde hat geschrieben:(14 Nov 2016, 00:31)
Und warum haben wir es hier mit einem überregionalen Phänomen zu tun? D.h. ein Phänomen, das nicht nur in einigen wenigen Staaten zu beobachten ist, sondern aktuell Aufwind in mehr oder minder jedem Land des liberalen Westens erfährt?
Nicht nur des "liberalen Westens". Möglicherweise erfährt man gerade dann etwas über die tieferen Ursachen des Aufstiegs von (Rechts)Populismus, wenn man die Länder des klassischen liberalen Westens mit etwas weiter entfernteren Beispielen (Türkei, Indien, Russland) vergleicht. Ich sehe mindestens eine Gemeinsamkeit, und der "Progressive" hat es in seinem Beitrag ja auch schon angesprochen: Populisten brauchen einen Feind. Keinen abstrakten oder fernen (wie etwa "der Kommunismus" in Zeiten des Kalten Kriegs) sondern einen greifbaren, eine sichtbare Gruppe im eigenen Land. Und das sind dann: "das Altparteienkartell", "die Flüchtlinge", "die Schwulen und Lesben", diese und jene nationale Minderheit usw. usf. Es läuft auch tatsächlich realiter darauf hinaus, dass die kleinen Einkommens- und Machteliten gestärkt werden und die Mittelschicht gemeinsam mit der Unterschicht sich in einen Verteilungs- und Verleumdungskampf aufreibt. Auch wenn ich nicht glaube, dass dies von seiten der Populisten absichtlich so eingefädelt wird. Die wissen nur - bewusst oder instinktiv - wie sie immer mehr Popularität durch Hassentfachung einheimsen können.
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Uffhausen
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Uffhausen »

AfD-Wähler handeln aus Protest

Nachwahlbefragungen zeigen die Motivation der AfD-Wähler, sich von all dem abzuwenden: Sie wollen ein Zeichen setzen. Sie glauben mehrheitlich nicht, dass die AfD etwas zur Lösung der Probleme im Land anzubieten haben. In Baden-Württemberg stimmten 93 Prozent der AfD-Wähler in einer Befragung von Infratest dimap folgender Aussage zu: "Die AfD löst zwar keine Probleme, nennt die Dinge aber beim Namen." In Rheinland-Pfalz sagen das 90, in Sachsen-Anhalt immerhin noch 64 Prozent der AfD-Wähler.
http://www.n-tv.de/politik/Wer-waehlt-e ... 15441.html


Ist hinsichtlich solcher Werte (Rechts-)Populismus überhaupt ernstzunehmen? Ich persönlich denke, es gilt zu unterscheiden zwischen Überzeugung (von Populismus) und Prostest (via Populismus). Überzeugt von der AfD und ihren politischen Visionen sind scheints nur herzlich wenig. Zöge man die "Proteststimmen" ab, käme die AfD wohl überall nicht mal über die 5%-Hürde. Im Grunde müssten sich CDU, SPD & Co gar nicht sorgen. Und "naiv-blöde Gutmenschen, die in einer grün-linken Traumwelt leben" (den tollen Titel bekam ich letztens von einer AfDlerin an den Kopf geknallt, obwohl er in keinsterweise auf mich zutrifft) - wie ich - auch nicht. Ist das eigentliche Problem vielleicht gar nicht Populismus direkt - den gab es ja schon immer und wird es auch immer geben werden - sondern dieses (mMn) tw. "verantwortungslose" Protestverhalten/-denken via Populismus? Und eben nur, weil dieser sich zufällig gerade anbietet, aufgrund Flüchtlings- und EU-Krise? Würden wir ohne diese und weiteren Krisen und Kriselchen vielleicht gar nicht in Populismus ein Problem sehen? Oder uns mit "Lügenpresse" beschäftigen müssen? Hätten wir über eine Million Flüchtlinge aufgenommen - und uns dabei nicht vor radikalen Islamismus und Muslimen allgemein gefüchtet - wenn es in Syrien & Co statt Krieg einfach nur eine unvorstellbare Naturgewalt mit Tod, Zerstörung und Flucht gen Europa gegeben hätte? Wäre alles interessant zu wissen.
Betrachenswert sei auch, dass bspw. nach dem hefigen Erdbeben in Nepal u. a. aus Deuschland zig Millionen an Spendengeldern überwiesen wurden - später war zu erfahren, dass die nepalesische Regierung das Geld insgesamt nur schleppend bis gar nicht für den Wiederaufbau abgibt, sondern lieber drauf sitzend bleibt und die Bevölkerung sich selbst überlässt (Aktueller Stand: Keine Ahnung.). Kein gesellschaftlicher, politischer oder medialer Aufschrei seinerzeit; hat scheinbar niemanden so wirklich ineressiert. Aber wehe, das Leid oder die Hilfesuchenden stehen wie nunmehr quasi direkt und leibhaftig vor der Haustür, dann ist das Geplärre riesengroß, das Geld auf einmal wichtig, Politik und Presse/Medien plötzlich Feindbild weil reaktionschwach.
Vergleichsbeispiel: Ich war diese Woche mit meiner Oma in der Stadt zum einkaufen, ein große Gruppe Kindergartenkinder zog lärmend an uns vorbei - meine Oma war total entzückt ("Einfach herzig!", "Die lieben Kleinen!" usw.). Später, bei ihr zuhause, als wir die Einkäufe verräumten, lärmten draußen auf der großen Wiese vor ihrer Wohnung ein paar Nachbarskinder beim Fußballspielen - meine Oma war total erbost ("Freche Bälger!", "So ein Krach!" usw.). Ist meine Oma nun populistisch oder einfach nur widersprüchlich?

Bemerkenswert finde ich auch, dass die Wahlbeteiligungen in Deutschland zugenommen haben - aufgrund der sog. Protestwähler? Die Jahre (Jahrzehnte? Ich bin erst 31 Jahre auf dieser Welt) zurvor ging der "Protest-Trend" ja eher hin zum nicht-wählen (= sinkende Wahlbeteiligungen). Ich weiß nicht mehr wo - aber ich meine gelesen oder gehört zu haben, dass die Beteiligung letztens bei der US-Präsidentschaftswahl einen neuen Tiefstwert erreicht hat. Das würde ja dann vielleicht beides entkräften; Protest via Populismus und Populismus an sich. Aber die USA hat auch andere, eigene Krisen und Kriselchen (oder meint es, weil Trump es getwittert hat) und nicht von unseren aktuellen, europäischen betroffen. Vielleicht liegt wiederrum hier der Unterschied.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Teeernte »

Die Leute merken - dass sie nur belogen werden.

Erneuerbare Energien ? >> Muss der Sie bezahlen der VIEL verbraucht ? - Natürlich NICHT ! - der kleine Mann blecht !

Auto-AbgasBetrug - ..... gehts dem Porsche/Bentleyfahrer/ oder gar dem HERSTELLER an die Tasche ? .....dem kleinen sparsamen Dieselnutzer !! (NICHT den LKW Nutzer)

Hat der Fahrer mit dem Programm betrogen ? Hat der Fahrer den PKW gebaut ?

Wer bekommt das Geld der Krankenversicherung ?? Der Arbeitende Versicherte NICHT dazu hat der gar keine ZEIT. Ärzte - die 78 Jahre alte Demenzkranke noch einmal durchs MRT jagen....und schnell noch eine Herzkathederuntersuchung abkassieren....

Populismus ?

Früher war das gute Grüne Politik.... :D :D :D
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von schokoschendrezki »

Uffhausen hat geschrieben:(16 Dec 2016, 19:32)
Ist hinsichtlich solcher Werte (Rechts-)Populismus überhaupt ernstzunehmen? Ich persönlich denke, es gilt zu unterscheiden zwischen Überzeugung (von Populismus) und Prostest (via Populismus). Überzeugt von der AfD und ihren politischen Visionen sind scheints nur herzlich wenig. Zöge man die "Proteststimmen" ab, käme die AfD wohl überall nicht mal über die 5%-Hürde.
Doch. Sie sind ernst zu nehmen. Man kann das sehr gut an der Entwicklung der ungarischen Partei Fidesz von Viktor Orbán erkennen. Urpsrünglich eine bunte Truppe ausgesprochen wirtschaftsliberal ausgerichteter junger Leute, wandelte sie sich in eine ausgesprochen rechts- bzw. nationalkonservative Partei. Wichtig ist: Sie reagierte damit nicht etwa auf eine Rechtstendenz in der Bevölkerung sondern lieferte irgendwann Ende der 90er Anfang der 00er gewissermaßen Frage und Antwort (nach nationaler Orientierung) gleichzeitig. Es gab kein besonderes Bedürfnis nach kollektiver nationaler Identität. Jedenfalls keines, das nicht durch normale außerpolitische kulturelle Bezüge und Aktivitäten nicht ohnehin befriedigt wurde. Das Programm der Partei lieferte den Ruf nach "Rückkehr zum Ungarntum" und die politischen Angebote dafür gleichzeitig. Wie ein schlaues Pharma-Unternehmen, das ein vorher gar nicht vorhandenes Bedürfnis und das Medikament zu seiner Befriedigung zugleich produziert. An dem Erfolg der Fidesz der letzten Jahre sieht man aber, dass dergleichen eben doch ernst zu nehmen ist.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Odin1506 »

harry52 hat geschrieben:(16 Dec 2016, 09:06)

Ist das so?
Wenn die Waschmaschine aus Deutschland dreimal so viel kostet, wie die aus China und nicht einmal viel besser ist, dann haben nur die Eliten Schuld? Liegt es nicht auch daran, dass die Kosten bei uns viel höher sind? Bitte weiter lesen.

