Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

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Wähler
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

z4ubi hat geschrieben:(26 Dec 2018, 17:11)
Die EZB hat klare Vorgaben, was ihre Geldpolitik angeht und sie versucht diese auch zu erfüllen. Ebenso müsste ein Eurohaushalt klaren wirtschaftspolitischen Vorgaben folgen.
Weder der französische noch der deutsche Steuerzahler müssten sich Sorgen machen, denn im Zweifel wird die EZB die Euroanleihen halten.
Also einfach nur das, was in den USA, Großbritannien, Canada etc. nach der Finanzkrise ein wichtiges Werkzeug war (also überall, wo es jetzt vorerst kein schwerwiegendes Problem mit der Arbeitslosigkeit mehr gibt).
Wenn die mit Euro-Bonds finanzierten Arbeitsplätze nicht wettbewerbsfähig und damit nachhaltig sind, bekommen wir ein Problem mit dem Außenwert des Euro. Daran kann auch die EZB nichts ändern, weil sie Währungsreserven in Fremdwährungen erwerben muss und nicht erschaffen kann.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Wähler hat geschrieben:(26 Dec 2018, 17:25)

Wenn die mit Euro-Bonds finanzierten Arbeitsplätze nicht wettbewerbsfähig und damit nachhaltig sind, bekommen wir ein Problem mit dem Außenwert des Euro. Daran kann auch die EZB nichts ändern, weil sie Währungsreserven in Fremdwährungen erwerben muss und nicht erschaffen kann.
Ich hoffe natürlich, dass sich die Verantwortlichen ihrer Verwantwortung bewusst sind. Man kan sich sicher auch auf bestimmte Auflagen einigen, nach denen die Investitionen hinsichtlich ihres volkswirtschaftlichen Nutzens begründet sein müssen.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

z4ubi hat geschrieben:(26 Dec 2018, 17:11)

Weder der französische noch der deutsche Steuerzahler müssten sich Sorgen machen, denn im Zweifel wird die EZB die Euroanleihen halten.
Die EZB ist im Besitz der nationalen Zentralbanken. Letztlich haftet der Steuerzahler dafür,
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Senexx hat geschrieben:(26 Dec 2018, 19:10)

Die EZB ist im Besitz der nationalen Zentralbanken. Letztlich haftet der Steuerzahler dafür,
Der Eurohaushalt kann in seiner eigenen Währung nicht zahlungsunfähig werden.
Im allerschlimmsten Fall würde der Euro "nur" maßlos entwerten. Damit das aber nicht eintritt gibt es ja die Richtlinien der EZB und ebenso müsste der Eurohaushalt welche haben.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

z4ubi hat geschrieben:(26 Dec 2018, 19:40)

Der Eurohaushalt kann in seiner eigenen Währung nicht zahlungsunfähig werden.
Im allerschlimmsten Fall würde der Euro "nur" maßlos entwerten. Damit das aber nicht eintritt gibt es ja die Richtlinien der EZB und ebenso müsste der Eurohaushalt welche haben.
Sie werfen wahllos Begriffe durcheinander. Ein "Diskussion" macht keinen Sinn.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Senexx hat geschrieben:(26 Dec 2018, 20:53)

Sie werfen wahllos Begriffe durcheinander. Ein "Diskussion" macht keinen Sinn.
Wenn Sie so etwas behaupten, dann erläutern Sie doch wenigstens bitte, wo hier etwas "wahllos durcheinander" gekommen ist.
Wirkt sonst für mich eher wie eine Masche um sich aus der Diskussion auszuklinken.

Vielleicht können Sie auch erläutern, wie genau der Steuerzahler für Euroanleihen haften würde, welche die EZB hält.
Es könnte dann evtl. etwas verständlicher werden, worauf Sie hinauswollen.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

Ich gebe keine Nachhilfe in Geldpolitik und zu den Aufgaben, gesetzlichen Verpflichtungen und Möglichkeiten der EZB.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

z4ubi hat geschrieben:(26 Dec 2018, 23:08)
Vielleicht können Sie auch erläutern, wie genau der Steuerzahler für Euroanleihen haften würde, welche die EZB hält.
Es könnte dann evtl. etwas verständlicher werden, worauf Sie hinauswollen.
Senexx hat geschrieben:(27 Dec 2018, 00:30)
Ich gebe keine Nachhilfe in Geldpolitik und zu den Aufgaben, gesetzlichen Verpflichtungen und Möglichkeiten der EZB.
Bei einem Staatsschuldenschnitt eines Euro-Landes oder nicht bedienten Euroanleihen würden die Anleihen auf der Aktivaseite der Bilanz der EZB in ihrem Wert sinken und ein negatives Eigenkapital verursachen. Eine Geschäftsbank wäre dann insolvent, wenn die Eigentümer kein Giralgeld nachschießen würden. Bei einer Nationalbank würde dann in jedem Fall der Außenwert des Zentralbankgeldes sinken und den Import von Inflation erleichtern. Nationalbanken und Geschäftsbanken akzeptieren untereinander nur Zentralbankgeld.
Da die EZB keinen Einfluss darauf hat, ob und wann ein Land mit negativen Targetsalden den Euro verlässt, kann sie ihr Bilanzrisiko nur durch weniger Staatsanleihenkäufe gefährdeter Euro-Mitglieder begrenzen.
Beim ESM gibt es für Deutschland auch eine Begrenzung der Bürgschaft auf 180 Milliarden Euro.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

Wähler hat geschrieben:(27 Dec 2018, 06:37)

Bei einem Staatsschuldenschnitt eines Euro-Landes oder nicht bedienten Euroanleihen würden die Anleihen auf der Aktivaseite der Bilanz der EZB in ihrem Wert sinken und ein negatives Eigenkapital verursachen. Eine Geschäftsbank wäre dann insolvent, wenn die Eigentümer kein Giralgeld nachschießen würden. Bei einer Nationalbank würde dann in jedem Fall der Außenwert des Zentralbankgeldes sinken und den Import von Inflation erleichtern. Nationalbanken und Geschäftsbanken akzeptieren untereinander nur Zentralbankgeld.
Da die EZB keinen Einfluss darauf hat, ob und wann ein Land mit negativen Targetsalden den Euro verlässt, kann sie ihr Bilanzrisiko nur durch weniger Staatsanleihenkäufe gefährdeter Euro-Mitglieder begrenzen.
Beim ESM gibt es für Deutschland auch eine Begrenzung der Bürgschaft auf 180 Milliarden Euro.
Sie mühen sich. Das ist löblich. Aber unvollständig.

