Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

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Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Umfrage endete am So 7. Mai 2017, 07:52

Emmanuel Macron (En Marche!)
31
69%
Marine Le Pen (Front National)
14
31%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 45
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DarkLightbringer
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von DarkLightbringer »

odiug hat geschrieben:(25 Apr 2017, 12:38)

Ja ... schon ... und dann kommt Herr Sinn und schwafelt davon, wie viele Millionen von Arbeitsplaetzen in Deutschland verloren gehen werden, wenn die Arbeitnehmer mehr verdienen.
Da klatscht dann der wirtschaftsfreundliche Fluegel der CDU und ihr potentieller Koalitionspartner FDP, es kommt zu hitzigen Debatten mit Wagenknecht in Talk Shows und am Schulss knickt die SPD in der grossen Koalition ein, aber nicht noch ohne vorher heroisch den kostenlosen KITA Besuch durchzusetzen ... wegen der "Gerechtigkeit" und so ... :rolleyes:
Erstmal ist es wichtig, die rechtspopulistische Welle zu brechen. Diese Tendenz ist seit der Trump-Wahl bereits festzustellen.

Sodann muss Monsieur Macron Präsident werden und im September findet in Deutschland ein Heimspiel statt. Über die Goodies aus dem Handelsüberschuss wird dann sicher gesprochen werden, wenn nicht schon vorher. Es heißt aber auch, so manche Visionen Macrons wären Berlin zu "grell".
>>We’ll always have Paris<<
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pikant
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von pikant »

odiug hat geschrieben:(25 Apr 2017, 12:38)

Ja ... schon ... und dann kommt Herr Sinn und schwafelt davon, wie viele Millionen von Arbeitsplaetzen in Deutschland verloren gehen werden, wenn die Arbeitnehmer mehr verdienen.
Da klatscht dann der wirtschaftsfreundliche Fluegel der CDU und ihr potentieller Koalitionspartner FDP, es kommt zu hitzigen Debatten mit Wagenknecht in Talk Shows und am Schulss knickt die SPD in der grossen Koalition ein, aber nicht noch ohne vorher heroisch den kostenlosen KITA Besuch durchzusetzen ... wegen der "Gerechtigkeit" und so ... :rolleyes:
:D

die Fransosen haben dem FDP-Programm von Fillion eine Absage erteilt ( er hat aber viel mit dazubeigetragen) und setzen nun auf ein SPD-Light Programm a la Schroeder ohne Hartz4 aber mit Milliarden Programm fuer Innovationen - 50 Milliarden schwebt da Macron vor, aber wohl in dieser Hoehe nicht machbar,

das Europagprogramm wird der Bundesregierung nicht schmecken, dann da will Macron viel mehr Europa und viel weniger Nationalstaaten und damit tut sich die Bundesregierung und auch andere Regierungen sehr schwer - auch bei den Ruestungsanstrengunen wird Macron bei Merkel keine grosse Zustimmung finden,
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 12:19)

Bei Makroskop sind dazu zwei recht gute Beiträge erschienen. Zusammenfassung:

"Frankreich leidet unter seinem großen Nachbarn. Das ist das klare Ergebnis einer vorurteilsfreien Analyse. Es gibt keinen Bereich, wo das Land im Vergleich zu Deutschland zurückgefallen wäre, außer bei der Wettbewerbsfähigkeit. Das aber ist Folge der deutschen Lohndumping-Politik, die klar im Widerspruch zu dem steht, was in der EWU angesichts des vereinbarten Inflationsziels von zwei Prozent für alle Mitglieder zu erwarten gewesen war.[...]
Die Arbeitszeit wieder zu verlängern, wie das Fillon angekündigt hat, ist lächerlich. Wettbewerbsfähigkeit bemisst sich nach Produktivität pro Stunde und Lohn pro Stunde, mit der Zahl der gearbeiteten Stunden hat das absolut nichts zu tun. Den Staatsdienst zu verkleinern oder die Steuern für die Unternehmen zu senken, ist nicht minder lächerlich. Frankreich hat kein reales Investitions- oder Produktivitätsproblem, sondern ein (nominales) Problem der Wettbewerbsfähigkeit mit seinem Nachbarn und ein Nachfrageproblem, dessen Lösung von Brüssel und Berlin blockiert wird"

https://makroskop.eu/2016/12/die-lange- ... schland-2/

Welcher Indikator deutet denn für dich darauf hin, Frankreich hätte strukturelle Probleme? Das Land ist nicht weniger produktiv als Deutschland, die Investitionen sind seit Jahren höher als in Deutschland.

Es hat nur nicht diesen immensen außenwirtschaftlichen Vorteil. Deutschland befindet sich seit Jahren auf dem Irrweg, nur über die Außenwirtschaft wachsen zu können.
Na prima; dann ist die Sache ja höchst einfach: Gleiche Entlohnungsstruktur in D & F, und schon können wir uns gemeinsam auf dem Weltmarkt behaupten.

Ich glaube diese Analyse ist für Einfältige bestellt, denn sie ist mir viel zu schlicht!
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

H2O hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:19)

Na prima; dann ist die Sache ja höchst einfach: Gleiche Entlohnungsstruktur in D & F, und schon können wir uns gemeinsam auf dem Weltmarkt behaupten.

Ich glaube diese Analyse ist für Einfältige bestellt, denn sie ist mir viel zu schlicht!
Das ist dieses wirre, völlig weltfremde Bild, das sich in Deutschland etabliert hat......man müsse irgendeinen Preiswettkampf über die Löhne führen, um sich auf den Weltmärkten zu behaupten.

Für Frankreich ist der Binnenmarkt viel wichtiger als die Exportmärkte. Wenn die anfangen, Deutschland irgendwie nachzueifern, werden die verbesserten Exportmöglichkeiten vermutlich nicht die Schäden auf dem Binnenmarkt überkompensierren.
"Banks do not, as too many textbooks still suggest, take deposits of existing money from savers and lend it out to borrowers: they create credit and money ex nihilo – extending a loan to the borrower and simultaneously crediting the borrower’s money account."
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Adam Smith »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:28)

Das ist dieses wirre, völlig weltfremde Bild, das sich in Deutschland etabliert hat......man müsse irgendeinen Preiswettkampf über die Löhne führen, um sich auf den Weltmärkten zu behaupten.

Für Frankreich ist der Binnenmarkt viel wichtiger als die Exportmärkte. Wenn die anfangen, Deutschland irgendwie nachzueifern, werden die verbesserten Exportmöglichkeiten vermutlich nicht die Schäden auf dem Binnenmarkt überkompensierren.
Deutschland ist ein kapitalistisches Land. In den Sowjetstaaten oder in Jugoslawien konnte der Staat die Höhe der Löhne bestimmen.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Adam Smith »

pikant hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:11)

:D

die Fransosen haben dem FDP-Programm von Fillion eine Absage erteilt ( er hat aber viel mit dazubeigetragen) und setzen nun auf ein SPD-Light Programm a la Schroeder ohne Hartz4 aber mit Milliarden Programm fuer Innovationen - 50 Milliarden schwebt da Macron vor, aber wohl in dieser Hoehe nicht machbar,

das Europagprogramm wird der Bundesregierung nicht schmecken, dann da will Macron viel mehr Europa und viel weniger Nationalstaaten und damit tut sich die Bundesregierung und auch andere Regierungen sehr schwer - auch bei den Ruestungsanstrengunen wird Macron bei Merkel keine grosse Zustimmung finden,
Macron denkt hier vermutlich an einen EU-Haushalt bei den 50 Milliarden.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

pikant hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:11)

:D

die Fransosen haben dem FDP-Programm von Fillion eine Absage erteilt ( er hat aber viel mit dazubeigetragen) und setzen nun auf ein SPD-Light Programm a la Schroeder ohne Hartz4 aber mit Milliarden Programm fuer Innovationen - 50 Milliarden schwebt da Macron vor, aber wohl in dieser Hoehe nicht machbar,

das Europagprogramm wird der Bundesregierung nicht schmecken, dann da will Macron viel mehr Europa und viel weniger Nationalstaaten und damit tut sich die Bundesregierung und auch andere Regierungen sehr schwer - auch bei den Ruestungsanstrengunen wird Macron bei Merkel keine grosse Zustimmung finden,
Natürlich geht das nicht so, daß ein Politiker meint, er müsse jetzt einmal tief in die Euro-Kasse greifen, und alle Beteiligten hätten das gut zu finden. So etwas will gründlich beraten sein, und dann tut man das, was gemeinsam sinnvoll erscheint. Gegen unnötige deutsche Bockbeinigkeit können wir Europäer einen Präsidenten Macron auch in Schutz nehmen... wenn er ansonsten ein Programm zur Stärkung der Gemeinschaft verfolgt. Dann muß die Kanzlerin schon sehr genau erklären, warum sie bockt.

Na ja, da muß ein Präsident Macron schon genauer sagen, was er unter mehr Europa versteht. Als Anhaltspunkt sehe ich die "Wirtschaftsregierung" für die Euro-Zone mitsamt eigenem Parlament. Wie soll das funktionieren? Bei voller Haushaltssouveränität der Partner? Dann wäre das eine Mogelpackung. Ich würde mich veralbert fühlen, wenn letzten Endes nur die Verwaltung der Gemeinschaftswährung aufgebläht würde und ansonsten alles beim Alten bliebe.

