Nachrichten aus dem Iran.

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Platon
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

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Nomen Nescio
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Nomen Nescio »

soeben hörte ich unserer korrespondenten in iran. er wohnt da schon mehrere jahre und hat eine iranischen frau. ihm wurde nach einer reaktion gefragt über die nachricht, daß die boykott von iran mit sofortigen in-kraft-tretung aufgehoben wurde.
erstens: iran und die USA sind noch immer nicht freunde, sondern haben einen »modus vivendi« gefunden. wie obama öfter ungefähr sagte »wir haben ein verhältnis basiert auf inspektion. nicht auf vertrauen«. das erklärt auch, daß iran airbusflugzeuge kauft(e) und nicht boeings. amerika steht noch immer nicht voran in der reihe um damit handel zu treiben.
shell dagegen geht sofort nach iran. ist ja nicht amerikanisch. :D

wenn man hört was die atominspektion in wien festgestellt hat, staunt man. WIRKLICH. ein großteil des verreichten uranium (ich dachte über 90%) ist nach dem ausland gebracht worden. von den 19.000 zentrifugen zum verreichnung von uranium sollte es nur noch 2.000 geben. usw.

ob der durchschnittbürger von der aufhebung der sanktionen genießen wird, ist noch eine frage, sagte der korrespondenz. denn in iran herrscht eine starke korruption. wieviel schließlich durchsickern wird, darüber wagte er nichts zu sagen.

der korrespondent in der USA sagte auf eine entsprechende frage hin, daß amerika iran mit mißtrauen bleibt betrachten. was leider keiner bestätigte, aber n.m.m. selbstverständlich ist, ist ob wien weiter den atomprogramm in iran kontrolliert. das ist die konsequenz des atomvertrages.
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JJazzGold
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

Jedes Übel hat sein "Gutes", jetzt existiert ein Präzedenzfall, der jedem Staat, der den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben hat gestattet, trotzdem Nuklearwaffen zu bauen oder zu erwerben. Eigentlich könnte man jetzt diesen Vertrag getrost in die Tonne kloppen.
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King Kong 2006
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(17 Jan 2016, 20:05)

Jedes Übel hat sein "Gutes", jetzt existiert ein Präzedenzfall, der jedem Staat, der den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben hat gestattet, trotzdem Nuklearwaffen zu bauen oder zu erwerben. Eigentlich könnte man jetzt diesen Vertrag getrost in die Tonne kloppen.
Warum ist das so? Das ist nicht die offizielle Lesart. Die IAEA sagt Gegenteiliges. Auch das Weiße Haus. Nicht unbedingt Freunde Irans. Zur Zeit.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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JJazzGold
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 hat geschrieben:(17 Jan 2016, 21:38)

Warum ist das so? Das ist nicht die offizielle Lesart. Die IAEA sagt Gegenteiliges. Auch das Weiße Haus. Nicht unbedingt Freunde Irans. Zur Zeit.
Was die IAEA oder das Weiße Haus sagen, kann doch den Staaten, die den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben haben, angesichts dieses Präzendenzfalls zukünftig egal sein, sollten die das Verlangen haben, Nuklearwaffen zu produzieren oder zu kaufen.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(17 Jan 2016, 22:56)

Was die IAEA oder das Weiße Haus sagen, kann doch den Staaten, die den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben haben, angesichts dieses Präzendenzfalls zukünftig egal sein, sollten die das Verlangen haben, Nuklearwaffen zu produzieren oder zu kaufen.
Zum einen ist der Iran schwerst sanktioniert worden. Es gibt praktisch kein anderes Land, das ähnlich schwere Sanktionen verhängt bekommen hat. Egal, ob gegen einen politischen Gegner instrumentalisiert oder nicht. Zugleich wurde bei Unstimmigkeiten oder Vergehen befreundeter Staaten wie Brasilien oder Südkorea praktisch hinweggesehen. Spätestens da sah man, wie der Hase läuft und wie das Thema mißbraucht wird. Schon da war klar, wie hohl der Vertrag so gesehen ist. Manche sind eben gleicher als andere. Der Iran hat die letzten Jahrzehnte keinen Beifall von den USA bekommen. Weder bei der Unterstützung Saddams durch die USA im Krieg noch durch die Sanktionen gegen den Iran war das festzustellen, das waren keine Bonbons. Das war knüppelhart. Siehst du das anders?

Zum anderen hat der Iran von niemanden einen Freifahrtschein bekommen Atomwaffen zu produzieren. An welchen Aussagen z.B. aus Washington, Berlin oder London machst du das fest?

Die Lehre, die man daraus ziehen kann ist, daß man bei Staaten wie Brasilien oder Südkorea hinwegsehen kann, wenn man sich gut mit den USA stellt (oder unter dem Schah), wenn nicht, wird jeder Umstand sofort ausgenutzt. Instrumentalisiert. Und man kann die Lehre daraus ziehen, daß die Gegnerschaft zur USA sich dadurch in milliardenschweren Verlusten und Einschränkungen der Möglichkeiten in einer umfassenden Bandbreite auswirken kann. Oder Unterstützung von Gegnern, wie Saddam.

Findest du im Nachhinein es attraktiv für einen Staat das anzustreben? Wer sollte so einen "Präzedenzfall" nachahmen? Für wen ist das attraktiv? Und was kommt dabei heraus? Niemand sagt, daß der Iran ein Atomarsenal oder Programm hat. Das wäre doch der Gewinn, von dem du sprichst? Nicht mal den Jackpot gibt es für den Iran. Was war jetzt so attraktiv?

Ich will dir die Lehre sagen, den Präzedenzfall benennen. Wenn du ein Schah bist (bester Freund der USA am Golf), Südkorea oder Brasilien, man muß noch nicht mal ein Freund sein, aber wenigstens kein Gegner in einer von den USA als vital definierten Region, wenn du dich gegenüber den USA moderat verhälst, dann kannst du dir einiges erlauben. Das ist der Präzedenzfall, den die USA demonstriert haben. Sonst bekommst du echte Probleme. Wie der Iran.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Ich sehe es eher so, dass durch das Abkommen die Entschlossenheit der USA die Weiterverbreitung von Atomwaffen und anderen Massenvernichtungswaffen zu verhindern aufgezeigt wird. Denn es wurden unter Obama harte Sanktionen eingeführt wegen des Atomprogramms und diese haben die Iraner dann gezwungen sich auf eine diplomatische Lösung einzulassen, die jede Möglichkeit für Atomwaffen ausschließt. Damit wurde die Weiterverbreitung von Atomwaffen effektiv verhindert, wie es sonst nur zeitweise durch einen umfassenden Militärschlag möglich gewesen wäre, und damit das Vorhaben des Atomwaffensperrvertrags ohne Blutvergießen umgesetzt.

Andere Nationen wissen jetzt, dass die USA bereit sind für die Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen alle Mittel zu nutzen die zur Verfügung stehen, aber im Zweifelsfrei auch bereit sind für dieses Ziel Kompromisse einzugehen. Seien es die Chemiewaffen von Assad oder eben das Atomprogramm der Iraner.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 hat geschrieben:(17 Jan 2016, 23:29)


Findest du im Nachhinein es attraktiv für einen Staat das anzustreben? Wer sollte so einen "Präzedenzfall" nachahmen? Für wen ist das attraktiv? Und was kommt dabei heraus? Niemand sagt, daß der Iran ein Atomarsenal oder Programm hat. Das wäre doch der Gewinn, von dem du sprichst? Nicht mal den Jackpot gibt es für den Iran. Was war jetzt so attraktiv?
Weshalb sollte ein Staat tatsächlich das Verlangen haben, Nuklearwaffen zu erwerben oder zu produzieren? Der gibt das nach außen vor vor und hält nach einem Zeitraum x des Gezickes und diversen Verhandlungen die Hand auf, um Milliarden in Form von Subventionen und Investitionen abzukassieren, mit gleichzeitiger Unterzeichnung eines weiteren Vertrags, weil dieser Staat nach Marathonverhandlungen großmütig entschieden hat, nun eventuell doch keine Nuklearwaffen zu erwerben oder zu produzieren.

Und danach schlagen sich alle Verhandlungspartner gegenseitig auf die Schulter und brüsten ich damit, die Welt gerettet zu haben, während völlig unklar ist, ob der betreffende Staat nicht doch Nuklearwaffen erwirbt oder produziert. Immerhin kann er sich selbst auditieren.

Ein anderer Staat, wie z.B. Saudi Arabien, könnte den Präzedenzfall Iran nutzen, um Nuklearwaffen zu erwerben.

Bei beide Fälle analog zum langjährigen iranischen Gebaren, was kümmert mich meine Unterschrift von gestern.
Zuletzt geändert von JJazzGold am Mo 18. Jan 2016, 18:35, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

doppelt
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Andrea-Perula »

JJazzGold hat geschrieben:(17 Jan 2016, 23:45)

Weshalb sollte ein Staat tatsächlich das Verlangen haben, Nuklearwaffen zu erwerben oder zu produzieren? Der gibt das nach außen vor vor und hält nach einem Zeitraum x des Gezickes und diversen Verhandlungen die Hand auf, um Milliarden in Form von Subventionen und Investitionen abzukassieren, mit gleichzeitiger Unterzeichnung eines weiteren Vertrags, weil dieser Staat nach Marathonverhandlungen großmütig entschieden hat, nun eventuell doch keine Nuklearwaffen zu erwerben oder zu produzieren.

Und danach schlagen sich alle Verhandlungspartner gegenseitig auf die Schulter und brüsten ich damit, die Welt gerettet zu haben, während völlig unklar ist, ob der betreffende Staat nicht doch Nuklearwaffen erwirbt oder produziert. Immerhin kann er sich selbst auditieren.

Ein anderer Staat, wie z.B. Saudi Arabien, könnte den Präzedenzfall Iran nutzen, um Nuklearwaffen zu erwerben.

Bei beide Fälle analog zum langjährigen iranischen Gebahren, was kümmert mich meine Unterschrift von gestern.

Iran nimmt US Soldaten fest welche iran. Hoheitsgebiet verletzt haben.



[youtube][/youtube]


Kurz nachdem die Gefangenen wieder frei gelassen wurden....

