Daylight hat geschrieben:
Ganz abgesehen von dem betroffenen Großraum Fukushima greift die radioaktive Strahlung bis auf die 30-Millionen-Metropole Tokio über.
Die Quantität, sowie die Verteilung ist hier wichtig.
Wie den oben von mir verlinkten Grafiken zu entnehmen, ist die durchschnittliche Strahlenbelastung außerhalb der Evakuierungszonen sehr gering.
Ebenfalls weiter oben, schrieb ich über die vermehrt gemessenen Hotspots, welche zwar die Dekontamination nahe legen, aber in absoluten Zahlen immernoch unter dem klar gesundheitsgefährdenden Bereich liegen. Wir reden hier von 0,5 bis einige mikroSv/h. Der entscheidende Punkt ist aber, dass es sich eben um "Spots" handelt also sehr kleine Bereiche (z.B. am Ende von Regenrinnen, wo sich Material ansammelt). Wie im von dir verlinkten Artikel richtig erwähnt, verbringt wohl kein Japaner das ganze Jahr am unteren Ende einer Regenrinne, was letztendlich bedeutet, dass die totale Belastung der Bevölkerung durch diese Hot Spots in den meisten Fällen vernachlässigbar ist. Trotzdem ist es aus Gründen der Vorsicht angemessen Hotspots zu beseitigen. Verständlicherweise erzeugen diese einen erhöhten psychologischen Stress in der Bevölkerung welcher letztendlich zu mehr Opfern führen könnte als die Vertrahlung selbst.
Zu diesem Zeitpunkt von einem drohenden "Dahinsiechen" zu sprechen ist höchst unangemessen. Die Strahlung außerhalb der Evakuierungszone ist VIEL zu gering um kurzfristig gesundheitsgefährdent zu sein. Entsprechend wurde in keiner der Untersuchungen strahlenbedingte Krankheitsanzeichen in der Bevölkerung festgestellt. Die langfristigen Folgen sind zur Zeit schwerer abzuschätzen, da es sich eben um einen einmaligen Vorfall handelt. Tschernobyl eignet sich, wie gesagt, nicht zum Vergleich, da
1. in Tschernobyl deutlich mehr Material ausgetreten ist (vor allem auch die nicht flüchtigen Spaltprodukte)
2. dieses sich aufgrund des Brandes weiter verteilt hat
3. die Bevölkerung dort zu spät gewarnt wurde (in Japan wurde evakuiert und Iodtabletten verteilt BEVOR es zur Belastung kam)
4. in Tschernobyl die Dekontamination langsamer vonstatten ging
5. (am wichtigsten) in Japan alle potentiellen Gefährdungsquellen transparent erfasst werden (mit Grenzwerten die z.T. noch strenger sind als in Deutschland).
Es besteht also durchaus berechtigte Hoffnung, dass es in Japan keine statistisch signifikant erhöhte Mortalitätsrate aufgrund der Folgen von Fukushima geben wird. Falls doch, wird die Zahl mit hoher Wahrscheinlichkeit durch die restlichen Toten des Tsunamis deutlich relativiert. Ohne den Tsunami wäre es nicht zum unfall gekommen. Man kann die eventuellen Toten also auch direkt diesem zurechnen und verändert die Gesamtzahl der Opfer dadurch wenig. (Natürlich ist jedes Opfer eines zu viel, aber offenbar wäre es diesbezüglich klüger ganz Japan durch einen anti-Tsunami-Schutzwall zu umgeben, anstatt aus der Atomenergie auszusteigen.)
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