Kibuka » So 6. Okt 2013, 07:31 hat geschrieben:
Das ist korrekt. Es handelt sich um ein Dilemma der Euromitgliedsstaaten. Aber es ist auch ein Problem im Finanzsektor. Du sprichst davon andere bezahlen zu lassen. Fakt ist, bezahlen müssten die griechischen Anleihezeichner. Die griechischen Schulden sind seit Ausbruch der Finanzkrise vom Privatsektor in den öffentlichen Sektor verschoben worden. In Irland waren die Hauptgläubiger deutsche Banken.
Es ist ein systemisches Problem geworden, seit der Verschuldungsstand der EU-Staaten mehrheitlich ein Maß erreicht hat, das über private Anleihezeichner nicht mehr getragen werden kann/will.
Wen haben wir denn hier?
Wir haben die Banken, die daran interessiert sind, hohe Anleihevolumen zu halten bei guter Verzinsung.
Und wir haben die Eurostaaten, die ihren Schuldenstand in den letzten 10 Jahren beinahe verdoppelt haben.
Folge: Die Zinsen steigen bei jenen Staaten, die übertrieben haben. Nun sind die Banken als auch die Staaten Konkurs gefährdet. Die übergeordnete Aufsicht, Maastricht und EZB sowie die nationalen Bankenaufsichten haben alle versagt.
Und jetzt beginnt das systemische Problem. Anstatt die Aufsicht zu stärken, setzen sich die Staatschefs und die Bankenlobby zusammen und überlegen sich, wie sie gegenseitig ihren Hals retten können. Die Staaten fordern weiter niedrige Zinsen, die Banken weiter Liquidität der EZB, weil sie sonst überhaupt keine neuen Staatsanleihen zeichnen könnten. Und für den absoluten Notfall darf die EZB sogar direkte Staatsfinanzierung betreiben und Anleihen kaufen.
Man einigt sich also auf einige kosmetische Maßnahmen, lässt Staatsanleihen für Banken weiter als Eigenkapital gelten und weist die EZB an, die Zinsen noch auf Jahre unter der Inflation zu halten sowie den Banken unbegrenzt Liquidität zur Verfügung zu stellen. Banken und Regierungen haben sich Zeit verschafft
Die zwingend notwendige gemeinsame Aufsicht über Staatshaushalte und Banken mit Durchgriffsrechten der Aufsichtsbehörden, entfällt. Die Bankbilanzen wachsen wieder, Staatsanleihen gelten weiterhin als nicht Ausfall gefährdet und müssen nicht mit Eigenkapital unterlegt werden, die Staatsverschuldung wächst weiter.
Wenn ein Staat pleite geht hat das gravierende Auswirkungen. Jeder versucht sein Geld in Sicherheit zu bringen. Der Staat kann keine Renten mehr auszahlen, ausländische Kapitalströme trocknen aus. Es folgt ein jahrelanger Rechtsstreit mit den Gläubigern.
Fakt ist, das europäische Finanzsystem ist eng verwoben. Eine Pleite tangiert unmittelbar andere Staaten. Wie sehr, hängt von der Größe der Insolvenz ab und wie stark heimische Banken und Versicherungen direkt und indirekt in dem Pleitestaat involviert sind.
Ja, deswegen bin ich ja der Meinung, die Währungsunion wurde schlecht vorbereitet. Maastricht und NoBailout waren die absoluten Rettungsanker, der unkontrollierten Überschuldung und der folgenden Inflation entgegen zu wirken. Beides wurde gebrochen. Mir ist bewusst, das man das nicht zum Spaß getan hat, sondern aus Angst, die Kontrolle zu verlieren.
Und jetzt steckt man in der Falle. Eine europäische Institution mit nationalen Durchgriffsrechten ist ohne Refenden in der EU-17 nicht möglich und bei derzeitigem Umfragestand würden entsprechende Referenden scheitern. Die Politik und Finanzoligarchie hat kollektiv versagt. Erkauft Zeit ohne scharfe Werkzeuge schaffen zu können, die schwarzen Schafe unter Kontrolle zu bringen.
Es gibt nicht umsonst den Spruch: "Hast du 100.000 € Schulden bei deiner Bank, hast du ein Problem. Hast du 1.000.000.000 € Schulden bei deiner Bank, hat deine Bank ein Problem."
Und ist der Schuldner der Staat, der weitere Kredite braucht und über die Kontrolle über die Notenbank und Gesetzgebung verfügt, hat die Währung ein Problem.