Ich würde erst einmal mit viel Wohlwollen in Beratungen mit dieser französischen Regierung hinein gehen, mich aber nicht über den Tisch ziehen lassen, wenn mir die Sache zu einseitig vor käme. Opfer für die Gemeinschaft nur bei stärkerer Vertiefung der Zusammenarbeit. Keine Vorleistungen. Das war leider ein Fehler!
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von pikant »

Adam Smith hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:32)

Macron denkt hier vermutlich an einen EU-Haushalt bei den 50 Milliarden.
nur so kann es sein!
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:28)

Das ist dieses wirre, völlig weltfremde Bild, das sich in Deutschland etabliert hat......man müsse irgendeinen Preiswettkampf über die Löhne führen, um sich auf den Weltmärkten zu behaupten.

Für Frankreich ist der Binnenmarkt viel wichtiger als die Exportmärkte. Wenn die anfangen, Deutschland irgendwie nachzueifern, werden die verbesserten Exportmöglichkeiten vermutlich nicht die Schäden auf dem Binnenmarkt überkompensierren.
Na, das kommt mir ein wenig vor wie eine Münchhausengeschichte. Entweder ist Deutschland ein bösartiger Wettbewerber mit Lohndumping, und dann zieht Frankreich gleich und kann deutschen Importen mit Produkten aus eigener Herstellung etwas entgegen setzen und sogar in Deutschland und auf dem Weltmarkt damit auftrumpfen, oder die Dinge liegen doch ganz anders. Auf eine Variante sollten wir uns dann aber schon festlegen, wenn wir der Sache auf den Grund gehen wollen.

Vorerst bleibe ich einmal bei dem weltfremden wirren deutschen Bild. Das können wir gern durch ein besseres ersetzen... nur logisch sollte es aufgebaut sein.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von pikant »

H2O hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:36)

Natürlich geht das nicht so, daß ein Politiker meint, er müsse jetzt einmal tief in die Euro-Kasse greifen, und alle Beteiligten hätten das gut zu finden. So etwas will gründlich beraten sein, und dann tut man das, was gemeinsam sinnvoll erscheint. Gegen unnötige deutsche Bockbeinigkeit können wir Europäer einen Präsidenten Macron auch in Schutz nehmen... wenn er ansonsten ein Programm zur Stärkung der Gemeinschaft verfolgt. Dann muß die Kanzlerin schon sehr genau erklären, warum sie bockt.

Na ja, da muß ein Präsident Macron schon genauer sagen, was er unter mehr Europa versteht. Als Anhaltspunkt sehe ich die "Wirtschaftsregierung" für die Euro-Zone mitsamt eigenem Parlament. Wie soll das funktionieren? Bei voller Haushaltssouveränität der Partner? Dann wäre das eine Mogelpackung. Ich würde mich veralbert fühlen, wenn letzten Endes nur die Verwaltung der Gemeinschaftswährung aufgebläht würde und ansonsten alles beim Alten bliebe.

Ich würde erst einmal mit viel Wohlwollen in Beratungen mit dieser französischen Regierung hinein gehen, mich aber nicht über den Tisch ziehen lassen, wenn mir die Sache zu einseitig vor käme. Opfer für die Gemeinschaft nur bei stärkerer Vertiefung der Zusammenarbeit. Keine Vorleistungen. Das war leider ein Fehler!
eine gemeinsame Waehrung braucht eine gemeinsame Wirtschaftspolitik - der Ansatz ist schon richtig, nur kommt das alles sehr spaet.
Macron denkt immer in europaeischen Dimensionen und ist auch bereit national Macht abzugeben - aber da sind dicke Bretter zu bohren.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:32)

Macron denkt hier vermutlich an einen EU-Haushalt bei den 50 Milliarden.
Als Europäer könnte ich diesem Plan sogar etwas abgewinnen, wenn er scheinbar auf deutsche Kosten gehen sollte: Ein vertraglich gesicherter Fortschritt zur europäischen Föderation sollte damit verbunden sein. Das bedeutet, Übertragung von nationalen Hoheitsrechtenn D & F auf eine Gemeinschaftsinstitution; meinetwegen auf eine, die zunächst nur von D & F betrieben wird, an der sich aber alle anderen Partner gern und ab sofort beteiligen sollten. Wenn damit den Menschen in F geholfen wird, dann hilft der Zuwachs an Wirtschaftskraft letztlich auch uns, weil wir im gleichen Boot sitzen und hoffentlich tüchtig rudern, um künftig gemeinsam zu bestehen.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

H2O hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:44)

Na, das kommt mir ein wenig vor wie eine Münchhausengeschichte. Entweder ist Deutschland ein bösartiger Wettbewerber mit Lohndumping, und dann zieht Frankreich gleich und kann deutschen Importen mit Produkten aus eigener Herstellung etwas entgegen setzen und sogar in Deutschland und auf dem Weltmarkt damit auftrumpfen, oder die Dinge liegen doch ganz anders. Auf eine Variante sollten wir uns dann aber schon festlegen, wenn wir der Sache auf den Grund gehen wollen.

Vorerst bleibe ich einmal bei dem weltfremden wirren deutschen Bild. Das können wir gern durch ein besseres ersetzen... nur logisch sollte es aufgebaut sein.
Frankreich kann das gleiche Modell nicht übernehmen, weil Deutschland das schon seit über einem Jahrzehnt so betreibt. Wo sollen denn diese Exportmärkte sein, die Frankreich nun seinerseits nach deutschem Vorbild erschließen soll?
Im Euroraum? Wer kommt denn da in Betracht? Das am Boden liegende Südeuropa oder das sich partout weigernde Deutschland, von dem KEINERLEI Wachstumsimpuls ausgeht? Deutschland absorbiert nur Nachfrage aus anderen Ländern....

Die außereuropäischen Exportmärkte sind auch nicht geeignet, denn wenn mit Frankreich auch die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas auf diesen Zug aufspringt, wird früher oder später der Euro entsprechend aufwerten, somit werden sämtliche Vorteile des Lohndumpings wieder zunichte gemacht und es bleiben nur die resultierenden Schäden des Binnenmarktes.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von elmore »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 13:29)

Es ist zu kurz gegriffen, sich nur einzelne exportierende Branchen in Deutschland anzugucken und dann zu behaupten, die Löhne seien doch hoch. Der absurd hohe Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands (8-9% der gesamten Wirtschaftsleistung) ist alleine schon Ausdruck dessen, dass Deutschland zu billig ist.

Hätte Deutschland eine eigene Währung, müsste diese aufwerten, dann wäre das Problem behoben.
Es sind hier schon genug essentielle Beschreibungen der strukturellen Probleme Frankreichs incl. eines nicht enden wollenden ständigen Überschreitens der Defizitgrenze Frankreichs eingestellt worden und nachlesbar.
Ebenso zur negativen Staatsquote Frankreichs, dessen Staat sich nicht nur jeden 5. Beschäftigten in Land im öffentlichen oder Staatsdienst leistet, sondern auch noch andere soziale Errungenschaften wie einen
besonders starren Arbeitsmarkt, der franz. Unternehmen aufgrund des sehr gewerksschaftsklientel ausgerichteten Kündigungsschutzes zwar in sicheren Arbeitsverhältnissen hält bei hoher Entlohnung, aber
gerade jungen Leuten damit den Zugang zum Arbeitsmarkt sehr schwer macht oder viele junge Leute nur mit mies bezahlten Zeitarbeitsverhältnissen abspeist … oder besser gesagt, verarscht.
Sich FRA also selbst Lohndumping gerade bei jungen Leuten oder Berufsanfängern leistet bis hin zu "keine Anstellung und no job".

Eine weitere große Hürde ist das zentralistisch-elitär ausgerichtete franz. Bildungssystem, in dem zwar sehr hohe Quoten ihr Abi machen. Der duale und parallele Bildungszweig betrieblicher und
handwerklicher Ausbildung ist aber als "sozialer Abstieg" von je stigmatisiert und liegt sehr im Argen. Deshalb fehlt gerade auch den mittelständischen Bereich Frankreichs zunehmend der
Unterbau qualifizierter Arbeitskräfte, die nicht alle Vollakademiker sein können und müssen. Im Gegenteil.

Frankreich hat gerade im Vergleich und der Wettbewerbsfähigkeit bei mittelständischen Unternehmen und deren internationaler Wettbewerbsfähigkeit sowohl in der Produktinnovation als auch
der Qualität, kurz der globalen Wettbewerbsfähigkeit in diesem Bereich mehr und mehr an Boden verloren. Die hier so vollmundig und falsch dargestellten Dumping- und Billiglöhne
gerade in diesem mittelständischen Bereich sind einfach ein Märchen.
Deutsche Mittelstandsunternehmen zahlen, genauso wie die großen Industriekonzerne durchaus hohe Löhne und die Produkte - egal ob teure Autos oder teure Robotertechnik aus
innovativen Mittelstandsunternehmen sind weltweit nicht deshalb nachgefragt, weil sie so billig sind. Das Gegenteil ist der Fall.

