Macron und die Folgen

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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(25 Sep 2017, 17:42)

Euro-Bonds sind doch schon lange keine Thema mehr. Ein europäischer Währungsfonds auf Grundlage des ESM soll es werden. Es geht auch um einen neuen Posten an der Spitze der EU-Finanz- und vielleicht auch Wirtschaftsminister. Ein Euro-Parlament und ein Euro-Haushalt wären eine Teilmenge des EU-Parlamentes und des EU-Haushaltes. All das wird ohne Veränderungen an den EU-Verträgen auf zwischennationaler Ebene ablaufen. Warum müssen deutsche Regionalpolitiker eigentlich immer das große Wort schwingen, ohne sich vorher umfassend in die politische Materie eingearbeitet zu haben.
Man muß die morgige Rede des französischen Präsidenten erst einmal ganz nüchtern abklopfen auf das, was neue Vorschläge sind, und auf schon öfter vorgetragene Versuche, ohne politische Verpflichtungen der bekannten Nutznießer, Mittel aus den gesunden Eurostaaten in die lässig angekränkelten Eurostaaten zu verschieben.

Ohne verbindliche politische Verpflichtung zur gemeinschaftlichen Haushaltskontrolle und notfalls -sperre würde ich auch nicht mehr in weitere Vorleistungen für eine europäische Föderation einsteigen. So hatte ich aber die schon von Präsident Mitterand vorgeschlagene Finanz- und Wirtschaftsregierung der Euro-Gruppe verstanden: Mit Durchgriff in die nationalen Haushalte.

Der übergeordnete Durchgriff wäre dann ein sehr großer Sprung nach vorn zu einer europäischen Föderation. Insofern blicke ich der morgigen Rede Macrons sehr gespannt entgegen.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

In radio france international (RFI) habe ich gefunden, daß Präsident Macron seine Rede heute, 26. September 2017, nachmittags vor einer Versammlung junger Leute in der Sorbonne halten wird. Hat jemand die genaue Zeit zur Hand... und wird diese Ansprache über seine Vorstellungen zur Zukunft der Euro-Gruppe weltweit übertragen? Auf die Schnelle konnte ich keine Programmseite von RFI finden.

Doch, das Programm von RFI gibt es unter L'Hebdo; aber die mit viel Tamtam angekündigte Ansprache ist kein Programmpunkt in Accents d'Europa. Merkwürdig!
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(26 Sep 2017, 10:23)

In radio france international (RFI) habe ich gefunden, daß Präsident Macron seine Rede heute, 26. September 2017, nachmittags vor einer Versammlung junger Leute in der Sorbonne halten wird. Hat jemand die genaue Zeit zur Hand... und wird diese Ansprache über seine Vorstellungen zur Zukunft der Euro-Gruppe weltweit übertragen? Auf die Schnelle konnte ich keine Programmseite von RFI finden.

Doch, das Programm von RFI gibt es unter L'Hebdo; aber die mit viel Tamtam angekündigte Ansprache ist kein Programmpunkt in Accents d'Europa. Merkwürdig!
15 Uhr. Ob es einen Livestream gibt, weiß ich nicht. Würde es auf YouTube zu entsprechender Zeit versuchen.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(26 Sep 2017, 10:46)

15 Uhr. Ob es einen Livestream gibt, weiß ich nicht. Würde es auf YouTube zu entsprechender Zeit versuchen.
Vielen Dank für den Hinweis; angekündigt ist der livestream jedenfalls nicht bei RFI. Um 15 Uhr werde ich mein Glück versuchen-.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(26 Sep 2017, 12:03)

Vielen Dank für den Hinweis; angekündigt ist der livestream jedenfalls nicht bei RFI. Um 15 Uhr werde ich mein Glück versuchen-.
Und? Fündig geworden? Ich hatte leider keine Zeit, um nach einem Livestream zu suchen, aber die Zusammenfassungen klingen recht interessant.
Er schlug unter anderem ein gemeinsames Verteidigungsbudget, eine EU-Asylbehörde, eine europäische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft und eine Geheimdienstakademie für die EU vor. [...] Macron warb auch für einen neuen Anlauf für eine Finanztransaktionssteuer für alle EU-Mitglieder.
https://www.welt.de/newsticker/news1/ar ... e-vor.html

Viel deutlicher kann man sich kaum für mehr Europa einsetzen.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Senexx »

Macron hat wieder einmal die alten Kamellen hervorgeholt, leicht variiert: Einen Finanzminister für die Eurozone, ein gemeinsames Budget der Eurozone und eine demokratische Kontrolle, sprich ein Parlament, in dem die Weicheuroländer die anderen überstimmen und ausbeuten.

http://www.lemonde.fr/europe/article/20 ... _3214.html

Dieses Mal könnte er gewinnen. Denn in der Jamaikakoalition sitzen dann Grüne und genug christdemokratische Dummköpfe, um sich auf eine Weichenstellung in dieser Richtung einzulassen. Und die FDP ist sowieso nur ein Papiertiger.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Europa2050 »

frems hat geschrieben:(26 Sep 2017, 17:06)

Und? Fündig geworden? Ich hatte leider keine Zeit, um nach einem Livestream zu suchen, aber die Zusammenfassungen klingen recht interessant.

Er schlug unter anderem ein gemeinsames Verteidigungsbudget, eine EU-Asylbehörde, eine europäische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft und eine Geheimdienstakademie für die EU vor. [...] Macron warb auch für einen neuen Anlauf für eine Finanztransaktionssteuer für alle EU-Mitglieder.

https://www.welt.de/newsticker/news1/ar ... e-vor.html

Viel deutlicher kann man sich kaum für mehr Europa einsetzen.
Für mich sind das tatsächlich Punkte, die gemeinschaftlich besser im Griff zu kriegen sind, als auf nationaler Basis.
Da kommt der Mehrwert der Union wirklich zum Tragen.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von frems »

Senexx hat geschrieben:(26 Sep 2017, 17:52)

Macron hat wieder einmal die alten Kamellen hervorgeholt, leicht variiert: Einen Finanzminister für die Eurozone, ein gemeinsames Budget der Eurozone und eine demokratische Kontrolle, sprich ein Parlament, in dem die Weicheuroländer die anderen überstimmen und ausbeuten.

