Fazer hat geschrieben:(16 Jun 2016, 12:33)
Viele arabische Länder behindern massiv die freie Religionsausübung, nach Saudi Arabien kann man nicht mal eine Bibel mit einführen.
Ja, es sind vor allen Dingen die Golfstaaten mit ihrer wahabitischen Ausrichtung. In den meisten arabischen Staaten - einschließlich Palästinas - herrscht Religionsfreiheit, wie man am Beispiel der Christen sieht. Darin eingeschlossen waren übrigens auch Syrien und Irak bis Anfang des Bürgerkrieges 2011 bzw. der Invasion der "Koalition der Willigen" 2003.
Fazer hat geschrieben:(16 Jun 2016, 12:33)
Im Irak gab es in den 50er Jahren noch 150.000 Juden. Heute sind es noch 20.
Das ist in der Tat traurig. So etwas ist leider häufig die Konsequenz regionaler Konflikte. Es gab beispielsweise noch zu Sovietzeiten 400.000 Armenier in Azerbaijan und 160.000 Azeris in Armenien. Entgegen weitläufigem Glauben waren besagte Völker historisch gesehen keineswegs verfeindet, sondern verstanden sich die meiste Zeit ausgezeichnet. Seit dem Berg-Karabach Konflikt, in dem es um ein winziges Stück Land geht, gibt es lt. Wikipedia noch zwischen 30 und ein paar hundert Azeris is Armenien und geschätzte 645 Armenier in Azerbaijan. Wie gesagt, historisch gesehen steht es außer Frage, dass es hier nicht um einen tief verwurzelten Hass zweier Völker oder gar um einen Glaubenskrieg zwischen Christen und Muslimen geht, sondern um einen geopolitischen Konflikt um ein winziges Stück Land, das beide Seiten für sich beanspruchen und für keine Seite von vitaler Bedeutung ist. Eine Aussöhnung der beiden Völker wäre möglich, gäbe es eine politische Lösung des Konfliktes.
Fazer hat geschrieben:(16 Jun 2016, 12:33)
In Pakistan ist es immer wieder zu Lynchmorden an Christen gekommen.
Sie müssen wich schon entscheiden, ob Sie über die arabische Welt oder die islamische Welt als ganzes reden wollen. Pakistan ist kein arabisches Land. Pakistan ist auch - ebenso wie die Golfstaaten - kein Land, in dem Religionsfreiheit herrscht oder religiöse Minderheiten geschützt sind, da stimme ich Ihnen vollkommen zu. Man kann aber nicht die gesamte arabische oder die gesamte islamische Welt über einen Kamm scheren, nach dem Motto: in Pakistan werden Christen ermordet, also werden auch in jedem anderen islamischen Land Christen ermordet. So etwas nennt man auf englisch "association fallacy", keine Ahnung, wie man das auf deutsch nennt.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Association_fallacy
Fazer hat geschrieben:(16 Jun 2016, 12:33)
Fazit: in einem palästinensisch regierten Palästina wird kein Jude leben wollen.
Diese Perspektive ist sicherlich aus Sicht eines Siedlers ist sicherlich nicht die erste Wahl, da stimme ich Ihnen zu. Dennoch glaube ich nicht daran, dass ein gleichberechtigtes Zusammenleben nicht prinzipiell funktionieren kann. Sie haben den Gazastreifen erwähnt mit dem richtigen Hinweis, dass ein Siedler dort ohne militärischen Schutz keine lange Lebenserwartung hätte. Man muss aber in dieser Überlegung einbeziehen, dass es um besagte Siedler im Westjordanland ginge in einem hypothetischen Szenario, in welchem ein Friedensvertrag geschlossen worden wäre und entsprechende Vereinbarungen bezüglich der Sicherheitsfrage der Siedler existieren würden. Für einen frisch gegründeten Palästinenserataat - noch dazu entmilitarisiert - wäre es im eigenen Interesse, die Sicherheit der Siedler zu gewährleisten. Es gibt bereits seit dem Oslo-Prozess einen sehr fähigen palästinensischen Sicherheitsapparat, der hauptsächlich von US-amerikanischer und israelischer Seite finanziert wird und der im Wesentlichen mit Terrorabwehr für Israel beschäftigt ist.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Palesti ... y_Services
Dass man aus Sicht eines Siedlers lieber den Schutz der israelischen Armee hätte, ist natürlich klar. Aber man sollte wich vielleicht auch folgende Frage einmal stellen: warum
muss man überhaupt in einem Palästinenserstaat leben? Es besteht für die Siedler kein zwingender Grund dazu. Die Hauptsiedlungsblöcke, in denen der ganz überwiegende Teil der Siedler lebt, würden sowieso zu Israel hinzugefügt werden. Ich bin der Meinung, wenn es denn unbedingt sein muss, außerhalb der Hauptsiedlungsblöcke auf dem Staatsgebiet eines zukünftigen Palästinenserataates zu leben, dann wäre es nicht zuviel verlangt, dies als gleichberechtiger Bürger dws Staates Palästinas zu tun.
Fazer hat geschrieben:(16 Jun 2016, 12:33)
Kurze Gegenprobe:
In Israel leben 1.271.000 arabische Israelis, sie machen knapp 20 Prozent der israelischen Staatsbürger aus. Bei 8,4 mio Einwohnern.
Marokko: 33,5 mio Einwohner. Davon 2.500 Juden, d.h. = 0,074%. Das sind FAKTISCH KEINE.
Lt. Wikipedia gibt es 423 Mio. Araber im Nahen und Mittleren Osten und 6.3 Mio Juden im Nahen und Mittleren Osten. Das wäre schonmal ein Grund für die Diskrepanz dieser demografischen Verhältnisse. Darüber hinaus gibt es den Faktor Sozioökonomie. Um das einmal zu illustrieren: es gibt in der Bundesrepublik Deutschland, wie Sie vielleicht wisssen, etwa 3 Mio. Bürger türkischen Ursprunges, was etwa 3.7% der Gesamtbevölmerung entspricht. Im Gegensatz dazu leben in der türkischen Republik etwa 50.000 Personen deutschen Ursprunges, was lediglich 0.0625% der Gesamtbevölkerung entspricht. Wie erklären Sie sich das?