das leben ist vollendet

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Nomen Nescio
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das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

vor einigen tagen hörte ich daß bei uns minister ein gesetztext entwerfen, wodurch menschen erlaubt wird bei einem »vollendeten« leben selbst ein mittel einzunehmen - unter medischen aufsicht - und damit ihr leben zu beenden.

in moment gibt es in beiden kammer des parlamentes eine mehrheit die dieses gesetz akzeptiert. ob das aber nach den neuen wahlen (nächstes jahr) noch so ist bezweifle ich. in einem halben jahr ist der gesetzentwurf noch kein gesetz geworden.
an sich verwillkomme ICH diese möglichkeit. ich möchte aussteigen wenn ICH finde »es reicht«.

das radio interviewte einen 93-jährigen mann. seine frau ist schon längst tot. eine tochter ist schon beerdigt. die kinder (geschweige von enkel) kommen nicht. seine auge sind so schlecht geworden daß er nicht mehr lesen kann. er sagte »wofür lebe ich eigentlich. daß ich mal in einer rollstuhl sitze«?
dennoch ist er nicht echt krank, was bei uns das kriterium ist um euthanasie bekommen zu können.

auch vor einigen tagen machten britische wissenschaftler bekannt, daß das maximale alter von menschen 115 jahre ist. die älteste bekannte person (eine frau) wurde 122 jahre alt. sie starb um 2000 und hatte vincent van gogh noch gekannt.

was eigentlich muß man davon denken? hat einer das recht um zu sagen »ich brauche nicht mehr zu leben«?
wenn ich an mich denke, sehr behindert, könnte ich theoretisch vllt ja sagen. ich habe aber noch soviel zu tun. finde das leben schön. auch wenn ich sehr oft krank bin.
wenn, ich betone WENN, aber je ein moment käme daß ich denke »es reicht. ich brauche so nicht weiter zu leben«, dann wäre ein derartiges gesetz vermutlich ein ansporn um weiter zu gehen. ich kann doch sagen »schluß«.

wie denkt ihr aber darüber.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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yogi61
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von yogi61 »

Der Lebenswille an sich ist doch sehr ausgeprägt. Ich glaube nicht, dass ein Gesetz etwas daran ändert und ja, ich bin der festen Überzeugung, dass es einem Menschen erlaubt sein sollte zu sagen,ich mache jetzt Schluss.
So ein Gesetz kann eigentlich nur hilfreich sein, weil es in unseren Industrienationen eh eine gewisse Suizidrate gibt. Leider werden die Selbsttötungen aus Unkenntnis oft unter sehr grausamen Umständen durchgeführt, grausam für den Einzelnen und auch oft grausam für die Angehörigen.
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PeterK
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von PeterK »

Nomen Nescio hat geschrieben:(15 Oct 2016, 09:24)
wie denkt ihr aber darüber.
Furchtbar schwierig, das Thema. Ich würde mir für mich (hoffentlich in ferner Zukunft) die Option wünschen, sehe aber die Gefahr, dass alte bzw. kranke Menschen sich genötigt fühlen könnten, "die Pille" zu schlucken, um anderen nicht mehr "zur Last zu fallen". Da sehe ich das Hauptproblem.
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JJazzGold
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von JJazzGold »

Nomen Nescio hat geschrieben:(15 Oct 2016, 09:24)

vor einigen tagen hörte ich daß bei uns minister ein gesetztext entwerfen, wodurch menschen erlaubt wird bei einem »vollendeten« leben selbst ein mittel einzunehmen - unter medischen aufsicht - und damit ihr leben zu beenden.

in moment gibt es in beiden kammer des parlamentes eine mehrheit die dieses gesetz akzeptiert. ob das aber nach den neuen wahlen (nächstes jahr) noch so ist bezweifle ich. in einem halben jahr ist der gesetzentwurf noch kein gesetz geworden.
an sich verwillkomme ICH diese möglichkeit. ich möchte aussteigen wenn ICH finde »es reicht«.

das radio interviewte einen 93-jährigen mann. seine frau ist schon längst tot. eine tochter ist schon beerdigt. die kinder (geschweige von enkel) kommen nicht. seine auge sind so schlecht geworden daß er nicht mehr lesen kann. er sagte »wofür lebe ich eigentlich. daß ich mal in einer rollstuhl sitze«?
dennoch ist er nicht echt krank, was bei uns das kriterium ist um euthanasie bekommen zu können.

auch vor einigen tagen machten britische wissenschaftler bekannt, daß das maximale alter von menschen 115 jahre ist. die älteste bekannte person (eine frau) wurde 122 jahre alt. sie starb um 2000 und hatte vincent van gogh noch gekannt.

was eigentlich muß man davon denken? hat einer das recht um zu sagen »ich brauche nicht mehr zu leben«?
wenn ich an mich denke, sehr behindert, könnte ich theoretisch vllt ja sagen. ich habe aber noch soviel zu tun. finde das leben schön. auch wenn ich sehr oft krank bin.
wenn, ich betone WENN, aber je ein moment käme daß ich denke »es reicht. ich brauche so nicht weiter zu leben«, dann wäre ein derartiges gesetz vermutlich ein ansporn um weiter zu gehen. ich kann doch sagen »schluß«.

wie denkt ihr aber darüber.
Ein interessantes Thema.

Nachdem mein Vater inzwischen 95 Jahre ist, unterhalten wir uns zwangsläufig öfter einmal über das Alter und das Sterben, wobei wir immer wieder auf meine Großmutter zurückkommen, die ab 86 das Altern nicht "mehr schön fand", ihre Umschreibung für die zunehmenden Gebrechen, und ihre Einstellung, dass es dem Menschen gegeben sein muss zu sagen, "so, das war es". Sie wurde knapp 87 Jahre alt. Sie wollte nicht mehr und hat das deutlich artikuliert. Sie ist eines Morgens einfach nicht mehr aufgewacht. Ein schöner Tod.

Ob es tatsächlich so ist, dass der Mensch im hohen Alter selbst mental beschließen kann, dass es reicht und dann stirbt, kann ich nicht beurteilen. Wenn, dann ist das anscheinend nicht jedem gegeben.

