natürlich gibt es im deutschen sozialsystem auch missstände, streitet niemand ab. aber die relationen sind eben ganz andere -Cobra9 » Do 10. Okt 2013, 10:09 hat geschrieben: Luxusprobleme .......ohne Worte. Also ist der Obdachlose vor der Tür beim Tafelladen mit der offenen Wunde ein Luxusproblem. Ja selber schuld wenn man keine Zahlungsrückstande für die Kasse aufbringen kann und aus dem Raster fällt. Kinder mit einer waren Mahlzeit am Tag wohl dann auch. 1,5 Millionen die auf Armenküchen angewiesen sind auch ein Luxusproblem. Menschen leben auch in Deutschland ohne Strom oder Heizung. Deren Zahl wächst jeden Tag.
und gerade die obdachlosen sind im übrigen weder ein armuts- noch ein luxus-"problem". die meisten wohnungslosen menschen, die längere zeit in deutschland auf der straße leben, befinden sich dort oft in allererster linie aufgrund seelischer schwierigkeiten (die sich durch das leben auf der straße allzu oft weiter verschlimmern - ein teufelskreis aus sozialer not und psychischer erkrankung); die finanziellen schwierigkeiten sind oft nur eine folge davon. tatsächlich würde es faktisch sogar weniger "kosten", wäre es möglich, diese menschen in staatlich finanzierten wohnungen unterzubringen, die staatlichen und privaten hilfssysteme sind im vergleich dazu sehr kostenintensiv, obwohl sie nicht einmal hinreichend sind.
das sozialnetz in deutschland ist nicht perfekt, aber im internationalen vergleich tatsächlich im wortsinn "luxus"; das macht das persönliche leid vieler obdachloser menschen nicht im geringsten besser, aber es ist eben mit der lebenssituation der menschen etwa in somalia einfach überhaupt nicht zu vergleichen, weil die ursachen für dieses persönliche leid ganz andere sind. es gibt hier keine hungersnöte, es gibt keinen krieg, keine dörfer, die komplett niedergebrannt werden, niemand muss sich ständig bedroht fühlen vor milizen oder einem autoritären staat. und das leid von menschen, die solchen lebensbedingungen ausgesetzt sind, ist für den deutschen staat bemerkenswerterweise eben sogar viel kostengünstiger zu beheben als etwa das von menschen, die in deutschland auf der straße leben müssen.
im übrigen möchte ich betonen, dass ich glaube, dass der deutsche staat es wahrlich nicht nötig hat, ausgerechnet bei der unterstützung dringend bedürftiger menschen jeden cent umzudrehen.
30 prozent der staatsausgaben landen momentan in der verteidigung, in meinen augen angesichts der sicherheitslage in deutschland völlig überzogen. dann gibts einen gewissen "flughafen", der allein jeden monat mehrere millionen kostet und von dem man mittlerweile nicht mal sicher sagen kann, dass er überhaupt je eröffnet wird. mit dem geld allein hätte man allein hundert mal mehr menschen helfen können, sich hier in sicherheit eine neue existenzgrundlage aufzubauen, als nun vor lampedusa ertrunken sind. und ressourcenknappheit gibts hier auch nicht. während in anderen staaten, die hunderttausende flüchtlinge aufnehmen, etwa bereits seit jahren endliche grundwasserreservoirs angezapft werden müssen, die in wenigen jahren wahrscheinlich komplett versalzen sein werden (da steht uns übrigens auch in sachen klimaflüchtlinge noch einiges bevor) um allein die wasserversorgung sicherzustellen, fließt hier nicht mal genug wasser durch die leitungen, um die rohre sauberzuhalten.
"eng" wirds hier also nicht, und es kostet auch vergleichsweise nichts.
das sind alles nur scheinargumente, mit denen teils wirklich ekelerregende ressentiments gegen ernstlich bedrohte menschen rationalisiert werden sollen, nur weil sie womöglich anders sind als man selbst.