Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

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Julian
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Julian »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Jun 2018, 19:38)

Was soll der Unsinn? Bisher haben immer alle EU-Staaten die Möglichkeit gehabt die EU-Verträge mitzugestalten und selbstverständlich mussten auch alle EU-Staaten den EU-Verträgen zustimmen, sonst wäre sie nicht in Kraft getreten. Top-Down-zwangsaufoktoyiert ist was ganz anderes. Da wird ein Schreckensszenario aufgebaut das mit der Realität absolut nichts zu tun hat.
Das Aushandeln der Verträge glich immer einem Kuhhandel, bei dem faule Kompromisse geschlossen wurden um im Zweifelsfall Deutschland noch eine Milliarde drauflegen musste.

Gehalten hat man sich dann an die Verträge vor allem, wenn es einem ins Konzept gepasst hat. Wie oft EU-Staaten und die EU selbst Recht gebrochen haben (Stichwort beispielsweise: "no bail-out") , ist nur deswegen kein Skandal, weil keine relevante europäische Öffentlichkeit besteht und die meisten Medien EU-treu berichten. Aber das Recht hat darunter dennoch gelitten.

Außerdem haben Kommission und Europäischer Gerichtshof eine seltsame Auffassung von der Wertigkeit europäischen versus nationalen Rechtes. Die Hebel, mit denen unsere Verfassung zerstört werden kann, sind schon vorhanden: Europäisches Recht - das häufig undemokratisch, d.h. ohne Beteiligung des Parlamentes und ohne Diskussion in der Öffentlichkeit - zustande kommt - bricht nationales Recht.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von rain353 »

zollagent hat geschrieben:(25 Jun 2018, 19:28)

Dafür haben wir aber einen Seehofer, der sich seine Entlassungspapiere bald verdient hat. Dann kann er nämlich wieder ins Bierzelt, Reden schwingen. Heimatmuseumsminister ist doch schon mit Arbeit verbunden. :cool:
Özdemir sagte, nachdem er seit gestern bemerkt hat, dass hier in Deutschland Parallelgesellschaften existieren gesagt, dass Merkel eine europäische Lösung mit Italien findet bzw. es angedeutet.
"Es ist nichts so klein und wenig, woran man sich nicht begeistern könnte." - Friedrich Hölderlin
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von LiberalKonservativ »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Jun 2018, 19:38)

Was soll der Unsinn? Bisher haben immer alle EU-Staaten die Möglichkeit gehabt die EU-Verträge mitzugestalten und selbstverständlich mussten auch alle EU-Staaten den EU-Verträgen zustimmen, sonst wäre sie nicht in Kraft getreten. Top-Down-zwangsaufoktoyiert ist was ganz anderes. Da wird ein Schreckensszenario aufgebaut das mit der Realität absolut nichts zu tun hat.
Ergänzend zu Julians Punkten:
Sie wollen ernsthaft behaupten, dass die "europäische Integration" hin zu einem Staat kein top dowwn Prozess ist? In nahezu jedem Plebiszit wurden Schritte in Richtung ever closer union abgelehnt. Aber die Eliten wissen es ja.besser:
Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.
Klasse, genau so stellle ich mir einen demokratischen bottom up Prozess vor. Diese antidemokratische Vorgehensweise ist es, was zu massiven Gegenreaktionen führen wird. Und da bisher nahezu jedes Referendum gegen Brüssel verlief, scheut man eine direkte Bürgerbeteiligung wie der Teufel das Weihwasser.
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Orbiter1
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

LiberalKonservativ hat geschrieben:(25 Jun 2018, 20:08)

Ergänzend zu Julians Punkten:
Sie wollen ernsthaft behaupten, dass die "europäische Integration" hin zu einem Staat kein top dowwn Prozess ist?
Dann nennen sie mal ganz konkret die EU-Mitgliedstaaten denen der Lissabonvertrag Top-Down-zwangsaufoktroyiert wurde. Und belegen können sie die Top-Down-Zwangsaufoktroyierung dann sicher auch. Es wird ja wohl irgendeinen Politiker geben der das in seinen Memoiren dokumentiert oder oder sich sogar in seiner aktiven Zeit entsprechend geäußert hat.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von LiberalKonservativ »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Jun 2018, 20:24)

Dann nennen sie mal ganz konkret die EU-Mitgliedstaaten denen der Lissabonvertrag Top-Down-zwangsaufoktroyiert wurde. Und belegen können sie die Top-Down-Zwangsaufoktroyierung dann sicher auch. Es wird ja wohl irgendeinen Politiker geben der das in seinen Memoiren dokumentiert oder oder sich sogar in seiner aktiven Zeit entsprechend geäußert hat.
Sie verstehen ganz einfach meinen Punkt nicht. Natürlich hat letztendlich jede Regierung unterschrieben und die nationalen Parlamente ratifiziert. Der Punkt ist aber, dass die Verträge niemals auf anhieb durch Plebiszite gekommen wären. Somit drückten die nationalen Regierungen ihren Voelkern Sachen auf, fuer die diese eigentlich nicht sind. Irland musste mehrfach abstimmen, da zuerst abgelehnt und stimmte dann erst nach Nachbesserungen und einer Angstkampagne zu. Die Verträge wurden derart formuliert, um sich um moeglichst viele direkte Abstimmungen rummogeln zu können.
Derart zentrale Entscheidung über die Zukunft des Landes und des Volkes bedürfen einer direktdemokratischen Legitimation. Ich waere ja schon mit nicht zwangweise bindenden Abstimmungen zufrieden, aber so wei die "Integration" bisher vorangetrieben wurde ist für mich nicht akzeptabel und das sage ich, obwohl ich parteipolitisch aktiv bin. Dieses Schritt für Schritt bis es kein Zurück mehr gibt, verbunden mit dem mow. Ignorieren von Plebesziten ist ein derartiger Spaltpilz, der das ganze Projekt in die Luft jagen wird. Und da kann man nur hoffen, dass es nicht wie Jugo endet.
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Re: Rückbau der EU

Beitrag von Hermann »

frems hat geschrieben:(25 Jun 2018, 17:31)
Frontex kann man schon heute hervorragend ausstatten, wenn sich die Mitgliedsstaaten mit Außengrenze nicht mehr mit dem Thema beschäftigen müssen. Es wäre auch deutlich effektiver, z.B. bei der Überwachung des Mittelmeers, wenn nicht mehr jeder Anreiner sein eigenes Süppchen mit kompletter Ausstattung kocht.
Ja wie gesagt, massive Investitionen in Frontex würde ich begrüßen. Dafür könnte man andere Dinge abschaffen bzw. die Zuständigkeit zurück an die Nationalstaaten verweisen.
frems hat geschrieben:(25 Jun 2018, 17:31)
Der Vorschlag eines europäischen Finanzministers stand ja schon häufig im Raum, insb. konservative Politiker schlugen ein solches Amt mit Veto-Recht vor.
Das macht aber nur Sinn, wenn dieser Finanzminister dann auch konsequent ist. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Wolfgang Schäuble im Amt eines EU-Finanzministers anders gehalt hätte, als er es im deutschen Finanzministerium getan hat.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von LiberalKonservativ »

LiberalKonservativ hat geschrieben:(25 Jun 2018, 12:23)

Sie argumentieren selbst sehr totalitär und nationalistisch, wollen aber die "Pest Nationalismus ausrotten". Chapeau zu dieser Glanzleistung.

Lesen Sie mal:
http://www.zeit.de/2017/18/europaeische ... ettansicht
http://pubman.mpdl.mpg.de/pubman/item/e ... 7_1208.pdf
http://www.deutschlandfunkkultur.de/abs ... _id=410341
https://www.springer.com/cda/content/do ... p180693673
https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... sitesearch

Die USE sind ein nicht demokratisch legitimiertes Eliten Konzept, das bisher Schritt für Schritt ueber die Koepfe der Voelker eingeführt wurde und wird. Das wird enden wie jedes Zwangssystem: autoritäres Regime, das ein Auseinanderbrechen verhindert. Viel Spass.
zollagent hat geschrieben:(25 Jun 2018, 12:36)

Es gibt kein Zwangssystem. Nur das Jammern der rechtsnationalistischen Grüppchen, daß ihnen ihr Nationalstaat weggenommen wird. Sollen sie halt ausweichen auf den Fußball, GB hat vier Nationalmannschaften. Geht dann auch. :D :D :D
Btw. haetten Sie auch nur einen der Links gelesen, wuessten Sie, dass man nicht "rechtsnationalistisch" sein muss, um für den Erhalt der Nationalstaaten einzutreten. Springen Sie über Ihren Schatten und lesen Sie die links.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von zollagent »

LiberalKonservativ hat geschrieben:(25 Jun 2018, 21:18)

Btw. haetten Sie auch nur einen der Links gelesen, wuessten Sie, dass man nicht "rechtsnationalistisch" sein muss, um für den Erhalt der Nationalstaaten einzutreten. Springen Sie über Ihren Schatten und lesen Sie die links.
Es hilft aber, rechtsnationalistisch zu sein. Und genau den Eindruck machst du auch. ;)
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Julian hat geschrieben:(25 Jun 2018, 14:21)

Doch, das hat er geschrieben. Es ging um die Bekämpfung von Fluchtursachen vor Ort, und dass er dabei auch auf militärische Stärke setzt.

