H2O hat geschrieben:(05 Aug 2018, 11:43)
Na ja, man wird überlegen müssen, welche Möglichkeiten der europäischen Kursbestimmung sich durch diese Währungsunion und bisher gar nicht vorgesehene Ausgleichszahlungen eröffnen. Daß derzeit neben Frankreich weitere 18 Partner an diesem Knochen nagen, ist schon Teil der Kursbestimmung. Ich stimme für mehr europäischen Ausgleich auf allen Ebenen mit Aufgabe nationaler Verfügung über Finanzen und Wirtschaft, Sicherheitsstrukturen und Grenzen. Darin sind Sie anderer Meinung, und deshalb scheuen Sie schon den ersten Schritt.
Die Währungsunion funktioniert nicht. Das wird derzeit nur dadurch kaschiert, dass ein massiver Geldtransfer von Deutschland in die Südstaaten, insbesondere Italien und Spanien, erfolgt. Und dies in Form von Krediten ohne jegliche Sicherheiten, siehe dazu heute auch wieder Herr Sinn in der FAZ:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 23567.html
H2O hat geschrieben:(05 Aug 2018, 11:43)
Ich denke daran, daß wir Deutschen eine Wiedervereinigung so halbwegs konfliktfrei gestemmt haben, mit erneuerter Infrastruktur in den sogenannten Neuen Bundesländern. Weiterhin denke ich daran, daß wir Deutschen sehr maßgeblich den Wirtschaftsaufschwung in den östlichen EU-Ländern vom Baltikum bis Bulgarien durch Investitionen angeschoben haben, mit ganz erheblichen Chancen für die deutsche Wirtschaft, auch dort Wohlstand und Zukunft zu ermöglichen... sprich: Spannungen vor zu beugen.
Es sind amerikanische Soldaten und Atombomben, die Spannungen vorbeugen, nicht VW-Werke in Tschechien.
H2O hat geschrieben:(05 Aug 2018, 11:43)
Ihnen ist aber überhaupt nicht aufgefallen, daß sich die wesentlichen Politiker Europas in Englisch verständigen, obwohl GB derzeit die EU verläßt?
Die Arbeitssprache im Gerichtshof ist weiterhin Französisch. Das Kalkül der Franzosen ist, dass alle Mitarbeiter der europäischen Institutionen wohl oder übel Französisch lernen müssen, wenn sie in Städten arbeiten, in denen Französisch die Amtssprache und die nach außen dominierende Umgangssprache ist, sei das nun Straßburg, Luxemburg oder Brüssel. Gleichzeitig hilft es, diese Städte weiter zu französisieren und das Deutsche und Niederländische zurückzudrängen.
Aber selbstverständlich bin ich auch gegen Englisch als alleinige oder auch nur dominierende Amts- oder Arbeitssprache. Ich kann es nicht dulden, dass das Deutsche zu einer Art von Dialekt ohne offizielle Funktion heruntergestuft wird, unabhängig davon, ob das zugunsten des Französischen oder Englischen geschieht.
H2O hat geschrieben:(05 Aug 2018, 11:43)
Eine Eigenheit von Zentralstaaten ist immer wieder, die Lebensart und natürlich die Sprache der Hauptstadt bis in fernste Provinzen aus zu dehnen. Die Provinzen wollen aber auch etwas Eigenes, Typisches behalten. Dazu gehört dann auch der örtliche Dialekt, der sehr betont gepflegt wird, selbst wenn M. le Préfet sich hauptstädtisch aufführt. Habe ich so in Reichenweiher/Riquewihr hautnah erlebt. Großes Volksfest mit allem Brimborium. Viele Gäste, die nur Französisch beherrschten. Kein Problem, können wir auch. Tja, und wie unterhielten sich dann die Leute in den Buden und an den Schaltstellen in den Festzelten? Bester Elsässer Dialekt des Alemannischen. M. le Préfet hätte seine Freude daran gehabt... Kannit verstaan...
Ruhe bewahren, weiter arbeiten!
Die deutsche Sprache im Elsass ist ohnehin tot, nachdem sie jahrzehntelang zu einem Bauerndialekt degradiert worden war. Sie wird allenfalls noch in der Generation 60+ auf immer eingeschränktere Weise und nur auf dem Land gesprochen - und wird bald verschwunden sein, wenn die Sprecher weggestorben sein werden. Die Transmission auf die nächste Generation liegt bei wenigen Prozent.
