jellobiafra hat geschrieben:(16 Oct 2016, 08:06)
Was ich unberechtigt finde, ist, dass bisher weder ein Kriminal- noch ein Science-fiction Autor einen Literaturnobelpreis bekommen haben. Kandidaten gäbe es ja genug (Lem, Bradbury, Highsmiths, Chandler)
Da gibt es einen Unterschied. Der von mir hochverehrte Stanislaw Lem, dessen in deutscher Sprache erschienen Bücher ich fast ausnahmslos hüte wie einen Schatz (zum Teil in diesen Regenbogenfarben des Suhrkampverlags, wobei bei Lem eindeutig lila überwiegt) glänzt ja nicht nur durch seine frechen, ironischen, aber keineswegs utopischen Visionen, soindern auch durch eine scharf pointierte, freche und ironische Sprache. Geistreich und witzig, spannend und logisch, warmherzig und respektvoll, so war Lem immer in seinen Büchern. Nur eines war er nicht, wollte und konnte es wohl auch nicht sein, nämlich "poetisch". Er war ein sehr präziser Sprachhandwerker, aber kein Dichter.
Dylan ist Dichter rund Poet, tief fühlend ohne Schärfe und Präzision, Raum gebend für eigene Interpretationen, mit starken Gefühlen, und er ist nicht nur stilprägend für inzwischen zwei Generationen von Musikern sondern auch stilprägend für zwei Generationen Musikfreunden. Dylan war dabei schon immer eigensinnig und antikommerziell und hat seine Kunst nie Diktaten von außen unterworfen. Seine Texte und seine Melodien bilden eine herausragende Einheit.
Danke an den, der den Musikstrang mit Dylan-Covers eröffnet hat. Durch die Cover sieht man erst richtig den Raum und die Tiefe und die vielfältigen Spielräume, die Musik und Texte zur Interpretation gewähren. Gerade die Qualität der Coverversionen verweist auf die absolute literarische Qualität des Originals, denn die Texte sind nicht veräußerbar, die musikalischen Schwerpunkte durchaus und dennoch sind auch die Coverversionen jedes ein Kunstwerk für sich.