http://www.lemonde.fr/europe/article/20 ... _3214.html

Dieses Mal könnte er gewinnen. Denn in der Jamaikakoalition sitzen dann Grüne und genug christdemokratische Dummköpfe, um sich auf eine Weichenstellung in dieser Richtung einzulassen. Und die FDP ist sowieso nur ein Papiertiger.
Die FDP ist ja auch pro- und nicht antieuropäisch. Wer von den Strukturen Europas wenig versteht, neigt natürlich schnell dazu, das Unbekannte, Fremde, Neue zunächst abzulehnen und überall nur Böses zu wittern. Bringt in der realen Politik aber nichts.
Europa2050 hat geschrieben:
Für mich sind das tatsächlich Punkte, die gemeinschaftlich besser im Griff zu kriegen sind, als auf nationaler Basis.
Da kommt der Mehrwert der Union wirklich zum Tragen.
Dürften die meisten relevanten Mitgliedsstaaten auch mittragen. Vor über fünf Jahren haben Länder wie Spanien und Italien ja bereits ähnliche Vorschläge eingebracht, die aber damals von Schwarz-Gelb (insb. CSU) abgelehnt wurden. Mittlerweile jammert selbst ein Seehofer, dass man solche Institutionen noch nicht hat. Chancen stehen also gar nicht so schlecht, vor allem nach den vielen Klatschen für Rechtspopulisten in letzter Zeit.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Ger9374 »

Nur die einführung der € bonds , also auch die vergemeinschaftung von Schulden stösst mir auf.
Party für einige, schulden für alle!?
Das muss klar abgegrenzt sein.
Alles andere Macron mutig , visionär
Merkel schisser wie immer!
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H2O
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(26 Sep 2017, 17:06)

Und? Fündig geworden? Ich hatte leider keine Zeit, um nach einem Livestream zu suchen, aber die Zusammenfassungen klingen recht interessant.


https://www.welt.de/newsticker/news1/ar ... e-vor.html

Viel deutlicher kann man sich kaum für mehr Europa einsetzen.
Nein, hat nicht geklappt; war aber nicht die Schuld von RFI, sondern die Schuld von Hellmann Logistik. Die mußten pünktlich um 15:00 eine Küchenplatte liefern. Ich bin derzeit in Pommern auf dem platten Lande zu Hause, und da stelle ich unser Haus so nach und nach von Behelfsmöbeln aus dem Sperrmüll auf passendere Möbel um.

In der Nacht habe ich dann DLF abgehört... geht ja mit Smartphone am WLAN weltweit. Leider nur Kommentare dazu; von der Ansprache dann die üblichen Ausschnitte, jetzt auch in den t-online-Nachrichten. Finde ich schade, und eins meiner europäischen Anliegen wäre schon eine gemeinsame Nachrichtenagentur, die solche Ereignisse von europäischem Belang im Original zugänglich macht... meinetwegen mit deutscher oder französischer oder italienischer oder spanischer oder polnischer Übersetzung. Wobei mich jetzt die französische Übersetzung besonders interessieren würde... :D

Ich meine, daß das was ich mithören konnte, wirklich ausgedeutet und dann auch mit der Bitte um Aufklärung im öffentlichen Gespräch erläutert werden müßte.

Wenn es heißt, daß die Eurozone ein gemeinsames Budget aufbauen sollte, mit einem gemeinsamen Finanzminister und einem Parlament, dann erhebt sich für mich die Frage, wie der Finanzminister in die europäischen Partnerstaaten hineinwirken darf und soll. Postwendend kam doch von den üblichen Verdächtigen die Bewertung, daß erneut der Versuch gemacht werde, unter französischer Führung Deutschland zur Melkkuh für unsolide wirtschaftende Partnerstaaten zu mißbrauchen. Erst einmal glaube ich nicht, daß der Vorschlag letzten Endes so gemeint war; aber er läßt natürlich diese Bewertung zu. Da hätte ich mir erhöhte Genauigkeit erhofft, weil dieses Gemeckere ja nicht ganz neu ist.

Am Ende kam ja heraus, daß Macron vorschwebt, mit Investitionen aus diesem Budget die Jugendarbeitslosigkeit in den Südstaaten zu beseitigen. Da wären dann in einer offenen und freundschaftlichen Diskussion Gegenvorschläge zu prüfen, wie man diesem Staatsversagen sinnvoller entgegenwirken könnte. Denn natürlich ist zu befürchten, daß daraus eine Dauereinrichtung wird, mit der die anhaltende Mißwirtschaft der Südstaaten am Leben gehalten werden soll. Das kann nicht der Sinn einer freiwilligen Gemeinschaft sein.

Oder der Vorschlag, daß unsere Armeen offen sein sollten für EU-Inländer. Ok, und dann kann ein begabter deutscher Offizier in Frankreich bis in die höchsten Kommandoebenen aufsteigen? Oder sucht man so preiswertes Kanonenfutter für französische Interessen in aller Welt, etwa als neue Fremdenlegion? Auch diese sehr kritische Bewertung gab es. Ich glaube erneut, daß der Vorschlag Macrons ganz anders gemeint ist... aber bitte: Der Teufel steckt in den Einzelheiten. Da muß mehr Fleisch auf die Knochen gezogen werden.

Wirklich sofort nachvollziehbar fand ich den Vorschlag, die Wirtschaftsgesetze in D & F so weit zu harmonisieren, daß ab 2024 ein offener gemeinsamer Markt möglich wird, wo also Investoren sehr genau die Bedingungen vorfinden, die sie auch im bis dahin heimischen Markt gewöhnt sind. Dazu paßte auch Macrons Aufforderung, daß bis 2024 jeder der anwesenden Studierenden als 2. Fremdsprache wenigstens eine europäische Sprache zusätzlich zu seiner Muttersprache (und Englisch) beherrschen sollte. In einem offenen Markt und Arbeitsmarkt wird so etwas sicher auch zum Selbstläufer. Wieder fehlte die wichtige Einzelheit, wie denn dieser gemeinsame Wirtschaftsraum geführt werden soll: Gemeinsame Ministerien nach dem Muster AIRBUS, wie dann demokratisch legitimiert und kontrolliert?

