Proteste in Istanbul

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Platon
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Proteste in Istanbul

Beitrag von Platon »

In Istanbul protestieren erneut Tausende gegen ein umstrittenes Bauprojekt und die Regierung von Premier Erdogan. Die Polizei setzt Wasserwerfer und Tränengas ein. Die Opposition fordert den Rückzug der Einsatzkräfte.

Istanbul - Die türkische Polizei hat am Samstag erneut Wasserwerfer und Tränengas gegen Demonstranten in der Millionenmetropole Istanbul eingesetzt. Die Einsatzkräfte gingen gegen Demonstranten vor, die in einer Einkaufsstraße eine Barrikade errichtet hatten. Die Auseinandersetzungen entwickelten sich in der Nähe des Taksim-Platzes, wo es auch am Freitag bereits Zusammenstöße gegeben hatte.
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Der Einsatz gegen die Barrikaden erfolgte in der Istiqlal-Straße, einer Fußgängerzone im nordwestlichen Stadtzentrum. Zusammenstöße mit der Polizei wurden auch aus dem Stadtviertel Besiktas gemeldet. Viele Demonstranten seien am Morgen von der asiatischen Seite der Stadt aus in einem Fußmarsch über die Bosporus-Brücke in Richtung des Taksim-Platzes unterwegs gewesen, berichteten türkische Medien.

Die aktuellen Proteste in Istanbul gehören zu den stärksten seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vor mehr als zehn Jahren. In der Nacht gab die Polizei die Zahl der Festgenommenen mit 63 an. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von mehr als hundert Verletzten. Von diesen wurden nach offiziellen Angaben zwölf im Krankenhaus behandelt, darunter eine Frau mit einem Schädelbruch.[...]
http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 03192.html
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... izeigewalt
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... -gezi-park

Wie werden sich diese Proteste entwickeln und was ist ihre Bedeutung? Wird die Opposition es tatsächlich schaffen eine ernste Bedrohung für Erdogan zu werden oder ist es nur ein kurzes Aufbegehren ohne weitere Folgen?
:?:
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palulu
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von palulu »

Ich hänge seit einem Tag online "darin". Ja, die Proteste sind überraschend groß und die Polizei hat zu hart durchgegriffen. Die Demonstrationen stellen eine Gefahr für Erdogan dar, aber sie könnten ihn auch stärken. Das ist noch nicht abzusehen.

Momentan steigen schwarze Rauchwolken über dem Taksim-Platz auf. Irgendwas geschieht dort. Die kemalistische Oppositionspartei CHP hat ihre Demo umverlegt. Sie will aber mit Zehntausenden zum Taksim marschieren, ein großes Polizeiaufkommen sperrt aktuell den Platz ab. Bei möglichen Zusammenstößen wird es zwangsläufig zu gewalttätigen Ausschreitungen kommen. Tote sind möglich.

Es sind hauptsächlich linke und linksextreme Demonstranten sowie Kemalisten, die bekannte Lieder singen und rote Fahnen schwingen oder Zeichen kommunistischer Parteien und Organisationen tragen. Die Proteste sind auch auf andere Städte (meistens westanatolische) übergesprungen. Auffällig ist, dass vor allem in kemalistischen und/oder linken Hochburgen die Demos großen Zulauf bekommen.

Das ist womöglich die zweite existenzielle Härteprobe für Erdogan und seine Partei.
Zuletzt geändert von palulu am Sa 1. Jun 2013, 16:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Liegestuhl
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Liegestuhl »

Was hat das mit dem Gezi Park auf sich?
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gallerie
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von gallerie »

Liegestuhl » Sa 1. Jun 2013, 20:14 hat geschrieben:Was hat das mit dem Gezi Park auf sich?
…die Stadtregierung will die einzige große Grünfläche in Istanbul für ein Shoppingcenter opfern. Das ganze stinkt nach Korruption.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von palulu »

Die Polizei hat sich zurückgezogen, zehntausende Demonstranten strömen auf den zentralen Taksim-Platz.
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frems
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von frems »

palulu » Sa 1. Jun 2013, 16:07 hat geschrieben:Die Polizei hat sich zurückgezogen, zehntausende Demonstranten strömen auf den zentralen Taksim-Platz.
Werden schon Schuhe hochgehalten?
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frems
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von frems »

gallerie » Sa 1. Jun 2013, 15:18 hat geschrieben: …die Stadtregierung will die einzige große Grünfläche in Istanbul für ein Shoppingcenter opfern. Das ganze stinkt nach Korruption.
Naja, es soll wohl nicht nur um etwas Rasen gehen, sondern allgemein der Frust mit dem Regime Erdogan über die letzten Jahre. Das harte Vorgehen der Polizisten hat bloß dann endgültig für manche das Faß zum Überlaufen gebracht. Themen wie Außenpolitik, Militär und Pressefreiheit (inhaftierte Journalisten) sollen da wohl auch eine Rolle spielen. (Haben mir jedenfalls Freunde erzählt, die das seit längerem verfolgen)
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von palulu »

