Tom Bombadil hat geschrieben:(28 Jul 2017, 19:20)
Europa ist kein Selbstbedienungsladen, in den jeder reinmarschieren und sich das für ihn Beste kostenlos rausgreifen darf.
Wie ich mir das vorstelle, habe ich schon öfter hier geschildert:
- Große Auffanglager direkt an den Grenzen.
- Identifikation der Person mit einem möglichst fälschungssicheren Ausweis und erkennungsdienstlicher Erfassung, Aufnahme der Daten in eine europaweit zugängliche Datenbank
- Schnelle Prüfung, ob ein Asylanspruch gerechtfertigt ist.
- Falls nicht: Adios.
- Verlegung in größere Aufnahmezentren EU-weit, nach einem Schlüssel aus BIP, Bevölkerung und Fläche.
- Von dort Verlegung in die einzelnen Kommunen des jeweiligen Staates.
- Während des ganzen Prozesses wird der Asylstatus überprüft, sobald der Asylgrund wegfällt: Adios.
- Wird der Asylsteller bei Bagatelldelikten mehr als dreimal auffällig: Adios.
- Wird der Asylsteller bei schweren Straftaten einmal auffällig: Adios
Selbst die linksliberale Zeit in Person von Ladurner schreibt:
Doch der Hilferuf aus Italien und die damit verbundene Drohung zeigt, dass die Stabilität der EU auf dem Spiel steht. Die Grenze zu Libyen ist für die EU von existenziellem Charakter. Kein Mittel darf daher ausgeschlossen werden, auch kein militärisches.
Ihre Liste möchte ich kommentieren:
1. Die Auffanglager
Wo sollen die angelegt werden? In D, in A oder in I, GR, F, E?
Sollen das Lager im Ausmaß deutscher Großstädte werden?
Und warum gibt es die inzwischen nicht schon? Was hält die EU auf?
Ich kann auch fordern, daß etwas Vernünftiges gemacht wird, nichts
leichter als das!
2. Die fälschungssichere Identifizierung
Das ist ein EU-Papier für interne Zwecke und hat mit der Herkunft des
Asylsuchenden nichts zu tun... im schlimmsten Falle. Ein Verwaltungsmittel.
Haben "wir" dafür die notwendigen Fachleute in Qualifikation und Anzahl?
3. Die schnelle Prüfung
Rechtsmittel stehen dem Prüfling sicher zu. Und auch eine richterliche
Verfügung. Auch muß seine Identität geprüft und fälschungssicher fest-
gelegt werden. Dazu werden Fachleute benötigt, die wir in der notwendigen
Qualität und Anzahl nicht haben. Ich bin da lernfähig. Die "europaweit
zugängliche" Datenbank muß erst noch erfunden werden. Wer pflegt und
bedient die dann?
4. Adios!
Und dann kommt die Abschiebung, wenn sich ein Land bereit
findet, den abgelehnten Bewerber einreisen zu lassen. So lange haben
"wir" ihn. Und in einen Schurkenstaat mit Folter und Todesstrafe,
das geht schon gar nicht. Und in ein Bürgerkriegsland, das geht auch
nicht. Wenn wir gelegentlich von geglückter Abschiebung lesen, dann
sind die zugehörigen Zahlenangaben sehr ernüchternd.
5. Verteilung in Aufnahmelager in der EU
Tja, gute Idee... nur hat das bisher noch nicht einmal für 160.000 aner-
kannte Flüchtlinge in Italien uind Griechenland geklappt, trotz bitterer
Streitereien im EU-Ministerrat. Und das sind nicht nur die Visegradskis.
Hinzu kämen die "unvermittelbaren" aus Kopfstrich "Adios". Also gut:
10.000 sind verteilt. Das Instrument ist heute schon EU-Gesetz!
Da bin ich wieder bei vernünftigen Vorschlägen aus dem Kopfstrich 1.
Nicht durchführbar!
6. Verteilung auf Kommunen.
Das wäre der kleinere Schritt, wenn die armen Leute vor Ort dann nicht
das wenige mit den Ankömmlingen teilen sollen, das ihnen ohnehin fehlt.
In Ostpolen sind Steine und Flaschen geflogen, als Tschetschenen (eine
kleine Familie) in einem Dorf untergebracht wurde. Ein 2-jähriger Junge
wurde im Bett schwer verletzt. Das weiß ich, weil ich mich für Polen
besonders interessiere. Ich bin nicht davon überzeugt, daß die Aufnahme-
bereitschaft anderenorts höher ist.
7. Asylgrund beobachten
Tja, das sind nun schon die netteren Tätigkeiten. Nur mit dem "Adios", das
ist nicht so ganz ohne weitere Anstrengungen zu machen. Bei guter Integration
und Erwerb des Lebensunterhalts aus eigener Erwerbstätigkeit wäre "Adios"
doch wohl dumm! Und dann ist da die Roma-Familie aus Mazedonien mit
7 Kindern, die bis auf eine Tochter in keiner Weise in unserer Gesellschaft
zurecht kommt. Diese eine Tochter ist allerdings ein Musterbeispiel einer Mit-
Bürgerin: Freiwillige Feuerwehr, viele Freundinnen, Abitur mit Bestnoten...
Wat nu? Ich will damit nur sagen, daß unsere Gesellschaft weiterhin sehr
gefordert bleibt im Schlechten wie im Guten.
8. und 9. Straftaten und Adios
Tja, haben wir doch, wenn das Strafmaß 3 Jahre beträgt; das ist nun abge-
senkt auf 2 Jahre im Zusammenhang mit Übergriffenn auf Frauen und Mädchen.
Gerichte neigten dann dazu, das Strafmaß knapp unter der "Abschiebegrenze"
an zu setzen. Hat Justizmniinister Maass nicht gerade 150.000 zuzsätzliche Richter-
stellen angefordert?
Und dann kommt erneut der ziemlich verzwickte Ablauf der Abschiebungen
hinzu, denn überführte Straftäter hat niemand so gerne. So übermäßig
erfolgreich ist man damit auch nicht. Da muß man mit Barem nachhelfen...
also genau das tun, was wir doch ganz unbedingt nicht fördern wollen...
So weit erst einmal meine Einlassungen zu Ihrem 10-Punkte-Katalog der Guten Taten. Dann noch ein Hinweis zum Beitrag des DIE ZEIT- Mitarbeiters Ladurner. Ich stelle mir diesen Menschen dann vor, wenn genau das getan worden ist, was er fordert: Militärische Zusammenarbeit mit zwielichtigen Herrschaftssystemen, um Flüchtlinge und Schlepperbanden ab zu halten, in die Schlauchboote zu steigen, um mit einer Wahrscheinlichkeit von 3% zu ertrinken oder doch "gerettet" zu werden.
Dann bezahlen "wir" dafür, daß die Schlepper ihr Geschäftsmodell auf Abwehr umstellen. Erdogan bekommt schließlich auch solche Mittel, und was sein Regime damit veranstaltet, das weiß der Teufel. Für spannende und zugleich anklagende Berichte in DIE ZEIT ist also gesorgt!
Ich finde aus all den vorangehenden Gründen, daß unser Land sich in diesem unmenschlichen Durcheinander bisher ganz wacker geschlagen hat. Das kann ich so sehr vielen anderen Ländern nicht bescheinigen.