Ich wünsche mir jetzt, daß die Koalitionsverhandlungen in Deutschland so geführt werden, daß daraus Vorschläge und Gegenvorschläge zu diesem umfassenden Plan abgeleitet werden können, so daß Deutschland sich nicht als bockender Partner lächerlich macht. Auch könnte man die irischen, niederländischen, italienischen, spanischen, portugiesischen, finnischen und litauischen Partner um Mitgestaltung bitten. Diese Partner müssen ja nicht gleich in die Paarbeziehung D&F einsteigen, aber ihre Meinungen sind dennoch wichtig mit Blick auf 2030 und später. Diese Bemühungen könnte die EU-Kommission voran treiben, oder auch die Kanzlerin, wenn sie dazu die Kraft finden sollte.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Flaschengeist »

Senexx hat geschrieben:(26 Sep 2017, 17:52)

Macron hat wieder einmal die alten Kamellen hervorgeholt, leicht variiert: Einen Finanzminister für die Eurozone, ein gemeinsames Budget der Eurozone und eine demokratische Kontrolle, sprich ein Parlament, in dem die Weicheuroländer die anderen überstimmen und ausbeuten.

http://www.lemonde.fr/europe/article/20 ... _3214.html

Dieses Mal könnte er gewinnen. Denn in der Jamaikakoalition sitzen dann Grüne und genug christdemokratische Dummköpfe, um sich auf eine Weichenstellung in dieser Richtung einzulassen. Und die FDP ist sowieso nur ein Papiertiger.
Marcon will also mehr Deutsches Geld ausgeben und mehr Kriege führen. Dabei hat Frankreich schon zwei Armeen. Das müßte doch ausreichen.

Immerhin haben wir jetzt eine Oppositionspartei die dagegen spricht. Wenn auch nicht mehr.
„Nur in Deutschland wird mir vorgeworfen, ich wäre deutschfreundlich“ :)

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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Ger9374 »

Mich deucht das Frau Merkel ein Widerstand der FDP sehr zu Pass käme um die Finanzpolitische Umarmung Herrn Macrons zu umgehen.
Kann sie dann doch auf ihren Querulanten Koalitionspartner verweisen.
Senexx

Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Senexx »

Macron macht das Gegenteil von dem, was er versprochen hatte: Stärkt die konsumtiven Ausgaben und kürzt bei den Investitionen

http://www.lemonde.fr/politique/article ... 23448.html
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(28 Sep 2017, 00:21)

Mich deucht das Frau Merkel ein Widerstand der FDP sehr zu Pass käme um die Finanzpolitische Umarmung Herrn Macrons zu umgehen.
Kann sie dann doch auf ihren Querulanten Koalitionspartner verweisen.
Mir scheint, daß hier eine noch völlig unbegründete "Angst" gepflegt wird. Ich meine, daß man deutscherseits erst einmal sehr genau nachfragen muß, worauf Präsident Macron in der kritischen Frage Finanzen der Euro-Gruppe hinaus will. Wenn das klar ist, dann sollte die Bundesregierung Vorschläge zum Thema Wirtschaft und Finanzen der Euro-Gruppe machen, die die Vorteile des Vorschlags des französischen Präsidenten verstärken und für die deutsche Seite erkennbare Nachteile vermeiden. Vielleicht ist dann ein erträglicher Kompromiß zu schließen.

Ich finde es wirklich hasenfüßig, ohne eigene Vorschläge schon Alarmsirenen heulen zu lassen, ohne schon einmal inhaltlich verhandelt zu haben... und wirklich an schlimmen Juckepunkten gescheitert zu sein.

Ohne den Versuch der französischen Seite würde die Euro-Gruppe führungs- und planlos dahintaumeln. Die Macht liegt in der EU weiterhin bei den Nationalstaaten... und die müssen voran schreiten. Jetzt ist die deutsche Seite am Zuge.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Watchful_Eye »

Ich finde es bedauerlich, dass sich gerade Martin Schulz als Ex-EU-Präsident im Wahlkampf nicht getraut hat, den Deutschen eine soziale Vision von Europa zu präsentieren. Das war nämlich meine erste Assoziation, als ich von der Ernennung Schulz zum Kanzlerkandidaten gehört habe - jemand, der dafür sorgt, dass Deutschland und Europa endlich mal wieder miteinander "ins Reine kommen". Es wäre meines Erachtens durchaus richtig, mehr Geld für Europa in die Hand zu nehmen, wenn wir dafür auch in der Wirtschaftspolitik mehr zusammenarbeiten könnten. Natürlich hat Macron bei seinen Vorschlägen Eigeninteressen für Frankreich, aber im Grunde gehen seine Ideen in die richtige Richtung. Ich hoffe, er hat Erfolg, denn das ist auch für uns besser als Le Pen.

Die Rechtsparteien in anderen EU-Ländern haben schließlich genau das umgekehrte Bild von Europa wie die unsrigen: Dort heißt es, Deutschland kontrolliere alles, exportiere alles und ziehe alle Investitionen an sich. Macron ist in Bezug auf Frankreich quasi die letzte Chance, die wir haben. Wenn er seinen Bürgern nicht beweisen kann, dass wir uns in seine Vision integrieren lassen, wird er Le Pen das Feld überlassen müssen, was die EU auf sehr wacklige Füße stellen und vermutlich zum Zusammenbruch des Euro führen wird. Langfristig ist es daher absolut in unserem nationalen Interesse, zu kooperieren.