Liegestuhl » Sa 1. Jun 2013, 15:14 hat geschrieben:Was hat das mit dem Gezi Park auf sich?
So sieht er aus: http://img6.mynet.com/ha8/g/gezi-parki-avm.jpg

Eine wirkliche "Grunfläche" ist er aber nicht. Die Bäume sollten allerdings abgeholzt und an deren Stelle ein modernes Einkaufzentrum gebaut werden. Zunächst waren die Demonstranten Natürschützer, sie besetzten den Park mehrere Tage lang. Mit der Zeit stießen immer mehr Demonstranten hinzu und der Protest wurde politisiert. Plötzlich galt der Park als ein Symbol für den Aufstand. Vergleiche zwischen der Türkei und den arabischen Revolutionsstaaten wurden gezogen. Auch einige deutsche Journalisten taten dies bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Dabei war der Protest zunächst einmal dem in Suttgart sehr ähnlich.

Nachdem die Polzei hart durchgriff, um den Platz zu befreien, ging der gewalttätige Protest los. Aus der ganzen Stadt reisten Menschen an, um gegen die Polizei zu demonstrieren. Gestern griffen die Demos auf Izmir und Ankara über. Mittlerweile wird mit Ausnahme Ostanatoliens im ganzen Land protestiert.

Die Regierung ist teils zurückgerudert und stellt das Projekt infrage, ein Gericht hat den Bau zunächst einmal gestoppt. In Izmir wurde die Parteizentrale der AKP angezündet gestern Nacht. Die Polizei hat die Handynetze abgeschaltet, im öffentlichen Nahverkehr werden Menschen mit Gasmasken zurückgeschickt. Sie setzt landesweit Pfefferspray ein, um die Demonstranten zu vertreiben.

Hunderte Beamte und Protestierer wurden bereits verletzt, zig Demonstranten festgenommen. Das ganze Land befindet sich in einem Ausnahemzustand - mit Ausnahme der....

Kurdengebiete. Und DAS ist das IRONISCHSTE Ereignis, was ich in Bezug auf die Türkei jemals erlebt habe.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von gallerie »

frems » Sa 1. Jun 2013, 21:19 hat geschrieben: Naja, es soll wohl nicht nur um etwas Rasen gehen, sondern allgemein der Frust mit dem Regime Erdogan über die letzten Jahre. Das harte Vorgehen der Polizisten hat bloß dann endgültig für manche das Faß zum Überlaufen gebracht. Themen wie Außenpolitik, Militär und Pressefreiheit (inhaftierte Journalisten) sollen da wohl auch eine Rolle spielen. (Haben mir jedenfalls Freunde erzählt, die das seit längerem verfolgen)
…in erster Linie schon, als Anlass wurde die Rasenfläche auserkoren. Und hier geht es um Korruption und Vetternwirtschaft.
Natürlich springen bei einer solchen Demo auch Regimekritiker mit ein. Hier hat man eine Bühne gefunden um Dampf abzulassen.
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Ferit
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Ferit »

Hoffentlich wird weiterhin hart durchgegriffen.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Umetarek »

Ferit » Sa 1. Jun 2013, 16:29 hat geschrieben:Hoffentlich wird weiterhin hart durchgegriffen.
Kein Cousin bei den Protesten dabei? Seid ihr Luschis :x
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von palulu »

Ferit » Sa 1. Jun 2013, 16:29 hat geschrieben:Hoffentlich wird weiterhin hart durchgegriffen.
Gestern Nacht hat Adnan Keskin (CHP) über Twitter verbreitet, dass ein Mädchen von einem Polizisten überfahren wurde und es war eine glatte Lüge, wie auch er später zugab. "Ich hab's aus dem Internet", sagte er. Krass, oder? Die hetzen weiter auf, statt deeskalierend einzugreifen.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von frems »

gallerie » Sa 1. Jun 2013, 16:28 hat geschrieben: …in erster Linie schon, als Anlass wurde die Rasenfläche auserkoren. Und hier geht es um Korruption und Vetternwirtschaft.
Natürlich springen bei einer solchen Demo auch Regimekritiker mit ein. Hier hat man eine Bühne gefunden um Dampf abzulassen.
Ich wollte Dir auch nicht widersprechen, sondern nur ergänzen um das, was ich halt hie und da noch aufgeschnappt habe. ;)
Ferit hat geschrieben:Hoffentlich wird weiterhin hart durchgegriffen.
Ist am Gerücht, daß einige Militärangehörige wohl heimlich Gasmasken an Demonstranten verteilten, etwas dran? Kursierte wohl auch im Internet, aber konnte leider keinen deutsch- oder englischsprachigen Artikel dazu finden. Klang etwas kurios.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Ferit »