Insofern finde ich es richtig, zumindest laut darüber nachzudenken, ob man diesen alten Menschen die freie Wahl lassen soll. Dringend notwendig in einer Gesellschaft, die verlernt hat mit dem Tod umzugehen und sich dem bedingungslosen Erhalt des Lebens unter allen Umständen verschrieben hat.


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Welfenprinz »

Hartes Thema.
Mein Onkel und Tante sind im Herbst 2014 ins Pflegeheim gekommen,Jahrgang 20 und 25.
Bis dahin voll selbstständig gelebt.
Mein Onkel war definitiv nicht glücklich und zufrieden mit der Umstellung. Im Frühjahr dieses Jahres hat er sich definitiv “ich will nicht mehr“ hingelegt.
Dann ist irgendwas passiert -meine cousinen sind näher dran als ich und könnten es umschreibenn- und er hat sich nach eineinhalb Jahren mit der neuen Lebenssituation arrangiert.
Er ist jetzt zufrieden. Er lebt.

Es wäre definitiv falsch gewesen,wenn er im Frühjahr schluss gemacht hätte.

Für mich persönlich war das eine logischerweise sehr neue Erkenntnis und Umgang damit wie auch in sehr hohem Alter ein Mensch noch eine Bewusstseinsentwicklung erlebt.

Mein Respekt vor dem Leben ist definitiv gestiegen.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Nomen Nescio
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

PeterK hat geschrieben:(15 Oct 2016, 09:34)

Furchtbar schwierig, das Thema. Ich würde mir für mich (hoffentlich in ferner Zukunft) die Option wünschen, sehe aber die Gefahr, dass alte bzw. kranke Menschen sich genötigt fühlen könnten, "die Pille" zu schlucken, um anderen nicht mehr "zur Last zu fallen". Da sehe ich das Hauptproblem.
kranke menschen haben bei uns sowieso die möglichkeit euthanasie zu bekommen. und durch einen spruch unseres höchsten gericht haben menschen denen das leben so schwer fällt das sie mit suizid liebäugeln auch das recht. denn, so sagte das gericht, das ist laut experten eine unheilbare geistige krankheit.

daß alte leute sich fürchten einen last für die kinder zu sein, kommt im heutigen leben nicht mehr oft vor.
meine mutter nahm ihr vater bei uhns als meine großmutter starb. ich habe meine mutter ungefähr 16 jahre versorgt und gepflegt. ich bin aber ein mensch vom alten gepräge. es ist nicht mehr selbstverständlich.
die einzige möglichkeit die ich mich vorstellen kann, ist eine erbschaft. es könnte sein, daß dadurch kinder von problemen erlöst sind.

bei euch spielt das vllt mehr, weil n.m.m. der staat kinder verpflichten kann geld für eltern aufzuhusten. bei uns ist das nicht so.
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Quatschki
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Quatschki »

Solange ich mich erinnern kann, gab es regelmäßig Fälle, wo alte Leute Schlaftabletten genommen, den Gasherd aufgedreht haben (ging früher mit dem Stadtgas ganz gut) oder bei uns ganz klassisch in die Elbe gegangen sind.
Ich finde, das ist nichts, worüber man ein allgemeingültiges Gesetz machen müßte.
Wer will, der findet immer einen Weg,
wer aber Angst hat, dass es weh tun könnte oder weil er irgendwas Verbotenes tut, der muß halt in Gottes Namen die Suppe ganz bis zu Ende auslöffeln!
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von PeterK »

Nomen Nescio hat geschrieben:(15 Oct 2016, 10:13)
die einzige möglichkeit die ich mich vorstellen kann, ist eine erbschaft. es könnte sein, daß dadurch kinder von problemen erlöst sind.

bei euch spielt das vllt mehr, weil n.m.m. der staat kinder verpflichten kann geld für eltern aufzuhusten. bei uns ist das nicht so.
Das sind die beiden Konstellationen an die ich denke; z.B. "böse" Erben, die der Oma schon mal die Suizid-Infobroschüre mitbringen.
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Nomen Nescio
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

PeterK hat geschrieben:(15 Oct 2016, 10:46)

Das sind die beiden Konstellationen an die ich denke; z.B. "böse" Erben, die der Oma schon mal die Suizid-Infobroschüre mitbringen.
suizid ist bei euch doch auch nicht gestattet ?
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von PeterK »

Nomen Nescio hat geschrieben:(15 Oct 2016, 10:50)
suizid ist bei euch doch auch nicht gestattet ?
Vielleicht habe ich mich unpräzise ausgedrückt. Hätten wir so ein Gesetz, wie Du es oben beschreibst, könnte es dazu kommen, dass potentielle Erben den alten Menschen bedrängen, doch mal langsam legal die Biege zu machen.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von yogi61 »

Quatschki hat geschrieben:(15 Oct 2016, 10:44)

Solange ich mich erinnern kann, gab es regelmäßig Fälle, wo alte Leute Schlaftabletten genommen, den Gasherd aufgedreht haben (ging früher mit dem Stadtgas ganz gut) oder bei uns ganz klassisch in die Elbe gegangen sind.
Ich finde, das ist nichts, worüber man ein allgemeingültiges Gesetz machen müßte.
Wer will, der findet immer einen Weg,
wer aber Angst hat, dass es weh tun könnte oder weil er irgendwas Verbotenes tut, der muß halt in Gottes Namen die Suppe ganz bis zu Ende auslöffeln!
Es geht darum in Würde einen Weg zu finden und sich nicht einem fünfminütigen Todeskampf an eine Strick aussetzen zu müssen, oder sich mit Rattengift unsäglichen Schmerzen ausliefern zu müssen. Es geht auch darum, Menschen die aus Mitleid dem Elend nicht mehr zuschauen können, nicht noch zusätzlich zu kriminalisieren.
In Deutschland gibt eine eine relativ hohe Suizidrate, oft sind es aber Menschen mitten im Leben, darüber sprechen wir hier nicht. Diese Menschen nehmen sich aus verschiedensten Gründen das Leben, auch weil sie es können. Alte Menschen können es oft einfach nicht mehr, das ist der Unterschied und wenn man das gesetzlich nicht regelt, gibt es für Ärzte und auch für Verwandte eine erhebliche Rechtsunsicherheit.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

Quatschki hat geschrieben:(15 Oct 2016, 10:44)

