H2O hat geschrieben:(22 Jul 2018, 20:39)
Tja, das Europa, das ich meine, ist eine Vision, der wir schon sehr nahe gekommen waren, und die sich nun leider zerlegt. Mich macht diese Tatenlosigkeit und die Politik der gegenseitigen Behinderungen und Übervorteilungen rasend. Italien und Griechenland und Spanien sind zu Recht ärgerlich auf den Rest Europas. Ihre Randlage am Mittelmeer macht sie zum ersten Ziel der Wanderungsbewegung über das Mittelmeer. Die EU ist zu solidarischer Abhilfe nicht bereit, und Deutschland wird in seinem Bemühen obendrein lächerlich gemacht.
Es mag schon sein, dass sich die Welt verändert, insbesondere die Sicherheitslage. Das tat sie ja schon öfters. Man denke nur mal an die Zeit, als das freie Europa lediglich von England, den Freifranzosen und ein paar Griechen repräsentiert worden ist. Immerhin gelang es dann den Briten, die amerikanischen Freunde zum Engagement zu ermuntern.
Allerdings meine ich, daß das Flüchtlingsdrama in seinen Folgen zwar Europa trifft, daß aber das Gesamtthema ein Weltthema ist, mit dem sich die UNO tätig und vor allem lösungsorientiert zu befassen hätte. Unsere europäischen Bemühungen können doch nur die Erscheinungsformen dämpfen, aber an den Ursachen nichts ändern.
Leider ist eben auch die UNO eine Vision, die sich gelegentlich schon einmal erfüllt hat, aber im Großen und Ganzen doch mißbraucht und ausgenutzt wird. Aber immer noch besser als gar nichts von dieser Art!
Das kommt auf die Betrachtungsweise an. Manche sehen die Lösung gerade in der Randlage, andere im Hinterland und wieder andere im Mare Nostrum und im Hinterland der afrikanischen Randlage.
Finde es schon interessant, wenn der libysche Premierminister einen "globalen Plan" vorschlägt und meint, die Lösung sei in den Ursprungsländern zu suchen, Libyen sei auch nur ein Transitland, und es brauche eine "gemeinsame Vision mit der EU".
UNO klingt stark, ist aber eher schwach. Sie liefert ja keine Weltarmee oder Weltpolizei von sich aus, sondern ist auf Zusammenarbeit angewiesen, schlecht ausgerüstet und vom Mandat her sehr begrenzt. UN-Truppen können typischerweise einen bereits vereinbarten Waffenstillstand beobachten, viel mehr aber nicht.
Deswegen wäre ja mein Vorschlag eben, Goodwilling-Staaten sollten sich ins Vernehmen setzen, strategisch denken und die Optionen entsprechend der klaren Ziele abwägen. Weniger formell gedacht, mehr inhaltlich.
Aber klar ist auch - lediglich die Gestaltung von Unterkünften in Randlagen oder Hinterländern zu wollen, ist keine allumfassende Lösung, sondern eher ein Provisorium ohne Strategie.