Und dies ist gewollt und geschieht absichtlich, ausgedacht und durchgeführt von einem französischen Staat, der geschickt auf der Klaviatur der psychologischen Verfassung der Elsässer spielt ("Il est chic de parler français"). Inzwischen verachten die Elsässer mehrheitlich ihren als rückständig empfundenen "Dialekt" ohnehin schon selbst; der Gnadenstoß wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Ändern lässt sich das ohnehin nicht mehr, aber ich finde es absurd, dass eine solche Region den Anspruch erhebt, zwischen zwei Kulturen zu vermitteln, oder ein Symbol für eine Aussöhnung zu sein. Straßburg - die Stadt, in der die erste deutschsprachige Zeitung gedruckt wurde - hat keine europäische Institution verdient, es ist eine rein französische Stadt und Symbol für die Auslöschung des Deutschen.
H2O hat geschrieben:(05 Aug 2018, 11:43)
Na, Sie sind aber nachtragend! Übrigens waren Briten, Italiener in gleicher Weise arg gehemmt, der deutschen Wiedervereinigung zu zu stimmen. Das ist keine französische Besonderheit, und sie hat zu tun mit furchtbaren Erfahrungen, die alle drei mit einem übermächtigen Deutschland gemacht haben. Hat ihnen nicht geholfen, wir haben die Wiedervereinigung, sollten aber alle unsere Kraft darauf verwenden, daß unser Land seine Kraft in die europäische Einigung steckt und nicht wieder in die Unterwerfung aller Welschen und Westslawen. Mit Ihrem haßerfüllten Gerede arbeiten Sie schon an unserer nächsten Totalen Kapitulation.
Es geht um geopolitische Grundtatsachen, die auch heute noch gelten. Macron handelt auch ganz in der Logik der französischen Politik der letzten Jahrhunderte, wenn auch mit anderen Mitteln als früher.
Frankreich hat Deutschland über Jahrhunderte mit Kriegen überzogen, spätestens vom 17. Jahrhundert an. Schauen Sie sich doch die Ostgrenze Frankreichs an, die immer weiter nach Westen verschoben wurde. Deutschland war die meiste Zeit ein friedliches Land und ist erst durch die wiederholten französischen Aggressionen selbst zu einem aggressiven Akteur geworden, der präventiv Sicherheit herstellen wollte.
Es ist durchaus richtig, dass Großbritannien unter Thatcher und Italien auch gegen die Wiedervereinigung waren, genauso wie Polen. Deutschland kann sich eben in Europa auf niemanden verlassen. Es gibt keine Freunde unter Staaten.
Deswegen muss man nach nationalen Interessen handeln und sehen, in welchem Bündnis sich diese am besten verwirklichen lassen. Das geht dann aber nicht durch eine Nibelungentreue zu Frankreich, sondern durch wechselnde, flexible Bündnisse, die solange bestehen, wie beide Seiten davon Nutzen haben.
H2O hat geschrieben:(05 Aug 2018, 11:43)
Ja, was ich im vorangehenden Text schon angeprangert hatte; Sie arbeiten mit Ihrem Gerede auf verschärfte Gegensätze zu, anstatt auf Gemeinsamkeit und Verständigung hin zu arbeiten. Ich halte dieses Gerede für unverantwortlich. Auch die Staaten des EU-Mittelmeerraums wissen, in welchem Umfang sie vom Gedeihen der EU abhängen. Wenn jetzt mit Präsident Macron eine pro-europäische Stimme hörbar wird, dann ist das das Gegenteil von den Gesängen, die Sie hier anstimmen. Deutschland und Bundesregierungen werden keinen unsinnigen Streit vom Zaun brechen, sondern gemeinsam mit Präsident Macron das bessere Europa anstreben. Daß dabei in der Sache freundschaftlich gestritten werden wird, das liegt doch an den verzwickten wirtschaftlichen, politischen, geschichtlichen und sprachlichen Randbedingungen unserer europäischen Partner. Dennoch: Da geht's entlang; Franzosen und Deutsche schaffen dafür die Möglichkeiten/Voraussetzungen als durchzugsstarkes Doppel. Allein für sich sind beide verlorene und auch unbedeutende Kleinstaaten am Rande der Globalisierung!
Deutschland ist stark genug, selbständig Bündnisse einzugehen. Man muss sich nicht an einen unbeweglichen Klotz wie die EU binden und auf kindische Art und Weise auf Liebe hoffen. Die anderen europäischen Länder würden Deutschland doch wie eine heiße Kartoffel fallen lassen, wenn der stetige Geldfluss aus Deutschland versiegen würde.