Siehe auch Trumps einfältige Sichtweise über den Erfolg deutscher Autos in den USA. Sie werden und wurden dort gekauft, nicht weil sie so billig sind…jedenfalls oft viel teurer als
vergleichbare franz. Konkurrenzprodukte der PKW-Produktion.

Deutschlands wäre glücklich, wenn der Euro im Vergleich zur Weltleitwährung bei einem Kurs von 1.22 bis 1.25 pendeln würde und die NULL_Zins Politik der EZB
ein Ende hätte zurück zu einem gesünderen moderaten Anstieg des Zinsniveaus. Bei der extrem hohen und negativen Staatsquote FRAs und noch mehr ITAs wäre das
zwar für diese Länder ein derber Brocken. Also nicken wir den aktuellen Kurs der EZB ab. Obwohl gerade D auch hinsichtlich seiner Export- und Wettbewerbsfähigkeiten
gut und gerne mit Eurokursen von 1.20-1.40 zurechtkäme, wie die Vergangenheit zeigte. Ob das auch für FRA und ITA so angenehm wäre, oder noch mehr
andere Länder wie Spanien oder POR und am allermeisten Griechenland ruinieren würde, steht auf einem anderen Blatt.

In diesem Zusammenhang sei noch darauf verwiesen, dass D in Zeiten (bis Mitte 2014!) einer sehr hohen Eurokursnotierung von fast 1.40 USD je Euro (im Vergleich von aktuellen 1.08 USD je Euro)
dennoch eine Exportweltmeistertitel nach dem anderen eingefahren hat. Im übrigen, das sei auch noch angefügt, der Exporterfolg Deutschlands nur gut zur Hälfte im EU- bzw. Euroraum erzielt
wird. Die anderen 50% des auch daraus resultierenden Exportüberschusses innerhalb eines globalen Wettbewerbs eingefahren werden, der hinsichtlich der Lohnkosten beispielsweise
D wohl kaum als wettbewerbsfähig und konkurrenzlos günstig dastehen lässt, im Vergleich zu anderen weltweiten Wettbewerbern wie China, Indien, Mexiko oder auch andere
Billigstlohn-Wirtschaftsräume, die zudem mit staatlich gestützten Unternehmensfinanzierungen am Markt auftreten können, um dem Rest der Welt Marktanteile abzujagen oder
gewisse Wirtschaftszweige langfristig vollkommen zu plätten.

Es ist im übrigen auch eine etwas einseitige Vorteilsannahme, ein besonders niedriger Euro-/Dollarkurs sei für D ein besonderer Wettbewerbsvorteil für den weltweiten Export.
Deutschland ist ein Land, dass vollkommen abhängig von essentiellen Rohstoffen wie Erdöl und Erdgas ist. Ein sehr niedriger Euro-/USD Kurs hat dann zwar einerseits sehr
günstig wirkende Preisvorteile bei Angeboten, die aber durch die fast ausschließlich in USD abgerechneten hohen Dollarkurse und die daran gekoppelten Ölpreise
verspeist werden. Sprich die Rohstoffimporte verspeisen einen Großteil des Wechselkursvorteils wieder schmatzend. Je nachdem, wie weit die weltweiten Ölkartelle gerade
der Ölexportierenden Länder teils durch Nachfrage oder auch durch künstliche Liefer- bzw. Förderreduzierung hochpimpen können. Je weiter bzw. höher der Ölpreis,
und je niedriger dabei der Euro/USD - Kurs bleibt, desto ungünstiger oder verteuernder wirkt sich das dann auf die tatsächliche Wettbewerbssituation und entsprechende
Angebotspreise bzw. -vorteile aus, oder eleminiert sie ganz. Auch hier ist also eine gesunde Balance zwischen Rohstoffpreisen und höheren Wechselkursen die wesentlich bessere
Ausgangsposition. Ein Eurokurs beim aktuell wohl auf längere Sicht im Bereich von 50-70 USD schwankendem Ölpreis von wenigstens 1.15 bis 1.25 USD je Euro wäre hier deutlich
besser und exportfreundlicher für D.

Wer die hausgemachten strukturellen franz. Probleme ignorieren oder auf D schieben will, soll das gerne tun. Es ist jedermanns eigenes Bierchen, sich die Welt schönzureden,
indem man immer und zuerst andere anschwärzt. Ob das hilfreich ist, in letzter Konsequenz, sei als offene Frage dahingestellt. Beliebt sind nackte und ausgestreckte Zeigefinger
auf andere allemal. Nicht nur in ökonomischen Fragen… :p

In Zeiten, in denen die Lohnstückkosten, also der Lohnanteil je erzeugtem Produkt gar nicht mehr der wesentliche Faktor ist, sondern vielmehr die Energie- und Rohstoffkosten
der deutlich schwerwiegendere Kostenfaktor sind, verzerrt es allenfalls die Sichtweise sehr irrig, indem Deutschlands moderate Lohnpolitik als Sündenbock und Schuldgrund der franz. Wirtschaftsmisere
durch Dumpinglöhne ins Feld geführt wird. Im übrigen steigen die Löhne in D seit einiger Zeit sehr deutlich an.

Es sei noch erwähnt, dass gerade der in Zeiten immer größerer weltweiter Automatisierung und Roboterisierung industrieller und gewerblicher Produktion sowohl im Investitions- als auch Konsumgüterbereich
Frankreich bei den Energiekosten mit ihrem gegenüber D fast schon unanständig tiefen und staatlich protektionierten und subventionertem Atomstrom einen nicht unbeträchtlichen Wettbewerbsvorteil haben.
Ganz abgesehen davon, dass unserer lieber Nachbar und Freund mit der ihm eigenen, franz. Sorglosigkeit und seinem Festhalten an einer unglaublich hohen Deckung des Energiebedarfs durch Atomstrom weiterhin "geradezu stoisch und gerne völlig diskussionsunwillig"
nicht ablassen will.

Wie auch immer. Glaubt man den Deutschland-Verteuflern aus der frankophilen Opferecke, die die Dumping-Löhne aus "Krautsläänd" als Hauptschuldigen für Frankreichs "unrunde" Wirtschaftslage verantwortlich machen, kann man Herrn Macron
ja beglückwünschen. Dann hat er für sein Land innenpolitisch eigentlich leicht zu bewältigende nur kleinere Reförmchen als Aufgabe vor sich. Alles ist im Prinzip gut und läuft ökonomisch prima in FRA.
Er muss halt nur irgendwie Deutschland dazu zwingen, Ausgleichszahlungen - nicht nur an FRA - zu leisten für ihre Handelsbilanz-Überschußfrechheiten, die sich dieser "Erzfreund jenseits des Rheins"
auf Kosten der Grand Nation wie ein Blutegel leistet.

Pfui Teufel, sag ich da, nieder mit den Teutonen! Vive La France! En marché, lieber Francois Macron! Packen sie Deutschland endlich an, wie weiland Essos Tiger den Tank.
Und alles wird gut. :cool:

PS: Es sieht gut aus für FRA unter einem künftigen President Macron. Er ist im übrigen ja auch ausgewiesener Kenner und Spezialist für Frauen im Alter von Angela Merkel. Ich denke,
er wird Mdme. "No" mit Charme, Eloquenz und seinem galant-fachlichen "savoir vivre" über den Transfertisch ziehen.
Zuletzt geändert von elmore am Di 25. Apr 2017, 15:22, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

pikant hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:46)

eine gemeinsame Waehrung braucht eine gemeinsame Wirtschaftspolitik - der Ansatz ist schon richtig, nur kommt das alles sehr spaet.
Macron denkt immer in europaeischen Dimensionen und ist auch bereit national Macht abzugeben - aber da sind dicke Bretter zu bohren.
Bei mir würde der Mann offene Türen einrennen, wenn er das europäische Gemeinwohl mit im Auge hat. Was natürlich nicht mehr so gemacht werden darf, daß die Leistung erbracht wird mit Blick auf spätere Gemeinschaft... das geht in der Regel schief, siehe Euro und Euro-Krise. Die wäre sicher gar keine, wenn wir in einer Föderation um unser gemeinsames Wohl ringen müßten.

Warum nicht ganz viele "AIRBUS"se formen, in denen Deutsche, Italiener, Franzosen und Spanier auf Augenhöhe ihre Spitzenleistungen abliefern und sich dem Wettbewerb stellen. Am Anfang knirscht das etwas, und irgendwann ist das eine richtige verschworene Gemeinschaft "wir" gegen den Rest der Welt.

Natürlich sind das Träume, und ganz dicke Bretter sind zu bohren, bis sie in Erfüllung gehen. Aber wir müssen das ehrlich wollen... dann klappt das auch! Das wesentliche ist das gegenseitige Vertrauen und Wohlwollen ohne Haken und Ösen.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:55)

Frankreich kann das gleiche Modell nicht übernehmen, weil Deutschland das schon seit über einem Jahrzehnt so betreibt. Wo sollen denn diese Exportmärkte sein, die Frankreich nun seinerseits nach deutschem Vorbild erschließen soll?
Im Euroraum? Wer kommt denn da in Betracht? Das am Boden liegende Südeuropa oder das sich partout weigernde Deutschland, von dem KEINERLEI Wachstumsimpuls ausgeht? Deutschland absorbiert nur Nachfrage aus anderen Ländern....