Als ob ein alterndes Europa ohne Großbritannien in demografisch explodierenden Staaten etwas reißen könnte, selbst wenn es das Leben seiner wenigen Söhne dafür überhaupt einsetzen wollte.
Und du liesst das Wort "Bekaempfung" und denkst an Krieg anstatt durchzudenken. Man kann Ursachen mit vielen Mitteln bekaempfen. Wenn dein Kopf brummt bekaempfst du dein Kopfweh mit Panadol und nicht mit Panzer :D . Armut in Afrika bekaempft man auch nicht mit Soldaten sondern mit wirtschaftlichen Mittel (Ich denke nicht an traditionelle Entwicklungshilfe!), mit Bildungsfoerderung usw. Frieden im Mittleren Osten mit Diplomatie aber Europa ueberlasst das Feld dort lieber den USA, Russland und China. Nur ein vereintes Europa mit einer Stimme hat genug cloud um weltweit diplomatisch was auszurichten.

Menschen die genug zu essen haben und eine Perspektive wollen nicht fliehen! Die bleiben sehr gerne in ihrer Heimat und haben null Bock auf Europa.

Moderne Armeen brauchen uebrigens weitaus weniger Soldaten. Du denkst noch in 1 oder 2 Weltkrieg Kategorien. Ja es ist auch wichtig das Europa eine gut ausgebildete und hochausgeruestete Streitkraefte hat oder soll Europa ewig am Zipfel der USA haengen? Der Zipfel ist ziemlich duenn seit die USA eine trumpsche Twitterkratie geworden sind.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

Kurz- und mittelfristig fördert wirtschaftliche Entwicklung die Lust auf Massenemigration, weil sie mehr Personen die nötigen finanziellen Mittel verschafft, auszuwandern. Emigration setzt Geld voraus, ist teuer. Es ist eher die städtische Mittelschicht die auswandern als die pauperisierze Landbevölkerung.

Und Entwicklungshilfe ist völlig wirkungslos.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

LiberalKonservativ hat geschrieben:(25 Jun 2018, 20:40)
Sie verstehen ganz einfach meinen Punkt nicht. Natürlich hat letztendlich jede Regierung unterschrieben und die nationalen Parlamente ratifiziert. Der Punkt ist aber, dass die Verträge niemals auf anhieb durch Plebiszite gekommen wären. Somit drückten die nationalen Regierungen ihren Voelkern Sachen auf, fuer die diese eigentlich nicht sind. Irland musste mehrfach abstimmen, da zuerst abgelehnt und stimmte dann erst nach Nachbesserungen und einer Angstkampagne zu. Die Verträge wurden derart formuliert, um sich um moeglichst viele direkte Abstimmungen rummogeln zu können.
Dass demokratische Verfahren in den einzelnen Mitgliedsstaaten unterschiedlich waren und sind, ist doch kein Argument dagegen, im Lissabon-Vertrag neue Kompetenzabgrenzungen zwischen Brüssel und nationaler Regierung für alle Politikfelder nach dem Subsidiaritätsprinzip festgelegt zu haben.
Sagen Sie stellvertretend für Ihre Meinungsgruppe bitte endlich einmal, in welchen Politikfeldern weniger supranationale Kooperation stattfinden soll. Damit können die Wähler wenigstens mehr anfangen, als mit der rein formalen Diskussion über mehr direkte Demokratie.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von frems »

LiberalKonservativ hat geschrieben:(25 Jun 2018, 20:40)

Sie verstehen ganz einfach meinen Punkt nicht. Natürlich hat letztendlich jede Regierung unterschrieben und die nationalen Parlamente ratifiziert. Der Punkt ist aber, dass die Verträge niemals auf anhieb durch Plebiszite gekommen wären. Somit drückten die nationalen Regierungen ihren Voelkern Sachen auf, fuer die diese eigentlich nicht sind. Irland musste mehrfach abstimmen, da zuerst abgelehnt und stimmte dann erst nach Nachbesserungen und einer Angstkampagne zu. Die Verträge wurden derart formuliert, um sich um moeglichst viele direkte Abstimmungen rummogeln zu können.
Derart zentrale Entscheidung über die Zukunft des Landes und des Volkes bedürfen einer direktdemokratischen Legitimation. Ich waere ja schon mit nicht zwangweise bindenden Abstimmungen zufrieden, aber so wei die "Integration" bisher vorangetrieben wurde ist für mich nicht akzeptabel und das sage ich, obwohl ich parteipolitisch aktiv bin. Dieses Schritt für Schritt bis es kein Zurück mehr gibt, verbunden mit dem mow. Ignorieren von Plebesziten ist ein derartiger Spaltpilz, der das ganze Projekt in die Luft jagen wird. Und da kann man nur hoffen, dass es nicht wie Jugo endet.
Ziemlich wirre Stammtischparolen. Soll die EU den Nationalstaaten etwa vorschreiben, wie sie demokratische Entscheidungen zu treffen haben? Wer dann am lautesten herumheult, weiß doch jeder. Und dieser Aluhutquatsch mit Irland wird nicht besser, nur weil man ihn wiederholt. Die Iren waren mit einigen Teilen des Vertrags unzufrieden und haben somit erreicht, dass die umstrittenen Teile beseitigt wurden, womit eher bewiesen wurde, dass Referenden auch diplomatische Entscheidungen zur Folge haben können. Und da waren die Iren auch das einzige Land und man ließ sie nicht mehrfach abstimmen, sondern sie taten es von sich aus auf nationaler Ebene. Aber Ihr Superdemokraten wollt natürlich sowas verhindern, da es nicht ums demokratietheoretische Zustandekommen eines Ergebnisses geht, sondern nur ums Ergebnis an sich. Und dann behauptet man einfach, irgendwas bedürfe eines Volksentscheids, obwohl die direkte Demokratie nicht "demokratischer" ist als die repräsentative. :rolleyes:
Hermann hat geschrieben:(25 Jun 2018, 20:57)
Ja wie gesagt, massive Investitionen in Frontex würde ich begrüßen. Dafür könnte man andere Dinge abschaffen bzw. die Zuständigkeit zurück an die Nationalstaaten verweisen.
Ob Finanz-, Verteidigungs-, Bildungs-, Sozial-, Wirtschafts-, Verkehrs- oder Kulturpolitik... das liegt doch alles bei den Nationalstaaten und ihren administrativen Entitäten. Der größte finanzielle Posten der EU ist die Agrarpolitik, gefolgt von etwas Regionalentwicklung und einigen Forschungsvorhaben. Da ist nicht viel zu holen. Nicht grundlos hat die EU für über 500 Mio. Bürger weniger Beamte und Angestellte (inkl. freien Mitarbeitern und Übersetzern) als die Stadt München.
Das macht aber nur Sinn, wenn dieser Finanzminister dann auch konsequent ist. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Wolfgang Schäuble im Amt eines EU-Finanzministers anders gehalt hätte, als er es im deutschen Finanzministerium getan hat.
Ist man unzufrieden über einen Schuldenminister a la Schäuble, dann wählt man eben nicht weiter konservative Parteien.
LiberalKonservativ hat geschrieben:(25 Jun 2018, 19:23)

