Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

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schokoschendrezki
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(20 Mar 2017, 16:12)

Darum geht es doch gar nicht; in Polen investieren deutsche Unternehmen in einem Maße, daß Herr Kaczyński deshalb auch schon ziemlich unrund lief. Es geht schon um den guten Willen und das Bemühen "dabei zu sein". Diese Investitionen würden mit Sicherheit auch fortgesetzt, wenn die Wirtschaft Polens durch "grenzenlose Währung" einen weiteren Aufschwung nimmt. Die Balten sind ja auch durchgestartet.
Das ist eben die Frage. Ökonomen wie Paul Krugman argumentieren seit Jahren - auch und gerade mit Blick auf Osteuropa - gegen eine Gemeinschaftswährung. Allerdings aus völlig rationalen und rein finanzökonomischen Erwägungen heraus. Ohne irgendwelche Dazugehörigkeitserzählungen. Und bislang jedenfalls leuchten mir solche Argumente ein. Ich weiß nicht, ob der Vergleich vielleicht ein wenig hinkt: Aber eine Modellbahnanlage, wo ich für sämtliche Weichen einen einzigen Knopf zum gemeinsamen Umschalten habe wird ganz sicher nicht so gut funktionieren wie eine, bei der ich jede Weiche separat stellen kann. In der Programmierung gab es im Laufe der Dekaden Paradigmenwechsel von der algorithmischen über die hierarchische hin zur objektorientierten Programmierung. In der Wirtschaftsorganisation von den vertikalen Hierarchien hin zu flachen Strukturen. In allen Fällen erweisen sich autonom funktionierende Teilstrukturen als die bessere Variante. Indem an die Stelle von Steuerflüssen Informationsflüsse treten. Bezogen auf die europäische Gemeinschaft würde das bedeuten: Offene aber autonom entscheidende Teilgemeinschaften. Ich sehe gegenwärtig in keinem Teil Europas eine Mehrheit der Bevölkerung für Zentrale oder Einheitliche Strukturen. Auch (oder schon gar nicht) in Frankreich oder Deutschland. Nur wird diese Abneigung gegen Zentralismus von populistischen Politikern in neo-nationalistische Kanäle gelenkt. Darin sehe ich das Problem. Man müsste diesen Willen anstelle dessen in das Projekt eines gemeinschaftlichen aber dezentral funktionierenden Europas "von unten" lenken.
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H2O
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Gottlob ist Herr Krugmann mit seinen Wirtschaftstheorien ziemlich umstritten. Außerdem vertritt er US-amerikanische Interessen. Warum zerlegt er denn nicht die USA? Dazu sollten Sie aber unseren Teilnehmer Adam Smith fragen; der hat Herrn Krugmann "gefressen"! :)

Wollte man Ihre Logik ganz hartnäckig durchziehen, dann wären die kleinsten Gemeinschaften die erfolgreichsten. Und dennoch geben Riesenreiche wie die USA und China in der Weltwirtschaft den Ton an, und die EU muß sich auch nicht verschämt zur Seite bewegen. Je geringer die Hindernisse für die Entfaltung der Wirtschaft sind, desto besser. Eine gemeinsame Währung und offene Grenzen und ordentliche Verkehrswege sind die halbe Miete; danach kommen harmonisierte Sozialleistungen und Steuersätze. Da geht's lang!
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Kardux
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Kardux »

Welfenprinz hat geschrieben:Tja,eine Frage der Rhetorik. Ist Cem Özdemir eine “Machtübernahme“? Wenn jemand auf dem Boden der FDGO steht und handelt ist es egal,ob er Mustafa oder Peter heisst.
Es erfolgt auch ein Bewusstseinswandel. Ich finde wir sollten da auf die Überzeugungskraft unserer Lebensweise setzen.
Niemand,egal mit welcher Hautfarbe,will wirklich wieder so leben wie unsere Urgrosseltern. Mit Frau am Herd und Dorfpfarrer als höchster Instanz. Und das gilt für das bayerische Bergdorf genauso wie für das anatolische.
Im Kern stimme ich Ihnen zu, aber die Realität sieht doch anders aus. Cem Özdemir, dessen Wertevorstellungen ich zu 100 % unterstütze, ist ein Ausnahmebeispiel. Ich würde ihn nicht als einen repräsentativen Deutschen mit türkischen Migrationshintergrund bezeichnen. Seine liberalen Vorstellungen in allen Bereichen stehen im krassen Kontrast zur türkischen Community (der Mehrheit!) in Deutschland. Und die derzeitige Tendenz sieht nicht so aus, als ob in naher Zukunft ein Bewusstseinswandelt eintreten würde.

Man betrachte sich doch hier ganz spezifisch die Deutschtürken dritter Generation mit Hochschulbildung. Wie sieht es aus mit Themen wie dem Armeniergenozid, der Kurdenfrage, der Meinungspluralität, der Homophobie, der Genderfrage, dem ausgeprägtem Nationalismus, den nostalgischen Weltmachtsphantasien, dem Hang zu Verschwörungstheorien, der Religionsfreiheit, dem Führerkult um Erdogan, und dem Verständnis das in der Türkei die Gewaltenteilung gewahrt werden muss? Bei der letzten Wahl im November 2015 wählten zumindest 60 % aller türkischen Wähler in Deutschland für die AKP. 7,5 % für die rechtsextremistische MHP. Die HDP erhielt 16 % und die CHP 15 %. Die Wähler der HDP sind für gewöhnlich Kurden und Mitglieder anderer Minderheiten. Das zeigt sich nämlich am Wahlerfolg der HDP in bestimmten Ländern außerhalb der Türkei - der Schweiz beispielsweise. Die Schweiz, welche die PKK nicht als Terrororganisation betrachtet, gilt als eine Hochburg für Kurden aus der Türkei, speziell all jenen mit einer Affinität zur PKK und dem kurdischen Widerstand. Daher muss man davon ausgehen das die AKP unter den Türkei-Türken in Deutschland prozentuell noch stärker vertreten ist.

Die CHP-Wähler in Deutschland, denen ich bei den oben angeführten Themen zwar auch keine allgemein-demokratische Haltung zutraue, sind demzufolge eine extrem kleine Minderheit. Die westlich-orientierten Deutschlandtürken die für Laizismus einstehen, Gewaltenteilung, und einer progressiven Haltung in der Geschlechterthematik und der sexuellen Orientierung, sind somit nicht repräsentativ innerhalb der türkischen Community in Deutschland. Die Cem Özdemirs sind eine Seltenheit und der Ausgang des Referendums (speziell was die Wählerschaft in Deutschland betrifft) wird ein weiterer Beweis für diese Annahme sein.

Wer als Deutschlandtürke mit "Ja" stimmt beweist aber auch, dass er/sie nichts aus der Geschichte der Wahlheimat gelernt hat. Wer sein eigenes Parlament abwählt und die Gewaltenteilung auf legale Weise auflöst ist mitschuldig am weiteren Schicksal des Landes. Wenn die demokratischen Verhältnisse in Deutschland schon kein Beispiel für türkische Wahlberechtigte sind an dem man sich richtet, ist sowieso jede Hoffnung für eine demokratische Türkei verloren.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Wähler »

Interessante Dokumentation auf Arte zum Thema Brexit und Überleben der EU
http://www.arte.tv/guide/de/069878-000- ... -um-europa
Fazit:
Um die Transfugalkräfte im Zaum zu halten, muss die EU stabilisiert werden.
Gemeinsame Terrorismusbekämpfung, koordinierte Steuerung der Migration, Schaffung einer europäische Verteidigungsunion tragen dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerungen Rechnung.
Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und Stabilisierung des Euro durch Wirtschaftsentwicklung in den Südländern erhalten die Vorteile des gemeinsamen Binnenmarktes.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Ger9374 »

Wähler hat geschrieben:(22 Mar 2017, 07:10)

Interessante Dokumentation auf Arte zum Thema Brexit und Überleben der EU
http://www.arte.tv/guide/de/069878-000- ... -um-europa
Fazit:
Um die Transfugalkräfte im Zaum zu halten, muss die EU stabilisiert werden.
Gemeinsame Terrorismusbekämpfung, koordinierte Steuerung der Migration, Schaffung einer europäische Verteidigungsunion tragen dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerungen Rechnung.
Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und Stabilisierung des Euro durch Wirtschaftsentwicklung in den Südländern erhalten die Vorteile des gemeinsamen Binnenmarktes.
Das setzt aber den Willen zu schmerzhaften Reformen in den Nationen voraus. Abgabe genannter Kompetenzen. Sonst bleibt es wieder bei einer Transferunion.Das muss vorher festgelegt werden. Da sind dann auch ganz andere Summen für wirksame Veränderungen einzuplanen.Nicht das solche Milliarden in den nationalen gesamthaushalten versickern. Da ist die E.U von Anfang an als Garant zu sehen.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(22 Mar 2017, 07:21)