Die außereuropäischen Exportmärkte sind auch nicht geeignet, denn wenn mit Frankreich auch die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas auf diesen Zug aufspringt, wird früher oder später der Euro entsprechend aufwerten, somit werden sämtliche Vorteile des Lohndumpings wieder zunichte gemacht und es bleiben nur die resultierenden Schäden des Binnenmarktes.
Als Ingenieur denke ich schon, daß ein Druckausgleich dafür sorgt, daß der eine nicht den anderen erdrückt. Wir haben eben nicht nur den EU-Binnenmarkt; auf den Weltmärkten müssen wir alle gemeinsam wettbewerbsfähig bleiben. Erst einmal mache ich mir wenig Sorgen um einen aufgewerteten Euro. Da haben wir doch einen Herrn Draghi, der macht das schon, daß der Euro ins Weltgefüge paßt. Also, jetzt erst einmal Druck auf den französischen Kessel, und dann gemeinsam voraus!
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

elmore hat geschrieben:(25 Apr 2017, 15:00)

Es sind hier schon genug essentielle Beschreibungen der strukturellen Probleme Frankreichs incl. eines nicht enden wollenden ständigen Überschreitens der Defizitgrenze Frankreichs eingestellt worden und nachlesbar.
Das ist kein Argument in Bezug auf die Frage, wo angebotsseitige Beschränkungen (Strukturprobleme) in Frankreich vorliegen.

Es ist ein reiner Fetisch (in Deutschland besonders ausgeprägt), das staatliche Haushaltsdefizit generell als so besonders problematisch anzusehen. Staatliche Haushaltsdefizite waren genau das, was Frankreich zuletzt brauchte!
Ebenso zur negativen Staatsquote Frankreichs, dessen Staat sich nicht nur jeden 5. Beschäftigten in Land im öffentlichen oder Staatsdienst leistet, sondern auch noch andere soziale Errungenschaften wie einen
besonders starren Arbeitsmarkt, der franz. Unternehmen aufgrund des sehr gewerksschaftsklientel ausgerichteten Kündigungsschutzes zwar in sicheren Arbeitsverhältnissen hält bei hoher Entlohnung, aber
gerade jungen Leuten damit den Zugang zum Arbeitsmarkt sehr schwer macht oder viele junge Leute nur mit mies bezahlten Zeitarbeitsverhältnissen abspeist … oder besser gesagt, verarscht.
Die Staatsquote ist offensichtlich kein Problem, Frankreich ist ja kein Stück weniger produktiv als Deutschland.
Eine weitere große Hürde ist das zentralistisch-elitär ausgerichtete franz. Bildungssystem, in dem zwar sehr hohe Quoten ihr Abi machen. Der duale und parallele Bildungszweig betrieblicher und
handwerklicher Ausbildung ist aber als "sozialer Abstieg" von je stigmatisiert und liegt sehr im Argen. Deshalb fehlt gerade auch den mittelständischen Bereich Frankreichs zunehmend der
Unterbau qualifizierter Arbeitskräfte, die nicht alle Vollakademiker sein können und müssen. Im Gegenteil.
Das ist ein denkbares Strukturproblem, das man angehen KANN, aber das kein akutes Problem ist! Ich wiederhole noch einmal, Frankreich ist nicht weniger produktiv als Deutschland!
Das es weniger wächst, ist ein Nachfrageproblem. Und das ist Folge des Preisstrukturen....
Die hier so vollmundig und falsch dargestellten Dumping- und Billiglöhne
gerade in diesem mittelständischen Bereich sind einfach ein Märchen.
Deutsche Mittelstandsunternehmen zahlen, genauso wie die großen Industriekonzerne durchaus hohe Löhne und die Produkte - egal ob teure Autos oder teure Robotertechnik aus
innovativen Mittelstandsunternehmen sind weltweit nicht deshalb nachgefragt, weil sie so billig sind. Das Gegenteil ist der Fall.
Darauf wurde oft eingegangen. Hätte Deutschland eine eigene Währung, würde diese ganz sicher aufwerten, das entspräche einer Reallohnerhöhung für alle und einer verminderten Wettbewerbsfähigkeit.

Da Deutschland keine eigene Währung hat, muss man es über die Löhne (die Masseneinkommen, nicht hier und da ein bisschen) machen.
Deutschlands wäre glücklich, wenn der Euro im Vergleich zur Weltleitwährung bei einem Kurs von 1.22 bis 1.25 pendeln würde und die NULL_Zins Politik der EZB ein Ende hätte zurück zu einem gesünderen moderaten Anstieg des Zinsniveaus.
Wenn man sich das in Deutschland wünscht, sollte man vielleicht mal fiskalische Wachstumsimpulse setzen, dann wäre eine Normalisierung des Zinsniveaus eher möglich.
Tut man aber nicht, stattdessen feiert man schwarze Nullen.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von elmore »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 15:20)

Das ist kein Argument in Bezug auf die Frage, wo angebotsseitige Beschränkungen (Strukturprobleme) in Frankreich vorliegen.

Es ist ein reiner Fetisch (in Deutschland besonders ausgeprägt), das staatliche Haushaltsdefizit generell als so besonders problematisch anzusehen. Staatliche Haushaltsdefizite waren genau das, was Frankreich zuletzt brauchte!



Die Staatsquote ist offensichtlich kein Problem, Frankreich ist ja kein Stück weniger produktiv als Deutschland.



Das ist ein denkbares Strukturproblem, das man angehen KANN, aber das kein akutes Problem ist! Ich wiederhole noch einmal, Frankreich ist nicht weniger produktiv als Deutschland!
Das es weniger wächst, ist ein Nachfrageproblem. Und das ist Folge des Preisstrukturen....



Darauf wurde oft eingegangen. Hätte Deutschland eine eigene Währung, würde diese ganz sicher aufwerten, das entspräche einer Reallohnerhöhung für alle und einer verminderten Wettbewerbsfähigkeit.

Da Deutschland keine eigene Währung hat, muss man es über die Löhne (die Masseneinkommen, nicht hier und da ein bisschen) machen.



Wenn man sich das in Deutschland wünscht, sollte man vielleicht mal fiskalische Wachstumsimpulse setzen, dann wäre eine Normalisierung des Zinsniveaus eher möglich.
Tut man aber nicht, stattdessen feiert man schwarze Nullen.
Ihre einseitige und murmeltierversteifte Ofenrohranalytik, mit der sie gebetsmühlenartig auf die gleiche Produktivität FRAs als einzigen relevanten Faktor abstellen, ist einigermaßen ermüdend.
Deshalb: glauben Sie - im Sinne ihres letzten zitierten Beitrags weiter daran.

Zum letzten Satz im Zitat sei noch kurz angemerkt, dass die Zinspolitik für den Euro nicht D bestimmt, sondern die EZB. Eine Anhebung des Zinsniveaus des Euroraums durch fiskalpolitische??, nationale
Maßnahmen Deutschlands, die etwa nur das Zinsniveau in D allein höher steigen lassen können, wie sie das hier andeuten, ist so ein schlichter Unsinn, dass sich Diskussionen darüber von selbst erledigen…
Sogenannte alternative Fakten zu diskutieren, ist mir zu sinnleer. Pardon. Gell.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Alter Stubentiger »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 13:29)

Es ist zu kurz gegriffen, sich nur einzelne exportierende Branchen in Deutschland anzugucken und dann zu behaupten, die Löhne seien doch hoch. Der absurd hohe Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands (8-9% der gesamten Wirtschaftsleistung) ist alleine schon Ausdruck dessen, dass Deutschland zu billig ist.

Hätte Deutschland eine eigene Währung, müsste diese aufwerten, dann wäre das Problem behoben.

Wie bereits gesagt, schneidet Frankreich bei keinem Indikator außer der nominalen Wettbewerbsfähigkeit schlechter ab als Deutschland. Das Land ist nicht weniger produktiv, es investiert mehr.......die angeblichen angebotsseitigen Beschränkungen existieren nur in den Köpfen neoliberaler Dogmatiker.
Ich habe dir bewiesen daß die Wettbewerbsfähigkeit der Franzosen viel, viel niedriger ist. Nehme es einfach zur Kenntnis.
Und es ist einfach Unsinn zu behaupten deutsche Produkte würden gekauft weil sie zu billig sind. Sie sind durch die Bank teurer als bei der ausländischen Konkurrenz. Frag doch mal einen Chinesen oder Amerikaner warum er deutsche Produkte kauft. Er wird so gut wie nie sagen daß es am günstigen Preis liegt. Es ist doch so daß die Deutschen keinen Peugeot kaufen sondern den wesentlich teureren VW. Und wenn du mal B2B einkaufen durftest dann weißt du das der Preis des Produkts erst an zweiter oder dritter Stelle steht. Da stehen Dinge die Verfügbarkeit, Service und Betriebskosten im Mittelpunkt. Ich richte gerade einen Produktionsraum für einen türkischen Unternehmer ein. Mit deutschen Geräten. Die billigen Geräte aus dem Ausland stehen im alten Produktionsraum und zeigen Tag für Tag ihre Einschränkungen. Im B2B-Markt ist die deutsche Wirtschaft so unglaublich stark. Und da kann sie gute Preise verlangen was natürlich den Handelsüberschuss in die Höhe treibt. Und wenn die Franzosen wieder mitmischen wollen dann müssen sie da ansetzen.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Nomen Nescio »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 13:29)

Es ist zu kurz gegriffen, sich nur einzelne exportierende Branchen in Deutschland anzugucken und dann zu behaupten, die Löhne seien doch hoch. Der absurd hohe Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands (8-9% der gesamten Wirtschaftsleistung) ist alleine schon Ausdruck dessen, dass Deutschland zu billig ist.
willst du behaupten, daß die löhne (erheblich) erhöht werden müssen, weil die konkurrenz nicht mitmachen kann?

warum senkt man dort nicht die löhne. versuche mal das zu erklären.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von DarkLightbringer »

Nomen Nescio hat geschrieben:(25 Apr 2017, 16:02)

willst du behaupten, daß die löhne (erheblich) erhöht werden müssen, weil die konkurrenz nicht mitmachen kann?

warum senkt man dort nicht die löhne. versuche mal das zu erklären.
Weil es dort dann zu Unruhen und zum Generalstreik kommt, wenn man tiefgreifende, soziale Verschlechterungen durchführen will.