Wenn fuer Sie die Welt und somit die politischen Ansichten nur eindimensional sind, ist das ganz alleine Ihr Problem. Man kann sehr wohl konservativ und liberal sein. Gäbe es keine Schnittmengen haette es auch niemals Regierungen aus Union und FDP geben dürfen.
Es gibt eine Aufgabenteilung. Alles andere wäre schizophren.
Das Ziel der "ever closer union" ist aber gerade ein gemeinsamer Staat, das geben Sie ja selbst bereits zu. Und dies wurde lange nicht offen kommuniziert und ist bis heute auch den meisten Waehlern nicht bewusst.
Man sollte das eigene Unwissen nicht als Maßstab ansetzen und auch nicht das des meist ähnlich gebildeten Bekanntenkreises. Ich muss nichts zugeben oder verheimlichen. Ein Blick in die Verträge reicht. Da kann jeder Neuländer mit drei Wörtern fündig werden. Daraus eine Verschwörung zu machen, ist schon sehr albern. Gib doch "ever closer union" bei Google ein, dann wirst Du gleich in den ersten Treffern auf Ergebnisse mit Schwerpunkt EU treffen und hättest von selbst herausgefunden, dass das Ziel spätestens 1983 verkündet wurde. Das sind 35 Jahre! Oder bist Du so einer, der vor dem Herbst 2015 nichts von Politik mitbekommen hat? Als gäbe es nicht schon genug Sachsen (im politischen, nicht geografischen Sinne)... :?
Stattdessen ist man nach der antidemokratischen Juncker Doktrin vorgegangen.
Ich bin ganz gespannt über die Auflistung antidemokratischer Entscheidungen und Handlungen von Juncker. Aber erfahrungsgemäß kommt -- aus Gründen -- da nichts, sondern höchstens irgendein aufgeschnapptes Zitat aus Facebook-Kommentarspalten, dessen (ironischen) Kontext man nicht kennt und nur ein extremes Mitteilungsbedürfnis hat.
Nachdem die Verfassungsreferenden scheiterten, hat man auch einfach weiter gemachat und die Verfassung soweit abgeschwächt, dass man in den meisten Ländern Referenden vermeiden konnte. Das nannte man dann einfach Lisbon Treaties.
Die angestrebte Verfassung war ebenfalls ein Vertrag. Der Lissaboner Vertrag war nun einmal ein Kompromiss zwischen den Nationalstaaten. Wie die etwas ratifizieren, entscheiden sie selbst und nicht Du.
Weiterhin ist der zentralistische Ansatz und Einfluss Frankreichs nicht mehr zu übersehen.
Ja, das zweitwichtigste Land Europas hat fast so viel Einfluss wie das erstwichtigste. Echt schrecklich, dass es sich Franzosen anmaßen, sich auch für ihre Interessen einzusetzen, so wie es jedes Land in der EU macht. Die haben gefälligst zu gehorchen! Und klar, mit blauner Brille sieht man überall Zentralismus, selbst wenn das exakte Gegenteil de facto und de jure vorhanden ist.
Ich will ein friedliches und demokratisches Europa.und das bekomme ich sicher nicht mit einem top down zwangs aufoktroyiertem paneuropäischen Bundes oder Zentralstaat.
Einen Zentralstaat strebt ja niemand an. Da boxt man gegen Gespenster. Und die EU hat gar keine sog. Kompetenzkompetenz, um den Mitgliedsstaaten irgendwas aufzuzwingen. Von daher kommt da nur das üblich Geblubber.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
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Orbiter1
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

LiberalKonservativ hat geschrieben:(25 Jun 2018, 20:40)

Sie verstehen ganz einfach meinen Punkt nicht. Natürlich hat letztendlich jede Regierung unterschrieben und die nationalen Parlamente ratifiziert. Der Punkt ist aber, dass die Verträge niemals auf anhieb durch Plebiszite gekommen wären. Somit drückten die nationalen Regierungen ihren Voelkern Sachen auf, fuer die diese eigentlich nicht sind.
Ich bin inzwischen ein Gegner von Plebisziten bei solchen Fragestellungen. Da werden von interessierter Seite Horrorszenarien entworfen, Revanchismus betrieben, kurz Emotionen ohne Ende geschürt und eine EU würde es nach meiner festen Überzeugung gar nicht geben. Glauben sie im Ernst dass die deutsche Bevölkerung einem Beitritt zur EU zugestimmt hätte wenn es im Vorfeld geheißen hätte dass Deutschland in diese EU jedes Jahr 15 Mrd € mehr einzahlen muß als es rausbekommt und sich Millionen von Menschen ohne Obergrenze aus Osteuropa auf den Weg machen werden um den Deutschen die Arbeitsplätze und die Wohnungen wegzunehmen und die Löhne zu drücken? Da wäre Deutschland ganz sicher nicht einer EU beigetreten.
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Re: Rückbau der EU

Beitrag von Senexx »

Wie in meinem nun leider durch Untermischen in einen Sammelstrang völlig im unkenntlichen Strang anfangs ausgeführt, halte ich einen Rückbau der EU für zwingend, wenn die EU zukunftsfähig und weiterentwickelt werden soll. Dei EU leidet an diversen Geburtsfehlern, zu viel Zentralismus und zu wenig Subsidiarität, zuviel Anmaßung der Kommission, dem französischen Bürokratiemodell und Zentralismusverständnis und zu wenig Respekt vor den nationalen Befindlichkeiten und den Eigenständigkeiten vor allem der kleineren Länder und deren geschichtlichen Erfahrungen. Derzeit steuert sie auf eine große Krise zu, deren Ausgang ungewiss ist.

Dabei ließe sich der Rückbau der EU und des grotesk überdimensionierten und vor allem grotesk überzahlten Brüsseler Beamtenapparats durch viele kleine, relativ einfach Schritte wirksam vorantreiben.

Ein solcher wäre zum Beispiel die Abschaffung bzw. die Verlagerung der Agrarsubventionen zurück auf die nationale Ebene. Der Haushalt betrug 2017 knapp 160 Milliarden Euro. 2015 wurden vom Haushalt offen (ihnen verdeckte Ausgaben knapp 59 Milliarden für verschieden agrar- und fischereiwirtschaftliche Zwecke ausgegeben. Das sind also ca. 38% also fast jeder vierte Euro. Dabei profitieren einzelne Länder unterschiedlich stark. Ob die Verteilung gerecht ist spielt hier keine Rolle, das Knäuel ist auch nicht mehr zu entwirren.

Die Rückverlagerung dieser Ausgaben in die EU-Länder selbst ließe sich nun ganz einfach bewerkstelligen. Man stellt fest, wie viel die einzelnen Staaten derzeit aus dem EU-Haushalt erhalten, und reduziert den EU-Beitrag der einzelnen Länder um genau diesen Betrag. Die bisher für Agrarzwecke verwendeten Gelder stehen dann den nationalen Haushalten zur Verfügung, die dann entscheiden können, ob sie das Geld weiterhin dafür ausgeben wollen oder lieber für andere Zwecken, zum Beispiel Infrakstrukturinvestitionen oder Bildung. Das hätte viele Vorteile, nicht wenige Ländern würden, da es nun ihre eigenen Gelder sind, über die sie disponieren können, sie zum mindest teilweise für anderen Zwecke ausgeben. Die Eigenmotivation würde gestärkt und das wirtschaftliche Handeln möglicherweise rationaler und zielgerichteter.

In Brüssel könnten eine Vielzahl von Beamtenstellen wegfallen, der Wasserkopf könnte deutlich verschlankt werden.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

Na sowas, eine von Macron`s EU-Initiativen ist ja bereits am Beginn der Umsetzung. Es geht um die flexible Eingreiftruppe mit der im Ernstfall sehr rasch Militäroperationen im benachbarten EU-Ausland durchgeführt werden können. Überraschenderweise sind da auch die Briten mit dabei die sich bisher immer mit Händen und Füßen gegen eine militärische Zusammenarbeit auf europäischer Ebene gewehrt haben. Keine Ahnung was die dazu bewogen hat hier mitzumachen. Die sind natürlich mit ihrer militärischen Stärke und der Einsatzerfahrung ein großer Gewinn für die flexible Eingreiftruppe. Neben Frankreich, Grossbritannien und Deutschland haben auch Belgien, Spanien, Portugal, Dänemark, die Niederlande und Estland die Absichtserklärung zur Gründung der flexiblen Eingreiftruppe unterzeichnet. Die alte italienische Regierung wollte auch mitmachen, ob die neue es tut muß man abwarten, die hat um Bedenkzeit gebeten. Eins muß man Macron lassen, wenn er was anfasst geht die Post ab. Der muß mit Merkel wirklich Qualen leiden.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

Die Zahl der abgrundtief korrupten EU-Nettoempfänger ist offenbar immer noch zu gering und die Handlungsfähigkeit der EU (wg Einstimmigkeit) immer noch nicht bei Null.

„Die EU-Staaten haben der Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit den Balkanländern Albanien und Mazedonien grundsätzlich zugestimmt.“ https://rp-online.de/politik/eu/eu-will ... d-23632883

Das muß die Lust am Selbstmord sein, anders kann ich mir die EU-Erweiterung auf dem Balkan nicht mehr erklären. Alle potenziellen neuen Mitglieder die Nettozahler wären machen aus verständlichen Gründen einen weiten Bogen um die EU.
Senexx

Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

Orbiter1 hat geschrieben:(26 Jun 2018, 18:52)

Alle potenziellen neuen Mitglieder die Nettozahler wären machen aus verständlichen Gründen einen weiten Bogen um die EU.
Welche wären das denn?
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

Senexx hat geschrieben:(26 Jun 2018, 19:39)

Welche wären das denn?
Norwegen, die Schweiz, Island und ab April nächsten Jahres UK.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

Orbiter1 hat geschrieben:(26 Jun 2018, 20:21)

Norwegen, die Schweiz, Island und ab April nächsten Jahres UK.
Die sind keine Interessenten.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von zollagent »

Orbiter1 hat geschrieben:(26 Jun 2018, 20:21)