Das setzt aber den Willen zu schmerzhaften Reformen in den Nationen voraus. Abgabe genannter Kompetenzen. Sonst bleibt es wieder bei einer Transferunion.Das muss vorher festgelegt werden. Da sind dann auch ganz andere Summen für wirksame Veränderungen einzuplanen.Nicht das solche Milliarden in den nationalen gesamthaushalten versickern. Da ist die E.U von Anfang an als Garant zu sehen.
Ich habe nichts gegen eine Transferunion, wenn die europäische Gemeinschaft sich eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftsregierung zulegt, die ein verbrieftes Durchgriffsrecht in die Gestaltung der nationalen Haushalte hat. Man kann sich nämlich vorstellen, daß man Haushalte und Steuererhebung so gestalten kann, daß man ein Höchstmaß an Transfers erhält und so gut wie nichts in die gemeinsame Kasse einzahlt. Wobei "so gut wie nichts" auf den Gesamthaushalt des betreffenden "Gestalters" bezogen ist. Solches Fehlverhalten muß von vorn herein verhindert werden... sonst sind wir sehr schnell wieder bei feindseligen Zurechtweisungen und Zurückweisungen nach dem Muster Griechenland oder gelegentlich auch Italien. So etwas macht keine Freude!

Damit erhielte das EU-Parlament der Euro-Gruppe eine erhebliche Aufwertung und einen erheblichen Machtzuwachs. Denn selbstverständlich muß das EU-Parlament die gemeinsame Regierung für Wirtschaft und Finanzen ernennen und kontrollieren.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(21 Mar 2017, 13:47)

Gottlob ist Herr Krugmann mit seinen Wirtschaftstheorien ziemlich umstritten. Außerdem vertritt er US-amerikanische Interessen. Warum zerlegt er denn nicht die USA? Dazu sollten Sie aber unseren Teilnehmer Adam Smith fragen; der hat Herrn Krugmann "gefressen"! :)

Wollte man Ihre Logik ganz hartnäckig durchziehen, dann wären die kleinsten Gemeinschaften die erfolgreichsten. Und dennoch geben Riesenreiche wie die USA und China in der Weltwirtschaft den Ton an, und die EU muß sich auch nicht verschämt zur Seite bewegen. Je geringer die Hindernisse für die Entfaltung der Wirtschaft sind, desto besser. Eine gemeinsame Währung und offene Grenzen und ordentliche Verkehrswege sind die halbe Miete; danach kommen harmonisierte Sozialleistungen und Steuersätze. Da geht's lang!
Es geht nicht einfach um "klein" ... es geht, nochmal, um das modernere objektorientierte Paradigma "Informationsflüsse anstelle von Steuerflüssen" im Vergleich zu hergebrachtem Zentralismus, Hierarchie und Einheitlichkeit. Und es geht, ganz einfach gesagt, um eine neue EU von unten statt von oben.

Unabhängig davon und zur aktuellen Entwicklung: Sowohl Polen als auch die Slowakei haben sich jüngst ganz ausdrücklich und vehement gegen ein Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten ausgesprochen. Und das aus ziemlich unterschiedlichen politischen Lagern. (Polen/Kaczynski rechtskonservativ, Slowakei/Fico sozialdemokratisch). Dazu gestern in Deutschlandfunk/Europa Heute ein diesem Thema gewidmeter Beitrag: "Gegen eine EU der zwei Geschwindigkeiten" (http://www.deutschlandfunk.de/slowakei- ... _id=381813). Und darin der slowakische Regierungschef Fico wörtlich:
Die Slowakei will und muss im Kern der EU-Integration bleiben. Wir wollen überall dabei sein. Die EU ist für uns ein lebenswichtiges Projekt.
Man sollte sich von den tatsächlich massiven Differenzen, die es zwischen den Regierungen der V4-Staaten auf der einen und den Regierungen der "Alt"-EU-Staaten auf der anderen Seite gibt, nicht täuschen lassen: Die eigentliche, populäre, "hochprozentige" und in der Bevälkerung verankerte EU-Euphorie ist in den letzten Jahren von West nach Ost gewandert. Zumindest was die Chance auf eine wirklich von Massen mitgetragene EU "von unten" anbelangt.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Mar 2017, 09:14)

Es geht nicht einfach um "klein" ... es geht, nochmal, um das modernere objektorientierte Paradigma "Informationsflüsse anstelle von Steuerflüssen" im Vergleich zu hergebrachtem Zentralismus, Hierarchie und Einheitlichkeit. Und es geht, ganz einfach gesagt, um eine neue EU von unten statt von oben.

Unabhängig davon und zur aktuellen Entwicklung: Sowohl Polen als auch die Slowakei haben sich jüngst ganz ausdrücklich und vehement gegen ein Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten ausgesprochen. Und das aus ziemlich unterschiedlichen politischen Lagern. (Polen/Kaczynski rechtskonservativ, Slowakei/Fico sozialdemokratisch). Dazu gestern in Deutschlandfunk/Europa Heute ein diesem Thema gewidmeter Beitrag: "Gegen eine EU der zwei Geschwindigkeiten" (http://www.deutschlandfunk.de/slowakei- ... _id=381813). Und darin der slowakische Regierungschef Fico wörtlich:


Man sollte sich von den tatsächlich massiven Differenzen, die es zwischen den Regierungen der V4-Staaten auf der einen und den Regierungen der "Alt"-EU-Staaten auf der anderen Seite gibt, nicht täuschen lassen: Die eigentliche, populäre, "hochprozentige" und in der Bevälkerung verankerte EU-Euphorie ist in den letzten Jahren von West nach Ost gewandert. Zumindest was die Chance auf eine wirklich von Massen mitgetragene EU "von unten" anbelangt.
Das glaube ich so wieder nicht. Natürlich habe ich die Vorstellungen von Herrn Fico gelesen. Der sieht eben die greifbaren Vorteile der EU für sein Land: Der Beitritt zur EU hat sämtliche slowakischen Erwartungen durch den EU-Beitritt erfüllt! Und nun droht erstmals die Abkopplung von dieser Quelle weiteren Wohlstands. Da würde ich mich auch aufregen. Und das alles nur deshalb, weil die Slowakei keine moslemischen Flüchtlinge aufnehmen will. Im Rest will Herr Fico nämlich die Gemeinschaft, die Slowakei aber bitte ethnisch rein. Tja, es gibt Sachen, die gehen mir wirklich hinten vorbei.

Die EU ist eine Vielvölker-Gemeinschaft auf freiwilliger Grundlage. Wer die nicht will, kann ja eine eigene Gemeinschaft nach eigenem Geschmack aufbauen. Niemand hindert diese Sonderlinge daran... siehe BREXIT. Nur bezahlen möchte ich nicht dafür. Am Ende werden wir Europäer noch Naziverbrecher genannt, weil wir unsere Vorstellungen von einem künftigen Miteinander in einer Wertegemeinschaft verfolgen.

Niemand hat die Visegradskis zum Beitritt in die EU auf der Grundlage des Vertrags von Lissabon genötigt. Das war deren unabhängige Entscheidung, auch hinsichtlich der Gemeinschaftswährung. In diesen Verträgen steht klipp und klar, daß den Mitgliedern frei gestellt ist, miteinander weitergehende Verbindungen bis hin zum Zusammenschluß in einem Staat ein zu gehen. Da muß niemand um Erlaubnis gefragt werden... ob sich nun 2 oder 20 Mitglieder dazu entschließen. Selbstverständlich müssen die unmittelbar betroffenen Menschen einer staatlichen Vereinigung zustimmen... aus meiner Sicht mit 2/3-Mehrheit. Da steht auch nicht, daß irgendwelche Sonderlinge ein Recht haben, diese Bewegung zu verbieten. Das hatten die BREXITeers erkannt, und das war ihnen ein Graus

Eine EU "von unten" wird nie zu Stande kommen. Die wird immer ein Projekt der geistigen Eliten sein. Das betrifft die Gründung der EU vor 60 Jahren ebenso wie ihre Weiterentwicklung bis heute. Die "da unten" meckern über krumme Gurken oder Energiesparlampen; den Vorteil von Handelsnormen und Industrienormen erkennen nur die damit Befaßten. Die machen sich auch die Arbeit damit.

Im Augenblick ärgere ich mich über den Verbraucher täuschende Verpackungsgrößen:

Butter Polen 200 und 300 gr, Deutschland 250 gr.
Marmelade Polen 390 gr., Deutschland 450 gr.