Die EZB ist der Preisstabilität verpflichtet. Sie müsste, wollte sie ihren gesetzlichen Auftrag nicht verletzen, ziemlich schnell auf die Geldbremse treten. Die Zinsen würden massiv steigen, die Wirtschaft abtöten.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Wähler hat geschrieben:(27 Dec 2018, 06:37)

Bei einem Staatsschuldenschnitt eines Euro-Landes oder nicht bedienten Euroanleihen würden die Anleihen auf der Aktivaseite der Bilanz der EZB in ihrem Wert sinken und ein negatives Eigenkapital verursachen. Eine Geschäftsbank wäre dann insolvent, wenn die Eigentümer kein Giralgeld nachschießen würden. Bei einer Nationalbank würde dann in jedem Fall der Außenwert des Zentralbankgeldes sinken und den Import von Inflation erleichtern. Nationalbanken und Geschäftsbanken akzeptieren untereinander nur Zentralbankgeld.
Da die EZB keinen Einfluss darauf hat, ob und wann ein Land mit negativen Targetsalden den Euro verlässt, kann sie ihr Bilanzrisiko nur durch weniger Staatsanleihenkäufe gefährdeter Euro-Mitglieder begrenzen.
Beim ESM gibt es für Deutschland auch eine Begrenzung der Bürgschaft auf 180 Milliarden Euro.
Die Haftungsfrage bezog sich aber jetzt nicht auf den Austritt eines Eurolandes aus dem Euro, sondern inwiefern die Steuerzahler für Anleihen eines Eurobudgets haften müssen.
Ein Euroaustritt wäre eine Frage, die sich ja jetzt schon unabhängig eines möglichen Eurohaushaltes stellen würde.

Bestünde die Gefahr, dass Euroanleihen eines Eurohaushaltes nicht bedient werden könnten, heißt das, dass sich der Euroraum auf dem Weg in eine schwere deflationäre Wirtschaftskrise befindet. In diesem Fall müssten EZB und Eurohaushalt die Geldpolitik lockern, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Ich kann hier nur erkennen, dass der Steuerzahler profitiert.

Senexx hat geschrieben:(27 Dec 2018, 00:30)

Ich gebe keine Nachhilfe in Geldpolitik ...
Wer hier wem Nachhilfe gibt, müsste sich erst noch zeigen ;)
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

z4ubi hat geschrieben:(26 Dec 2018, 18:59)

Ich hoffe natürlich, dass sich die Verantwortlichen ihrer Verwantwortung bewusst sind. Man kan sich sicher auch auf bestimmte Auflagen einigen, nach denen die Investitionen hinsichtlich ihres volkswirtschaftlichen Nutzens begründet sein müssen.
Das ist alles ziemlich naiv. Auch für den Bauboom in Spanien, der mit einer Verdoppelung der Staatsverschuldung und massenhaften Firmen- und Privatinsolvenzen sowie einer
Krise des Bankensystems endete, ließ sich jede Menge volkswirtschaftlicher Nutzen finden. Für die Bauherren Schaffung von Vermögen und Teil der Alterssicherung, für den Staat Einnahmen bei Umsatz- und Körperschaftssteuer, für die Sozialsysteme Senkung der Arbeitslosigkeit. Da musste der Staat doch den Bauboom auch noch unterstützen. Hat er auch getan und der EU-Haushalt hätte das wohl auch getan.

Aber auch wenn Auflagen tatsächlich Fehlinvestitionen verhindern sollten, in den betroffenen Regionen hat man es häufig auch noch mit Korruption, Schwarzarbeit, usw. im besonders hohen Maß zu tun. Ist ja nicht so dass diese Regionen erst seit heute hinterherhinken. Dafür gibt es Ursachen.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Orbiter1 hat geschrieben:(27 Dec 2018, 09:00)

Das ist alles ziemlich naiv. Auch für den Bauboom in Spanien, der mit einer Verdoppelung der Staatsverschuldung und massenhaften Firmen- und Privatinsolvenzen sowie einer
Krise des Bankensystems endete, ließ sich jede Menge volkswirtschaftlicher Nutzen finden. Für die Bauherren Schaffung von Vermögen und Teil der Alterssicherung, für den Staat Einnahmen bei Umsatz- und Körperschaftssteuer, für die Sozialsysteme Senkung der Arbeitslosigkeit. Da musste der Staat doch den Bauboom auch noch unterstützen. Hat er auch getan und der EU-Haushalt hätte das wohl auch getan.
Was der Eurohaushalt getan hätte, ist Spekulation ;). Aber der Eurohaushalt wäre ja gerade dafür gedacht, mit negativen Folgen solcher Entwicklungen besser umgehen zu können.
Ich kann keine Garantie für gute Politik geben. Mafia und Korruption kann ich auch nicht wegzaubern.
Wenn die deutsche Bundesregierung jahrelang den sozialen Wohnungsbau vernachlässigt, stelle ich aber auch nicht gleich die parlamentarische Demokratie in Frage.
Es ist lediglich ein Mechanismus, der die Schwachstellen des Euro reduzieren und ihn mit anderen Währungen etwa gleichziehen lassen würde.
Gegen bessere Reformvorschläge habe ich nichts einzuwenden.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

z4ubi hat geschrieben:(27 Dec 2018, 09:55)

