Ich verstehe die Einwände nicht ganz, vielleicht mache ich auch einen Denkfehler oder bin unzureichend informiert.
Die wesentliche Änderung bei den europaweiten Listen besteht doch in der Einführung einer Zweitstimme - die Erststimme steht wie bislang den nationalen Kandidaten zur Verfügung. Mit der Zweitstimme kann man den Spitzenkandidaten der europaweiten Liste seiner Wahl, und damit eben diese Liste, direkt wählen.
Das ist doch genau wie bei der Bundestagswahl, mit dem Unterschied, dass bei der Zweistimme auf dem Wahlzettel die Spitzenkandidaten des jeweiligen Bundeslandes aufgeführt werden. Dies scheint mir aber irrelevant. Wer macht schon die Vergabe der Zweistimme davon abhängig, welche Namen dort stehen? Man wählt Merkel, Schulz oder Lindner, auch wenn die Namen nicht auf dem Wahlzettel stehen, nichts anderes tut man doch bei einer Bundestagswahl.
Hinz und Kunz schimpfen über die "mangelnde demokratische Legimitation" der EU-Institutionen. Und tatsächlich, wer bei der letzten Europawahl sein Kreuzchen bei der CDU machte, las dort den Namen Juncker nicht, stattdessen "McAllister", "Reul" oder "Wieland". Das wäre mit dem neuen Vorschlag anders und ehrlicher.
Die Frage der degressiven Proportionalität ist hiervon entkoppelt. Dieses Prinzip kann beibehalten werden, solange man nichts besseres findet. Ist bei so einem System natürlich komplexer umzusetzen, aber möglich, wenn man will.
Im Übrigen diskutieren wir leider nur Visionen, zumindest was die Europawahl 2019 betrifft.
http://m.spiegel.de/politik/ausland/eur ... 92327.html
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.