Anderes Beispiel:
Ich kenne noch die 70er Jahre. Damals kamen die Schuhe von Salamander in Kornwestheim. Dort wurden millionen Schuhe jedes Jahr produziert und die Firma war sehr bekannt, sponserte auch einen bekannten Sportverein. Aber so ein paar Schuhe für die Kinder für den Winter kosteten ein kleines Vermögen.

Wegen der Eliten? Nein.
Es ist unpopulär, aber ich sage es trotzdem, weil linke und rechte Populisten bei dem Thema immer lügen. Es ist doch so: Wenn man etwas mehr verdienen will, als der Rest der Welt, oder man einen besseren Umweltschutz haben möchte, oder Arbeitsschutz, bessere Schulen, bessere Krankenhäuser, bessere Feuerwehr, bessere Klärwerke ... dann kostet das auch etwas mehr.

Wenn man da schnell fortschreitet wie bei rot/rot/grünen Weltverbesserern,
dann kostet das logischerweise auch schnell viel mehr. Da freuen sich viele anfangs, aber die millionen Kunden in Deutschland und der Welt, die die Schuhe kaufen sollen, zwingt man dazu, woanders die Schuhe zu kaufen. Und dann ist die Freude schnell vorbei, weil man arbeitslos wird.

Das ist Mathe und quasi ein Naturgesetz
und die Politik und die Eliten können gegen Mathe auch nicht anregieren. Und linke und rechte Populisten denken über so etwas nicht nach, bzw. sagen das nie. Sie belügen euch. Wenn sie dann doch mal regieren, sieht man auch, dass sie es meist nicht besser machen als die CDU/CSU/FDP, sondern meist noch schlechter.

Also mein Tip, wählt die Vernunft
und wählt auch vernünftige und kompromissbereite Gewerkschafter und dann steigt der Wohlstand auch und es kommt aber nicht zu Massenarbeitslosigkeit und Massenabwanderung der Industrie.


In welcher Partei ist denn die Vernunft?
Bestimmt nicht in der SPD/FDP/CDU/CSU/GRÜNE/AfD, dort wurde die Vernunft schon längst aus den Reihen gejagt.
Ich bin keine Signatur, ich putze hier nur!!! :p
Uffhausen
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Uffhausen »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Dec 2016, 07:03)

Doch. Sie sind ernst zu nehmen. Man kann das sehr gut an der Entwicklung der ungarischen Partei Fidesz von Viktor Orbán erkennen. Urpsrünglich eine bunte Truppe ausgesprochen wirtschaftsliberal ausgerichteter junger Leute, wandelte sie sich in eine ausgesprochen rechts- bzw. nationalkonservative Partei. Wichtig ist: Sie reagierte damit nicht etwa auf eine Rechtstendenz in der Bevölkerung sondern lieferte irgendwann Ende der 90er Anfang der 00er gewissermaßen Frage und Antwort (nach nationaler Orientierung) gleichzeitig. Es gab kein besonderes Bedürfnis nach kollektiver nationaler Identität. Jedenfalls keines, das nicht durch normale außerpolitische kulturelle Bezüge und Aktivitäten nicht ohnehin befriedigt wurde. Das Programm der Partei lieferte den Ruf nach "Rückkehr zum Ungarntum" und die politischen Angebote dafür gleichzeitig. Wie ein schlaues Pharma-Unternehmen, das ein vorher gar nicht vorhandenes Bedürfnis und das Medikament zu seiner Befriedigung zugleich produziert. An dem Erfolg der Fidesz der letzten Jahre sieht man aber, dass dergleichen eben doch ernst zu nehmen ist.
Naja, Ungarn ist Ungarn, Deutschland ist Deutschland. So wie Sie es beschreiben, sind die Umstände und Entwicklungen in Ungarn ja kaum mit selbigen in Deutschland zu vergleichen - aktuell herrscht vielleicht eine gewisse Gleichschaltung vor, aber wohl nur "aus gegebenem Anlass" (u. a. Flüchtlingskrise). Wie ist es denn in Ungarn; haben die insgesamt was gegen Ausländer, oder wie die hiesige AfD "nur" gegen Flüchtlinge/Muslime? Oder wie ist es genau in Grossbritannien; haben die insgesamt was gegen Ausländer oder "nur" gegen EU-Ausländer (Brexit)?

Ich möchte den populistischen Rechtsruck in Deutschland ganz bestimmt nicht kleinreden, aber zumindest gezielt hinterfragen. Der in meinem obigen Beitrag verlinkte Artikel erwähnt eben, bei Nachwahbefragungen sei herausgekommen, dass die überdeutliche Mehrheit der AfD-Wähler der Aufassung ist, dass die AfD "zwar keine Probleme löst, aber die Dinge beim Namen nennt" - wenn sie Praxis wünschen (würden), warum wählen sie dann Theorie? Dazu passend wurde mir mal erzählt, AfD-Vize Gauland hätte in einem Interview dieses Jahr mal verlauten lassen, dass die AfD Regierungsarbeit ablehne, sondern sich viel eher als politischer Richtungsweiser für die Altparteien verstünde (Stimmt das? Hat mir jemand eine Quelle?). Wenn das zutrifft, finde ich persönlich, macht die AfD ja im Grunde auch nichts anderes als "Protest via Populismus" und will nichts anderes, als Merkel, Gabriel & Co mal so richtig triezen. Obgleich nicht von der Hand zuweisen ist, dass einige AfDler von dem überzeugt und noch mehr sind, was sie so alles vom Stapel lassen.

Freilich muss man die aktuellen rechtspopulistischen Entwicklungen auch sehr ernstnehmen, z. B. hinsichtlich der Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte usw. in folge dessen. Genauso aber auch den Unfrieden von Rechtspopulisten aufgrund Reaktionschwäche der Regierung (z. B. merkelsches "Aussitzen") oder Flüchtlingskriminalität (z. B. Köln oder aktueller Freiburg). Andererseits fällt letzteres zunehmend schwer. Ich sag' nur Schubladendenken. Wenn ein Flüchtling kriminell ist, sind alle Flüchtlinge kriminell - wenn man AfD-Sympathisanten diese/deren Denke um den Latz knallt (z. B.: Wenn ein AfDler rechtsradikal ist, dann sind alle in der AfD rechtsradikal), ist die Empörung ungeheuerlich. Oder dieser Fakten-Wahn. Ich habe von einem rechtspopulistisch Denkenden noch nie Fakten bekommen, entweder wurde dann von was ganz anderem geredet oder gleich die ausweichende "Gutmenschen-Keule" geschwungen. Oder diese Sucht nach Objektivität. Betrifft vornehmlich die "Lügenpresse" - ganz ehrlich: Wenn Presse und Medien "schon immer" von der Politik gesteuert worden sein sollen, warum haben die sich nicht schon früher (oder "schon immer" :rolleyes: ) darüber aufgeregt; warum erst seit der Flüchtlings- und folgender EU-Krise? Und: Wieso diese plötzliche Abhängigkeit vom Meinungsbild in Presse und Medien - eigene Meinung bilden! Oder diese AfDsche Widersprüchlichkeit - bspw. die AfD kritisiert die aktuellen politischen Entwicklungen in der Türkei, huldigt aber selbst einen Putin, der (mMn) nichts anderes ist, ein "leiserer" Erdogan.