Das wäre meiner Meinung nach ein Grund für die EU, hier ein zu greifen. Polnische Marmelade ist nämlich ausgezeichnet und könnte in der Verpackung so in unseren deutschen Regalen stehen.
Über die Butter liege ich mit meiner Frau im Streit: Der Geschmack ist geringfügig unterschiedlich, die Inhaltsangaben stimmen aber überein... wobei die polnische Verpackung eine sehr übersichtliche Tabelle zeigt, und die deutsche Verpackung die Angaben nach Gefühl und Wellenschlag über die Packung verteilt.

So sieht ein Europa von unten aus, und das bei offenen Grenzen und Zollfreiheit.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(22 Mar 2017, 10:04)
Das glaube ich so wieder nicht. Natürlich habe ich die Vorstellungen von Herrn Fico gelesen. Der sieht eben die greifbaren Vorteile der EU für sein Land: Der Beitritt zur EU hat sämtliche slowakischen Erwartungen durch den EU-Beitritt erfüllt! Und nun droht erstmals die Abkopplung von dieser Quelle weiteren Wohlstands. Da würde ich mich auch aufregen. Und das alles nur deshalb, weil die Slowakei keine moslemischen Flüchtlinge aufnehmen will. Im Rest will Herr Fico nämlich die Gemeinschaft, die Slowakei aber bitte ethnisch rein. Tja, es gibt Sachen, die gehen mir wirklich hinten vorbei.
Im letzten Punkt gehe ich völlig konform ... Zwei Dinge nur zum Sonstigen: Das Interesse und der Gewinn durch Investorentätigkeit (insbesondere der westeuropäischen Autoindustrie) in Ländern wie Slowakei oder Ungarn ist exakt die eine Hälfte der Medaille. Die andere Hälfte ist der Reinerlös der Investoren. Kein Unternehmen investiert einfach so aus "Slowakensympathie" ... das sind knallharte Umsatzinteressen. Sonst nix.
Die EU ist eine Vielvölker-Gemeinschaft auf freiwilliger Grundlage. Wer die nicht will, kann ja eine eigene Gemeinschaft nach eigenem Geschmack aufbauen. Niemand hindert diese Sonderlinge daran... siehe BREXIT. Nur bezahlen möchte ich nicht dafür. Am Ende werden wir Europäer noch Naziverbrecher genannt, weil wir unsere Vorstellungen von einem künftigen Miteinander in einer Wertegemeinschaft verfolgen.

Niemand hat die Visegradskis zum Beitritt in die EU auf der Grundlage des Vertrags von Lissabon genötigt. Das war deren unabhängige Entscheidung, auch hinsichtlich der Gemeinschaftswährung. In diesen Verträgen steht klipp und klar, daß den Mitgliedern frei gestellt ist, miteinander weitergehende Verbindungen bis hin zum Zusammenschluß in einem Staat ein zu gehen. Da muß niemand um Erlaubnis gefragt werden... ob sich nun 2 oder 20 Mitglieder dazu entschließen. Selbstverständlich müssen die unmittelbar betroffenen Menschen einer staatlichen Vereinigung zustimmen... aus meiner Sicht mit 2/3-Mehrheit. Da steht auch nicht, daß irgendwelche Sonderlinge ein Recht haben, diese Bewegung zu verbieten. Das hatten die BREXITeers erkannt, und das war ihnen ein Graus

Eine EU "von unten" wird nie zu Stande kommen. Die wird immer ein Projekt der geistigen Eliten sein. Das betrifft die Gründung der EU vor 60 Jahren ebenso wie ihre Weiterentwicklung bis heute. Die "da unten" meckern über krumme Gurken oder Energiesparlampen; den Vorteil von Handelsnormen und Industrienormen erkennen nur die damit Befaßten. Die machen sich auch die Arbeit damit.
Nur: Genau das ist der Kritik-Punkt der stetig wachsenden Schar von EU-Skeptikern. Es mag ja realistisch gedacht sein, das unumwunden so zuzugeben ... das Projekt EU wird dies - solange Demokratie herrscht - aber gewiss nicht retten.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Natürlich kann sich kein Unternehmen leisten, aus reiner Menschenfreundlichkeit oder "Slowakenfreundlichkeit" in der Slowakei oder sonstwo zu investieren. Wenn dabei Aufwand und Gewinn nicht zu eineinander passen wollen, dann ist da Schluß mit lustig. Aber die Investoren stehen auch nur deshalb Schlange, weil die Slowakei einen guten Zugang zum großen gemeinsamen Markt hat und eben händeringend Arbeit für ihre Menschen sucht. Hinzu kommen Fördermittel aus der EU-Kasse für Infrastruktur (Straßen, Energieversorgung, Wasserversorgung). Diese Dinge sollte Herr Fico wirklich gut abwägen, ehe er so kraftvoll auf den Pudding haut.

Das gilt aber in gleicher Weise für Herrn Kaczyński. Die Polen wissen das recht gut, wie ich im Deutschlandfunk hören konnte.

Ich meine schon, daß zur Zeit ein Sinneswandel zu Gunsten des europäischen Projekts einsetzt, weil fast allen mit Verstand begabten Leuten in den alten EU-Staaten klar wird, wovon sie sich verabschieden würden, wenn sie sehenden Auges die EU gegen die Wand fahren ließen. Inzwischen nehmen Politiker ohne Zögern Partei für die Weiterentwicklung des europäischen Projekts... siehe Macron und zuvor Rutte und demnächst, so vermute ich., Mutti oder Gurken-Martin. Nicht zuletzt auch das öffentliche Bürgerengagement für das europäische Projekt. Wann gab es das zuletzt... vielleicht Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre? Auf die sogenannten EU-Skeptiker muß niemand Rücksicht nehmen: Von dort kommt nur Zerstörung, im Kleinen wie im Großen.
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Sicherheitsfragen von Erdogan aufgeworfen

Beitrag von King Kong 2006 »

Wie können sich Europäer denn schützen?
Erdogan warnt Europäer: Sie werden nicht mehr sicher sein

In einer erneuten Verbalattacke hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Europäer gewarnt, sie seien künftig nicht mehr sicher. "Wenn Sie sich weiterhin so verhalten, dann wird morgen weltweit kein Europäer, kein Bürger des Westens in Sicherheit und Frieden die Straßen betreten können", sagte Erdogan am Mittwoch bei einer Rede in der türkischen Hauptstadt Ankara.

Der Präsident sagte nicht, wie seine Warnung konkret zu verstehen sei.

https://www.welt.de/newsticker/news1/ar ... -sein.html
Sollte Europa (EU?) besser das tun, was Erdogan will?
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: Sicherheitsfragen von Erdogan aufgeworfen

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(23 Mar 2017, 16:31)

Wie können sich Europäer denn schützen?



Sollte Europa (EU?) besser das tun, was Erdogan will?
Nein; aber angemessen auf angedrohte Taten reagieren. Das sollte Teil eines vorbeugenden und umfassenden Sicherheitskonzepts sein. Einen wohlwollenden Partner dürfen wir Deutschen und Europäer in der augenblicklichen Lage dort sicher nicht mehr erwarten. 5. Kolonne beobachten.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Hyde »

Die EU ist bei den Deutschen so beliebt wie lange nicht

Trotz des Erstarkens populistischer und euroskeptischer Parteien ist in Deutschland die Zustimmung für Europa so groß wie seit mindestens 25 Jahren nicht mehr. Denn 45 Prozent der Deutschen seien der Meinung, Deutschland profitiere von seiner EU-Mitgliedschaft, teilte der Bankenverband BdB am Donnerstag zur Umfrage unter etwa 1000 Menschen mit.
Seit 2010 habe sich dieser Wert fast verdoppelt und sei auf den höchsten Stand seit Umfrage-Beginn 1992 geklettert. „In Deutschland wächst die Zustimmung zur Europäischen Union", sagte BdB-Präsident Hans-Walter Peters. „Aller Krisenstimmung zum Trotz zweifeln die Bundesbürger nicht am Nutzen Europas."

Etwa 14 Prozent fürchten eher Nachteile – und damit nur noch etwa halb so viel wie 2010. Bei einem Referendum würden laut Umfrage der GfK-Marktforscher 75 Prozent für einen EU-Verbleib stimmen, nur zehn Prozent für einen Austritt.
https://www.derwesten.de/politik/die-eu ... 28869.html

Die Popularität der EU erreicht historische Rekordwerte.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Hyde hat geschrieben:(23 Mar 2017, 22:23)

https://www.derwesten.de/politik/die-eu ... 28869.html

Die Popularität der EU erreicht historische Rekordwerte.
Ist doch verrückt: Auf Staatenebene droht die EU auseinander zu brechen. Jetzt werden die Bürger wach, weil ihnen doch bewußt ist, was sie dadurch verlieren könnten. Das ist nicht nur in Deutschland so. Ein Grund zur Hoffnung und Freude für Europäer.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Moses »

H2O hat geschrieben:(24 Mar 2017, 08:44)

Ist doch verrückt: Auf Staatenebene droht die EU auseinander zu brechen. Jetzt werden die Bürger wach, weil ihnen doch bewußt ist, was sie dadurch verlieren könnten. Das ist nicht nur in Deutschland so. Ein Grund zur Hoffnung und Freude für Europäer.
Da bin ich nicht ganz bei Dir.