Umetarek » Sa 1. Jun 2013, 16:32 hat geschrieben: Kein Cousin bei den Protesten dabei? Seid ihr Luschis :x
Selbst wenn sie dabei sind, bin ich dafür, dass auch sie die volle Härte der Polizei zu spüren bekommt. Es ist im minderschlimmen Fall eine unangemeldete Demonstration, im schlimmsten Fall ein (bewaffneter!) Aufstand. Beides ist verboten und auf beiden hat niemand etwas zu suchen.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von palulu »

[quote="frems » Sa 1. Jun 2013, 16:37"][/quote]

Ein Soldat oder Mann im Soldatenanzug, muss ich recherchieren, hat Gas(?)masken o.ä. "verteilt". Mehr gab es dazu nicht. Aktuell herrscht ein richtiger Propagandakrieg im Internet. Bilder werden verdreht, aus Verletzten werden Tote, von 1000 Polizei-Deserteuren ist die Rede und stimmen tut's in der Regel nicht.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Ferit »

palulu » Sa 1. Jun 2013, 16:33 hat geschrieben:
Gestern Nacht hat Adnan Keskin (CHP) über Twitter verbreitet, dass ein Mädchen von einem Polizisten überfahren wurde und es war eine glatte Lüge, wie auch er später zugab. "Ich hab's aus dem Internet", sagte er. Krass, oder? Die hetzen weiter auf, statt deeskalierend einzugreifen.
Das sind genau diejenigen Leute, die am 1. Mai Bäume ausgerissen und auf Polizisten geschmissen haben, um heute, Schizophren wie sie sind, für "Bäume" sich zu "engagieren". Dreister geht's wirklich nicht mehr.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Umetarek »

Ferit » Sa 1. Jun 2013, 16:40 hat geschrieben: Selbst wenn sie dabei sind, bin ich dafür, dass auch sie die volle Härte der Polizei zu spüren bekommt. Es ist im minderschlimmen Fall eine unangemeldete Demonstration, im schlimmsten Fall ein (bewaffneter!) Aufstand. Beides ist verboten und auf beiden hat niemand etwas zu suchen.
Jetzt mach hier keinen auf Obrigkeitshörig, is ja grauslig :eek:


Entweder ist es falsch, oder es ist richtig, ob es verboten ist, ist irrelevant.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Ferit »

Umetarek » Sa 1. Jun 2013, 16:46 hat geschrieben: Jetzt mach hier keinen auf Obrigkeitshörig, is ja grauslig :eek:


Entweder ist es falsch, oder es ist richtig, ob es verboten ist, ist irrelevant.
Obrigkeitshörig? Gesetzeskonform nennt man das. Es stellt sich nicht die Frage, ob es richtig oder falsch ist, sondern ob es verboten ist oder nicht. Man kann eine Demonstration machen, nur muss man sie dafür auch anmelden. Und eine Demonstration beinhaltet nicht das Führen von verfassungsfeindlichen Symbolen und/oder das Verwüsten des kompletten Bezirks.

Die sollen endlich die Demonstration bzw. den Aufstand sein lassen und nach Hause gehen.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Umetarek »

Ferit » Sa 1. Jun 2013, 16:55 hat geschrieben: Obrigkeitshörig? Gesetzeskonform nennt man das. Es stellt sich nicht die Frage, ob es richtig oder falsch ist, sondern ob es verboten ist oder nicht. Man kann eine Demonstration machen, nur muss man sie dafür auch anmelden. Und eine Demonstration beinhaltet nicht das Führen von verfassungsfeindlichen Symbolen und/oder das Verwüsten des kompletten Bezirks.

Die sollen endlich die Demonstration bzw. den Aufstand sein lassen und nach Hause gehen.
Und? Obrigkeitshörig und gesetzeskonform ist doch das Gleiche. Ist es nun richtig oder falsch? Es soll ja auch unsinnige Gesetze geben...
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von palulu »

Auch in Deutschland gehen die "Proteste" los. Erste Demos wurden angemeldet.

Ganz nebenbei ist auch in FFM die Hölle los:

Bei den Blockupy-Protesten in Frankfurt kommt es zu ersten Scharmützeln: Die Polizei hat wegen einzelner Vermummter Hunderte Demonstranten eingekesselt, die sich dem Zug angeschlossen hatten. Die Beamten setzen Pfefferspray ein, Aktivisten werfen Farbbeutel und Feuerwerkskörper.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 03246.html

Irgendetwas stimmt mit den Leuten in letzter Zeit nicht. :|
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von d'Artagnan »

palulu hat geschrieben:Ich hänge seit einem Tag online "darin". Ja, die Proteste sind überraschend groß und die Polizei hat zu hart durchgegriffen. Die Demonstrationen stellen eine Gefahr für Erdogan dar, aber sie könnten ihn auch stärken. Das ist noch nicht abzusehen.