Ich bleibe dabei, gerade im deutschen Rechtspopulismus kann ich persönlich nicht viel Ernsthaftigkeit/Glaubwürdigkeit erkennen - also im Sinne von "bescheuert", nicht von "belustigend"! :s
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Teeernte »

Uffhausen hat geschrieben:(17 Dec 2016, 16:43)


Ich möchte den populistischen Rechtsruck in Deutschland ganz bestimmt nicht kleinreden, aber zumindest gezielt hinterfragen. Der in meinem obigen Beitrag verlinkte Artikel erwähnt eben, bei Nachwahbefragungen sei herausgekommen, dass die überdeutliche Mehrheit der AfD-Wähler der Aufassung ist, dass die AfD "zwar keine Probleme löst, aber die Dinge beim Namen nennt" - wenn sie Praxis wünschen (würden), warum wählen sie dann Theorie? Dazu passend wurde mir mal erzählt, AfD-Vize Gauland hätte in einem Interview dieses Jahr mal verlauten lassen, dass die AfD Regierungsarbeit ablehne, sondern sich viel eher als politischer Richtungsweiser für die Altparteien verstünde (Stimmt das? Hat mir jemand eine Quelle?). Wenn das zutrifft, finde ich persönlich, macht die AfD ja im Grunde auch nichts anderes als "Protest via Populismus" und will nichts anderes, als Merkel, Gabriel & Co mal so richtig triezen. Obgleich nicht von der Hand zuweisen ist, dass einige AfDler von dem überzeugt und noch mehr sind, was sie so alles vom Stapel lassen.
Meine Auffassung dazu ... (hab ich auch mehrfach geschrieben)

Die AfD hat den VORTEIL genutzt - dass die Regierung (vor allem im Osten) - mit "Dekreten" / Weisungen die Leute vor den Kopf gestossen hat.

Örtliche Presse Freitag - am Samstag findet eine Infomationsveranstaltung zu Flüchtlingen statt....

Informationsveranstaltung am Samstag (15:00Uhr) : Am Sonntag (also in 23 Stunden) 14:00 Uhr kommen in Euer Kleckernest 300 Flüchtlinge in das Objekt XYZ - davon informieren "wir" (Polizei) Sie (Bewohner) hiermit.....

Wenden Sie sich zu Rückfragen an IHREN GEWÄHLTEN Volksvertreter....

Tschüss.


Mitwirkung ? Null.Null - Bürgermeister hat die WEISUNG auch seit Sonnabend 09:00 Uhr.....immerhin 6 Stunden früher.

Genau so MUSS man die Leute behandeln.....damit sie AfD wählen !

Am besten dann noch Rückwirkend (10 Jahre) den Strassenbeitrag erheben (10 - 20.000 Eu je EFH...) entgegen der Zusage (Kostenfrei).
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Uffhausen »

Teeernte hat geschrieben:(17 Dec 2016, 17:32)

Meine Auffassung dazu ... (hab ich auch mehrfach geschrieben)

Die AfD hat den VORTEIL genutzt [...]
Was meinen Sie jetzt genau mit Vorteil? Nur den Zustand, dass Leute amtlich und/oder behördlich vor den Kopf gestoßen werden? Sind die Flüchtlinge also gar kein Problem, sondern nur rein zufällig zum Spielball geworden?
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Darkfire »

Progressiver hat geschrieben:(19 Nov 2016, 01:09)

Die Fehler liegen ganz klar bei den herrschenden Politikern bzw. Eliten. Nach dem Zusammenbruch des real existierenden Kommunismus hatte Francis Fukuyama 1992 schon das "Ende der Geschichte" postuliert, da die liberale Demokratie und der Kapitalismus die Sieger der Geschichte wären. Anstatt auf eine stetige Verbesserung oder auf sozialen Ausgleich aufgrund der Globalisierung zu achten, beschworen die regierenden Politiker vor allem die Macht der Märkte als universales Allheilmittel.

Was Fukuyama betrifft, so irrte er sich schon mit der Vorgehensweise, wie er auf seine These kam. So wie Marx auf eine hegelsche Dialektik in der Geschichtswissenschaft setzte, tat dies auch dieser Politikwissenschaftler. Bei ihm waren aber das Endprodukt nicht die kommunistische Gesellschaft, sondern die liberale Demokratie. Wie man sieht, irrte er. Und dies tat Fukuyama auch, weil es keine Gesetze in der Geschichte gibt. Im Übrigen hätte ein Blick in die entferntere Geschichte genügt, um zu sehen, dass auch frühere Demokratien wie die beispielsweise die Römische Republik nicht immer welche blieben.

Diese Denke halte ich für symptomatisch für das Denken der westlichen Eliten und Politiker. Anstatt die sozialen und demokratischen Systeme zu verbessern, sonnte man sich im Glanze des Sieges über das Sowjetsystem. Man begab sich folglich aufs Glatteis, indem man die Märkte deregulierte wie seit der Großen Depression nicht mehr. Und man glaubte nur allzu gerne den Irrlehren neoliberaler Ideologen, die munter ihre "Trickle-Down-Theorie" verkündeten, nach der man angeblich nur die Steuern für die Reichen und Superreichen drastisch senken müsse, damit auch die Ärmsten etwas abbekommen würden.

Sie haben sich allerdings geirrt. Heutzutage ist die Schere zwischen den Reichen und Superreichen einerseits und dem Rest andererseits größer, als es erträglich wäre. Durch staatliche Deckelungen der Löhne für Arbeitrnehmer sank das Reallohneinkommen vieler Menschen. Einige wenige profitierten von diesem Prozess. Aber während man in den Sozialwissenschaften früher von der nivellierten Mittelstandsgesellschaft sprach, bildeten sich wieder richtig sichtbar verschiedene Schichten.

In dieser "schönen" neuen Welt haben wir es also mit einer neuen globalen Oberschicht zu tun, die in Saus und Braus leben kann. Ganz unten existiert ein Lumpenproletariat, dem das Wasser bis zum Hals steht. Diese Wutbürger sind dann der Stoff, aus dem die Trump-Wähler, AfD-Fans etc. besteht. Sie wollen vor allem zurück in Zeiten, in denen es ihnen vermeintlich besser ging. Die Mittelschichten dagegen haben Abstiegsängste und kriechen in ihrer Furcht lieber den Eliten in den Allerwertesten, passen sich der neoliberalen Herrschaftsideologie bis zur Selbstverleugnung an, weil sie glauben, ansonsten genau so wie das Lumpenproletariat zu enden. Und, last but not least, gibt es die Immigranten.

In früheren Dekaden, als die westlichen Eliten noch Angst vor dem Kommunismus hatten, mussten diese Geld abgeben, um selbst diese in die Gesellschaft zu integrieren. Jetzt, wo die kommunistische Bedrohung verschwunden ist, wollen sie das nicht mehr. Die Konsequenz ist eine totale Schleifung des Sozialstaates bei dem gerade die Unterschichten kaputt gehen. Während aber die jeweiligen einheimischen Verlierer unter den Bevölkerungen zusehends den Rechtspopulismus anhimmeln, besinnen sich die islamischen Verlierer lieber auf ihre eigenen kulturellen Wurzeln. Reaktionär sind aber sowohl die Rechtspopulisten als auch die Islamisten.

Die Lösung könnte also in einer mutigen und progressiven Politik bestehen, die die Gewinner der letzten neoliberalen Dekaden schröpft, um das Geld für soziale Projekte sowohl für Rechtspopulisten als auch für potentielle Islamisten auszugeben, damit diese besser in die Gesellschaft eingegliedert werden können. Aber dazu müsste sich zunächst einmal das Bewusstsein der Masse der Bevölkerung ändern. Stattdessen bekämpfen sich die Mittelschicht, die rechtspopulistische und islamistische Unterschicht bis aufs Blut. Das mag zwar für alle dieser drei Gruppen letztendlich schädlich sein. Die Superreichen dagegen spielen mit den ihnen untergebenen Schichten ganz klar "Teile und herrsche"). Denn solange sich diese lieber gegenseitig bekämpfen als die wahren Ursachen ihrer Misere zu erkennen, werden die kapitalistischen Gewinner immer reicher werden, während der Rest der Bevölkerung in die Röhre glotzen darf.
Im Angesicht dessen, wie dumm sich hier einige ganz absichtlich stellen um so richtig schön ihren Hass und Wut ausleben zu dürfen, um sich ja nicht von Fakten und Tatsachen beeinflussen zu lassen, ist es schön daß auch manche die Tatsachen erkennen können. :thumbup:
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Darkfire »

Christian12 hat geschrieben:(20 Nov 2016, 11:50)

Vielleicht ist der Westen gar nicht mehr so liberal als er sich vormacht?
Diese extremen Auswüchse dessen, was Du Populismus nennst,
die in fast der gesamten westlichen Welt zurzeit sichtbar werden,
Soso der böse Westen mal wieder gut die Tatsachen verdreht.
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Darkfire »