Ich freue mich ohne jeden Zweifel, dass an der Basis endlich das Bewusstsein reift, was wir verlieren wenn die EU untergeht - das stimmt.

Ei Grund zur Hoffnung und Freude wäre es, wenn sich besagte Gruppen hörbar gezielt artikulieren würden, so dass von der Basis aus - demkratisch - ein Umbau, ein Neuanfang, wie auch immer - in der EU beginnen könnte.
Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Moses hat geschrieben:(24 Mar 2017, 08:50)

Da bin ich nicht ganz bei Dir.

Ich freue mich ohne jeden Zweifel, dass an der Basis endlich das Bewusstsein reift, was wir verlieren wenn die EU untergeht - das stimmt.

Ei Grund zur Hoffnung und Freude wäre es, wenn sich besagte Gruppen hörbar gezielt artikulieren würden, so dass von der Basis aus - demkratisch - ein Umbau, ein Neuanfang, wie auch immer - in der EU beginnen könnte.
Das dürfte ein unlösbares Problem sein; bislang scheinen die Freunde Europas ohne Bindung an politische Parteien für Europa das Wort zu ergreifen. Politisches Wirken setzt aber doch Zugehörigkeit zu einer Partei voraus. Dann wollen Freunde Europas in Partei A gegen Freunde Europas in Partei B gewinnen.

Deshalb finde ich es doch ganz gut, daß hier eine wenig formale Bewegung für Europa antritt, die sich dann auch wieder auflösen kann, wenn die Karre endlich wieder gut läuft. Zu einem Gemeinwesen gehört ja mehr als das Gefühl, daß wir alle Europäer sind. Das Gefühl sollte aber wirksam bleiben.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Moses »

H2O hat geschrieben:(24 Mar 2017, 09:02)

Das dürfte ein unlösbares Problem sein; bislang scheinen die Freunde Europas ohne Bindung an politische Parteien für Europa das Wort zu ergreifen. Politisches Wirken setzt aber doch Zugehörigkeit zu einer Partei voraus. Dann wollen Freunde Europas in Partei A gegen Freunde Europas in Partei B gewinnen.

Deshalb finde ich es doch ganz gut, daß hier eine wenig formale Bewegung für Europa antritt, die sich dann auch wieder auflösen kann, wenn die Karre endlich wieder gut läuft. Zu einem Gemeinwesen gehört ja mehr als das Gefühl, daß wir alle Europäer sind. Das Gefühl sollte aber wirksam bleiben.
Völlig richtig - darum hab ich ja auch bewusst meine Freude an den Anfang gestellt - - - meine Befürchtung ist eben nur, dass Durch die Vielzahl der Stimmen keine echte Botschaft ankommt - das kann sehr schnell ins Gegenteil umschlagen und genau diese engagierten Bürger verprellen, weil sie sich nicht gehört und/oder nicht verstanden fühlen.
Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die letzten Jahre war ich eher EU-skeptisch. Und auch heute sehe ich die EU nicht kritiklos, aber wenn man sich die regionalen und globalen Bewegungen und Veränderungen besieht, gilt auch für die USA, dann ist es cleverer sich in einem Schwarm zu organisieren oder einem Organismus, der sich dem besser anpasst und größere Überlebenschancen und Einfluß garantiert. Es ist aber Vorsicht geboten, daß was die Briten gemacht haben, ist gefühlt nachzuvollziehen. Das darf jetzt nicht dazu führen, daß noch mehr Kompetenzen an Brüssel abgegeben werden. Primär sollte der Nationalstaat der Souverän sein. Das hat nicht nur mit etwas gefühltem oder Nationalstolz zu tun. Denn wenn es da bröckelt, dann hält das Haus EU auch kein Stück.

Der Nationalstaat ist der Kern der EU. Wenn der unterversorgt wird und dann anfängt krank zu werden und zu faulen, dann geht der Organismus auch kaputt.

Ich bin der EU im Moment weitaus positiver eingestellt, als noch vor einem Jahr.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Moses hat geschrieben:(24 Mar 2017, 09:05)

Völlig richtig - darum hab ich ja auch bewusst meine Freude an den Anfang gestellt - - - meine Befürchtung ist eben nur, dass Durch die Vielzahl der Stimmen keine echte Botschaft ankommt - das kann sehr schnell ins Gegenteil umschlagen und genau diese engagierten Bürger verprellen, weil sie sich nicht gehört und/oder nicht verstanden fühlen.
Diese letztere Furcht teile ich nicht; ich meine schon, daß diese Bewegung in die politischen Parteien hinein wirkt, eben weil sie nicht Partei ist. Hoffentlich behalte ich damit Recht, schon verstanden!
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Ger9374 »

Ring 1 reiner Handelsblock E.U
Ring 2 beinhaltet Ring 1 und Reisefreiheit , kleine politische Zuständigkeiten für Brüssel.
Ring 3 €uro als Währung,Ring 1+2
Ring 4 volle Souveräne Vertretung durch Brüssel
+Ring 1,2,3
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Wähler »

http://www.euractiv.de/section/europako ... enthalten/
Euractiv 24 März 2017 Pittella: „Die Erklärung von Rom wird eine soziale Dimension enthalten“
Ich kann mit Manfred Weber und Guy Verhofstadt zusammenarbeiten, wenn es darum geht, die politische Integration der EU voranzutreiben. In Sachen Sozialagenda und Fiskalpakt bin ich aber anderer Auffassung...
Was, wenn die soziale Säule fehlt?
Ich bin mir sicher, sie wird enthalten sein. Die Regierungen aus Italien, Portugal, Schweden und anderen Ländern haben viel Druck ausgeübt – natürlich im Zusammenspiel mit dem EU-Parlament.
Die Sozialdemokraten haben nicht nur in Deutschland einen schweren Stand. Sie können nur wenig Dynamik entfalten. Steht der Zeitgeist innerhalb der EU auf konservativem Maßhalten und Zurückhaltung?
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(24 Mar 2017, 22:01)

Ring 1 reiner Handelsblock E.U
Ring 2 beinhaltet Ring 1 und Reisefreiheit , kleine politische Zuständigkeiten für Brüssel.
Ring 3 €uro als Währung,Ring 1+2
Ring 4 volle Souveräne Vertretung durch Brüssel
+Ring 1,2,3
Das liegt nach den erlebten Streitereien um die Zukunft der EU nahe.

Ring 1 wäre eine Lösung, die man den Briten anbieten könnte; allerdings müßte die EU dann auf ihre Grundfreiheiten verzichten, was bisher für undenkbar gehalten wurde. Dann müßte zum Ausgleich die Teilnahme am gemeinsamen Markt mit besonders hohen Kosten bewertet werden. Da könnte man auch die Türkei unterbringen. Das riecht nach "privilegierter Partnerschaft". Brüssel wäre aber dennoch im Spiel mit Handelsnormen und technischen Normen, die zur Teilnahme am gemeinsamen Markt erforderlich sind.

Ring 2 ist wohl das, was Norwegen, Island und die Schweiz unter Vertrag haben. Da rumort es nicht... also scheinen die drei im Großen und Ganzen zufrieden damit zu sein.

Ring 3 ist nichts weiter als die Eurozone... aber frei von Brüssel? Das geht doch gar nicht. Eine EZB und disziplinierende zentrale Steuerungsorgane muß es da schon geben. Andernfalls geht die Währung den Bach hinunter. Ich glaube, daß deshalb Ring 3 überflüssig ist. Nur, was tut man mit jenem Partnern, die den Euro noch nicht eingeführt haben (Dänemark, Schweden...) Für diese Partner paßte Ring 3; die Euro-Partner sollten gleich Ring 4 ansteuern.

Ring 4 mit voller Fernsteuerung aus Brüssel... das wäre ja der Zentralstaat Europa. Das kann nie und nimmer gut gehen. Sie werden sofort innere Aufstände herauf beschwören, wenn eine Minderheit sich im Nachteil sieht. Ich meine, daß eine föderale Verbindung den Minderheiten Luft zum Atmen lassen muß, insbesondere in kulturellen Fragen Auf dem Weg zu Ring 4 sind auch Zwischenschritte notwendig, weil eine umfangreiche demokratische Entscheidungskette über zentrale Hoheitsrechte und verbleibende nationale Hoheitsrechte abgearbeitet werden muß. Das ist ein 50-Jahresprogramm mit Rückschlägen und endlosen Diskussionen selbst dann, wenn die Partner sich im Grundsatz einig sind.
Zuletzt geändert von H2O am Sa 25. Mär 2017, 08:30, insgesamt 1-mal geändert.
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USA geht - EU muß kommen?