Norwegen, die Schweiz, Island und ab April nächsten Jahres UK.
Die ersten drei bilden die noch immer existente EFTA. Die bilden mit der EU eine Zollunion. Nur mitzubestimmen haben sie nichts. Das ist der Nachteil, wenn man nur Zaungast sein will.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

http://www.sueddeutsche.de/politik/euro ... -1.4030589
SZ 26. Juni 2018 Euro-Gruppen-Chef Mario Centeno skizziert den Rahmen für eine Reform der Währungsunion
Deutschland, die Niederlande und andere Nordstaaten haben sich durchgesetzt: Eine gemeinsame Einlagensicherung für Sparguthaben im Euro-Raum wird so schnell nicht kommen. Die "politischen Diskussionen" könnten zwar nach dem EU-Gipfel beginnen, heißt es in Centenos Brief, doch die Einschränkung folgt zugleich: "Risikoreduzierung und Risikoteilung müssen über 2018 hinaus fortgesetzt werden."
Zwischen den Euro-Staaten besteht jedenfalls Konsens, dass beim ESM die letzte Absicherung für den Fonds, der für die Abwicklung maroder Banken zuständig ist, angesiedelt werden soll. Diesen Geldtopf, im EU-Jargon common backstop genannt, sollen die europäischen Banken bis 2024 mit ihren Beiträgen auffüllen. Laut Centeno hat sich die Mehrheit der Mitgliedstaaten für eine zusätzliche Kreditlinie beim ESM ausgesprochen. Sie soll Ländern helfen können, die in eine Krise kommen, aber nicht gleich ein volles Rettungsprogramm à la Griechenland benötigen.
Paris und Berlin wollen das Euro-Budget in den EU-Haushalt integrieren, was aber von den Ländern der "Hanseatischen Liga" als nicht nötig erachtet wird. Sie lehnen auch den deutsch-französischen Vorschlag einer europäischen Arbeitslosenversicherung ab;
Die befürchtete Transferunion beschränkt sich also auch in Zukunft auf die Subventionierung der Banken der Südländer mittels Target II durch Zentralbankgeld der EZB und mögliche Giralgeld-Kreditlinien eines reformierten ESM. Die Banken müssen nach wie vor kein Eigenkapital für Staatsanleihen innerhalb ihrer Bilanz vorhalten. Ein faktischer Austritt eines Euro-Mitgliedes aus dem Euro ist durch eine Parallelwährung jeder Zeit möglich. Ist das Euro-System so flexibel genug, um zu überleben und wird der Außenwert des Euro nicht zu stark durch die Risiken einer aufgeblähten Zentralbankgeldmenge gefährdet?
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(27 Jun 2018, 09:10)
...

...

...Ein faktischer Austritt eines Euro-Mitgliedes aus dem Euro ist durch eine Parallelwährung jeder Zeit möglich....
Ok, gemachte Schulden bleiben in Euro, und Schulden müssen in Euro bedient werden. Woher sollen die Euros denn kommen?

Im Fall Griechenland schienen die erwartbaren Folgen für das Land ("zeitweise" Rückkehr zur Drachme) so haarsträubend zu sein, daß selbst Herr Varoufakis sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden mochte. Warum sollte also ein Land wie Italien sich dem weltweiten Spekulantentum aussetzen? Der Euro und die finanzpolitische Solidität der wesentlichen Euro-Staaten bilden einen Schutzwall gegen derartige Bestrebungen. Deshalb ist Griechenland auch heute noch im Euro.
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Orbiter1
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

Die FAZ fällt ein vernichtendes Urteil über den Stand zur Reform der Eurozone.

"Eine deutsch-französische Einigung kam nicht im März, sondern unter großem Zeitdruck erst vor zehn Tagen in Meseberg zustande, und die dort verfasste Erklärung der beiden größten Eurostaaten ist voller Formelkompromisse und Unklarheiten. So existieren höchst unterschiedliche Interpretationen darüber, was unter dem von Berlin und Paris vorgeschlagenen Euro-Budget zu verstehen ist. Zugleich hat die Eurogruppe ihren Arbeitsauftrag nicht erfüllt. Auf dem Treffen der Minister am vergangenen Donnerstag in Luxemburg kam es vielmehr zu offenem Streit über zentrale Fragen. Einigkeit wurde weder über Tusks Arbeitsauftrag noch darüber erzielt, was vom deutsch-französischen Papier zu halten ist. Beispiellos chaotisch sei es zugegangen, berichtet ein Teilnehmer.

Das Chaos mündete in eine E-Mail, die der niederländische Ressortchef Wopke Hoekstra noch in der Nacht auf Freitag auch im Namen seiner Amtskollegen aus Belgien, Luxemburg, Österreich, Finnland, den drei baltischen Staaten sowie den Nicht-Eurostaaten Schweden und Dänemark an Eurogruppenchef Mário Centeno richtete. Darin wird nicht nur ein Euro-Budget strikt abgelehnt. Die zehn Finanzminister geben auch zu Protokoll, dass sie die Voraussetzungen für die Fortentwicklung von Bankenunion und ESM noch nicht als erfüllt ansehen. Vor allem müssten die von vielen Banken immer noch ausgehenden Risiken gesenkt werden, bevor über deren Vergemeinschaftung gesprochen werde." Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 62858.html

Da ist wohl noch ein weiter Weg zu gehen, wenn da am Ende tatsächlich eine Reform (das wird wohl eher ein Reförmchen) der Eurozone rauskommen soll.
Wähler
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

Orbiter1 hat geschrieben:(28 Jun 2018, 13:09)
Das Chaos mündete in eine E-Mail, die der niederländische Ressortchef Wopke Hoekstra noch in der Nacht auf Freitag auch im Namen seiner Amtskollegen aus Belgien, Luxemburg, Österreich, Finnland, den drei baltischen Staaten sowie den Nicht-Eurostaaten Schweden und Dänemark an Eurogruppenchef Mário Centeno richtete. Darin wird nicht nur ein Euro-Budget strikt abgelehnt. Die zehn Finanzminister geben auch zu Protokoll, dass sie die Voraussetzungen für die Fortentwicklung von Bankenunion und ESM noch nicht als erfüllt ansehen. Vor allem müssten die von vielen Banken immer noch ausgehenden Risiken gesenkt werden, bevor über deren Vergemeinschaftung gesprochen werde." Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 62858.html
Da ist wohl noch ein weiter Weg zu gehen, wenn da am Ende tatsächlich eine Reform (das wird wohl eher ein Reförmchen) der Eurozone rauskommen soll.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 62858.html
FAZ 28. Juni 2018 Die Eurostaaten sind zerstrittener denn je
"In einem Punkt dürften die Staats- und Regierungschefs immerhin einen Konsens erzielen. Der Euro-Krisenfonds ESM soll künftig als Letztsicherung („Common Backstop“) für den Bankenabwicklungsfonds SRF dienen. Der SRF, in den die Banken bis 2024 einen Betrag von gut 60 Milliarden Euro einzahlen sollen, soll mittels einer ESM-Kreditlinie in ungefähr derselben Höhe ergänzt werden, für den Fall, dass die Mittel des Abwicklungsfonds im Fall einer Bankenpleite nicht ausreichen."
Eine Phase intensiver inhaltlicher Diskussionen wird den EU-Mitgliedsländern gut tun. Konfliktscheue und deutsche Konsensdemokratie werden da nicht weiterhelfen. ;)
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

Die 10 Aufrechten haben jetzt gesagt, was sie nicht möchten. Für die Weiterentwicklung der EU und der Euro-Gruppe wäre es aber besser, sie würden ein Ziel beschreiben, das sie gemeinsam gern ansteuern würden, und dazu die notwendigen Schritte/Meilensteine auf einer Zeitachse angäben, also Zwischenziele. Hieße ich Macron oder Merkel, ich würde die Kolleginnen und Kollegen darum bitten, schon um eine gemeinsame Gesprächsgrundlage zu finden. Warum sollen "die Kleinen" nicht auch einmal eine zündende dazu Idee beitragen, wie es in Europa weiter gehen könnte?
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von King Kong 2006 »

Trump empfiehlt Frankreich den Austritt aus der EU? Ein Gegner weniger.
Trump soll Macron zu EU-Austritt gedrängt haben

Bericht: US-Präsident bot im Gegenzug Handelsdeal an

Washington/Paris – US-Präsident Donald Trump soll angeblich versucht haben, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron zu einem Austritt Frankreichs aus der Europäischen Union zu bewegen. Wie der "Washington Post"-Kolumnist Josh Rogin Donnerstagabend unter Verweis auf Quellen im Weißen Haus schrieb, soll der amerikanische Staatschef Macron bereits im April bei einem Treffen mit einer entsprechenden Aufforderung überrascht haben.

"Warum verlässt du nicht einfach die EU?", hat Trump demnach in ein Gespräch über Handelspolitik eingestreut. Gelockt haben soll er Macron mit dem Angebot, Frankreich in diesem Fall einen wesentlich besseren Handelsdeal anzubieten, als Washington ihn der EU als Ganzer zu machen bereit sei.