Adam Smith hat geschrieben:(20 Nov 2016, 12:30)

Das würde mich auch interessieren. Die Staatsverschuldung ist sowohl in den USA als auch in Grossbritannien seit dem Jahr 2008 stark angestiegen. Der Brexit und die Wahl von Trump dürfte für eine noch höhere Staatsverschuldung in diesen Ländern sorgen. Was wird denn nun vorgeschlagen?
Warum sollte jemand der die Tatsachen sieht auch die Lösung dafür haben ?
Wenn einer im abstürzenden Flugzeug ruft das Flugzeug stürzt ab, warum sollte es seine Glaubwürdigkeit erschüttern wenn er dafür nicht spontan eine Lösung präsentieren kann ?
Lustig auch das man denkt es gibt dafür ne einfache Lösung der man nur folgen muss und schon wird alles gut ?
Ist das gerade nicht der Kern des Populismus daß man hier den Führern hinterherspringt welche die einfachen Lösungen versprechen ?
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von schokoschendrezki »

Uffhausen hat geschrieben:(17 Dec 2016, 16:43)

Naja, Ungarn ist Ungarn, Deutschland ist Deutschland. So wie Sie es beschreiben, sind die Umstände und Entwicklungen in Ungarn ja kaum mit selbigen in Deutschland zu vergleichen - aktuell herrscht vielleicht eine gewisse Gleichschaltung vor, aber wohl nur "aus gegebenem Anlass" (u. a. Flüchtlingskrise).
Die Diskussion um kollektive Identität (siehe "deutsche Leitkultur") wird in Deutschland ebenso geführt. Und das (abstrakte) populistische Prinzip ist ähnlich: Erfinde ein Bedürfnis und gleichzeitig die Arznei dafür. Oder einen Missstand und gleichzeitig das Mittel dagegen. In der Realität werden sich fast immer herauspickbare Einzelfälle finden lassen, die belegen: Seht ihr! Seht ihr!
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Teeernte »

Uffhausen hat geschrieben:(17 Dec 2016, 18:39)

Was meinen Sie jetzt genau mit Vorteil? Nur den Zustand, dass Leute amtlich und/oder behördlich vor den Kopf gestoßen werden? Sind die Flüchtlinge also gar kein Problem, sondern nur rein zufällig zum Spielball geworden?
An und für sich sind die Flüchtlinge wirklich nicht das Problem..... (Dass weis doch JEDER)

...warum kommt man (Einwohner ...und Flüchtlinge untereinander) selbst in den Brennpunkten mit denen aus ? (zB. In den grossen Lagern der Türkei ?)

1. Fehlende Selbstorganisation der Flüchtlinge ...... Selbstverwaltung, Ärzte, Lehrer... bis hin zu Küche und Reinigungsdienst...

2. Fehlendes "Geschäft" mit Flüchtlingen für den "kleinen MANN/Frau" - Privatunterbringung prüfen - die 40 Eu pro Person kann man einzeln auch privat ausschütten .....maximal eine Familie bis zu 5 Personen bei einem Unterkunftserbringer - keine PRIVATEN Grossunterkunftserbringer....
Übernahme von (bezahlter) Patenschaft...
Schulunterricht auch durch befähigte Quereinsteiger oder Lehrer in Rente ab dem ersten Tag......


Aber - nein - man setzt auf Kommando-Wirtschaft. Macht Jobs für wenige Glücksritter... HotelLobbyismus.
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von harry52 »

Darkfire hat geschrieben:Ist das gerade nicht der Kern des Populismus daß man hier den Führern hinterherspringt welche die einfachen Lösungen versprechen ?
Ja und es ist es noch einen Tick anders.
Die meisten Wähler populistischer linker und rechter Parteien, geben bei Befragungen offen zu, dass sie nicht einmal glauben, dass die von ihnen Gewählten es besser machen. Hier geht es hauptsächlich darum, den Etablierten einen Denkzettel zu verpassen.
"Gut gemeint" ist nicht das Gleiche wie "gut gemacht".
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Uffhausen »

harry52 hat geschrieben:(18 Dec 2016, 23:30)

Die meisten Wähler populistischer linker und rechter Parteien, geben bei Befragungen offen zu, dass sie nicht einmal glauben, dass die von ihnen Gewählten es besser machen. Hier geht es hauptsächlich darum, den Etablierten einen Denkzettel zu verpassen.
Bemerkenswert hierbei finde ich immer wieder, dass sehr viele dieser "Protestwähler" sehr gute Argumente abliefern, weswegen sie die etablierte Politik in Frage stellen. Z. B. höre ich immer wieder, dass das Geld, welches für Flüchtlinge und -hilfe bereitgestellt wird, doch stattdessen lieber für Sanierungen von Straßen und Schulen/Kindergärten/öffgentlichen Gebäuden ausgegeben werden sollte - ich kann dem absolut nicht widersprechen, muss sogar zustimmen. Gerade bei uns in der Stadt sind Ende 2015/Anfang 2016 unter erheblichem Kostenaufwand u. a. mehrere leerstehende Fabrikgebäude zu Flüchtlingsunterkünften ausgebaut worden. jetzt - Ende 2016 - stehen viele dieser Einrichtungen wieder leer. Dafür befinden sich aufgrund fehlender Sanierungsgelder (Brandschutz) mittlerweile zwei Kindergärten auf der Schließungsliste , die dringend notwendige Erweiterung einer Grundschule wurde bis auf weiteres verschoben, die anstehende millionenschwere Sanierung des Gymnasiums ist wegen Kostensteigerungen ein Streithema übelsten Ausmaßes im Gemeinderat. Museen leiden unter Sanierungsstau (auch Brandschutz), die stetig steigende Anzahl der Hochschulstudenten beklagen fehlenden/bezahlbaren Wohnraum und Parkmöglichkeiten.
Abgesegnet wurde aber dafür u. a. die fragwürdige Umwandlung unseres Marktplatzes (seit über 60 Jahren Parkplatz) zur Fußgängerzone mit Installation einer überdimensionalen Sonnenuhr als Platzgestaltung - weil staatlich mitfinanziert. Aber kein Bürger braucht's, kaum einer will's.

Ich habe in Unterhaltungen mit Pegida- und AfD-Sympathisanten sehr häufig zu hören bekommen, dass die Flüchtlinge an allem Schuld seien; wenn wir die (dank Merkel) nicht hätten und versorgen müssten, wäre Geld vorhanden für Schulen, Straßen usw. Das war für mich in erster Linie verständlich - aber ich musste genauer nachfragen. Schließlich hatten wir diese Mängel auch schon vor den Flüchtlingen und es wurden keine Anstalten gemacht, diese zu beseitigen - warum hätte man jetzt damit anfangen sollen; welchen Beweis gibt es, dass - wenn in Syrien & Co alles friedlich geblieben wäre, wenn Europa nicht von einer Flüchtlingwelle heimgesucht worden wäre - Geld in die Hand genommen worden wäre, um Schulen & Straßen zu sanieren, um sozialen Wohnungsbau zu fördern usw.? KEINEN! Es wäre wohl alles beim Alten geblieben. Man hätte um fehlendes Geld gejammert und um vorhandenes Geld gestritten, in gewohnter, etablierter Weise.
Ich habe anschließend erwähnen müssen, dass die AfD bewiesenermaßen den Kampf gegen Flüchtlinge/Islamismus HÖHER bewertet, als z. B. Sanierungsstau in Deutschland. Garantiert die Beschneidung/Aussetzung von Grundrechten oder ein Verbot von Kopftüchern und Minaretten sanierte Schulen, schlaglochfreie Straßen, bezahlbaren Wohnraum usw? NEIN! Warum? Weil das eine mit dem anderen gar nicht zutun hat. Naja - in Regel wurde ich hernach wüst beschimpf oder musste mir sonstwelche Unterstellungen anhören. Egal. Darum geht es ja nicht.

Insagesamt frage ich mich tw., ob wirklich Populismus allgemein das Problem ist - den und "Protestwahlverhalten" gab es ja schon immer und wird es auch immer geben, in den verschiedensten Grundlagen und Qualitäten. Problematischer finde ich eher diese zunehmende "bewusste Dummstellung" (die vielleicht erst in den heutigen populistisch-geprägten Zeiten deutlich wird) in der Gesellschaft. Andererseits, so dumm scheinen viele gar nicht zu sein, wenn sie schon vorher wissen, dass die AfD/Populismus nichts ändern wird. Sie wählen es aber trotzdem - was ist das? Schlicht Verantwortungslosigkeit? :?:
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Hyde »

Teeernte hat geschrieben:(16 Dec 2016, 23:25)

Die Leute merken - dass sie nur belogen werden
Solange ich denken kann, wurde schon immer auf die Politik geschimpft. Das allein erklärt nicht, warum ausgerechnet jetzt der Rechtspopulismus so auf dem Vormarsch ist.
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Teeernte »

Hyde hat geschrieben:(22 Dec 2016, 16:53)

Solange ich denken kann, wurde schon immer auf die Politik geschimpft. Das allein erklärt nicht, warum ausgerechnet jetzt der Rechtspopulismus so auf dem Vormarsch ist.
.....die anderen Parteien hat der Wähler "probiert"....nun haben wir fast alles "durch".