Was der Eurohaushalt getan hätte, ist Spekulation ;). Aber der Eurohaushalt wäre ja gerade dafür gedacht, mit negativen Folgen solcher Entwicklungen besser umgehen zu können.
Ich kann keine Garantie für gute Politik geben. Mafia und Korruption kann ich auch nicht wegzaubern.
Das werden deswegen aber Fässer ohne Boden bleiben und da stellt sich die Frage ob es sinnvoll ist da Geld hineinzuwerfen.
Wenn die deutsche Bundesregierung jahrelang den sozialen Wohnungsbau vernachlässigt, stelle ich aber auch nicht gleich die parlamentarische Demokratie in Frage.
Es ist lediglich ein Mechanismus, der die Schwachstellen des Euro reduzieren und ihn mit anderen Währungen etwa gleichziehen lassen würde.
Gegen bessere Reformvorschläge habe ich nichts einzuwenden.
Vielleicht wäre es besser solche Regionen einfach aufzugeben und das Geld an geeigneteren Standorten zu investieren. Müssen die Betroffenen eben umziehen wenn sie an den Investitionen partizipieren wollen. Wenn ein Kernkraftwerk kollabiert müssen die Menschen ja auch umziehen. Ok, bewußt etwas provokativ, aber als Alternative durchaus ernst gemeint.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Orbiter1 hat geschrieben:(27 Dec 2018, 10:06)

Das werden deswegen aber Fässer ohne Boden bleiben und da stellt sich die Frage ob es sinnvoll ist da Geld hineinzuwerfen.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist das eher eine Frage nach dem halb vollen Glas.
Orbiter1 hat geschrieben:(27 Dec 2018, 10:06)
Vielleicht wäre es besser solche Regionen einfach aufzugeben und das Geld an geeigneteren Standorten zu investieren. Müssen die Betroffenen eben umziehen wenn sie an den Investitionen partizipieren wollen. Wenn ein Kernkraftwerk kollabiert müssen die Menschen ja auch umziehen. Ok, bewußt etwas provokativ, aber als Alternative durchaus ernst gemeint.
Wichtig ist auch da, dass die Investitionen getätigt werden können. Es ist ja auch bei meinem Vorschlag nicht zwangsläufig so, dass die Arbeitslosigkeit in Region X ausschließlich durch Investitionen in diese Region bekämpft werden muss. Wie die konkrete Lösung sein wird, hängt von den politischen Entscheidern ab.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

z4ubi hat geschrieben:(27 Dec 2018, 08:57)
Bestünde die Gefahr, dass Euroanleihen eines Eurohaushaltes nicht bedient werden könnten, heißt das, dass sich der Euroraum auf dem Weg in eine schwere deflationäre Wirtschaftskrise befindet. In diesem Fall müssten EZB und Eurohaushalt die Geldpolitik lockern, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Ich kann hier nur erkennen, dass der Steuerzahler profitiert.
Genau das Szenario haben wir doch nach 2012 durch das Aufkaufprogramm der EZB erlebt. Der ESM ist eine Vorstufe von Euroanleihen, allerdings mit einer Haftungsbeschränkung für Deutschland auf 180 Milliarden Euro. Eine Art Schuldenbremse für Euroanleihen könnten nur die Maastricht-Kriterien und der Stabilitätspakt sein, an den sich Italien und Frankreich nicht in ausreichendem Maße halten. Euroanleihen können nur das Endziel einer gemeinsamen Finanzpolitik mit Durchgriff auf die nationalen Haushalte der Euro-Mitgliedsstaaten sein.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Wähler hat geschrieben:(27 Dec 2018, 17:27)

Genau das Szenario haben wir doch nach 2012 durch das Aufkaufprogramm der EZB erlebt.
Nein, das ist nicht das gleiche. Die EZB kauft Anleihen, hat dann aber keinen Einfluss, was mit dem Geld geschieht.
Ein Eurohaushalt würde die Gelder gezielt einsetzten können.


Wähler hat geschrieben:(27 Dec 2018, 17:27)
Der ESM ist eine Vorstufe von Euroanleihen, allerdings mit einer Haftungsbeschränkung für Deutschland auf 180 Milliarden Euro. Eine Art Schuldenbremse für Euroanleihen könnten nur die Maastricht-Kriterien und der Stabilitätspakt sein, an den sich Italien und Frankreich nicht in ausreichendem Maße halten. Euroanleihen können nur das Endziel einer gemeinsamen Finanzpolitik mit Durchgriff auf die nationalen Haushalte der Euro-Mitgliedsstaaten sein.
Der Eurohaushalt braucht keine Schuldengrenzen bzw. eine Schuldengrenze würde praktisch erreicht sein, sobald beispielsweise die Arbeitslosigkeit den Zielvorgaben entspricht.
Das ermöglicht dann Italien und Frankreich sich wieder den Vorgaben des Stabilitätspaktes anzunähern.
Der Stabilitätspakt allein ist jedoch nicht flexibel genug, weshalb es einen ausgleichenden Mechanismus bedarf.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(27 Dec 2018, 17:27)
Genau das Szenario haben wir doch nach 2012 durch das Aufkaufprogramm der EZB erlebt. Der ESM ist eine Vorstufe von Euroanleihen, allerdings mit einer Haftungsbeschränkung für Deutschland auf 180 Milliarden Euro. Eine Art Schuldenbremse für Euroanleihen könnten nur die Maastricht-Kriterien und der Stabilitätspakt sein, an den sich Italien und Frankreich nicht in ausreichendem Maße halten. Euroanleihen können nur das Endziel einer gemeinsamen Finanzpolitik mit Durchgriff auf die nationalen Haushalte der Euro-Mitgliedsstaaten sein.
z4ubi hat geschrieben:(27 Dec 2018, 18:15)
Der Eurohaushalt braucht keine Schuldengrenzen bzw. eine Schuldengrenze würde praktisch erreicht sein, sobald beispielsweise die Arbeitslosigkeit den Zielvorgaben entspricht.
Das ermöglicht dann Italien und Frankreich sich wieder den Vorgaben des Stabilitätspaktes anzunähern.
Der Stabilitätspakt allein ist jedoch nicht flexibel genug, weshalb es einen ausgleichenden Mechanismus bedarf.
Natürlich braucht es eine Schuldengrenze, wie das Beispiel Griechenland zeigt. Der IWF spricht von fehlender Schuldentragfähigkeit und schlägt einen Schuldenschnitt für Griechenland vor. In der bisherigen Wirtschaftsgeschichte ist das immer so gelaufen.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Wähler hat geschrieben:(27 Dec 2018, 18:20)

Natürlich braucht es eine Schuldengrenze, wie das Beispiel Griechenland zeigt. Der IWF spricht von fehlender Schuldentragfähigkeit und schlägt einen Schuldenschnitt für Griechenland vor. In der bisherigen Wirtschaftsgeschichte ist das immer so gelaufen.
Wie gesagt, die praktische Schuldengrenze wäre erreicht, wenn die Zielvorgaben des Eurohaushaltes erreicht werden. (Vergleichbar wie die EZB ihre Zinsen nach deren Zielen gestaltet).

