Der "Deal" ist eine Absichtserklärung, und natürlich eine große Medienschau für beide Seiten. In dem Sinn war er ein großer Erfolg.
1. The United States and the DPRK commit to establish new U.S.-DPRK relations in accordance with the desire of the peoples of the two countries for peace and prosperity.
Bin ich dafür, es ist immer besser miteinander zu reden, als zu schießen.
2. The United States and the DPRK will join their efforts to build a lasting and stable peace regime on the Korean Peninsula.
Das wiederum ist ein interessanter Satz, hier ist von der koreanischen Halbinsel die Rede, nicht ausschließlich von Nordkorea. Ein Friedensregime, was ist damit gemeint? Bislang, sind uns beide Parteien hier eine Erklärung schuldig geblieben.
3. Reaffirming the April 27, 2018 Panmunjom Declaration, the DPRK commits to work towards complete denuclearization of the Korean Peninsula.
"To work towards", auf etwas hinarbeiten. Ja sehr konkret. Das bedeutet nicht, das sich hier die DPRK verpflichtet, auch die komplette Denuklearisierung zu erreichen.
4. The United States and the DPRK commit to recovering POW/MIA remains, including the immediate repatriation of those already identified.
Der Satz ist so ziemlich das einzige konkrete an der Erklärung, und immerhin ein Fortschritt.
Ich halte dieses Treffen nicht für einen Fehler, auch wenn es besser gewesen wäre Moon Jae-in miteinzuladen. Das hätte den Gewinn an Gesicht von Kim Jong-un zumindest limitiert. Und hätte vermieden, das sich Südkorea noch stärker von Trump zurückgesetzt fühlt.
Die wüsten Drohgebärden Trumps im Vorfeld, sind jetzt auch egal. Auf den Gebiet des zivilisierten Auftretens, an Glaub- und Vertrauenswürdigkeit hat er in Asien ohnehin jedes Ansehen verloren. Das er dann auch noch laut seinen eigenen Erfolg betont und sich selbst lobt, wundert auch keinen mehr. Das Selbstlob und der laut geäußerte Vertrauensvorschuss an Kim Jong-un, waren keine so gute Idee. Was macht er, wenn man in Nordkorea auf Zeit spielt, und ihn warten lässt? Die Kongresswahlen sind schon im November.
Nach Punkten ist Kim Jong-un der klare Sieger des Treffens, er hat nichts konkretes Versprochen, aber jede Menge Ansehen und weiteren diplomatischen Spielraum gewonnen. In China und Südkorea kann man sich bereits eine vorzeitige Lockerung der Sanktionen vorstellen. Und selbst Shinzo Abe erwägt jetzt eigene Gespräche mit Nordkorea. Für Nordkorea kann dieses Treffen der Grundstein werden, seine Beziehungen zu seinen Nachbarn ein Stück zu normalisieren. Das kann allen in der Region nur nützen.
Ach ja, wer war da noch? Oh, Trump. Dem traut man nicht, kann man auch verstehen. Geht mir genauso. Warten wir ab, wo die nordkoreanischen Nukes in 20 Jahren sind.