Kardux hat geschrieben:(21 Sep 2017, 22:18)
Meine Aussage ist weder inhaltsleer noch irrational. Es ist sehr wohl das moralische Grundrecht der Katalanen und jedes Volkes, selbst über sein Schicksal zu bestimmen! Wer dem widerspricht, der muss sich die Frage gefallen lassen, weshalb andere Völker dieses Recht besitzen. Und wo bleiben die Antworten darauf?
Definieren Sie dich mal "Volk" und wieviele es Ihrer Meinung nach in Europa ungefähr gibt. 50? 500? 5000? Je tiefer man ins Regionale heruntergeht, desto mehr könnte man differenzieren. Wo hört das auf?
Und ich widerspreche Ihnen vehement, wenn Sie hier behaupten, dass Grenzen historisch gewachsen sind (das stimmt schon) und deshalb eine gegebene Ausgangslage gegeben ist - die nicht verändert werden darf um ja nicht den internationalen Frieden zu gefährden.
Ich habe nicht geschrieben, das Grenzen niemals verändert werden dürfen, sindern dass diese als gegebene Ausgangslage zu akzeptieren sind, die nicht einfach so verändert werden können, nur weil irgendeine Bevölkerungsgruppe das will. Dagegen steht zB die territoriale Integrität von Staaten. Da muss also eine Abwägung getroffen werden und es ist eine schwierige Entscheidung mit weitreichenden Auswirkungen, die übrigens auch eine Menge kostet, und die IN JEDEM FALL von Spaniens Regierung mitgetragen werden muss. Es sei denn, man könnte ihr massive Diskriminierungen und Benachteiligungen der katalanischen Minderheit nachweisen. Wo sind die?
Grenzen wurden im Laufe der Geschichte imaginär gezogen und waren niemals unantastbar. Der internationale Frieden wurde ständig von Völkern mit Füßen getreten, die sich Ländereien fremder Völker einverleibt haben.
Was in der Geschichte alles schief ging, kann doch kein Argument sein, es wiederholen zu müssen.
Wenn ein Volk, das sich sprachlich, kulturell und historisch als Gemeinschaft/Nation betrachtet und eigenständig über sich bestimmen will, gefährdet das in keinster Weise den Frieden auf der Welt. Es stört lediglich die Interessen derer, die fremde Gebiete weiterhin ausbeuten wollen. Weshalb sonst würde die Abspaltung der Katalanen den Weltfrieden stören? Spaniens Grenzen würden sich verändern, ein neuer Staat würde entstehen, welcher sich der EU anschliesst.
Das restliche Spanien müsste sich dann wirtschaftlich anders aufstellen. Aber das ist deren Problem. Sie müssen mit ihren Ressourcen leben und mit ihrem menschlichen Kapital. Und wenn sie dazu nicht imstande sind, können sich die Spanier die mit Spanien unzufrieden sind dem katalanischen Staat anschliessen - aber unter der katalanischen Flagge und Sprache. Sofern die Katalanen dies zulassen. Weshalb sollte Spanien von den Katalanen wirtschaftlich profitieren aber die Katalanen kaum Mitspracherecht in wichtigen Fragen haben? Weshalb stehen Spanier über Katalanen? Weil sich das historisch so entwickelt hat? Lächerlich. Sollen jetzt deshalb die Staaten dieser Welt auf Ewig gleich bleiben? Und Sie reden von Irrationalität?
Das mit den immer gleichen Grenzen habe ich so nicht behauptet, siehe oben.
Und ob die aktuelle Sezessionsbewegung in Katalonien (incl. der starken Emotionalisierung und Überhöhung des Themas Unabhängigkeit) dem Frieden in Spanien dienlich ist, darüber darf man geteilter Meinung sein.
Welche "Vorteile" es mit sich bringt, wenn man in einem Vielvölkerstaat eingezwängt ist mussten doch die Schotten vor einiger Zeit machen. Die große Mehrheit der Schotten will in der EU verbleiben und muss sich nun den Eitelkeiten der Engländer fügen, die von einem neuen Empire träumen und deshalb einen Alleingang vorziehen.
Abgesehen davon weiß ich nicht woher die Gleichung Kleinstaaterei=Schwächung rührt. Worauf stützt sich diese vage Behauptung? Speziell im Bezug auf die EU ist diese Argumentation unsinnig. Inwiefern ist die EU geschwächt wenn Spanien 7,5 Millionen Menschen verliert und aber die EU einen neuen Mitgliedstaat mit derselben Einwohnerziel erhält?
Triviales Beispiel: weil diverse Entscheidungen in der EU nur einstimmig getroffen werden können (ua. die zur Aufnahme neuer Mitgliedsstasten
) und es einen Staat mehr gibt, mit dem man sich einigen muss. Auch bei allen anderen Abstimmungsformen wird der Aufwand, sich zu einigen, erhöht.
Von 28 auf 29 ist natürlich keine große Veränderung, schrieb ich ja schon. Es geht darum, ob das Schule macht und wir ggf von 28 auf 40 kommen, das wäre eine große Veränderung und Verkomplizierung und die will ich nicht.
Im Gegenteil. Die EU kann davon nur profitieren. Aus Barcelona werden neue Ideen und Gedanken hervor gebracht die bisher gar nicht wahrgenommen wurden.
Zum Beispiel?
Ich bin nicht nur ein Befürworter der Kleinstaaterei sondern auch der Dezentralisierung aller Staaten dieser Welt. Das Kantonsystem der Schweizer ist hierbei ein sehr gutes Modell.
Nein, ganz falsches Beispiel. Ich bin überhaupt nicht gegen föderale Strukturen
innerhalb eines Nationalstaats, ich finde es absolut richtig, dass es in D die Bundesländer gibt und darunter (!) die Städte und Gemeinden. Das ist hierarchisch aufgebaut und nur so macht es Sinn und bleibt handhabbar, nicht flach nebeneinander. Ich will auf keinen Fall, dass die Tausende Städte und Gemeinden in D ebenenmäßig direkt unter dem Bund kommen und die Bundesländer als Zwischenebene wegfallen, wie ich auch nicht Hunderte Bundesländer will statt 16. Ebenso wollen die Schweizer nicht 260 Kantone statt 26. Ist die Analogie zur Ebene der Nationalstaaten verständlich?
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.