Momentan steigen schwarze Rauchwolken über dem Taksim-Platz auf. Irgendwas geschieht dort. Die kemalistische Oppositionspartei CHP hat ihre Demo umverlegt. Sie will aber mit Zehntausenden zum Taksim marschieren, ein großes Polizeiaufkommen sperrt aktuell den Platz ab. Bei möglichen Zusammenstößen wird es zwangsläufig zu gewalttätigen Ausschreitungen kommen. Tote sind möglich.

Es sind hauptsächlich linke und linksextreme Demonstranten sowie Kemalisten, die bekannte Lieder singen und rote Fahnen schwingen oder Zeichen kommunistischer Parteien und Organisationen tragen. Die Proteste sind auch auf andere Städte (meistens westanatolische) übergesprungen. Auffällig ist, dass vor allem in kemalistischen und/oder linken Hochburgen die Demos großen Zulauf bekommen.

Das ist womöglich die zweite existenzielle Härteprobe für Erdogan und seine Partei.

Ich kenne das Taksim recht gut, ist mein Lieblingsviertel in Istanbul. Hoffentlich gab/gibt es keine Tote...
“Most men would rather deny a hard truth than face it.”
(Ser Barristan)
Bitku ne dobiva mač u ruci, već srce u grudima junaka.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von gallerie »

palulu » Sa 1. Jun 2013, 22:03 hat geschrieben:Auch in Deutschland gehen die "Proteste" los. Erste Demos wurden angemeldet.

Ganz nebenbei ist auch in FFM die Hölle los:

Bei den Blockupy-Protesten in Frankfurt kommt es zu ersten Scharmützeln: Die Polizei hat wegen einzelner Vermummter Hunderte Demonstranten eingekesselt, die sich dem Zug angeschlossen hatten. Die Beamten setzen Pfefferspray ein, Aktivisten werfen Farbbeutel und Feuerwerkskörper.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 03246.html

Irgendetwas stimmt mit den Leuten in letzter Zeit nicht. :|
…was willst du hier konstruieren? Parkdemo in Istanbul mit Blockupy-Protest in Frankfurt? Geht's denn noch? :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von palulu »

gallerie » Sa 1. Jun 2013, 17:08 hat geschrieben: …was willst du hier konstruieren? Parkdemo in Istanbul mit Blockupy-Protest in Frankfurt? Geht's denn noch? :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:
Das geht sehr, sehr gut. #blockupy #occupygezi :D
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von palulu »

gallerie » Sa 1. Jun 2013, 17:08 hat geschrieben: …was willst du hier konstruieren? Parkdemo in Istanbul mit Blockupy-Protest in Frankfurt? Geht's denn noch? :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:
Die Proteste richten sich auch ausdrücklich gegen die neoliberale Wirtschaftspolitik der Regierung.
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Berk
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Berk »

Die Vernunft hat gesiegt vor erst die Polizisten werden abgezogen eine schöne schlappe für Erdogan.


Zugleich ließ das Ministerpräsidentenamt allen Journalisten eine Zusammenfassung einer Rede Erdogans zukommen, die er kurz vor gehalten hatte. İn dieser Version stand ungefähr das Gegenteil dessen, was die meisten türkischen Journalisten, die die Rede verfolgten, verstanden hatten. Plötzlich war da von Dialog die Rede, und davon, dass die Regierung am Taksim-Platz keinen Nachbau einer osmanischen Kaserne mit einem Einkaufszentrum mehr errichten wolle.


Ach die AKPler ach ;)

Größte Anti-Erdogan Demonstration

Die Frage ist nun, ob der Rückzieher Erdogans die Gemüter besänftigen kann. Denn die Menschen hatten zuletzt nicht mehr den Erhalt des Parks gefordert, sondern Erdogans Rücktritt. Die Proteste in anderen Städten hielten an, und am Taksim-Platz kam es infolge des Polizei-Rückzugs zur größten Anti-Erdogan-Demonstration seit seinem Machtantritt.

Es kann kaum Zweifel bestehen, dass die Ereignisse vom Samstag Erdogans Nimbus als vom Volk geliebter Führer spürbar erschüttern dürften. Das kann sich auf seine Pläne auswirken, sich demnächst zum Staatspräsidenten wählen zu lassen. Wenn ihm das aber nicht gelingt, bedeutet es, dass er in absehbarer Zeit die formale Macht verliert – denn er kann nicht noch einmal Ministerpräsident werden.

