Nein, die nackten Zahlen bezweifele ich gar nicht; nur wollte ich auf ganz andere Werte hinweisen, ohne die diese nackten Zahlen gar nicht entständen. Das ist mir nur zum Teil gelungen. Eine erfolgreiche Geschäftsidee etwa erzeugt Gewinne, die Apple in 30 Jahren zum wertvollsten Unternehmen der Welt machen. Unsere Autobauer und Betriebe der Elektrotechnik und des Maschinenbaus sind deutlich älter, ihre Technik vermutlich ausgereizt. Aber sie sind kapitalstark oder höchst kreditwürdig.schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Oct 2018, 15:10)
Und dennoch sind es aber Handelsketten. Das Problem, so wie ich es verstehe, ist, dass wir von einem "deutschen Autobauer" reden wenn wir ein eigentlich längst "internationales Unternehmen" meinen. Und uns damit sozusagen alte Geschichten wiedererzählen, statt zu schauen, was tatsächlich läuft. Auch wenn in vielen Fällen der Hauptstammsitz eines solchen Unternehmens sich in Deutschland befindet. "Nearshoring" heißt speziell das Konzept der Verlagerung von Dienstleistungen, Produktion, Entwicklung in den Nahbereich. Und in Europa heißt Nearshoring in aller Regel "Nach Osteuropa". Und bei den IT-Dienstlsieistungen oder SW-Entwicklung ist das ganze vielleicht noch relevanter als in der Automobilbranche. Und ein nicht unwesentlicher Punkt bei diesem Nearshoring innerhalb der EU besteht darin, dass benötigte Infrastukruktur, Verkehrsinfrastruktur insbesondere quasi frei Haus durch EU-Zahlungen getätigt wird, die der Allgemeinheit dann als aussschließliche Zuwendungen an die Staaten allein erscheint.
Ich wüsste auch keinen Grund, grundsätzlich an den im Manager-Magazin vorgelegten Zahlen zu zweifeln. Die Zeitschrift steht nicht gerade im Verdacht, ideologisch ausgerichtet zu sein. Der verwiesene Blogeintrag des französischen Ökonomen Piketty bei LeMonde weist gleich in der ersten Grafik klar das aus, was die Artikelüberschrift zusammenfasst: Warum Osteuropäer die wahren Nettozahler sind: http://piketty.blog.lemonde.fr/2018/01/ ... of-europe/
Worin ich Ihnen zustimme ist diese Anschubfrage. Nur wird die mit jedem Jahr irrelevanter.
Der Anschub im Osten wäre gar nicht denkbar ohne diese Produkte und mögliche Investitionen. Auch ein frei laufender Betrieb ist kaum vorstellbar unter den herrschenden Wettbewerbsbedingungen. So entsteht aus bescheidenen Anfängen ein ertragreiches Tochterunternehmen, das aber kaum als selbständiges Unternehmen bestehen würde. Dann müßte eine besonders klevere Führungskraft sich aus eigenen Stücken mit einem in der Art einzigartigen Produkt hervor tun und sich damit "outsourcen". Das ist auch nicht besonders ungewöhnlich, aber doch selten. Dann müßte es schon ziemlichen Ärger mit der Unternehmensführung geben.
Sie haben natürlich Recht: Da entstehen Weltunternehmen, wahrlich weltumspannend. Und wir tun so, als ob das "deutsche" Unternehmen sind. Die Ursprünge sind deutsch, oder US-amerikanisch, oder französisch, und entsprechend sympathisch sind uns diese erfolgreichen Unternehmen. Die Unternehmen werden international an der Börse gehandelt, entsprechend gestreut ist das Eigentum an diesen Unternehmen.
Aber, um zum Thema zurück zu finden: Wenn es politisch so richtig Ärger gibt, etwa bei schwindender Rechtssicherheit (Polen, Ungarn, Rumänien), dann kann die Bundesregierung Bürgschaften zurück ziehen und diese Unternehmen die Risiken allein tragen lassen. Und dann geht das alles sehr schnell... wie man am Beispiel Türkei erkennen kann. Eben noch auf stolzen Rossen...