Wer will, der findet immer einen Weg,
und gerade dabei sollte man fragezeichen stellen. wenn einer sich von einem gebäude zu boden wirft, ist das eine gute lösung? oder die elbe. ich habe leiche gesehen die völlig verunstaltet waren.
denkst du daß das für einen ahnungslosen außenstehenden z.b. keine folgen hat? denk mal an kinder die an dem schrecklichen ende zurückdenken.
in meiner direkten nähe, familie und freunde/bekannten, habe ich ACHT suizidfälle erlebt. bei einem war ich so nah beteiligt, daß ich ein halbes jahr schwer depressiv war. ich war der letzte mit wem er sprach. er wollte wieder diskutieren und ich hatte dafür äh angst bekommen. ungefähr eine stunde später erhängete er sich.

ich weiß, ich bin eine ausnahme, denn die übergroße mehrheit wird damit nie konfrontiert. dennoch...
die frau meines damaligen bidgepartners trauert bis heute noch immer. mehr als 20 jahre später. ihr leben ist dadurch völlig geändert worden. sowas wünsche ich keinem menschen.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

PeterK hat geschrieben:(15 Oct 2016, 10:55)

Vielleicht habe ich mich unpräzise ausgedrückt. Hätten wir so ein Gesetz, wie Du es oben beschreibst, könnte es dazu kommen, dass potentielle Erben den alten Menschen bedrängen, doch mal langsam legal die Biege zu machen.
wieviel denkst du sind wirklich dazu fähig? solche habgierige leute haben sich meist früher entlarvt, vermute ich.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von PeterK »

Nomen Nescio hat geschrieben:(15 Oct 2016, 11:07)
wieviel denkst du sind wirklich dazu fähig?
Wenige; ich weise aber trotzdem auf das Problem hin, denn auch wenige wären zu viele. Wie gesagt: Grundsätzlich halte ich die Regelung für richtig (in Belgien besteht sie IMO schon?), man sollte sich aber dessen bewusst sein, das Missbrauch möglich wäre und vielleicht darüber nachdenken, wie man den verhindern könnte.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Billie Holiday »

Grundsätzlich sollte man schon dem Leben den Vorzug geben und alle Möglichkeiten ausschöpfen, einem verzweifelten Menschen zu helfen und ihn zu ermuntern. Viele alte Menschen sind schlicht einsam und leiden allein an ihren Gebrechen. Oft würde regelmäßiger Besuch und gute Worte helfen, aber dazu fehlt Zeit und Geld. Es werden immer mehr Kinderlose alt und gebrechlich, andere sehen ihre Kinder und Enkel kaum. Entweder lebt man zu weit auseinander, oder Alter und Gebrechlichkeit und die damit verbundene Jammerei sind einfach lästig und man beläst es bei gelegentlichen kurzen Besuchen.
Einsamkeit ist ein genauso großes Problem wie Krankheit und Gebrechen.

Wenn ein Mensch durch Alter und lange Krankheit zermürbt ist und schlicht nicht mehr will, dann hat er das gute Recht, auch im Elend über seinen Körper zu bestimmen. Da würde ich mir wünschen, dass auch dieser Wunsch erfüllt wird und er die Möglichkeit hat, zuhause würdevoll ohne Schmerzen mit Fremdhilfe zu gehen. Strenge Regeln wären ja kein Problem, um zu verhindern, dass Erben sich die Hände reiben. Der Patient müßte zudem bei vollem Bewußtsein sein und dürfte nicht z.B. Alzheimer haben. Mutmaßungen sind abzulehnen.
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

Billie Holiday hat geschrieben:(15 Oct 2016, 11:18)

Wenn ein Mensch durch Alter und lange Krankheit zermürbt ist und schlicht nicht mehr will, dann hat er das gute Recht, auch im Elend über seinen Körper zu bestimmen. Da würde ich mir wünschen, dass auch dieser Wunsch erfüllt wird und er die Möglichkeit hat, zuhause würdevoll ohne Schmerzen mit Fremdhilfe zu gehen. Strenge Regeln wären ja kein Problem, um zu verhindern, dass Erben sich die Hände reiben. Der Patient müßte zudem bei vollem Bewußtsein sein und dürfte nicht z.B. Alzheimer haben. Mutmaßungen sind abzulehnen.
du sagst ungefähr was ich auch finde. aber auch da sehe ich noch ein problem.
ein sehr guter freund von mir verstarb voriges jahr. er hatte sehr schwer alzheimer. erkannte mich z.b. am ende nicht mehr. er war - sozusagen - realitätsfremd. der hatte gar keine ahnung gehabt was euthanasie war. ich denke aber, daß er das bevorzugt hätte.
meine mutter bekam euthanasie als sie 92,5 jahre alt war. geistig 100 prozentig. körperlich aber ausgelaugt. immer behauptete sie »ich will 100 werden«. die schmerzen aber machten diesen wunsch ein ende.
ich muß nicht daran denken, daß sie nicht mehr compos mentis gewesen wäre. dann wäre sie gezwungen worden mit den schmerzen weiter zu leben.
Zuletzt geändert von Nomen Nescio am Sa 15. Okt 2016, 11:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

PeterK hat geschrieben:(15 Oct 2016, 11:15)

in Belgien besteht sie IMO schon?
ich dachte daß es in belgien anders ist. daß man da auch kinder das recht einräumte euthanasie zu verlangen. nicht aber was man bei uns einzuführen denkt.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Billie Holiday »

Nomen Nescio hat geschrieben:(15 Oct 2016, 11:29)

du sagst ungefähr was ich auch finde. aber auch da sehe ich noch ein problem.
ein sehr guter freund von mir verstarb voriges jahr. er hatte sehr schwer alzheimer. erkannte mich z.b. am ende nicht mehr. er war - sozusagen - realitätsfremd. der hatte gar keine ahnung gehabt was euthanasie war. ich denke aber, daß er das bevorzugt hätte.
meine mutter bekam euthanasie als sie 92,5 jahre alt war. geistig 100 prozentig. körperlich aber ausgelaugt. immer behauptete sie »ich will 100 werden«. die schmerzen aber machten dieser wunsch ein ende.
ich muß nicht daran denken, daß sie nicht mehr compos mentis gewesen wäre. dann wäre sie gezwungen worden mit den schmerzen weiter zu leben.
Ich bin gegen Mutmaßungen!
Mag daran liegen, weil ich selbst sehr gern lebe und miterlebt habe, wie meine Mutter, schwer MS -krank, so humorvoll und lebensbejahend war. Sie konnte zum Schluß sehr schlecht gucken und mußte den Rollstuhl verlassen, um im Bett zu liegen. Sie hat nie rumgejammert, sondern sich an jeder Kleinigkeit erfreut.
Nun denn, soviel Lebensmut bringt nicht jeder mit.
Hätte sie gelitten und im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte Hilfe zur Selbsttötung erbeten, hätte ich vermutlich versucht, ihr das auszureden, letztendlich jedoch ihre Entscheidung akzeptieren müssen.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von PeterK »