Macron dementiert nicht

Eine Bestätigung dafür, dass das Gespräch so stattgefunden hat, wollte am Freitag weder das Weiße Haus noch der Élysée-Palast abgeben. Allerdings gab es in Washington auch auf direkte Nachfragen kein Dementi – und allein, dass seine Umgebung Trump die Aussage zutraut, wird in Europa als vielsagend empfunden. Macron selbst, der beim EU-Gipfel nach dem Bericht befragt wurde, sagte nur "was in diesem Zimmer gesagt wurde, bleibt in diesem Zimmer".

derstandard.at/2000082523712/Trump-soll-Macron-zu-EU-Austritt-gedraengt-haben
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

Vorstellbar, aber reichlich dämlich. "Haben Sie Ihr Vermögen zusammen geklaut?" "Nein; wieso?" Der Befragte wies das zurück; die üblichen Ausflüchte. Damit hat er seine Taten eingestanden.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

http://www.sueddeutsche.de/politik/refo ... -1.4034765
SZ 29. Juni 2018 Wie erwartet spalten die neuen Ideen für die Eurozone die Mitglieder. Deswegen: Vertagung.
Das einzig Konkrete in der Gipfelerklärung ist die Einigung auf die Letztabsicherung für jenen Fonds, der für die Abwicklung der Banken zuständig ist. Diese Letztabsicherung soll künftig beim Euro-Rettungsfonds ESM angesiedelt sein. Im EU-Jargon nennt sich das "common backstop". Der Abwicklungsfonds, in den die Banken bis 2024 einen Betrag von gut 60 Milliarden Euro einzahlen sollen, wird mit einer ESM-Kreditlinie in etwa derselben Höhe aufgestockt.
"Wie es aussieht, dürfte diese Debatte erst im Zuge der Verhandlungen über den nächsten EU-Haushaltsrahmen ab 2021 beendet werden. Was die anderen Themen betrifft, heißt es: Wiedervorlage im Dezember."
Herr Macron wird sich in Geduld üben müssen.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(30 Jun 2018, 09:23)

http://www.sueddeutsche.de/politik/refo ... -1.4034765
SZ 29. Juni 2018 Wie erwartet spalten die neuen Ideen für die Eurozone die Mitglieder. Deswegen: Vertagung.

Herr Macron wird sich in Geduld üben müssen.
Wir haben einen Richtungskonflikt in der EU: Wollen wir die "große Lösung" mit 27 und mehr gleichberechtigten Mitgliedern und Mitbestimmern, was mehr auf einen Staatenbund unabhängiger Mitglieder hinaus läuft, oder wollen wir die "Kernlösung der Willigen", die die EU in Richtung einer stetig sich vertiefenden Zusammenarbeit entwickeln wollen... Endziel wäre wohl eine Föderation der Mitgliedsstaaten.

Ich finde auch, daß eine solche Richtungsentscheidung Zeit braucht, viele Streitgespräche und Konzeptvorschläge, bevor man sich endgültig auf den Weg macht.

Um in der Sache klar zu sein: Ich bevorzuge die "Kernlösung der Willigen", halte die "Große Lösung der 27 und mehr" für einen nicht arbeitsfähigen Ansatz... wie das schon jetzt zu sehen ist. Aber der Versuch sollte tatsächlich gemacht werden, damit man später nicht einer Sache nachtrauert, die so nie gelungen wäre.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(30 Jun 2018, 09:23)
http://www.sueddeutsche.de/politik/refo ... -1.4034765
SZ 29. Juni 2018 Wie erwartet spalten die neuen Ideen für die Eurozone die Mitglieder. Deswegen: Vertagung.
"Wie es aussieht, dürfte diese Debatte erst im Zuge der Verhandlungen über den nächsten EU-Haushaltsrahmen ab 2021 beendet werden. Was die anderen Themen betrifft, heißt es: Wiedervorlage im Dezember."
Herr Macron wird sich in Geduld üben müssen.
H2O hat geschrieben:(30 Jun 2018, 10:37)
Um in der Sache klar zu sein: Ich bevorzuge die "Kernlösung der Willigen", halte die "Große Lösung der 27 und mehr" für einen nicht arbeitsfähigen Ansatz... wie das schon jetzt zu sehen ist. Aber der Versuch sollte tatsächlich gemacht werden, damit man später nicht einer Sache nachtrauert, die so nie gelungen wäre.
In welchen Politikfeldern ist denn eine Kernlösung der Willigen über den Lissabon-Vertrag hinaus realistisch?
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

H2O hat geschrieben:(30 Jun 2018, 10:37)

Wir haben einen Richtungskonflikt in der EU: Wollen wir die "große Lösung" mit 27 und mehr gleichberechtigten Mitgliedern und Mitbestimmern, was mehr auf einen Staatenbund unabhängiger Mitglieder hinaus läuft, oder wollen wir die "Kernlösung der Willigen", die die EU in Richtung einer stetig sich vertiefenden Zusammenarbeit entwickeln wollen... Endziel wäre wohl eine Föderation der Mitgliedsstaaten.

Ich finde auch, daß eine solche Richtungsentscheidung Zeit braucht, viele Streitgespräche und Konzeptvorschläge, bevor man sich endgültig auf den Weg macht.

Um in der Sache klar zu sein: Ich bevorzuge die "Kernlösung der Willigen", halte die "Große Lösung der 27 und mehr" für einen nicht arbeitsfähigen Ansatz... wie das schon jetzt zu sehen ist. Aber der Versuch sollte tatsächlich gemacht werden, damit man später nicht einer Sache nachtrauert, die so nie gelungen wäre.
Tja lieber H2O, der EU-Berggipfel kreiste und gebar noch nicht einmal eine Maus sondern nur ein winziges Mäuslein. Wie oft haben sie beim Thema Reform der EU und der Eurozone auf den EU-Gipfel Ende Juni verwiesen? Macron`s Esprit ist komplett verpufft. Wie erwartet will sich außer einem zögerlichen Deutschland, dass mehr geschoben werden muß als es selbst will, auf Macron`s Pläne einlassen. Jetzt soll es also der EU-Gipfel im Dezember richten. Ich bleib dabei, das wird nichts mehr.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(30 Jun 2018, 11:46)

Tja lieber H2O, der EU-Berggipfel kreiste und gebar noch nicht einmal eine Maus sondern nur ein winziges Mäuslein. Wie oft haben sie beim Thema Reform der EU und der Eurozone auf den EU-Gipfel Ende Juni verwiesen? Macron`s Esprit ist komplett verpufft. Wie erwartet will sich außer einem zögerlichen Deutschland, dass mehr geschoben werden muß als es selbst will, auf Macron`s Pläne einlassen. Jetzt soll es also der EU-Gipfel im Dezember richten. Ich bleib dabei, das wird nichts mehr.
Man soll die Hoffnung auf eine vernünftig gestaltete EU nie aufgeben. Die Kanzlerin hat den Gipfel mit dem Asylthema zugeschüttet. Das wird sicher noch einige Male so kommen, bis genügend viele Partner die Faxen dicke haben.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

H2O hat geschrieben:(30 Jun 2018, 13:59)

Man soll die Hoffnung auf eine vernünftig gestaltete EU nie aufgeben. Die Kanzlerin hat den Gipfel mit dem Asylthema zugeschüttet. Das wird sicher noch einige Male so kommen, bis genügend viele Partner die Faxen dicke haben.
Wie winzig der Fortschritt und wie riesig die Meinungsunterschiede bei der Reform der Eurozone sind hat die NZZ schön zusammengefasst. https://www.nzz.ch/amp/wirtschaft/die-r ... ld.1399551
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(01 Jul 2018, 21:12)

Wie winzig der Fortschritt und wie riesig die Meinungsunterschiede bei der Reform der Eurozone sind hat die NZZ schön zusammengefasst. https://www.nzz.ch/amp/wirtschaft/die-r ... ld.1399551
Ganz zu Anfang ihrer Kanzlerschaft hatte die frischgebackene Kanzlerin gesagt, daß nichts in großen Schritten gelingt, sondern fast immer nur in Trippelschritten. Da scheint sie auf Dauer Recht zu behalten. Die Hauptsache ist dabei wohl, daß der Weg sich nicht als Kreisverkehr ohne Ausfahrt zum Ziel erweist.

Ich selbst hätte auch lieber einen klaren und entschiedenen Kurs im europäischen Projekt, auch mit harten Entscheidungen. Vielleicht ist es aber politisch klüger, mit Trippelschrittchen Stück für Stück dem Ziel näher zu kommen.

Heute früh ein hochinteressantes Gespräch im DLF mit dem österreichischen Schriftsteller Menasse
anläßlich der Übernahme der Ratspräsidentschaft durch den österreichischen Bundeskanzler Kurz. Neben der Bewertung der Fähigkeiten des Kanzlers kam dann auch das Thema auf den offenkundigen Zerfall der EU. Dazu meinte Menasse nur, daß die jüngeren Politiker die rauchenden Trümmerhaufen des 2. Weltkriegs nicht mehr gesehen haben. "Die werden das europäische Projekt gegen die Wand fahren, um danach laut zu wehklagen, daß so etwas nie wieder geschehen darf."