Beitrag von King Kong 2006 »

Neue EU - Neue Jobs?
Isolationskurs der USA

IWF drängt Deutschland zu Führungsrolle

US-Präsident Trump steuert sein Land in den wirtschaftlichen Isolationismus - befürchtet der IWF. Deutschland soll deshalb eine Führungsrolle bei der Verteidigung von Freihandel und Globalisierung übernehmen.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/iwf-dr ... 40339.html
Hier ist zwar gezielt Deutschland angesprochen, da aber Berlin immer so vornehm zurückhaltend ist, sagen wir die Bedeutung der EU steigt. Und deren Aufgaben.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(25 Mar 2017, 07:59)

http://www.euractiv.de/section/europako ... enthalten/
Euractiv 24 März 2017 Pittella: „Die Erklärung von Rom wird eine soziale Dimension enthalten“

Die Sozialdemokraten haben nicht nur in Deutschland einen schweren Stand. Sie können nur wenig Dynamik entfalten. Steht der Zeitgeist innerhalb der EU auf konservativem Maßhalten und Zurückhaltung?
Sie bringen vermutlich ungewollt den deutschen Wahlkampf in Verbindung mit dem Fortgang der EU-Entwicklung.

Die EU ist eine Staatengemeinschaft aus sehr unterschiedlichen souveränen Ländern, was die bevorzugte nationale Aufstellung betrifft. Da kann nichts mit Mehrheit beschlossen werden, ohne daß dann der eine oder andere Partner sich verweigert. Das Geschäft ist mühsam. Vielleicht ist mit Kuhhändeln etwas zu erreichen... also dem Zugeständnis von Dingen, die mit dem Streitpunkt gar nichts zu tun haben? Am Ende herrscht dann ein undurchdringlicher Filz von Sonderregelungen...

Aber ein Kuhhandel könnte die Gemeinschaft weiter bringen: Die Vergemeinschaftung von Altschulden der Europartner nach Übertragung der nationalen Hoheitsrechte über die Wirtschaft, die Finanzen. das Sozialwesen, die Verteidigung und die Außenpolitik auf das EU-Parlament. Davon
hätten alle Beteiligten etwas.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Darkfire »

Moses hat geschrieben:(24 Mar 2017, 08:50)

Ei Grund zur Hoffnung und Freude wäre es, wenn sich besagte Gruppen hörbar gezielt artikulieren würden, so dass von der Basis aus - demkratisch - ein Umbau, ein Neuanfang, wie auch immer - in der EU beginnen könnte.
Leider sind die Menschen welche etwas konstruktivem anhängen, an Fortschritt und Frieden glauben, an die Vernunft, Menschenrechte und Demokratie, meist auch die stillen, welche an Fairness glauben und denken man könnte sachlich Diskutieren ganz ohne Hetze.

Wie man aber im Moment sehen kann haben die Oberwasser welche laut krakelne, hetzen, lügen und verdrehen und wie sich so was auswirkt kann man Global sehr gut in der Türkei und Russland sehen und als neueste Errungenschaft auf der Landkarte des Hasses könnte man einen Trump sehen.

Man kann im Moment also nur hoffen daß nicht zuviel Schaden angerichtet wird und man irgendwann wieder mal das Hirn einschaltet, aber vorerst sehe ich leider eher negative Entwicklungen.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(25 Mar 2017, 07:59)
http://www.euractiv.de/section/europako ... enthalten/
Euractiv 24 März 2017 Pittella: „Die Erklärung von Rom wird eine soziale Dimension enthalten“
Die Sozialdemokraten haben nicht nur in Deutschland einen schweren Stand. Sie können nur wenig Dynamik entfalten. Steht der Zeitgeist innerhalb der EU auf konservativem Maßhalten und Zurückhaltung?
H2O hat geschrieben:(25 Mar 2017, 08:42)
Die EU ist eine Staatengemeinschaft aus sehr unterschiedlichen souveränen Ländern, was die bevorzugte nationale Aufstellung betrifft. Da kann nichts mit Mehrheit beschlossen werden, ohne daß dann der eine oder andere Partner sich verweigert. Das Geschäft ist mühsam. Vielleicht ist mit Kuhhändeln etwas zu erreichen... also dem Zugeständnis von Dingen, die mit dem Streitpunkt gar nichts zu tun haben? Am Ende herrscht dann ein undurchdringlicher Filz von Sonderregelungen...
Nationale und eu-weite Mehrheiten bedingen sich. Parteien in allen EU-Staaten spiegeln vergleichbare Themenschwerpunkte wider. Spitzenkandidaten und Regierungsschefs sind wichtig, sie scheitern aber, wenn der inhaltliche Kompass nicht klar genug ist. Die Jugendarbeitslosigkeit in der EU ist ein drängendes Problem. Ohne eine präzise definierte soziale Dimension wird es in der EU nicht vorangehen.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(25 Mar 2017, 10:07)

Nationale und eu-weite Mehrheiten bedingen sich. Parteien in allen EU-Staaten spiegeln vergleichbare Themenschwerpunkte wider. Spitzenkandidaten und Regierungsschefs sind wichtig, sie scheitern aber, wenn der inhaltliche Kompass nicht klar genug ist. Die Jugendarbeitslosigkeit in der EU ist ein drängendes Problem. Ohne eine präzise definierte soziale Dimension wird es in der EU nicht vorangehen.
Damit bin ich ganz einverstanden. Nur hilft es gar nichts, die Jugendarbeitslosigkeit in den Südstaaten zu bedauern. Vielmehr ist es notwendig, in aller Nüchternheit zu prüfen, weshalb es dort zu wenig Beschäftigung gibt, und weshalb dort junge Leute so oft ohne Aussicht auf Beschäftigung ihre besten Jahre vergeuden.

Sehr schnell wird da ein Faß ohne Boden geschaffen, in das jahrzehntelang (in Italiens Mezzogiorno "jahrhundertelang") Geld fließt ohne in der Sache etwas zu verändern. So finden wir dort Länder, die völlig in Staatsschulden versinken, und dennoch über einen Mangel an Investitionen und Wirtschaftstätigkeit jammern. Zum Schluß ist immer wieder Deutschland schuld an ihrem Unglück.

Aus meiner Sicht sind sämtliche jungen Leute mit ordentlicher Schulbildung und ausbaufähigen Deutschkenntnissen auf unserem Arbeitsmarkt willkommen. Allerdings müssen sie sich bewegen, denn als Unternehmer hätte ich wenig Neigung, in solchen Staaten mein Vermögen zu versenken. Diese Länder wehren sich gegen unverschämte Eingriffe in ihr Staatssystem und halten die Hand auf, während sie schimpfen.

Mit Sozialdemokratie hat diese Angelegenheit wenig zu tun, es sei denn, man nennt ungeprüfte Zuwendungen an reformunwillige oder reformunfähige Partner "sozialdemokratisch".

Mit anderen Worten: Hier zu Lande helfen wir gern und mit innerer Anteilnahme; aber in den Herkunftsländern müssen die Menschen ihre Lebensweise schon selbst auf den Prüfstand stellen und an die Neuzeit anpassen... oder um fachmännische Mitwirkung bei Reformen bitten. Das kann man wenigstens einmal versuchen... obwohl da sehr schnell der Vorwurf der Besserwisserei in Umlauf gebracht wird.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(25 Mar 2017, 10:07)
Nationale und eu-weite Mehrheiten bedingen sich. Parteien in allen EU-Staaten spiegeln vergleichbare Themenschwerpunkte wider. Spitzenkandidaten und Regierungsschefs sind wichtig, sie scheitern aber, wenn der inhaltliche Kompass nicht klar genug ist. Die Jugendarbeitslosigkeit in der EU ist ein drängendes Problem. Ohne eine präzise definierte soziale Dimension wird es in der EU nicht vorangehen.
H2O hat geschrieben:(25 Mar 2017, 11:12)
Aus meiner Sicht sind sämtliche jungen Leute mit ordentlicher Schulbildung und ausbaufähigen Deutschkenntnissen auf unserem Arbeitsmarkt willkommen. Allerdings müssen sie sich bewegen, denn als Unternehmer hätte ich wenig Neigung, in solchen Staaten mein Vermögen zu versenken. Diese Länder wehren sich gegen unverschämte Eingriffe in ihr Staatssystem und halten die Hand auf, während sie schimpfen.
Damit wären wir bei einem zweiten der vier Schwerpunkte der gemeinsamen Erklärung zu 60 Jahren Römische Verträge, der Migration. EU-Ausländer genießen die Freizügigkeit auf den Arbeitsmärkten, für Einwanderer von außerhalb der EU wären klar geregelte Kontingente sinnvoll und für die Flüchtlinge innerhalb der EU bedarf es einer möglichst indiviudellen Entwicklungshilfe. Die anderen beiden Schwerpunkte sind ökonomische Stabilität und Wohlstand, sowie ein stärkeres außenpolitisches Gewicht der EU.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(25 Mar 2017, 11:24)