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 71794.html



wurden auch die Sanktionen aufgehoben gegen den Iran!

http://www.focus.de/politik/ausland/san ... 17276.html


Doch kurz darauf verhängten die USA Neue Sanktionen gegen den Iran weil dieser Mittelstreckenraketen besitzt.....


http://www.n-tv.de/politik/USA-verhaeng ... 86806.html



Sehr komisch.... anscheinend versucht man das selbe Spiel wie mit dem Irak.... abrüsten und dann einmarschieren......oder was steckt dahinter?
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Kardux
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Manche sind eben gleicher als andere. Der Iran hat die letzten Jahrzehnte keinen Beifall von den USA bekommen. Weder bei der Unterstützung Saddams durch die USA im Krieg noch durch die Sanktionen gegen den Iran war das festzustellen, das waren keine Bonbons. Das war knüppelhart. Siehst du das anders?
Hätte es nicht umgekehrt sein müssen ? Hätte sich nicht der Iran bei den USA bedanken müssen ? Immerhin war Saddam Hussein der Erzfeind des Irans, genauso aber auch die Taliban in Afghanistan. Interessant ist jedoch von welcher Unterstützung des Irans die Rede ist :?: Hat nicht etwa der Iran schiitische Milizen im Irak aufgebaut und sind nicht diese Gruppen gegen die USA vorgegangen und verschuldeten den Tod von sehr vielen amerikanischen Soldaten ?
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Platon
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Andrea-Perula hat geschrieben:(18 Jan 2016, 14:13)

Iran nimmt US Soldaten fest welche iran. Hoheitsgebiet verletzt haben.



[youtube][/youtube]


Kurz nachdem die Gefangenen wieder frei gelassen wurden....

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 71794.html



wurden auch die Sanktionen aufgehoben gegen den Iran!

http://www.focus.de/politik/ausland/san ... 17276.html


Doch kurz darauf verhängten die USA Neue Sanktionen gegen den Iran weil dieser Mittelstreckenraketen besitzt.....


http://www.n-tv.de/politik/USA-verhaeng ... 86806.html



Sehr komisch.... anscheinend versucht man das selbe Spiel wie mit dem Irak.... abrüsten und dann einmarschieren......oder was steckt dahinter?
Die Sanktionen mussten die USA verhängen, weil die Iraner einen Raketentest durchgeführt haben, bei dem eine Untersuchungskomission der UN festgestellt hat, dass der Iran gegen eine UN-Resolution verstoßen hat. Es geht dabei um das Verbot Raketen herzustellen und zu testen, welche potenziell einen Atomwaffensprengkopf tragen. Die Iraner behaupten es gebe auf den getesten Raketen keine entsprechende Vorrichtung, womit sie nicht unter das Verbot fallen, während UN und USA sagen, die Raketen sind groß genug um einen Atomsprengkopf zu tragen und sie fallen daher unter das Verbot.

Die Iraner haben die US-Seeleute aufgebracht, weil sie aufgrund eines technischen Defekts in ihr Hoheitsgebiet getrieben/gefahren sind. Das ist ein Vorfall wie er im persischen Golf eben passieren kann und die Iraner lassen sich so eine Gelegenheit US-Soldaten festzunehmen und dabei auch noch im Recht zu sein natürlich nicht nehmen.

Beide Sachen passierten Tage vor der endgültigen Umsetzung des Atomabkommens und der Aufhebung der Sanktionen und darum waren beide Seiten sehr motiviert nicht kurz vor dem Ziel die andere Seite zu einem Rückzieher zu provozieren bzw. die Umsetzung des Abkommens zu verkomplizieren und damit zu verzögern. Darum haben die Iraner die US-Soldaten schnell wieder freigelassen, ohne es sich allerdings nehmen zu lassen, diese mit ein paar Fotos zu demütigen. Ebenso haben die USA die Verhängung der fälligen Sanktionen ausgesetzt um nicht die Entscheidungsträger im Iran aufzubringen, sie dann aber unmittelbar nach des Atomabkommens, dann trotzdem verhängt.

So ist einfach das Verhältnis zwischenden USA und Iran, man ist weit davon entfernt freundschaftlich miteinander umzugehen, aber man ist in der Lage gemeinsame Interessen zu erkennen und zu verfolgen. Dennoch sieht man den jeweils anderen als Gegner.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(18 Jan 2016, 14:58)

Hätte es nicht umgekehrt sein müssen ? Hätte sich nicht der Iran bei den USA bedanken müssen ? Immerhin war Saddam Hussein der Erzfeind des Irans, genauso aber auch die Taliban in Afghanistan. Interessant ist jedoch von welcher Unterstützung des Irans die Rede ist :?: Hat nicht etwa der Iran schiitische Milizen im Irak aufgebaut und sind nicht diese Gruppen gegen die USA vorgegangen und verschuldeten den Tod von sehr vielen amerikanischen Soldaten ?
Beobachter meinen tatsächlich, daß der geniale G.W.Bush u.a. so gearbeitet hat. Allerdings nähern sich die USA aus Zweckmäßigkeit auch wieder Kooperationen mit den Taliban an. Gemäßigten, wie es heißt.

Tatsächlich war man in Teheran geschockt, als nach der fruchtbaren Zusammenarbeit gegen die Taliban Bush und die Neocons plötzlich den Iran, nach den Taliban, aufs Korn genommen haben. Zeitgleich mit Saddam. Alles weitere, auch im Irak ist ein Folge des Zusammenbruchs dieser Kooperation hin zu einer forcierten Konfrontation. Das war ein verlorenes Jahrzehnt, das man sich hätte sparen können, wenn man statt der Konfrontation bei der Zusammenarbeit geblieben wäre. Da war man schon einmal. Die forcierte Konfrontation hat Tote und Chaos gefördert und gefordert.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(17 Jan 2016, 23:45)

Weshalb sollte ein Staat tatsächlich das Verlangen haben, Nuklearwaffen zu erwerben oder zu produzieren? Der gibt das nach außen vor vor und hält nach einem Zeitraum x des Gezickes und diversen Verhandlungen die Hand auf, um Milliarden in Form von Subventionen und Investitionen abzukassieren, mit gleichzeitiger Unterzeichnung eines weiteren Vertrags, weil dieser Staat nach Marathonverhandlungen großmütig entschieden hat, nun eventuell doch keine Nuklearwaffen zu erwerben oder zu produzieren.

Und danach schlagen sich alle Verhandlungspartner gegenseitig auf die Schulter und brüsten ich damit, die Welt gerettet zu haben, während völlig unklar ist, ob der betreffende Staat nicht doch Nuklearwaffen erwirbt oder produziert. Immerhin kann er sich selbst auditieren.

Ein anderer Staat, wie z.B. Saudi Arabien, könnte den Präzedenzfall Iran nutzen, um Nuklearwaffen zu erwerben.

Bei beide Fälle analog zum langjährigen iranischen Gebaren, was kümmert mich meine Unterschrift von gestern.
Man sagt ohnehin Riad nach, die pakistanische Bombe finanziert zu haben. Sie sind somit Anteilseigner. Was tut man dagegen? Nichts. Ein Präzedenzfall?

Der Iran ist kein Präzedenzfall. Wie oben dargelegt. Wo wird das ebenso als Präzedenzfall gesehen?
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Das war ein verlorenes Jahrzehnt, das man sich hätte sparen können, wenn man statt der Konfrontation bei der Zusammenarbeit geblieben wäre. Da war man schon einmal. Die forcierte Konfrontation hat Tote und Chaos gefördert und gefordert.
Die schiitischen Milizen stellten sich aber schon kurze Zeit nach der Entmachtung Saddams gegen US- Streitkräfte. Wie ist das zu erklären ? Also sehr dankbar zeigten sich da weder die irakischen Schiiten noch die Iraner. Ich habe es nie verstanden. Auch nicht das die USA trotz der vielen toten GIs trotzdem auf die Schiiten setzten und es noch immer tun. Vielleicht ist es auch die Ohnmacht gegenüber den Machtverhältnissen - der schiitische Halbmond erscheint mir sehr stark, damit habe ich persönlich nicht gerechnet, um ehrlich zu sein.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(18 Jan 2016, 20:52)

Die schiitischen Milizen stellten sich aber schon kurze Zeit nach der Entmachtung Saddams gegen US- Streitkräfte. Wie ist das zu erklären ? Also sehr dankbar zeigten sich da weder die irakischen Schiiten noch die Iraner. Ich habe es nie verstanden. Auch nicht das die USA trotz der vielen toten GIs trotzdem auf die Schiiten setzten und es noch immer tun. Vielleicht ist es auch die Ohnmacht gegenüber den Machtverhältnissen - der schiitische Halbmond erscheint mir sehr stark, damit habe ich persönlich nicht gerechnet, um ehrlich zu sein.
Ich kann mir vorstellen, nachdem die USA die Zusammenarbeit mit dem Iran einseitig gegen die Taliban einstellten und den Iran zur Achse des Bösen erklärten, wie den Wirtschaftskrieg begannen, war der Konflikt da. Das war vor der Entmachtung Saddams bereits eingetreten. Im Irak führte er sich logischerweise fort. Zumal die Schiiten dort von den USA bereits im Stich gelassen wurden. Seinerzeit, als sie gegen Saddam rebellierten und dann Gewehr bei Fuß der USA vor Ort beim Zermalmen durch die republikanischen Garden im Stich gelassen wurden. Da kann man 1 und 1 zusammenrechnen. Einem Iran, dem man "den Krieg erklärt hat" und von den USA enttäuschten irakischen Schiiten.

Der Iran ist durch seine Geschichte und Struktur einfach wesentlich stabiler und effektiver als die tribalistischen anderen arabischen Systeme dort. Selbst als die Atommacht Pakistan. Deshalb ist er für Hegemonialmächte, wie den USA "gefährlich". Nicht weil es "böser" ist als Saudi-Arabien oder Pakistan, sondern einfach ein härterer Gegner ist, der schwerer zu manipulieren ist. Jetzt, beim Zerfall der Region ist der Iran gerade deshalb, wegen seiner Stabilität und "Effektivität" Mittel der Wahl als Ansprechpartner. Die Saudis drehen am Rad, mit denen kann man nicht arbeiten. Bzw. Gastarbeiter müssen für sie arbeiten, sonst funktioniert der Staat ja schon gar nicht. Bleibt nicht mehr viel übrig. Der Iran ist im Ausschlußverfahren übrig geblieben.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:(18 Jan 2016, 21:44)

Ich kann mir vorstellen, nachdem die USA die Zusammenarbeit mit dem Iran einseitig gegen die Taliban einstellten und den Iran zur Achse des Bösen erklärten, wie den Wirtschaftskrieg begannen, war der Konflikt da. Das war vor der Entmachtung Saddams bereits eingetreten. Im Irak führte er sich logischerweise fort. Zumal die Schiiten dort von den USA bereits im Stich gelassen wurden. Seinerzeit, als sie gegen Saddam rebellierten und dann Gewehr bei Fuß der USA vor Ort beim Zermalmen durch die republikanischen Garden im Stich gelassen wurden. Da kann man 1 und 1 zusammenrechnen. Einem Iran, dem man "den Krieg erklärt hat" und von den USA enttäuschten irakischen Schiiten.