Warum man keine Schuldengrenze braucht, zeigen USA und Japan sehr gut. Die USA haben ja eine Schuldengrenze, aber letztlich bleibt ihnen dort nichts anderes übrig als die Grenze immer wieder weiter nach oben zu setzen...
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

z4ubi hat geschrieben:(27 Dec 2018, 18:37)

Wie gesagt, die praktische Schuldengrenze wäre erreicht, wenn die Zielvorgaben des Eurohaushaltes erreicht werden. (Vergleichbar wie die EZB ihre Zinsen nach deren Zielen gestaltet).

Warum man keine Schuldengrenze braucht, zeigen USA und Japan sehr gut. Die USA haben ja eine Schuldengrenze, aber letztlich bleibt ihnen dort nichts anderes übrig als die Grenze immer wieder weiter nach oben zu setzen...
Ein Haushalt muss vorabgenehmigt werden. Ein nach oben offenes Budget ist nicht denkbar. Sie reden wirres Zeug.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Senexx hat geschrieben:(27 Dec 2018, 18:40)

Ein Haushalt muss vorabgenehmigt werden. Ein nach oben offenes Budget ist nicht denkbar. Sie reden wirres Zeug.
Das ist aber nicht die Schuldengrenze, worum es gerade geht...

Der Haushalt würde vom Euro-Parlmanent natürlich abgesegnet werden.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

Die EU ist nicht die Eurozone. Das EU-Parlament könnte gar keinen Haushalt für die Eurozone beschließen. Da fängt es schon mal an.

Die EU kann auch keine eigenen Steuern erheben. Ein Voraussetzung für einen eigenständigen Haushalt. Kreditaufnahmen müssen verboten bleiben.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Senexx hat geschrieben:(27 Dec 2018, 19:14)

Die EU ist nicht die Eurozone. Das EU-Parlament könnte gar keinen Haushalt für die Eurozone beschließen. Da fängt es schon mal an.

Die EU kann auch keine eigenen Steuern erheben. Ein Voraussetzung für einen eigenständigen Haushalt. Kreditaufnahmen müssen verboten bleiben.
Darum geht es hier ja gar nicht. Der Vorschlag, um den es hier geht, handelt von einem Euro-Finanzministerium, Euro-Parlament usw.
Das bezieht sich auf die Eurozone, nicht auf die EU.
Senexx

Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

z4ubi hat geschrieben:(27 Dec 2018, 19:25)

Darum geht es hier ja gar nicht. Der Vorschlag, um den es hier geht, handelt von einem Euro-Finanzministerium, Euro-Parlament usw.
Das bezieht sich auf die Eurozone, nicht auf die EU.
Ich weiß, dass Sie wirre Ideen propagieren. Ein Parlament für die Eurozone ist nicht denkbar. Ein Euro-Finanzminister ist ebenso eine Schnapsidee, lanciert von denjenigen, die den Deutschen an den Geldbeutel wollen.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Senexx hat geschrieben:(27 Dec 2018, 19:28)

Ich weiß, dass Sie wirre Ideen propagieren. Ein Parlament für die Eurozone ist nicht denkbar. Ein Euro-Finanzminister ist ebenso eine Schnapsidee, lanciert von denjenigen, die den Deutschen an den Geldbeutel wollen.
Da ist nichts wirr oder undenkar. Und nirgends habe ich propagiert, dass der Eurohaushalt deutsche Anleihen ausgeben darf. Das ist nur das konsequente weiterdenken von ESM, Eurobudget & Co hin zu einer funktionierenden Gemeinschaftswährung."Nur" eine Frage des politischen Willens.

Bin natürlich auch offen gegenüber weiteren Reformvorschlägen, was den Euro betrifft. Nur zu. ;)
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

z4ubi hat geschrieben:(27 Dec 2018, 20:46)

Da ist nichts wirr oder undenkar. Und nirgends habe ich propagiert, dass der Eurohaushalt deutsche Anleihen ausgeben darf. Das ist nur das konsequente weiterdenken von ESM, Eurobudget & Co hin zu einer funktionierenden Gemeinschaftswährung."Nur" eine Frage des politischen Willens.

Bin natürlich auch offen gegenüber weiteren Reformvorschlägen, was den Euro betrifft. Nur zu. ;)
De Gemeinschaftswährung funktioniert bereits bestens. Sünder werden bestraft durch Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Niedergang. Je eher diese das erkennen, umso besser. Ein Problem sind lediglich die Target2salden, die uns belasten.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Interessante Auffassung von einer funktionierenden Währung. Zum Glück aber auch eine sehr seltene.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

z4ubi hat geschrieben:(27 Dec 2018, 21:18)

Interessante Auffassung von einer funktionierenden Währung. Zum Glück aber auch eine sehr seltene.
Wenn ich nicht mehr konurrenzfähig bin, verliere ich Marktanteile. Habe ich eine eigene Währung, kann ich das kompensieren durch Abwertung. Bin ich Teil einer größeren Währung, geht das eben nicht. Ich habe nun die Möglichkeit wieder konkurrenzfähig zu werden oder eben Arbeitslosigkeit in Kauf zu nehmen.