Damit wären wir bei einem zweiten der vier Schwerpunkte der gemeinsamen Erklärung zu 60 Jahren Römische Verträge, der Migration. EU-Ausländer genießen die Freizügigkeit auf den Arbeitsmärkten, für Einwanderer von außerhalb der EU wären klar geregelte Kontingente sinnvoll und für die Flüchtlinge innerhalb der EU bedarf es einer möglichst indiviudellen Entwicklungshilfe. Die anderen beiden Schwerpunkte sind ökonomische Stabilität und Wohlstand, sowie ein stärkeres außenpolitisches Gewicht der EU.
Ist es denn nicht schändlich, daß man über ein Einwanderungsgesetz in die EU nachdenken muß, während ganz offenbar Millionen junger Leute im Binnenmarkt der EU untätig ihre Zeit vertun? Ich habe nichts gegen die Einwanderung fähiger und arbeitswilliger junger Leute in die EU; aber den voran gegangenen Hinweis kann ich mir hier doch nicht verkneifen.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(25 Mar 2017, 11:24)
Damit wären wir bei einem zweiten der vier Schwerpunkte der gemeinsamen Erklärung zu 60 Jahren Römische Verträge, der Migration. EU-Ausländer genießen die Freizügigkeit auf den Arbeitsmärkten, für Einwanderer von außerhalb der EU wären klar geregelte Kontingente sinnvoll und für die Flüchtlinge innerhalb der EU bedarf es einer möglichst indiviudellen Entwicklungshilfe. Die anderen beiden Schwerpunkte sind ökonomische Stabilität und Wohlstand, sowie ein stärkeres außenpolitisches Gewicht der EU.
H2O hat geschrieben:(25 Mar 2017, 11:41)
Ist es denn nicht schändlich, daß man über ein Einwanderungsgesetz in die EU nachdenken muß, während ganz offenbar Millionen junger Leute im Binnenmarkt der EU untätig ihre Zeit vertun? Ich habe nichts gegen die Einwanderung fähiger und arbeitswilliger junger Leute in die EU; aber den voran gegangenen Hinweis kann ich mir hier doch nicht verkneifen.
Das mit dem Einwanderungsgesetz bezog sich mehr auf Deutschland, dass wegen seiner Beliebheit über eine Kontingentierung bei Einwanderern von außerhalb der EU - bitte nicht mit Asylproblematik verwechseln - nachdenken sollte, um die eigene Bevölkerung nicht mit einer zu hohen quantitativen Einwanderung zu überfordern. In Italien sind die Dinge wieder anders gelagert, weil dort besonders viele Flüchtlinge aus Afrika Unterschlupf gefunden haben.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Ger9374 »

H2O hat geschrieben:(25 Mar 2017, 11:41)

Ist es denn nicht schändlich, daß man über ein Einwanderungsgesetz in die EU nachdenken muß, während ganz offenbar Millionen junger Leute im Binnenmarkt der EU untätig ihre Zeit vertun? Ich habe nichts gegen die Einwanderung fähiger und arbeitswilliger junger Leute in die EU; aber den voran gegangenen Hinweis kann ich mir hier doch nicht verkneifen.

Defizite müssen benannt werden und auf den Tisch der Tagesordnung. Viel zu lange wird mit Rücksicht auf falsche Eitelkeiten Problem um Problem totgeschwiegen oder mit minireförmchen
Als erledigt abgehakt. Das ist wie in einer Ehe,
Es geht nur eine Weile gut wenn Probleme nicht auf den Tisch kommen.Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in den Südländern würde nie ernsthaft angegangen. Das sind tickende Zeitbomben.Hier gab es auch reförmchen und das war es. Sprachkurse,Anreize, Zusammenarbeit der Arbeitsagenturen mit Arbeitgebern über die Grenzen hinweg. Hilfe bei Wohnungssuche.
Was ist da alles möglich. Familiennamezug fördern falls gewünscht.ect.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(25 Mar 2017, 11:52)

Das mit dem Einwanderungsgesetz bezog sich mehr auf Deutschland, dass wegen seiner Beliebheit über eine Kontingentierung bei Einwanderern von außerhalb der EU - bitte nicht mit Asylproblematik verwechseln - nachdenken sollte, um die eigene Bevölkerung nicht mit einer zu hohen quantitativen Einwanderung zu überfordern. In Italien sind die Dinge wieder anders gelagert, weil dort besonders viele Flüchtlinge aus Afrika Unterschlupf gefunden haben.
Selbstverständlich muß Deutschland in jedem Einzelfall darüber entscheiden können, welche Zuwanderer von außerhalb der EU hier willkommen sind. Daß unser Land sich vor diese Notwendigkeit gestellt sieht, halte ich für schändlich, so lange diese große Arbeitslosigkeit in der EU besteht. Da müßte, von einigen wenigen Hochleistern abgesehen, eine wirksame Sperre herrschen. Denn auf die Zahl der Binnenwanderer hat unser Land formal gar keinen Einfluß... allenfalls ist eine Einwanderung in unsere Sozialversorgung inzwischen sehr erschwert worden.

In der Sache würde ich eine ordnende Hand der EU erwarten, denn man kann innerhalb der EU nicht einerseits international die Jugendarbeitslosigkeit beklagen und dann andererseits jeden Partner mit der Lösung seiner Arbeitsmarktprobleme allein lassen. Ich fürchte, daß es bei dem Jammer mehr um Geldflüsse aus der EU-Kasse geht und weniger um die Bitte, die anstehenden Probleme nachhaltig zu lösen.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(25 Mar 2017, 11:59)

Defizite müssen benannt werden und auf den Tisch der Tagesordnung. Viel zu lange wird mit Rücksicht auf falsche Eitelkeiten Problem um Problem totgeschwiegen oder mit minireförmchen
Als erledigt abgehakt. Das ist wie in einer Ehe,
Es geht nur eine Weile gut wenn Probleme nicht auf den Tisch kommen.Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in den Südländern würde nie ernsthaft angegangen. Das sind tickende Zeitbomben.Hier gab es auch reförmchen und das war es. Sprachkurse,Anreize, Zusammenarbeit der Arbeitsagenturen mit Arbeitgebern über die Grenzen hinweg. Hilfe bei Wohnungssuche.
Was ist da alles möglich. Familiennamezug fördern falls gewünscht.ect.
Ja, der Eindruck drängt sich wirklich auf... und auch die notwendige Beteiligung der EU an einer nachhaltigen Lösung der Probleme. Die EU ist offenbar versucht, notwendiger Arbeit und Konflikten aus zu weichen, wenn mit einigen Gemeinschaftsgeldern aufgeregte Partner ruhig gestellt werden können.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Hyde »

H2O hat geschrieben:(24 Mar 2017, 08:44)

Ist doch verrückt: Auf Staatenebene droht die EU auseinander zu brechen. Jetzt werden die Bürger wach, weil ihnen doch bewußt ist, was sie dadurch verlieren könnten. Das ist nicht nur in Deutschland so. Ein Grund zur Hoffnung und Freude für Europäer.
Es scheint sich wieder einmal die Aussage von Hölderlin zu bewahrheiten: "wo die Gefahr wächst, da wächst auch das Rettende!"

Mir scheint sowieso, dass wir in diesen hochpolitischen Zeiten gerade eine gewisse Renaissance des politischen Interesses erleben. Ich bin mir z.B. sicher, dass die Wahlbeteiligung bei der diesjährigen Bundestagswahl so hoch sein wird wie lange nicht. Die Niederländer haben da ja mit 82 Prozent schon ordentlich vorgelegt.
Auch wie hoch mittlerweile das Interesse der deutschen Öffentlichkeit an Wahlen in anderen EU-Ländern ist, zeigt, dass Europa enger zusammenwächst.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Hyde hat geschrieben:(25 Mar 2017, 13:47)

Es scheint sich wieder einmal die Aussage von Hölderlin zu bewahrheiten: "wo die Gefahr wächst, da wächst auch das Rettende!"