Die EU ist zwar intransparent und potentiell korrupt, ja, aber sie hat in einer globalen Welt als Wirtschaftsraum eigentlich viel mehr Potential als die Summe der Einzelstaaten. Besser wäre es, wenn wir koordinierter wirtschaften würden, sodass globale Großkonzerne nicht mehr ohne weiteres zwischen den Steuersystemen "rosinenpicken" und uns gegeneinander ausspielen könnten. Auch eine kooperativere Flüchtlingspolitik wäre in unserem Interesse.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Wähler »

Watchful_Eye hat geschrieben:(02 Oct 2017, 03:00)
Ich finde es bedauerlich, dass sich gerade Martin Schulz als Ex-EU-Präsident im Wahlkampf nicht getraut hat, den Deutschen eine soziale Vision von Europa zu präsentieren. Das war nämlich meine erste Assoziation, als ich von der Ernennung Schulz zum Kanzlerkandidaten gehört habe - jemand, der dafür sorgt, dass Deutschland und Europa endlich mal wieder miteinander "ins Reine kommen". Es wäre meines Erachtens durchaus richtig, mehr Geld für Europa in die Hand zu nehmen, wenn wir dafür auch in der Wirtschaftspolitik mehr zusammenarbeiten könnten. Natürlich hat Macron bei seinen Vorschlägen Eigeninteressen für Frankreich, aber im Grunde gehen seine Ideen in die richtige Richtung. Ich hoffe, er hat Erfolg, denn das ist auch für uns besser als Le Pen.
Eine einheitliche soziale Vision von Europa kann Schulz nur zusammen mit den anderen sozialdemokratischen Parteien entwickeln und dann bei der nächsten Europawahl zur Abstimmung stellen. Vielleicht können ja die Abgeordneten Großbritanniens durch Kandidaten gemeinsamer Listen ersetzt werden. Die Vertiefung der EU sollte sich nicht nur von oben, sondern auch von der Basis der nationalen Parteien her vollziehen.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(02 Oct 2017, 07:24)

Eine einheitliche soziale Vision von Europa kann Schulz nur zusammen mit den anderen sozialdemokratischen Parteien entwickeln und dann bei der nächsten Europawahl zur Abstimmung stellen. Vielleicht können ja die Abgeordneten Großbritanniens durch Kandidaten gemeinsamer Listen ersetzt werden. Die Vertiefung der EU sollte sich nicht nur von oben, sondern auch von der Basis der nationalen Parteien her vollziehen.
Nun, man hätte schon von Herrn Schulz dessen Vorstellungen von der Weiterentwicklung der EU erwarten können, zumal Präsident Macron nun schon einmal einige Pflöcke eingeschlagen hat. Auch die Kanzlerin hält sich auffällig bedeckt... aber gut, die hat nun eine verzwickte Regierungsbildung vor sich.

So verdienstvoll Präsident Macrons Vorschläge auch sein mögen: Sie müssen ausgewalzt und die vielen Notwendigkeiten und Randbedingungen beim Namen genannt werden. Um aus meiner Sicht die Dinge auf den Punkt zu bringen: Ich halte von einer Vorstellung gar nichts, wenn etwa Deutschland weiterhin viel Geld erübrigen soll, damit die EU so weitermachen kann wie bisher. Man erkennt doch, daß die Abgaben keine gesunden Früchte tragen. Das gilt so auch für die Euro-Gruppe. Eine verrückte Vorstellung, daß Deutschland und andere wirtschaftlich gesunde Partner Geld bereit stellen sollen, ohne entscheidendes Mitspracherecht, was damit zu geschehen hat. Ich gehe davon aus, daß Präsident Macron dies auch überhaupt nicht im Sinn hatte; aber seine Eckpunkte lassen auch solche Ausdeutungen zu. Geben und Nehmen müssen in einer harmonischen Gemeinschaft aber auch erträglich aufeinnander abgestimmt sein.

Jetzt geht es aber gar nicht darum, etwa: "So nicht!" zu rufen, sondern von den Vorschlägen Macrons ausgehend die Vorstellung zu entwickeln, die wir uns wünschen. Davon ausgehend entwickelt dann wieder die französische Seite weiteren Einzelheiten. So stelle ich mir einen konstruktiven Verlauf der Gespräche zwischen D & F vor.

Herr Rutte/NL hat schon einmal angemerkt, daß die Ernennung einer Wirtschaftsregierung und eines Finanzministers der zweite Schritt vor dem ersten seien. Diesen Einwand halte ich für wenig konstruktiv. Warum breitet der Mann dann nicht seine Vorstellungen aus, von denen ausgehend irgendwann später die Wirtschaftsregierung mit ihrem Finanzminister zum Selbstläufer werden? Mit "So nicht!" macht der Mann sich das Leben verdammt einfach! Immerhin hat er sich aber schon einmal in der Sache geäußert; nun aber her mit den Lösungsideen aus niederländischer Sicht!

https://www.nrc.nl/nieuws/2017/09/26/ma ... 0-a1574997
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(02 Oct 2017, 07:24)
Eine einheitliche soziale Vision von Europa kann Schulz nur zusammen mit den anderen sozialdemokratischen Parteien entwickeln und dann bei der nächsten Europawahl zur Abstimmung stellen. Vielleicht können ja die Abgeordneten Großbritanniens durch Kandidaten gemeinsamer Listen ersetzt werden. Die Vertiefung der EU sollte sich nicht nur von oben, sondern auch von der Basis der nationalen Parteien her vollziehen.
H2O hat geschrieben:(02 Oct 2017, 09:08)
Um aus meiner Sicht die Dinge auf den Punkt zu bringen: Ich halte von einer Vorstellung gar nichts, wenn etwa Deutschland weiterhin viel Geld erübrigen soll, damit die EU so weitermachen kann wie bisher. Man erkennt doch, daß die Abgaben keine gesunden Früchte tragen. Das gilt so auch für die Euro-Gruppe. Eine verrückte Vorstellung, daß Deutschland und andere wirtschaftlich gesunde Partner Geld bereit stellen sollen, ohne entscheidendes Mitspracherecht, was damit zu geschehen hat. Ich gehe davon aus, daß Präsident Macron dies auch überhaupt nicht im Sinn hatte; aber seine Eckpunkte lassen auch solche Ausdeutungen zu. Geben und Nehmen müssen in einer harmonischen Gemeinschaft aber auch erträglich aufeinnander abgestimmt sein.
Es könnte durchaus sein, dass sich die EU nicht durch mehr supranationale Institutionen, wie einen gemeinsamen Finanz- und Wirtschaftsbeauftragten, weiter entwickelt, sondern durch Angleichung von Wirtschaftspolitiken und Sozialsystemen der einzelnen Nationalstaaten untereinander. Wenn ein Euro-Haushalt eine Teilmenge des EU-Haushaltes wäre, dann würde das nicht zu mehr Nettozahlungen für Deutschland führen und die EU-Parlamentarier der Euro-Länder würden im Kompromiss mit den Regierungsschefs der Euro-Länder das Budgetrecht auch für den Euro-Haushalt ausüben.
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Senexx

Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Senexx »

Wähler hat geschrieben:(02 Oct 2017, 09:58)

Es könnte durchaus sein, dass sich die EU nicht durch mehr supranationale Institutionen, wie einen gemeinsamen Finanz- und Wirtschaftsbeauftragten, weiter entwickelt, sondern durch Angleichung von Wirtschaftspolitiken und Sozialsystemen der einzelnen Nationalstaaten untereinander. Wenn ein Euro-Haushalt eine Teilmenge des EU-Haushaltes wäre, dann würde das nicht zu mehr Nettozahlungen für Deutschland führen und die EU-Parlamentarier der Euro-Länder würden im Kompromiss mit den Regierungsschefs der Euro-Länder das Budgetrecht auch für den Euro-Haushalt ausüben.
Die Entwicklung zum Überstaat ist gestoppt. Macron und Konsorten sind auf der falschen Spur.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(02 Oct 2017, 09:58)

Es könnte durchaus sein, dass sich die EU nicht durch mehr supranationale Institutionen, wie einen gemeinsamen Finanz- und Wirtschaftsbeauftragten, weiter entwickelt, sondern durch Angleichung von Wirtschaftspolitiken und Sozialsystemen der einzelnen Nationalstaaten untereinander. Wenn ein Euro-Haushalt eine Teilmenge des EU-Haushaltes wäre, dann würde das nicht zu mehr Nettozahlungen für Deutschland führen und die EU-Parlamentarier der Euro-Länder würden im Kompromiss mit den Regierungsschefs der Euro-Länder das Budgetrecht auch für den Euro-Haushalt ausüben.
Dieser Gedanke "Angleichung der Wirtschaftspolitik" ist aber in der Aussprache Macrons enthalten gewesen. In dieser Harmonisierung liegt in der Tat der größte Antrieb zu mehr Gemeinsamkeit verborgen. Nur muß diese Harmonisierung auch gemeinsam gesteuert und gewollt sein. Da bleibt nichts weiter als eiin Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Ich halte überhaupt nichts von Mitbestimmung in Angelegenheiten, in denen Partner keine Mitverantwortung vor ihren Bürgern tragen
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Nomen Nescio »

wenn ich macrons ansprache gut verstanden habe, sagt er u.a.
wir müssen europas grenzen schützen, ABER wir müssen auch über unseren horizont schauen. afrika braucht geld, viel geld, um das flüchtlingsproblem zu lösen. die menschen dort muß ein reelles perspektiv geboten werden.

ich dachte daß merkel auch etwas derartiges sagte.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von frems »

Nomen Nescio hat geschrieben:(02 Oct 2017, 14:26)

wenn ich macrons ansprache gut verstanden habe, sagt er u.a.
wir müssen europas grenzen schützen, ABER wir müssen auch über unseren horizont schauen. afrika braucht geld, viel geld, um das flüchtlingsproblem zu lösen. die menschen dort muß ein reelles perspektiv geboten werden.

ich dachte daß merkel auch etwas derartiges sagte.
Von Macron hört man alle drei Monate ein flammende Rede für Europa. Bei Merkel kam sowas in den letzten zwölf Jahren nicht und man sollte nicht davon ausgehen, dass sich das nochmal ändert. Im Wahlkampf hat sie sich ein Büschn proeuropäisch gegeben, um ein paar Wähler von Schulz fernzuhalten, aber das war's auch schon.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(02 Oct 2017, 14:35)

Von Macron hört man alle drei Monate ein flammende Rede für Europa. Bei Merkel kam sowas in den letzten zwölf Jahren nicht und man sollte nicht davon ausgehen, dass sich das nochmal ändert. Im Wahlkampf hat sie sich ein Büschn proeuropäisch gegeben, um ein paar Wähler von Schulz fernzuhalten, aber das war's auch schon.
Derart staatstragenden Reden zu halten, das ist nicht gerade die Stärke der Kanzlerin. In dem Punkt ist Präsident Macron ihr haushoch überlegen. Gut, daß es diesen Mann an der Spitze Frankreichs gibt! In den 12 Jahren ihrer Kanzlerschaft hat sie aber immer mannschaftsdienlich mitgespielt. Man kann ihr nicht vorhalten, daß sie mit Vorsatz etwas gegen die weitere Integration der EU unternommen hätte. Vor allem hat sie sich nicht von ihren Partnern über den Tisch ziehen lassen.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(02 Oct 2017, 19:52)

Derart staatstragenden Reden zu halten, das ist nicht gerade die Stärke der Kanzlerin. In dem Punkt ist Präsident Macron ihr haushoch überlegen. Gut, daß es diesen Mann an der Spitze Frankreichs gibt! In den 12 Jahren ihrer Kanzlerschaft hat sie aber immer mannschaftsdienlich mitgespielt. Man kann ihr nicht vorhalten, daß sie mit Vorsatz etwas gegen die weitere Integration der EU unternommen hätte. Vor allem hat sie sich nicht von ihren Partnern über den Tisch ziehen lassen.
Ich erwarte ja auch keine funkelnde Show, wo die Masse vor lauter Euphorie von selbst anfängt die Europahymne zu singen. Das würde bei Merkel auch etwas komisch wirken. Aber eine so deutliche Positionierung mit klarer Linie fände ich schon wünschenswert. Anfang des Jahres gab's bedingt durch Trump ja vorsichtige Andeutungen in Halbsätzen, was schon ein Novum nach fast zwölf Jahren war. Da wirkte ihr Ziehvater Kohl deutlich konsequenter.

Und ich wollte ihr auch nicht vorwerfen, die Integration zu behindern. Das wäre ungerecht. Eine treibende Kraft ist sie aber nun wirklich auch nicht, obwohl der deutsch-französische Motor dafür prädestiniert ist und vielleicht eines Tages auch Warschau wieder mit am Strang zieht. Mir wäre es da ganz lieb, wenn die nächste Bundesregierung mit einigen tiefgreifenden Vorschlägen ins Rennen geht. Mag sein, dass man nur für jede zweite Maßnahme eine Mehrheit bekommt, aber es wären dann immerhin Fortschritte. Derzeit weiß keiner so genau, welche Integrationsschritte Merkel noch konkret mittelfristig ansteuert. Bei Macron haben wir ein klares Programm.
Labskaus!

