Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Moderator: Moderatoren Forum 3

Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(05 Feb 2017, 19:11)

Die NATO,die E.U alles Eckpfeiler der westlichen
Welt.Ich bin diesen Institutionen zutiefst dankbar für das was sie möglich machten.
Im Frieden und relativer Sicherheit aufwachsen
zu können, kleinen Wohlstand erreichen zu können.Und trotzdem so manches kritisieren zu dürfen.So mancher mag glauben das wir auf Militärischen Schutz oder Wirtschaftlichen anständige Voraussetzungen nicht mehr so
angewiesen sind wie vor 60 Jahren. Aber
die Welt ist nicht friedlicher geworden, unser Wohlstand wird auch kritisch gesehen!!
Wenn wir diese Eckpfeiler NATO und E.U als zu selbstverständlich sehen besteht die Gefahr sie zu verlieren.Am Ende werden wir auch bereit sein müssen diese mit Worten und Taten zu verteidigen oder zu bewahren!!
Die genannten Gefahren sind leider nicht zu übersehen. Dennoch sollten wir uns nicht irre machen lassen, sowohl die EU als auch die NATO nach Kräften zu unterstützen, bis diese Hingabe nicht mehr sinnvoll ist. Unser Land muß sich ohnehin stärker mit seiner Verteidigung befassen, als wir uns das angewöhnt haben, ob nun EU und/oder NATO oder plötzlich nichts dergleichen. Damit sollte unsere Haut gesichert sein.

Erst wenn da sämtliche Hoffnungen geschwunden sind... ja dann muß unser Land Lösungen für die längere Zukunft suchen. Aber bis dahin sollte unser Land das Getreueste der Getreuen bleiben. Wir laufen nämlich Gefahr über Zukunftsprojekte nach dem Scheitern zu spekulieren, und allein dadurch kann die gegenwärtige Gemeinschaft gestört werden und Mißtrauen wachsen.
Ger9374

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Ger9374 »

Habe heute im Focus mehrere Gastbeiträge von
Luke gelesen dem Ex Afd Vorsitzenden. Zur E.U
Griechenland, Türkei, Flüchtlinge. Die haben ihm
da eine ganz schöne Plattform gegeben.Doof ist er wohl wirklich nicht aber hat halt seine Sicht.
Ist wohl Focus Online Experte
Ger9374

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Ger9374 »

Habe heute was über Target und das im Zusammenhang mit Deutschland und seinen
€uropartner gelesen. Zuerst verwirrt, dann interessiert geworden.Da schweben ja ganz schön
Summen umher. Wie ungedeckte Schecks im
Hunderte Milliarden Bereich.So gesehen als Otto
Normal Verbraucher behaupte ich Deutschland
kann sich ein Scheitern des €uroraumes kaum
leisten. Aber so kann es nicht auf Dauer weiterlaufen.Das als Verfechter des €uroraums
ist sehr irritierend.Kann ein Wirtschaftler ohne
Rote Brille das vielleicht besser erklären, oder ist
die Situation wirklich so verfahren!!
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Tja, vielleicht doch Atomwaffen? Die Polen überraschen mich zuletzt immer wieder. Zuerst Tusk, der Trump und Putin Paroli bieten will und jetzt Kaczynski.
Polen

Kaczynski wünscht sich Europa als atomare "Supermacht"

Wie soll sich die EU zwischen USA und Russland behaupten? Jaroslaw Kaczynski, der Chef von Polens Regierungspartei, hat eine Idee: europäische Atomwaffen.

Europa steht unter Druck: Im Inneren arbeiten Rechts- und Linkspopulisten am Zerfall der EU, im Osten geht Kreml-Chef Wladimir Putin regelmäßig auf Konfrontationskurs zu Brüssel. Und im Westen? Seit Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten gilt nicht einmal mehr die Zukunft der Nato als in Stein gemeißelt.

Was tun? Geht es nach Polens Ex-Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski, muss die Europäische Union aufrüsten - und zwar gewaltig. Er würde die Idee einer atomaren "Supermacht" Europa begrüßen, sagte der Vorsitzende der Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Allerdings müsste man dafür "zu gewaltigen Ausgaben bereit sein", und das sehe er nicht, so Kaczynski. "Eine eigene Atommacht müsste mit Russland mithalten können."

Am Dienstag reist Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Gesprächen nach Warschau, wo sie auch auf Kaczynski trifft. Dieser hat zwar kein Staatsamt inne, gilt aber als politischer Strippenzieher im Land. Während Merkels Besuch in Polen soll es auch um die Zukunft der EU gehen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/p ... 33429.html
Wer bleibt als ernstzunehmende Macht in Europa übrig? GB ist weg. Frankreich und Deutschland. Wenn Paris Le Pen bedeuten sollte, ist das auch erledigt. Bleibt wer?
Bleibt in der westlichen Welt noch einer. Genauer gesagt: eine.

Ein Lieblingsfeind nach dem anderen fällt aus

Chefpropagandist Kisseljow jedenfalls ist neuerdings besonders schlecht auf die Bundeskanzlerin zu sprechen. Donald Trump werde ihr "den deutschen Hochmut austreiben", frohlockte er, und vergangenen Sonntagabend widmete er ihr einen ausführlichen Beitrag voll ausgesuchter Fiesheiten. Seit Trumps Amtsantritt sehe die Bundeskanzlerin plötzlich sehr alt aus, das meine er natürlich nur politisch, haha, aus der Mode sozusagen.

"Wenn man sich ihre Politik näher anschaut, dann kann man leicht die alte deutsche These vom fehlenden Lebensraum erkennen." Um ihn zu erweitern, habe Merkels Deutschland die Ukraine "buchstäblich verschlucken wollen". Mit Hitler ist die Bundeskanzlerin im russischen Staatsfernsehen bisher selten verglichen worden, und auch von "Lebensraum" war in Bezug auf deutsche Politik selten die Rede.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/d ... 33123.html
Egal, wie man es dreht und wendet. Die Komfortzone, die Checkbuchdiplomatie ist vorbei. Europa muß erwachsen werden. In der Außenpolitik. Auch, wenn Trump spätestens nach 8 Jahren gehen muß (falls er Ermächtigungsgesetze nicht durchdrücken konnte oder einen dynastischen Führungswechsel), stehen die Zeichen der Zeit. Trump wird Entwicklungen freisetzen, die schon absehbar waren und noch viel stärker beschleunigen. Auch, wenn er wieder weg ist, wird es nicht "so weitergehen können". GB wird auch nicht wiederkommen. Wenn Brüssel Pech hat, werden eher noch mehr gehen.

Ob die Transatlantik-Partnerschaft so, wie in den letzten Jahrzehnten weiterlaufen wird? Ich bezweifle das ernsthaft. Die EU muß ein neues Gravitationszentrum werden. Falls es gelingt ein "Kerneuropa" instabil zu machen, wenn Frankreich oder die Niederlande abspringen, wird Europa die Spielwiese diverser Mächte und Machtblöcke werden können. Oder hilfloser Entwicklungen gegenüber.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(06 Feb 2017, 13:47)

Habe heute was über Target und das im Zusammenhang mit Deutschland und seinen
€uropartner gelesen. Zuerst verwirrt, dann interessiert geworden.Da schweben ja ganz schön
Summen umher. Wie ungedeckte Schecks im
Hunderte Milliarden Bereich.So gesehen als Otto
Normal Verbraucher behaupte ich Deutschland
kann sich ein Scheitern des €uroraumes kaum
leisten. Aber so kann es nicht auf Dauer weiterlaufen.Das als Verfechter des €uroraums
ist sehr irritierend.Kann ein Wirtschaftler ohne
Rote Brille das vielleicht besser erklären, oder ist
die Situation wirklich so verfahren!!
Ich möchte Sie in Ihrem Wunsch bestärken. Wir Wähler (am 24. September 2017 werden wir doch befragt!) sollen ein Parlament wählen, das uns eine klare Antwort auf den Stand unseres Währungssystems und unserer deutschen Verpflichtungen schuldig bleibt. Sie sind zu Recht zutiefst beunruhigt über andeutungsweise vorhandene Verbindlichkeiten unseres Gemeinwesens, die irgendwann dem deutschen Steuerzahler vorgelegt werden. Von wem denn, bitteschön, wieviel denn, und wie soll das dann ablaufen? Ich finde, daß wir Wähler wissen sollten, welche Politik wir in dieser Sache ermöglichen oder verhindern sollen. Nur den lächelnden Gesichtern vertrauen, das ist wohl doch keine Entscheidungsgrundlage!

Ich wünsche mir... in Übereinstimmung mit dem Thema des Strangs... einen Überblick über die politischen Vorteile und Nachteile, die uns Deutschen und uns EU-Bürgern durch die undurchsichtigen Umschichtungen zur Staatsfinanzierung in etlichen Partnerstaaten der EU aufgeladen werden. Unsere europäischen Partner dürften sich ähnliche Aufklärung wünschen! Aber hier sind für uns jetzt erst einmal die Bewerber um die politische Gestaltung unseres Landes dran... Herr Schulz, Herr Schäuble, lassen Sie die komplizierte Wahrheit heraus!
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(06 Feb 2017, 20:35)

Tja, vielleicht doch Atomwaffen? Die Polen überraschen mich zuletzt immer wieder. Zuerst Tusk, der Trump und Putin Paroli bieten will und jetzt Kaczynski.



Wer bleibt als ernstzunehmende Macht in Europa übrig? GB ist weg. Frankreich und Deutschland. Wenn Paris Le Pen bedeuten sollte, ist das auch erledigt. Bleibt wer?