Lehre daraus >>

Grüne marschieren gern in den Krieg.

Sozialdemokraten kürzen gern die Rente, das Arbeitslosengeld und erhöhen die Beiträge zur Sozialkasse für Arbeitnehmer ....und organisieren den Betrug >> VW Riester, VW Abgas, VW Hartz, VW Leih-arbeit....

Wir zahlen für Trittins Parteifilz jede Menge "Eis".....(Energiepreissteigerung: Jürgen Trittins Eiskugel für 355 Euro)

...und die CDU produziert jede Menge UN-Sicherheit.


Da sollte man die Regierenden bei den Eiern packen - und das Geld kürzen ....... wenns auch erstmal der "Wähler - Euro" ist.
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Gaius »

Uffhausen hat da einen interessanten Kommentar abgegeben.:
WAS erwartet denn der Wähler.?
Wenn er Steuern bezahlt und geknebelt wird durch alle möglichen Vorschriften --
-- und dauernd hört, daß für die Turnhallen und Straßen und Brücken kein Geld da ist --
und plötzlich sind für die Flüchtlinge sehr viel Geld und Engagement da.:

WAS soll der Wähler dann denken:?

Klar.: Er fühlt sich veräppelt ( um es freundlich auszudrücken )

WAS machen aber jetzt die etablierten Parteien.?
Sie stellen denjenigen, der die oben beschriebene Situation beschreibt, in die *rechte Ecke*.
Und.:
Man mag es glauben oder nicht.:
Schwupp-di-wupp ist auch eine Partei da, die diese Wünsche nach Straßen, Brücken und Turnhallen aufnimmt.
Von seiten der Alt-Parteien ist es eine Doppel-Strategie.:
*Du willst, daß wir das Geld für deine Straßen ausgeben -- und nicht für Flüchtlinge.? Du bist rechts.!*

Mal im Ernst.:
So schafft man *rechte Populisten* -- wo vorher keine da waren.
Der Erfolg der AfD, die VOR dem 4 Sept. 2015 lediglich 2-3% hatte, kommt nicht von ungefähr.!

Nach mM hat erst Merkel die AfD groß gemacht. Sie hat diese kleine, im verschwinden begriffene Partei erst wieder zum Leben erweckt.
Für nichts anderes im Leben ist so viel Böses geschehen -- als für das sogenannte Gute. G.B.Shaw
Mahmoud

Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Mahmoud »

lat: "Populus" = das Volk, die Menge.

Populismus ist demnach, die Meinung des Volkes umzusetzen, also :"Demokratie in ihrer reinsten Form.

Ursprünglich war Populismus nichts Schlechtes!
Den negativen Beigeschmack dieses Wortes haben wir denjenigen zu verdanken, die das Volk als dumm und unfähig ansehen ( den sogenannten "Eliten" (würg, was für ein Wort) ), denn wer die Meinung des dummen Volkes umsetzt, der kann ja entweder selbst nur dumm sein, oder, schlimmer noch: Ein hinterhältiger Bauernfänger!
Wenn Populismus demnach heißt, "denen da oben" zu misstrauen, dann leben wir hoffentlich in einer Zeit des Populismus.

Hyde hat geschrieben:(14 Nov 2016, 00:31)


Leben wir in einem neuen Zeitalter des Populismus?
Wenn man meine Ausführung gelesen und verstanden hat, dann zeugt allein schon diese Frage von einer großen Arroganz und Abgehobenheit. Auf "Populismus" schimpfen nur die "da oben", die so langsam ihre Felle davon schwimmen sehen. Die, die "das Volk " für dumm und ungebildet halten und dessen Meinung für minderwertig.
Das ganze Geschimpfe und Gezetere über den schlimmen :p Populismus bewirkt das genaue Gegenteil: Wer über Populismus und "Populus" schimpft, der offenbart seine Arroganz und zeigt gerade damit, daß Populismus gerechtfertigt ist.

Klar soweit?
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Gaius »

Jaaa... Mahmoud.: Sehr richtig.:

Lateinisch.: Populus -- das Volk.
d.h.:
*Populisten* fordern das, was das Volk will. ( ihrer Meinung nach )
Aber auch.:
Alt-griechisch.: o demos -- das Volk
d.h.:
*Demo--kraten* wollen das Volk herrschen lassen. ( Alt-griechisch.: kratein -- herrschen )
~~~~~~~~~~~~~
Bis dahin.
Und jetzt, etwas sophistisch.:
Was ist, wenn Populisten und Demokraten verschiedene, entgegengesetzte Zielsetzungen haben.?

So viel zur Sprachregelung ...
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Uffhausen »

Mahmoud hat geschrieben:(23 Jan 2019, 23:07)
Populismus ist demnach, die Meinung des Volkes umzusetzen, also :"Demokratie in ihrer reinsten Form.
Und warum macht das Volk dann seine Meinung missverständlich(*) kund - und beklagt sich hinterher, dass nur missverständliche Politik bei rauskommt?

(*) = Bspw. an einer Demo gegen Flüchtlinge teilnehmen und u. a. Transparente hochhalten mit unmissverständlichen Aussagen wie bspw. "Ausländer raus!". Das sagt der Regierung nur, dass da jemand fremdenfeinlich ist und folglich sieht sie es als ihre Pflicht an, dgegen anzukämpfen.

Tatsächlich meint aber "Ausländer raus!" aber vielleicht was ganz anderes: Z. B. Saniert unsere Schulen, Kindergärten, Straßen! Sichert unsere Renten, senkt unsere Mieten, bildet unsere Kinder besser! Usw. Woher soll die Politik davon wissen, wenn man es ihr nicht sagt und ihr nur ein "Ausländer raus!" vor die Nase hält?

Warum bekommt man eher und sofort Menschen auf die Straße, wenn es darum geht, gegen oder für Ausländer zu demonstrieren und warum bekommt man kaum jemand bis niemand auf die Straße, wenn es darum geht, die ständig steigenden Lebenshaltungskosten in den (bezahlbaren!) Griff zu bekommen? Warum meinen so viele Menschen, mit bspw. einem "Ausländer raus!" wäre ALLES gesagt?

Das Volk macht was falsch - nicht die Politik! Das Volk bestimmt in einer Demokratie über die Politik. Und wenn das Volk falsch bestimmt, dann kann hinterher auch nur falsche Politik rauskommen! Was jetzt nicht heißt, dass ich mich persönlich für eine bestimmte Partei aussprechen will oder andere von einer bestimmten Partei überzeugen will. Ich will nur sagen, dass ein paar Keuzchen alle paar Jahre einfach nicht ausreichen! Wenn wir uns damit begnügen, geben wir der Politik ja erst die Möglichkeit zu machen, was SIE will und eben nicht, was WIR wollen!
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Gaius »

Ich glaube eher, daß die Politik was falsch macht -- und nicht das Volk.
Ich habe viele Länder kennengelernt.
IdR hatten die *normalen Menschen* auch den dazugehörenden *normalen Menschenverstand*,
-- Auf Englisch so schön übersetzt mit *common sense*

Nach meiner Wahrnehmung hat nicht nur in DEU sondern auch in allen anderen Ländern die Politik eine Art Eigenleben entwickelt, das sich oft nicht nachvollziehen läßt.
... und irgendwie über der Wirklichkeit hinweg schwebt
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Quatschki »

Das herkömmliche Konzept scheint ja doch so zu sein, dass eine Elite eine Agenda entwickelt, die sie dann dem Wahlvolk "verkauft". Deshalb wirken deren Politiker oft auch wie Verkäufer und ihre Werbemethoden wie Marketing.
Das Gegenkonzept dazu ist das, was heutzutage mit dem Kampfbegriff "Populismus" umschrieben wird:
Die Ablehnung der oben beschiebenen Politik führt zu Sammelbewegungen. Diese bringen Menschen hervor, die sie zu ihren Sprechern machen. Und die werden dann von den anderen als Populisten bezeichnet, obwohl sie die Demokratie zu ihren Wurzeln zurückführen
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
Mahmoud

Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Mahmoud »

Quatschki hat geschrieben:(24 Jan 2019, 14:50)

Das herkömmliche Konzept scheint ja doch so zu sein, dass eine Elite eine Agenda entwickelt, die sie dann dem Wahlvolk "verkauft". Deshalb wirken deren Politiker oft auch wie Verkäufer und ihre Werbemethoden wie Marketing.
Das Gegenkonzept dazu ist das, was heutzutage mit dem Kampfbegriff "Populismus" umschrieben wird:
Die Ablehnung der oben beschiebenen Politik führt zu Sammelbewegungen. Diese bringen Menschen hervor, die sie zu ihren Sprechern machen. Und die werden dann von den anderen als Populisten bezeichnet, obwohl sie die Demokratie zu ihren Wurzeln zurückführen
Gut gesagt! :thumbup:
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von BingoBurner »

Hyde hat geschrieben:(14 Nov 2016, 00:31)


Leben wir in einem neuen Zeitalter des Populismus?

Und was sind die politischen und gesellschaftlichen Ursachen dieses aufstrebenden modernen Populismus? Identitätsverlust aufgrund immer schnellerer Globalisierung? Spätfolgen der weltweiten Finanzkrise? Terrorismus-Ängste? Soziale Abstiegsängste (aber gab es die nicht schon immer)? Eine Folge der vernetzten Welt und des daraus folgenden 24/7 Krisenjournalismus? Propagandaaffinität von sozialen Medien? Verachtung der politischen Elite und "des Systems" (aber warum genau)? Demokratie-Müdigkeit? EU-Skepsis? Folgen von denographischen Entwicklungen ("Diktatur der Alten") oder von Bildungsversäumnissen?

Und warum haben wir es hier mit einem überregionalen Phänomen zu tun? D.h. ein Phänomen, das nicht nur in einigen wenigen Staaten zu beobachten ist, sondern aktuell Aufwind in mehr oder minder jedem Land des liberalen Westens erfährt?

Ein Begriff, bringt es ziemlich auf den Punkt.

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Die Ironie daran ist, das Trump diesen Begriff populär gemacht hat.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zählen immer weniger. Man kann ja googeln..........
Das perfide daran ist.........es verkennt vollkommen die Mühe, die Arbeit, ja selbst das Naturwissenschaften vom Irrtum leben.

Es geht n den Naturwissenschaften nicht um die Wahrheit. Da können sich die Religionen streiten.
Was ist messbar, wo besteht eine Kausalität und warum...?

Hätte ich vor 30 Jahren geschrieben......ehy es ist klüger sich beim Auto fahren anzuschnallen....

Du findest dort die selben Debatten.

......DAS SCHRÄNKT MEINE FREIHEIT EIN......
......DAS IST TOTAL AN DEN HAAREN HERBEIGEZOGEN....
......DAS IST WILLKÜR UND UNDEMOKRATISCH......

Heute, kräht kein Hahn mehr danach
Dont take your organs to heaven !
Heaven knows we need them here !

Dinge, die Impfgegner sagen : https://www.facebook.com/impfgegnerzitate/

Sleep On The Floor https://www.youtube.com/watch?v=v4pi1LxuDHc
Uffhausen
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Uffhausen »

Gaius hat geschrieben:(24 Jan 2019, 14:29)

Ich glaube eher, daß die Politik was falsch macht -- und nicht das Volk.
Es besteht aber - in einer Demokratie - eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen Volk und Politik. In einer Monarchie oder Diktatur sind Volk und Politik unabhängig voneinander.

Wenn in einer Demokratie die (gewählte) Politik was falsch macht, dann ist das (wahlberechtigte) Volk im Grunde dafür verantwortlich - man könnte jetzt läppisch sagen, es hat einfach die Falschen gewählt und beim nächsten mal wählt es halt die Richtigen. Das ist am einfachsten - und am dämlichsten. Weil, es ist in der Regel ein mehrjähriges Zeitfenster zwischen den Wahlen - warum es nicht nutzen und die Politik kontrollieren und ggf. korrigieren? Oder hat etwa nur die Oppositions-Politik ein Anrecht dazu? Gibt es ein Gesetzt, dass dem (gesamten) Volk politisches Interesse und folgend politische Aktivität zwischen den Wahlen untersagt?

Erst, wenn das (gesamte) Volk auch zwischen den Wahlen politisch interessiert ist und folglich politisch aktiv wird und die (gewählte) Politik dies vielleicht allerhöchstens zur Kenntnis nimmt, sie aber evt. Handlungsbedarf ablehnt, DANN kann man deine obigen Worte anwenden, weil dann sind sie berechtigt, weil bewiesen.
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von watisdatdenn? »

Uffhausen hat geschrieben:(25 Jan 2019, 00:03)
Gibt es ein Gesetzt, dass dem (gesamten) Volk politisches Interesse und folgend politische Aktivität zwischen den Wahlen untersagt
Wenn pegida dieses nutzt mit vernünftigen Forderungen (z.B. Einwanderung nach kanadischem Vorbild) haben wir ja gesehen wie vernünftig und sachlich das durch die etablierte Politik angenommen wurde...
odiug

Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von odiug »

watisdatdenn? hat geschrieben:(14 Nov 2016, 14:59)

Wenn man auf die Leute hören würde, gäbe es diese populistischen Strömungen nicht.

Beispiele: "vorläufiges" CETA \ dublin abkommen wird ignoriert \ deutsches militär in Syrien \ NSA \ drohnenangriffe aus Rammstein \ alleiniges gesetzesinitiativrech eu-kommission \ kein ausweisen abgelehnter flüchtlinge \ falsches messen der autoabgase...
Ich könnte hier noch länger weitermachen..

Es ist einfach:
Wenn die Politik weniger scheiß baut, gibt es weniger Populismus.