So ähnlich hatte auch der Präsident des Ministerrats, Donald Tusk, seine "Krönungsrede" gestaltet. Ungefähr so, daß wir uns hüten sollten, das Erreichte im Zorn zu zerstören, weil danach sehr wahrscheinlich bitteres Wehklagen über den Verlust einsetzen werde. Na ja, geholfen hat das dem europäischen Projekt auch nicht so richtig.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

Hier mal wieder ein Nachweis dass sich Länder in ihrem Verhalten halt doch nicht ändern. Mit Korruption kämpft Rumänien schon seit ewigen Zeiten und bei den Verhandlungen zur Aufnahme in die EU vor inzwischen über 20 Jahren hat man feste Zusicherungen gemacht dass man weiter unerbittlich gegen Korruption vorgehen wird. Im Januar diesen Jahres waren Menschenmassen in den Großstädten Rumäniens auf der Straße um gegen Korruption zu protestieren und heute ist das passiert:

"Rumänien: Parlament billigt umstrittene Strafrechtsmilderung für unter Korruptionsverdacht stehende Politiker. Das Abgeordnetenhaus gab grünes Licht im Eiltempo." Quelle: Guidants News http://news.guidants.com

Solche Länder haben in der EU nichts verloren. Hoffentlich wird man die wieder los.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(04 Jul 2018, 15:01)

Hier mal wieder ein Nachweis dass sich Länder in ihrem Verhalten halt doch nicht ändern. Mit Korruption kämpft Rumänien schon seit ewigen Zeiten und bei den Verhandlungen zur Aufnahme in die EU vor inzwischen über 20 Jahren hat man feste Zusicherungen gemacht dass man weiter unerbittlich gegen Korruption vorgehen wird. Im Januar diesen Jahres waren Menschenmassen in den Großstädten Rumäniens auf der Straße um gegen Korruption zu protestieren und heute ist das passiert:

"Rumänien: Parlament billigt umstrittene Strafrechtsmilderung für unter Korruptionsverdacht stehende Politiker. Das Abgeordnetenhaus gab grünes Licht im Eiltempo." Quelle: Guidants News http://news.guidants.com

Solche Länder haben in der EU nichts verloren. Hoffentlich wird man die wieder los.
Müßte eigentlich über ein Vertragsverletzungsverfahren möglich sein; man muß ja nur die alten Verträge wieder ausgraben und die Mängelliste auf den heutigen Stand bringen. Danach einen sinnvollen Termin für die Lösung der nationalen Probleme setzen, und danach Scheidungsbrief, wenn das Ergebnis nicht ausreicht.

Meine Rede seit einiger Zeit: Die Bewertung von Transparency International als Grundlage für die EU-Mitgliedschaft nutzen. Man kann ja von Zeit zu Zeit den Schwellwert nachbessern, um so das Übel systematisch ab zu stellen.

Oder man macht es umgekehrt: Man bildet einen Kern mit besonders enger Verzahnung jener Mitglieder, die in Hinsicht Korruptionsbekämpfung untadelig sind. Und läßt den Rest im Kielwasser laufen. Sie können immerhin ja aufschließen...
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Wähler »

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/fin ... 29924.html
FAZ 19. Juni 2018 Ökonomischer Berater warnt : „In Italien droht eine Parallelwährung“
"Vor allem die Andeutungen der neuen Regierung, dass öffentliche Rechnungen künftig mittels kurzlaufender Schuldverschreibungen beglichen werden könnten, sieht Odenius als gefährlich an. „Mit solchen Finanzinstrumenten könnten Privatleute dann ihre Steuerschulden begleichen. Diese Instrumente könnten dann auch als Parallelwährung gehandelt werden.“ Er vergleicht diese Instrumente mit den IOUs, die Kalifornien eine Zeitlang begeben hat. Im Grunde seien das Mini-Anleihen, die das Finanzamt begebe. Der entscheidende Unterschied sei aber, dass Kalifornien wachse
Italien sei dagegen neben Griechenland das einzige Land im Euroraum, in dem das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf seit Einführung der Gemeinschaftswährung nicht gestiegen sei."
Da ist Macron mit seinem Euro-Budget-Vorschlag für Investitionshilfen auch in Italien auf einem sinnvolleren Weg. Die Deutschen und die Nordländer warten wieder einmal nur die nächste Krise ab.
siehe auch:
Wähler hat geschrieben:(27 Jun 2018, 09:10)
http://www.sueddeutsche.de/politik/euro ... -1.4030589
SZ 26. Juni 2018 Euro-Gruppen-Chef Mario Centeno skizziert den Rahmen für eine Reform der Währungsunion
Die befürchtete Transferunion beschränkt sich also auch in Zukunft auf die Subventionierung der Banken der Südländer mittels Target II durch Zentralbankgeld der EZB und mögliche Giralgeld-Kreditlinien eines reformierten ESM. Die Banken müssen nach wie vor kein Eigenkapital für Staatsanleihen innerhalb ihrer Bilanz vorhalten. Ein faktischer Austritt eines Euro-Mitgliedes aus dem Euro ist durch eine Parallelwährung jeder Zeit möglich. Ist das Euro-System so flexibel genug, um zu überleben und wird der Außenwert des Euro nicht zu stark durch die Risiken einer aufgeblähten Zentralbankgeldmenge gefährdet?
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

Orbiter1 hat geschrieben:(04 Jul 2018, 15:01)

Hier mal wieder ein Nachweis dass sich Länder in ihrem Verhalten halt doch nicht ändern. Mit Korruption kämpft Rumänien schon seit ewigen Zeiten und bei den Verhandlungen zur Aufnahme in die EU vor inzwischen über 20 Jahren hat man feste Zusicherungen gemacht dass man weiter unerbittlich gegen Korruption vorgehen wird. Im Januar diesen Jahres waren Menschenmassen in den Großstädten Rumäniens auf der Straße um gegen Korruption zu protestieren und heute ist das passiert:

"Rumänien: Parlament billigt umstrittene Strafrechtsmilderung für unter Korruptionsverdacht stehende Politiker. Das Abgeordnetenhaus gab grünes Licht im Eiltempo." Quelle: Guidants News http://news.guidants.com

Solche Länder haben in der EU nichts verloren. Hoffentlich wird man die wieder los.
Passend dazu musste der rumänische Präsident heute die oberste Korruptionsermittlerin entlassen. Sie ist auch den Leuten ganz oben auf die Zehen gestiegen. Das kam dort nicht gut an.

„Laura Kövesi galt vielen Rumänen als mächtigste Frau im Land. Die Regierung plante ihren Sturz seit Langem. Präsident Klaus Johannis musste der Entlassung zustimmen.“ Quelle: https://www.zeit.de/amp/politik/ausland ... s-iohannis

Rumänien wird so korrupt bleiben wie es war. Ganz oben will man es so.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(09 Jul 2018, 20:27)

...

... Rumänien wird so korrupt bleiben wie es war. Ganz oben will man es so.
Da wird es aber höchste Zeit, daß die EU ihre Interessen energisch vertritt. Wer wieviel EU-Geld bekommt, das sollte unbedingt von der Qualität der Mitwirkung in der EU abhängen. Korruption muß in der EU ständig bekämpft werden. Raus schmeißen!
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von unity in diversity »

In Osteuropa und Südeuropa überlegt man gerade, von wem man Streicheleinheiten entgegennehmen sollte.
Von Trump oder China:
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... rbIWSL-ap2
Egal wer gewinnt, Verlierer ist die EU.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Orbiter1 »

unity in diversity hat geschrieben:(13 Jul 2018, 21:18)

In Osteuropa und Südeuropa überlegt man gerade, von wem man Streicheleinheiten entgegennehmen sollte.
Von Trump oder China:
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... rbIWSL-ap2
Egal wer gewinnt, Verlierer ist die EU.
Das Gegenteil ist der Fall. Damit wird die EU hoffentlich die korrupten, nach Autokratie strebenden Staaten in Osteuropa und auf dem Balkan los, die mit den Werten der EU sowieso nichts anfangen können. An den Grenzen zur verbleibenden EU dann Einzelkontrolle und Einreise nur per Visum.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von unity in diversity »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Jul 2018, 21:27)

Das Gegenteil ist der Fall. Damit wird die EU hoffentlich die korrupten, nach Autokratie strebenden Staaten in Osteuropa und auf dem Balkan los, die mit den Werten der EU sowieso nichts anfangen können. An den Grenzen zur verbleibenden EU dann Einzelkontrolle und Einreise nur per Visum.
Manchmal bietet China eine Standortpolitik, die nicht gerade als sauber gilt:
https://www.wiwo.de/politik/europa/161- ... 67616.html
Wenn Brüssel das durchgehen läßt, lege ich das als Schwäche aus.
Man sollte die europäischen Filterbauer mobilisieren, wenn man den Dreck schon nicht verhindert.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Jul 2018, 21:27)

Das Gegenteil ist der Fall. Damit wird die EU hoffentlich die korrupten, nach Autokratie strebenden Staaten in Osteuropa und auf dem Balkan los, die mit den Werten der EU sowieso nichts anfangen können. An den Grenzen zur verbleibenden EU dann Einzelkontrolle und Einreise nur per Visum.
In der EU hat man seit dem Erscheinen des Weißbuchs der EU-Kommission im März 2017 überhaupt nichts mehr getan, um den Niedergang der EU zu beenden. Die Gemeinschaft duldet also alle vom europäischen Projekt wegführenden Entwicklungen weiterhin und überlegt noch obendrein, die Zahl der Abweichler zu vergrößern durch "Beitrittsperspektiven", ohne dazu klare Voraussetzungen zu benennen, und zwar unüberhörbar. Gerade einmal im Fall Türkei hat man sich dazu durchgerungen, deren Selbstherrlichkeit erst einmal und vorläufig zum Anlaß zu nehmen, von der seit 60 Jahren genährten "Beitrittsperspektive" Abstand zu nehmen. Wobei mir noch nicht einmal klar ist, ob diese Nachricht der Türkei auch wirklich auf offiziellen Kanälen zugeleitet wurde!

