Das dieses Bild nicht mehr stimmt, ist bei Reden der AFD im Bundestag sichtbar. Ich nenne nur mal einige Namen: Curio, Bystron, Weidel, Meuthen und Lucassen - alles gebildete Leute mit Sachverstand statt Ideologie an erster Stelle.schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Mar 2018, 11:38)
Mindestens drei jüngere Ereignisse inspirierten mich zur Eröffnung eines Threads zum formulierten Thema.
Natürlich zunächst mal die Ernennung des FPÖ-Politikers Heinz-Christian Strache zum österreichischen Vizekanzler im Dezember 2017. Strache (Jahrgang 1969) ist zwar nicht mehr ganz so jung, aber mit seinem ostentativen Bekenntnis zu schlagenden Verbindungen, Burschenschaften etc. gehört er ziemlich genau in dieses rechts-akademische Profil.
Dann: Schweden. Der ehemalige Chef der rechtsnationalen Schwedendemokraten, Kasselstrand, hat mit der AfS, der "Alternative für Schweden" eine neue, offen rassistische Partei gegründet, die sich auf den "nordischen Menschen" als Idol zurückbesinnen will. Es werden ihr bei den Wahlen im Herbst bis zu 2 Prozent Wählerstimmen (neben den ganz sicher mehr als 10 Prozent für die SD) zugetraut.
Und schließlich: Das verstörendste Beispiel: Niederlande. Thierry Baudet und seine Partei "Forum voor Democratie". In Umfragen liegt sie nur noch knapp hinter Wilders PVV. Baudet, ein rechtsextremer Akademiker-Snob, der Parlamentsreden auf Latein hält und statt politischer Statements auch mal ein Stück Klassik auf dem Klavier vorträgt, träumt von einem Europa, das wieder von "der weißen Rasse" geprägt ist.
Schon lange in diese Richtung läuft die ungarische rechtsextreme Partei "Jobbik". Ihre Gründung verlief im und fast die gesamte Parteiführung kommt aus dem studentisch-akademischen Millieu. Allesamt sind es studierte und zum Teil promovierte Leute.
In Frankreich findet im rechten Lager nach dem Sieg von Macron eine Polarisierung statt. Marine Le Pen will sich komplett von ihrem Vater trennen, den Front National umbenennen und rein äußerlich entschärfen und "verbürgerlichen". Ihre abgetauchte Nichte Marion Maréchal Le Pen hat sich dagegen wiedergemeldet und bildet das junge Gesicht der ca. 83 Prozent FN-ler, die sich Marion in der Führung wünschen.
Die wichtigste Frage für mich: Findet hier eine Spaltung und damit Schwächung der europäischen Rechten statt? In ein sozusagen bürgerlich-akzeptables lager einerseits und in ein offen rechtsextremes Lager andererseits? Oder vielleicht nicht sogar eher eine Art Verdopplung. Indem zu solchen gemäßigt rechten und schon länger erfolgreichen Parteien wie FPÖ oder den skandinavischen Rechten nun sozusagen additiv eben noch extreme Rechte hinzukommen.
Und dann: Wie muss sich die Strategie der Entgegnung ändern. In den Köpfen vieler Linker - glaube ich zumindest - sind Rechtsextreme typischerweise angetrunkene Nazigröhler und nicht akademisch gebildete Personen. Dieses einseitige Bild wird sich nicht halten lassen.
Im Staatsfunk wird das natürlich nicht verbreitet.
SPD, Grüne und Linksparteien dagegen reden nur "mit Herz und ohne Sachverstand". Dafür haben sie ein Preis im Pöbeln verdient.
Traurig, das sich der wissbegierige Bürger nur über die sozialen Medien informieren kann.