Egal, wie man es dreht und wendet. Die Komfortzone, die Checkbuchdiplomatie ist vorbei. Europa muß erwachsen werden. In der Außenpolitik. Auch, wenn Trump spätestens nach 8 Jahren gehen muß (falls er Ermächtigungsgesetze nicht durchdrücken konnte oder einen dynastischen Führungswechsel), stehen die Zeichen der Zeit. Trump wird Entwicklungen freisetzen, die schon absehbar waren und noch viel stärker beschleunigen. Auch, wenn er wieder weg ist, wird es nicht "so weitergehen können". GB wird auch nicht wiederkommen. Wenn Brüssel Pech hat, werden eher noch mehr gehen.

Ob die Transatlantik-Partnerschaft so, wie in den letzten Jahrzehnten weiterlaufen wird? Ich bezweifle das ernsthaft. Die EU muß ein neues Gravitationszentrum werden. Falls es gelingt ein "Kerneuropa" instabil zu machen, wenn Frankreich oder die Niederlande abspringen, wird Europa die Spielwiese diverser Mächte und Machtblöcke werden können. Oder hilfloser Entwicklungen gegenüber.

Nein, diese Leute drehen an Rädern, die andere für sie in Schwung bringen müßten. Mein Vorschlag: Deutschland bringt jetzt erst einmal seine Verteidigungsfähigkeit auf den Stand, den Deutschland seit Jahren schon erreicht haben sollte. Dann können wir in geduldiges Abwarten verfallen, welche Wege unsere Partner in der EU denn gehen wollen. Dabei selbstverständlich immer klar machen, daß wir Deutschen in der EU und in der NATO die Gemeinsamkeit suchen und eine vertiefte Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn, natürlich auf Gegenseitigkeit. Uns Deutschen tut in dieser Zeit bestimmt niemand etwas.

Wir wären als Mittelmacht ja wahnsinnig, uns auf solche Hirngespinste à la Kaczyński ein zu lassen, die uns unmittelbar einer tödlichen Bedrohung aussetzen würden!
Ger9374

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Ger9374 »

H2O hat geschrieben:(06 Feb 2017, 22:30)

Nein, diese Leute drehen an Rädern, die andere für sie in Schwung bringen müßten. Mein Vorschlag: Deutschland bringt jetzt erst einmal seine Verteidigungsfähigkeit auf den Stand, den Deutschland seit Jahren schon erreicht haben sollte. Dann können wir in geduldiges Abwarten verfallen, welche Wege unsere Partner in der EU denn gehen wollen. Dabei selbstverständlich immer klar machen, daß wir Deutschen in der EU und in der NATO die Gemeinsamkeit suchen und eine vertiefte Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn, natürlich auf Gegenseitigkeit. Uns Deutschen tut in dieser Zeit bestimmt niemand etwas.

Wir wären als Mittelmacht ja wahnsinnig, uns auf solche Hirngespinste à la Kaczyński ein zu lassen, die uns unmittelbar einer tödlichen Bedrohung aussetzen würden!

Die Brüder Kaczynski waren nie Deutschlands
Freunde, sie und ihre Partei Stufe ich nicht als
Europäer der Überzeugung sondern des Nutzens
ein.Der verbliebene Bruder ist etwas leiser geworden trotzdem im Auge zu behalten .
Atomwaffen und Sicherheitsrelevante Veränderungen in der E.U sind im Moment
einfach nur von den Gründerstaaten ernsthaft
und ohne üblen Nachgeschmack denkbar.
Vergessen wir nicht was da in polen von dem
Streit mit den Posten beim höchsten Gericht Polens, bis medienkontrolle, einer Aufstellung einer Art Miliz ect. Alles ablief.Echte Demokratie
wird anders gelebt.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(06 Feb 2017, 23:25)

Die Brüder Kaczynski waren nie Deutschlands
Freunde, sie und ihre Partei Stufe ich nicht als
Europäer der Überzeugung sondern des Nutzens
ein.Der verbliebene Bruder ist etwas leiser geworden trotzdem im Auge zu behalten .
Atomwaffen und Sicherheitsrelevante Veränderungen in der E.U sind im Moment
einfach nur von den Gründerstaaten ernsthaft
und ohne üblen Nachgeschmack denkbar.
Vergessen wir nicht was da in polen von dem
Streit mit den Posten beim höchsten Gericht Polens, bis medienkontrolle, einer Aufstellung einer Art Miliz ect. Alles ablief.Echte Demokratie
wird anders gelebt.
Hilft nichts, sich einen Watschenmann zu suchen; hier also den polnischen Kaczor. Halten wir Polen gegenüber freundlichen Abstand und machen wir Deutschen unser Ding nach unseren Vorstellungen innerhalb der NATO. Nuklearwaffen bringen unserem Lande keine Sicherheit; uns Deutschen tut niemand etwas, wenn wir unsere ganz gewöhnliche Verteidigung auf einen zeitgemäßen Stand bringen. Das wird allerdings wirklich Zeit; genug gepennt!
Wähler
Beiträge: 8556
Registriert: Di 25. Dez 2012, 13:04
user title: Bürgerjournalismus
Wohnort: Bayern

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Wähler »

Ger9374 hat geschrieben:(06 Feb 2017, 13:47)
Habe heute was über Target und das im Zusammenhang mit Deutschland und seinen
€uropartner gelesen. Zuerst verwirrt, dann interessiert geworden.Da schweben ja ganz schön
Summen umher. Wie ungedeckte Schecks im
Hunderte Milliarden Bereich.So gesehen als Otto
Normal Verbraucher behaupte ich Deutschland
kann sich ein Scheitern des €uroraumes kaum
leisten. Aber so kann es nicht auf Dauer weiterlaufen.Das als Verfechter des €uroraums
ist sehr irritierend.Kann ein Wirtschaftler ohne
Rote Brille das vielleicht besser erklären, oder ist
die Situation wirklich so verfahren!!
https://www.nzz.ch/finanzen/mario-dragh ... -ld.142461
NZZ 29. Januar 2017 Teurer Abschied vom Euro
Während Frankreich mit einem negativen Saldo von rund 30 Mrd. € (Ende November 2016) relativ überschaubare Verpflichtungen hat, steht Italien mit einem Minus von 363 Mrd. € deutlich tiefer in der Kreide. Auch Spanien hat einen sehr hohen absoluten Saldo (minus 330 Mrd. €).
Bei diesen Salden handelt es sich um Zentralbankgeld. Target 2 spiegelt wider, wie die sogenannte Geldmenge 0 der EZB über die Banken der Euro-Zone verteilt ist. Wichtiger ist aber der ESM, weil er für den Ausfall von ESM-Staatsanleihen der einzelnen Euro-Länder bürgt. Scheidet ein Land, zum Beispiel Frankreich, aus, müssen die anderen Länder den Bürgschaftsanteil des ausgeschiedenen Landes übernehmen, vor allem auch gegenüber den Gläubigern außerhalb des Euro. Dabei handelt es sich um Geldwerte aus dem Giralgeldkreislauf zwischen Banken und Nichtbanken. Während Zentralbanken bei genügend Devisenreserven auch mit negativem Eigenkapital operieren können, könnte es bei den ESM-Staatsanleihen womöglich zu einem Schuldenschnitt, zum Beispiel bei Griechenland, kommen. Deutschland muss theoreitsch in den ESM bis zu einer Höhe von 190 Milliarden Euro Eigenkapital nachschießen. Der ESM darf nicht mit negativem Eigenkapital operieren.
siehe auch:
https://www.godmode-trader.de/artikel/k ... en,4691836
siehe auch:
http://www.dw.com/de/esm-eine-tarnfirma ... a-37173290
Zuletzt geändert von Wähler am Mi 8. Feb 2017, 14:15, insgesamt 1-mal geändert.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 9831
Registriert: Di 4. Mär 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Europa2050 »

Ger9374 hat geschrieben:(06 Feb 2017, 23:25)

Die Brüder Kaczynski waren nie Deutschlands
Freunde, sie und ihre Partei Stufe ich nicht als
Europäer der Überzeugung sondern des Nutzens
ein.Der verbliebene Bruder ist etwas leiser geworden trotzdem im Auge zu behalten .
Atomwaffen und Sicherheitsrelevante Veränderungen in der E.U sind im Moment
einfach nur von den Gründerstaaten ernsthaft
und ohne üblen Nachgeschmack denkbar.
Vergessen wir nicht was da in polen von dem
Streit mit den Posten beim höchsten Gericht Polens, bis medienkontrolle, einer Aufstellung einer Art Miliz ect. Alles ablief.Echte Demokratie
wird anders gelebt.
Ich denke, du vermischt da zwei Dinge.

Innenpolitisch gebe ich dir völlig recht, da sind die Masnahmen der PiS untragbar. Da dies auch in der EU und Deutschland so gesehen wird, gibt es da auch Konfliktpotential.

Aussenpolitisch fährt Kaczynski aber den gleichen - durch Juliusz Mieroszewski geprägten Kurs, wie seine Vorgänger seit 1989:
- Partnerschaft mit Deutschland,
- Rückversicherung bei USA, aber nicht ausschließlich
- Stärkung der östlichen Nachbarn Ukraine, Litauen, Belarus - trotz belasteter Geschichte und unter Aufgabe revisionistischer Forderungen.
- Isolation Russlands

Dazu braucht er eine starke EU mit einer starken Führungsmacht Deutschland, er will nur nicht, dass sie ihm in die innen (und Flüchtlings-) Politik reinredet.

In wie weit wir uns darauf einlassen oder nicht ist Frage des Vertretens gemeinsamer Werte, aber ein Polexit ist auch in den Kreisen der PiS undenkbar, wie auch ein allgemeines nationslistisches Keilen gegen Deutschland.
Почему, Россия? (Warum, Russland?)
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Kann Polen eine mögliche Alternative oder Ergänzung der Achse Deutschland-Frankreich sein? Merkel checkt das bei ihrem Besuch im zweitgrößten Nachbarn Deutschlands.