Der Iran ist durch seine Geschichte und Struktur einfach wesentlich stabiler und effektiver als die tribalistischen anderen arabischen Systeme dort. Selbst als die Atommacht Pakistan. Deshalb ist er für Hegemonialmächte, wie den USA "gefährlich". Nicht weil es "böser" ist als Saudi-Arabien oder Pakistan, sondern einfach ein härterer Gegner ist, der schwerer zu manipulieren ist. Jetzt, beim Zerfall der Region ist der Iran gerade deshalb, wegen seiner Stabilität und "Effektivität" Mittel der Wahl als Ansprechpartner. Die Saudis drehen am Rad, mit denen kann man nicht arbeiten. Bzw. Gastarbeiter müssen für sie arbeiten, sonst funktioniert der Staat ja schon gar nicht. Bleibt nicht mehr viel übrig. Der Iran ist im Ausschlußverfahren übrig geblieben.
Klar, das die irakischen Schiiten 1991 nicht vergessen haben, aber trotzdem wurde Saddam entmachtet - das war ja auch keine Selbstverständlichkeit. Aber bezüglich des Irans haben Sie schon Recht, die Aussage von den Neo- Cons "Achse des Bösen" war nicht wirklich diplomatisch und machte viele Gemüter nervös. Ich denke aber weiterhin das der Iran kein vertrauenswürdiger Partner sein wird für die USA, gerade wegen seiner Stabilität und Effektivität. Der Iran hat das Gleichgewicht aus dem Lot gebracht. Derzeit ist es sehr interessant zu beobachten ob der Iran den derzeitigen Ölkrieg gegen die Saudis standhalten kann.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(18 Jan 2016, 22:51)

Klar, das die irakischen Schiiten 1991 nicht vergessen haben, aber trotzdem wurde Saddam entmachtet - das war ja auch keine Selbstverständlichkeit. Aber bezüglich des Irans haben Sie schon Recht, die Aussage von den Neo- Cons "Achse des Bösen" war nicht wirklich diplomatisch und machte viele Gemüter nervös. Ich denke aber weiterhin das der Iran kein vertrauenswürdiger Partner sein wird für die USA, gerade wegen seiner Stabilität und Effektivität. Der Iran hat das Gleichgewicht aus dem Lot gebracht. Derzeit ist es sehr interessant zu beobachten ob der Iran den derzeitigen Ölkrieg gegen die Saudis standhalten kann.
Ich sehe auch keinen freundschaftlichen Umgang zwischen den USA und dem Iran in absehbarer Zeit.

Was das Gleichgewicht betrifft, ja, sicher, es kippte nach 1979 und kippt jetzt wieder. Da ist überhaupt nichts statisch. Nirgendwo auf der Welt, zur keiner Zeit. Die Frage lautet stets, wie geht "man" damit um? Weniger, wie halte es es effektiv auf.

Was den "Ölkrieg" betrifft, ist Saudi-Arabien nicht umsonst außer Rand und Band. Da kann der Iran entspannt sein. Der Iran hat die letzten Jahrzehnte unter Sanktionen gelebt und ist trotzdem an Gewicht gewachsen. In den letzten Jahren ist die Ölwirtschaft massiv im Iran durch die Sanktionen eingebrochen. Also, kurzum, im Falle Irans kann es nur aufwärts jetzt gehen. Wie schnell, wie weit ist eine andere Frage, allerdings ist die Tendenz positiv. Im Falle Saudi-Arabiens, im Kontext des Ölgeschäfts, brechen harte Zeiten an. Der Iran hat bewiesen, daß es auch mit massiven Einschränkungen läuft. Saudi-Arabien wird das nicht leisten können. Aus vielerlei Gründen. Deshalb wird eine große zukünftige Herausforderung sein, diese Entwicklung "verständnisvoll" und "schmerzfrei" zu begleiten.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 hat geschrieben:(18 Jan 2016, 19:38)

Man sagt ohnehin Riad nach, die pakistanische Bombe finanziert zu haben. Sie sind somit Anteilseigner. Was tut man dagegen? Nichts. Ein Präzedenzfall?

Der Iran ist kein Präzedenzfall. Wie oben dargelegt. Wo wird das ebenso als Präzedenzfall gesehen?
Sollte Saudi Arabien in absehbarer Zeit öffentlich verkünden Nuklearwaffen produzieren zu wollen, dann wird zu einem Zeitpunkt X analog zum Iran verhandelt und ein neuer Vertrag unterschrieben, wie im Präzedenzfall Iran. Dieses Verfahrens kann sich ab jetzt jeder Staat, der den Atomwaffensperrvertrag einst unterzeichnete, bedienen.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

JJazzGold hat geschrieben:(26 Jan 2016, 09:20)

Sollte Saudi Arabien in absehbarer Zeit öffentlich verkünden Nuklearwaffen produzieren zu wollen, dann wird zu einem Zeitpunkt X analog zum Iran verhandelt und ein neuer Vertrag unterschrieben, wie im Präzedenzfall Iran. Dieses Verfahrens kann sich ab jetzt jeder Staat, der den Atomwaffensperrvertrag einst unterzeichnete, bedienen.
Das was der Iran durch den Vertrag erreicht hat, ist die Erlaubnis der USA die Kernenergie friedlich unter Aufsicht der IAEA zu nutzen. Jedes andere Land kann und darf das auch, die Iraner haben nichts gewonnen, was ihnen nicht ohnehin vertraglich zugesichert ist. Es ging lediglich darum Bedenken auszuräumen, dass sie gegen vertragliche Bestimmungen zu verstoßen und die USA haben durch die Sanktionen erzwungen, dass dieser Nachweis ausführlich geführt wird. Es gibt kein iranisches Sonderrecht, sondern es ging immer nur darum den sicheren Nachweis zu führen, dass die Kernkraft im Iran auch wirklich nur zivil genutzt wird. Das es dem Iran aber prinzipiell zusteht ein Atomprogramm zu betreiben ist Bestandteil des Vertrages zur Nichtverbreitung von Atomwaffen, da gibt es nichts zu diskutieren.

Und es sollen ja in den nächsten Jahrzehnten zahlreiche Kernkraftwerke in der Region entstehen, in Ägypten, Jordanien, Saudi Arabien und in der Türkei, wo die Kernkraft bereits seit Jahrzehnten genutzt wird. Pakistan natürlich auch. Die zivile Nutzung der Kernkraft im Iran ist eigentlich überhaupt nicht ungewöhnlich, die zivile Nutzung der Kernkraft wird im Nahen und Mittleren Osten mittelfristig zur Normalität werden. Es ging immer nur um die Frage der Transparenz des Programms, die es herzustellen galt und das ist ja passiert. Der Iran hat auf Bedenken reagiert, für die es gut Gründe gab, indem er sein Programm eingeschränkt und uneingeschränkt unabhängige Kontrollen zuließ. Da wo er sich selbst kontrollieren darf, betrifft übrigens so weit ich weiß lediglich eine militärische Anlage, in der in der Vergangenheit Tests durchgeführt wurden, die auf eine militärische Nutzung hindeuten, es geht da nicht um das laufende Atomprogramm. Dort wird jeder Schritt unabhängig überwacht. Damit ist die Transparenz hergestellt und die Bedenken ausgeräumt.

Wenn Saudi Arabien öffentlich verkündet nicht nur Kernkraftwerke betreiben zu wollen, was sie schon länger angekündigt haben sondern auch Atomwaffen zu bauen, dann verkünden sie damit de facto den Austritt aus dem Vertrag zur Ausbreitung von Nuklearwaffen und würden sich in die Runde von Israel, Südsudan, Indien und Pakistan gesellen die den Vertrag ebenfalls nicht unterschrieben haben. Damit hat sich das Thema Kontrollen der IAEA ohnehin erledigt, das ist ein Schritt den die Iraner nie gegangen sind und wohl auch nie gegangen wären.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:Das was der Iran durch den Vertrag erreicht hat, ist die Erlaubnis der USA die Kernenergie friedlich unter Aufsicht der IAEA zu nutzen.
Das ist meiner Meinung nach der Präzedenzfall, wenn es einen geben sollte. Die USA haben klar gemacht, daß jeder Staat, der nicht in der Gang der USA ist Probleme bekommt. Jenseits irgendeiner Frage von "gut" oder "böse". Der Iran hat die "Erlaubnis" der USA bekommen. Sehr großzügig. Aber so ähnlich verhält es sich. Alles hat seinen Preis. Den mußte der Iran bezahlen und den bezahlt auch die USA.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

Platon hat geschrieben:(26 Jan 2016, 13:10)

Das was der Iran durch den Vertrag erreicht hat, ist die Erlaubnis der USA die Kernenergie friedlich unter Aufsicht der IAEA zu nutzen. Jedes andere Land kann und darf das auch, die Iraner haben nichts gewonnen, was ihnen nicht ohnehin vertraglich zugesichert ist. Es ging lediglich darum Bedenken auszuräumen, dass sie gegen vertragliche Bestimmungen zu verstoßen und die USA haben durch die Sanktionen erzwungen, dass dieser Nachweis ausführlich geführt wird. Es gibt kein iranisches Sonderrecht, sondern es ging immer nur darum den sicheren Nachweis zu führen, dass die Kernkraft im Iran auch wirklich nur zivil genutzt wird. Das es dem Iran aber prinzipiell zusteht ein Atomprogramm zu betreiben ist Bestandteil des Vertrages zur Nichtverbreitung von Atomwaffen, da gibt es nichts zu diskutieren.