Insofern könnte der kleine Park am Taksim-Platz der Anfang vom Ende für Erdogan gewesen sein. Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Protestbewegung gegen ihn sich mit diesem Sieg zufrieden gibt, oder seinen Sturz anstrebt.
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... dogan.html


Es reicht nicht einfach Die Medien nicht von dem Taksim platz berichten zu lassen....
Zuletzt geändert von Berk am Sa 1. Jun 2013, 17:31, insgesamt 1-mal geändert.
All the nations of the world should break the cups of their egos and be unified in love of God, the Creator of all of us; in love of mankind, without discrimination of races, believes and nations; living all together, in a world of Love, with happiness and peace."
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Officer Barbrady »

Es ist halt immer die Frage, wie man staatlicherseits mit sowas umgeht. Demonstrationen sind eigentlich in einer Demokratie normal...
Leute, hört auf das, was der kleine grüne Mann euch sagt!

http://m.youtube.com/watch?v=BQ4yd2W50No
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von gallerie »

palulu » Sa 1. Jun 2013, 22:10 hat geschrieben:
Die Proteste richten sich auch ausdrücklich gegen die neoliberale Wirtschaftspolitik der Regierung.
...Quatsch, und das weist du auch!
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von palulu »

In Ankara gab es wohl Tote und Verletze.
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Anti-AKP Proteste in der Türkei

Beitrag von Wasteland »

Tausende Menschen protestieren mit Steinen gegen Erdogan

Bis in den Samstagmorgen liefern sich in Istanbul tausende Menschen mit der Polizei ein gewaltsames Gefecht. Die Demonstranten protestieren gegen ein Bauprojekt und gegen den Ministerpräsidenten Erdogan. Sie werfen mit Steinen, die Polizei antwortet mit Tränengas und Wasserwerfern.

http://www.tagesspiegel.de/politik/tuer ... 84864.html

Polizeigewalt in Türkei: Medien ignorieren Proteste von Istanbul

Kenan Kolat befindet sich derzeit in Istanbul und beobachtet die regierungskritischen Proteste. Türkische Bürger aus allen politischen Lagern seien an den Demonstrationen beteiligt. Sogar ehemalige AKP-Wähler sollen dabei sein. Doch die türkischen Medien ignorieren die Ereignisse.

http://www.deutsch-tuerkische-nachricht ... -istanbul/

Ich muss sagen ich bin etwas überrascht. Da hat sich doch mehr Unmut zusammengebraut in der Türkei als erwartet.
Mal sehen wie Erdogan dieses Problem lösen will.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Ferit »

Officer Barbrady » Sa 1. Jun 2013, 17:29 hat geschrieben:Es ist halt immer die Frage, wie man staatlicherseits mit sowas umgeht. Demonstrationen sind eigentlich in einer Demokratie normal...
Angemeldete Demonstrationen sind in jeder Demokratie in Ordnung. Unangemeldete Demonstrationen sind auch in Deutschland verboten und genauso in der Türkei auch.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Ferit »

Umetarek » Sa 1. Jun 2013, 17:03 hat geschrieben: Und? Obrigkeitshörig und gesetzeskonform ist doch das Gleiche. Ist es nun richtig oder falsch? Es soll ja auch unsinnige Gesetze geben...
Und weil man subjektiv ein Gesetz als unsinnig empfindet, muss man es bewusst brechen?
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Wasteland »

Die Frage ist, woher kommt das Potential das soviele Menschen auf einen Schlag bereit sind loszustürmen.
Das war vorher schon da und wurde nicht erst durch das Bauprojekt verursacht.

Laut Welt waren es jetzt schon über eine Millionen. Das ist kein Pappenstil.

http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... dogan.html
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Umetarek »

Ferit » Sa 1. Jun 2013, 19:15 hat geschrieben: Und weil man subjektiv ein Gesetz als unsinnig empfindet, muss man es bewusst brechen?
Fährst du immer 50 im Ort und 30 in der 30erZone? Ich will ja eigentlich nur wissen, ob du die Proteste als falsch oder als richtig empfindest?
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Ferit »

Umetarek » Sa 1. Jun 2013, 19:17 hat geschrieben: Fährst du immer 50 im Ort und 30 in der 30erZone? Ich will ja eigentlich nur wissen, ob du die Proteste als falsch oder als richtig empfindest?
Ich finde die Proteste natürlich als falsch.
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Re: Anti-AKP Proteste in der Türkei

Beitrag von Ferit »

Polizeigewalt in Türkei: Medien ignorieren Proteste von Istanbul


Hat derjenige, der das behauptet mal die Online-Ausgaben der türkischen Zeitungen angeschaut? Es ist kein anderes Thema als diese bewaffnete Demonstration.
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Re: Anti-AKP Proteste in der Türkei

Beitrag von Wasteland »

Ferit » Sa 1. Jun 2013, 19:27 hat geschrieben:Polizeigewalt in Türkei: Medien ignorieren Proteste von Istanbul


Hat derjenige, der das behauptet mal die Online-Ausgaben der türkischen Zeitungen angeschaut? Es ist kein anderes Thema als diese bewaffnete Demonstration.
Weiss auch nicht woher das kommt, war einer der ersten Artikel bei Google.
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Re: Anti-AKP Proteste in der Türkei

Beitrag von Blasphemist »

Sowas nennt man den türkischen Frühling.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Officer Barbrady »

Ferit » Sa 1. Jun 2013, 18:13 hat geschrieben: Angemeldete Demonstrationen sind in jeder Demokratie in Ordnung. Unangemeldete Demonstrationen sind auch in Deutschland verboten und genauso in der Türkei auch.
Das ist richtig, aber ob eine Demonstration trotz Verbots legitim ist, das hängt ganz von der Ausgestaltung des Demonstrationsrechts ab...