Was gute Regierungsführung betrifft, so wäre eine enge Zusammenarbeit mit Botswana, Ruanda und Namibia sinnvoller als mit den Korruptokratien des Balkans. Der Korruptionsindex der NGO Transparency International kann unmittelbar zur Bewertung einer guten Regierungsführung genutzt werden. Ein ziemlich ernüchternder Befund!

Genau genommen hat die EU entschieden, ihre Fehlentwicklung fort zu setzen. Da entsteht keine Wertegemeinschaft, sondern ein Bündnis sehr unterschiedlicher Staaten, das im wesentlichen den wirtschaftlichen Vorteil durch einen größeren Markt sucht. Das ist ja auch nichts Schlechtes, aber eben keine Wertegemeinschaft mehr. Dementsprechend sollten aber sämtliche Vorleistungen der alten EU auf das politische Zusammenwachsen der EU abgesetzt werden, oder sie sich auf jene Länder beschränken, die weiterhin das europäische Projekt anstreben.

Das Konzept des französischen Präsidenten Macron, über den Ausbau der Euro-Zone das europäische Projekt zu retten, wird von Deutschland nicht mitgestaltet, sondern abgebremst. Denn in der Euro-Gruppe haben sich Teilnehmer festgesetzt, die ebenfalls das Thema Korruption nicht in den Griff bekommen (Griechenland, Italien) und die staatliche Strukturen zur Geldwäsche der italienischen Mafia aufgebaut haben (Slowakei). Mitgestalten heißt doch wohl, die Fehlentwicklungen ansprechen und sie systematisch ab zu stellen. Das Konzept Macrons: "Eurogruppe gut, andere nicht so gut" enthält leider diesen Mangel, dürfte also auch recht bald nach frohem Beginnen stranden.
Senexx

Re: Europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik

Beitrag von Senexx »

Warum die EU nur ein Papiertiger ist

Zwischen den Großmächten USA, Russland und China droht die EU zerrieben zu werden. Früher war alles so einfach. Die USA hat die Westeuropäer vor der Sowjetunion beschützt, die Kosten getragen, während die Europäer sich teure Wohlfahrtsstaaten geleistet haben. Nach dem Zerfall der SU haben friedensbesoffene Gehirne von "Friedensdividende" gefaselt und geglaubt, nun sei alles Friede, Freude, Eierkuchen.

Die EU fährt weiterhin auf Sicht, langfristiges Denken Null, man steckt den Kopf in den Sand, wurstelt von Vorsitz zu Vorsitz. Eine Vorstellung von Weiterentwicklung hat man nicht, Brüssel reißt immer mehr Macht an sich, ohne Rücksicht auf Verluste und zerstört das Vertrauen der Mitglieder in die EU. Sie fragen sich, ob ihnen die EU noch genügend Vorteile biete, welche die Nachteile aufwiege. An den Schalthebel sitzen Menschen mit einer Froschperspektive wie Junker, der den politischen Horizont eines Moselländers besitzt, der gerade mal von Trier bis Esch-sur-Alzette reicht. In Deutschland herrscht eine Angela Merkel, Tochter eines in die DDR geflüchteten protestantischen Pfarrers, beheimatet im pommerschen Hinterwald, aufgewachsen, politisch gebildet in der Abgeschottetheit der DDR, ohne Bezug zu Europa und ohne kulturelles Verständnis für die Befindlichkeiten anderer Kulturen. Die zuhause eine Politik fährt, welche die Axt an die Zukunftsfähigkeit des eigenen Landes legt (Atomausstieg, Investitionsverzicht, Massenimigration, Euro-Rettung).

Und zu guter Letzt taucht ein Macron auf. Ein ENA-Zögling, vollgepumpt mit Selbstüberschätzung, mit Sendungsbewusstsein ausgestattet, und knallharter Verfolger französischer Machtpolitik aus Vorkriegsgeist, der die alte Führungsrolle Frankreichs wieder herstellen möchte und Deutschland als willfährige Melkkuh betrachtet. Er stebt nach einer Neuauflage der alten EWG und will die EU, wie wir sie kennen, sprengen.

UK, welches immer eine Gegengewicht gegen den Brüsseler Zentralismus gebildet hat und den Freihandel gefördert hat, scheidet leider aus. Die Schuld liegt bei den Brüsseler Zentralisten, die es nicht verstanden haben die Milliarden einzusetzen, eine vernünftiges ausgewogenes Konzept zu entwickeln und die Zustimmung der Bürger zu gewinnen. Europaweit sinkt die Zustimmung zur EU, sie strebt ehr und mehr auseinander. Verschrotter wie Macron reiben sich die Hände und gießen Öl ins Feuer.

Die USA unter Trump setzen auf eine Politik der eigenen Stärke, "America First", und betrachtet die Welt als eine Verhandlungsrunde, in der es darum geht, gute Deals zu erzielen. Aus Sicht der USA ist das verständlich, das Hemd sitzt nun mal näher als der Rock. Die dämlichen Europäer tun so, als sei das Trump, und geben sich der Illusion hin, als würde sich das ändern, wenn nur ein anderer gewählt würde. Die Entfremdung zwischen den USA und Europa könnte aber von Dauer sein. Die Schuld tragen die Europäer, die lange darauf gesetzt haben, dass die Amis ihre Politik des Beschützer treudoof auf ewig weiter spielen und sie sich und ihre Haushalte ducken können. Trump hat begrüßenswerterweise mit dieser "Exploitation of the great by the small"-Schluss gemacht und die Karten neu gemischt. Noch ist nicht aller Tage Abend, aber vielleicht setzten sich in Europa doch noch Kräfte durch, die erkennen, dass Europa mehr Verantwortung übernehmen muss und kann.

Russland hat unter Putin zu altem zaristischen Denken zurückgefunden, zur alten Politik der Sowjetunion, und mischt überall, vor allem auch in Europa kräftig mit, und agiert nach dem Motto teile und herrsche. Es ist kalkuliert aggressiv, versucht die tumben Europäer von seinen Rohstoffen abhängig und willfährig zu machen. Mit Gas-Gerd hat es sich sogar einen ehemaligen Bundeskanzler als Chefagenten geholt. Er und seine Kumpane von den Grünen habe einst die Abhängigkeit Deutschlands vom Russengas mit ihrem Einstieg in den Atom- und Kohle-Ausstieg so richtig in Gang gesetzt. Und diese olitik lässt er sich nun fürstlich honorieren. Putin strebt nach einem Pas-de-deux mit Trump. Könnte ihm sogar gelingen.

China strebt nach Weltmacht, kolonisiert Afrika mit dem Scheckbuch und sichert sich dessen Rohstoff - ausgenommen seine Menschen, sieht händereibend zu, wie sie nach Europa immigrieren und Europa schwächen. Es schüchtert seine asiatischen Nachbarn ein, baut Militärbasen in Afrika und wird bald auch versuchen, nach Europa auszugreifen. In Europa, speziell in Deutschland, kauf es die Diamanten der Wirtschaft auf.Dann bedarf es keiner Kanonenboot, sondern es kann sich subtilerer Mittel bedienen. Bald dürfte es auch im Internet seine Muskeln spielen lassen.

Afrika wird auf absehbare Zeit keine Weltmacht werden, aber hat "Weltmacht", in dem es mit der dort tickenden Bevölkerungszeitbombe Europa bedroht. Die Europäer haben kein Konzept, realisieren das Problem noch nicht einmal. Illusionisten schwätzen von Humanität und Asylgrundrecht und wollen Millionen illegale Immigranten ins Land lassen, mit der Begründung, wird bräuchten Arbeitskräfte.

Wenn Europa überleben will, muss es sich diesen Herausforderung stellen, sie zuerst wahrnehmen und politische Konzepte entwickeln.