Beim Wegfall Frankreichs durch einen Wahlsieg Le Pens wäre es eine Option. Ansonsten Ergänzung. Polen emanzipiert sich von den USA. Unter Trump realistisch. Er hat Augen für Putin und hält die NATO für eine lame duck. Polen braucht einen starken Buddy. Berlin auch.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Was bleibt auch anderes übrig?
Wolfgang Schäuble bei "Maischberger"

"Zur Not eben ohne die USA"

http://www.spiegel.de/kultur/tv/wolfgan ... 33769.html
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
unity in diversity
Beiträge: 10327
Registriert: So 21. Dez 2014, 09:18
user title: Links oben, unten rechts
Wohnort: Deutschland drunter & drüber

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von unity in diversity »

King Kong 2006 hat geschrieben:(09 Feb 2017, 07:43)

Was bleibt auch anderes übrig?
Sollten die desintegrativen Nationalisten in Europa Wahlsiege einfahren, rechne ich mit geänderten Bedingungen auf den Rohstoffmärkten.
Die einheitlichen Weltmarktpreise könnten regional "angepaßt" werden.
Das Familienunternehmen Trump hat sich überall rein plaziert, wo man Preise macht.
So wird lästige Konkurrenz ausgebootet.
Das sollte sich der führende, europäische Desintegrator schon mal ins Stammbuch schreiben.
Ger9374

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Ger9374 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(07 Feb 2017, 14:42)

Kann Polen eine mögliche Alternative oder Ergänzung der Achse Deutschland-Frankreich sein? Merkel checkt das bei ihrem Besuch im zweitgrößten Nachbarn Deutschlands.

Beim Wegfall Frankreichs durch einen Wahlsieg Le Pens wäre es eine Option. Ansonsten Ergänzung. Polen emanzipiert sich von den USA. Unter Trump realistisch. Er hat Augen für Putin und hält die NATO für eine lame duck. Polen braucht einen starken Buddy. Berlin auch.


E.U ohne Frankreich, Griechenland wieder am näher am Brexit. Polen als eventueller Ersatz für
Frankreich. Dann lieber Polen, Frankreich, Deutschland. Frankreich als Ansprechpartner der Südeuropäer, Polen für die Osteuropäer, Deutschland für Nordeuropa und den Rest.
Das hat was!!
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Ger9374 hat geschrieben:(10 Feb 2017, 10:33)

E.U ohne Frankreich, Griechenland wieder am näher am Brexit. Polen als eventueller Ersatz für
Frankreich. Dann lieber Polen, Frankreich, Deutschland. Frankreich als Ansprechpartner der Südeuropäer, Polen für die Osteuropäer, Deutschland für Nordeuropa und den Rest.
Das hat was!!
Wäre ein Plan.

Die Frage bei Polen wäre, wie substantiell sie sich als Europäer verstehen. Wohl gemerkt, nicht als Ersatz für eine nationale Identität. Das halte ich für gefährlich. Auch für Deutschland. Frankreich wäre für so etwas ohnehin nicht zu haben. Aber als eine wichtige Rolle in ihrem Selbstverständnis. Wenn Polen nur zweckgebunden näher an "Kerneuropa" heranrutscht. Weil es dort wärmer ist, Russland im Osten ist und die USA (mit oder ohne Trump) sich aus ihrer bisherigen Rolle herausziehen, zuerst Nahost, jetzt noch tiefer aus ihrer Verteidigungslinie, sprich Europa, dann ist das eine schlechte Basis. Weil Warschau sich das wieder bei anderer Gelegenheit eben anders überlegen könnte. Das muß schon sicher und zuverlässig sein.

Die Rolle Russlands zur EU ist interessant. Das könnte man bei anderer Gelegenheit näher betrachten. Zu einer "NEW EU". Russland verstand und trat stets als Bewahrer alter konservativer Werte auf. Auch missionarisch in Europa. Interessant zu beobachten in der Ära Napoleons. Das macht heute noch Eindruck auf viele "Rechte". Das hat auch das Selbstverständnis Russlands tief geprägt. Als eine Art Bollwerk.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Ist doch schonmal eine klare Ansage. Wenn auch diplomatisch ausgedrückt.
In seiner Antrittsrede als Bundespräsident hat Steinmeier betont, dass er seine Rolle auch als Mutmacher sehe. Er wolle sich bemühen, über Parteigrenzen hinweg Vertrauen aufzubauen. In stürmischen Zeiten, in denen die Welt aus den Fugen zu geraten scheine, komme es auf den "Kitt der Gesellschaft" an. Deutschland werde weltweit als Anker der Hoffnung angesehen. "Wenn das Fundament anderswo wackelt, dann müssen wir umso fester zu diesem Fundament stehen", mahnte Steinmeier. "Lasst uns mutig sein. Dann ist mir um die Zukunft nicht bange."

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 34188.html
Deutschland der Kern der EU, das Fundament. Wenn man es passiv ausdrückt, daß viele "weltweit" Deutschland mit Hoffnung ansehen, klingt es besser, als das Deutschland wieder eine Führungsrolle übernehmen wird/muß.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(12 Feb 2017, 15:09)

Ist doch schonmal eine klare Ansage. Wenn auch diplomatisch ausgedrückt.



Deutschland der Kern der EU, das Fundament. Wenn man es passiv ausdrückt, daß viele "weltweit" Deutschland mit Hoffnung ansehen, klingt es besser, als das Deutschland wieder eine Führungsrolle übernehmen wird/muß.
Die große europäische Aufgabe bleibt wohl, ein gemeinschaftliches Ziel zu benennen und dafür möglichst schnell möglichst viele Gleichgesinnte zu gewinnen. 27 Gleichgesinnte... wer's glaubt...
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(12 Feb 2017, 17:04)

Die große europäische Aufgabe bleibt wohl, ein gemeinschaftliches Ziel zu benennen und dafür möglichst schnell möglichst viele Gleichgesinnte zu gewinnen. 27 Gleichgesinnte... wer's glaubt...
Theoretisch müsste man die EU neu erfinden oder definieren. Oder ergänzen bzw. transformieren. Das ist wenig wahrscheinlich.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(12 Feb 2017, 18:50)

Theoretisch müsste man die EU neu erfinden oder definieren. Oder ergänzen bzw. transformieren. Das ist wenig wahrscheinlich.
Die EU muß nicht neu erfunden werden; die Verträge von Maastricht und Lissabon gibt es doch. Wenn man eine staatenähnliche Gemeinschaft bilden will, dann sind diese Ziele dort vorgezeichnet. Wenn man sie nicht bilden will... warum dann "neu erfinden"? Der EFTA beitreten: Die hatte dieses Ziel damals nicht!
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(12 Feb 2017, 19:54)

Die EU muß nicht neu erfunden werden; die Verträge von Maastricht und Lissabon gibt es doch. Wenn man eine staatenähnliche Gemeinschaft bilden will, dann sind diese Ziele dort vorgezeichnet. Wenn man sie nicht bilden will... warum dann "neu erfinden"? Der EFTA beitreten: Die hatte dieses Ziel damals nicht!
Eine staatenähnliche Gemeinschaft läuft Gefahr national in Wahlen abgewatscht zu werden. Siehe Le Pen, Brexit, Afd, Wilders, Griechenlandkrise usw. Ob das Zukunft hat ist unsicher.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47101
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von frems »

Interview mit Verhofstadt, in dem es unter anderem ums Thema geht:
Welt am Sonntag: Was schlagen Sie vor?

Verhofstadt: Wir müssen zurück zu den Anfängen. Ich habe in Buch über die Gründungsväter Europas geschrieben. Die wussten noch, was zu tun war.

Heinrich von Brentano hatte als Außenminister von Konrad Adenauer mit klugen Leuten wie Spaak, Monet und Schumann alles angedacht: Eine Verteidigungsunion, eine politische Union, eine Währungsunion. [...]

Welt am Sonntag: Warum ist Europa so schwach?

Verhofstadt: Stellen Sie sich einmal vor, die USA würden wie die EU funktionieren. Es würde dann drei Präsidenten in Amerika geben und 50 souveräne Staaten, die alles einstimmig beschließen müssen.

Kalifornien hätte womöglich noch die spanische Peseta als Zahlungsmittel, Florida einen eigenen Küstenschutz und in Vermont hätte das FBI keinen Zutritt. Das ist doch absurd.

Welt am Sonntag: Es braucht also mehr Europa?

Verhofstadt: Das kommt darauf an. Wir brauchen weniger europäische Bürokratie und weniger Regulierung. Wir müssen zudem unbedingt die Europäische Kommission verkleinern. Es ist verrückt, 28 EU-Kommissare zu haben, die gar nicht wissen, was sie tun sollen und darum unnötige Regulierungen produzieren.

Zwölf EU-Kommissare reichen völlig aus. Sie sollen sich auf das Wesentliche konzentrieren. Auf der anderen Seite brauchen wir aber mehr Europa in zentralen Politikfeldern.
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... ollen.html
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Edmund
Beiträge: 710
Registriert: Fr 2. Sep 2016, 23:07

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Edmund »

Verhofstadt: Ein funktionierender Europäischer Grenz- und Küstenschutz ist dringend erforderlich. Die Außengrenzen der EU sind bis heute nicht ausreichend geschützt. Viele Migranten können über Italien und Griechenland immer noch unkontrolliert in die Europäische Union einreisen.

Wenn der Grenzschutz wirklich funktionieren soll, muss er europäisiert und nicht mehr jedem einzelnen Land überlassen werden. Dazu sind mehr Personal, mehr finanzielle Ressourcen und eine durchsetzungsstarke EU-Grenzschutzbehörde notwendig, die überall dieselben Regeln anwendet.