Die Südländer haben sich für Arbeitslosigkeit entschieden. Deren freie Entscheidung.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Senexx hat geschrieben:(27 Dec 2018, 21:25)

Wenn ich nicht mehr konurrenzfähig bin, verliere ich Marktanteile. Habe ich eine eigene Währung, kann ich das kompensieren durch Abwertung. Bin ich Teil einer größeren Währung, geht das eben nicht. Ich habe nun die Möglichkeit wieder konkurrenzfähig zu werden oder eben Arbeitslosigkeit in Kauf zu nehmen.
Nur klappt das eben so nicht, wie man sieht. Sie deuten ja schon an, dass den Euroländern diverse Werkzeuge nicht zur Verfügung stehen. Es muss nämlich auch investiert werden, um eine Wirtschaft wieder zum Laufen zu bekommen.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

z4ubi hat geschrieben:(27 Dec 2018, 22:22)

Nur klappt das eben so nicht, wie man sieht. Sie deuten ja schon an, dass den Euroländern diverse Werkzeuge nicht zur Verfügung stehen. Es muss nämlich auch investiert werden, um eine Wirtschaft wieder zum Laufen zu bekommen.
Investiert wird dort, wo es lohnend ist. Wenn Löhne, Lohnnebenkosten und Steuern zu hoch sind und Rahmenbedingungen nicht stimmen, wird nicht investiert.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Senexx hat geschrieben:(27 Dec 2018, 22:27)

Investiert wird dort, wo es lohnend ist. Wenn Löhne, Lohnnebenkosten und Steuern zu hoch sind und Rahmenbedingungen nicht stimmen, wird nicht investiert.
Japan hatte über die Jahre immer ein niedriges Lohnniveau und trotzdem ist der Staat zum größten Investor geworden. So eindeutig ist das alles nicht.

Man stelle sich nur vor, Deutschland würden die Exporte wegbrechen und infolgedessen ruft man zu niedrigeren Löhnen und staatlicher Sparsamkeit auf.
Deflation und deren Folgen wären vorprogrammiert. Kann mich aber gut erinnern, dass man in Deutschland damals mit der Abwrackprämie schnell zur Stelle war.

Nunja, die Ansätze einer Euroreform deuten jedenfalls daraufhin, dass wenigstens auf politischer Ebene langsam die Einsicht einkehrt, dass allein Austerität und Lohnpolitik nicht ausreichend sind, um dem Euro eine sichere Zukunft zu ermöglichen.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(27 Dec 2018, 18:20)
Natürlich braucht es eine Schuldengrenze, wie das Beispiel Griechenland zeigt. Der IWF spricht von fehlender Schuldentragfähigkeit und schlägt einen Schuldenschnitt für Griechenland vor. In der bisherigen Wirtschaftsgeschichte ist das immer so gelaufen.
z4ubi hat geschrieben:(27 Dec 2018, 18:37)
Warum man keine Schuldengrenze braucht, zeigen USA und Japan sehr gut. Die USA haben ja eine Schuldengrenze, aber letztlich bleibt ihnen dort nichts anderes übrig als die Grenze immer wieder weiter nach oben zu setzen...
Du hälst die Geldpolitik der USA und Japans für nachhaltig? Wenn Du Dich da einmal nicht täuschst. Ich befürchte, wir werden weltweit eine Vermögenspreisinflation der Geldwertpapiere erleben. Am meisten werden dann die Niedriglöhner darunter leiden, die in Deutschland im Durchschnitt nur 10 000 Euro Rücklagen hauptsächlich in Geldwerten besitzen.

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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Wähler hat geschrieben:(28 Dec 2018, 06:32)

Du hälst die Geldpolitik der USA und Japans für nachhaltig? Wenn Du Dich da einmal nicht täuschst. Ich befürchte, wir werden weltweit eine Vermögenspreisinflation der Geldwertpapiere erleben. Am meisten werden dann die Niedriglöhner darunter leiden, die in Deutschland im Durchschnitt nur 10 000 Euro Rücklagen hauptsächlich in Geldwerten besitzen.
Wir haben ja auch in Deutschland schon ein Problem bezüglich Immobilienpreise. Ist aber ein hausgemachts Problem wie auch die Tatsache, dass viele Deutsche über praktisch keine Mittel zum Sparen verfügen.
Japans Problem ist nicht seine Geldpolitik, sondern dass sie es nicht schaffen, die Löhne zu steigern und die Unternehmen zu sehr aufs Sparen setzen.
Die Geldpolitik war notwendig um wenigstens eine geringe Inflation aufrechtzuerhalten.
Hätte auch Kanada und Grossbritannien nennen können. Auch die sind mit lockerer Geldpolitik und höherer Verschuldung durch die Krise gekommen.

Wähler hat geschrieben:(28 Dec 2018, 06:32)
Ein Euro-Haushalt macht nur Sinn, wenn er erst einmal über Steuern finanziert werden. Die Euro-Anleihen stehen am Ende eines Prozesses der Angleichung von Wirtschaftspolitik und flächengreifender Wirtschaftsstärke.
Habe ja nichts gegen Steuerfinanzierung (so oder so fließt EZB-Guthaben zum Eurohaushalt). Eine Finanztransaktionssteuer klingt gut, solange sie nicht dafür sorgt, dass nur "der kleine Mann" bei seinen Überweisungen besteuert wird.
Allerdings brechen in Krisenzeiten Steuereinnahmen gerne mal ein. Spätestens dann sollte es dem Eurohaushalt möglich sein, sich das Geld direkt bei der EZB zu besorgen.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Skull »

z4ubi hat geschrieben:(28 Dec 2018, 08:35)

Eine Finanztransaktionssteuer klingt gut, solange sie nicht dafür sorgt,
dass nur "der kleine Mann" bei seinen Überweisungen besteuert wird.

Allerdings brechen in Krisenzeiten Steuereinnahmen gerne mal ein.

Spätestens dann sollte es dem Eurohaushalt möglich sein, sich das Geld direkt bei der EZB zu besorgen.
Doppelter Einspruch.

Ersteres halte ich für wenig sinnvoll. Zweiteres für "tödlich".