Dazu mehr in einem weiteren Beitrag in den nächsten Tagen.
Zuletzt geändert von Senexx am Sa 14. Jul 2018, 11:17, insgesamt 2-mal geändert.
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Brainiac
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Brainiac »

watisdatdenn? hat geschrieben:(19 Jul 2018, 22:29)

Das ist die Schweiz auch. Trotzdem geht es den Schweizern gut.
Bei Norwegen ist das auch so.

Ich bin von der Einstellung eigentlich klar pro europäisch, weil sich dadurch Synergien zum Wohle aller Europäer heben lassen.

Wenn die EU aber weiter durch volksferne Kommissare in Handlungen getrieben wird, die für die Europäer schädlicher sind als die positiven Synergieeffekte, dann hat die EU ihren elementaren Zweck (Nutzen für die europäische Bevölkerung bringen) verloren!

Dann sollte man zurück auf Los (Freihandel in der EU) und die EU politisch komplett neu aufbauen. Und diesmal von Anfang an (!) konsequent demokratisch (!), ohne solche undemokratischen "elitären" Perversitäten wie die EU-Kommission!
Definier doch mal, was du unter "volksfern" verstehst und woran du das im Falle der EU-Kommission festmachst, beispielsweise in Abgrenzung zur "Volksnähe" der deutschen, französischen, italienischen oder auch ungarischen Regierung. Müsstest du können, ist ja sicher nicht nur so eine inhaltsleere Dummfloskel von dir. :|
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
watisdatdenn?
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von watisdatdenn? »

Brainiac hat geschrieben:(19 Jul 2018, 22:35)
Definier doch mal, was du unter "volksfern" verstehst und woran du das im Falle der EU-Kommission festmachst, beispielsweise in Abgrenzung zur "Volksnähe" der deutschen, französischen, italienischen oder auch ungarischen Regierung. Müsstest du können, ist ja sicher nicht nur so eine inhaltsleere Dummfloskel von dir. :|
Danke erst mal für das querverlinken.

Der EU Kommissionspräsident und EU Kommissare werden durch den Rat der EU vorgeschlagen und nicht durch die direkten Vertreter der europäischen Völker: Die EU Parlamentarier.

Das verstehe ich unter volksfern. Am volksnächsten wäre es natürlich wenn er direkt durch das europäische Volk gewählt würde.

Mir stößt auch das alleinige Initiativrecht der Kommission sauer auf!
Im Bundestag kann jede Fraktion einen Gesetzesentwurf einbringen. Im EU Parlament kann es keine Fraktion. Nur die Kommission kann EU-Gesetze zur Abstimmung bringen (und lässt diese in der Praxis oft durch einflussreiche Lobbyisten vorbereiten). Ich meine: WTF?!
Demokratisch ist was anderes..

Also: Im Kern der europäischen Gesetzgebung (Gesetzesvorschläge) sitzt eine Institution, die nicht durch die europäischen Bürger gewählt wurde und noch nicht mal durch deren direkte Vertreter (EU Parlamentarier) ausgewählt wurde.
Das ist in den meisten nationalen Parlamenten deutlich demokratischer geregelt.
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H2O
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

watisdatdenn? hat geschrieben:(19 Jul 2018, 23:19)

Danke erst mal für das querverlinken.

Der EU Kommissionspräsident und EU Kommissare werden durch den Rat der EU vorgeschlagen und nicht durch die direkten Vertreter der europäischen Völker: Die EU Parlamentarier.

Das verstehe ich unter volksfern. Am volksnächsten wäre es natürlich wenn er direkt durch das europäische Volk gewählt würde.

Mir stößt auch das alleinige Initiativrecht der Kommission sauer auf!
Im Bundestag kann jede Fraktion einen Gesetzesentwurf einbringen. Im EU Parlament kann es keine Fraktion. Nur die Kommission kann EU-Gesetze zur Abstimmung bringen (und lässt diese in der Praxis oft durch einflussreiche Lobbyisten vorbereiten). Ich meine: WTF?!
Demokratisch ist was anderes..

Also: Im Kern der europäischen Gesetzgebung (Gesetzesvorschläge) sitzt eine Institution, die nicht durch die europäischen Bürger gewählt wurde und noch nicht mal durch deren direkte Vertreter (EU Parlamentarier) ausgewählt wurde.
Das ist in den meisten nationalen Parlamenten deutlich demokratischer geregelt.
Sie verbreiten hier erneut einen Irrtum! Das alleinige Initiativrecht in der EU liegt beim EU-Ministerrat, also der Versammlung der Regierungschefs der EU-Länder oder deren Stellvertreter. Das sind durchweg mit demokratischer Legitimation ihrer Parlamente entscheidende Leute. Der Präsident des EU-Ministerrats ist der Geschäftsführer des Ministerrats in Angelegenheiten der Organisation anstehender Arbeiten.

In kleinerem Umfang hat sich das EU-Parlament ein Initiativrecht ertrotzt... wenigstens in eigener Angelegenheit.

Die EU-Kommission ist die nachgelagerte Behörde des EU-Ministerrats. Sie arbeitet die Gesetzesvorschläge des Ministerrats in dessen Auftrag aus. Die EU-Kommission ist die Rechtsabteilung und die Verwaltungsbehörde des EU-Ministerrats... mehr nicht. Sie bestimmt auch gar nichts, prüft aber die Vertragstreue der Mitglieder, was die EU-Verträge betrifft. Sie reicht Klage ein beim EuGH, wenn da etwas mutwillig aus dem Ruder läuft.

Der Ministerrat ernennt die Kommissionsmitglieder, das EU-Parlament hatte sich das Recht ertrotzt, den EU-Präsidenten zu ernennen und damit ein Gleichgewicht zwischen EU-Parlamentspräsident und EU-Kommissionspräsident her zu stellen. Das EU-Parlament kann die vom Ministerrat vorgeschlagene EU-Kommission ablehnen. Das Recht auf Ablehnung der vorgeschlagenen Kommission verleiht ihm einige Macht im Verhältnis zum Ministerrat... aber wichtige Gesetze darf das EU-Parlament zwar engagiert diskutieren, aber niemals erlassen. Das ist das alleinige Recht des EU-Minsterrats.

Das sind die wahren Machtverhältnisse in der EU-Führung. Bitte nicht immer wieder der EU-Kommission etwas vorhalten, wofür sie überhaupt keine Verantwortung übernehmen darf. Das wäre in etwa so, als ob Sie den Polizeichef für die Innenpolitik eines demokratischen Landes verantwortlich machten. Die wahre politische Macht in der EU geht vom EU-Ministerrat aus.

Natürlich wäre es sinnvoll, die politische Macht allmählich auf das EU-Parlament zu übertragen. Aber noch überwiegen die nationalen Interessen der Mitglieder, und die wollen weiter das Sagen haben, eben im EU-Ministerrat. So ganz undemokratisch ist diese Konstruktion aber auch nicht.
Senexx

Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

H2O hat geschrieben:(20 Jul 2018, 00:50)

Sie verbreiten hier erneut einen Irrtum! Das alleinige Initiativrecht in der EU liegt beim EU-Ministerrat, also der Versammlung der Regierungschefs der EU-Länder oder deren Stellvertreter.

..

Die EU-Kommission ist die nachgelagerte Behörde des EU-Ministerrats. Sie arbeitet die Gesetzesvorschläge des Ministerrats in dessen Auftrag aus. Die EU-Kommission ist die Rechtsabteilung und die Verwaltungsbehörde des EU-Ministerrats... mehr nicht. Sie bestimmt auch gar nichts, prüft aber die Vertragstreue der Mitglieder, was die EU-Verträge betrifft. Sie reicht Klage ein beim EuGH, wenn da etwas mutwillig aus dem Ruder läuft.
Ihre Behauptungen sind falsch
Die Europäische Kommission ist die politisch unabhängige Exekutive der EU. Sie ist allein zuständig für die Erarbeitung von Vorschlägen für neue europäische Rechtsvorschriften
Siehe die Webseiten der Kommission.
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Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von H2O »

Senexx hat geschrieben:(20 Jul 2018, 01:00)

Ihre Behauptungen sind falsch



Siehe die Webseiten der Kommission.
Dann steht da Unsinn; die Kommission handelt im Auftrag... daher der Name Kommission. Sie darf keine Gesetze erlassen... sie muß sie ausarbeiten im Auftrag des EU Ministerrats. Da finden die entscheidenden Abstimmungen statt. Wie jede Behörde hat die Kommission nach Maßgabe von bestehenden Gesetzen zu handeln. Wo es politisch entlang geht, das bestimmt die Versammlung der Merkels, Macrons... und wie sie alle heißen, nach dem Grundsatz der qualifizierten Mehrheit... mit wenigen Ausnahmen, in denen ein Veto zugelassen ist. Fragen Sie mich bitte nicht, wo in der EU noch das Veto gilt.
Senexx

Re: Sammelstrang: Quo vadis, Europa und EU?

Beitrag von Senexx »

H2O hat geschrieben:(20 Jul 2018, 01:10)

Dann steht da Unsinn;
Ok. Die Kommission verbreitet Unsinn. Wie gut, dass Sie das korrigieren...
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