Nomen Nescio hat geschrieben:(15 Oct 2016, 11:33)
ich dachte daß es in belgien anders ist. daß man da auch kinder das recht einräumte euthanasie zu verlangen. nicht aber was man bei uns einzuführen denkt.
Ja, ich meine, Du habest recht. Das Gesetz scheint so weit gefasst zu sein, dass auch ein Kind Euthanasie verlangen kann. Die Regelung wurde IMO erst einmal - im September dieses Jahres - angewandt.
PeterK
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von PeterK »

Billie Holiday hat geschrieben:(15 Oct 2016, 11:43)
Sie hat nie rumgejammert, sondern sich an jeder Kleinigkeit erfreut.
Das Glück hat auch mein Vater gehabt. Wir haben noch bis kurz vor seinem Tod viel zusammen gelacht und uns liebevoll voneinander verabschiedet. Aber das sind wohl eher Glücksfälle und ein Gesetz muss - oder sollte - allen Konstellationen gerecht werden.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von immernoch_ratlos »

Gibt es "Selbsttötung" irgendwo im Tierreich ? Wenn ja, dann her mit der Information.

Seinem Leben selbst ein Ende zu machen ist ein Aspekt von menschlicherKultur. Nur wer über sich selbst und seine Existenz nachdenken kann, wird dazu in der Lage sein.

Wie überall, gibt es auch hier keine einheitliche Begründung warum jemand dies tut. Eher warum jemand, es nicht tut, kann relativ einfach erklärt werden. Der überwiegende Instinkt der Selbsterhaltung dürfte hier die größte Rolle spielen.

Mindestens ebenso groß sind die gesellschaftlichen Zwänge, die auch in sehr aussichtsloser Lage das "Weitermachen" notfalls erzwingen. Religion mit dem "Schöpfergedanke" der dann vom Bodenpersonal geradezu rücksichtslos durchgesetzt wird, pflanzt Ängste derart nachhaltig ein, das auch die Erkenntnis der EIGENEN völligen Nutzlosigkeit seiner SELBST damit erfolgreich zurückgedrängt wird.

Dann noch der gesellschaftliche Druck sich nicht "illoyal" zu verhalten - weitermachen - auch wenn es weht tut und von jedem vernünftigen Standpunkt aus völlig sinnlos ist.

Sich einfach davon machen und "UNS" "Zurückgelassene" und damit, dazu zwingen über Sinn und Unsinn des Lebens nachdenken - das geht ja garnicht. Ein "noch" einfacher und allgemein für gut befundene Einstellung - jedenfalls solange man / frau sich noch in einem halbwegs "lebensfrohen" Zustand befindet.

Die Selbsttötung anderer zwingt immer wieder über sich selbst und besonders seine eigenen Ängste nachzudenken. Dafür hassen wir still und heimlich jeden sog. "Selbstmörder" hat er / sie doch bewiesen "es gibt einen Ausweg" wenn die eigene Lage definitiv hoffnungslos und nur noch leidvoll ist.

Noch nicht einmal sterben lassen (auch ohne gezielte Aktionen) möchten leider sehr viele Menschen ihre Mitmenschen. "Ach du kannst mich doch nicht alleine zurücklassen" mancher egoistischer "Lieben", kann das Elend des Sterbenden erstaunlich und weitgehend unnötig verlängern. Die eigenen Befindlichkeiten einen lieben Menschen endlich sterben zu lassen, ist auch ein Ausdruck, anderen egal wie sinnvoll, NICHT das Sterben zu erlauben. Besonders die allermeisten Ärzte sehen im Tod ihrer Reparaturobjekte ihr persönliches "handwerkliches Versagen". Die Erklärung mit ansonsten kaum beachteten "Hippokratischen Eid" ist bewährtes Mittel, das "Objekt" mit allen bestens bezahlten Mitteln auch dann am Leben zu erhalten, wenn sein erklärter Wille dagegen spricht.

Die Freiheit sich selbst - warum auch immer - des eigenen Lebens zu entledigen, ist gerade weil wir denken können, nur uns Menschen möglich. Leider ist schon das Zugeben einer aussichtslosen Lage ein eklatanter Verstoß gegen alles was eher kollektiv orientierte Menschen zu dulden bereit sind. So wird dieser letzte Akt der "Selbstverwirklichung" mit allen Mitteln verhindert.

Extrem Paternalismus lässt schön grüßen...
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Billie Holiday »

PeterK hat geschrieben:(15 Oct 2016, 11:47)

Das Glück hat auch mein Vater gehabt. Wir haben noch bis kurz vor seinem Tod viel zusammen gelacht und uns liebevoll voneinander verabschiedet. Aber das sind wohl eher Glücksfälle und ein Gesetz muss - oder sollte - allen Konstellationen gerecht werden.
Sehe ich auch so. Und jede Mutmaßung über den Willen eines Menschen, der sich nicht äußern kann, lehne ich ab.
Aber der schwerst kranke Mensch, der ein langes Leben hatte und sich im Besitz seiner geistigen Kräfte schon verabschiedet hat und schlicht nicht mehr will, der sollte Hilfe erwarten können.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von yogi61 »

Es gibt auch gesellschaftliche Zwänge, die Menschen aus ihrer Sicht in den Suizid drängen.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von PeterK »

Billie Holiday hat geschrieben:(15 Oct 2016, 11:55)
Und jede Mutmaßung über den Willen eines Menschen, der sich nicht äußern kann, lehne ich ab.
Zum Teil wird das ja glücklicherweise durch die Patientenverfügungen abgedeckt.
Aber der schwerst kranke Mensch, der ein langes Leben hatte und sich im Besitz seiner geistigen Kräfte schon verabschiedet hat und schlicht nicht mehr will, der sollte Hilfe erwarten können.
Wenn man weiter denkt, sollte das eigentlich jedem erwachsenen Menschen, der schlicht nicht mehr will, zustehen.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Billie Holiday »

PeterK hat geschrieben:(15 Oct 2016, 11:58)

Zum Teil wird das ja glücklicherweise durch die Patientenverfügungen abgedeckt.


