Ich weiß, die parlamentarische Situation in Kiew gefallen jenen nicht, die die Militärdiktatur auf der Krim schönreden.
Hoffentlich behältst du recht.
Es ist ja möglich, daß sich die Interimsregierung unter irgendeinen Vorwand an die Macht krallt. Sollte das eintreten, ist die Situation natürlich neu bzw. anders zu bewerten. Da es dafür aber derzeit keine Anzeichen gibt, geht die Kritik etwas ins Leere.
Das wusste man auch vorher. Internationale Verträge sind als Zukunftsgarantien immer Schall und Rauch.
Und das Völkerrecht auch egal, ja. Aber dann sollte man sich nicht beschweren, wenn andere Verträge, ob für Handel oder sonstige Kooperation, ebenfalls beendet werden, für deren Unterzeichnung Rußland lange kämpfte.
Ich halte dieses Parlament in den engen Grenzen seiner Kompetenz für legitim und für demokratisch genug. Verbesserungen sind aber gern gesehen.
Sind es. Es war nur ein Beispiel von vielen, was man nun hier alles einwerfen wird, um Kritik am "Referendum" abzustreiten. Es geht offenbar nicht in den Kopf von Witzfiguren wie schelm und White-Wolf, daß man den Irakkrieg ablehnen kann und gleichzeitig die Fakten anerkennt, daß dieses Referendum den Namen nicht wert ist. Für sie als stramme Lügner gibt es nur "den Westen" und "wir". Und jeder, der das "wir" nicht bedingungslos mitträgt, muß folglich jemand sein, der "den Westen" alles zugesteht und Doppelstandards hat, weil sie selbst welche haben. Ein Wunder, daß man so noch in den Spiegel schauen kann.
Da muss man nicht mehr viel zu sagen. Das Referendum ist eindeutig ausgegangen. Von zwei Wochen mehr Wahlkampf verspreche ich mir nichts, insbesondere wäre die Kritik sonst gleich geblieben. Eine formale Option, alles zu lassen wie es vor zwei Monaten war, hätte man ruhig anbieten können. Ich sage formal, denn durch Kreuzemachen kann man diesen Zustand nicht mehr herstellen. Das ganze Referendum diente vorrangig der Propaganda. Das weiß jeder, das stört auch niemanden.
Ach bitte, Du machst hier nicht den Eindruck, als hättest Du es nötig, nun auch diese Masche aufzusetzen. Es gibt dutzende Gründe, die hier schon längst genannt wurden, wieso das Referendum nicht undemokratisch ist. Und der eine sucht sich verzweifelt einen Grund aus und sagt, daß er einen Halbsatz einer Wahloption nicht versteht, der andere sucht sich den banalsten Grund (öffentliche Diskussion) heraus, um eine minimale Veränderung daran als recht unbedeutend zu nennen. Und richtig, Putin brauchte einen Vorwand, um die Krim formal zu annektieren, was er faktisch schon Wochen zuvor getan hat. Also ließ er das Parlament besetzen, boxte im Eilverfahren diesen Entscheid durch und sorgte dafür, daß die Einwohner bloß nicht die nationalen Wahlen im Mai noch erleben und nur zwei Wahloptionen kriegen, die beide zum Anschluß an Rußland führen. Das Ziel hat er zumindest erreicht soweit.
Darauf kannst du wetten. Egal wie fadenscheinig das Referendum war.
Kann ich nicht. Es ist eine leere Behauptung, die niemals geprüft werden kann. Damit ist sie wertlos und nur ein polemischer Diffamierungsversuch an Kritikern, um von der Kritik abzulenken.
Ohne Frage spülen die Russen und die Ukrainer jede Menge Halbwahrheiten, Desinformation und Gerücht in die gierigen Nachrichtenkanäle und jedes Medium pickt sich heraus, was in seine Linie passt. Ich habe auch viele solche Bilder erhalten. Manche stammen nachweislich aus den Unruhen vor zehn Jahren, andere aus ganz anderen Ländern. Was soll man davon halten?