Und es sollen ja in den nächsten Jahrzehnten zahlreiche Kernkraftwerke in der Region entstehen, in Ägypten, Jordanien, Saudi Arabien und in der Türkei, wo die Kernkraft bereits seit Jahrzehnten genutzt wird. Pakistan natürlich auch. Die zivile Nutzung der Kernkraft im Iran ist eigentlich überhaupt nicht ungewöhnlich, die zivile Nutzung der Kernkraft wird im Nahen und Mittleren Osten mittelfristig zur Normalität werden. Es ging immer nur um die Frage der Transparenz des Programms, die es herzustellen galt und das ist ja passiert. Der Iran hat auf Bedenken reagiert, für die es gut Gründe gab, indem er sein Programm eingeschränkt und uneingeschränkt unabhängige Kontrollen zuließ. Da wo er sich selbst kontrollieren darf, betrifft übrigens so weit ich weiß lediglich eine militärische Anlage, in der in der Vergangenheit Tests durchgeführt wurden, die auf eine militärische Nutzung hindeuten, es geht da nicht um das laufende Atomprogramm. Dort wird jeder Schritt unabhängig überwacht. Damit ist die Transparenz hergestellt und die Bedenken ausgeräumt.

Wenn Saudi Arabien öffentlich verkündet nicht nur Kernkraftwerke betreiben zu wollen, was sie schon länger angekündigt haben sondern auch Atomwaffen zu bauen, dann verkünden sie damit de facto den Austritt aus dem Vertrag zur Ausbreitung von Nuklearwaffen und würden sich in die Runde von Israel, Südsudan, Indien und Pakistan gesellen die den Vertrag ebenfalls nicht unterschrieben haben. Damit hat sich das Thema Kontrollen der IAEA ohnehin erledigt, das ist ein Schritt den die Iraner nie gegangen sind und wohl auch nie gegangen wären.

Der Iran hatte im Zuge seiner Unterschrift unter den Atomwaffensperrvertrag jederzeit die Möglichkeit Kernenergie friedlich zu nutzen. Dazu hätte es keines gesonderten Vertrags benötigt. Als notwendig sah man, in diesem Fall nicht nur die USA, einen erneuten Vertrag, weil der Iran in Form seines religiös-politischen Führungspersonals glaubhaft vermittelte, Nuklearwaffen zu bauen. De facto hatte sich der Iran damit aus dem Atomwaffensperrvertrag verabschiedet. Weshalb man ihn dann nicht aufforderte, diesen wieder zu unterschreiben und entsprechend der dort niedergeschriebenen Regelung Kontrollen zuzulassen, erschließt sich mir nicht. Ebenso wenig Verständnis bringe ich der gestatteten Eigenkontrolle entgegen, entweder ganz oder gar nicht.

Insofern steht jedem Staat, der einst den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnete, bei Bedarf eine ähnliche Strategie zu, die, wie man sieht, Milliarden zum Wiederaufbau generiert, man muss ja nicht so lange zucken, wie der Iran. Milliarden, die Saudi Arabien nicht benötigt, wohl aber der eine oder andere Staat, der einst ebenfalls den Atomwaffensperrvertrag unterschrieb. Der muss öffentlich nur glaubhaft genug darstellen können, unter anderen mittels Aussperrung der IAEA Inspektoren, in der Lage und willens zu sein, Nuklearwaffen zu produzieren, wie es dem Iran gelang, siehe IAEA Bericht 2011.

Was sollte ergo andere Staaten daran hindern, sich einer ähnlichen Strategie zu bedienen?

Was Saudi-Arabien betrifft, das spielte angesichts der Machtverhältnisse arabische Staaten versus Perser, schon länger mit dem Kauf, oder der Produktion von Nuklearwaffen, angeheizt u.a. durch das iranische Gebahren.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(26 Jan 2016, 15:13)

Der Iran hatte im Zuge seiner Unterschrift unter den Atomwaffensperrvertrag jederzeit die Möglichkeit Kernenergie friedlich zu nutzen. Dazu hätte es keines gesonderten Vertrags benötigt. Als notwendig sah man, in diesem Fall nicht nur die USA, einen erneuten Vertrag, weil der Iran in Form seines religiös-politischen Führungspersonals glaubhaft vermittelte, Nuklearwaffen zu bauen. De facto hatte sich der Iran damit aus dem Atomwaffensperrvertrag verabschiedet. Weshalb man ihn dann nicht aufforderte, diesen wieder zu unterschreiben und entsprechend der dort niedergeschriebenen Regelung Kontrollen zuzulassen, erschließt sich mir nicht. Ebenso wenig Verständnis bringe ich der gestatteten Eigenkontrolle entgegen, entweder ganz oder gar nicht.

Insofern steht jedem Staat, der einst den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnete, bei Bedarf eine ähnliche Strategie zu, die, wie man sieht, Milliarden zum Wiederaufbau generiert, man muss ja nicht so lange zucken, wie der Iran. Milliarden, die Saudi Arabien nicht benötigt, wohl aber der eine oder andere Staat, der einst ebenfalls den Atomwaffensperrvertrag unterschrieb. Der muss öffentlich nur glaubhaft genug darstellen können, unter anderen mittels Aussperrung der IAEA Inspektoren, in der Lage und willens zu sein, Nuklearwaffen zu produzieren, wie es dem Iran gelang, siehe IAEA Bericht 2011.

Was sollte ergo andere Staaten daran hindern, sich einer ähnlichen Strategie zu bedienen?

Was Saudi-Arabien betrifft, das spielte angesichts der Machtverhältnisse arabische Staaten versus Perser, schon länger mit dem Kauf, oder der Produktion von Nuklearwaffen, angeheizt u.a. durch das iranische Gebahren.
Platon hat es eigentlich gut zusammengefasst. Es gibt keinen Präzedenzfall Iran. Es gibt auch keine Extrawurst für den Iran. Höchstens in dem Falle, daß die USA im Falle Iran ein riesiges Spektakel gemacht haben. Und im Falle anderer - befreundeter - Staaten nicht.

Der Iran ist umgeben von Atommächten.

Indien, China, Russland, US-Kernwaffen auf dem Wasser, in der Türkei, saudisch-pakistanisches Atomwaffenarsenal. Laut Washington, Internationaler Atomenergiebehörde und Teheran gibt es kein iranisches Atomwaffenprogramm und keine iranische Atomwaffen. "Nur" haufenweise davon in seiner Nachbarschaft. Massenvernichtungswaffen. Im übrigen ist der Iran das einzige Land der Region, das mit diesen massiv angegriffen wurde. Es versteht sich, daß dies seinerzeit weiterhin unterstützt wurde (Saddam) und dem Iran in keinster Weise beigesprungen wurde. Auch wird weder Pakistan, Israel, Saudi-Arabien oder Indien massiver Druck gemacht irgendwelchen Vertragswerken beizutreten. Nicht mal sanktioniert, im Gegenteil, es gibt sogar gute Geschäfte und Unterstützung. Das sind Präzedenzfälle. Was soll uns das sagen? Und anderen Staaten?

Wer soll sich denn bemüßigt fühlen nachzurüsten? Afghanistan? Der IS? Wie soll das gehen. Und weshalb? Du darfst nicht immer nur den Iran sehen. Der Iran ist das einzige große Land dort, das weder eine nukleare Teilhabe, noch eigene Atomwaffen besitzt. Der einzige. Und das mit der Geschichte hinsichtlich dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen sich.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 hat geschrieben:(26 Jan 2016, 15:29)

Platon hat es eigentlich gut zusammengefasst. Es gibt keinen Präzedenzfall Iran. Es gibt auch keine Extrawurst für den Iran. Höchstens in dem Falle, daß die USA im Falle Iran ein riesiges Spektakel gemacht haben. Und im Falle anderer - befreundeter - Staaten nicht.

Der Iran ist umgeben von Atommächten.

Indien, China, Russland, US-Kernwaffen auf dem Wasser, in der Türkei, saudisch-pakistanisches Atomwaffenarsenal. Laut Washington, Internationaler Atomenergiebehörde und Teheran gibt es kein iranisches Atomwaffenprogramm und keine iranische Atomwaffen. "Nur" haufenweise davon in seiner Nachbarschaft. Massenvernichtungswaffen. Im übrigen ist der Iran das einzige Land der Region, das mit diesen massiv angegriffen wurde. Es versteht sich, daß dies seinerzeit weiterhin unterstützt wurde (Saddam) und dem Iran in keinster Weise beigesprungen wurde. Auch wird weder Pakistan, Israel, Saudi-Arabien oder Indien massiver Druck gemacht irgendwelchen Vertragswerken beizutreten. Nicht mal sanktioniert, im Gegenteil, es gibt sogar gute Geschäfte und Unterstützung. Das sind Präzedenzfälle. Was soll uns das sagen? Und anderen Staaten?

Wer soll sich denn bemüßigt fühlen nachzurüsten? Afghanistan? Der IS? Wie soll das gehen. Und weshalb? Du darfst nicht immer nur den Iran sehen. Der Iran ist das einzige große Land dort, das weder eine nukleare Teilhabe, noch eigene Atomwaffen besitzt. Der einzige. Und das mit der Geschichte hinsichtlich dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen sich.
Ich formuliere in einfachen Fragen, in welchem Artikel hat der Atomwaffensperrvertrag dem Iran, seinem Unterzeichner, die friedliche Nutzung von Kernenergie untersagt?
Weshalb war ergo neben dem Atomwaffensperrvertrag ein Zusatzvertrag, oder meinetwegen auch ein Neuvertrag notwendig?

Weshalb deutete der Iran in Form seines religiös-politischen Führungspersonals über Jahre regelmäßig öffentlich an, in der Lage zu sein Nuklearwaffen produzieren zu können und katapultierte sich damit aus dem Atomwaffensperrvertrag?

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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(26 Jan 2016, 15:43)

Ich formuliere in einfachen Fragen, in welchem Artikel hat der Atomwaffensperrvertrag dem Iran, seinem Unterzeichner, die friedliche Nutzung von Kernenergie untersagt?
Weshalb war ergo neben dem Atomwaffensperrvertrag ein Zusatzvertrag, oder meinetwegen auch ein Neuvertrag notwendig?

Weshalb deutete der Iran in Form seines religiös-politischen Führungspersonals über Jahre regelmäßig öffentlich an, in der Lage zu sein Nuklearwaffen produzieren zu können und katapultierte sich damit aus dem Atomwaffensperrvertrag?