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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Nomen Nescio »

frems hat geschrieben:(02 Oct 2017, 19:58)

Ich erwarte ja auch keine funkelnde Show, wo die Masse vor lauter Euphorie von selbst anfängt die Europahymne zu singen. Das würde bei Merkel auch etwas komisch wirken. Aber eine so deutliche Positionierung mit klarer Linie fände ich schon wünschenswert. Anfang des Jahres gab's bedingt durch Trump ja vorsichtige Andeutungen in Halbsätzen, was schon ein Novum nach fast zwölf Jahren war. Da wirkte ihr Ziehvater Kohl deutlich konsequenter.
sie hat aber - früher als macron - gesagt daß uns die hilfe an afrika MILLIARDEN euros kosten wird !!
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(02 Oct 2017, 19:58)

Ich erwarte ja auch keine funkelnde Show, wo die Masse vor lauter Euphorie von selbst anfängt die Europahymne zu singen. Das würde bei Merkel auch etwas komisch wirken. Aber eine so deutliche Positionierung mit klarer Linie fände ich schon wünschenswert. Anfang des Jahres gab's bedingt durch Trump ja vorsichtige Andeutungen in Halbsätzen, was schon ein Novum nach fast zwölf Jahren war. Da wirkte ihr Ziehvater Kohl deutlich konsequenter.

Und ich wollte ihr auch nicht vorwerfen, die Integration zu behindern. Das wäre ungerecht. Eine treibende Kraft ist sie aber nun wirklich auch nicht, obwohl der deutsch-französische Motor dafür prädestiniert ist und vielleicht eines Tages auch Warschau wieder mit am Strang zieht. Mir wäre es da ganz lieb, wenn die nächste Bundesregierung mit einigen tiefgreifenden Vorschlägen ins Rennen geht. Mag sein, dass man nur für jede zweite Maßnahme eine Mehrheit bekommt, aber es wären dann immerhin Fortschritte. Derzeit weiß keiner so genau, welche Integrationsschritte Merkel noch konkret mittelfristig ansteuert. Bei Macron haben wir ein klares Programm.
So wie ich die dürren Stellungnahmen der Kanzlerin einschätze, wird sie jeden Schritt begrüßen, der die EU zu mehr Gemeinsamkeit führt. Dafür wird sie auch Geld anfordern. Aber ohne solche Fortschritte wird sie die schwäbische Hausfrau geben. Auf die Mitwirkung Polens werden wir warten müssen, bis die verbohrten Gestalten der PiS außer Dienst gestellt werden... oder wenn Polen sich tatsächlich und sehr entschieden am äußeren Rande der EU wieder findet... ohne Zuwendungen und Zuwendung. Isso, schade!
Ger9374

Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Ger9374 »

Wie hat ein Hitler Darsteller es so treffend Richtung Frau Merkel ausgesprochen: Sie hat die Ausstrahlung einer Trauerweide!
So sind auch ihre Reden, mitreißend wie das Wort zum Sonntag!
Die Frau bringt so gar nichts rüber, Mann sollte regelmäßig ihren Puls messen, damit man weiß das sie noch lebt ;-)
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Nomen Nescio
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Nomen Nescio »

Ger9374 hat geschrieben:(03 Oct 2017, 00:11)

Wie hat ein Hitler Darsteller es so treffend Richtung Frau Merkel ausgesprochen: Sie hat die Ausstrahlung einer Trauerweide!
So sind auch ihre Reden, mitreißend wie das Wort zum Sonntag!
es gibt menschen die haben die gabe des worts. sind es politiker, dann können es populisten sein. beurteile einen nach seinen taten.
daneben, vermutlich ist ihre erziehung geprägt durchs »wort zum sonntag«. ;)
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(03 Oct 2017, 08:50)

es gibt menschen die haben die gabe des worts. sind es politiker, dann können es populisten sein. beurteile einen nach seinen taten.
daneben, vermutlich ist ihre erziehung geprägt durchs »wort zum sonntag«. ;)
Ich werfe der Kanzlerin nicht vor, daß sie nun einmal nicht im Stechschritt vorwärtsmarschiert, sondern sich aus guten Gründen lieber in Trippelschritten im Halbdunkel voran bewegt. Die großen Entwürfe erwarte ich von ihr nicht, wohl aber stetigen Fortschritt. Wenn sie es einmal mit dem großen Wurf versucht hatte, etwa Kernenergie oder Flüchtligsaufnahme, dann ist das erkennbar daneben gelungen... jedenfalls in der Wahrnehmung der Mehrheiten.

Am besten macht sie die kommenden 4 Jahre genau so weiter wie in den vergangenen 12 Jahren!
Senexx

Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Senexx »

Draghi hält Macrons Staat über Wasser, in dem er die Regeln verletzt

https://www.welt.de/finanzen/article169 ... rzugt.html

Es wird immer schlimmer.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Alpha Centauri »

Ger9374 hat geschrieben:(03 Oct 2017, 00:11)

Wie hat ein Hitler Darsteller es so treffend Richtung Frau Merkel ausgesprochen: Sie hat die Ausstrahlung einer Trauerweide!
So sind auch ihre Reden, mitreißend wie das Wort zum Sonntag!
Die Frau bringt so gar nichts rüber, Mann sollte regelmäßig ihren Puls messen, damit man weiß das sie noch lebt ;-)

Und das Charisma einer Einschaftablette. Wie so jemand 12 Jahre ein Land regieren kann,sagt auch viel über das Land selbst aus. Im positiven wie negativem Sinne
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Olympus »

H2O hat geschrieben:(03 Oct 2017, 09:34)

Ich werfe der Kanzlerin nicht vor, daß sie nun einmal nicht im Stechschritt vorwärtsmarschiert, sondern sich aus guten Gründen lieber in Trippelschritten im Halbdunkel voran bewegt. Die großen Entwürfe erwarte ich von ihr nicht, wohl aber stetigen Fortschritt. Wenn sie es einmal mit dem großen Wurf versucht hatte, etwa Kernenergie oder Flüchtligsaufnahme, dann ist das erkennbar daneben gelungen... jedenfalls in der Wahrnehmung der Mehrheiten.