Sind aber beides Themen für's WiFo.

mfg
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
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Orbiter1
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

z4ubi hat geschrieben:(28 Dec 2018, 08:35)

Allerdings brechen in Krisenzeiten Steuereinnahmen gerne mal ein. Spätestens dann sollte es dem Eurohaushalt möglich sein, sich das Geld direkt bei der EZB zu besorgen.
Ihre Vorschläge sind alle so fern der Realität dass es eigentlich wenig Sinn macht darüber zu diskutieren. Wie wäre es sich stattdessen mal wieder mit den Fakten zu beschäftigen. Für noch so kleine Änderungen am EU-Budget, an der Finanzierung des EU-Haushalts, an der Finanzierung des Eurozonenhaushalts (da wird ja ein Vorschlag erarbeitet), am Status der EZB benötigt man einen einstimmigen Beschluß der 27 EU-Regierungschefs und eine Ratifizierung durch die 27 EU-Parlamente. Die Wahrscheinlichkeit dass irgendeiner ihrer Vorschläge diese Hürde nimmt liegt präzise bei 0,0%. Selbst wenn sich Deutschland und Frankreich über den einen oder anderen Punkt einigen sollten, die 8 Staaten der New Hanseatic League (https://en.wikipedia.org/wiki/New_Hanseatic_League) werden keinerlei substanzielle Veränderungen zulassen. Sie sehen ja was beim Eurozonenhaushalt rausgekommen ist. Macron kreißte und die EU-Finanzminister gebaren eine Maus.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Skull hat geschrieben:(28 Dec 2018, 08:42)

Zweiteres für "tödlich".

Sind aber beides Themen für's WiFo.

mfg
Die Beispiele wirtschaftsstarker Nationen haben doch eher gezeigt, dass der Verzicht dieser Werkzeuge vielmehr "tödlich" geendet hätte.
Orbiter1 hat geschrieben:(28 Dec 2018, 10:39)

Ihre Vorschläge sind alle so fern der Realität dass es eigentlich wenig Sinn macht darüber zu diskutieren. Wie wäre es sich stattdessen mal wieder mit den Fakten zu beschäftigen. Für noch so kleine Änderungen am EU-Budget, an der Finanzierung des EU-Haushalts, an der Finanzierung des Eurozonenhaushalts (da wird ja ein Vorschlag erarbeitet), am Status der EZB benötigt man einen einstimmigen Beschluß der 27 EU-Regierungschefs und eine Ratifizierung durch die 27 EU-Parlamente. Die Wahrscheinlichkeit dass irgendeiner ihrer Vorschläge diese Hürde nimmt liegt präzise bei 0,0%. Selbst wenn sich Deutschland und Frankreich über den einen oder anderen Punkt einigen sollten, die 8 Staaten der New Hanseatic League (https://en.wikipedia.org/wiki/New_Hanseatic_League) werden keinerlei substanzielle Veränderungen zulassen. Sie sehen ja was beim Eurozonenhaushalt rausgekommen ist. Macron kreißte und die EU-Finanzminister gebaren eine Maus.
Immerhin treten die Hanseaten für einen stärkeren ESM ein. Also ein klein bisschen Hoffnung ist da, dass vielleicht doch noch Einsicht einkehrt. Man hat schon vor der Einführung des Euro die Kritiker ignoriert und jetzt wo man den Salat hat, sollte man doch langsam von seinen fragwürdigen Vorstellungen abkommen.
Unrealistisch ist es nicht, da ja bereits am Entwurf einer Art Eurohaushalt gebastelt wird. Und falls er Zustimmung findet, ist es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis weitere Schritte folgen.
Und wenn er nicht kommt, gut, dann können wir uns über Ausstiegsszenarien unterhalten...
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

So, die New Hanseatic League. Der Bündniszoo wird langsam unübersichtlich.

Wir könnten doch ein neues Reich Karls des Großen begründen: D, F, BENELUX, A, CH, SLO, Nord- und Mittelitalien und Katalonien. Reichshauptstadt wäre dann wohl Aachen.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

z4ubi hat geschrieben:(28 Dec 2018, 11:27)

Immerhin treten die Hanseaten für einen stärkeren ESM ein. Also ein klein bisschen Hoffnung ist da, dass vielleicht doch noch Einsicht einkehrt. Man hat schon vor der Einführung des Euro die Kritiker ignoriert und jetzt wo man den Salat hat, sollte man doch langsam von seinen fragwürdigen Vorstellungen abkommen.
Unrealistisch ist es nicht, da ja bereits am Entwurf einer Art Eurohaushalt gebastelt wird. Und falls er Zustimmung findet, ist es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis weitere Schritte folgen.
Und wenn er nicht kommt, gut, dann können wir uns über Ausstiegsszenarien unterhalten...
Sie werden für eine Transferunion (auf die es am Ende immer hinausläuft, auch wenn es einen anderen Namen hat) keine Einstimmigkeit erreichen. Auch der (zumindest aus aktueller Sicht) wahrscheinlich neue EU-Kommissionspräsident Manfred Weber will eine "sozialere" EU, aber ohne Transferunion. Zitat aus einem Interview mit der HAZ.

"Die EU muss eine sozialere Union werden. Heute gilt sie als eine Union der Wirtschaft, der Banken, der Rettungsschirme. Ich will, dass das Modell der sozialen Marktwirtschaft europaweit greift. Dafür braucht es mehr Empathie – auch von uns Deutschen. Es ist kein Zufall, dass zum Beispiel in Italien Populisten regieren. In Rom wurden viele Fehler gemacht. Aber Europa hat Italiens Nöte, die Perspektivlosigkeit einer ganzen Generation, zu lange vernachlässigt.

Sollten die Deutschen die Kosten für die sozialen Wohltaten der italienischen Regierung tragen?

Nein. Wer entscheidet, trägt Verantwortung. Deswegen kommt für mich eine europäische Arbeitslosenversicherung, wie sie die SPD fordert, nicht infrage.

Wie sieht Ihre Empathie mit Italien konkret aus?