Davon wird man wohl wenig halten, wenn man nicht unkritisch alles glaubt und die unschlüssige Konklusion, deren Prämissen schon fürn Eimer sind, nicht einfach nachplappert. Letztendlich wäre es für die Argumentation sogar irrelevant, selbst wenn die gefälschten Bilder real wären und das zeigen, was der Diskutant behauptet. Es hat mit der eigentlichen Sache nichts mehr zu tun und soll die Diskussion auf eine emotionale, niedere Ebene verfrachten. So wie jene, die Bilder vom kaputten Maidan zeigen und dann ein sonniges Landbild von der Krim, wo drei Menschen glücklich russische Fahnen tragen. Damit soll ein Eindruck erweckt werden (oder wurde es bei den Personen selbst), um irgendwelche "gut oder böse"-Spielchen zu inszenieren, um sich mit dem Kern der Frage nicht mehr beschäftigen zu müssen. Man will nur aus unbekannten Gründen Partei ergreifen und sieht seine Forumsmission darin, selbst mit schäbigen Mitteln andere zu bekehren. Als wenn das irgendetwas ändern würde, selbst wenn wer so leichtgläubig auf diese Tricks reinfällt. Genauso könnte man nun Bilder von russischen Soldaten, die mit Waffengewalt Stützpunkte einnehmen und vor Mord nicht zurückschrecken, nehmen und sie mit glücklich strahlenden Menschen, die auf dem Maidan bei Sonne in Feierlaune waren, gegenübersetzen. "Kuckt mal, gute Russen/Ukrainer, böse Russen/Ukrainer". Albern.
Wir wollen vielleicht bei Krim und Ukraine, vielleicht noch Russland bleiben. Es hat keinen Sinn, jetzt auf jede durchschaubare Halbdemokratie einzugehen von Syrien über Ägypten bis Afghanistan und zu schauen, wer sie jeweils gerade legitim findet und warum.
Das ist richtig. Ich fand es nur bemerkenswert, wie viele Demokratie verteufeln, wenn ihnen das Ergebnis nicht gefällt, und dann am lautesten nach demokratischen Prozessen schreien, wenn sie glauben, das Ergebnis stimme. Bloß der Prozeß wird egal. Ob es faktisch überhaupt eine Wahl der Besatzer gab? Egal, es wurde mit Ja gestimmt und das möchte man. Und ist das Ergebnis ein anderes, in einer komplett freien, demokratischen Wahl, dann wittern sie ohne Belege irgendwelche Wahlfälschungen ("Hat der Westen ja schon immer so gemacht!") oder verweisen auf ihre beliebte Medienkeule. Da sind dann alle Medien "im Westen" (oder wie sie das Ding auch nennen) gleichgeschaltet und man sei verblendet und indoktriniert, wenn man Dinge nicht sehe, die sie selbst glauben zu sehen, aber es nicht aufzeigen können. Argumentativ völlig am Ende angekommen.
Wenn wir rein bei der Sache bleiben: Ob die Krim zu Russland wechselt. Sollen sie doch. Von mir aus sollen sie noch die halbe Ukraine mitnehmen wenn das Volk es will und der Rest soll in die EU. Ein wenig mehr Demokratie und weniger Truppenbewegung wäre schon schön dabei, nicht wahr?
Nichts gegen einzuwenden. Vor Wochen hatte ich schon eine schöne, sachliche Diskussion mit jemanden, der prinzipiell die Einheit der Ukraine befürwortete, aber bei einer solch strukturellen Gespaltenheit meinte, eine Teilung des Landes sei mittel- bis langfristig begrüßenswert. Wobei, und das weißt Du ja, viele Teile der Ostukraine nicht so klar unterscheiden lassen von der Westukraine. Zumindest im Vergleich zur Krim.
Sehr schade ist es, wie das alles verläuft: Tote hier und da, Radikalinskis in Kiew an der Macht, der Krimchef hat auch kein weißes Hemd, jede Menge persönliche Rechnungen in der Nachbarschaft werden jetzt in Selbstjustiz vollzogen und am Ende haben dieselben Säcke mit anderem Parteischild wieder die Macht, egal wie gewählt wird. Das ist nicht gut. Die deutsche Politik leistet da auch keinen Beitrag, irgendwas zu verbessern.
Glücklicherweise haben die Radikalen aber in Kiew keine wichtigen Posten und die ganz Radikalen (Rechter Sektor etc.) haben keinerlei Einfluß bzw. Positionen. Möge es so bleiben. Und der Krimchef wurde von den Besatzern ja kurzerhand installiert... ob er am Hebel bleibt in einem russischen Föderationssubjekt, wird sich zeigen. Schlimmer als der tschetschenische Landesfürst ist er aber bisher auch nicht.