Die Frage stellt man sich im Iran wohl auch. Da mußt du die USA fragen, weshalb die Instrumentalisierung des alten Atomvertrages solche Bahnen nehmen muß. Im übrigen fand man auch vertragliche Werke und Umgangsmodi im Falle Brasiliens. Sie wollten überhaupt nicht, daß man ihre Zentrifugen zu Gesicht bekommt. Man hat es in Sonderverhandlungen geregelt. Das ist Gang und Gäbe. Aus propagandistischen Gründen wird das im Falle Irans hochgejubelt. Das wird sich aber legen.

Wieso katapultiert man sich aus einem Atomwaffensperrvertrag, wenn man technisch in der Lage ist waffenfähiges Uran produzieren zu können? Das kann auch die Niederlande. Es ist eher andersherum. Die Aussage, daß man Atomwaffen bauen könne, es aber nicht tat, sollte eher aus Sicht Teherans darlegen, wie verrückt die Situation ist. Man hätte längst Waffen bauen und einsetzen können. Wenn man gewollte hätte. Tut man aber nicht.

Im übrigen kann der Iran weiterhin Atomwaffen bei bedarf bauen. Nur eben nicht in binnen 1-2 Monaten wie bisher. Das wird der Iran auch nicht verlieren. Genausowenig wie Japan, Brasilien, Deutschland, die Niederlande, Südkorea, Argentinien...
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 hat geschrieben:(26 Jan 2016, 15:54)

Die Frage stellt man sich im Iran wohl auch. Da mußt du die USA fragen, weshalb die Instrumentalisierung des alten Atomvertrages solche Bahnen nehmen muß. Im übrigen fand man auch vertragliche Werke und Umgangsmodi im Falle Brasiliens. Sie wollten überhaupt nicht, daß man ihre Zentrifugen zu Gesicht bekommt. Man hat es in Sonderverhandlungen geregelt. Das ist Gang und Gäbe. Aus propagandistischen Gründen wird das im Falle Irans hochgejubelt. Das wird sich aber legen.

Wieso katapultiert man sich aus einem Atomwaffensperrvertrag, wenn man technisch in der Lage ist waffenfähiges Uran produzieren zu können? Das kann auch die Niederlande. Es ist eher andersherum. Die Aussage, daß man Atomwaffen bauen könne, es aber nicht tat, sollte eher aus Sicht Teherans darlegen, wie verrückt die Situation ist. Man hätte längst Waffen bauen und einsetzen können. Wenn man gewollte hätte. Tut man aber nicht.

Im übrigen kann der Iran weiterhin Atomwaffen bei bedarf bauen. Nur eben nicht in binnen 1-2 Monaten wie bisher. Das wird der Iran auch nicht verlieren. Genausowenig wie Japan, Brasilien, Deutschland, die Niederlande, Südkorea, Argentinien...
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich das der Iran auch fragt. Nicht nach den vorhergehenden Andeutungen, Aussagen und Aktionen der iranischen Führung.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Da nächste Woche in den USA Super Tuesday ist, ist heute im Iran Super Friday. Es werden Parlament und Expertenrat gewählt.

Es gibt aktuell in der iranischen Politik zwei "Lager", die überaus Konservativen zusammen mit den pro-Revolutionsgarden gegen eine Koalition aus gemäßigt Konservativen, Moderaten und Reformern. Wobei beide Lager nicht scharf zu trennen sind, weil Entscheidungsprozesse im Iran häufig eher informell stattfinden und es auch Leute gibt die gute Beziehungen zu den führenden Köpfen beider Lager haben.
Die Wahlen heute sind von Bedeutung, weil das Parlament ein Blockade-Instrument gegen den Moderat-konservativen Präsidenten Rohani sein kann, ebenso wird erwartet, dass der heute zu wählende Expertenrat irgendwann den Nachfolger des Revolutionsführers Khamenei bestimmt. Dabei ist vor allem ausschlaggebend, dass bestimmte Personen in den Expertenrat kommen könnten, während andere es möglicherweise nicht werden. Denn eine solche Wahl würde wieder eher informell ablaufen und wenn Führungsfiguren der Moderaten wie Rafsanjani dann vor Ort sind und solche der Ultra-Konservativen wie Mesbah-Yazdi nicht, dann kann das Einfluss auf die am Ende zu treffende Wahl haben. Sofern es überhaupt eine echte Wahl gibt und nicht Khamenei seinen Nachfolger vor seinem Tod bestimmt hat.

Heute werden also die Machtverhältnisse von Netzwerken und Persönlichkeiten innerhalb des Systems der islamischen Republik neu austariert und es ist eine sehr hohe Wahlbeteilligung zu erwarten, da selbst viele oppositionelle Gruppen nicht zum Wahlboykott aufgerufen haben, wohl um den Unterstützern von Präsident Rohani ein starkes Ergebnis zu ermöglichen.
Von daher darf man eigentlich davon ausgehen, dass die gemäßigten Kandidaten - wo sie denn antreten dürfen - im Normalfall auch gewählt werden.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Es sieht nach einer hohen Wahlbeteiligung aus. Nun muss man die Ergebnisse abwarten.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

Aufgrund der hohen Wahlbeteiligung wurde die Zeit für die Stimmabgabe verlängert.
Parlamentswahlen: Iranische Regierung meldet hohe Wahlbeteiligung

Die Parlamentswahl im Iran ist wegen großen Andrangs um sechs Stunden verlängert worden. Nach dem Ende der Wahl sprach das Innenministerium von einer hohen Beteiligung ohne Zwischenfälle.

Wahlberechtigt sind fast 55 Millionen Bürger landesweit, darunter 8,5 Millionen in der Hauptstadt Teheran. Das Ministerium rechnet für Samstag mit ersten belastbaren Ergebnissen. Allerdings könne es wegen der Doppelwahl auch Verzögerungen geben.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 79632.html
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

AP berichtet, dass Reformer und Moderaten ein gutes Ergebnis haben und "in Führung" sind, auf FarsNews steht, dass die Prinzipialisten/Nicht-Reformer 60% und die Refomer 30% bei den Parlamentswahlen erhalten haben. Die restlichen gelten als "Unabhängige", welche allerdings eher den Prinzipialisten zuzurechnen sind. Die Frage ist am Ende also wer alles bei den Prinzipialisten als gemäßigt zu gelten hat und wer nicht. Denn "Reformer/Islahtalab" ist eine Bezeichnung die auf Rohani z.B. nicht zutrifft. Es sind dazu nur vorläufige Ergebnisse.
Englisch, Reformer haben gewonnen:
http://www.nytimes.com/aponline/2016/02 ... share&_r=0
Persisch, Prinzipialisten haben gewonnen:
http://www.farsnews.com/newstext.php?nn=13941208000191
http://www.mehrnews.com/news/3567071/%D ... 9%87%D8%A7
http://www.farsnews.com/newstext.php?nn=13941207001732 (Reformer: blau, Prinzipialisten: gelb, Rohani-Moderate lila)
Die Auszählung soll 3 Tage dauern.
http://www.mehrnews.com/news/3567635/%D ... 9%86%D8%AF
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Man muss dazu sagen, dass bei einigen Wahlkreisen noch nicht fertig ausgezählt ist und es in manchen auch eine zweite Runde geben wird, weil keiner der Kandidaten die erforderlichen Stimmen erhalten hat, es kann also durchaus noch Veränderungen geben.
http://www.mehrnews.com/news/3566764/%D ... 8%B3%DB%8C (rot=Prinzipialisten, blau=Reformer, grün=unabhängige, die Spalte ganz links zeigt an, dass es eine zweite Runde gibt)
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Beim Expertenrat zeichnet sich ab, dass es keine Überraschungen geben wird. Sowohl die Köpfe der Moderaten wie Rafsanjani und Rohani, beide führen die Liste an, als auch der Konservativen und Ultra-Konservativen wie Jannati und Mesbah Yazdi (der aber bisher am letzten Platz) haben es "geschafft". Sie alle sind im Wahlkreis Teheran angetreten. Wichtig ist aber erstmal, dass offenbar keine Wahlfälschung stattfindet um Rohani und Rafsanjani doch noch aus dem Gremium zu entfernen.
http://www.farsnews.com/newstext.php?nn=13941208000143
http://www.farsnews.com/newstext.php?nn=13941207001773
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Das ist der Stand, wie er auch aus den persisch-sprachigen Artikeln der IRI-Medien hervorgeht.
Iranians are awaiting the results of Friday elections for parliament and a body which is tasked with appointing the Leader and monitoring his performance as vote counting began.

Interior Ministry said on Saturday around 60 percent of voters cast ballots in the elections after voting hours were extended five times for a total of six extra hours to allow millions of latecomers to participate.

At least 33 million out of 55 million eligible voters took part in polls for the parliament and the Assembly of Experts, ministry spokesman Hossein-Ali Amiri said.

The numbers will increase as not all ballots have been counted, he added.

President Hassan Rouhani hailed the voter turnout as he held talks with Swiss President Johann Schneider-Ammann in Tehran about developing new relations.

“People’s participation was enthusiastic, lively and exceptionally glorious. The congestion of the crowd was so high that the elections lasted until midnight,” he said during a joint news conference in Tehran.

Three million first-time voters were among the 55 million people aged 18 and over who are eligible to cast ballots in the country of 80 million.

Members of parliament generally break into two main blocs, those who support a reformist agenda and those who call themselves principlists.

Early results showed reformists faring better than expected while principlists prevailed in some constituencies. In the central Isfahan province, principlists won almost all the seats as they did in the southern Khuzestan province.

The Fars news agency, citing unofficial results, said about 60 percent of "definite entrants" into the 290-seat Majlis so far were priniciplists.

“Also, about 30 percent of the elected are reformists and moderates, while the rest are independents most of whom are inclined to the principlists,” it added.

The results in Tehran, the bellwether of Iran's political scene, were not known yet.

In the capital, reformists are vying for seats under the leadership of Mohammed Reza Aref, a former vice president, while the main principlist faction in the elections is headed by Gholamali Hadad Adel, a former parliament speaker.

A second round will be held in a number of cities for seats where no candidate received more than 25 percent of votes.

On Friday, voters also cast their ballots for those running for the 88-member Assembly of Experts.