Wenn man weiter denkt, sollte das eigentlich jedem erwachsenen Menschen, der schlicht nicht mehr will, zustehen.
Bin nicht allwissend, aber für einen jüngeren, gesunden Menschen können sich die Gründe seiner Verzweiflung evtl. ändern. Bei einem alten, kranken, gebrechlichen Menschen nicht.
Die Kriterien sollten schon streng sein, frag mich nicht nach Details, ich kann mich auch nur subjektiv dazu äußern.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von yogi61 »

Billie Holiday hat geschrieben:(15 Oct 2016, 12:17)

Bin nicht allwissend, aber für einen jüngeren, gesunden Menschen können sich die Gründe seiner Verzweiflung evtl. ändern. Bei einem alten, kranken, gebrechlichen Menschen nicht.
Die Kriterien sollten schon streng sein, frag mich nicht nach Details, ich kann mich auch nur subjektiv dazu äußern.
Das ist ein wichtiger Punkt. Alle 52 Minuten nimmt sich ein Mensch in Deutschland das Leben. In Bayern sterben zum Beispiel mehr Menschen durch ihre eigene Hand als durch Verkehrsunfälle, Drogen, Aids, Mord und Totschlag zusammen und das nicht, weil Bayern wirtschaftlich besonders schlecht darstehen würde, sondern weil oftmals schon der temporäre Verlust des Arbeitsplatzes oder die Trennunng vom Lebenspartenner so etwas wie der gesellschaftlich GAU für einige Menschen darstellt. Hinzu kommt die immer noch hohe Tabuisierung sich vom Fachmann auch medikamentös helfen zu lassen. Man darf sicher davon ausgehen,dass sich bei vielen Menschen die Lebensumstände früher oder später wieder geändert hätten.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Billie Holiday »

yogi61 hat geschrieben:(15 Oct 2016, 12:27)

Das ist ein wichtiger Punkt. Alle 52 Minuten nimmt sich ein Mensch in Deutschland das Leben. In Bayern sterben zum Beispiel mehr Menschen durch ihre eigene Hand als durch Verkehrsunfälle, Drogen, Aids, Mord und Totschlag zusammen und das nicht, weil Bayern wirtschaftlich besonders schlecht darstehen würde, sondern weil oftmals schon der temporäre Verlust des Arbeitsplatzes oder die Trennunng vom Lebenspartenner so etwas wie der gesellschaftlich GAU für einige Menschen darstellt. Hinzu kommt die immer noch hohe Tabuisierung sich vom Fachmann auch medikamentös helfen zu lassen. Man darf sicher davon ausgehen,dass sich bei vielen Menschen die Lebensumstände früher oder später wieder geändert hätten.
In solchen Fällen sind die Verhältnisse völlig andere als bei einem 90jährigen, schwer krebskranken Menschen, der sich z.B. täglich dafür schämt, gewickelt zu werden und sein Dasein als unerträglich empfindet. Leider kann in dem Falle niemand sein Leiden abstellen.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von yogi61 »

Billie Holiday hat geschrieben:(15 Oct 2016, 12:34)

In solchen Fällen sind die Verhältnisse völlig andere als bei einem 90jährigen, schwer krebskranken Menschen, der sich z.B. täglich dafür schämt, gewickelt zu werden und sein Dasein als unerträglich empfindet. Leider kann in dem Falle niemand sein Leiden abstellen.
Und deswegen sollte man ihn in die Lage versetzen seinem Leiden ein Ende zu bereiten.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Billie Holiday »

yogi61 hat geschrieben:(15 Oct 2016, 12:40)

Und deswegen sollte man ihn in die Lage versetzen seinem Leiden ein Ende zu bereiten.
Bei geistiger Zurechnungsfähigkeit befürworte ich das auch. :)
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von yogi61 »

Billie Holiday hat geschrieben:(15 Oct 2016, 12:44)

Bei geistiger Zurechnungsfähigkeit befürworte ich das auch. :)
Und da wird es schon wieder schwierig. Ist ein Mensch unter starken Schmerzen geistig zurechnungsfähig und ist er es noch nach der Gabe von Fentanyl oder L-Polamidon?
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Welfenprinz »

Wie gesagt,mein Onkel hat so eine Änderung der Verhältnisse bewusst noch mit 95 erlebt.
Seitdem ist meine Bereitschaft über andere Menschen zu befinden,nur weil sie äusserlich schwach erscheinen,nochmal erheblich zurück gegangen.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von PeterK »

yogi61 hat geschrieben:(15 Oct 2016, 12:49)
Und da wird es schon wieder schwierig. Ist ein Mensch unter starken Schmerzen geistig zurechnungsfähig und ist er es noch nach der Gabe von Fentanyl oder L-Polamidon?
Ebenso schwierig: Er ist zurechnungsfähig, kann sich aber nicht mehr mitteilen. Das muss furchtbar sein.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Billie Holiday »

yogi61 hat geschrieben:(15 Oct 2016, 12:49)

Und da wird es schon wieder schwierig. Ist ein Mensch unter starken Schmerzen geistig zurechnungsfähig und ist er es noch nach der Gabe von Fentanyl oder L-Polamidon?
Schwer zu sagen als Laie. Ich hab nur den Vergleich von mir, jung und gesund, zu meiner Omi, die mich siezte und der Meinung war, ich sei von der Fürsorge, um sie in ein Siechenheim zu verbringen und ihren Schmuck zu stehlen. :|
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

PeterK hat geschrieben:(15 Oct 2016, 11:58)

Zum Teil wird das ja glücklicherweise durch die Patientenverfügungen abgedeckt.
wenn ich gut informiert bin, gibt es auch da eine bedingung. der kranke muß geistig 100% sein wenn es so weit käme.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