Mir scheint sowieso, dass wir in diesen hochpolitischen Zeiten gerade eine gewisse Renaissance des politischen Interesses erleben. Ich bin mir z.B. sicher, dass die Wahlbeteiligung bei der diesjährigen Bundestagswahl so hoch sein wird wie lange nicht. Die Niederländer haben da ja mit 82 Prozent schon ordentlich vorgelegt.
Auch wie hoch mittlerweile das Interesse der deutschen Öffentlichkeit an Wahlen in anderen EU-Ländern ist, zeigt, dass Europa enger zusammenwächst.
Letztere Anmerkung wird gestützt durch unsere Gesprächsstränge über die Wahlen in den Niederlanden und demnächst in Frankreich. Zuvor war es auch schon zur Volksbefragung für einen Umbau der italienischen Parlamente hoch her gegangen. Hoffen wir einmal, daß das allgemeine Interesse an der Politik unserer Nachbarn so bleibt..
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Wähler »

H2O hat geschrieben:(25 Mar 2017, 12:11)
In der Sache würde ich eine ordnende Hand der EU erwarten, denn man kann innerhalb der EU nicht einerseits international die Jugendarbeitslosigkeit beklagen und dann andererseits jeden Partner mit der Lösung seiner Arbeitsmarktprobleme allein lassen. Ich fürchte, daß es bei dem Jammer mehr um Geldflüsse aus der EU-Kasse geht und weniger um die Bitte, die anstehenden Probleme nachhaltig zu lösen.
Ich glaube nicht, dass die Probleme der Arbeitsplatzschaffung zentral zu lösen sind. In den USA, die ja für die höhere Mobilität ihrer Bewohner bekannt sind, haben die Strukturprobleme in deren ehemaligen Ruhrgebiet uns allen die Regierung Trump beschert. Ich stelle mir die Entwicklung in Europa eher so vor, dass es über die EU verteilt Metropolregionen mit entsprechender Wirtschaftskraft, Randregionen und den ländlichen Raum geben wird. Die Binnenmigration zwischen Rand- und Metropolregionen nimmt bekanntlich weltweit zu. Wir Deutschen können aus unseren Erfahrungen mit den Gastarbeitern lernen und es an der ein oder anderen Stelle besser machen. Wie die anderen EU-Staaten damit umgehen, hängt auch sehr von deren Geschichte und Mentalität ab. In Polen gibt es zum Beispiel bis auf die Flüchtlinge aus der Ukraine kaum Nicht-Polen.
Zuletzt geändert von Wähler am Sa 25. Mär 2017, 16:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(25 Mar 2017, 15:21)

Ich glaube nicht, dass diese Probleme zentral zu lösen sind. In den USA, die ja für die höhere Mobilität ihrer Bewohner bekannt sind, haben die Strukturprobleme in deren ehemaligen Ruhrgebiet uns allen die Regierung Trump beschert. Ich stelle mir die Entwicklung in Europa eher so vor, dass es über die EU verteilt Metropolregionen mit entsprechender Wirtschaftskraft, Randregionen und den ländlichen Raum geben wird. Die Binnenmigration zwischen Rand- und Metropolregionen nimmt bekanntlich weltweit zu. Wir Deutschen können aus unseren Erfahrungen mit den Gastarbeitern lernen und es an der ein oder anderen Stelle besser machen. Wie die anderen EU-Staaten damit umgehen, hängt auch sehr von deren Geschichte und Mentalität ab. In Polen gibt es zum Beispiel bis auf die Flüchtlinge aus der Ukraine kaum Nicht-Polen.
...doch, herzliche Grüße aus Kamień Pomorski :D Die US-amerikanische Industriepolitik hat den Menschen im Lande nicht gedient, sondern bestenfalls viele Milliardäre geschaffen. So stelle ich mir die Industriepolitik in keinem Lande der EU vor. Wir wollen doch eine soziale Komponente in Europa.

Wie soll das möglich sein, ohne eine übergeordnete Steuerung über Verwaltungsgrenzen hinweg? In der EU haben wir auch ganz natürliche Verständigungsprobleme. Da sind unterstützende Maßnahmen doch unerläßlich. Einmal muß das Land in Problemen Maßnahmen ergreifen, die seinen jungen Leuten wirklich weiter helfen, und in den aufnehmenden Regionen müssen Maßnahmen ergriffen werden, die den Lebensbedürfnissen der "Wanderarbeiter" gerecht werden.

Wie stellen Sie sich in unserem so schön bunten Europa diese Abläufe ohne zentrale Unterstützungsmaßnahmen vor? Also Intensivsprachkurse und Ausbildung in Region A und Wohnungsbau und Ausbau der Fertigungen in Region B? Das bedingt die Bewegung von Ausbildern und Lehrern... woher nehmen und nicht stehlen? Oder Spielarten von solchen Maßnahmenpaketen... US-amerikanische Ergebnisse wünsche ich uns nicht, mit Industriewüsten und sogar Sandwüsten... Das ist Wildwuchs und Raubbau... können wir uns nie und nimmer leisten.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(25 Mar 2017, 15:21)
Ich glaube nicht, dass die Probleme der Arbeitsplatzschaffung zentral zu lösen sind. In den USA, die ja für die höhere Mobilität ihrer Bewohner bekannt sind, haben die Strukturprobleme in deren ehemaligen Ruhrgebiet uns allen die Regierung Trump beschert. Ich stelle mir die Entwicklung in Europa eher so vor, dass es über die EU verteilt Metropolregionen mit entsprechender Wirtschaftskraft, Randregionen und den ländlichen Raum geben wird. Die Binnenmigration zwischen Rand- und Metropolregionen nimmt bekanntlich weltweit zu. Wir Deutschen können aus unseren Erfahrungen mit den Gastarbeitern lernen und es an der ein oder anderen Stelle besser machen. Wie die anderen EU-Staaten damit umgehen, hängt auch sehr von deren Geschichte und Mentalität ab. In Polen gibt es zum Beispiel bis auf die Flüchtlinge aus der Ukraine kaum Nicht-Polen.
H2O hat geschrieben:(25 Mar 2017, 16:00)
Wie stellen Sie sich in unserem so schön bunten Europa diese Abläufe ohne zentrale Unterstützungsmaßnahmen vor? Also Intensivsprachkurse und Ausbildung in Region A und Wohnungsbau und Ausbau der Fertigungen in Region B? Das bedingt die Bewegung von Ausbildern und Lehrern... woher nehmen und nicht stehlen? Oder Spielarten von solchen Maßnahmenpaketen... US-amerikanische Ergebnisse wünsche ich uns nicht, mit Industriewüsten und sogar Sandwüsten... Das ist Wildwuchs und Raubbau... können wir uns nie und nimmer leisten.
Ich bin nicht gegen eine maßvolle Transferunion. Nur glaube ich gemäß dem Subsidiaritätsprinzip nicht an eine Verwaltung der national-regionalen Arbeitsmärkte von Brüssel aus. Interessanter ist schon die Idee einer gemeinsamen Arbeitslosenversicherung, dem Arbeitslosengeld I in Deutschland entsprechend.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(25 Mar 2017, 16:05)

Ich bin nicht gegen eine maßvolle Transferunion. Nur glaube ich gemäß dem Subsidiaritätsprinzip nicht an eine Verwaltung der national-regionalen Arbeitsmärkte von Brüssel aus. Interessanter ist schon die Idee einer gemeinsamen Arbeitslosenversicherung, dem Arbeitslosengeld I in Deutschland entsprechend.
In Ihren Vorschlag haben Sie einen Widerspruch eingebaut: So sei es nicht möglich, den nationalen Arbeitsmarkt von Brüssel aus zu steuern (sehe ich genau so). Dann aber die gemeinsame Versicherung, die dann aber übergreifend (das ist doch dann genau so unmöglich!).

Mein Vorschlag war schon, daß die nationalen Arbeitsverwaltungen ihre Nöte nach Brüssel berichten, und daß man dort versucht, Angebote und Anfragen zu zu ordnen, Abhilfemaßnahmen aufgrund des gemeldeten Bedarfs ein zu leiten und Verbindungen zwischen den Arbeitsverwaltungen her zu stellen (eigener Sprachendienst!). Damit könnten dann Angebot und Nachfrage organisiert werden... nicht unbedingt Mensch für Mensch, aber eben verhandelbar.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Ger9374 »

Es geht doch schon los was für Berufe wo besonders nachgefragt sind. Wo können eventuell
Informationen auch richtig ausgewertet werden.
Da müssen auch sprachlich ausgebildete Fachleute der Arbeitsagenturen sich Länderübergreifend austauschen können.
Als Start wäre da eine Brüsseler zentrale für gemeinsame Arbeitsmarktmassnahmen schon angebracht. Die Regionalen Massnahmen in den Ländern haben wir doch schon. Dieses effizient zu verzahnen braucht Profis aus den Nationalstaaten. Ein Gerüst muss her auf das aufgebaut werden kann. Gelder hierfür könnten aus einem einmaligen Aufbautopf der E.U Staaten erfolgen. Sinn hätte das mehr wie alles andere was bisher angeleiert wurde. Man könnte diese Behörde ruhig als Symbolischen Akt einer Südeuropa Metropole zuschlagen. Da wäre die
höchste Zustimmung auch gewiss!
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