Außerdem sollte imho auch bei einer unangemeldeten Demo die Verhältnismäßigkeit polizeilicher Mittel gewahrt bleiben.
Zuletzt geändert von Officer Barbrady am Sa 1. Jun 2013, 19:57, insgesamt 4-mal geändert.
Leute, hört auf das, was der kleine grüne Mann euch sagt!

http://m.youtube.com/watch?v=BQ4yd2W50No
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Blasphemist »

Hab ich gerade vom türkischen Frühling geschrieben, ich sollte bei SPON anfangen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 03257.html
Zitat:
"Wir erleben hier kein türkisches Stuttgart 21", sagt ein deutscher Doktorand, der gerade für eine Exkursion in Istanbul angekommen ist: Die Proteste lassen ihn und seine Freunde eher an den Tahrir-Platz in Kairo denken. Auch damals standen die Bürger gegen einen autoritären Machthaber, den ägyptischen Diktator Mubarak, auf. Linke Politiker und andere Oppositionelle hoffen bereits auf einen "türkischen Frühling".
Zuletzt geändert von Blasphemist am Sa 1. Jun 2013, 20:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Officer Barbrady »

Blasphemist » Sa 1. Jun 2013, 19:29 hat geschrieben:Hab ich gerade vom türkischen Frühling geschrieben, ich sollte bei SPON anfangen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 03257.html
Zitat:
"Wir erleben hier kein türkisches Stuttgart 21", sagt ein deutscher Doktorand, der gerade für eine Exkursion in Istanbul angekommen ist: Die Proteste lassen ihn und seine Freunde eher an den Tahrir-Platz in Kairo denken. Auch damals standen die Bürger gegen einen autoritären Machthaber, den ägyptischen Diktator Mubarak, auf. Linke Politiker und andere Oppositionelle hoffen bereits auf einen "türkischen Frühling".
Bin überzeugt unsere Parkschützer hier bekommen schon ganz feuchte Augen, wenn sie das sehen...

Schließlich haben sie es wie im arabischen Frühling geschafft, den "autoritären Machthaber" Mappus zu stürzen...sowas verbindet. ;)
Zuletzt geändert von Officer Barbrady am Sa 1. Jun 2013, 20:51, insgesamt 3-mal geändert.
Leute, hört auf das, was der kleine grüne Mann euch sagt!

http://m.youtube.com/watch?v=BQ4yd2W50No
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BruceLee
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von BruceLee »

Wasteland » Sa 1. Jun 2013, 18:15 hat geschrieben:Die Frage ist, woher kommt das Potential das soviele Menschen auf einen Schlag bereit sind loszustürmen.
Das war vorher schon da und wurde nicht erst durch das Bauprojekt verursacht.

Laut Welt waren es jetzt schon über eine Millionen. Das ist kein Pappenstil.

http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... dogan.html
Am Anfang gab es nur eine handvoll "Grüne" Protestler, die dagegen protestierten, dass für dieses Projekt eine handvoll Bäume gefällt werden sollte. Nachdem die Polizei extrem hart gegen sie durchgriff, geriet dies erst richtig ausser Kontrolle.

Beide Seiten wissen zu genau, wem (nicht nur) die Polzei ausnahmslos gehorcht. Erdogan ist zwar kein Diktator im Sinne von Assad, Gaddafi oder sonstwer, aber, dass er seine Macht in allen Belangen sehr gerne bis zum äussersten ausdehnt ist auch kein grosses Geheimnis.

Erdogan macht halt keinen Hehl daraus, dass er und seine Gesinnungsgenossen mit dem Laisuzmus und den Laizisten endgültig aufräumen möchte/n. Dafür ist man sogar bereit mit der PKK zu paktieren. Damit will ich nicht sagen, dass die Kemalisten die Unschuldslämmer schlechthin sind oder gewesen waren, aber Erdogan begeht genau die selben Fehler, die die Kemalisten damals verursacht haben, in dem sie Atatürks Namen dafür missbrauchten, halt nur im umgekehrten Sinn. Genauer gesagt gibt es in der Türkei kein Schwarz und Weiss Denken sondern entweder nur die Schwarz oder Weiss Betrachtung.

