schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Dec 2017, 07:51)
Richtig. Fünf Prozent sind zwar nicht existenziell bedrohlich aber wahrlich auch kein Pappenstiel. Aber es hat sich mit der "verlängerten Werkbank". Die ganzen 90er Jahre waren bei politischen Diskussionen geprägt von dieser Vorstellung von Billigproduzenten like China. Die auf diesem Niveau stehen bleiben oder sogar scheitern werden. Wir haben (mindestens) zwei Erzählungen, die zu korrigieren sind: Einmal die, dass die als "Kommunismus" ausgegebene Ideologie Chinas als "Billigproduktion" ökonomisch scheitern wird. Wird sie nicht. Im Gegenteil. Und zum anderen, dass der rechtskonservative Nationalismus in Osteuropa ökonomisch scheitern wird. Wird er auch nicht. Aus der "verlängerten Werkbank" sind inzwischen Entwicklungs- und Forschungszentren plus Produktion geworden. Politisch bedeutet das: Wenn wir - was ich von ganzem Herzen befürworte - gegen einen als Kommunismus getarnten radikalen Geldkapitalismus oder gegen einen neokonservativen Rechtsnationalismus vorgehen wollen, dann müssen wir uns in erster Linie gegen die großen internationalen Unternehmen wenden. Die mit Staaten beiderlei Richtungen hervorragend kooperieren. Ich weiß nur nicht, wie das gehen soll. Ein Unternehmen wie Apple wird für Kult gehalten und installiert auswärtig unerträgliche Arbeitsbedingungen. Noch extremer: In die deutschen Ikea-Filialen strömen zig Familien, die dieses Unternehmen für irgendwie alternativ und gutmenschlich halten und wo die Kinder in abgeteilten Räumen rohen Brokkoli knabbern. Dabei handelt es sich um einen der überhaupt schlimmsten Konzerne weltweit überhaupt. Der DDR-Zwangsarbeiter für sich arbeiten ließ. Und kaum etwas hat sich an der realen Unternehmenspolitik gegenüber dem dargestellten Unternehmensbild geändert.
Ja, diese wirtschaftliche Entwicklung Polens habe ich im Strang "Will Polen die Entwicklung der EU
behindern?" geschildert. War in Rzeczpospolita als Beitrag aus dem Collegium Civitas zu lesen. Manchmal überfällt mich der Gedanke, daß Polens Politiker den raschen Aufstieg der Wirtschaft ihres Landes nicht vertragen... so in Richtung Größenwahn wie Międzymorze oder gleich Trójmorze.
Ja, wir sind in gleicher Weise ratlos, wie man international aufgestellt Betriebe und Demokratie zusammenbringen kann. Wie diese Raubtiere, und IKEA gehört offenbar so dazu wie H&M, zu fairen Wettbewerbern gezähmt werden können, oder wie endlich geplanter und gemeinschaftlich verübter Betrug großen Stils auf geradem Weg in den Knast führt.
Ich meine, daß die EU sich auf ihre demokratischen Werte besinnen muß, mehr Bürgerbeteiligung braucht, um mit dem nötigen Druck diesen Zuständen ein Ende zu bereiten. Wenn die EU heute nicht bereit und gewillt ist, den seit Jahren schwelenden Brand zu mehr Populismus entgegen zu treten, dann geht die Gemeinschaft schleichend in ein Allerweltsbündnis über, wo bei genügend Macht "alles geht". Wir müssen ganz schnell zum Kerneuropa der Gutwilligen gelangen, in dem das europäische Projekt weiterhin Schritt für Schritt umgesetzt wird. Die populistischen Ränder sollten aus dessen Bindekräften keine Vorteile mehr ziehen können.
Nachtrag:
- Auch wenn das ein wenig wegführt vom Thema: Klar, die Staaten haben die nominelle Souverinität über ihre Territorien und die dort herrschenden Gestze. Aber die grundsätzllche Aufteilung der Welt. Die grundsätzlichen Entscheidungen über den Fortgang der Geschichte. Werden die nicht eher in Unternehmenszentralen als in Parlamenten und gewählten Regierungen gefällt?
Ist die Wahrheit nicht noch wesentlich gruseliger? Ich sehe einen mafia-ähnlichen Filz von Politik und Unternehmen entstehen, der in einer ganz eigenen Welt wuchert und die Staaten und ihre Bürger als ihre rechtmäßige Beute betrachtet.