Weist du, das lustige ist, so wie du das schreibst, gebe ich dir sogar recht.
Nur die Schlüsse, die Populisten und deren Anhänger daraus ziehen, sind für mich falsch.
CETA + Sozial- , Umweltgesetzgebung und Arbeitsrecht. und nicht allein konzentriert auf Warenhandel und Finanzwirtschaft.

Dublin muss erweitert werden durch eine solidarische Verteilung der Flüchtlinge auf die gesamte EU.
Es kann nicht angehen, die Flüchtlinge einfach auf die Südstaaten abzuschieben.

Kein deutsches Militär in Syrien, aber mehr Hilfsorganisationen und deutsche Schiffshospitäler vor der syrischen Küste.

Verbot von Drohnenkrieg in Ramstein.

Stärkung des EU Parlaments bei der Gesetzgebung in Europa, eigener Haushalt für EU Projekte und parlamentarisches Hoheitsrecht für Straßburg, EU Kommission muß vom Parlament bestätigt werden.

Ein echtes Einwanderunsrecht und Reform des Staatsbürgerrechts, Spurwechsel für gut integrierte Asylbewerber, Abschaffung des Arbeitsverbots für geduldete nach UN Flüchtlingskonvention, Punktesystem bei Asylbewerbern, dass diese auch direkt spüren, dass ihre Integrationsbemühungen Früchte tragen.

Richtiges messen der Umweltverschmutzung in den Städten, nicht nur Sticköxide, sondern auch Feinstaub, Kohlenwasserstoffe, Lärm und Streß für die Anwohner, und offentliche Alternativen zum individualverkehr + Geschwindikeitsbegrenzungen und auch Leistungslimits für PKWs.

Auch ich könnte weiter machen.
Uffhausen
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Uffhausen »

watisdatdenn? hat geschrieben:(25 Jan 2019, 07:51)

Wenn pegida dieses nutzt mit vernünftigen Forderungen (z.B. Einwanderung nach kanadischem Vorbild) haben wir ja gesehen wie vernünftig und sachlich das durch die etablierte Politik angenommen wurde...
Ich persönlich behaupte nicht, dass die politischen Ansichten und Forderungen von Pegida und AfD allesamt pfui, gesellschaftsspaltend, fremdenfeindlich und undemokratisch sind - über vieles, was von deren Seite kommt, sollte man auch mal entspannt nachdenken, weil es eine Berechtigung und Glaubwürdigkeit besitzt, anstatt sie automatisch in die Nazi-Schublade zu verfrachten.

Problem ist: Pegida und AfD verkaufen sich so unsagbar schlecht! Warum rufen sie die Leute zu Demos auf, wenn bspw. wieder mal ein Flüchtling einen Deutschen tötet - warum nicht auch um gegen die steigenden Mietpreise zu demonstrieren, gegen den Sanierungsstau bei öffentlichen Einrichtungen, gegen Ungleichvergütung zwischen Ost und West usw. Einfach gegen alles, was SONST AUCH NOCH schief und falsch in unserem Lande läuft?
Davon hört man von deren Seiten einfach rein gar nichts; die AfD hat vielleicht in ihren Parteiprogrammen was entsprechendes, aber die gehen damit nicht öffentlich "hausieren", schimpfen nur vorrangig gegen die Flüchtlinge, den Islam oder die merkelsche Politik. Es ist demnach kein Wunder, dass sie in die rechte Ecke gedrängt werden, es lässt sich ja nichts wirklich gegenteiliges sagen! Und anstatt, dass Pegida und AfD diesen Eindruck korrigieren, jammern sie kläglich und spielen die unschuldigen Opfer. Ich persönlich will keine Heulsusen im Reichstag sehen - für sowas haben wir schließlich das Dschungel-Camp!

Und dasselbe Szenerio lässt sich zunehmend bei den Linken beobachten; die kopieren die Verhaltensweisen der Rechten und ersetzen deren Inhalte lediglich mit den ihrigen - die aber nicht weniger an dem, was sonst noch schief und falsch in unserem Lande läuft, vorbeidriften.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
Mahmoud

Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Mahmoud »

[quote="Uffhausen
Problem ist: Pegida und AfD verkaufen sich so unsagbar schlecht! Warum rufen sie die Leute zu Demos auf, wenn bspw. wieder mal ein Flüchtling einen Deutschen tötet - warum nicht auch um gegen die steigenden Mietpreise zu demonstrieren, gegen den Sanierungsstau bei öffentlichen Einrichtungen, gegen Ungleichvergütung zwischen Ost und West usw. Einfach gegen alles, was SONST AUCH NOCH schief und falsch in unserem Lande läuft?
.[/quote]

Wenn man die Gewalt von Flüchtlingen abstellen will: Dagegen kann man etwas tun: Einfach Keinen mehr reinlassen.

Gegen Mietsteigerung kann man im Grunde Nichts tun. Das ist systembedingt. Wollen wir wetten, daß auch in den nächsten zehn Jahren die Mieten nicht sinken werden? Trotz Demonstrationen!

Eine Demo gegen Mietsteigerung ist nichts weiter als ein Beruhigungsmittel. Man kann sich auf die Schulter klopfen und sagen: Ich habe etwas getan... :D

Warum sollte sich die AfD oder Pegida an solch nutzlosen Dingen beteiligen?
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Progressiver »

Mahmoud hat geschrieben:(25 Jan 2019, 13:08)


Wenn man die Gewalt von Flüchtlingen abstellen will: Dagegen kann man etwas tun: Einfach Keinen mehr reinlassen.

Gegen Mietsteigerung kann man im Grunde Nichts tun. Das ist systembedingt. Wollen wir wetten, daß auch in den nächsten zehn Jahren die Mieten nicht sinken werden? Trotz Demonstrationen!

Eine Demo gegen Mietsteigerung ist nichts weiter als ein Beruhigungsmittel. Man kann sich auf die Schulter klopfen und sagen: Ich habe etwas getan... :D

Warum sollte sich die AfD oder Pegida an solch nutzlosen Dingen beteiligen?
Doch. Natürlich hilft es, gegen die Mietsteigerungen zu protestieren. Im Idealfall kann man auch die Politik unter Druck setzen, dass mehr sozialer Wohnungsbau betrieben wird. Wenn dann noch zusätzlich zwar gewaltfrei, aber renitent demonstriert wird und es immer wieder zu Massendeomonstrationen kommt, kann die Politik das nicht ignorieren. Eine gewisse Beharrlichkeit ist jedenfalls von Nutzen. Die Medien stürzen sich nämlich auch lieber auf tausend Pegida-Fans und skandalisieren das. Wenn dagegen 300.000 vernünftige Bürger für bezahlbare Mieten und mehr Wohnraum protestieren, dann wird eher weggeguckt, da der Skandalisierungseffekt nicht da ist.

Was das Thema "Populismus" betrifft: Heutzutage wird dieser Begriff vor allem so gebraucht, dass irgendwelche Politiker sich vermeintlich volksnah geben. Um Profil zu gewinnen, hat beispielsweise die rechtspopulistische CSU alles getan, um das "christliche Abendland" zu schützen. Markus Söder hat ja beispielsweise überall in den Amtsstuben Kreuze aufhängen lassen, weil er meinte, so dem Volk nach dem Mund reden zu können. Die Konsequenzen sind bekannt: Selbst die christlichen Kirchen protestierten. Die CSU hat die absolute Mehrheit in Bayern verloren.

Und was die AfD betrifft: Diese ist vor allem eine Partei von Rattenfängern, die nichts außer Hass und Angstmache kennen. Wären sie wirklich volksnah, dann wären ihnen die tatsächlichen Probleme vieler Deutscher nicht egal. Sie suggerieren den Wählern: Wenn nur die ganzen Ausländer weg wären, dann wäre Deutschland das Paradies auf Erden. Die EU wollen sie auch nicht. Und auch nicht den Euro. Im Endeffekt träumen sie wohl von einem ausländerfreien, autarken Deutschland. Das hat aber zuletzt nicht einmal Hitler geschafft. Selbst sein Regime brauchte russische Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter etc. Und letztendlich ging es in größtmöglichem Schrecken unter.

Und auch, was das Parteiprogramm der AfD so hergibt, zeigt vor allem, dass sie eine dem eigenen Volk gegenüber kaltherzige Partei ist. Steuersenkungen für Millionäre kann sie noch anbieten. Aber der Rest muss in die Röhre gucken, wenn beispielsweise das Gesundheits- und Sozialsystem vollkommen privatisiert bzw. abgeschafft wird. Da ist selbst die FDP weniger neoliberal und antisozial eingestellt. Gruselig!
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Uffhausen »

Mahmoud hat geschrieben:(25 Jan 2019, 13:08)

Wenn man die Gewalt von Flüchtlingen abstellen will: Dagegen kann man etwas tun: Einfach Keinen mehr reinlassen.
Und wie stellt man die Gewalt von Deutschen ab - einfach die ganze Bande aus dem Land werfen, hm? :rolleyes:
Gegen Mietsteigerung kann man im Grunde Nichts tun. Das ist systembedingt.

Aha. :x
Eine Demo gegen Mietsteigerung ist nichts weiter als ein Beruhigungsmittel. Man kann sich auf die Schulter klopfen und sagen: Ich habe etwas getan... :D

Warum sollte sich die AfD oder Pegida an solch nutzlosen Dingen beteiligen?
Eine Anti-Flüchtlingsdemo ist nicht weniger ein Beruhigungsmittel, für Leute, sich auf die Schulter klopfen wollen und die Basis dieser Nutzlosigkeit strebt nach Macht...
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von think twice »

watisdatdenn? hat geschrieben:(25 Jan 2019, 07:51)

Wenn pegida dieses nutzt mit vernünftigen Forderungen (z.B. Einwanderung nach kanadischem Vorbild) haben wir ja gesehen wie vernünftig und sachlich das durch die etablierte Politik angenommen wurde...