Die USA geben 32 Milliarden Dollar für das Grenzmanagement aus. Das Budget der europäischen Grenzschutzagentur liegt bei 254 Millionen Euro. Mit so einem Betrag schützt man keine europäische Grenze.
Das kann ich so unterschreiben. Der Grenz- und Küstenschutz rund um Europa wäre die vielleicht wichtigste Aufgabe der EU überhaupt.

Einen Verzicht auf geschlossenen Binnengrenzen kann es vernünftigerweise nur dann geben, wenn die EU fähig und willens ist den europäischen Grenzschutz effektiv zu übernehmen und zu erfüllen.

Daß dies aber absolut nicht der Fall ist, hat die "Flüchtlingswelle" gezeigt.
Und hinzu kam noch, daß Frau Merkel im Alleingang ohne jegliche Absprache mit unseren europäischen Nachbarn, teilweise sogar gegen den ausdrücklichen Willen unserer Nachbarn, die große "Willkommenskultur" ausgerufen und dadurch Europa mit Arabern geflutet hat.

Merkels Wahnsinn und das Versagen der EU führten letztlich dazu, daß die Nationalstaaten wieder aktiv wurden und den Grenzschutz kooperativ selbst in die Hand genommen haben, was zur Schließung der Balkanroute geführt hat.

Das alles erwähnt Verhofstadt leider überhaupt nicht.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47101
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von frems »

Edmund hat geschrieben:(13 Feb 2017, 00:53)Merkels Wahnsinn und das Versagen der EU führten letztlich dazu, daß die Nationalstaaten wieder aktiv wurden und den Grenzschutz kooperativ selbst in die Hand genommen haben, was zur Schließung der Balkanroute geführt hat.

Das alles erwähnt Verhofstadt leider überhaupt nicht.
Wäre ja auch faktisch falsch. Europa war und ist nicht für den Grenzschutz zuständig, folglich kann sie in ihm auch nicht versagen, sondern nur die Mitgliedsstaaten, die diesen Kompetenzbereich nicht abgeben wollen und ihn sich folglich nicht "zurückholen" konnten, da sie ihn stets hatten; wobei man das nicht pauschal über alle Mitgliedsstaaten sagen kann. Schon vor fünf, sechs Jahren schlug die Kommission vor, dass es sinnvoller sei, einen gemeinsamen Grenzschutz aufzustellen. Dies forderten vorher Länder wie Ungarn, Griechenland und Italien, die "mehr Europa" wollten. Die schwarz-gelbe Bundesregierung lehnte aus nationalen Gründen (-> kostet erstmal ein paar Euro) aber ab und ohne deutsche Zustimmung läuft halt nichts in Europa. Wenn sich Berlin nun darüber echauffiert, dass es keine europäischen Grenztruppen am Rande des Schengenraums gibt, wäre das sehr heuchlerisch, aber wird sicherlich vergessliche Wähler (-> meist Konservative) überzeugen, damit sie nochmal Merkel wählen und nicht die Alternative Schulz, der eine Europäisierung nicht ablehnt. Mazedonien ist übrigens (noch) kein Mitgliedsstaat.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(12 Feb 2017, 21:57)

Eine staatenähnliche Gemeinschaft läuft Gefahr national in Wahlen abgewatscht zu werden. Siehe Le Pen, Brexit, Afd, Wilders, Griechenlandkrise usw. Ob das Zukunft hat ist unsicher.
Wir sollten das "national" durch "regional" ersetzen; dann wird klar, daß eine AfD in Deutschland nicht überall gleich mächtig ist. Die Artverwandtschaft zu FN, PVV, UKIP... würde dazu führen, daß sich dieser Befall allgemeiner über den größeren Bundesstaat legen würde. Sicher ist es verlockender, den Befall national zu kultivieren... die verkorkste Gesinnung ließe sich aber auf alle möglichen Gemeinschaften anwenden, vom Stadtviertel über die Stadt bis ins Bundesland ("Mir san mir!") bis zur Bundesrepublik bis zum Staatenbund.

In einem vielsprachigen Bundesstaat dürfte das verkorkste Menschenbild allerdings rascher lächerlich erscheinen als in stärker begrenzten Gemeinschaften. Im Wettbewerb um Zustimmung wird das sprachübergreifende Gemeinschaftsgefühl im Bundesstaat maßgeblich sein. Wenn das übergreifende Gemeinschaftsgefühl fehlt, dann ist der Bundesstaat ziemlich künstlich und in seiner Existenz bedroht.
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(13 Feb 2017, 10:24)

Wir sollten das "national" durch "regional" ersetzen; dann wird klar, daß eine AfD in Deutschland nicht überall gleich mächtig ist. Die Artverwandtschaft zu FN, PVV, UKIP... würde dazu führen, daß sich dieser Befall allgemeiner über den größeren Bundesstaat legen würde. Sicher ist es verlockender, den Befall national zu kultivieren... die verkorkste Gesinnung ließe sich aber auf alle möglichen Gemeinschaften anwenden, vom Stadtviertel über die Stadt bis ins Bundesland ("Mir san mir!") bis zur Bundesrepublik bis zum Staatenbund.

In einem vielsprachigen Bundesstaat dürfte das verkorkste Menschenbild allerdings rascher lächerlich erscheinen als in stärker begrenzten Gemeinschaften. Im Wettbewerb um Zustimmung wird das sprachübergreifende Gemeinschaftsgefühl im Bundesstaat maßgeblich sein. Wenn das übergreifende Gemeinschaftsgefühl fehlt, dann ist der Bundesstaat ziemlich künstlich und in seiner Existenz bedroht.
Ich bin kein Anhänger einer EU der Regionen. Ich bin für eine EU der Nationen. Die EU darf die Nation nicht verwässern oder gar ersetzen. Sollte es einmal in die Richtung gehen, wäre ich für den Germxit. ;)
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(13 Feb 2017, 12:52)

Ich bin kein Anhänger einer EU der Regionen. Ich bin für eine EU der Nationen. Die EU darf die Nation nicht verwässern oder gar ersetzen. Sollte es einmal in die Richtung gehen, wäre ich für den Germxit. ;)
Nein, keine Bange: Mit Nationalstaaten geht die Sache erst einmal los. Was dann im Laufe sehr langer Zeiträume daraus entsteht, hängt vom weiteren Verlauf der Geschichte ab. Da lege ich mich auf gar nichts fest. Als Deutscher lebe ich gern hier in Deutschland. Daraus leite ich aber nicht ab, daß ich in Polen nur ungern leben würde, oder in Italien oder in Frankreich. Dort fühle ich mich in gleicher Weise gut aufgehoben, kulturell, menschlich und sprachlich. Habe ich im Laufe meines Lebens ausgetestet. Erkennbare mentale Unterschiede können da allenfalls zu lustigen Spötteleien anregen... ich bin dort eben der Deutsche :) und die Alteingesessenen sind die verflixten anderen.

Aber einmal dämlich gefragt: Was haben Sie von der Einvernahme durch eine Nation, also jetzt unserer deutschen Nation, in einem Europa, das Ihnen in jeder Hinsicht Freiheit des Aufenthalts, der Berufsausbildung, der Arbeitsaufnahme, der Unternehmensgründung bietet? Wenn das Schicksal es so will, heiraten Sie oder Ihre Kinder eine italienische, oder französische oder polnische Familie, na ja, meist eine deutsche, wohl wahr... ist ja auch keine Schande! :D Machen Sie da einen Unterschied, wenn ein Schwager aus x, y oder z stammt? Hauptsache doch wohl: Ein liebenswerter Mensch mit möglichst viel Humor!

So ist Europa schon jetzt; durch den gemeinsamen Überbau wird Europa eben leistungsfähiger, kann seine Kräfte nach außen bündeln und nach innen noch mehr Freiheiten bieten. Das ist die Voraussetzung für das Fortbestehen der uns lieb gewordenen europäischen Gesellschaften in einer Weltbevölkerung, in der der Anteil Europas schrumpft.
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(02 Feb 2017, 22:21)

Aus meiner Sicht benutzen unsere Partner das Thema "Sicherheit" zur Durchsetzung ihrer wirtschaftlichen Interessen. Aber man sollte zweifellos zu gemeinsamem Handeln finden und die Vorteile der Märkte nutzen, anstatt sich einem übermächtigen Gasversorger aus zu liefern. Dieses Handeln richtet sich gegen niemanden, dient aber unseren europäischen Interessen.

Energiediversifikation ist ein großes Wort: Was steht denn zur Verfügung: Braunkohle, Kohle, Erdöl, Erdgas, Wasserkraft, Biogas, Windkraft, Sonnenstrahlung, Geothermie, Atomkraft. Hoffentlich habe ich noch einige Energiequellen vergessen, denn nach dem Ausstieg aus der Kernkraft und der Kohleverstromung bleibt in Europa nicht so sehr viel übrig außer Erdöl, Erdgas und regenerierbaren Energien. Aber Sie meinten vermutlich den gezielten Übergang zum globalen Einkauf von Energie, um unsere Nachfragemacht zu Preiszugeständnissen nutzen zu können und ein russisches Monopol zu verhindern. Dabei würde eine Energieunion sicher große wirtschaftliche Vorteile bieten:
Infrastruktur der Versorgungsleitungen vernetzen, Pufferspeicher anlegen, LNG-Terminals gemeinsam betreiben... Tankerflotte aufbauen...

Das muß man wohl nur wollen. Mir unbegreiflich, daß diese Energieunion nicht schon längst arbeitsfähig gemacht wurde mit dem Ziel, allmählich die vernetzte Infrastruktur zu schaffen.

