Da wir doch jetzt seit Tagen darüber diskutieren ob nun die rituelle Beschneidung von Jungen verboten werden soll oder ob Rechtssicherheit dadurch geschaffen wird dass sie sogar per Gesetz ausdrücklich erlaubt wird, auf was bezieht sich denn dann wohl der Hinweis auf die Kompromissbereitschaft?Mind-X » Fr 20. Jul 2012, 21:53 hat geschrieben: Meinen Sie wirklich? Gehört zwar nicht zum topic, aber meinen Sie das ganz grundsätzlich? Immer? Also auch bei Mord oder auch Holocaustleugnung oder Diebstahl? (die Beispiele sollen nichts mit dem topic zu tun haben, sondern dienen nur der Überzeichnung) Muss man da auch immer kompromissbereit sein?
Wie sieht es aus, bei Misshandlung? Oder weiblicher Genitalbeschneidung aus? Kompromisse?
Sorry. Für gewollte Körperverletzung ohne medizinische Indikation an Kleinstkindern muss man man keine Kompromisse eingehen. Ein Aufschub auf spätere zeit ist ohne Probleme möglich, da durch einen triftigen Grund, auch die religiöse Beschneidung ausgesetzt werden kann. Selbst im Talmud finden sich schon Ausnahmeregeln in bestimmten Situationen, wenn wir jetzt mal die jüdische Religion heranziehen.
Ich rede auch mit Betroffenen direkt. Ich habe auch bereits mit anderen Kommilitonen oder anderen Theologen das Gespräch gesucht und tausche mich aus.
Es ist also nicht nur ins Tastatur gehaue... Ich sehe auch ohne Probleme ein, dass in anderen Kulturkreisen und anderen hygienischen Bedingung (bspw. Philippinen oder Indonesien) Beschneidungen auch überlebenswichtig sein können. Hierzu kenne ich genug Missionare, die zwar kein Fan von Beschneidung sind, aber die örtlichen Gegebenheiten halt auch wahrnehmen.
Allerdings leben wir in Deutschland in eben nicht einem solchen Kulturkreis und auch die hygienischen Bedingungen sind andere. Es ist also nicht nötig ein Kleinkind beschneiden zu lassen, ohne seinen ausdrücklichen Willen.
Oder auch an Sie die Frage:
Wäre es nicht konsequent, wenn die Beschneidung von kleinen Jungen erlaubt wäre (aufgrund religiöser Riten), diese auch aus dem gleichen Grund auch bei Mädchen ein Anritzen im Genitalbereich zu erlauben?
Wieso sollte dann nur ein Kompromiss einseitig erfolgen? Diskriminiert das nicht eine andere Religion im Gegensatz zu denen, die am lautesten Schreien?
Falls die Formulierung Kompromissbereitschaft führt praktisch immer zu besseren Ergebnissen mißverständlich war, dies bezieht sich selbstverständlich nur auf Punkte bei denen ich Kompromissbereitschaft (wie bei diesem Thema) für angemessen halte, selbstverständlich nicht bei Mord oder Todschlag, dem Holocaust, Vergewaltigung etc. etc.
Dieses Thema betrifft Millionen gläubige Menschen, diesen Menschen jetzt zu suggerieren sie hätten mit ihren religiösen Gepflogenheiten seit Jahrzehnten gegen Grundrechte verstoßen, dann mit dem Zeigefinger kommen und zu sagen "Jetzt ist aber Schluß damit" ist etwas billig.
Erstaunlich und beschämend ist es allerdings, dass es hier erwachsene Menschen gibt die so tun als hätten sie von diesen "Verstümmelungen" erst durch das Urteil des LG Köln und die daraus folgende öffentliche Diskussion erfahren und sich jetzt über diese "Grausamkeiten", ja sogar über das Häuten von Babys entrüsten.
Wenn Sie bereits mit Betroffenen gesprochen haben dann zeigen Sie doch dass ihr Interesse an diesem Thema weit größer ist als bei den meisten die sich in diversen Foren oder Blogs dazu äußern.
Zum Thema Beschneidung von Mädchen werde ich mich nicht mehr äussern, es ist nicht vergleichbar, dies wurde hier auch schon x-fach dargelegt, und den Muslimen und Juden die das Urteil des LG Köln kritisieren geht es ausschließlich um die rituelle Beschneidung von Jungen und nicht um die Genitalverstümmelung bei Mädchen.