Am besten macht sie die kommenden 4 Jahre genau so weiter wie in den vergangenen 12 Jahren!
Naja, die meisten machen riesen Versprechen und was bei rauskommt ist der reinste Bullen.t siehe Brexit, Trump, Erdogan und Co.
Der Wähler von heute erwartet aber große Veränderungen und mutiert zum Wutbürger wenn dann doch nicht das große kommt, was von vornherein eigentlich klar ist.

Da ist Merkel eine Ausnahme, es geht voran aber nur in realen kleinen Schritten. Wird halt nicht toleriert.
Alle wollen einen Herrscher der sein Land direkt ins Verderben führt, Hauptsache der Nationalstolz wird heroisch in die Höhe gehalten und sichergestellt das sich das Universum um die eigene Rasse dreht.
Dabei ist die Realität und Vernunft der größte Feind seines eigenen Seins.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Allenstein »

Senexx hat geschrieben:(04 Oct 2017, 20:17)
Draghi hält Macrons Staat über Wasser, in dem er die Regeln verletzt

https://www.welt.de/finanzen/article169 ... rzugt.html

Es wird immer schlimmer.
Die ganze EU funktioniert nur durch permanente, systematische Rechtsbrüche. Würde die EU sich an ihre eigenen Regeln halten, wäre sie längst auseinandergeflogen. Aber auf Dauer läßt sich dieser Zustand der Rechtlosigkeit nicht aufrecht erhalten.
Allenstein
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Allenstein »

Der Präsident der Reichen beschimpft wieder einmal die französischen Arbeitslosen und Arbeiter.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/e ... 71399.html
Senexx

Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Senexx »

Allenstein hat geschrieben:(05 Oct 2017, 18:52)

Der Präsident der Reichen beschimpft wieder einmal die französischen Arbeitslosen und Arbeiter.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/e ... 71399.html
Er exekutiert seine Politik. Brutal.
redigiert.
NN, mod
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

Senexx hat geschrieben:(05 Oct 2017, 19:39)

Er exekutiert seine Politik. Brutal.
redigiert.
NN, mod
Präsident Macron wird sich in 2022 zur Wiederwahl vor seinem Volk verantworten für das, was er ihm zugemutet hat, und er wird Zumutungen und gesicherte wirtschaftliche Existenz gegeneinander aufwiegen. Alles wird gut!

Vor allem hat er offenbar den Mut, die EU weiter zu entwickeln. Um diesen mutigen Präsidenten beneide ich Frankreich!
Senexx

Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Senexx »

H2O hat geschrieben:(06 Oct 2017, 09:22)

Präsident Macron wird sich in 2022 zur Wiederwahl vor seinem Volk verantworten für das, was er ihm zugemutet hat, und er wird Zumutungen und gesicherte wirtschaftliche Existenz gegeneinander aufwiegen. Alles wird gut!

Vor allem hat er offenbar den Mut, die EU weiter zu entwickeln. Um diesen mutigen Präsidenten beneide ich Frankreich!
Das sind noch 4,5 Jahre. Man muss abwarten, ob er überhaupt so lange durchhält. Wenn er so weiter macht, ist er bald weg vom Fenster.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

Senexx hat geschrieben:(07 Oct 2017, 00:37)

Das sind noch 4,5 Jahre. Man muss abwarten, ob er überhaupt so lange durchhält. Wenn er so weiter macht, ist er bald weg vom Fenster.
Hier paßt der alte Spruch am besten: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Präsident Macron wird so weiter machen; der arbeitet ein Programm ab, für das ihn eine große Mehrheit gewählt hat, für das eine große Mehrheit nachträglich seine neu gegründete Partei in diesem Wunsch bestätigt hat. Meine guten Wünsche sind mit dem jungen Präsidenten und allen europäisch gesonnenen Franzosen!
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Senexx »

H2O hat geschrieben:(07 Oct 2017, 08:57)

Hier paßt der alte Spruch am besten: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Präsident Macron wird so weiter machen; der arbeitet ein Programm ab,!
Sag ich doch: Spalten, herabwürdigen, ausgrenzen, benachteiligen, verarmen.

Ich bin gespannt, wie lange die Franzosen das mitmachen.

In den Umfragen sind inzwischen konstant zwischen 52 und 58 Prozent gegen Macron.
Zuletzt geändert von Senexx am Sa 7. Okt 2017, 09:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

Senexx hat geschrieben:(07 Oct 2017, 09:38)

Sag ich doch: Spalten, herabwürdigen, ausgrenzen, benachteiligen, verarmen.

Ich bin gespannt, wie lange die Franzosen das mitmachen.
Sehe ich anders: Seilschaften kalt stellen, die Dinge beim Namen nennen, Opportunisten abwehren, Privilegien abbauen, Eigenverantwortung fördern. Frische Luft in muffige Räume hinein lassen.

Die Franzosen machen schon deshalb mit, weil sie mit der Wahl macrons entschieden haben, sich von den alten verfilzten Vorteilsnehmern zu trennen. Die Wahlergebnisse für Macron & Cie. kamen ja nicht zufällig zustande.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

Senexx hat geschrieben:(07 Oct 2017, 09:38)

In den Umfragen sind inzwischen konstant zwischen 52 und 58 Prozent gegen Macron.
Jetzt stehen aber keine Wahlen ins Haus. Da kann man gefahrlos schon einmal sein Unbehagen äußern. Das wird anders, wenn entschieden werden muß.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Senexx »

S. O.

In Le Monde, bisher Unterstützerin, konnte man gestern einen vernichtenden Kommentar lesen.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

Senexx hat geschrieben:(07 Oct 2017, 09:55)

S. O.

In Le Monde, bisher Unterstützerin, konnte man gestern einen vernichtenden Kommentar lesen.
Ist ja furchtbar; haben Sie heute schon das Foto der Kanzlerin in den t-online-Nachrichten gesehen? Von solchen Leuten werden wir also regiert! :)
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Senexx »

Schäuble hinterlässt Macron ein "vergiftetes" Abschiedsgeschenk: Er kontakariert dessen Vorstellungen mit einem Gegenvorschlag zum ESM. Dieser soll zu einer Art Währungsfond und Insolvenzverwalter für marode EURO-Staaten ausgebaut werden.