Auch mit Blick auf erneuerbare Energien wäre die Energieunion ein Gewinn, um wetterbedingte Ausfälle der Stromversorgungen regional ausgleichen zu können. Was tut sich unser Land schon schwer, die Stromtrassen zu verlegen, damit offshore-Windenergie den gewonnenen Strom bis in den Süden leiten kann!
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hält die offizielle Sprachregelung, wonach Nordstream 2 nichts mit Politik zu tun habe, für inakzeptabel und provokativ.
Die Gasleitung berühre polnische, ukrainische und baltische Sicherheitsinteressen. „Sie zu missachten, kann zu einer weiteren Spaltung innerhalb der Europäischen Union führen.“
http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 07991.html

Der EU-Abgeordnete Bütikofer kritisierte im Zusammenhang die Finanzierung des Kriegsexportes. Ich kann dem nur zustimmen, Nordstream 2 ist jene "Rohrbombe", die wir uns vor die Haustür legen und mit der wir uns dann selbst bedrohen. Oder auch nicht.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die EU, allen voran Deutschland, Frankreich und Italien wollen sich stärker gegen die Übernahme von Schlüsseltechnologien, hier z.B. durch China, wappnen.
EU capitals seek stronger right of veto on Chinese takeovers

Berlin, Paris and Rome want legal basis to block state-backed moves on key industries

https://www.ft.com/content/8c4a2f70-f2d ... 4e55513608
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Feb 2017, 04:41)

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hält die offizielle Sprachregelung, wonach Nordstream 2 nichts mit Politik zu tun habe, für inakzeptabel und provokativ.
http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 07991.html

Der EU-Abgeordnete Bütikofer kritisierte im Zusammenhang die Finanzierung des Kriegsexportes. Ich kann dem nur zustimmen, Nordstream 2 ist jene "Rohrbombe", die wir uns vor die Haustür legen und mit der wir uns dann selbst bedrohen. Oder auch nicht.
Können diese Leute so sagen... kostet sie ja nichts. Ich sehe wirtschaftliche Interessen einiger "Durchleiter" hinter all diesem Jammer und weiter gar nichts. Ich hatte allerdings in meinem Beitrag ein Vorgehen in der Energieversorgung beschrieben, das allen Beteiligten in der EU kurz- und langfristig nur nützen könnte, Polen eingeschlossen. Zusammenarbeit ist eben besser als nationale Eigenbrötelei.
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Di 3. Jun 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Trump zeigt unfreiwillig auf, daß die EU und seine Mitgliedsstaaten selbstbewußter werden müssen. Transatlantik wie bisher geht nicht mehr. Zumal auch die Briten weg sind.
Trump sei Dank: Europe first! In München zeigte sich deutlich wie nie, dass Europa für sich selbst sorgen muss Europa muss Donald Trump dankbar sein.

Der gern per Ferndiagnose auf die Politcouch gelegte und auf Zurechnungsfähigkeit analysierte US-Präsident hat seinerseits einen kathartischen Prozess in Gang gebracht. Die Europäer haben auf der Sicherheitskonferenz so deutlich wie selten zuvor begreifen dürfen, dass sie sich endlich am Riemen reißen müssen. Es mag unfreiwillig sein, aber: The Donald ist auch ein Dialektiker. Einer, der unversehens eine Menge an politischen Gegensätzlichkeiten erzeugt, durch deren Zusammenprall am Ende doch so etwas wie Fortschritt herauskommt.

derstandard.at/2000052853940/Trump-sei-Dank-Europe-first
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Mag ja sein, daß einige Traumtänzer in der EU die bisher aufgelaufene Gefahrenlage für Europa nicht erkennen wollten. Daß aber im Osten Europas ein Krieg vor sich hin köchelt, der jederzeit in einen großen Konflikt umschlagen könnte, daß die Türkei dabei ist, sich als großer Staat zu zerlegen, daß im Nahen Osten Araber und Iraner auf einander eindreschen, daß sich in Pakistan und Afghanistan die Lage keineswegs beruhigt, daß sich in Afrika ein ganz erheblicher Wanderungsdruck auf Europa aufbaut, das konnte doch jeder erkennen.

Zu erkennen war auch vorher schon, daß die USA sich einen Einsatz nach dem Muster Afghanistan und Irak verkneifen wollen und daß Rußland in einen Freiraum hinein drängt.

Deshalb sind die Diskussionen über verstärkte europäische Anstrengungen zur Selbstverteidigung und zur Gefahrenabwehr verspätet. Aber nichts geschieht, wenn die Presse nicht darüber schreibt :) .

Richtig ist aber auch, daß sich leider der Eindruck zunehmend verfestigt, daß die USA von einem wirklich unberechenbaren Mann geführt werden. Den hält sich jeder vernünftige Mensch möglichst weit vom Halse! Das Problem müssen die USA schon selbst lösen.
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(16 Feb 2017, 18:15)

Können diese Leute so sagen... kostet sie ja nichts. Ich sehe wirtschaftliche Interessen einiger "Durchleiter" hinter all diesem Jammer und weiter gar nichts. Ich hatte allerdings in meinem Beitrag ein Vorgehen in der Energieversorgung beschrieben, das allen Beteiligten in der EU kurz- und langfristig nur nützen könnte, Polen eingeschlossen. Zusammenarbeit ist eben besser als nationale Eigenbrötelei.
Und was glauben Sie wohl, welche Interessen Gazprom verfolgt - soziale ? Der russische Staatshaushalt ist zu 40 % vom Rohstoff-Verkauf abhängig, das ist eine ziemliche Menge. Die europäischen Kunden für dieses Gas sind Hochpreiskunden - niemand sonst zahlt diese Preise, außer vielleicht noch die Ukrainer.
Gazprom ist mit dem Regime eng verbunden, Medwedew war beispielsweise Manager, bevor er als Putins Adlatus dienen durfte. Und es ist ja der selbe Staatshaushalt, aus dem dann wiederum die Aufrüstung bezahlt wird, die Entwicklung eines völlig neuen Panzers - das ist eine Offensivwaffe - die Präsenz ganzer Divisionen an den Grenzen, die Iskander-Raketen, die Besatzung der Krim kostet auch einige Milliärdchen pro Jahr und nicht zu vergessen, die Intervention im Osten der Ukraine. Dieses Gas finanziert den Krieg und die Bedrohung zugleich. Es sind also keine sozialen Interessen, die Gazprom veranlassen, eine Monopolisierung anzustreben, es ist vielmehr der Wunsch nach immerwährender und üppiger Finanzierung strategischer Interessen durch europäische Hochpreiskunden.

Der liberale Tusk hatte bereits die Energie-Union vorgeschlagen, die norwegische Statoil könnte durchaus noch Kapazitäten erhöhren, selbst Kanada hat seine freundliche Unterstützung angeboten und m. E. gäbe es noch mehr Anbieter, die wohlwollend sind, auch preislich. Das kleine Litauen, ökonomisch bei weitem nicht so stark wie Deutschland, hat es in einer nationalen Kraftanstrengung geschafft, ein Flüssiggas-Terminal zu installieren - nicht, weil es günstig oder einfach war, sondern allein um unabhängiger zu sein.

Polen, Litauen, Estland, Lettland und Schweden haben erhebliche Sicherheitsbedenken bezüglich Nordstream 2. Die freie Journalistin Aleksandra Rybinska kritisierte, wenn Deutschland eine europäische Solidarität einfordert, sollte das nicht als Einbahnstraße verstanden werden.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Audi
Beiträge: 9104
Registriert: Di 22. Mär 2016, 11:57

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Audi »

Schulden in der Euro-Zone800 Milliarden blanko! Deutschlands teurer Freundschaftsdienst an Europa

Die Euro-Zone steckt weiter in Turbulenzen, auch wenn derzeit niemand genau hinsieht. Kommt es wirklich zum Kollaps der Währungszone, ist der deutsche Steuerzahler der große Verlierer. Denn Deutschland finanziert die Defizite der meisten anderen Mitglieds-Staaten.
Zu Anfang eine kleine Geschichte: Ein Mann hatte 18 Freunde. 16 davon waren pleite. Sie gaben jedes Jahr mehr aus, als sie einnahmen. 13 waren sogar überschuldet. Ob sie ihre Kredite dauerhaft würden bedienen können, erschien mehr als fraglich.
Eines Tages beschwatzten die Freunde den Mann: „Leih uns doch bitte Geld! Du kriegst es auch bestimmt zurück.“ Und weil der Mann seine Freunde nicht verlieren wollte, tat er ihnen den Gefallen.
Am nächsten Tag aber kamen die Freunde wieder: „Wir brauchen Geld, mehr Geld! Gib uns deine Scheckkarte, dann können wir selbst abheben, so viel wir wollen.“ Der Mann stutzte: „Wozu braucht ihr denn das viele Geld?“, fragte er. „Ganz einfach“, antworteten die Freunde. „Wir wollen mit dem Geld unsere Schulden bei den Banken zurückzahlen. Und danach kaufen wir dir mit deinem eigenen Geld dein Haus ab und dann auch noch dein Auto.“
Was, meinen Sie, ist passiert?
Dumme Frage, werden Sie sich jetzt denken, aber so dumm ist die Frage gar nicht. Denn wie so viele Märchen hat auch diese Geschichte einen wahren Kern.
Der Mann in der Geschichte ist unser Bundesfinanzminister, und seine Scheckkarte heißt Target-Saldo. Und glauben Sie mir: Er hat seinen EU-Finanzministerkollegen die Scheckkarte zur freien Verfügung überlassen.

usw.

http://www.focus.de/finanzen/news/schul ... 64305.html

Was meint ihr was mit DE passiert sollte die EU zerfallen?
Was ist von der Bundesregierung zu halten, wenn man so grob fahrlässig vor geht?
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(20 Feb 2017, 09:33)

Und was glauben Sie wohl, welche Interessen Gazprom verfolgt - soziale ? Der russische Staatshaushalt ist zu 40 % vom Rohstoff-Verkauf abhängig, das ist eine ziemliche Menge. Die europäischen Kunden für dieses Gas sind Hochpreiskunden - niemand sonst zahlt diese Preise, außer vielleicht noch die Ukrainer.
Gazprom ist mit dem Regime eng verbunden, Medwedew war beispielsweise Manager, bevor er als Putins Adlatus dienen durfte. Und es ist ja der selbe Staatshaushalt, aus dem dann wiederum die Aufrüstung bezahlt wird, die Entwicklung eines völlig neuen Panzers - das ist eine Offensivwaffe - die Präsenz ganzer Divisionen an den Grenzen, die Iskander-Raketen, die Besatzung der Krim kostet auch einige Milliärdchen pro Jahr und nicht zu vergessen, die Intervention im Osten der Ukraine. Dieses Gas finanziert den Krieg und die Bedrohung zugleich. Es sind also keine sozialen Interessen, die Gazprom veranlassen, eine Monopolisierung anzustreben, es ist vielmehr der Wunsch nach immerwährender und üppiger Finanzierung strategischer Interessen durch europäische Hochpreiskunden.