Eine Idee ist es schon, mehr in soziale Verbesserungen in Deutschland zu investieren.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Alter Stubentiger »

DarkLightbringer hat geschrieben:(25 Apr 2017, 16:28)

Weil es dort dann zu Unruhen und zum Generalstreik kommt, wenn man tiefgreifende, soziale Verschlechterungen durchführen will.

Eine Idee ist es schon, mehr in soziale Verbesserungen in Deutschland zu investieren.
Also ist Frankreich gerettet wenn man in Deutschland die Löhne erhöht? Dann kauft die Welt in Frankreich ein? Oder könnte Frankreich dann von seinem Binnenmarkt leben?
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von DarkLightbringer »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(25 Apr 2017, 17:54)

Also ist Frankreich gerettet wenn man in Deutschland die Löhne erhöht? Dann kauft die Welt in Frankreich ein? Oder könnte Frankreich dann von seinem Binnenmarkt leben?
So ungefähr würde ich das verstehen, wobei es allerdings nicht zu ruckartig sein sollte.
Vieles läuft bereits in die richtige Richtung: Die Bürger konsumieren mehr, die Löhne steigen tendenziell schneller als die Produktivität; damit werden die Kostenvorteile, die Deutschland vor der Finanzkrise dank einer zurückhaltenden Lohnpolitik errungen hat, langsam wieder abgebaut.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/h ... -1.3468908

"Goodies" könnten auch sein, die Wochenarbeitszeit zu verringern, Fristverträge zu begrenzen, das Renteneinstiegsalter abzusenken, etcetera.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Nomen Nescio »

eine bessere idee ist es dennoch löhne herabzusetzen. bei euch hat man das getan. bei uns hat man das getan. ich denke daß weder ihr noch wir recht haben zu klagen weil es uns schlecht geht.

oder aber es muß einen neuro und einen seuro geben. dann können sie die abwerten. de facto also die löhne erniedrigen. :D
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von DarkLightbringer »

Nomen Nescio hat geschrieben:(25 Apr 2017, 18:41)

eine bessere idee ist es dennoch löhne herabzusetzen. bei euch hat man das getan. bei uns hat man das getan. ich denke daß weder ihr noch wir recht haben zu klagen weil es uns schlecht geht.

oder aber es muß einen neuro und einen seuro geben. dann können sie die abwerten. de facto also die löhne erniedrigen. :D
So schlecht wäre es ja nicht, wenn die Bürger auch mal was von der Konjunktur haben. Und sind es nicht gerade die sog. Abgehängten, die aus lauter Verzweiflung und Affekt irgendwas wählen, was neu und nicht bei drei auf den Bäumen ist ?

Ein Handelsüberschuss ist nicht per se etwas schlechtes, sagen die Experten, nur ein zu hoher wird eher kritisch gesehen. Ein Überschuß bedingt ein Defizit auf der anderen Seite. Man könnte alternativ - wenn man den eigenen Bürger nichts gutes tun will - Transferleistungen an Frankreich zahlen oder eine weitere Wirtschaftsschrumpfung in Kauf nehmen. Aber wer hat da etwas davon?
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

elmore hat geschrieben:(25 Apr 2017, 15:37)

Ihre einseitige und murmeltierversteifte Ofenrohranalytik, mit der sie gebetsmühlenartig auf die gleiche Produktivität FRAs als einzigen relevanten Faktor abstellen, ist einigermaßen ermüdend.
Man sollte doch meinen, dass sich diese ganzen Strukturprobleme, "Verkrustungen", Ineffizienzen usw., die Frankreich immer unterstellt werden, in der Produktivität niederschlagen.

Zum letzten Satz im Zitat sei noch kurz angemerkt, dass die Zinspolitik für den Euro nicht D bestimmt, sondern die EZB. Eine Anhebung des Zinsniveaus des Euroraums durch fiskalpolitische??, nationale
Maßnahmen Deutschlands, die etwa nur das Zinsniveau in D allein höher steigen lassen können, wie sie das hier andeuten, ist so ein schlichter Unsinn, dass sich Diskussionen darüber von selbst erledigen…
Sogenannte alternative Fakten zu diskutieren, ist mir zu sinnleer. Pardon. Gell.
Gemeint ist, dass expansive fiskalische Impulse das Wachstum zurückbringen könnten, womit die EZB auch wieder ihre Zinspolitik normalisieren kann. So schwer zu verstehen ist das nicht.

Nicht umsonst hat Draghi immer wieder um fiskalische Unterstützung gebeten. Er bleibt ungehört.
"Banks do not, as too many textbooks still suggest, take deposits of existing money from savers and lend it out to borrowers: they create credit and money ex nihilo – extending a loan to the borrower and simultaneously crediting the borrower’s money account."
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(25 Apr 2017, 15:49)

Ich habe dir bewiesen daß die Wettbewerbsfähigkeit der Franzosen viel, viel niedriger ist. Nehme es einfach zur Kenntnis.
Der FAZ-Artikel? Der subsummiert alle möglichen Faktoren zur Wettbewerbsfähigkeit, ich meinte rein den preislichen Aspekt.
Und es ist einfach Unsinn zu behaupten deutsche Produkte würden gekauft weil sie zu billig sind. Sie sind durch die Bank teurer als bei der ausländischen Konkurrenz. Frag doch mal einen Chinesen oder Amerikaner warum er deutsche Produkte kauft. Er wird so gut wie nie sagen daß es am günstigen Preis liegt. Es ist doch so daß die Deutschen keinen Peugeot kaufen sondern den wesentlich teureren VW. Und wenn du mal B2B einkaufen durftest dann weißt du das der Preis des Produkts erst an zweiter oder dritter Stelle steht. Da stehen Dinge die Verfügbarkeit, Service und Betriebskosten im Mittelpunkt. Ich richte gerade einen Produktionsraum für einen türkischen Unternehmer ein. Mit deutschen Geräten. Die billigen Geräte aus dem Ausland stehen im alten Produktionsraum und zeigen Tag für Tag ihre Einschränkungen. Im B2B-Markt ist die deutsche Wirtschaft so unglaublich stark. Und da kann sie gute Preise verlangen was natürlich den Handelsüberschuss in die Höhe treibt. Und wenn die Franzosen wieder mitmischen wollen dann müssen sie da ansetzen.
Das ist für den hier betrachteten Aspekt völlig irrelevant, ob die deutschen Autos besser oder teurer sind, deutsche Exporte sind generell (selbst wenn sie teurer sein sollten) immer noch relativ zu günstig.

Hätte Deutschland die Mark noch, würde diese aufwerten und damit einfach alle Produkte teurer machen, fertig.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

Nomen Nescio hat geschrieben:(25 Apr 2017, 16:02)

willst du behaupten, daß die löhne (erheblich) erhöht werden müssen, weil die konkurrenz nicht mitmachen kann?

warum senkt man dort nicht die löhne. versuche mal das zu erklären.
Weil du damit die französische Binnenwirtschaft kaputt machst, respektive in die Deflation führst.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Nomen Nescio »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 19:38)

Weil du damit die französische Binnenwirtschaft kaputt machst, respektive in die Deflation führst.
bis de gaulle kam, war es bei frankreich nie etwas anders als devaluation und deflation.

ich finde es aber unverschämt weil anderen nicht eine heilungskur folgen wollen, daß wir - die stärkeren euroländer - gezwungen werden müssen zu »kurieren«.
wer wird dann aber die verrechnung der EU-länder zahlen ?
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

Nomen Nescio hat geschrieben:(25 Apr 2017, 20:53)

bis de gaulle kam, war es bei frankreich nie etwas anders als devaluation und deflation.

ich finde es aber unverschämt weil anderen nicht eine heilungskur folgen wollen, daß wir - die stärkeren euroländer - gezwungen werden müssen zu »kurieren«.
wer wird dann aber die verrechnung der EU-länder zahlen ?
WIR SIND NICHT GEHEILT!!!