Fars said former president Akbar Hashemi Rafsanjani and President Hassan Rouhani were leading the polls in Tehran, but the candidates supported by the principlist camp were ahead in general.

Rouhani is seeking re-election in the Assembly of Experts where 161 others are running for seats.

Members of the assembly serve eight-year terms while MPs are elected every four years.
http://presstv.ir/Detail/2016/02/27/452 ... ry-turnout
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Die Doppelte Berichterstattung geht weiter. Auf Deutsch:
Schlappe für Hardliner in Teheran
Irans Hardliner werden abgestraft

Iran:
Principlists lead votes countrywide, reformists win Tehran

Es sieht danach aus, als wenn die Reformer ein starkes Ergebnis erreichen, vor allem in Teheran. Das hatte sich dort bereits angedeutet, weil man auf Twitter von langen Schlangen in Wahlkabinen im Norden aber leeren Wahlkabinen im Süden hören durfte. Aber sieht danach aus, als wenn die Konservativen Gegner von Rohani weiterhin eine Mehrheit im Parlament haben werden. Im Expertenrat sowieso, dort wurden ja kaum Reformer und Gemäßigte zur Wahl zugelassen.

Aber das kann sich durchaus noch verschieben, je nachdem wer alles in der zweiten Runde gewählt wird. Alles in allem kann man aber schon sagen, dass es diesmal keine offensichtliche Wahlfälschung gegeben hat und daher auch keine Proteste oder Ähnliches zu erwarten sind.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Es bleibt abzuwarten wie diese Achtungserfolge der Unterstützer von Rohani auf die Innenpolitik der folgenden Jahre auswirken, denn das hier glaube ich kaum:
[...] Gewählt wurde neben dem Parlament auch der Expertenrat, der im Falle des Todes des geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Chamenei dessen Nachfolger wählen würde. Auch hier liegen die beiden Spitzenkandidaten der Reformer klar vor den Hardlinern. Nach Mitteilung des Innenministeriums führen der ehemalige Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani und Präsident Rohani in der Liste für die Hauptstadt Teheran.

Das Top-Trio der Hardliner mit den Ajatollahs Ahmad Dschannati, Mohammed Jasdi und Mesbah Jasdi liege abgeschlagen auf den Plätzen 10, 12 und 16. Diese kommen zwar mit ihrer jetziger Platzierung in den Rat, hätten aber nur noch wenig Einfluss. In Teheran werden 16 Kleriker für den Expertenrat gewählt, der für die Ernennung des obersten Führers des Staates zuständig ist. Der Rat mit 88 Mitgliedern befasst sich zwar nicht mit aktuellen politischen Themen, aber ein Sieg von Rafsandschani und Rohani würde den Einfluss des erzkonservativen Klerus im Lande deutlich schmälern. Die Mandate im Parlament werden für vier Jahre vergeben, die Mandate im Expertenrat für acht Jahre.[...]
http://www.dw.com/de/pleite-f%C3%BCr-ha ... a-19079995

Es geht bei diesen Entscheidungsprozessen nicht um Wählerstimmen sondern um informellen Einfluss und Charisma innerhalb der regierenden Elite und da sind Rafsanjani und Rohani natürlich nicht schlecht, aber auch nicht derart überragend wie einen das Wahlergebnis glauben lassen könnte.
Ich vermute eher, dass es eine Machtteilung zwischen Konservativen und Reformern/Gemäßigten auf Augenhöhe geben wird und das eine Lager ohne das Andere nichts zustande bringt. Ein solcher neuer IRI-Mainstream, welcher "radikale" Reformer, die im Endeffekt Säkularisten sind, ebenso an den Rand drängt wie radikale Konservative, die am Ende einen Führerstaat ohne Demokratie wollen, dürfte im Sinne Rohanis sein und könnte für die politische Stabilität sorgen die von ausländischen Investoren gewünscht und im Falle eines Machtübergangs von Khamenei zu einem Nachfolger oder einem Nachfolgergremium (bestehend aus 3 Revolutionsführern) im Sinne des Systems wäre.

Die spannendsten Auseinandersetzungen dürften sich demnächst an symbolträchtigen aber eigentlich unbedeutenden Sachen entzünden, wie die Freilassung der Führer der grünen Bewegung 2009 Mussawi und Karroubi. Für die Anhänger der Reformer eine wichtige Forderung, weil sie die Schmach von 2009 nicht vergessen haben, für die Konservativen eigentlich ein rotes Tuch, da sie beide für Konterrevolutionäre halten.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

Welch' "wundervolle, hoffnungsspende, den Nahen Osten mit Sicherheit stabilisierende" Nachrichten aus dem Iran. Zynismus off.



Das iranische Militär hat zwei ballistische Langstreckenraketen offenbar erfolgreich getestet. Das Programm soll sich dabei gegen den "Feind, das zionistische Regime" richten, wie ein Sprecher des Militärs bekanntgab. Es seien Ziele in rund 1400 Kilometern Entfernung getroffen und zerstört worden.
Im Rahmen eines Manövers hat das iranische Militär erneut zwei ballistische Raketen abgefeuert. Es habe sich um Langstreckengeschosse gehandelt, berichteten amtliche Medien am Mittwoch unter Berufung auf den stellvertretenden Kommandeur der Revolutionsgarden, General Hossein Salami.
"Abschreckungspotenzial"
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, soll sich das Raketenprogramm gegen Israel richten: "Wir haben unsere Raketen mit einer Reichweite von 2000 Kilometern gebaut, um unseren Feind, das zionistische Regime, aus einer sicheren Entfernung treffen zu können", wie die Agentur Isna Brigadegeneral Amir Ali Hadschisadeh zitiert. Bei den Raketentests hätte man Ziele in rund 1400 Kilometern Entfernung getroffen und zerstört.

http://www.focus.de/politik/ausland/dro ... 45213.html
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Werbefilmchen über Iran mit Drohnenaufnahmen in HD.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von H2O »

JJazzGold hat geschrieben:(10 Mar 2016, 11:33)

Welch' "wundervolle, hoffnungsspende, den Nahen Osten mit Sicherheit stabilisierende" Nachrichten aus dem Iran. Zynismus off.



Das iranische Militär hat zwei ballistische Langstreckenraketen offenbar erfolgreich getestet. Das Programm soll sich dabei gegen den "Feind, das zionistische Regime" richten, wie ein Sprecher des Militärs bekanntgab. Es seien Ziele in rund 1400 Kilometern Entfernung getroffen und zerstört worden.
Im Rahmen eines Manövers hat das iranische Militär erneut zwei ballistische Raketen abgefeuert. Es habe sich um Langstreckengeschosse gehandelt, berichteten amtliche Medien am Mittwoch unter Berufung auf den stellvertretenden Kommandeur der Revolutionsgarden, General Hossein Salami.
"Abschreckungspotenzial"
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, soll sich das Raketenprogramm gegen Israel richten: "Wir haben unsere Raketen mit einer Reichweite von 2000 Kilometern gebaut, um unseren Feind, das zionistische Regime, aus einer sicheren Entfernung treffen zu können", wie die Agentur Isna Brigadegeneral Amir Ali Hadschisadeh zitiert. Bei den Raketentests hätte man Ziele in rund 1400 Kilometern Entfernung getroffen und zerstört.

http://www.focus.de/politik/ausland/dro ... 45213.html
Was bleibt anderes übrig, als daß friedliche Staaten
eine Zweitschlagskapazität ausbauen, die nach einem
Erstschlag auf das eigene Gebiet einen vernichtenden
Gegenschlag ermöglichen? Vielleicht lässt sich so die
Wahrscheinlichkeit eines Erstschlags auf nahezu Null
vermindern.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

H2O hat geschrieben:(29 Mar 2016, 08:37)

Was bleibt anderes übrig, als daß friedliche Staaten
eine Zweitschlagskapazität ausbauen, die nach einem
Erstschlag auf das eigene Gebiet einen vernichtenden
Gegenschlag ermöglichen? Vielleicht lässt sich so die
Wahrscheinlichkeit eines Erstschlags auf nahezu Null
vermindern.
Das Kontra-Bedrohungspotential in Israel wurde und wird ausgebaut werden. D.h., dass nach dem Iran Deal Gelder und Technologie in beträchtlicher Menge von den USA nach Israel fließen werden, oder wahrscheinlich schon geflossen sind. Den USA ist ebenso wie den anderen Bauleitern des Iran Deals bewusst, dass der Deal nicht das Papier wert ist, auf dem geschrieben wurde. Man mag kurzfristig den Iranern innenpolitisch etwas Luft verschafft haben, außenpolitisch wurde wieder einmal im Nahen Osten gezündelt. Jetzt muss Israel maximal hoch gerüstet werden und über die Aufrüstung Saudi Arabiens als Gegenpol zum Iran im Nahen Osten sollte sich auch niemand mehr echauffieren.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(29 Mar 2016, 09:19)

Das Kontra-Bedrohungspotential in Israel wurde und wird ausgebaut werden. D.h., dass nach dem Iran Deal Gelder und Technologie in beträchtlicher Menge von den USA nach Israel fließen werden, oder wahrscheinlich schon geflossen sind. Den USA ist ebenso wie den anderen Bauleitern des Iran Deals bewusst, dass der Deal nicht das Papier wert ist, auf dem geschrieben wurde. Man mag kurzfristig den Iranern innenpolitisch etwas Luft verschafft haben, außenpolitisch wurde wieder einmal im Nahen Osten gezündelt. Jetzt muss Israel maximal hoch gerüstet werden und über die Aufrüstung Saudi Arabiens als Gegenpol zum Iran im Nahen Osten sollte sich auch niemand mehr echauffieren.
Was erst jetzt? Was darf man denn jetzt noch außer den weit und breit modernsten Waffensystemen der Region und hunderten Atomwaffen noch erwarten? Flugzeugträger und railguns?

Das Schrecksgespenst Iran hat sehr gut funktioniert, um von den USA u.a. teuerste Waffensysteme zu erhalten. ;)
We are in no danger at all of having an Iranian nuclear weapon dropped on us.... thanks to the Iranian threat, we are getting weapons from the U.S. and Germany.[12]

https://en.wikipedia.org/wiki/Martin_van_Creveld
Es gibt kaum ein Land in der Region, das für seine Größe und strategische Lage derart "untergerüstet" ist, schlecht gerüstet ist, wie der Iran.