Der liberale Tusk hatte bereits die Energie-Union vorgeschlagen, die norwegische Statoil könnte durchaus noch Kapazitäten erhöhren, selbst Kanada hat seine freundliche Unterstützung angeboten und m. E. gäbe es noch mehr Anbieter, die wohlwollend sind, auch preislich. Das kleine Litauen, ökonomisch bei weitem nicht so stark wie Deutschland, hat es in einer nationalen Kraftanstrengung geschafft, ein Flüssiggas-Terminal zu installieren - nicht, weil es günstig oder einfach war, sondern allein um unabhängiger zu sein.

Polen, Litauen, Estland, Lettland und Schweden haben erhebliche Sicherheitsbedenken bezüglich Nordstream 2. Die freie Journalistin Aleksandra Rybinska kritisierte, wenn Deutschland eine europäische Solidarität einfordert, sollte das nicht als Einbahnstraße verstanden werden.
Tja, ist schon bitter, wenn lupenreine Demokraten einen neuen Panzertyp von ihren Gaskunden
bezahlen lassen müssen. Dennoch ist es nur vernünftig, die eigene Energieversorgung möglichst breit zu streuen, so daß man im Zweifelsfall über Lieferpreise verhandeln kann. Dann geht es mit dem neuen Panzer etwas langsamer, und vielleicht erfinden meine Kollegen auch noch in der Zwischenzeit von dem eingesparten Geld ein wirksames Abwehrsystem... wer weiß.

Natürlich hat Präsident Tusk Recht, wenn er eine wirksame Energieunion fordert, und natürlich hat Litauen Recht, wenn es seine Abhängigkeit durch LNG-Lieferungen vermindert. Aber Wettbewerb ist immer nützlich, wenn man nicht mehr bezahlen möchte, als der Markt fordert. Das gilt auch für LNG-Lieferanten. Die bringen ja Monopole/Oligopole wie eine OPEC gegen den Rest der Welt zu Stande.

Am allerbesten wäre es aber, die EU baute nach Möglichkeit das Netz der erneuerbaren Energien im gesamten gemeinsamen Wirtschaftsgebiet aus. Und siehe da, auf dem Gebiet hat Deutschland einiges zu bieten und auch erreicht. Davon hat Polen sogar große Vorteile, wie man inzwischen in West-Pommern besichtigen kann. Da sollte die Reise hin gehen!
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(20 Feb 2017, 10:22)

Tja, ist schon bitter, wenn lupenreine Demokraten einen neuen Panzertyp von ihren Gaskunden
bezahlen lassen müssen. Dennoch ist es nur vernünftig, die eigene Energieversorgung möglichst breit zu streuen, so daß man im Zweifelsfall über Lieferpreise verhandeln kann. Dann geht es mit dem neuen Panzer etwas langsamer, und vielleicht erfinden meine Kollegen auch noch in der Zwischenzeit von dem eingesparten Geld ein wirksames Abwehrsystem... wer weiß.

Natürlich hat Präsident Tusk Recht, wenn er eine wirksame Energieunion fordert, und natürlich hat Litauen Recht, wenn es seine Abhängigkeit durch LNG-Lieferungen vermindert. Aber Wettbewerb ist immer nützlich, wenn man nicht mehr bezahlen möchte, als der Markt fordert. Das gilt auch für LNG-Lieferanten. Die bringen ja Monopole/Oligopole wie eine OPEC gegen den Rest der Welt zu Stande.

Am allerbesten wäre es aber, die EU baute nach Möglichkeit das Netz der erneuerbaren Energien im gesamten gemeinsamen Wirtschaftsgebiet aus. Und siehe da, auf dem Gebiet hat Deutschland einiges zu bieten und auch erreicht. Davon hat Polen sogar große Vorteile, wie man inzwischen in West-Pommern besichtigen kann. Da sollte die Reise hin gehen!
Nun ist ja Nordstream 2 nicht gerade für erneuerbare Energien gedacht, sondern ausschließlich für russisches Gas, auch nicht breit gestreut im Wettbewerb, sondern konzentriert und ohne weiteren Wettbewerb. Das ganze soll etwa 8 Milliarden Euro kosten und Ende 2019 in Betrieb genommen werden.

Zur bekannten Kritik an der "Rohrbombe":
Konrad Schuller fasst die Kritik aus Osteuropa zusammen: Nord Stream 2 sei, „aus der Sicht osteuropäischer Regierungen weiter ein Instrument russischer Erpressung. Es soll nach ihrer Lesart vor allem dazu dienen, die ukrainischen Transitleitungen auszutrocknen und damit dem ohnehin von Krieg und Krise geschüttelten Kiewer Haushalt noch einmal 1,8 Milliarden Euro im Jahr abzugraben.“[59] Hinzu kommt, dass südosteuropäische Staaten nach massivem deutschen Druck im Zuge der Sanktionen gegen Russland Anfang 2015 auf das Konkurrenz-Projekt South Stream verzichtet haben. Diese Staaten werfen Deutschland Doppelzüngigkeit vor, wenn Nord Stream 2 trotzdem weiterverfolgt wird.

Der ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk sprach von einem antiukrainischen Projekt. Der ukrainische Gaskonzern Naftohas reichte eine Beschwerde bei der Europäischen Energiegemeinschaft ein. EU-Energiekommissar Cañete äußerte, Nord Stream 2 könne niemals ein Projekt werden, das im gesamteuropäischen Interesse liege.[60]
https://de.wikipedia.org/wiki/Nord_Stream

Eine "breite Streuung" ist das Gegenteil von Nordstream 2, Diversifikation und Energie-Union sind die Alternativen zum russischen Konsortium.

Gegen erneuerbare Energien spricht freilich nichts, die Frage ist halt, welche Kapazitäten in welchen Zeiträumen dieser Art besorgbar sind.
Man denke etwa an das Desertec-Projekt, Strom aus solarthermischen Anlagen in den Wüstenregionen Nordafrikas und des Nahen Ostens. Bis 2050 könnte ein erheblicher Teil des EU-Strombedarfs gedeckt werden. Neuralgischer Punkt aber auch hier - Sicherheitsfragen.

Wie man´s auch dreht und wendet, an einer zielgerichteten Außen- und Sicherheitspolitik kommt die Union gar nicht vorbei, wenn sie denn überhaupt irgendeinen Zweck erfüllen soll. Ob Energieversorgung, Ökonomie oder Friedenssicherung - stets spielt die strategische Ausrichtung eine zentrale Rolle.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Audi
Beiträge: 9104
Registriert: Di 22. Mär 2016, 11:57

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Audi »

DarkLightbringer hat geschrieben:(20 Feb 2017, 11:04)

Nun ist ja Nordstream 2 nicht gerade für erneuerbare Energien gedacht, sondern ausschließlich für russisches Gas, auch nicht breit gestreut im Wettbewerb, sondern konzentriert und ohne weiteren Wettbewerb. Das ganze soll etwa 8 Milliarden Euro kosten und Ende 2019 in Betrieb genommen werden.

Zur bekannten Kritik an der "Rohrbombe":
https://de.wikipedia.org/wiki/Nord_Stream

Eine "breite Streuung" ist das Gegenteil von Nordstream 2, Diversifikation und Energie-Union sind die Alternativen zum russischen Konsortium.

Gegen erneuerbare Energien spricht freilich nichts, die Frage ist halt, welche Kapazitäten in welchen Zeiträumen dieser Art besorgbar sind.
Man denke etwa an das Desertec-Projekt, Strom aus solarthermischen Anlagen in den Wüstenregionen Nordafrikas und des Nahen Ostens. Bis 2050 könnte ein erheblicher Teil des EU-Strombedarfs gedeckt werden. Neuralgischer Punkt aber auch hier - Sicherheitsfragen.

Wie man´s auch dreht und wendet, an einer zielgerichteten Außen- und Sicherheitspolitik kommt die Union gar nicht vorbei, wenn sie denn überhaupt irgendeinen Zweck erfüllen soll. Ob Energieversorgung, Ökonomie oder Friedenssicherung - stets spielt die strategische Ausrichtung eine zentrale Rolle.
Sorry aber wieso MUSS Russland Gas durch die Ukraine leiten? Damit man Kohle für lau bekommt? :?: Mit der Nordstream 2 hat man hier mehr Zuverlässigkeit und muss nicht sinnlos Gebühren an dritte abführen
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von DarkLightbringer »

Audi hat geschrieben:(20 Feb 2017, 11:17)

Sorry aber wieso MUSS Russland Gas durch die Ukraine leiten? Damit man Kohle für lau bekommt? :?: Mit der Nordstream 2 hat man hier mehr Zuverlässigkeit und muss nicht sinnlos Gebühren an dritte abführen
Müssen muss man gar nichts, die Frage ist, was man will.

Nordstream 2 widerspricht gesamteuropäischen Interessen. Entscheidend sind aus meiner Sicht die Sicherheitsbelange. Die Gaslieferungen sollten schrittweise herunter gefahren werden, ganz generell. Gazprom ist die Achillesferse der russischen Kriegsmaschinerie.