Wenn sich Erdogan nicht sehr bald von seiner diktatorisch angehauchten Schiene verabschiedet und versucht für alle
Bevölkerungsschichten da zu sein, ist die Eskalation der ohnehin schon ausgearteten Lage vorausgeplant.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von palulu »

Blasphemist » Sa 1. Jun 2013, 20:29 hat geschrieben:Hab ich gerade vom türkischen Frühling geschrieben, ich sollte bei SPON anfangen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 03257.html
Zitat:
"Wir erleben hier kein türkisches Stuttgart 21", sagt ein deutscher Doktorand, der gerade für eine Exkursion in Istanbul angekommen ist: Die Proteste lassen ihn und seine Freunde eher an den Tahrir-Platz in Kairo denken. Auch damals standen die Bürger gegen einen autoritären Machthaber, den ägyptischen Diktator Mubarak, auf. Linke Politiker und andere Oppositionelle hoffen bereits auf einen "türkischen Frühling".
Das passiert, wenn man Artikel bis zum Ende liest:

Taksim ist nicht Tahrir, die Situation in der Türkei ist eine fundamental andere als 2011 in Ägypten. Erdogan wurde gerade erst mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigt. Viele Türken verehren ihn dafür, dass er das Land erneuert, die Wirtschaft gestärkt hat. Er hat die Macht des Militärs beschnitten und den Konflikt mit den Kurden entschärft. Selbst Kritiker halten ihn für den einflussreichsten Regierungschef seit Staatsgründer Atatürk.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Blasphemist »

palulu » Sa 1. Jun 2013, 21:11 hat geschrieben:
Das passiert, wenn man Artikel bis zum Ende liest:

Taksim ist nicht Tahrir, die Situation in der Türkei ist eine fundamental andere als 2011 in Ägypten. Erdogan wurde gerade erst mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigt. Viele Türken verehren ihn dafür, dass er das Land erneuert, die Wirtschaft gestärkt hat. Er hat die Macht des Militärs beschnitten und den Konflikt mit den Kurden entschärft. Selbst Kritiker halten ihn für den einflussreichsten Regierungschef seit Staatsgründer Atatürk.
Was passiert wenn man Artikel bis zum Ende liest?
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Cat with a whip »

Blasphemist » Sa 1. Jun 2013, 21:14 hat geschrieben: Was passiert wenn man Artikel bis zum Ende liest?
Bei Leuten ohne Hirn natürlich nix.
"Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen." Joseph Weizenbaum
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Blasphemist »

Cat with a whip » Sa 1. Jun 2013, 21:44 hat geschrieben: Bei Leuten ohne Hirn natürlich nix.
Du bist witzig, Katze mit Peitsche. Schlägst du dich gerne selbst oder lieber andere.
Dein Katzenhirn ist wohl einem Tierversuch geopfert worden :D
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Cat with a whip »

Blasphemist » Sa 1. Jun 2013, 21:51 hat geschrieben: Du bist witzig, Katze mit Peitsche. Schlägst du dich gerne selbst oder lieber andere.
Dein Katzenhirn ist wohl einem Tierversuch geopfert worden :D
Ägypten war eine Militärdikatur mit einem Scheinparlament und einer Farce von Opposition zur eigentlichen Staatspartei NDP.
Die Türkei ist eine Demokratie und Erdogan demokratisch legitimiert.

Jegliche Vergleiche hier mit den politischen Revolutionen im arabisch geprägten Nordafrika sind absurd.

Wenn Ihnen das zu hoch ist, dann kann man auch nichts machen. Dann ist das eben so.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Blasphemist »

Cat with a whip » Sa 1. Jun 2013, 22:00 hat geschrieben: Ägypten war eine Militärdikatur mit einem Scheinparlament und einer Farce von Opposition zur eigentlichen Staatspartei NDP.
Die Türkei ist eine Demokratie und Erdogan demokratisch legitimiert.

Jegliche Vergleiche hier mit den politischen Revolutionen im arabisch geprägten Nordafrika sind absurd.

Wenn Ihnen das zu hoch ist, dann kann man auch nichts machen. Dann ist das eben so.
Warum nicht gleich so, es geht doch ohne Beleidigung.
Ihnen ist aber auch bekannt, dass es z.B. mit Pressefreiheit in der Türkei nicht so toll ist, um nur ein Beispiel zu nennen.
Erdogan ist ein nationalistischer Politiker der von einer Großmacht Türkei träumt.
Aber schön, dass Sie ihm huldigen.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Tantris »

BruceLee » Sa 1. Jun 2013, 20:58 hat geschrieben:
Am Anfang gab es nur eine handvoll "Grüne" Protestler, die dagegen protestierten, dass für dieses Projekt eine handvoll Bäume gefällt werden sollte. Nachdem die Polizei extrem hart gegen sie durchgriff, geriet dies erst richtig ausser Kontrolle.