Wir sollten die Regierung zur Einhaltung von Regeln auffordern, aber auch mit ihr einen Investitionsplan für Italiens Zukunft erarbeiten. Die EU hat da viele Ressourcen – sie müssen richtig eingesetzt werden." Quelle: http://www.haz.de/Nachrichten/Politik/D ... ein-Fehler

Kann aber auch sein dass es ihm nur um Stimmenfang für die Europawahl ging. Ändert aber nichts an der Unmöglichkeit einer Transferunion im Konsens. Dafür ist die Ablehnung viel zu groß. Eine Transferunion wird auch wie bisher nur durch die Hintertür möglich sein. Wie im Fall Griechenland, das erst in den 30er Jahren mit der Tilgung der zur Verfügung gestellten Hilfskredite über 286 Mrd € beginnen muß. Allen Beteiligten ist klar dass Griechenland auch in 15 Jahren die Hilfskredite nicht zurückzahlen kann.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von z4ubi »

Orbiter1 hat geschrieben:(28 Dec 2018, 13:24)
Wie im Fall Griechenland, das erst in den 30er Jahren mit der Tilgung der zur Verfügung gestellten Hilfskredite über 286 Mrd € beginnen muß. Allen Beteiligten ist klar dass Griechenland auch in 15 Jahren die Hilfskredite nicht zurückzahlen kann.
Und dabei muss man noch hoffen, dass die nächsten 20 Jahre keine weitere Krise die Rechnung verdirbt.
Möge dieser schlafwandlerische Optimismus der europäischen Politik in Erfüllung gehen. Wetten würde ich darauf aber nicht. ;)
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

Wetten würde ich darauf aber nicht. ;)
Das wäre wohl Leichtsinn. Aber man könnte diese Nachsicht auch als zarten Hinweis verstehen, daß man weitaus früher Alarm schlagen wird, als wenn diese Schulden durch einen Schuldenerlass getilgt worden wären. Immerhin erzielt Griechenland jetzt (angeblich!) einen Gewinn, der das Land von weiteren Krediten unabhängig macht. Wenn es dabei bleiben sollte, dann wollen wir doch zufrieden sein.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

Eurotopics 2. Januar 2019 2019: Jahr der europäischen Entscheidungen?
https://www.eurotopics.net/de/212233/20 ... cheidungen
"Für Europa hat ein ereignisreiches Jahr begonnen: Großbritannien plant im März den Austritt aus der EU und im Mai wird ein neues Europaparlament gewählt. Kommentatoren wagen einen Ausblick und beschreiben 2019 als das Jahr, in dem sich das Schicksal der Europäischen Union entscheiden könnte."
Konfrontationen, die nicht übertrieben werden, können zu wichtigen Klärungen führen. In diesem Sinne auf ein Gutes Neues. ;)
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von LiberalKonservativ »

Für unsere Nationalstaaten-überwinder und Menasse Fans hier im Forum, ein Interview mi Aleida Assmann, u.a. Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels 2018:
https://www.welt.de/kultur/plus18659753 ... leich.html

Zum Hintergrund:
Im Rahmen der Affäre um Claas Relotius' frei erfundene Storys ist auch aufgekommen, dass der hocherwürdige supergroße Europäer Robert Menasse, um sein Ziel der Überwindung der Nationalstaaten voranzutreiben, selbst einige Sachen erfunden hat.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/br ... _id=437572
https://www.nzz.ch/feuilleton/wird-man- ... ld.1449192
https://www.achgut.com/artikel/neu_im_c ... rt_melasse
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

@ LiberalKonservativ:

Ich würde schon einen Unterschied machen zwischen einem Schriftsteller, der (hoffentlich!) in einer Welt der Träume schwebt und stets weitere Träume erlebt, und einem Journalisten, der der Wahrheit verpflichtet sein sollte und seine Meinung immer an der Wahrheit entlang entwickelt. Dazu muß er sorgfältig seine Quellen prüfen und gegenprüfen, ehe er sich an große Themen heran wagt.

Europa darf der Schriftsteller sich erträumen, am besten schon auf sicherem Grund. Das müssen dann seine Leser bewerten.

Ich selbst neige auch dazu, mir Hoffnungen auf das zu machen, wofür ich Dritte erwärmen möchte. Aber bitteschön: Wie soll Neues entstehen, wenn wir schon in der besten aller Welten leben? Enttäuschungen sind dann leider nicht aus zu schließen.

Mein Traum seit 50 Jahren wäre ein Europa nach dem Vorbild der Schweiz, wo jedes Völkchen sich der Wertschätzung seiner Nachbarn erfreut und unbehelligt seine Kultur ausleben kann. Und dennoch gibt es zu wichtigen Fragen eine gemeinsame Willensbildung.

Ist das ein böser Traum oder gar ein Alptraum? Ich hoffe: Nein.

Wie sähe denn Ihr Europa aus, für das Sie bereit wären, viele gute Worte ein zu legen?
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

Deutschland und Frankreich vereinbaren eine Ergänzung zum Elysee-Vertrag.

"Der Vertrag sieht grenzüberschreitende Projekte wie Kindertagesstätten, Gesundheitseinrichtungen, Gewerbezonen und den Abbau von Hindernissen bei der Wirtschaftszusammenarbeit vor. In dem Papier wird zudem betont, dass Straßen, Eisenbahnen oder digitale Netze eng miteinander verknüpft werden sollen. In der EU wollen beide Regierungen verstärkt gemeinsame Positionen beziehen und die Umsetzung von EU-Recht in nationale Regelungen koordinieren. Verabredet ist zudem ein gemeinsames Auftreten bei den Vereinten Nationen sowie der Ausbau einer eigenen europäischen Verteidigungsstruktur."

Und das unter einer Kanzlerin Merkel. Hätte ich ihr nicht zugetraut. So richtig warm ist sie ja mit Frankreich nicht geworden.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

Rotfl.

Wie müssen wir uns das vorstellen? Das Sicherheitsratsmitglid Frankreich fragt dann beim Mindermitglied Deutschland an, wie es abstimmen soll?