Deutschland hat binnenwirtschaftlichen Stillstand. Über 8% des BIP beträgt der Außenhandelsüberschuss......wenn das keine extreme Nachfrageschwäche in Deutschland ist, dann weiß ich auch nicht.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

Hier mal ein Überblick über progressive ökonomische(!) Elemente im Wahlprogramm des Front National: http://bilbo.economicoutlook.net/blog/?p=35655

Da ist vieles dabei, womit linke Wähler sympathisieren könnten. Ich würde aber vermuten, dass die Angst überwiegt, ich selbst würde den Front National auch nicht wählen.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von elmore »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 19:33)

Gemeint ist, dass expansive fiskalische Impulse das Wachstum zurückbringen könnten, womit die EZB auch wieder ihre Zinspolitik normalisieren kann. So schwer zu verstehen ist das nicht.

Nicht umsonst hat Draghi immer wieder um fiskalische Unterstützung gebeten. Er bleibt ungehört.
Ich mache noch einen Versuch, dann gebe ich es auf.
Wenn jemand stärkere fiskalpolitische Impulse setzen hätte müssen, und das schon seit längerem, dann träfe das für das
Investitions- und Unternehmensklima genauso wie die enorme Steuer- und Abgabenlast in F zu. Jedoch das Gegenteil
wurde in F getan. Hollande setzte die Besteuerung hoch. Nicht gerade ein unternehmens- und arbeitsplatzfördernder
Wachstumsimpuls der fiskalischen Art. Eine Maßnahme der "voll gaga"-Klasse, die sogar Ihr jetziger Hoffnungsträger
Macron als damaliger Wirtschaftsminister nicht mehr mittragen wollte und ausstieg. Und genau das damals so kommentierte:
"Das ist ja wie Kuba, nur ohne Sonne"…

Deutschland ist schon länger, gerade auch aufgrund einer dauerhaft starken Binnennachfrage nachweislich auf gesundem
Wachstumskurs, der nicht zuletzt hinsichtlich der auch am Weltmarkt eingeknickten Nachfrage und damit einhergehender
Exportdellen vor allem von einer starken Binnennachfrage in D gestützt bzw. aufgefangen wurde. D im Gegensatz zu F und
fast allen anderen als ökonomische Lokomotive DER Stützpfeiler der gesamten Eurozone blieb. Während die Steuereinnahmen
sprudelten, dass der Schäuberl kaum noch mit dem Kopf aus dem Einnahmenüberschußberg herausgucken konnte und deshalb
mit dem Arm immer wieder ein Schild hochhielt, auf das er die "Schwarze Null" gemalt hatte. In weiser Vorahnung... :cool:

Während F weiter mit mehr als bescheidenen Zuwächsen, hoher Arbeitslosigkeit und weiterhin ungehemmter
Neuverschuldung oberhalb der Defizitgrenzen vor allem seinen Schuldenstand auf mittlerweile fast 100% hochschraubte.
Dabei nur von den chronischen Schuldenmachern an erster Stelle Italien (mit aktuell ca. 132% Staatsschuldenquote) fast schon wie gewohnt,
noch übertroffen wird. Wenn man einmal nur die wichtigsten Volkswirtschaften des Euroraums nimmt.

Beides, FRA und ITA sind jene Länder, in denen sowohl die EU, als auch die EZB und IWF schon jahrelang die überfälligen
Strukturmaßnahmen und Reformen anmahnen. Geschehen ist jedoch nichts, ausser der Überheblichkeit als Rückmeldung,
"wir machen soviel Schulden, wie es uns gerade passt. Basta." - Dass man dafür auch noch das verständige Abnicken
und den Segen der EU-Kommission und natürlich auch aus Berlin bekam und weiter bekommt, ist mit ein Grund,
der die EU-Skepsis bei vielen Menschen gerade in Deutschland nicht verstummen lässt und gerade hinsichtlich
Eurobonds oder gemeinschaftlicher Schuldenhaftung/Transferleistungen die unguten Ahnungen nicht kleiner macht,
die das heissen, wenn man dem zustimmt, machen die erst recht nichts an Reformen, sondern einfach immer
weiter mit ihrer reformunwilligen Verschuldungspolitik.

Es ist einfach eine völlig falsche Darstellung der Faktenlage, Deutschlands Wirtschaftswachstum und dessen Binnennachfrage
als zu schwach anzusehen incl. der bestehenden Beschäftigungssituation in D, die noch nie so positiv und stabil war,
wie seit einigen Jahren. Während genau jene Länder wie FRA und ITA nicht von der Stelle kamen und auch in diesem
wichtigen und wachstumsfördernden Bereich der Beschäftigung vollkommen versagten und deren Binnennachfrage
stagnierte, auf zu niedrigem Niveau.

Manchmal frage ich mich wirklich, wo Sie die letzten drei bis vier Jahre gelebt haben? - Der Euroraum kann es nicht
gewesen sein. Denn dann müssten sie wissen, dass es gerade die Deutsche Wirtschaft und ihre Stabilität (=
Export und sehr robuste Binnenkonjunktur) war, die als größter und zahlungskräftiger Nachfrageraum
auch die Konjunktur der gesamten Eurozone abstützte und auch anderen Ländern lukrative Absatzschancen bot und
weiter bietet. Siehe Türkei, die in kein anderes Land mehr exportierte wie nach D.

btw: Ich habe früher gerne und aus Überzeugung ein französisches Auto gefahren. Es war für mich ein
Superangebot, genau richtig für mich, dieser R4. :)
Warum kaufe ich z.Zt. oder schon länger keine franz. Autos mehr? - Weil sie nichtssagend sind,
kurz, keinen Kaufgrund aufgrund irgendeines reinen Nutzenmehrwerts bieten oder wenigstens ideelle
Lifestyle- oder Designgründe versprechen, weil sie so indiskutabel hässlich sind, dass sie schon wieder
schön sind. Auf jeden Fall aber einfach anders.
Da sie genauso teuer sind, wenn nicht teurer, als KFZs beispielsweise aus D oder
aus Fernost, z.B. Japan oder anderen asiatischen Wettbewerbsländern, gab und gibt es
keine Grund, ausgerechnet franz. KFZs zu kaufen.

RENAULT...créateur d'automobile - Deutlicher, einfallsloser und sich selbst trotzig auf die Lobesschulter klopfend kann ein Werbespruch
kaum noch sein.

Zusammengefasst:
Ohne Ihnen persönlich nahetreten zu wollen, das liegt mir fern:
Ihre Argumentation kommt mir in etwa so vor wie eine Situation, wo zwei Kumpels gemeinsam den Arzt ihres Vertrauens besuchen.
Sie haben beide etwa gleich lange und schöne Beine.

Der Unterschied ist nur, dass der eine keine Geschwüre und Pusteln am Wadel hat, während der andere - mit beträchtlichen und unübersehbaren Schadstellen an denselben - einfach nicht
wahrhaben will, was ihm der Arzt sagt;
"Die Beulen an ihren Wadeln werden nicht verschwinden, wenn Sie eine Therapie mit guter Heilungsprognose verweigern, weil sie nicht hingucken wollen!
Sondern sich stattdessen lieber einreden, Sie hätten keine Beulen am Fuß, sondern ihr Kumpel aus D. Leider ist das Gegenteil der Fall.
Sie haben beträchtliche Pusteln und ausserdem Wasserbeine, was übrigens auch ihren Gang nicht schöner macht. Ihr Kumpel hingegen hat nur ein paar harmlose
Warzen am Knie und ein Wimmerl am Arsch." :D
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(24 Apr 2017, 13:54)

Ja, das ist überall zu hören. Vielleicht ist auch ein bißchen Zweckpessimismus dabei, damit man im Fall eines eingetretenen Unglücks nicht auch noch die Lacher gegen sich hat. Dennoch halte ich eine Umkehrung des bisherigen Wahlergebnisses für völlig ausgeschlossen... es sei denn, Herr Macron belüde sich mit einer schweren Schuld.
Das ist doch immer so. Man versucht die Leute zu mobilisieren um für einen zu stimmen.
Das geht besser indem man von einen knappen Ergebnis faselt und das Schreckgespenst FN schon als Sieger deklariert
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Ger9374 »

Die FN wird nicht Siegen.
Frankreich hat einen Reformstau!
Deutschland ist die Wachstumslokomotive der E.U
Alles Wahrheiten. Deutsche Produkte sind wettbewerbsfähig und nicht immer billig.
Der €uro hat vor und Nachteile.
Aber alles betrifft auch andere Volkswirtschaften!
Warum soll die Schwäche anderer immer der Deutschen Wirtschaft zur Last gelegt werden.
Das Gemisch stimmt einfach in Deutschland, zeigt sich ein Problem wird nicht weg gesehen sondern gehandelt. Tarifpartner, Regierung, alle sind auf Kompromisse zum Wohle aller Beteiligten aus.
Das zählt sich immer wieder aus.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von unity in diversity »

Ger9374 hat geschrieben:(26 Apr 2017, 00:13)