Beide Seiten wissen zu genau, wem (nicht nur) die Polzei ausnahmslos gehorcht. Erdogan ist zwar kein Diktator im Sinne von Assad, Gaddafi oder sonstwer, aber, dass er seine Macht in allen Belangen sehr gerne bis zum äussersten ausdehnt ist auch kein grosses Geheimnis.

Erdogan macht halt keinen Hehl daraus, dass er und seine Gesinnungsgenossen mit dem Laisuzmus und den Laizisten endgültig aufräumen möchte/n. Dafür ist man sogar bereit mit der PKK zu paktieren. Damit will ich nicht sagen, dass die Kemalisten die Unschuldslämmer schlechthin sind oder gewesen waren, aber Erdogan begeht genau die selben Fehler, die die Kemalisten damals verursacht haben, in dem sie Atatürks Namen dafür missbrauchten, halt nur im umgekehrten Sinn. Genauer gesagt gibt es in der Türkei kein Schwarz und Weiss Denken sondern entweder nur die Schwarz oder Weiss Betrachtung.

Wenn sich Erdogan nicht sehr bald von seiner diktatorisch angehauchten Schiene verabschiedet und versucht für alle
Bevölkerungsschichten da zu sein, ist die Eskalation der ohnehin schon ausgearteten Lage vorausgeplant.
Waren es nur eine handvoll "grüner" die anfangs protestierten?
Stadtbürger pflegen sich grundsätzlich zu wehren, wenn man ihnen einen weiteren, der wenigen grünanlangen wegnehmen will. Überall in der welt.
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von DarkLightbringer »

Officer Barbrady » Sa 1. Jun 2013, 20:48 hat geschrieben:
Bin überzeugt unsere Parkschützer hier bekommen schon ganz feuchte Augen, wenn sie das sehen...

Schließlich haben sie es wie im arabischen Frühling geschafft, den "autoritären Machthaber" Mappus zu stürzen...sowas verbindet. ;)
Ein Meisterstück der Demokratie. S21-Befürworter Mappus wurde aufgrund der Proteste gestürzt bzw. abgewählt, der S21-Gegner ließ dann das Volk abstimmen, das wiederum dafür war. Wird aber vielleicht doch nicht gebaut - wegen der Kosten. Und die Piraten erfanden gleich einen völlig neuen Stil - keine Position vor dem Referendum, danach ein entschiedenes Ja zur Volksmeinung. Hand aufs Herz - lohnt sich da noch ein Aufstand?

Erdogan soll Fehler im Hinblick auf überzogene Polizeigewalt eingeräumt haben. Die Versammlungsfreiheit ist natürlich zu achten, sofern man das Volk zu respektieren gewillt ist - dazu gehört auch immer die Opposition.
"Türkischer Frühling" dürfte allerdings überzeichnet sein, da es ja Wahlen gibt, die Regierung damit legitimiert ist und sich ein Vergleich zu Despotien verbietet. Jedenfalls so lange die Regierung das Volk respektiert.
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[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: Proteste in Istanbul

Beitrag von Platon »

Tantris » Sa 1. Jun 2013, 22:19 hat geschrieben:
Waren es nur eine handvoll "grüner" die anfangs protestierten?
Stadtbürger pflegen sich grundsätzlich zu wehren, wenn man ihnen einen weiteren, der wenigen grünanlangen wegnehmen will. Überall in der welt.
Wobei das ja gar nicht der Punkt ist. Die Proteste gehen ja längst weit über die Grünanlage hinaus. Letztlich sehen wir, dass die Opposition in der Türkei, durch den harten Polizeieinsatz, zum ersten Mal wirklich ein Thema gefunden hat wo man sich einig ist und inhaltlich die Oberhand hat.

Erdogan muss es halt jetzt vermeiden diese Angelegenheit zu seiner Schicksalsfrage zu machen. Und der Polizeieinsatz wurde ja bereits gestoppt, der aufgrund der Menschenmassen wohl ohnehin aussichtslos ist, und auf die Forderungen der Demonstranten wird eingegangen, für ein Einkaufszentrum wird man sicherlich nicht die eigene Herrschaft riskieren.

Ich denke die Frage ist nun ob aus diesen Protesten eine dauerhafte Massenbewegung wird, welche weitergehende Forderungen stellt und so eine Machtprobe provoziert oder ob die Sache nun weitgehend verebbt und am Ende nur wieder irgendwelche linksradikale mit Turbo-Kemalisten versuchen den Aufstand zu proben.

Langfristig könnte diese Sache aber die Götterdämmerung von AKP und Erdogan einleiten, wenn es darum geht die umfangreichen Machterhaltungsreformmaßnahmen (Türkei in ein präs. System umzuwandeln mit Erdogan als starken Mann an der Spitze) - weil die Opposition wird wohl durch die Massenproteste egal wie es die nächsten Tage weitergeht in jedem Fall neues Selbstbewusstsein und einen neuen Schub bekommen.
Zuletzt geändert von Platon am Sa 1. Jun 2013, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.
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