Man suche Israel (meinetwegen auch Saudi-Arabien oder die Türkei) und den Iran. Manchmal schafft es der Iran nicht mal unter die ersten 20 in Fragen der Rüstungsausgaben und Militärisierung der Gesellschaft. Israel und Saudi-Arabien sind Spitzenreiter.
List of countries by Global Militarization Index
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_c ... tion_Index
Israel: Platz 1
Saudi-Arabien: Platz 17
Iran: Platz: 27
List of countries by military expenditure per capita
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_c ... per_capita
Saudi-Arabien: Platz 1
Israel: Platz 3
Iran: Schafft es nicht auf die dortige Liste
List of countries by military expenditures
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_c ... penditures
Saudi-Arabien: Platz 3
Israel: Platz 15
Iran: Schafft es nicht auf die dortige Liste

Es gibt einen massiven Unterschied zwischen der gefühlten Situation und den reinen Fakten. Israel und Saudi-Arabien bekommen seit Jahrzehnten teuerste Waffensysteme verkauft, finanziert und zu "Freundschaftspreisen". Der Iran nicht. Israel besitzt teuerste und modernste Waffensysteme. Der Iran nicht. Israel besitzt hunderte Atomsprengköpfe, die in keinster Weise kontrolliert werden. Der Iran nicht. Wir haben ein Land, das modernste westl. Waffensysteme und hunderten Kernwaffen besitzt und ein Land, das das alles nicht hat. Die USA betonen stets an der Seite Israels zu sein, eine Supermacht. Nicht an der Seite Irans. Und trotz allem fühlt sich Israel ständig bedroht? Wie soll sich denn dann erst der Iran dort fühlen? Wer ist denn in der Region von ABC-Waffen nicht nur bedroht, sondern auch angegriffen worden?
Pappé: Es ist wichtig, in diesem Kontext zwischen der israelischen Regierung und den Durchschnittsbürgern zu unterscheiden. Die meisten Israelis können nachts ruhig schlafen und haben keine Angst vor dem Iran. Die Schreckkampagne der Regierung hat in diesem Fall ausnahmsweise nicht funktioniert. Der Grund hierfür ist womöglich die Tatsache, dass der Chef des Mossad sowie andere hochrangige Persönlichkeiten aus dem Sicherheitsapparat betonten, dass der Iran keine Gefahr darstelle. Die militärische Elite hat somit der politischen nicht zugestimmt.

Die Netanjahu-Regierung ist mit dem Deal nicht glücklich, da in der Zeit zuvor der Iran ein nützliches Schreckgespenst darstellte, welches eine gute Ablenkung von den Zuständen in Palästina gewesen ist. Der Rest der israelischen Gesellschaft scheint relativ glücklich mit dem Deal zu sein.

https://de.qantara.de/inhalt/interview- ... en-loesung
Das iranische Militär ist völlig untermotorisiert. Das wird jetzt nachgeholt. Vergleichbare Staaten wie Israel, Saudi-Arabien, die Türkei und Pakistan stehen ganz anders da. Der Iran ist da eher ein Schlußlicht. Nicht umgekehrt. Das aus israelischer Sicht, das im Gegensatz zum Iran über haufenweise modernes Kriegsgerät und Atomwaffen verfügt, stets anderes propagiert wird, hat einfach politische Gründe. Man braucht Gründe um weiterhin an Waffentechnik zu kommen, auch günstig und von wichtigeren Themen ablenken zu können.

Natürlich sind Israel und Iran Gegner. Das ist Fakt. Aber nicht die "gefühlte" Situation, wenn es um Waffen, Atomwaffen und Krieg geht. Da geht doch einiges drunter und drüber. Jetzt, wo sich die Verhältnisse zwischen dem Westen und Iran wirtschaftlich (nicht militärisch!) normalisieren, wieder von Rüstung (für Israel und Co.) zu sprechen ist bizarr. Darf der Iran nicht mal Wirtschaftskontakte mit Italien, oder Holland haben, ohne, daß die Atommacht Israel wieder noch mehr Waffen bekommen muß?

Wie der jetzt im Gefängnis sitzende ehemalige israelische Premier Olmert sagte, bei dem Thema ist in Israel die Verhältnismässigkeit völlig flöten gegangen.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Tom Bombadil »

Platon hat geschrieben:(28 Mar 2016, 22:33)

Werbefilmchen über Iran mit Drohnenaufnahmen in HD.
Der Iran ist ein sehr schönes, vielfältiges Land, Isfahan würde ich auch gerne mal besuchen. Aber nicht, solange dort dieses Regime herrscht und wenn es bis zum nächsten Leben dauert.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 hat geschrieben:(29 Mar 2016, 10:39)

Was erst jetzt? Was darf man denn jetzt noch außer den weit und breit modernsten Waffensystemen der Region und hunderten Atomwaffen noch erwarten? Flugzeugträger und railguns?

Das Schrecksgespenst Iran hat sehr gut funktioniert, um von den USA u.a. teuerste Waffensysteme zu erhalten. ;)



Es gibt kaum ein Land in der Region, das für seine Größe und strategische Lage derart "untergerüstet" ist, schlecht gerüstet ist, wie der Iran.

Man suche Israel (meinetwegen auch Saudi-Arabien oder die Türkei) und den Iran. Manchmal schafft es der Iran nicht mal unter die ersten 20 in Fragen der Rüstungsausgaben und Militärisierung der Gesellschaft. Israel und Saudi-Arabien sind Spitzenreiter.


Israel: Platz 1
Saudi-Arabien: Platz 17
Iran: Platz: 27

Saudi-Arabien: Platz 1
Israel: Platz 3
Iran: Schafft es nicht auf die dortige Liste

Saudi-Arabien: Platz 3
Israel: Platz 15
Iran: Schafft es nicht auf die dortige Liste

Es gibt einen massiven Unterschied zwischen der gefühlten Situation und den reinen Fakten. Israel und Saudi-Arabien bekommen seit Jahrzehnten teuerste Waffensysteme verkauft, finanziert und zu "Freundschaftspreisen". Der Iran nicht. Israel besitzt teuerste und modernste Waffensysteme. Der Iran nicht. Israel besitzt hunderte Atomsprengköpfe, die in keinster Weise kontrolliert werden. Der Iran nicht. Wir haben ein Land, das modernste westl. Waffensysteme und hunderten Kernwaffen besitzt und ein Land, das das alles nicht hat. Die USA betonen stets an der Seite Israels zu sein, eine Supermacht. Nicht an der Seite Irans. Und trotz allem fühlt sich Israel ständig bedroht? Wie soll sich denn dann erst der Iran dort fühlen? Wer ist denn in der Region von ABC-Waffen nicht nur bedroht, sondern auch angegriffen worden?



Das iranische Militär ist völlig untermotorisiert. Das wird jetzt nachgeholt. Vergleichbare Staaten wie Israel, Saudi-Arabien, die Türkei und Pakistan stehen ganz anders da. Der Iran ist da eher ein Schlußlicht. Nicht umgekehrt. Das aus israelischer Sicht, das im Gegensatz zum Iran über haufenweise modernes Kriegsgerät und Atomwaffen verfügt, stets anderes propagiert wird, hat einfach politische Gründe. Man braucht Gründe um weiterhin an Waffentechnik zu kommen, auch günstig und von wichtigeren Themen ablenken zu können.

Natürlich sind Israel und Iran Gegner. Das ist Fakt. Aber nicht die "gefühlte" Situation, wenn es um Waffen, Atomwaffen und Krieg geht. Da geht doch einiges drunter und drüber. Jetzt, wo sich die Verhältnisse zwischen dem Westen und Iran wirtschaftlich (nicht militärisch!) normalisieren, wieder von Rüstung (für Israel und Co.) zu sprechen ist bizarr. Darf der Iran nicht mal Wirtschaftskontakte mit Italien, oder Holland haben, ohne, daß die Atommacht Israel wieder noch mehr Waffen bekommen muß?

Wie der jetzt im Gefängnis sitzende ehemalige israelische Premier Olmert sagte, bei dem Thema ist in Israel die Verhältnismässigkeit völlig flöten gegangen.
Nicht "erst jetzt", sondern jetzt erst recht.

Im Prinzip spielt die iranische Israel in die Hände und die USA runzeln irritiert die Stirn, wenn so kurz nach dem völlig sinnlosen Deal seitens des Iran Langstreckenraketen mit dem verkündeten Ziel das zionistische Regime zu vernichten getestet werden.

Wer jetzt darüber Tränen vergießt, dass der arme Iran wirtschaftlich so lange vernachlässigt wurde, der mag sich in Erinnerung rufen, dass das Mullahregime im Iran dies selbst inszeniert hat, indem es suggerierte Nuklearwaffen produzieren und anwenden zu können, entgegen der Unterschrift auf dem Atomwaffensperrvertrags. Es sind nicht die Israelis, die einen Atomwaffensperrvertrag unterschrieben haben und danach verkündeten in nicht IAEO auditierten Anlagen fähig zu sein Nuklearwaffen produzieren zu können.

Wer gibt eine Garantie dafür, dass der Iran keine Nuklearwaffen produziert und an Terrorgruppen weiter gibt, wenn sich der Iran selbst auditieren darf? Das Stück Papier, das letzthin unterschrieben wurde, damit der Korruption im Iran durch wirtschaftlichem Aufschwung weiterer Vorschub geleistet werden kann?

Zudem lässt sich der Konflikt nicht auf den Iran und Israel beschränken, auch Saudi Arabien und weitere Nahoststaaten sind irritiert über die Verschiebung der Kräfte im Nahen Osten dank dieses Deals.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(29 Mar 2016, 11:10)

Wer gibt eine Garantie dafür, dass der Iran keine Nuklearwaffen produziert und an Terrorgruppen weiter gibt, wenn sich der Iran selbst auditieren darf? Das Stück Papier, das letzthin unterschrieben wurde, damit der Korruption im Iran durch wirtschaftlichem Aufschwung weiterer Vorschub geleistet werden kann?

Zudem lässt sich der Konflikt nicht auf den Iran und Israel beschränken, auch Saudi Arabien und weitere Nahoststaaten sind irritiert über die Verschiebung der Kräfte im Nahen Osten dank dieses Deals.
Es gibt keine "Garantie" das der Iran niemals Atomwaffen haben wird. Es gibt sie weder jetzt, vielleicht sind sie schon in Nordkorea, noch gibt es diese Garantie in der Zukunft. Darüber sind sich alle im klarem. Damit müssen alle leben.