Die FN wird nicht Siegen.
Frankreich hat einen Reformstau!
Deutschland ist die Wachstumslokomotive der E.U
Alles Wahrheiten. Deutsche Produkte sind wettbewerbsfähig und nicht immer billig.
Der €uro hat vor und Nachteile.
Aber alles betrifft auch andere Volkswirtschaften!
Warum soll die Schwäche anderer immer der Deutschen Wirtschaft zur Last gelegt werden.
Das Gemisch stimmt einfach in Deutschland, zeigt sich ein Problem wird nicht weg gesehen sondern gehandelt. Tarifpartner, Regierung, alle sind auf Kompromisse zum Wohle aller Beteiligten aus.
Das zählt sich immer wieder aus.
Nach Macrons Vorwahlsieg gab es ein großes Frohlocken unter den einschlägig bekannten Duracell-Hasen.
Das war taktisch unklug.
Als gäbe es weder am 7.Mai noch im Juni etwas zu wählen.
Ger9374

Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Ger9374 »

unity in diversity hat geschrieben:(26 Apr 2017, 02:21)

Nach Macrons Vorwahlsieg gab es ein großes Frohlocken unter den einschlägig bekannten Duracell-Hasen.
Das war taktisch unklug.
Als gäbe es weder am 7.Mai noch im Juni etwas zu wählen.
Wer nicht le Pen will geht zur Wahl. Alles andere
Wäre Wahnsinn! Soweit vertraue ich unseren
Französischen Nachbarn . Niemand will wirklich ein anderes Ergebnis, kein Europäer und kein Demokrat. Wankt Frankreich dann hat auch Deutschland Grund zu zittern!
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

elmore hat geschrieben:(25 Apr 2017, 23:49)

Ich mache noch einen Versuch, dann gebe ich es auf.
Das ist auch nicht ergiebig, insbesondere die Ausführungen zur Staatsverschuldung sind völlig unsinnig.

Selbstverständlich hätte es auch in Frankreich und Südeuropa fiskalische Impulse größerer Art geben MÜSSEN, diese Länder wurden aber mit dem absurden "Stabilitätspakt" (was für eine euphemistische Bezeichnung) an die Kette gelegt.

Übrigens; niemand sagt, dass es in Frankreich (aber auch in Deutschland und viel mehr noch Italien) auch das ein oder andere Strukturproblem gibt, das ändert aber nichts daran, dass das akute Problem die mangelnde Nachfrage ist.
Strukturprobleme ohne Wachstumsimpulse in einer schwächelnden Wirtschfaft beheben zu wollen, ist sowieso unsinnig, wie hier (in Bezug auf Italien) auf den Punkt gebracht:

"They also correctly argue that:

Structural reforms (such as in justice, education, governance, and doing business), while necessary to modernize the country and improve the economic environment, won’t jumpstart any recovery any time soon, if at all.

They might have also said that these reform processes are more effective when the economy is growing strongly because resources are more mobile then.

Structural change always involved the necessity to shift productive resources from one use to another. Imposing these processes when there is substantially depressed demand for labour and slack sales, typically means that resources displaced from one sector under reform will become idle rather than be absorbed into growing sectors."

http://bilbo.economicoutlook.net/blog/?p=29092

Strukturreformen sorgen nicht für einen plötzlich wirtschaftlichen Aufschwung. Und Strukturreformen lassen sich besser in einer wachsenden Wirtschaft implementieren, weshalb es zunächst wichtig ist, wieder auf den Wachstumspfad zurückzukehren.

Zur deutschen Binnennachfrage: Angesichts eines Außenhandelsüberschuss von fast 9% der gesamten Wirtschaftsleistung von einer starken Binnennachfrage zu sprechen, ist ein schlechter Scherz, nicht mehr.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Wähler »

prime-pippo hat geschrieben:(26 Apr 2017, 07:21)
Strukturreformen sorgen nicht für einen plötzlich wirtschaftlichen Aufschwung. Und Strukturreformen lassen sich besser in einer wachsenden Wirtschaft implementieren, weshalb es zunächst wichtig ist, wieder auf den Wachstumspfad zurückzukehren.
Strukturreformen der öffentlichen Hand bedürfen am Anfang Investitionen und steigern erst einmal wenig den Umsatz oder das Wirtschaftswachstum. Frankreich kann sich nicht weiter im Inland und Ausland verschulden, sondern Macron will im Inland Personalkosten beim Staat sparen und für Investitionen nutzen. Inwieweit diese Investitionen auf die Staatsverschuldung in Brüssel angerechnet werden können, wird sich zeigen. Frankreich und Italien streben bekanntlich Aufweichungen beim Stabilitätspakt gegen den Widerstand Deutschlands an. Die wirtschaftspolitischen Vorstellungen dieser Länder werden sich wohl annähern müssen.
Wähler hat geschrieben:Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017(24 Apr 2017, 17:59)
http://www.zeit.de/politik/ausland/2017 ... hlprogramm
Zeit 20. April 2017 So wollen die Kandidaten ihr Land verändern
"Emanuel Macron
Investitionsplan über 50 Milliarden Euro
Soll zu großen Teilen aus der Verschlankung des Beamtenapparats kommen, einer Halbierung der Parlamentarierstellen – und damit auch deren Büros. Ein weiterer großer Teil soll die Umstrukturierung von Kranken- und Arbeitslosenversicherung einbringen. Wohin das Geld fließen soll: 15 Milliarden für Ausbildung, Weiterbildung und Umschulung von jungen Menschen und Arbeitslosen. 10 Milliarden in einen Innovationsfonds für Unternehmen. 15 Milliarden für die Energiewende. 5 Milliarden für Infrastruktur, 5 Milliarden für die Modernisierung der Administration."
Das wäre genau die richtige Gegenantwort zu Schäubles einseitiger Austeritätspolitik.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(26 Apr 2017, 04:47)

Wer nicht le Pen will geht zur Wahl. Alles andere
Wäre Wahnsinn! Soweit vertraue ich unseren
Französischen Nachbarn . Niemand will wirklich ein anderes Ergebnis, kein Europäer und kein Demokrat. Wankt Frankreich dann hat auch Deutschland Grund zu zittern!
Klingt vernünftig, scheint mir aber dennoch gefährlich zu sein: Wenn die drohende Gefahr gebannt erscheint, warum dann noch in Schweiß kommen? So könnte es zu einer hohen Stimmenthaltung kommen. Einmal, weil der Mensch bequem ist, dann aber auch, weil der eigene Wunschkandidat nicht mehr im Spiel ist. Hoffen wir, daß die Anhängerschaft LePens ebenfalls keine besondere Lust mehr hat.

Weiterhin möchte ich Sie ermutigen: Deutschland muß nicht zittern, wenn Frankreich schwächelt. Dann müssen wir uns umgewöhnen, was ich allerdings für sehr bedauerlich hielte. Natürlich müssen wir die deutschen Tugenden "teuer, aber gut" hartnäckig hoch halten. Nur Betrüger im weißen Kragen müssen wir uns aus dem Pelz kämmen. Mit dem Ruf "Betrüger" kann man schnell seinen Vorteil am Markt einbüßen.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Alter Stubentiger »

DarkLightbringer hat geschrieben:(25 Apr 2017, 18:08)

So ungefähr würde ich das verstehen, wobei es allerdings nicht zu ruckartig sein sollte.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/h ... -1.3468908

"Goodies" könnten auch sein, die Wochenarbeitszeit zu verringern, Fristverträge zu begrenzen, das Renteneinstiegsalter abzusenken, etcetera.
Du solltest nicht alles zu einer Preisfrage machen. Lohnkosten sind nur ein Aspekt. Und in den Bereichen der Exportindustrie wo Lohnkosten eine Rolle spielen wurde schon vor vielen Jahren nach Rumänien, Bangladesh und China ausgelagert. Der Erfolg der deutschen Industrie hat andere Gründe. Vorsprung durch Technik. Durch eine gut ausgebildete Arbeitnehmerschaft. Wenn die Franzosen da nicht aufholen wird es nie was mit dem Aufschwung.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Alter Stubentiger »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 19:37)

Der FAZ-Artikel? Der subsummiert alle möglichen Faktoren zur Wettbewerbsfähigkeit, ich meinte rein den preislichen Aspekt.



Das ist für den hier betrachteten Aspekt völlig irrelevant, ob die deutschen Autos besser oder teurer sind, deutsche Exporte sind generell (selbst wenn sie teurer sein sollten) immer noch relativ zu günstig.

Hätte Deutschland die Mark noch, würde diese aufwerten und damit einfach alle Produkte teurer machen, fertig.
Der FAZ-Artikel beruht auf Fakten einer international renommierten Untersuchung die jedes Jahr stattfindet. Und natürlich ist der Preis nur ein Faktor sich für ein Produkt zu entscheiden. Deine Behauptung deutsche Exporte wären "günstig" ist ziemlicher Unfug. Warum trotzdem der Absatz stimmt habe ich dir als jemand der in der Wirtschaft tätig ist lang und breit erklärt.

Aber du verstehst es einfach nicht weil du viel zu verbohrt bist und deine Filterblase nicht verlassen kannst.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von DarkLightbringer »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(26 Apr 2017, 16:08)

Du solltest nicht alles zu einer Preisfrage machen. Lohnkosten sind nur ein Aspekt. Und in den Bereichen der Exportindustrie wo Lohnkosten eine Rolle spielen wurde schon vor vielen Jahren nach Rumänien, Bangladesh und China ausgelagert. Der Erfolg der deutschen Industrie hat andere Gründe. Vorsprung durch Technik. Durch eine gut ausgebildete Arbeitnehmerschaft. Wenn die Franzosen da nicht aufholen wird es nie was mit dem Aufschwung.
Macron schlägt u. a. einen Schutzmechanismus gegen Dumping vor, etwa den Stahl aus China betreffend.