Pegida geht gegen die Islamisierung im Osten auf die Strasse (das Vaterland haben sie nicht überzeugt) und ich wüsste auch nicht, dass wir eine Einwanderung nach kanadischem Vorbild anstreben.
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Mahmoud »

Uffhausen hat geschrieben:
Aha. :x


.
Vielleicht bedarf es einer Erläuterung. Obwohl ich denke, das die Sache eigentlich auch so klar ist.... :)

Wir reden jetzt also von Mieten in Städten. Eigentumswohnungen sind mittlerweile extrem teuer geworden ( Übrigens vor allem deshalb, weil die europäische Zentralbank die Politik des billigen Geldes durchzieht. Der durchschnittliche Sparer mit ein wenig Vermögen bekommt keine Zinsen mehr, weshalb die Nachfrage nach "Betongold" steigt. Ist aber nichts Neues... Mit ein wenig Zynismus könnte man also behaupten: Alleine die Tatsache, daß die AfD der EU gegenüber sehr kritisch eingestellt ist, macht sie zum glaubhaften Kämpfer gegen hohe Mieten... ;) )
Wenn ich mir für viel Geld eine Eigentumswohnung kaufe, um sie zu vermieten, dann steigt natürlich zwangsläufig auch die Miete, denn man will ja noch Etwas dran verdienen ( das meine Ich mit " systembedingt") Der Eigentümer wird sich nicht zu Mieten zwingen lassen, die ihn keinen Gewinn mehr erwirtschaften lassen. Deshalb sind ja auch die bisherigen Maßnahmen ( Mietpreisbremse ) ins Leere gelaufen.
Und zum sozialen Wohnungsbau: Wohin sollen sie denn gebaut werden, die sozialen Wohnungen? Ein großer Teil der deutschen Städte ist mittlerweile so verdichtet, daß es nur noch Platz in der Peripherie gibt.

Also: Warum sollte die AfD bzw. PEGIDA gegen hohe Mieten demonstrieren bzw. dazu aufrufen?
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Uffhausen »

Mahmoud hat geschrieben:(27 Jan 2019, 19:50)

Vielleicht bedarf es einer Erläuterung. Obwohl ich denke, das die Sache eigentlich auch so klar ist.... :)
Es wird alles seine Richtigkeit haben, was du aufgeführt hast - aber: Es wird heute anders gebaut, als bspw. noch vor ~50 Jahren. Überlege mal, was vor 50 Jahren noch Standart war und was dagegen heute Standart ist.

Der vierstöckige 60er-Jahre Wohnblock, in dem ich wohne, hat keinen Aufzug, keine Wärmeisolierung und keine Tiefgarage und meine Toilette hat kein Fenster, keine Heizung und kein Handwaschbecken (weil sie sich nicht im Bad, sondern separat in der Wohnungsmitte befindet). Ich kann mir meine (seit Jahren relativ stabile Miete sehr gut leisen.
Ich kenne viele Leute, die sind eben diese modernen Mehrparteienhäuser gezogen, erfreuen sich an der Bequemlichkeit eines Aufzugs, an einer im Winter (minimal!) wärmeren Wohnung, dass sie nicht mehr ständig einen Parkplatz suchen müssen und sonstigem Schnick-Schnack - dafür stöhnen sie unter immensen Mietkosten oder regelmäßigen -steigerungen, nebst unabhängig davon gleichzeitig ständig steigenden Nebenkosten. Teilweise gibt es sogar Klimaanlagen - auch so ein (kostenintensiver!) Quatsch, der erst notwendig wurde aufgrund des Isolierungswahns; im Sommer sei es aufgrund des Wärmestaus ansonsten kaum in den Wohnungen auszuhalten.
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Mahmoud

Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von Mahmoud »

Uffhausen hat geschrieben:(27 Jan 2019, 22:57)

Es wird alles seine Richtigkeit haben, was du aufgeführt hast - aber: Es wird heute anders gebaut, als bspw. noch vor ~50 Jahren. Überlege mal, was vor 50 Jahren noch Standart war und was dagegen heute Standart ist.

Der vierstöckige 60er-Jahre Wohnblock, in dem ich wohne, hat keinen Aufzug, keine Wärmeisolierung und keine Tiefgarage und meine Toilette hat kein Fenster, keine Heizung und kein Handwaschbecken (weil sie sich nicht im Bad, sondern separat in der Wohnungsmitte befindet). Ich kann mir meine (seit Jahren relativ stabile Miete sehr gut leisen.
Ich kenne viele Leute, die sind eben diese modernen Mehrparteienhäuser gezogen, erfreuen sich an der Bequemlichkeit eines Aufzugs, an einer im Winter (minimal!) wärmeren Wohnung, dass sie nicht mehr ständig einen Parkplatz suchen müssen und sonstigem Schnick-Schnack - dafür stöhnen sie unter immensen Mietkosten oder regelmäßigen -steigerungen, nebst unabhängig davon gleichzeitig ständig steigenden Nebenkosten. Teilweise gibt es sogar Klimaanlagen - auch so ein (kostenintensiver!) Quatsch, der erst notwendig wurde aufgrund des Isolierungswahns; im Sommer sei es aufgrund des Wärmestaus ansonsten kaum in den Wohnungen auszuhalten.
Ja ja, mag ja Alles sein..... Das ist aber nicht das Thema! Das Thema ist immer noch deine Behauptung, daß sich die AfD schlecht verkaufe u.A. deshalb, weil sie nicht zu Demonstrationen gegen z.B. hohe Mietpreise aufruft.

Ich behaupte, gegen hohe Mietpreise zu demonstrieren ist fast genauso wirkungslos wenn nicht lächerlich, wie z.B. in Deutschland gegen Donald Trump zu demonstrieren...es ist vertane Zeit. Die Mieten werden nicht sinken bloß weil dagegen demonstriert wird, weil die Mietpreise systembedingt sind. Donald Trump wird nicht zurücktreten, weil in Deutschland oder Europa gegen ihn demonstriert wird.

Viele Demonstrationen dienen doch nur der Selbstbeweihräucherung der Teilnehmer ( schaut mal, wie kritisch ich bin....) und der Erzeugung eines "gruppendynamischen Erlebnisses"... ;)
Mit anderen Worten: Eine Demo gegen hohe Mieten zu organisieren ist unseriös, weil nutzlos. Ich sage: Gerade weil die AfD sich nicht an solch wirkungslosem Quatsch beteiligt, macht sie es richtig!
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Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von think twice »

Mahmoud hat geschrieben:(28 Jan 2019, 08:07)



Ich behaupte, gegen hohe Mietpreise zu demonstrieren ist fast genauso wirkungslos wenn nicht lächerlich, wie z.B. in Deutschland gegen Donald Trump zu demonstrieren...es ist vertane Zeit. Die Mieten werden nicht sinken bloß weil dagegen demonstriert wird, weil die Mietpreise systembedingt sind. Donald Trump wird nicht zurücktreten, weil in Deutschland oder Europa gegen ihn demonstriert wird.

Viele Demonstrationen dienen doch nur der Selbstbeweihräucherung der Teilnehmer ( schaut mal, wie kritisch ich bin....) und der Erzeugung eines "gruppendynamischen Erlebnisses"... ;)
Mit anderen Worten: Eine Demo gegen hohe Mieten zu organisieren ist unseriös, weil nutzlos. Ich sage: Gerade weil die AfD sich nicht an solch wirkungslosem Quatsch beteiligt, macht sie es richtig!
Die Flüchtlinge werden auch nicht verschwinden, nur weil die AfD Hand in Hand mit Rechtsextremen demonstriert.
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
(Mahatma Gandhi)
odiug

Re: Zeitgeist Populismus - Ursachen und Ausbreitung

Beitrag von odiug »

Mahmoud hat geschrieben:(28 Jan 2019, 08:07)

Ja ja, mag ja Alles sein..... Das ist aber nicht das Thema! Das Thema ist immer noch deine Behauptung, daß sich die AfD schlecht verkaufe u.A. deshalb, weil sie nicht zu Demonstrationen gegen z.B. hohe Mietpreise aufruft.

Ich behaupte, gegen hohe Mietpreise zu demonstrieren ist fast genauso wirkungslos wenn nicht lächerlich, wie z.B. in Deutschland gegen Donald Trump zu demonstrieren...es ist vertane Zeit. Die Mieten werden nicht sinken bloß weil dagegen demonstriert wird, weil die Mietpreise systembedingt sind. Donald Trump wird nicht zurücktreten, weil in Deutschland oder Europa gegen ihn demonstriert wird.

Viele Demonstrationen dienen doch nur der Selbstbeweihräucherung der Teilnehmer ( schaut mal, wie kritisch ich bin....) und der Erzeugung eines "gruppendynamischen Erlebnisses"... ;)
Mit anderen Worten: Eine Demo gegen hohe Mieten zu organisieren ist unseriös, weil nutzlos. Ich sage: Gerade weil die AfD sich nicht an solch wirkungslosem Quatsch beteiligt, macht sie es richtig!
Das stimmt doch nicht.
Es geht um politische Maßnahmen.
Natürlich sorgt eine Demo in München nicht dafür, dass ein Immobilienkonzern die Mieten senkt, aber sie sorgt dafür, dass die Stadt München sich mehr für den sozialen Wohnungsbau einsetzt, und das hat auch eine Wirkung auf den Mietspiegel.
Es zeigt auch einer Staatsregierung, dass die Privatisierung von öffentlichen Wohnungsgesellschaften scheiße ist!
Abgesehen davon, auch Immobilienkonzerne reagieren allergisch auf schlechte Presse ... ist einfach nicht gut fürs Geschäft.
Und Demos gegen Mietwucher sorgen für schlechte Presse.
Und das Beispiel mit Trump ist einfach dumm.
Weil dort geht es nicht um uns, sondern um die US Amerikaner und die demonstrieren selbst gegen Trump.
Dennoch ist auch hier eine Demonstration gegen Trump legitim, besonders bei einem Staatsbesuch des Orangenbabys in Deutschland.
Und das aus zwei Gründen: erstens um der eigenen Regierung klar zu machen, nicht vor Trump einzuknicken und zweitens um den Amerikanern zu zeigen, dass sie eben nicht alleine auf der Welt leben.
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