Die Ukraine speziell hat den Rabatt verloren, den sie ursprünglich für die Gewährung der Truppenstationierung bekam. Auf der Krim sitzen nun fremde Truppen für lau. Davon profitieren zu wollen ist nichts anderes als Kriegsgewinnlerei.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Audi
Beiträge: 9104
Registriert: Di 22. Mär 2016, 11:57

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Audi »

DarkLightbringer hat geschrieben:(20 Feb 2017, 11:29)

Müssen muss man gar nichts, die Frage ist, was man will.

Nordstream 2 widerspricht gesamteuropäischen Interessen. Entscheidend sind aus meiner Sicht die Sicherheitsbelange. Die Gaslieferungen sollten schrittweise herunter gefahren werden, ganz generell. Gazprom ist die Achillesferse der russischen Kriegsmaschinerie.

Die Ukraine speziell hat den Rabatt verloren, den sie ursprünglich für die Gewährung der Truppenstationierung bekam. Auf der Krim sitzen nun fremde Truppen für lau. Davon profitieren zu wollen ist nichts anderes als Kriegsgewinnlerei.
Die Truppen auf der Krim werden nicht durch die Ukraine bezahlt. Sag mal, wieso soll der Ukraine Geld Geschenke geben sollen? Was macht die denn exklusiv?
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von DarkLightbringer »

Audi hat geschrieben:(20 Feb 2017, 11:35)

Die Truppen auf der Krim werden nicht durch die Ukraine bezahlt. Sag mal, wieso soll der Ukraine Geld Geschenke geben sollen? Was macht die denn exklusiv?
Nein, aber das Truppenstationierungsabkommen war nicht umsonst zu haben. Wieso soll ukrainisches Territorium verschenkt werden?
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Audi
Beiträge: 9104
Registriert: Di 22. Mär 2016, 11:57

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Audi »

DarkLightbringer hat geschrieben:(20 Feb 2017, 11:51)

Nein, aber das Truppenstationierungsabkommen war nicht umsonst zu haben. Wieso soll ukrainisches Territorium verschenkt werden?
Also soll Ukraine nebenbei Kohle eintreiben für nichts? Unser Gas teurer machen? :?: Soll ich mal EON anschreiben die sollen gefälligst bei mir ne Leitung ziehen, ich bestehe auf Geld und jährliche einnahmen :p Man sieht wie realitätsfern die Kiewer Clownstruppe ist.
Ukraine hätte sich nicht so aufführen sollen mit Erpressungen und Gasdiebstahl, wäre Nordstream nie gekommen. Rechnungen zahlen wäre auch nicht verkehrt. Vor allem wenn der Nachbar die Rechnungen finanziert, sollte man den nicht ans knie treten
Audi
Beiträge: 9104
Registriert: Di 22. Mär 2016, 11:57

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Audi »

BTW, wenn Ukraine das Gas bezahlt gibt's es kein Problem, siehe andere Länder
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von DarkLightbringer »

Audi hat geschrieben:(20 Feb 2017, 11:56)

Also soll Ukraine nebenbei Kohle eintreiben für nichts? Unser Gas teurer machen? :?: Soll ich mal EON anschreiben die sollen gefälligst bei mir ne Leitung ziehen, ich bestehe auf Geld und jährliche einnahmen :p Man sieht wie realitätsfern die Kiewer Clownstruppe ist.
Ukraine hätte sich nicht so aufführen sollen mit Erpressungen und Gasdiebstahl, wäre Nordstream nie gekommen. Rechnungen zahlen wäre auch nicht verkehrt. Vor allem wenn der Nachbar die Rechnungen finanziert, sollte man den nicht ans knie treten
Wenn Krieg teurer ist als Frieden ist es besser für die Sicherheit aller.

Gas wird nie kostenlos transportiert, ganz gleich, wo sich die Leitungen befinden. Allein der Bau der neuen Leitung kostet schon 8 Milliarden Euro, die Betriebskosten sind extra. Die Durchleitung über die Ukraine kostet 1,8 Milliarden Euro pro Jahr. Du bezahlst EON für das selbe, für die Durchleitung, EON zeigt dir ja keine Stelle in Sibirien, wo du das Gas selbst schöpfen sollst.

Nordstream 2 macht Europa erpressbar und das aggressive Verhalten Moskaus verheißt nichts gutes. Die Sicherheitsbedenken unserer östlichen Alliierten sind daher mehr als berechtigt. Schweden sieht das ja auch so.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(20 Feb 2017, 11:04)

Nun ist ja Nordstream 2 nicht gerade für erneuerbare Energien gedacht, sondern ausschließlich für russisches Gas, auch nicht breit gestreut im Wettbewerb, sondern konzentriert und ohne weiteren Wettbewerb. Das ganze soll etwa 8 Milliarden Euro kosten und Ende 2019 in Betrieb genommen werden.

Zur bekannten Kritik an der "Rohrbombe":
https://de.wikipedia.org/wiki/Nord_Stream

Eine "breite Streuung" ist das Gegenteil von Nordstream 2, Diversifikation und Energie-Union sind die Alternativen zum russischen Konsortium.

Gegen erneuerbare Energien spricht freilich nichts, die Frage ist halt, welche Kapazitäten in welchen Zeiträumen dieser Art besorgbar sind.
Man denke etwa an das Desertec-Projekt, Strom aus solarthermischen Anlagen in den Wüstenregionen Nordafrikas und des Nahen Ostens. Bis 2050 könnte ein erheblicher Teil des EU-Strombedarfs gedeckt werden. Neuralgischer Punkt aber auch hier - Sicherheitsfragen.

Wie man´s auch dreht und wendet, an einer zielgerichteten Außen- und Sicherheitspolitik kommt die Union gar nicht vorbei, wenn sie denn überhaupt irgendeinen Zweck erfüllen soll. Ob Energieversorgung, Ökonomie oder Friedenssicherung - stets spielt die strategische Ausrichtung eine zentrale Rolle.
Für mich ist und bleibt russisches Gas so brennbar wie norwegisches, wenn mir auch eine Abhängigkeit von Norwegen lieber wäre. Das russische Gas wird mit Sicherheit im Wettbewerb vermarktet... womöglich sogar aus Deutschland weiter verkauft. Und wenn der Preis nicht paßt, dann wird es eben LNG aus Swinemünde oder Triest. Dazu müßten aber erst einmal einige Holzköpfe zur Vernunft kommen.

Völlig richtig, die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik muß her: Dann aber bitte sofort der Verzicht auf nationale Außenminister und Verteidigungsminister, Wirtschaftsminister und Finanzminister; oder besser noch: Diese Minister müssen auf Außendarstellung völlig verzichten. Gibt es bei uns schon auf der Ebene der Bundesländer. Eine gemeinsame Außenpolitik der 28 unabhängigen Staaten der EU ist ein Widerspruch in sich. Deshalb auch "Kerneuropa"!
Benutzeravatar
Moses
Vorstand
Beiträge: 13393
Registriert: Di 20. Mär 2012, 14:43
user title: Cogito ergo hic erro.
Wohnort: Da wo die Liebste wohnt

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Moses »

Die Diskussionen über Energiesicherheit, Stationierungsabkommen etc. bitte in den entsprechenden Strängen weiter ausführen.
Grundsätzlich hat das alles irgendwas mit der "neuen EU" zu tun . . . Einzelheiten, die zu weit vom Thema weg führen aber bitte in den entsprechenden Strängen behandel, danke.
Mod
Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(20 Feb 2017, 12:35)

Für mich ist und bleibt russisches Gas so brennbar wie norwegisches, wenn mir auch eine Abhängigkeit von Norwegen lieber wäre. Das russische Gas wird mit Sicherheit im Wettbewerb vermarktet... womöglich sogar aus Deutschland weiter verkauft. Und wenn der Preis nicht paßt, dann wird es eben LNG aus Swinemünde oder Triest. Dazu müßten aber erst einmal einige Holzköpfe zur Vernunft kommen.
Ja, und russische Bomben sind genauso explosionsfähig wie andere.

Die Idee der Energie-Union wäre jene, wonach das Gas gemeinschaftlich zum günstigen Preis eingekauft, aber auch gemeinschaftlich wieder verteilt wird. Davon könnte die Ukraine sogar profitieren, in dem sie günstigeres EU-Gas importiert anstatt direkt von Russland - ausgerechnet dem Kriegsgegner - abhängig zu sein.
Nur, gerade das wird Gazprom / Russ. Föderation nicht wollen.

Im Kern steht eine grundsatzpolitische Frage an:
Angesichts der neuen Einkaufsmöglichkeiten für Energie sehen sich auch Deutschland und die Europäische Union insgesamt vor die Wahl gestellt: Will man Teil des neuen, per Tankerflotte versorgten Weltmarktes für Flüssiggas werden? Oder bindet man sich durch den Bau der neuen Pipeline weiter langfristig vor allem an Russland – ausgerechnet in einer Zeit, in der Moskau eine aggressive Außenpolitik betreibt?
https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... eigen.html

Hinzu kommt, dass die Ostsee-Anrainer nicht nur Einspruch erheben, so wie das EU-Parlament, sondern auch handfester opponieren.
Uniper und Wintershall bekamen in Polen keine kartellrechtliche Erlaubnis für die Gründung eines Pipeline-Konsortiums mit Gazprom.
Die Ostsee-Pipeline führt unmittelbar an den Küsten Finnlands, baltischer Staaten, Schwedens und Polens vorbei.