Und natürlich ist es wichtig, die hart arbeitenden Menschen am "Vorsprung" teilhaben zu lassen. Ein Vorsprung kann ja nicht den Sinn haben, dass es möglichst vielen schlecht geht.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Senexx »

DarkLightbringer hat geschrieben:(26 Apr 2017, 19:25)

Macron schlägt u. a. einen Schutzmechanismus gegen Dumping vor, etwa den Stahl aus China betreffend.
Frankreich produziert ja selbst nur noch wenig Stahl, nur noch 14 Mio. t im Jahr. Mit Schutzzöllen wird das nicht viel mehr werden, Arbeitsplätze bringt das dann kaum. Dafür werden dann aber französischen Autos teurer und noch unverkäuflicher.

Es ist noch zu früh, über Macron den Stab zu brechen.

Aber es könnte sein, dass er da weitermacht, wo schon Hollande gescheitert ist. Wäre kein Wunder. Schließlich war er sein Wirtschaftsminister. Und er ist ENArch. Das sind die, die Frankreich regieren, ausgebildet auf einer Kaderschmiede, mit überbordendem Selbstbewusstsein geimpft, und bar jeglicher Sachkenntnis, voller Selbstüberschätzung. Diejenigen, die Frankreich dorthin geführt haben, wo es eben heute steht: De-Industrialisiert, siech.

Sie haben das nicht zufällig herbeigeführt, das war Programm, die De-Industrialisatierung, nicht das Siechtum. Tertiarisierung hieß die Parole.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

Senexx hat geschrieben:(26 Apr 2017, 22:09)

...

Es ist noch zu früh, über Macron den Stab zu brechen.

...
Aus meiner Sicht sollten wir den Mann jetzt erst einmal mit sehr viel Wohlwollen in die Stichwahl begleiten und abwarten, ob er sich nach Beratung mit seinen deutschen Partnern an die Arbeit macht. Das unterschiede ihn nämlich von den Besserwissern, die sich zu Anfang der Präsidentschaft Hollande jede deutsche "Einmischung" sehr energisch verbaten. Bisher habe ich die Signale so verstanden, daß ein Präsident Macron die Zusammenarbeit mit seinen deutschen Partnern sucht. Wie anders soll ansonsten der gute Wille entwickelt werden, ihn bei seiner Arbeit deutscherseits nach Kräften zu unterstützen?
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(27 Apr 2017, 14:48)

Aus meiner Sicht sollten wir den Mann jetzt erst einmal mit sehr viel Wohlwollen in die Stichwahl begleiten und abwarten, ob er sich nach Beratung mit seinen deutschen Partnern an die Arbeit macht. Das unterschiede ihn nämlich von den Besserwissern, die sich zu Anfang der Präsidentschaft Hollande jede deutsche "Einmischung" sehr energisch verbaten. Bisher habe ich die Signale so verstanden, daß ein Präsident Macron die Zusammenarbeit mit seinen deutschen Partnern sucht. Wie anders soll ansonsten der gute Wille entwickelt werden, ihn bei seiner Arbeit deutscherseits nach Kräften zu unterstützen?
Es wäre allerdings ein Fehler, ein Zugehen von französischer Seite als Bittstellerei zu interpretieren.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(27 Apr 2017, 14:52)

Es wäre allerdings ein Fehler, ein Zugehen von französischer Seite als Bittstellerei zu interpretieren.
Ganz im Gegenteil hielte ich das Streben des Franzosen nach gemeinsamen Entscheidungen für eine Auszeichnung und ein dickes Lob, das sich auch die deutsche Seite verdienen muß. Ich meine, daß es die deutschen Partner nicht an Respekt fehlen lassen werden... bei der Erfolgsgeschichte bis hin zur Präsidentschaft.

Ich hatte es ja schon einmal ausgebreitet: Wo Deutschland Frankreich helfen kann, seine Schwächephase zu beseitigen, da sollte Deutschland das im Rahmen seiner Möglichkeiten tun. Der Rest ist Wohlwollen und ... Vertrauen.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Alter Stubentiger »

DarkLightbringer hat geschrieben:(26 Apr 2017, 19:25)

Macron schlägt u. a. einen Schutzmechanismus gegen Dumping vor, etwa den Stahl aus China betreffend.

Und natürlich ist es wichtig, die hart arbeitenden Menschen am "Vorsprung" teilhaben zu lassen. Ein Vorsprung kann ja nicht den Sinn haben, dass es möglichst vielen schlecht geht.
Richtig. Man muß sich aber klar machen daß Stahl so oder so keine Zukunft mehr hat. Deutsche Schwermetallfirmen wie MAN oder ThyssenKrupp bauen deshalb Fabriken für für industrielle 3D-Produktion von Werkstücken im Ruhrgebiet. Frankreich und die USA dagegen meinen mit einem Schutz gegen Stahlimporte ihre Zukunft sichern zu können. Da weiß man warum D. so gut da steht und die USA/Frankreich immer weiter zurückfallen. Es ist keine Frage der Entlohnung. Wenn eine Firma wie Daimler Lohndumping über Werksverträge betreibt dann nur aus Gründen der Gewinnoptimierung. Und nicht um jetzt billiger als Renault oder Chevrolet zu sein. Sieh mal. Ich bin auch gegen den Mißbrauch von Werksverträgen oder Zeitarbeit. Nur den Franzosen und Amerikanern muß klar werden das ihre Probleme woanders liegen.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(27 Apr 2017, 15:14)

Richtig. Man muß sich aber klar machen daß Stahl so oder so keine Zukunft mehr hat. Deutsche Schwermetallfirmen wie MAN oder ThyssenKrupp bauen deshalb Fabriken für für industrielle 3D-Produktion von Werkstücken im Ruhrgebiet. Frankreich und die USA dagegen meinen mit einem Schutz gegen Stahlimporte ihre Zukunft sichern zu können. Da weiß man warum D. so gut da steht und die USA/Frankreich immer weiter zurückfallen. Es ist keine Frage der Entlohnung. Wenn eine Firma wie Daimler Lohndumping über Werksverträge betreibt dann nur aus Gründen der Gewinnoptimierung. Und nicht um jetzt billiger als Renault oder Chevrolet zu sein. Sieh mal. Ich bin auch gegen den Mißbrauch von Werksverträgen oder Zeitarbeit. Nur den Franzosen und Amerikanern muß klar werden das ihre Probleme woanders liegen.
Könnten Sie mir bitte einige Stichworte für für industrielle 3D-Produktion von Werkstücken geben, weil mir nicht ganz klar ist, was sich dahinter verbirgt. Hat ja mit dem Thema nicht so sehr viel zu tun, aber diese Sache interessiert mich doch sehr!
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von DarkLightbringer »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(27 Apr 2017, 15:14)

Richtig. Man muß sich aber klar machen daß Stahl so oder so keine Zukunft mehr hat. Deutsche Schwermetallfirmen wie MAN oder ThyssenKrupp bauen deshalb Fabriken für für industrielle 3D-Produktion von Werkstücken im Ruhrgebiet. Frankreich und die USA dagegen meinen mit einem Schutz gegen Stahlimporte ihre Zukunft sichern zu können. Da weiß man warum D. so gut da steht und die USA/Frankreich immer weiter zurückfallen. Es ist keine Frage der Entlohnung. Wenn eine Firma wie Daimler Lohndumping über Werksverträge betreibt dann nur aus Gründen der Gewinnoptimierung. Und nicht um jetzt billiger als Renault oder Chevrolet zu sein. Sieh mal. Ich bin auch gegen den Mißbrauch von Werksverträgen oder Zeitarbeit. Nur den Franzosen und Amerikanern muß klar werden das ihre Probleme woanders liegen.
Der Stahl aus China wird allerdings subventioniert. Macron ist erklärtermaßen nicht gegen Freihandel, sondern gegen unfairen Wettbewerb im Freihandel.
Und die deutschen Arbeitnehmer sind auch an einer Gewinnoptimierung interessiert, da sehe ich keine prinzipiellen Hindernisse.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Alter Stubentiger »

H2O hat geschrieben:(27 Apr 2017, 15:21)

Könnten Sie mir bitte einige Stichworte für für industrielle 3D-Produktion von Werkstücken geben, weil mir nicht ganz klar ist, was sich dahinter verbirgt. Hat ja mit dem Thema nicht so sehr viel zu tun, aber diese Sache interessiert mich doch sehr!
Es geht darum Werkstücke "in einem Stück" zu produzieren die vorher z.B. aus einem Metallblock herausgefräst werden mussten oder aus mehreren Teilen zusammengesetzt wurden. War gestern in Nano auf 3Sat.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Nomen Nescio »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(27 Apr 2017, 16:44)

Es geht darum Werkstücke "in einem Stück" zu produzieren die vorher z.B. aus einem Metallblock herausgefräst werden mussten oder aus mehreren Teilen zusammengesetzt wurden. War gestern in Nano auf 3Sat.
3D-drucken ??
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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