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Interessanter Presseclub (+ Nachgefragt als Podcast) zum Thema:
http://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen ... u-100.html
Fazit:
Die Formulierung der 4 Hauptziele, Sicherheit, Wohlstand, soziale Mindeststandards und außenpolitisches Gewicht in der Erklärung 60 Jahre EU ist ein Fortschritt.
Der Rechtspopulismus ist eine Reaktion auf zu wenig Dynamik in der positiven Entwicklung der EU.
Das Szenario der 2 Geschwindigkeiten birgt auch die Gefahr transfugaler Kräfte in sich und sollte durch mehr Gemeinsamkeiten aller gemindert werden.
Die unterschiedlichen Vorstellungen zwischen Nord- und Südstaaten, sowie west- und osteuropäischen Mitgliedern verlangen viel realistisches Maßhalten.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(26 Mar 2017, 13:28)

Interessanter Presseclub (+ Nachgefragt als Podcast) zum Thema:
http://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen ... u-100.html
Fazit:
Die Formulierung der 4 Hauptziele, Sicherheit, Wohlstand, soziale Mindeststandards und außenpolitisches Gewicht in der Erklärung 60 Jahre EU ist ein Fortschritt.
Der Rechtspopulismus ist eine Reaktion auf zu wenig Dynamik in der positiven Entwicklung der EU.
Das Szenario der 2 Geschwindigkeiten birgt auch die Gefahr transfugaler Kräfte in sich und sollte durch mehr Gemeinsamkeiten aller gemindert werden.
Die unterschiedlichen Vorstellungen zwischen Nord- und Südstaaten, sowie west- und osteuropäischen Mitgliedern verlangen viel realistisches Maßhalten.
Das ist ein Knochengerüst, dem die EU-Partner nun Muskeln hinzufügen müssen. Dazu gibt es die Parlamente zu Hause und in Brüssel, und den EU-Ministerrat. Sicherlich auch die politische Öffentlichkeit, so z. B. in diesem Forum. Lassen wir uns etwas einfallen, das über die Betrachtung von "einerseits und andererseits" hinaus geht.
Ger9374

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Ger9374 »

Jetzt hat Polen also australische Fregatten geordert. Modernisiert.
Panzer werden zur Anschaffung ausgeschrieben.
ThyssenKrupp mischt auch mit.
Da wird tief in die Zloty Kiste gegriffen.
Auch Polen setzt auf Modernisierung und Ausbau!
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H2O
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(31 Mar 2017, 15:37)

Jetzt hat Polen also australische Fregatten geordert. Modernisiert.
Panzer werden zur Anschaffung ausgeschrieben.
ThyssenKrupp mischt auch mit.
Da wird tief in die Zloty Kiste gegriffen.
Auch Polen setzt auf Modernisierung und Ausbau!
Dennoch bleibt schade, daß Polen sich aus der gemeinsamen Rüstungsplanung zurück gezogen hat.

Früher habe ich immer wieder gewarnt vor Versuchen, einen deutschen Sonderweg ein zu schlagen. Damals war es ein wenig deutsche Mode, sich eng an Rußland an zu schmiegen. Das hat sich offenbar geändert, und Deutschland spielt im Konzert seiner anderen Nachbarn mit.

Dafür hat sich Polen offenbar entschlossen, sich ab zu koppeln von Gemeinschaftsdingen. Viel mehr, als tiefes Bedauern darüber aus zu drücken, kann in Europa niemand tun.
Ger9374

Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Ger9374 »

Das bewusste zurückziehen aus weiterführenden
Europäischen Institutionen oder besser aus Länderübergreifenden Kooperationen gibt auch mir zu denken. Die PIS Regierung zeigt scheinbar
ganz bewusst das sie bereit ist andere Wege zu beschreiten. Zeigt das auch Polen andere Ideen entwickeln wird die Europa betreffen.
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(01 Apr 2017, 20:43)

Das bewusste zurückziehen aus weiterführenden
Europäischen Institutionen oder besser aus Länderübergreifenden Kooperationen gibt auch mir zu denken. Die PIS Regierung zeigt scheinbar
ganz bewusst das sie bereit ist andere Wege zu beschreiten. Zeigt das auch Polen andere Ideen entwickeln wird die Europa betreffen.
Das ist aber schon lange klar; Polen will mit dieser Regierung PiS erreichen, daß Nationalstaaten künftig wieder mehr eigene Entscheidungen auf Gebieten fällen dürfen, über die derzeit noch die Gemeinschaft mit ihren Organen bestimmt. Aber das Gemeinschaftsgeld soll natürlich weiter fließen. Wenn die EU dieses Verfahren zuläßt, dann ist sie ganz schnell Geschichte.

Durchaus möglich, daß diese Maßnahmen taktische Manöver sind, um die EU zu mehr Zugeständnissen zu treiben. Ich vermute, daß nach den Bundestagswahlen ein frischer Wind diese EU durchwehen wird. Dann läuft auch das Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten an. Leider wurde schon unfaßbar viel Zeit vertrödelt!
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von frems »

Kleiner Einwand aus Hellas:
Proclaiming a pro-EU stance without supporting federalism is “meaningless” and amounts to talking the talk but not walking the walk, according to Greece’s digital policy minister.
http://www.euractiv.com/section/future- ... aningless/
Labskaus!

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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von Kibuka »

Der EU-Abgeordnete Matteo Salvini von der italienischen Lega Nord ließ vergangene Woche bei einer Debatte im EU-Parlament über das künftige Vorgehen gegen „Hasskommentare und Fake News“ im Internet seinem Ärger freien Lauf: “Wir haben 20 Millionen Arbeitslose in Europa, wir haben den islamischen Terrorismus, Migration außer Kontrolle und womit beschäftigt ihr das Parlament am Mittwochnachmittag? Mit dem Knebeln von Facebook, mit ‘Fake News’. Euch sollte ein sehr guter Arzt therapieren“, rief er den Abgeordneten zu. Das Publikum applaudierte.
Have no heroes, look up to no-one, for if you do, the best you'll ever be is second. If you have to ask why, you'll never understand!

„Weil das Wohl von einem genauso schwer wiegt, wie das Wohl von vielen.“
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Re: Die "neue" EU? Chance in der Krise?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(14 Apr 2017, 19:33)

Kleiner Einwand aus Hellas:


http://www.euractiv.com/section/future- ... aningless/
Diesen Aufruf muß man sich aber auch auf der Zunge zergehen lassen! Herr Nikos Papas strebt nach der Föderation Europa, dann aber mit Blick auf geteilte Kosten für das Sozialwesen. Stillschweigend nimmt er wohl an, daß das Sozialwesen jedes Mitglieds dabei unverändert beibehalten wird.

Dennoch, der Ansatz ist ja richtig. Wir Europäer müssen gemeinsame Standards anpeilen, die am Ende auch bezahlbar sind. Und wir müssen bei erwiesener Unfähigkeit eines Mitgliedsstaats, seine eigenen Angelegenheiten so zu regeln, daß er seine Bedürfnisse nicht erwirtschaften kann, in seine Wirtschaft und seine Finanzen hinein regieren, so wie dies in der Bundesrepublik Deutschland auch möglich ist, hier eben auf Landesebene.

Was also fehlt, das ist ein Plan für den Weg zu diesem Ziel. Das Weißbuch der EU-Kommission für die Weiterentwicklung der EU muß in diesem Sinne ausgestaltet werden. Dazu müßte Herr Nikos Papas einen konstruktiven Beitrag liefern... ansonsten bleibt sein Aufruf "heiße Luft"!
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King Kong 2006
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Eine "neue EU" ohne Aussicht auf die Türkei?

Beitrag von King Kong 2006 »

Im Juni soll ein Bericht zur der Frage der Beitrittsverhandlungen des EU-Beitritts der Türkei veröffentlicht werden. Offenbar soll es nicht nur eine (erneute?) Prüfung dazu geben und um die Frage des "einfrierens", sondern um den Abbruch. Das wäre sicherlich für beide Seiten eine ehrliche Sache.
Entscheidung zu Abbruch der EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei im Juni

Vorerst halten sich die EU-Institutionen mit Aussagen bezüglich eines EU-Beitritt-Stopps zurück. Die Kommission dürfte bis Juni einen Bericht erstellen

Die EU-Kommission wird in den kommenden Wochen eine formelle Prüfung beginnen, ob die Türkei jene Kriterien erfüllt, die für ein Bewerberland für den EU-Beitritt bzw. die Verhandlungen gelten. Einen Bericht dazu könnte es noch vor dem regulären EU-Gipfel Ende Juni geben. Möglicherweise werden die Staats- und Regierungschefs bereits dann darüber entscheiden, ob die derzeit "eingefrorenen" Beitrittsverhandlungen auch formell abgebrochen werden oder nicht.

derstandard.at/2000056078839/Entscheidung-zu-tuerkischem-EU-Beitrittsstopp-im-Juni
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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