Ein cleverer Vorschlag. Spanien, Italien, vielleicht auch Frankreich könnten dann möglicherweise unter Insolvenzrecht gestellt und saniert werden.

Das wird Emmanuel Macron sicher gar nicht gefallen. Es würde dann nichts mit der Vergemeinschaftung von Schulden.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von yogi61 »

Senexx hat geschrieben:(07 Oct 2017, 10:59)

Schäuble hinterlässt Macron ein "vergiftetes" Abschiedsgeschenk: Er kontakariert dessen Vorstellungen mit einem Gegenvorschlag zum ESM. Dieser soll zu einer Art Währungsfond und Insolvenzverwalter für marode EURO-Staaten ausgebaut werden.

Ein cleverer Vorschlag. Spanien, Italien, vielleicht auch Frankreich könnten dann möglicherweise unter Insolvenzrecht gestellt und saniert werden.

Das wird Emmanuel Macron sicher gar nicht gefallen. Es würde dann nichts mit der Vergemeinschaftung von Schulden.
Zum Glück für Herrn Macron sind Schäubles Vorstellungen demnächst irrelevant. Sollte es allerdings einen FDP Finanzminister geben, dann könnte es sein,dass Macron sogar Schäuble noch nachtrauert.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von H2O »

yogi61 hat geschrieben:(07 Oct 2017, 13:47)

Zum Glück für Herrn Macron sind Schäubles Vorstellungen demnächst irrelevant. Sollte es allerdings einen FDP Finanzminister geben, dann könnte es sein,dass Macron sogar Schäuble noch nachtrauert.
Aus meiner Sicht muß Präsident Macron ein Angebot machen von der Art: "Du bekommst mehr Geld, wenn wir beiden im Gegenzug mehr Europa bekommen!" Mehr Europa in dem Sinne, daß Hoheitsrechte an die Gemeinschaft übertragen werden. Dann lohnt sich der Aufwand.
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Senexx »

Ich verstehe nicht ganz. Wem soll Herr Macron ein Angebot machen. Und wem soll er Geld anbieten. Und wessen Geld?
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Re: Macron und die Folgen

Beitrag von yogi61 »

H2O hat geschrieben:(07 Oct 2017, 14:06)

Aus meiner Sicht muß Präsident Macron ein Angebot machen von der Art: "Du bekommst mehr Geld, wenn wir beiden im Gegenzug mehr Europa bekommen!" Mehr Europa in dem Sinne, daß Hoheitsrechte an die Gemeinschaft übertragen werden. Dann lohnt sich der Aufwand.
Das ist im Moment keine einfache Situation für Macron. Innenpolitisch tritt er in laufend in irgendwelche Fettnäpfchen und die Zustimmung im eigenen Land sinkt. Man muss sich ja auch immer vor Augen halten, dass viele Franzosen in ja nicht aus "Liebe" gewählt haben, sondern weil die Alternative dann doch zu sehr abgeschreckt hat. So etwas bröckelt dann auch ganz schnell mal wieder. Eigentlich benötigt er dringend aussenpolitische Erfolge, aber wie soll das gehen? Wenn er heute mit Frau Merkel spricht, dann kann die ihm auch nichts sagen, weil die politische Situation in diesem Land anders als in den letzten Jahrzehnten etwas unübersichtlich ist.
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Beitrag von H2O »

yogi61 hat geschrieben:(07 Oct 2017, 14:17)

Das ist im Moment keine einfache Situation für Macron. Innenpolitisch tritt er in laufend in irgendwelche Fettnäpfchen und die Zustimmung im eigenen Land sinkt. Man muss sich ja auch immer vor Augen halten, dass viele Franzosen in ja nicht aus "Liebe" gewählt haben, sondern weil die Alternative dann doch zu sehr abgeschreckt hat. So etwas bröckelt dann auch ganz schnell mal wieder. Eigentlich benötigt er dringend aussenpolitische Erfolge, aber wie soll das gehen? Wenn er heute mit Frau Merkel spricht, dann kann die ihm auch nichts sagen, weil die politische Situation in diesem Land anders als in den letzten Jahrzehnten etwas unübersichtlich ist.
Immerhin sitzt Präsident Macron mit Parlament und Präsidentenamt in Frankreich noch 4,5 Jahre fest im Sattel. Er hat alles Recht der Welt, sein Programm ab zu arbeiten und die Verhältnisse in seiner Gesellschaft danach um zu gestalten. Wenn die Leute meckern, kann er ziemlich kühl sagen: Darüber haben wir doch aber gesprochen, und dafür habe ich eine riesige Mehrheit erhalten: "En marche, s'il vous plaît!"

Unsere innenpolitischen Verhältnisse sehe ich nicht sonderlich angespannt. Mit etwas Glück haben wir eine konstruktive Opposition und eine bürgerlich-seriöse Regierung unter bewährter und international angesehener Führung. Keine der verantwortlichen Parteien zeigt dem französischen Präsidenten den Stinkefinger... im Gegenteil. Natürlich müssen die Einzelheiten des "großen Wurfs" heraus gearbeitet werden... nicht daß erst nach allgemeiner Zustimmung ganz heftiger Streit losbrechen wird. Diese Gedanken fließen mit Sicherheit schon in die Koalitionsverhandlungen ein, so daß Präsident Macron ganz entspannt zu einer deutsch-französischen Europarunde einladen kann, oder eben Mutti genau das tun wird, je nachdem wer jetzt gerade am Zuge ist.
Senexx

Re: Macron und die Folgen

Beitrag von Senexx »

Die rechte und die linke Opposition läuft Sturm gegen Macrons Steuerpläne. Er will die Vermögenssteuer abschaffen, die ab einem Nettovermögen von 1,3 Millionen Euro anfällt, ebenso wie die Luxussteuer auf Yachten, Privatflugzeuge und Reitpferde. Als Kompensation will er unter anderem die Schlüsselzuweisungen an die Gebietskörperschaften kürzen, wogegen gerade die Vereinigung der Bürgermeister Sturm läuft. Sie beschwören ein Horrorszenario von Schließungen von Kindergrippen und Kindergärten. Ebenfalls will er im sozialen Wohnungsbau kürzen, was gleichfalls auf begeisterte Zustimmung stößt.

Als "gebe den Reichen und nehme den Armen" , wird sein Programm bereits übersetzt.
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