"Grenzüberschreitende Kindertagesstätten". Respekt.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Nomen Nescio »

H2O hat geschrieben:(06 Jan 2019, 20:16)

Wie sähe denn Ihr Europa aus, für das Sie bereit wären, viele gute Worte ein zu legen?
mindestens 40 jahre noch keine weitere politische bindung. und auch keine neue mitglieder, es sei sie sind wirtschaftlich UND politisch fast identisch mit uns.

ein land braucht viel zeit zum reifen. du siehst es bei nachbarn von deutschland und weiter.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(09 Jan 2019, 08:06)

mindestens 40 jahre noch keine weitere politische bindung. und auch keine neue mitglieder, es sei sie sind wirtschaftlich UND politisch fast identisch mit uns.

ein land braucht viel zeit zum reifen. du siehst es bei nachbarn von deutschland und weiter.
Das ist sicher richtig... politisch aber wohl nicht machbar. Vielleicht muß man wirklich einen gemütlichen Eingangsbereich in die EU schaffen, aber man muß unreife Mitglieder aus der Küche und dem Arbeitszimmer heraus halten. Ich denke dann auch gleich an Deutschland... wie schwierig das Zusammenwachsen war und immer noch ist. Der Druck war hoch: "Kommt die DM nicht nach hier, dann gehen wir hin zu ihr!"

So ähnlich wäre das wohl, wenn einmal der Wunsch gereift ist, der Gemeinschaft an zu gehören, obwohl man noch weit davon entfernt ist, ihre inneren Voraussetzungen zu erfüllen, vielleicht sogar schlechte Regierungsführung mit Politmafia und Korruption. Das kann die EU nicht abstellen, aber die Menschen hoffen eben darauf.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von jorikke »

H2O hat geschrieben:(06 Jan 2019, 20:16)

@ LiberalKonservativ:

Ich würde schon einen Unterschied machen zwischen einem Schriftsteller, der (hoffentlich!) in einer Welt der Träume schwebt und stets weitere Träume erlebt, und einem Journalisten, der der Wahrheit verpflichtet sein sollte und seine Meinung immer an der Wahrheit entlang entwickelt. Dazu muß er sorgfältig seine Quellen prüfen und gegenprüfen, ehe er sich an große Themen heran wagt.

Europa darf der Schriftsteller sich erträumen, am besten schon auf sicherem Grund. Das müssen dann seine Leser bewerten.

Ich selbst neige auch dazu, mir Hoffnungen auf das zu machen, wofür ich Dritte erwärmen möchte. Aber bitteschön: Wie soll Neues entstehen, wenn wir schon in der besten aller Welten leben? Enttäuschungen sind dann leider nicht aus zu schließen.

Mein Traum seit 50 Jahren wäre ein Europa nach dem Vorbild der Schweiz, wo jedes Völkchen sich der Wertschätzung seiner Nachbarn erfreut und unbehelligt seine Kultur ausleben kann. Und dennoch gibt es zu wichtigen Fragen eine gemeinsame Willensbildung.

Ist das ein böser Traum oder gar ein Alptraum? Ich hoffe: Nein.

Wie sähe denn Ihr Europa aus, für das Sie bereit wären, viele gute Worte ein zu legen?
Menasse, der sein Thema mit dem Untergang des Abendlandes gefunden hat, schwebt keineswegs in einer Welt der Träume, wenn er diese auf erfundenen Zitaten aufbaut, wohl wissend, der Leser kann das später nicht mehr von Fiktion unterscheiden.
Senexx

Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

Habe noch nie verstanden, warum man ein Feuilleton-Schwadronierer wie Menasse überhaupt zur Kenntnis nimmt.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

Standard 29. Dezember 2018 War der Euro ein Fehler?
https://derstandard.at/2000094936977/Wa ... ein-Fehler
Kritiker verwiesen auf die Theorie des optimalen Währungsraums des kanadischen Ökonomen Robert Mundell. Sie besagt, dass eine gemeinsame Währung dann sinnvoll ist, wenn Steuer- und Sozialhilfegelder zwischen besser und schlechtergestellten Regionen transferiert werden und das politisch akzeptiert wird, wenn Arbeitssuchende leicht dorthin ziehen können, wo es genügend Jobs gibt, und die Löhne auch nach unten hin flexibel sind. Fehlen diese Faktoren, dann muss in einer Krise, die nicht alle gleich betrifft – sogenannte asymmetrische Schocks –, die Währung abwerten können, was bei einer Einheitswährung nicht geht. Interessanterweise war und ist Mundell ein Befürworter des Euro: Wirtschaftliche Zwängen werden die Eurozone in einen optimalen Währungsraum verwandeln, sagt er.
Eine europaweite Arbeitslosenversicherung würde die Kosten einer Rezession besser verteilen und so vermeiden, dass Staaten in einer Wirtschaftskrise sich weiter verschulden. Und notwendig wären auch zentral finanzierte Investitionsprojekte, um die Kluft zwischen Starken und Schwachen zu verringern...Einige von diesen Ideen fanden sich in den Vorschlägen des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron wieder, die aber nur in Ansätzen umgesetzt werden, denn der Widerstand aus Deutschland ist zu groß.
"Die Eurostaaten haben aus frühen Fehlern gelernt. Gerade die Krise hat Fortschritte an allen Fronten gebracht: den Fiskalpakt, der besser wirkt als das vorige Regelwerk; die gemeinsame Bankenaufsicht bei der Europäischen Zentralbank; und den Aufbau einer Bankenunion. Das mag zwar Stückwerk sein, aber bei allen Reformschritten muss auf politische Befindlichkeiten Rücksicht genommen werden. Weder sind die Südstaaten bereit, sich von Brüssel ihre Budgets diktieren zu lassen, noch wollen die Nordstaaten für deren Schulden komplett haften. Die Eurozone betreibt die Kunst des Möglichen."
Die nächste Krise wird einen nächsten Schub zur Veränderung bringen und konträre Standpunkte annähern.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

Wähler hat geschrieben:(09 Jan 2019, 11:55)

Die nächste Krise wird einen nächsten Schub zur Veränderung bringen und konträre Standpunkte annähern.
Die nächste Krise wird den Euro entweder komplett beseitigen oder einzelne Staaten zum Ausstieg aus dem Euro zwingen.
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