Der Punkt ist hier die Frage der Langfristigkeit. Man kann nicht einfach tagesaktuell auf LNG setzen, dann mal wieder auf Nordstream 2 und dazwischen noch einen Windpark aufbauen. Wir sprechen hier über Festlegungen für viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte und über Kosten, die gut und gerne 10 Milliarden Euro ausmachen können.
Das heißt schlicht, die Politik muss sich entscheiden, welche Risiken und Nebenwirkungen sie für die nächsten 10 Jahre eingehen möchte und welche nicht.
Völlig richtig, die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik muß her: Dann aber bitte sofort der Verzicht auf nationale Außenminister und Verteidigungsminister, Wirtschaftsminister und Finanzminister; oder besser noch: Diese Minister müssen auf Außendarstellung völlig verzichten. Gibt es bei uns schon auf der Ebene der Bundesländer. Eine gemeinsame Außenpolitik der 28 unabhängigen Staaten der EU ist ein Widerspruch in sich. Deshalb auch "Kerneuropa"!
Ein Kerneuropa wird es nicht geben, Staaten haben Interessen, auch Deutschland, auch ökonomische. Daher wird man die Auffassung des EU-Parlamentes wohl zur Kenntnis nehmen, mehr aber auch nicht. Weder Berlin noch Warschau oder sonst wer wird seine Energiepolitik der nächsten 10, 20 Jahre von einer fernen Institution abhängig machen. Es gibt auch gar keine Verträge, die eine Auflösung der Souveränitäten vorsehen würden.
Hier sei also nochmals, bei aller Liebe, der Gang in den Freizeitpark Rust empfohlen - dort ist Kerneuropa als theoretisches Konstrukt gegeben und man muss vor allem nichts entscheiden, nichts Wichtiges jedenfalls.

Ergänzung
Die "neue EU" hat beste Chancen, wenn sie sich klar strategisch ausrichtet. Die Energie- und Sicherheitspolitik ist davon untrennbar.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47058
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(20 Feb 2017, 13:06)

Ja, und russische Bomben sind genauso explosionsfähig wie andere.

Die Idee der Energie-Union wäre jene, wonach das Gas gemeinschaftlich zum günstigen Preis eingekauft, aber auch gemeinschaftlich wieder verteilt wird. Davon könnte die Ukraine sogar profitieren, in dem sie günstigeres EU-Gas importiert anstatt direkt von Russland - ausgerechnet dem Kriegsgegner - abhängig zu sein.
Nur, gerade das wird Gazprom / Russ. Föderation nicht wollen.

Im Kern steht eine grundsatzpolitische Frage an: https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... eigen.html

Hinzu kommt, dass die Ostsee-Anrainer nicht nur Einspruch erheben, so wie das EU-Parlament, sondern auch handfester opponieren.


Die Ostsee-Pipeline führt unmittelbar an den Küsten Finnlands, baltischer Staaten, Schwedens und Polens vorbei.

Der Punkt ist hier die Frage der Langfristigkeit. Man kann nicht einfach tagesaktuell auf LNG setzen, dann mal wieder auf Nordstream 2 und dazwischen noch einen Windpark aufbauen. Wir sprechen hier über Festlegungen für viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte und über Kosten, die gut und gerne 10 Milliarden Euro ausmachen können.
Das heißt schlicht, die Politik muss sich entscheiden, welche Risiken und Nebenwirkungen sie für die nächsten 10 Jahre eingehen möchte und welche nicht.


Ein Kerneuropa wird es nicht geben, Staaten haben Interessen, auch Deutschland, auch ökonomische. Daher wird man die Auffassung des EU-Parlamentes wohl zur Kenntnis nehmen, mehr aber auch nicht. Weder Berlin noch Warschau oder sonst wer wird seine Energiepolitik der nächsten 10, 20 Jahre von einer fernen Institution abhängig machen. Es gibt auch gar keine Verträge, die eine Auflösung der Souveränitäten vorsehen würden.
Hier sei also nochmals, bei aller Liebe, der Gang in den Freizeitpark Rust empfohlen - dort ist Kerneuropa als theoretisches Konstrukt gegeben und man muss vor allem nichts entscheiden, nichts Wichtiges jedenfalls.

Ergänzung
Die "neue EU" hat beste Chancen, wenn sie sich klar strategisch ausrichtet. Die Energie- und Sicherheitspolitik ist davon untrennbar.
Wenn Rußland Bomben und Panzer bauen will, dann baut es sie. Sinnlos, solche Pläne mit einer Art Annahmeverweigerung verhindern zu wollen. Der nächste Schritt wäre dann Gesprächsverweigerung. Da sehe ich Putin schon aufgeregt die Flure im Kreml auf und ab laufen! Nein, das ist kein Plan!

Eine strategisch einige EU der 28 oder 27 oder 26 werden wir nicht bekommen. Der Rausschmiß Griechenlands aus der Euro-Gemeinschaft zeichnet sich ab. So nimmt der Zerfall eben seinen Lauf, und irgendwann ist es auch für Kerneuropa zu spät, weil ganz einfach schon zu viel des Erreichten zerbrochen ist.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47101
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von frems »

Verunsicherte Europäer, ratlos über die künftige US-Politik - dieses Bild wird derzeit häufig von der EU gezeichnet. Doch beim Besuch des US-Vizepräsidenten zeigte Brüssel eine neue Stärke - Ratspräsident Tusk erteilte Pence eine rhetorische Lehrstunde.
https://www.tagesschau.de/ausland/pence-eu-101.html

So selbstbewusst und direkt hat man den noch keinen Ratspräsidenten erlebt. Nicht schlecht.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
Fuerst_48
Beiträge: 4958
Registriert: Mi 22. Jan 2014, 20:09
user title: Cogito, ergo sum
Wohnort: 8010

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Fuerst_48 »

frems hat geschrieben:(20 Feb 2017, 15:47)

Verunsicherte Europäer, ratlos über die künftige US-Politik - dieses Bild wird derzeit häufig von der EU gezeichnet. Doch beim Besuch des US-Vizepräsidenten zeigte Brüssel eine neue Stärke - Ratspräsident Tusk erteilte Pence eine rhetorische Lehrstunde.
https://www.tagesschau.de/ausland/pence-eu-101.html

So selbstbewusst und direkt hat man den noch keinen Ratspräsidenten erlebt. Nicht schlecht.
Und ? Wirds was nützen? Die EU stirbt, langsam, aber sie stirbt. Die "Inselaffen" raus, Albanien und Moldawien rein. Das ist der Anfang vom Ende. :mad2: :mad2:
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47101
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von frems »

Fuerst_48 hat geschrieben:(20 Feb 2017, 15:49)

Und ? Wirds was nützen? Die EU stirbt, langsam, aber sie stirbt. Die "Inselaffen" raus, Albanien und Moldawien rein. Das ist der Anfang vom Ende. :mad2: :mad2:
Öh, ja, seit Jahrzehnten stirbt sie. Warum Dauerblockierer wie die Briten, die immer keilten und stets nur mit einem Bein drin waren, eine Rolle spielen sollten, erschließt sich mir nicht. Das Chaos, das wir alle beobachten dürfen, hat das Europäertum auf dem Kontinent nochmal ordentlich angeschoben. Ministaaten wie Albanien sind derzeit ja gar keine Themen. Die müssen noch genug Hausaufgaben machen.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(20 Feb 2017, 15:33)

Wenn Rußland Bomben und Panzer bauen will, dann baut es sie. Sinnlos, solche Pläne mit einer Art Annahmeverweigerung verhindern zu wollen. Der nächste Schritt wäre dann Gesprächsverweigerung. Da sehe ich Putin schon aufgeregt die Flure im Kreml auf und ab laufen! Nein, das ist kein Plan!
Nun, da muss ich ein bißchen ausholen... das Deutsche Reich war 1939 relativ gut gerüstet und die Soldaten gut ausgebildet, andere Länder waren da nicht so gut aufgestellt. Im Verlauf des Krieges hat sich das dann geändert und zum Ende hin reichte es dem DR nicht mal mehr zur Luftüberlegenheit.
Man kann immer ruhen, dem einen oder anderen Scharmützel mal zusehen und abwarten, ob´s denn dramatischer wird. Man kann´s auch mit Appeasement versuchen oder mit freundlichen Dialogen, denen niemand wirklich zuhört. Ob das die richtige Friedenspolitik ist, wird diskutiert. Meiner bescheidenen Ansicht nach, gilt es schon, etwas pro-aktives zu unternehmen, um wenigstens die Ermunterung zur Aggression zu vermeiden.

Irgendwo hab ich gelesen, dass der russische Staatshaushalt nicht nur zu 40 % vom Gas-Export abhänge, sondern sogar zu 55 %. Und ich denke schon, dass es eine Rolle spielt, ob man nun 100 Milliarden Dollar hat oder nicht hat. Aber wie gesagt, kann man ja alles diskutieren.

Fakt ist, dass unsere östlichen Alliierten besorgt sind. Und Partner jenseits der Allianz ohnehin.
Eine strategisch einige EU der 28 oder 27 oder 26 werden wir nicht bekommen. Der Rausschmiß Griechenlands aus der Euro-Gemeinschaft zeichnet sich ab. So nimmt der Zerfall eben seinen Lauf, und irgendwann ist es auch für Kerneuropa zu spät, weil ganz einfach schon zu viel des Erreichten zerbrochen ist.
In jeder Krise steckt ja auch eine Chance. Daher - Arbeitsweise überdenken, die Union strategisch ausrichten, unkomplizierte Methoden anwenden, aufs Wesentliche konzentrieren. Reformieren, konsolidieren, erneuern.

Die Montan-Union seinerzeit war attraktiv, aber warum denn? Doch nicht wegen abstrakter Gedanken, der Massenarbeitslosigkeit oder wegen des Verzichts auf Sicherheitspolitik. Sondern doch wohl eher aufgrund des Gegenteils. Beliebtheit lässt sich nicht erzwingen, man muss sie erarbeiten. Und zwar so, dass sie die Menschen auch verstehen.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Antworten