Billie Holiday hat geschrieben:(15 Oct 2016, 12:34)

In solchen Fällen sind die Verhältnisse völlig andere als bei einem 90jährigen, schwer krebskranken Menschen, der sich z.B. täglich dafür schämt, gewickelt zu werden und sein Dasein als unerträglich empfindet. Leider kann in dem Falle niemand sein Leiden abstellen.
die viele fälle von suizid in meiner umgebung, meist durch leute jünger als 30, haben mich deutlich gemacht das man auch geistig - trotz behandlung soo leiden kann - daß ein lebensende für solche menschen eine erlösung ist.
die wollen, nein können nicht warten. als ich psychiatrie für mein studium bekam, erzählte der prof, daß wir nie denken müssen daß alles heilbar ist. er gab als beispiel die geschichte einer ±25 jahr alte frau. sie war schon längere zeit unter behandlung. hatte bereits zwei oder drei mal einen suizidversuch getan. als sie bei den psychiater gewesen war gelang es ihr auf irgendeine weise die abteilung zu verlassen. sie begab sich zum dach und sprang von dort nach unten.

alter ist also nicht seligmachend für eine entscheidung. ich bin 74, habe den ganzen tag schmerzen. manchmal mehr, manchmal weniger. und doch bin ich glücklich und zufrieden.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

PeterK hat geschrieben:(15 Oct 2016, 12:52)

Ebenso schwierig: Er ist zurechnungsfähig, kann sich aber nicht mehr mitteilen. Das muss furchtbar sein.
ja, das ist schrecklich. eine freundin meiner mutter hatte einen schlaganfall bekommen. sie war völlig gelahmt, konnte nicht mehr reden. als wir zurückfuhren sagten sowohl meine mutter wie ich »tausendmal lieber euthanasie als so menschunwürdig leben zu müssen« !
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von PeterK »

Nomen Nescio hat geschrieben:(15 Oct 2016, 15:11)
wenn ich gut informiert bin, gibt es auch da eine bedingung. der kranke muß geistig 100% sein wenn es so weit käme.
Es ist in D etwas anders. Beim Verfassen bzw. Unterschreiben der Patientenverfügung muss man geistig fit sein (und sie idealerweise jährlich neu - mit Datum - unterschreiben), aber sie dient genau dazu, seinen Willen zu erklären, für den Fall, dass man ihn dann, wenn es soweit ist, nicht mehr ausdrücken kann. Ich musste gerade zwei Mal durch die Nummer durch, und bin mir deshalb ziemlich sicher. Da geht es in D aber nicht um Euthanasie, sondern u.a. um die Anwendung bzw. das Einstellen lebenserhaltender Maßnahmen und um die Gabe von Schmerzmitteln, die evtl. den Tod beschleunigen könnten.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

PeterK hat geschrieben:(15 Oct 2016, 15:38)

Es ist in D etwas anders. Beim Verfassen bzw. Unterschreiben der Patientenverfügung muss man geistig fit sein (und sie idealerweise jährlich neu - mit Datum - unterschreiben), aber sie dient genau dazu, seinen Willen zu erklären, für den Fall, dass man ihn dann, wenn es soweit ist, nicht mehr ausdrücken kann. Ich musste gerade zwei Mal durch die Nummer durch, und bin mir deshalb ziemlich sicher. Da geht es in D aber nicht um Euthanasie, sondern u.a. um die Anwendung bzw. das Einstellen lebenserhaltender Maßnahmen und um die Gabe von Schmerzmitteln, die evtl. den Tod beschleunigen könnten.
na ja, bei uns handelt es sich um echte euthanasie. auch wenn also ein zettel unterzeichnet ist, muß der patient klar denken können und seine meinung deutlich machen. sonst darf es nicht geschehen. eine vorsichtsmaßnahme ??!!
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Billie Holiday »

Nomen Nescio hat geschrieben:(15 Oct 2016, 16:17)

na ja, bei uns handelt es sich um echte euthanasie. auch wenn also ein zettel unterzeichnet ist, muß der patient klar denken können und seine meinung deutlich machen. sonst darf es nicht geschehen. eine vorsichtsmaßnahme ??!!
Gut, wenn die geistige Klarheit geprüft wird. Geschulte Ärzte werden das doch wohl können.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

Billie Holiday hat geschrieben:(15 Oct 2016, 16:28)

Gut, wenn die geistige Klarheit geprüft wird. Geschulte Ärzte werden das doch wohl können.
ja, aber der 2. arzt (muß also ein fiat geben bevor überhaupt an euthanasie begonnen werden darf) kam das erste mal vergebens bei meiner mutter. das fentanyl mußte gestopt werden und erst danach war meine mutter wieder ansprechbar.
und nach der euthanasie kam ein 3. arzt, der für den staatsanwalt prüfen mußte ob alles konform gesetz verlaufen war. erst danach wurde der körper freigegeben.
der 3. arzt war keine sine cure, denn brauchte ungefähr 2 stunden bevor er (oh nein, sie) zufrieden war.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Adlerauge »

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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von HugoBettauer »

Nomen Nescio hat geschrieben:(15 Oct 2016, 09:24)

vor einigen tagen hörte ich daß bei uns minister ein gesetztext entwerfen, wodurch menschen erlaubt wird bei einem »vollendeten« leben selbst ein mittel einzunehmen - unter medischen aufsicht - und damit ihr leben zu beenden.
[..]
wie denkt ihr aber darüber.
Wenn die ersten es ausprobiert haben und im Internet über die Ergebnisse bloggen, wissen wir mehr. Die meisten Leben vollenden irgendwann von selbst.
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Nomen Nescio
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Nomen Nescio »

ich hörte gerade ein sehr eindringliches intervieuw.

eine frau hatte einen autistischen sohn (38 j) der sehr unglücklich war. es wurde immer schlimmer. Gottlob kennt man bei uns auch die möglichkeit (wenn auch sehr sparsam gestatten) geistiges leiden als grund für euthanasie zu akzeptieren.