Es gibt auch keine Garantie, daß Israel sie abrüsten wird. Damit müssen alle leben. Es gibt auch keine Garantie, daß Russland, Pakistan, Indien oder China das machen werden. Um in der Region zu bleiben und andere großartige Demokratien zu benennen. Damit müssen alle anderen leben.

Es gibt auch keine Garantie, daß Saudi-Arabien seine Kernwaffen in Pakistan nicht aktiviert. Oder Ägypten sie haben möchte. Damit müssen alle leben. Auch Israel und der Iran.

Natürlich sind die anderen Demokratien, wie Saudi-Arabien und Co. darüber irritiert, daß sie Macht verlieren. Damit müssen sie umgehen. Andersherum ist der Iran darüber irrtiert, was manche Staaten dort machen. Damit muß Teheran leben. Eine Menge Staaten sind alleine über die Existenz Israels irritiert, über die Politik zu schweigen oder deren Atomwaffen. Damit haben die anderen aber zu leben.

Sollen Israel oder Iran Dinge tun, um den anderen Demokratien und Herrschern dort zu gefallen? Nein, müssen sie nicht. Was würden sie dafür bekommen? Glaubst du ernsthaft Israel und dem Iran würden man danken, wenn sie sich künstlich klein machen würden? Auf Rechte verzichten würden?

Der Iran will das, was alle anderen "Demokratien" dort wollen. Nicht mehr und nicht weniger. Selbst bei der Aufhebung der Sanktionen bekommt der Iran nicht mal denselben Status wie Saudi-Arabien, Pakistan oder gar Israel. Wir sprechen über völlig falsche Verhältnismäßigkeiten.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 hat geschrieben:(29 Mar 2016, 13:54)

Es gibt keine "Garantie" das der Iran niemals Atomwaffen haben wird. Es gibt sie weder jetzt, vielleicht sind sie schon in Nordkorea, noch gibt es diese Garantie in der Zukunft. Darüber sind sich alle im klarem. Damit müssen alle leben.

Es gibt auch keine Garantie, daß Israel sie abrüsten wird. Damit müssen alle leben. Es gibt auch keine Garantie, daß Russland, Pakistan, Indien oder China das machen werden. Um in der Region zu bleiben und andere großartige Demokratien zu benennen. Damit müssen alle anderen leben.

Es gibt auch keine Garantie, daß Saudi-Arabien seine Kernwaffen in Pakistan nicht aktiviert. Oder Ägypten sie haben möchte. Damit müssen alle leben. Auch Israel und der Iran.

Natürlich sind die anderen Demokratien, wie Saudi-Arabien und Co. darüber irritiert, daß sie Macht verlieren. Damit müssen sie umgehen. Andersherum ist der Iran darüber irrtiert, was manche Staaten dort machen. Damit muß Teheran leben. Eine Menge Staaten sind alleine über die Existenz Israels irritiert, über die Politik zu schweigen oder deren Atomwaffen. Damit haben die anderen aber zu leben.

Sollen Israel oder Iran Dinge tun, um den anderen Demokratien und Herrschern dort zu gefallen? Nein, müssen sie nicht. Was würden sie dafür bekommen? Glaubst du ernsthaft Israel und dem Iran würden man danken, wenn sie sich künstlich klein machen würden? Auf Rechte verzichten würden?

Der Iran will das, was alle anderen "Demokratien" dort wollen. Nicht mehr und nicht weniger. Selbst bei der Aufhebung der Sanktionen bekommt der Iran nicht mal denselben Status wie Saudi-Arabien, Pakistan oder gar Israel. Wir sprechen über völlig falsche Verhältnismäßigkeiten.
Das ist schon im Ansatz falsch, weil es den jahrzehntelangen religiösen und politischen Kampf um die Vorherrschaft im Nahen Osten zwischen Persern und Arabern negiert, sowie den Kampf gegen das Feindbild Israel, der von den Persern bisher indirekt geführt wird.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(29 Mar 2016, 14:00)

Das ist schon im Ansatz falsch, weil es den jahrzehntelangen religiösen und politischen Kampf um die Vorherrschaft im Nahen Osten zwischen Persern und Arabern negiert, sowie den Kampf gegen das Feindbild Israel, der von den Persern bisher indirekt geführt wird.
Get ready for Iran’s reconnection with the world.
http://www.economist.com/news/middle-ea ... t-spanning
Einige nehmen das eher als "get ready for the iranian nuclear war" wahr (wie immer in spätestens einem halben Jahr...).

Der Iran wird für niemanden zuliebe, schon gar nicht für die Herrscher in der Region, auf das reconnecten verzichten. Das will auch niemand in der iranischen Bevölkerung für diese tun. Nebenbei gesagt.

Wenn das als iranische Atombombe wahrgenommen wird, oder verklausuliert, um einen wirtschaftlichen Konkurrenten zu behindern, bitte.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von H2O »

JJazzGold hat geschrieben:(29 Mar 2016, 09:19)

Das Kontra-Bedrohungspotential in Israel wurde und wird ausgebaut werden. D.h., dass nach dem Iran Deal Gelder und Technologie in beträchtlicher Menge von den USA nach Israel fließen werden, oder wahrscheinlich schon geflossen sind. Den USA ist ebenso wie den anderen Bauleitern des Iran Deals bewusst, dass der Deal nicht das Papier wert ist, auf dem geschrieben wurde. Man mag kurzfristig den Iranern innenpolitisch etwas Luft verschafft haben, außenpolitisch wurde wieder einmal im Nahen Osten gezündelt. Jetzt muss Israel maximal hoch gerüstet werden und über die Aufrüstung Saudi Arabiens als Gegenpol zum Iran im Nahen Osten sollte sich auch niemand mehr echauffieren.
Vielleicht aber wäre es sinnvoll, neben dem Ausbau der
Zweitschlagsfähigkeit auch an der Verminderung der
Wahrscheinlichkeit eines iranischen Erstschlags zu ar-
beiten, etwa durch diplomatische Bemühungen. Immer
nur hart dagegen halten, das stärkt Kräfte, die wütend
auf ihrer Gegnerschaft bestehen.

Bezogen auf unsere europäische Bedrohungslage nach
wiederholten Drohungen Rußlands und Irans würde ich
eine solche zweigleisige Politik gut heißen: Freundliches
Angebot zur Zusammenarbeit, wo immer sich dazu Mög-
lichkeiten ergeben, aber auch unmißverständlich der Auf-
bau einer vernichtenden Zweitschlagsfähigkeit, um mit
beiden Ansätzen den Erstschlag als völligen Wahnsinn
deutlich zu machen.

Schlimm, daß man sich mit solchen "Endzeitgedanken"
überhaupt befassen muß!
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

H2O hat geschrieben:(29 Mar 2016, 15:36)

Vielleicht aber wäre es sinnvoll, neben dem Ausbau der
Zweitschlagsfähigkeit auch an der Verminderung der
Wahrscheinlichkeit eines iranischen Erstschlags zu ar-
beiten, etwa durch diplomatische Bemühungen. Immer
nur hart dagegen halten, das stärkt Kräfte, die wütend
auf ihrer Gegnerschaft bestehen.

Bezogen auf unsere europäische Bedrohungslage nach
wiederholten Drohungen Rußlands und Irans würde ich
eine solche zweigleisige Politik gut heißen: Freundliches
Angebot zur Zusammenarbeit, wo immer sich dazu Mög-
lichkeiten ergeben, aber auch unmißverständlich der Auf-
bau einer vernichtenden Zweitschlagsfähigkeit, um mit
beiden Ansätzen den Erstschlag als völligen Wahnsinn
deutlich zu machen.

Schlimm, daß man sich mit solchen "Endzeitgedanken"
überhaupt befassen muß!
Was Sie schildern halte ich auch für die einzig realistische Vorgehensweise.
Ich frage mich allerdings, ob es jemals wieder eine Beziehung und Zusammenarbeit zwischen dem Iran und Israel wie zu Zeiten Pahlavis geben wird.
Mir erscheint es wahrscheinlicher, dass eines Tages das iranische Mullahregime nicht nur mit Worten daran gehindert werden muss, Israel selbst zu vernichten, oder durch Dritte vernichten zu lassen. Interessanter Weise habe ich bei keinem meiner Aufenthalte auch nur einen einzigen Iraner, Kollegen und Privatpersonen, kennengelernt, der Israel hasst und es seiner Existenz berauben will. Darunter befanden sich aber auch keine religiösen Fanatiker. Denen wiederum traue ich alles zu, auch den Erstschlag.

In der Tat schlimm, dass man wieder gezwungen ist, über Nuklearwaffenanschläge zu diskutieren.
Ich hatte gehofft, die Welt wäre im 21. Jahrhundert längst klüger geworden.

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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von H2O »

Das Vorgehen könnte man kurz zusammenfassen:
Sich auf das Schlimmste vorbereiten, aber an der
bestmöglichen Lösung arbeiten. Hilft ja alles nicht!

Manchmal geschieht ja das Wunder, daß einsichtige
Leute die guten Absichten aufgreifen und sie mit
guten Absichten erwidern. Diese Hoffnung darf man
einfach nie aufgeben.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von H2O »

@ KingKong 2006

Wie kommt denn diese betonte Feindschaft Irans gegen
Israel nur zustande? Als Israeli fände ich es auch bedrückend,
wenn ein Land Langstreckenraketen erprobt mit dem öffent-
lich ausgesprochenen Ziel, damit den zionistischen Todfeind
vernichten zu wollen. Da spielt doch der Rüstungsstand
Israels erst einmal die geringste Rolle. Das muß man sich
ausmalen: 2.000 km entfernte Todfeinde vernichten!

Was hat die Hisbollah davon, daß sie zeitweise Israel be-
kämpft? Ist doch aus der Ferne überhaupt nicht zu verstehen!
Haben Sie dafür eine eingängige Erklärung?

Was man sofort verstehen kann, das ist der geschichtliche
Gegensatz zur Türkei; da gab es wohl immer wieder einen
Wettbewerb um die Führung im Nahen Osten. Die üblichen
Hahnenkämpfe vermutlich darum, wer denn nun der Größte
ist.
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