als einmal der arzt gesagt hatte, daß euthanasie gepflegt würde, so sagte die mutter, war ihr sohn wie verwandelt. plötzlich war er »fröhlich« und konnte er reden.
eine halbe stunde bevor er starb hat er auf seinem handy eingesprochen, daß er verstorben war. er hat ausgebreitet den ärzten bedankt, daß sie seinen wunsch folge leisteten.

die mutter sagte »mein mann kann es noch nicht akzeptieren. er gibt sich selbst irgendwo schuld, auch wenn das nicht wahr ist. jeder muß auf seine weise damit fertig werden. meine tochter ist jetzt einziges kind. das gibt auch ein neues verhältnis«.
selbst zweifelt sie »mein junge konnte gut schauspielen. er schien fröhlich. ich aber mußte 5/7 tage bei ihm wohnen, weil er so viel angst hatte. als ich duschen ging mußte ich zuerst sagen daß ich 15 minuten nicht erreichbar war. ich habe schon zweimal mein handy vergessen. und brauche nicht mehr zurückzufahren, denn es ist nicht mehr notwendig daß ich tag ein tag aus erreichbar bin.
dennoch, ich vermisse ihn. meine reaktion wird noch wohl kommen. mein sohn hat gewollt daß den ganzen prozeß gefilmt wurde damit ein dokumentarfilm die probleme von geistig leiden deutlich machen kann. von krank sein und es immer schlimmer fühlen bis es nicht mehr zu ertragen war sowie die euthanasie.


ich war sehr gerührt durch die worte dieser mutter.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von firlefanz11 »

yogi61 hat geschrieben:(15 Oct 2016, 09:32)
... ja, ich bin der festen Überzeugung, dass es einem Menschen erlaubt sein sollte zu sagen,ich mache jetzt Schluss.
+1
Es steht allein mir und niemanden sonst zu zu entscheiden wann ich aus dem Leben scheide. Punkt!
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von firlefanz11 »

immernoch_ratlos hat geschrieben:(15 Oct 2016, 11:52)
Gibt es "Selbsttötung" irgendwo im Tierreich ? Wenn ja, dann her mit der Information.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von aleph »

Besser unter ärztlicher Aufsicht mit Medikamenten oder dergleichen. Die meisten Suizide gehen schief, nur ca. 10% aller Suizidversuche sind "erfolgreich". Auch wenn sich jemand anzündet oder sich vor einen Zug wirft, kann er überleben. Tod durch Erhängen ist eine der häufigsten Tötungsarten. Es ist dringend davon abzuraten, so etwas zu tun. Das läuft nämlich meistens auf Tod durch Ersticken hinaus, was sehr schmerzhaft ist, weil sich nur die Wenigsten professionell erhängen können. Man kann das ja auch schlecht trainieren.

Niemand sollte gezwungen werden zu leben, wenn er keinen rationalen Grund mehr erkennen kann, weiter zu leben. Es spricht allerdings auch nichts gegen eine vorherige Beratung und Therapie. So nebenbei möchte ich anmerken, dass Antidepressiva oft schlimme Nebenwirkungen haben und nicht helfen.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Misterfritz »

firlefanz11 hat geschrieben:(05 Jan 2017, 11:29)

+1
Es steht allein mir und niemanden sonst zu zu entscheiden wann ich aus dem Leben scheide. Punkt!
:thumbup:
sehe ich genauso - ich schätze nur, dass ich eine vernünftige lösung dieses problems nicht mehr erleben werde. und das hängt m.E. vor allem auch damit zusammen, dass die kirchen bei uns in der politik immer noch zu viel zu sagen haben.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von firlefanz11 »

Misterfritz hat geschrieben:(06 Jan 2017, 10:04)

:thumbup:
sehe ich genauso - ich schätze nur, dass ich eine vernünftige lösung dieses problems nicht mehr erleben werde. und das hängt m.E. vor allem auch damit zusammen, dass die kirchen bei uns in der politik immer noch zu viel zu sagen haben.
Jup... Zum Glück gibts aber in der direkten Nachbarschaft Länder die sich diesbezüglich schon geistig weiterentwickelt haben als das kirchendominierte D... :thumbup:
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von immernoch_ratlos »

Mich selbst zitierend :

>>Gibt es "Selbsttötung" irgendwo im Tierreich ? Wenn ja, dann her mit der Information.

Seinem Leben selbst ein Ende zu machen ist ein Aspekt von menschlicher Kultur. Nur wer über sich selbst und seine Existenz nachdenken kann, wird dazu in der Lage sein.<<

Ein Mythos, ein mit dem menschlichen Wunsch nach Beendigung des eignen Daseins völlig unvergleichbar. Allein schon die sehr unterschiedlichen Gründe, warum Menschen sich selbst töten auch nicht annähernd zu vergleichen. Gewisse Ähnlichkeiten zwischen tierischem und menschlichem Verhalten sind keine zwingenden Gründe die eine einfache Gleichstellung auch nur nahelegen. Es ist typische menschliche "Inspiration" welche bei ihren sehr entfernten Verwandten ähnliches Verhalten sehen WILL, wenn es denn gut zu den eigenen Vorstellungen passt.

Wäre diese Behauptung, Tiere können einfach eine wichtige Überlebensfunktion WILLENTLICH einstellen, würde gerade dies eine noch größere Unterscheidung signalisieren. Wir jedenfalls können zwar unsere Vitalfunktionen in sehr geringem Umfang kontrollieren, einfach "abstellen" geht schlicht deswegen nicht, weil dieser Bereich unserer "sehr unterschiedlichen biologischen Computer" keinen Zugang erlaubt. Das dies nun ein "anderes Tier" können sollte, widerspricht jedem Selbsterhaltungsmechanismus, dem jedes Lebewesen grundsätzlich unterworfen ist - ob nun von der Gattung "Homo" oder einer der Millionen andere Gattungen.

Dagegen zu "verstoßen", bedingt eine ganze Reihe höchst komplexer Verfahren. Ob nun jemand höchst schmerzhaftes "Seppuku" begeht, oder mit raffinierten Einzelschritten "pharmazeutisch" und möglichst komfortabel seinem eigenen Leben ein Ende bereitet, immer muss dabei eine innere, schützende geistige Barriere durchbrochen werden. Diese ist bei "natürlich" - also auf Grund von Krankheit, Unfall u.ä. "Beeinträchtigungen" aufgehoben oder der Wille zu überleben, ist weitgehend zusammengebrochen. Die Möglichkeit weiter um das Überleben zu kämpfen, stößt auf zu geringe Ressourcen. Durch Aussagen von Menschen, die in einigen Fällen zumindest klinisch tot gewesen waren, weiß man, das bei unterschiedlichen Todesarten dieser Vorgang durch körperliche Vorgänge erheblich erleichtert wird. Bei Schwerstkranken, fällt auch die geistige Aufgabe sich "programmgemäß" dem Sterben zu widersetzen, mit dem Sterben zusammen. Etwas, was ich ohne näher darauf eingehen zu wollen aus eigenem Erleben bestätigen kann. Das ist in Grenzen vom Sterbenden selbst in einem engen Bereich zeitlich planbar. Kann übrigens durch gutgemeinte Aussagen "wie bitte verlass mich doch nicht..." erheblich und für den Sterbenden sehr quälend verlängert werden. :rolleyes:

Um das zuvor beschriebene "wirksam werden zu lassen", hat allerdings der körperliche Verfall bereits einen derartig hohen Grad erreicht, das dies keinesfalls auf einen körperlich gesunden Menschen übertragbar ist. Wer sich selbst das leben nehmen will, benötigt je nach den Gründen dafür, eine entsprechende "innere Einstellung" warum er / sie das tun möchte. Diese kann (wie beim Seppuku") kulturell erzwungen sein und ist eben nicht "freiwillig" oder ähnlich gelagert, Selbsttötung um vorhersehbarer Folterung und ähnlich unerfreulichen Ereignissen durch einen "schnellen Tod" vorzugreifen. Letzteres ist ein durchaus akzeptabler "Ausweg", der Vermeidung zum Ziel hat.

Schwieriger wird es schon, wenn andere "Gründe" den eigene Selbsterhaltungstrieb überwinden müssen. Offenbar ist gerade für die Selbsttötung ein hohes Maß an "Autoaggression" notwendig. Bekanntes Phänomen, beim "erweiterten Suizit" - z.B. Vater tötet Frau und Kinder - und hat nicht genug Aggression gegen sich selbst übrig - und überlebt. Ein höchst unerfreuliches "Überleben" nach "Tötung auf Verlangen" - Mord soweit es die noch unmündigen Kinder betrifft.... Im übrigen ein sehr seltenes Vorkommen : 0,2 bis 0,3 Ereignisse auf 100.000 Einwohner, gegen 12 bis 13 mal "Freitod" auf 100.000 Einwohner.

Hier noch WIKI Suizidrate nach Ländern und gleich noch "Todesursachen in Deutschland 1950 - 2013" PDF 53 Seiten Quelle : destatis was zeigt, wie "außerdem" in D gestorben wird...

Auch recht "brauchbar" bei anderen Diskussionen, wo einzelne Ereignisse völlig übertriebene Sorgen machen. Der Tod kommt auf jeden Fall - aber in sehr, sehr unterschiedlichen Szenarien. Einfach "Zuhause bleiben" und sich dort betätigen, ist wohl eine höchst gefährlichste Methode. Funktioniert bedeuten besser als jeder noch so gut vorbereitete Wunsch sich selbst zu entleiben.

Hier hat es funktioniert... Mit starker Abnahme über die Jahre und leichter Zunahme seit 2007 wo sich deutschlandweit 9.402 Menschen selbst töteten - 2014 waren es mit 10.209 wieder 807 Menschen mehr. In 1980 waren es immerhin mit 18.451 (+8.242) deutlich mehr Suizide. Bei jedem / jeder stellt sich da schon die Frage WARUM ? Bei insgesamt 893.825 Todesfällen (2013) sind 10.076 Suizide (2013) lediglich 1,127 % aller Todesursachen. Wieder einmal scheint ein relativ geringfügige Anzahl von Menschen (bei 80,62 Millionen Einwohnern in D) wovon 0,125 Promille den Wunsch nach Selbsttötung verwirklichten, die Wirklichkeit, das im selben Zeitraum 11,087 Promille (1,109 %) insgesamt verstarben, eher "unberücksichtigt" zu lassen. Da lässt "uns" sichtlich die realistische Vorstellung wie wichtig etwas tatsächlich ist, sichtlich im Stich....

Die Statistik zeigt die Anzahl der Sterbefälle durch vorsätzliche Selbstbeschädigung (Suizide) in Deutschland in den Jahren von 1980 bis 2014.
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Re: das leben ist vollendet

Beitrag von Misterfritz »

immernoch_ratlos hat geschrieben:(06 Jan 2017, 14:44)
Hier hat es funktioniert... Mit starker Abnahme über die Jahre und leichter Zunahme seit 2007 wo sich deutschlandweit 9.402 Menschen selbst töteten - 2014 waren es mit 10.209 wieder 807 Menschen mehr. In 1980 waren es immerhin mit 18.451 (+8.242) deutlich mehr Suizide. Bei jedem / jeder stellt sich da schon die Frage WARUM ? Bei insgesamt 893.825 Todesfällen (2013) sind 10.076 Suizide (2013) lediglich 1,127 % aller Todesursachen. Wieder einmal scheint ein relativ geringfügige Anzahl von Menschen (bei 80,62 Millionen Einwohnern in D) wovon 0,125 Promille den Wunsch nach Selbsttötung verwirklichten, die Wirklichkeit, das im selben Zeitraum 11,087 Promille (1,109 %) insgesamt verstarben, eher "unberücksichtigt" zu lassen. Da lässt "uns" sichtlich die realistische Vorstellung wie wichtig etwas tatsächlich ist, sichtlich im Stich....

Die Statistik zeigt die Anzahl der Sterbefälle durch vorsätzliche Selbstbeschädigung (Suizide) in Deutschland in den Jahren von 1980 bis 2014.
Das ist ja alles nett erzählt, aber woher willst Du wissen, ob es nicht wesentlich mehr Selbsttötungen gäbe, wenn es einfacher wäre, wie z.B. in den Niederlanden? Hier musst Du elendig weiterleben, bis der Körper irgend wann aufgibt. DAS will aber nicht jeder. Und genau dieses Recht, zu entscheiden, wann genug ist, sollte man jedem Bürger geben - und auch die Mittel, das auszuführen.
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